Leschaudu - Jo Walsdorff - E-Book

Leschaudu E-Book

Jo Walsdorff

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Beschreibung

Leschaudu ist das burmesische Äquivalent zu 'Wanderer'. Und das ist ein wenig die Art und Weise, wie ich reise. Nie mit einem festen Ziel sondern mich eher suchend in einem Land bewegen und Land und Leute kennenlernen. Die Sammlung in diesem Buch umfasst meine Alleinreisen in den Jahren 2013 - 2016, quasi meine Lehrjahre. Aber die sind noch lange nicht vorbei...

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Seitenzahl: 633

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Vorwort

Über Leschaudu

Die Voraussetzungen

Malaysia 2013

China 2013

Thailand (1) 2013

Laos 2013

Thailand (2) 2013

Kambodscha 2013

Thailand (3) 2013

Meine Nichten

Thailand 2014

Bali / Indonesien 2014

Mutprobe

Rio de Janeiro 2015

Nachspiel Rio

Incredible India

Indien 2016

Nachwort

Werbung

Umschlagbild: Frau auf dem Fischmarkt in Sittwe/Myan-mar 2017

Leschaudu

Vorwort

Nichts hat sich geändert. Ich reise gerne und ich schreibe gerne. Immer wieder. Das Schreiben hat in der Schule angefangen. Ich habe im Deutschunterricht immer gerne Aufsätze geschrieben. Dann wurde es still um dieses Hobby. Aber als ich dann 2006 meine erste Fernreise mit meiner Frau Dagmar gemacht habe, ging es wieder los.

Ich habe jeweils im Hotel abends auf dem bereitliegenden Notizpapier kleine Notizen gemacht über die Ereignisse des Tages. Ich wollte nichts vergessen und so entstand eine kleine Dokumentation, die ich nach Rückkehr zu einem kleinen Reisebericht zusammenführte. Mein erster Reise-Report. Der kam im Intranet der Firma, für die ich damals arbeitete, gut an und ermutigte mich, die Reise im kommenden Jahr wieder aufzuzeichnen und als Bericht herauszugeben.

Dann wurde es ein Selbstläufer. Ich nahm ein Notebook mit und schrieb den Bericht schon unterwegs jeden Abend. Und dann kamen die iPads auf und das Ganze wurde komfortabler für mich.

Jetzt begann ich auch, an einen ausgewählten Freundeskreis den jeweiligen Tagesbericht per Mail zu versenden; auch das kam gut an. Das erste Mal, das ich das tat, war auf der Reise nach Malaysia, die gleich hier zu lesen sein wird.

Und dann begann ich, inspiriert durch meine Nichte Lisa, die ein Semester auf Bali verbracht hatte, ein Blog zu veröffentlichen. Das mache ich auch heute noch. Und seit 2017 bin ich dazu übergegangen, die jeweiligen Reisen als Buch zu verarbeiten; eine Übersicht ist im Anhang.

Dieses Buch ist das 2. Buch, das ich im Nachhinein herausgebe. Im April 2021 ist mein Buch ‚Vom betreuten Reisenden zum Backpacker‘ erschienen, in dem ich die ‚alten‘ Reisberichte von den Touren, die ich mit Dagmar unternommen habe, in einem Buch zusammengefasst habe.

Hier will ich nun die Berichte zusammenführen, die von den Reisen handeln, die ich alleine unternommen habe. Das begann im Jahr 2013 und endete dann 2016, weil die danach folgenden Trips, wie gesagt, bereits als Buch erschienen sind.

Beide Projekte, das ‚Vom betreuten Reisenden zum Backpacker‘ und das ‚Leschaudu‘ waren willkommene Projekte in der Lockdown-Zeit von Corona.

Über Leschaudu

Ich möchte zuerst über Leschaudu sprechen. Ich war mit Daggi 2012 in Burma und wir haben unter anderem auch Bagan besucht. Eines Abends waren wir in einer Garküche und haben da lecker gegessen. Dabei haben wir Juju kennengelernt. Eine junge, hübsche Frau, die uns bediente und die auch sehr neugierig war. Wir kamen ins Gespräch und sie erzählte ein wenig über das Land und ihr Leben. Dann fragte sie uns aus über unsere Reise und unsere Eindrücke.

Sie mochte die Art, wie wir reisen: nicht mit einem bestimmten Ziel wie im Urlaub (also z.B. nur nach Rangoon und wieder zurück), sondern dass wir nahezu ziellos durch das Land reisen und uns so viel wie möglich ansehen.

Sie sagte dann, dass das burmesische Wort dafür ‚leschaudu‘ sei. Übersetzt heißt das ‚gehen ohne Ziel oder gehen im Kreis‘

Man benutzt es gerne bei den Mönchen, die sich bei ihren Wanderungen über Land treiben lassen und da hin gehen, wo sie gebraucht werden. Somit ist ‚ziellos‘ nicht negativ belegt.

Bei den Mönchen wird es auch benutzt, wenn ihre Weisheit so weit fortgeschritten ist, dass sie die Erleuchtung anstreben. Dann gehen sie ziellos oder im Kreis, weil sie angekommen sind. Leschaudu!

In unserer Welt ist Leschaudu eigentlich ‚Wandern‘. Vor allem, wenn man sich darauf besinnt, dass die Handwerksburschen auf Wanderschaft ja auch überwiegend ziellos unterwegs sind. Sie wandern von Handwerksmeister zu Handwerksmeister bis sie so viel gelernt haben, dass sie selber Meister werden können.

Das Wandern im Sinne von Trekking, das wir kennen, gibt es im burmesischen Wortstamm nicht. Dafür ist das Land zu arm.

Mir aber gefiel diese Geschichte und das Wort und in der Folge habe ich mir Leschaudu in den wunderschönen burmesischen Schriftzeichen als Tattoo stechen lassen.

Ich hatte es mit mir Google-Translate im Internet herausgesucht, aber meine Tätowiererin riet mir, das besser zu verifizieren; die Zeichen würden nicht immer stimmen. Ich dachte dann dabei an die vielen Witze, die es über chinesische Schriftzeichen gibt. Da denkt man, man lässt sich das Wort ‚Weisheit‘ oder ‚Glück‘ stechen, aber in Wirklichkeit steht da ‚Einwohnermeldeamt‘ oder ‚Buchdeckel‘.

Also schrieb ich die burmesiche Botschaft in Berlin an und bat um Hilfe. Als ich dann später in Burma unterwegs war und dann auch mal meinen Arm entblößte, sahen die Burmesen das Tattoo und ich erfuhr: ja, das hieß wirklich Leschaudu. Es war immer befremdlich, wenn ich durch die Straßen ging und Leute dann vereinzelt auf meinen Arm schauten und verwundert ‚Leschaudu‘ murmelten. Aber das würden wir hier auch machen, wenn hier jemand ein deutsches Wort auf seinen Arm geschrieben hätte…..

Später habe ich mit dann die Worte ‚Ta ong gala‘ tätowieren lassen. Das ist Filipino und heißt ‚ein Mann geht‘; das Wort ‚Wanderer‘ gibt es auch hier nicht. Ich habe mir den Schriftzug allerdings in Alibata (oder Baybayin) stechen lassen, dass ist die alte Schriftsprache auf den Philippinen.

Mir erschien das Wort ‚Leschaudu‘ als ein würdiger Titel für das vorliegende Buch.

Die Voraussetzungen

Und wie ging das los? Das Reisen hat mich schon seit Jahren fasziniert und ich war seither verliebt in Asien. Das beweisen die vielen Reisen, die ich mit Dagmar hierher unternommen habe. Und ich verbringe auch gerne viel Zeit mit Dagmar und teile Eindrücke und Erlebnisse mit ihr.

2013 aber bin ich alleine auf Reisen gegangen. 2 Dinge waren die Auslöser dafür.

Da war einerseits meine Arbeit. Ich war IT-Manager in einer Firma, die an die Kraft der IT geglaubt hat und sie als Produktionsfaktor gesehen hat. Mit IT kann man Geld verdienen. Viele sehen die Datenverarbeitung eher als Kostenfaktor und sparen gerne. Bei uns war aber IT-Budget nie ein Problem. Wenn die Organisation etwas wollte, war das Geld immer vorhanden.

Das machte meinen Job leichter, aber ich hatte auch jede Menge zu tun.

Ich war aber auch Change-Manager und so in alle Change-Prozesse involviert oder ich habe die Veränderungsbewegungen geleitet. Und ich war Projektmanager für Großprojekte. Das konnte ich ganz gut und die Firma wußte das auch.

Arbeit war weit mehr als genug da.

Dann hatte ich 2003 einen schweren Motorradunfall und war lange Zeit im Krankenhaus und in der Reha.

Und hier fängt die Geschichte an. Im Krankenhaus kann man keinen Urlaub nehmen, und so blieb der Resturlaub stehen. Im Jahr meiner Rückkehr haben wir ein neues Programmsystem implementiert. Ich hatte das schon von der Klinik aus vorbereitet, aber als ich dann zurückkam, lag noch die Knochenarbeit in meinem Team vor uns. Wieder keinen (oder nur wenig) Urlaub.

Es folgten IT- und andere Projekte, ich kam zusätzlich noch ins Advisory Board im Konzern und 2008 und 2009 wechselte ich komplett für fast 2 Jahre in den Konzern nach Amsterdam. Ich machte jedes Jahr meinen Urlaub, aber meist nur 3 Wochen mit Dagmar entweder auf dem Schiff in Holland, wo wir auf Meeren, Seen und Flüssen kreuz und quer durch das Land fuhren oder später dann auch in Griechenland. Oder ich fuhr halt meist im Winter irgendwohin nach Asien.

Aber es waren immer nur 3 Wochen.

Parallel dazu war ich mit Urlaubstagen auch geizig. Ich hatte z.B. zwischen Weihnachten und Neujahr nie was vor, wenn ich in Deutschland war, also ging ich arbeiten, statt Urlaubstage zu verschwenden. Jeder genommene Urlaubstag war sorgfältig durchdacht und den Rest habe ich (ohne nachzudenken) auf meinem Urlaubskonto gelassen.

Und da meine Tätigkeiten im Projekt für die Firma wichtig war, ließ man mich damit auch in Ruhe.

Im Jahr 2012 hatte ich dann fast 100 Tage auf meinem Konto.

Der Personalchef kam zu mir und meinte: Das geht so nicht. Die Wirtschaftsprüfer machen schon Ärger, weil so etwas nicht erlaubt ist. Wir müssen den Urlaub auszahlen!

Das aber wollte ich nicht. Nach Abzug der Steuern ist das definitiv kein Equivalent zu der wertvollen Zeit! Was willst du dann? 3 Monate Urlaub machen?

Die Idee hatte was.

Ich sprach mit unserem CFO, meinem Chef. 3 Monate Urlaub. Geht das?

Er hielt Rücksprache mit dem Management-Team und ja: es ging.

Was nun? Ich fing an, nachzudenken.

Heldentaten zum 60. Geburtstag

Beeinflusst wurde ich durch Freunde. Dadurch hatte ich prinzipiell 2 Optionen. Die eine Option war: Weltreise.

Ein ehemaliger Kommilitone hatte sich im Studium 2 mal ein Round-the-world – Ticket gekauft und war um die Welt geflogen. Das hörte sich interessant an. Ich begann, die Angebote im Web zu durchforsten, aber da war für mich nichts wirklich überzeugendes dabei. Ich wandte mich an die Mitglieder in einem Reiseforum und das feedback war eindeutig: 3 Monate sind zu kurz. Man braucht für eine Weltreise 1 Jahr. Damit rückte die Weltreise nach hinten.

Nun zu der Einflussnahme meiner Freunde. Der eine ist mehr ein Verwandter, Bernd. Er ist aus einer entfernten Familienlinie und ich habe ihn nur einmal gesehen. Ich habe aber mit seinem Sohn Kontakt und von dem hatte ich erfahren, dass sein Vater zu seinem 60. Geburtstag etwas Besonderes machen wollte.

By the way: 2013 sollte ich auch 60 werden.

Bernd hatte einen Platz in einem Container günstig erworben und hat sein Motorrad, eine Honda Varadero (das ist eine große Reiseenduro) in Hamburg verladen lassen und sie nach Buenos Aires / Argentinien verschifft. Dann ist er dahin nachgeflogen und ist mehrere Monate lang in Richtung Süden nach Patagonien gefahren und dann, an der Westküste durch Chile bis Santiago de Chile gereist. Von dort aus ist er dann nach 3 Monaten wieder nach Deutschland geflogen.

WOW! Coole Nummer. Alleine mit dem Motorrad durch Südamerika. Über Berge, durch Wüsten, durch Schnee……WOW! Der hat Nerven!

Und da war John. John war ein Freund/Kollege aus Schottland, mit dem ich mal 1 ½ Jahre lang zusammen in einem Team war. Ein netter, weltgewandter Typ. Der hatte zu seinem 60. Folgenden Plan!

Es gibt da dieses Whitbread round the world race (heute Volvo Round the world race). Das wird alle 4 Jahre ausgetragen und da geht es in 4 Etappen um die Welt unter Rennbedingungen. Man segelt mit gigantischen 60-Fuß-Schiffen, die in der Regel speziell für das Rennen gebaut werden. Es ist neben dem Vende Globe die härteste Segelregatta, die es gibt.

Wenn das Rennen vorbei ist, werden die Rennschiffe verkauft, weil keiner, der siegen will, mit einem 4 Jahre alten Schiff startet.

Und hier beginnt die Story. Eine englische Firma kauft die Yachten und baut sie leicht um. Die Takelage bleibt, wie sie ist, aber innen, in der Kajüte, werden richtige Kojen eingebaut, es gibt eine richtige Pantry und auch eine abgeschlossene Toilette. Die Rennboote sind normalerweise leere Hüllen mit max. 2 Rohrkojen (die Mannschaft ist fast immer an Deck) und mitten im Raum steht ein Pumpklo. So aber war das Schiff etwas komfortabler.

Nun konnte man sich da einkaufen. Für fast 6.000 GBP konnte man eine Strecke unter (fast) Regattabedingungen mitfahren. Langsam fahren kann man mit den Schiffen mit ihren riesigen Masten und der gigantischen Segelfläche nicht. Das war kein Spaziergang. Im Vorfeld wurde vorzugsweise bei schlechtem Wetter im Englischen Kanal mehrmals trainiert bevor es dann auf die Reise ging. Die führte von Southampton nach Rio de Janeiro.

Und nun ging John mit 6 anderen Gästen, einem Profi-Skipper und einer Deckshand auf die Strecke in einem virtuellen Wettbewerb zu den Crews, die vor ihm gefahren waren und denen, die noch kommen würden. Das schürte den Ehrgeiz und wie ich später erfahren sollte, war das mitunter auch sehr hart.

So weit zu den Heldentaten meiner Freunde. Und was würde ich tun?

Alleine auf Tour gehen. Mit einem Rucksack. Vielleicht nach China?

Wie bin ich nur auf die Idee gekommen? Ich war noch nie alleine unterwegs. Alleine: das war sicher langweilig und auch beängstigend. Was würde ich tun, wenn irgendwas schief ginge? Mit wem sollte ich mich unterhalten? Nein, alleine, das ging nicht. Und China? Dieses ferne und sehr fremde Land?

Ich habe einen Kollegen/Freund in Guangzhou/China. Er ist IT-Manager in der Konzernschwester, die wir dort haben.

Als wir mal wieder ein gemeinsames Treffen in Utrecht/Holland hatten, empfahl ich ihm: Kauf dir ein Ticket, aber 3 Tage früher. Dann flieg nach Amsterdam und setze dich da in einen Zug nach Düsseldorf. Und ich hole dich dann hier ab und wir haben eine gute Zeit zusammen. Er sagte zu und freute sich.

Dann fragte ich: was willst du sehen? Städte? Natur? Kultur? Seine Antwort: Er würde gerne sehen, wie die Deutschen so leben / wohnen. Weil er es nicht wusste und weil er es sich nicht vorstellen konnte.

Und genau so ging es mir. Ich konnte mir China und die Chinesen auch nicht vorstellen und da sollte ich 3 Monate lang hinfahren? Never!

Ich überlegte weiter. Vielleicht eine Kombination. Wo könnte man noch hinfahren? Malaysia! Das hörte sich gut an. Und vielleicht doch mal Thailand. Vielleicht mit einem Leihwagen?

Und so wuchs der Plan: Malaysia, Thailand und China. Nein, China am Schluß war schlecht. Die ganze Zeit mit der Angst, da noch hin zu müssen, vor der Nase? Keine gute Idee. Aber China am Anfang? Von 0 auf 100? Nein!

Und so kam es: China in die Mitte, Malaysia an den Anfang und Thailand ans Ende. Das könnte gehen.

Und so entstand Schritt für Schritt ein Plan. Ich begann, Reiseführer zu lesen, in Foren zu forschen und mich langsam vorzubereiten.

Aber ich hatte Schiss! Jede Menge.

Gefahren bin ich im Februar, davor lag das Weihnachtsfest. Ich hatte mich mit Führungskräften aus ganz Deutschland zu einer kleinen informellen Weihnachtsfeier verabredet. Wir wollten uns in der Kölner Altstadt treffen, da was essen und trinken. An dem Tag musste ich nach Würzburg, aber das klappte gut. Einen Tag vorher mit dem Zug dahin und dann am frühen Nachmittag mit der Bahn von Würzburg nach Köln. Dort packte ich meine Koffer in ein Schließfach und stieß zu der Truppe.

Wir hatten einen schönen Abend mit viel Bier und einigen Kurzen und kurz nach Mitternacht verabschiedete ich mich und fuhr nach Hause, während viele der anderen in Köln in einem Hotel blieben. Also lief ich zum Kölner Bahnhof und sah mich um. Wo ist mein Koffer? Wann fährt der Zug? Wo kriege ich mein Ticket? Wo ist das Gleis?

Ich gebe zu: um diese Uhrzeit und mit dem Bier im Kopf überforderte das mich etwas. Ich habe es natürlich geschafft und bin auch unbeschadet nach Hause gekommen, aber ich dachte: wenn dich der Kölner Bahnhof schon so stresst: was willst du alleine in der Welt oder sogar in China? Aber ich ließ nicht von der Idee ab und ging auf Reisen!

Alleine. Mit Rucksack! In Länder, die ich nicht kannte! Deren Sprache ich nicht konnte. Mit Währungen, die mir in der Euro-Welt sehr unbekannt vorkamen. Chappeau! Super Idee!

Malaysia

Von Düsseldorf über Abu Dhabi und Kuala Lumpur nach Kuching / Borneo

Reiseroute in Malaysia

Düsseldorf Abu Dhabi

Es war wirklich ein schwerer Abschied. War es die Tatsache, dass wir jetzt seit 15 Jahren nie wirklich getrennt waren oder war es dieses unglaubliche Vorhaben?

Aber es hat alles gut geklappt. Das Einchecken ging schnell und die Warterei war erträglich. Die Maschine von Ethiad war großes Kino: Ein komplettes Entertainment-Center und Wlan und Telefonie. Ich habe die letzteren beiden Services nicht genutzt (der Sinn der Reise ist ja auch, diesen Dingen mal zu entsagen :-)) aber ich war beeindruckt. Außen waren jeweils 2er Sitze und in der Mitte eine 4er-Reihe. Es war auszuhalten.

Die Einreise in Abu Dhabi dauerte ein wenig und wir waren auch leicht verspätet, aber auch das gehört dazu. Ich bin dann zum Busbahnhof und nach 2xFragen (und 20x Taxifahrer abschütteln) bin ich dann ins Zentrum gefahren.

Total zufällig bin ich auch an der richtigen Haltestelle ausgestiegen, und nach mehreren Nachfragen stand ich dann vor dem Centre Ville Hotel.

Abu Dhabi stellt sich mir als Stadt mit hohen Häusern (>15 Etagen), breiten Straßen (die Hauptstraßen sind 12-Spurig) und schnellen Autos dar. Viele SUVs, aber auch jede Menge fette Daimler, BMW, Ferrari & Co. Arm sind die hier nicht. Es gibt aber auch nichts Gewachsenes, die Stadt wurde in den 70ern aus dem Staub heraus gebaut.

Bis jetzt waren die Leute hier alle sehr freundlich und zuvorkommend. Morgen will ich mich hier mal umsehen und mir die wenigen Sehenswürdigkeiten mal ansehen. Und morgen Nacht geht es dann weiter nach KL....

Tag 2 Abu Dhabi

Ich habe erst mal ausgeschlafen, um den Zeitunterschied in den Griff zu bekommen. Frühstück gab es keines, aber es war Kaffee und Tee auf dem Zimmer, das war schon mal ein Start.

Ich bin dann los und habe die Stadt auf mich wirken laßen. Groß ist es hier. Und sauber. Hier gibt es keine romantischen Altbauten, man sieht ab und zu mal ältere, leerstehende Hochhäuser, die jetzt wohl (wegen der citynahen Lage) neuen und vor allem höheren Hochhäusern weichen müssen.

Ich bin einer der wenigen Fußgänger, hier fährt man oder man lässt sich fahren.

Die Leute hier sind generell freundlich. Wenn man nach dem Weg fragt, bekommt man nicht immer die richtige Antwort, aber freundlich und hilfsbereit sind die. Neben den Männern und Frauen in der traditionellen Kleidung gibt es aber auch europäisch gekleidete Araber, aber auch viele Asiaten und einige farbige. Na ja, wir sind hier in Asien und Afrika ist nicht weit.

Beim Spazierengehen zieht ein Geschäft mit der Aufschrift EROS meine Aufmerksamkeit auf sich. Es ist aber ein Elektroladen. Hätte mich hier auch schwer gewundert. Sehr schön ist auch die Persil-Reklame hier. Eine in schwarz verschleierte Frau (mir fällt hier leider immer der Vergleich mit den Dementoren ein (sorry)) schwört auf Persil, weil es so schön schwarz wäscht. Hammer!

Bis zu dem neuen Hochhausprojekt in Abu Dhabi sind es nur ein paar Blocks, allerdings läuft man trotzdem ganz schön lange, bis man einen Block geschafft hat. Man kann die Zwilingstürme schon von weitem sehen, aber sie kommen kaum näher.

Zwischendurch suche ich mal Kühlung in einer der vielen Shopping-Malls. Die Dinger sind riesig, aber konzeptionell wie die Malls hier. Jede Menge Textil, Schmuck, Elektrokram für den Vater und irgendwo im Keller Lebensmittel. Die Preise sind etwas niedriger, als bei uns.

Toll fand ich einen Laden, der traditionelle Männerkleidung verkaufte. Diese Kaftane mit den Handtüchern als Kopfbedeckung.

Die Dekoration von 2 Puppen (ein Mann und ein Kind) bestand aus Spielzeug-Maschinengewehren. Andere Länder......

Irgendwann bin ich dann bei den neuen Hochhäusern angekommen. WOW. Die sind echt hoch. 27 Aufzüge gibt es pro Turm. Das sind für mich als Düsseldorfer ungewohnte Dimensionen. Ich kam mir schon wer-weiß-wie vor, als ich bei Siemens im 11. und dann später im 13. Stock gearbeitet habe.

Es gibt leider kaum Kneipen oder Lebensmittelläden. Mal zwischendurch hinsetzen ist nicht. Was zum Sitzen findet man nur in den Malls. Und Wasser ist auch nicht einfach zu bekommen. Leichter ist es dann mit Handys. Die gibt es hier überall.

Aber ich finde immer mal wieder einen Shop mit Wasser, das brauche ich aber bei der Hitze. Es sind hier so um die 26 / 28 Grad, wie soll das erst in Malaysia oder Thailand werden? Mittags esse ich eine leckere Falafel und danach muss ich leider aus meinem Zimmer raus, aber ich kann zumindest den Rucksack im Hotel lassen. Ich werde ihn da so gegen 20h abholen und dann langsam zum Airport fahren.

Ich war dann noch bei einem guten Libanesen und habe mir ein leckeres Hühnchen gegönnt. Danach bin ich dann zum Busbahnhof und ein netter Araber zeigte mir dann, wo der A1 losfuhr. Das tat er, nicht ohne vorher mit offensichtlich deutlichen Worten den Taxifahrern klarzumachen, dass sie mich in Ruhe lassen sollten. Das haben sie prinzipiell auch getan, nur einer, ein kleiner Inder aus Kerala, der in Trivandrum Technik studiert hat und der des Geldes wegen in AD war, und der seine Familie nachholen wollte, und der die Araber unhöflich fand, und.......genau der hat mich dann zugetextet.

Am Flughafen bekam ich dann einen ersten Eindruck, wie sich so eine chinesische Reisegruppe verhält. Es waren 2 Gruppen da. Die eine hatte (in meinen Augen) tibetanische Tracht an, war alt und nicht hübsch und die meisten schliefen mitten im Weg auf dem Boden.

Die andere Gruppe bestand aus ca. 20 jungen Leuten beiderlei Geschlechts, die sehr laut waren. Ich habe mich dann woanders hingesetzt, weil ich trotz voll aufgedrehtem Kopfhörer den Film nur als Stummfilm mitbekam.

Es war ein langer Abend am Flughafen, aber irgendwann ging es dann doch los...

Tag 3 Abu Dhabi -> Kuching

Es war eng in dem Flieger. Neben mir saß ein netter, aber doch auch stabiler Araber und vor mir einer, der schon beim Hinsetzen seinen Sitz zur Liege machte. Gegen Mittag landeten wir dann in KL. Ich hatte auf dem Flug noch einen warmen Hoodie an, den ich unauffällig im Flieger entsorgen wollte. Mein netter Sitznachbar kam dann aber hinter mir her gewetzt und führte uns wieder zusammen. 31 Grad und ein Hoodie: nicht cool.

Das Umsteigen war unkritisch, ein Skytrain brachte mich in ein paar Minuten zu dem entsprechenden Terminal und wir begannen pünktlich mit dem boarden. Aber dann saßen wir ohne Klimaanlage eine Stunde in dem Flugzeug, weil irgendwas dazwischengekommen war. Mann, war ich müde....wenn ich aber heute Abend durchhalte, bin ich hier in der Zeitzone angekommen.

Kuching heißt Katze und hat die Besonderheit, dass hier einmal der einzige weiße Raja (James Brooke) als König fungierte. Historisch gehörte das Land zu Brunei, aber die Japaner haben im WW2 die Karten neu gemischt.

Heute ist Kuching Teil von Malaysia (der größte Bundesstaat) aber ich glaube, die sehen sich hier auf Borneo anders. Das malaiische Festland ist eine Welt und die beiden Staaten Sabah und Sarawak hier in Borneo eine andere. Ds merkt man immer wieder in Untertönen. Das Basaga ist schön. Ein landestypisches Hotel mit Pool und viel Holz. Überdacht im Freien eine Bar und ein Restaurant. ich habe ein Poolside- Fenster, ein geräumiges Zimmer mit Bad und Klima. Auch ein kleiner Kühlschrank ist da, der bald meine nightcap beherbergen wird :-)

Jetzt nur noch schlafen.....

Tag 4 Kuching

Zuerst mal: Gut geschlafen habe ich. Wie ein Toter. Aber so habe ich mich nach der langen Reise auch gefühlt. Nach einem super Frühstück im Garten habe ich mir erst mal vorgenommen, die Stadt zu erkunden. Ich war am Abend zuvor schon mal ein paar Schritte in Richtung Zentrum gegangen, habe aber schnell gesehen, dass das keine schöne Laufstrecke war. Ich habe mich dann erst mal mit dem hübschen Mädchen in der Rezeption unterhalten (die stehen hier den Thai-Mädchen um nichts nach).

Sie riet mir einerseits, nach Miri (wo ich auch noch hinwill) mit dem Bus statt mit dem Flieger zu reisen (12 Stunden Bus: Bin ich dazu bereit?) und gab mir dann noch Tipps für Kuching. Der beste davon war, auf den kostenlosen hoteleigenen Busfahrer zu warten.

Das war dann auch wieder ein netter Typ, der viel erklärt hat und der bei meiner Frage über das Wetter sagt, dass die Leute hier bei dem Wetter lieber zuhause bleiben. Ich verstehe das, denn es ist wirklich so, wie ich es aus Büchern kenne. Da ist oft die Rede von einer grünen Hölle, in der es heiß und feucht ist. Genau da bin ich. Hier ist alles grün und strotzt vor Kraft. Alles, was Blüten hat, blüht, aber leider ist alles sehr warm. Und es regnet dauernd. Kein "heavy rain" wie mein Fahrer meint, aber immerhin.

Der Fahrer ließ mich an der Waterfront am Sungai-River raus und ich stiefelte neugierig los. Es gab eine kleine Promenade (mit viel grün, ich sprach darüber), eine Treppe wie in Düsseldorf und kleine Anlegestege für die weiße Flotte. Und noch kleinere Stege für kleine Fährboote, die den Sungai überqueren. Dann eine Straße und auf der anderen Seite kleine Shops am Wasser. Das waren so "Garagen" (schmal und tief), in denen Souvenirs, Textilien, Lebensmittel etc. verkauft wurden.

Ich habe auch mehrere 2nd Hand Textilläden gesehen, hier offensichtlich nichts Besonderes. In den Seitenstraßen gab es kleine Handwerksbetriebe (im wahrsten Sinne des Wortes). Wie oft in Asien sitzen die Arbeiter fast auf der Straße und schrauben, hämmern, löten und schweißen da irgendwas zusammen. Das ging von Reparaturbetrieben bis zu Fertigungsbetrieben: Da faltete einer Blech und lötete daraus Trichter. ich hätte gerne so einen handgefertigten Trichter mitgenommen, aber ich gehe davon aus, dass ich den auch bei uns im 1-Euro-Shop kaufen kann....

Ich bin dann zu Ufer gegangen und habe übergesetzt mit der Fähre. Das war sehr abenteuerlich (alles sehr eng) und der Käpt'n hat mich um das 6-fache behumpst. Auf der Rückfahrt habe ich mich dann aus Rache auch nur den 4-fachen Preis gezahlt. Auf der anderen Flussseite fand ich dann einen bemerkenswerten Orchideengarten. Na ja, wenn die Dinger hier nicht wachsen....

Der Wärter verkündete mir stolz, dass ich heute der 1. Besucher sei und zeigte dabei auf den Zähler: 0001 stand da. Cool. Der Eintritt war frei, aber die Anlage wäre locker 5-10€ Eintritt wert gewesen. Es waren sehr schöne Inszenierungen in Felsen und Baumstümpfen und teilweise eine gut gemachte Integration in die vorhandene Landschaft. Der Besuch dort wurde nur durch einen Wolkenbruch getrübt. Jetzt weiß ich, was Monsunregen ist. Er ist aber nicht so schlimm, wie man denkt, weil es ist immer schön warm dabei, und wenn man leichte Kleidung an hat, ist die auch ruckzuck wieder trocken.

Ich bin aber dann doch zur Fähre und habe mich erst mal 20 Minuten untergestellt, bevor ich in eine Chinesische Garküche geflüchtet bin und mich mit einer Suppe und einem kalten Tee gestärkt habe.

Danach bin ich dann weitergewandert und wurde von einem netten alter Mann vor dem Sikh-Tempel angesprochen. Er war einfach neugierig und als er erfuhr, dass ich Deutscher bin, erzählte er, dass er das Land kenne. Es gäbe einen Ost-Teil und einen West-Teil. Er meinte, er weiß das von seiner Briefmarkensammlung, dass es Ostund Westdeutschland gibt. Er hatte allerdings nicht mitbekommen, dass die Ost-Briefmarken heute nicht mehr gültig sind. Trotzdem und auch trotz der wenigen Zähne: ein nettes Gespräch.

Und während ich da so rumlief, fiel es mir auf: Ich bin fast angekommen. Das muss ich erklären. Romantiker, wie ich nun mal bin, habe ich ein Ziel in China ganz bewusst gewählt: Shangri-La. Das ist aus einem Roman von James Hilton ein Ort im Himalaya, der das Paradies darstellt.

Das Paradies deshalb, weil die Menschen da nicht altern und deshalb unendlich viel Zeit haben. Sie können Dinge besser und anders genießen, weil es keine Hetze und keinen Stress gibt. Das ist das Paradies. Und jetzt weiß ich, wie mein Shangri-La aussieht. Ich entdecke, dass ich Zeit habe. Egal wo, bei mir ist es jetzt zufällig hier. Ich bin angekommen. Es ist ein freundliches Land: Jeder lacht einen an, wenn die Blicke sich treffen. Das tun Kinder, Männer und Frauen. Malaysia steht den anderen asiatischen Ländern um nichts nach.

Nach ein paar Schritten hatte ich dann die Marktecke von Kuching entdeckt. Hier gab es auch wieder Unmengen von Shops, manche touristisch, manche normal. Es gab aber auch eine riesige, hochmoderne Shopping-Mall mit den üblichen Verdächtigen (Footlocker, Jack Wolfskin, diverse Modelabels....). Aber da wollte ich nicht hin, sondern lieber ins Sarawak Museum. Ein tolles, geschichtliches Museum, das von der Geschichte des Landes von der Urzeit bis ins Heute berichtet. Alle Räume sind unterschiedlich (es fängt in höhlenähnlichen Räumen an) und es ist alles freundlich präsentiert. Bei den unzähligen Scherben und Tonkrügen, die man aus der Urzeit gefunden hatte, waren auch viele Fotos von en Ausgrabungen, so dass man fast das Gefühl hatte, bei der Ausgrabung dabei gewesen zu sein.

Dazu gab es noch eine getrennte Ausstellung des Todes, die über verschiedene Todesriten, aber speziell auch von denen hier auf Borneo berichteten. Sehr anschaulich gab es Holzhaufen mit Puppen oder auch riesige, eiförmige Körbe. Man glaubte damals, dass es der Seele guttäte, wenn der Körper nach dem Tod in ein eiförmiges (Mutterbauch-ähnliches) etwas zurückkommt.

Interessant auch die Deutung des Rauches bei der Verbrennung. Weißer Rauch der nach oben zieht: alles ok. Dunkler Rauch oder verwirbelter Rauch: Oma kommt als Geist zurück und nervt.

Nach diesem Abenteuer bin ich dann erst mal in einen Handy-Shop gegangen, um mich nach einer Simkarte zu erkundigen. Der Chinese war sehr freundlich und hilfsbereit und zuckte nur, als ich ihm sagte, dass ich keinen Ausweis (zum registrieren) dabeihabe. Ich bot ihm an, wiederzukommen, aber das gefiel ihm noch weniger. Jetzt habe ich eine wie-auch-immer registrierte Malaiische Sim: +60 11268 11526. geht doch...

Ich muss bei der Temperatur viel trinken, aber irgendwann geht Wasser auch nicht mehr. Also ab zu Mäckes Tee trinken. Umgerechnet 1 € wie bei uns, dafür kann man dem Eis in dem Eistee trauen....

Danach (ich konnte nicht anders) bin ich in ein Antiquitätengeschäft gegangen. Angetan hatten mir es Ohrringe, die hier von den Indianern früher getragen worden sind. Es sind riesige Dinger, die dafür sorgen sollten, dass die Ohrläppchen länger wurden. Mode kommt immer mehrmals zurück....

Es gibt aufwändig gearbeitete Teile mit Drachen für den Mann und schlichte für die Frau, weil die ja schon schön ist! Clevere Kerlchen hier!

Kuching heißt auf malaiisch Katze, also musste auch eine kleine Katze her. Es folgte eine harte Verhandlung mit dem chinesischen Besitzer, die dieser aber gewonnen hat.

Ich habe mir dann noch 2 Tsingtao-Bier aus Chinaladen (als nightcap) gekauft um mich dann von einem Taxi-Fahrer über den Tisch ziehen zu lassen. Ein gigantisch schöner Tag!

Tag 5 Kuching

Leider war ich diese Nacht nicht alleine. Ein Moskito hat mich gesucht und gefunden. Mist. Aber ich habe trotzdem bis 9 durchgeschlafen, für mich ein Rekord.

Nach dem (wie immer leckeren) Frühstück habe ich mich dann für den Besuch im Sarawak Cultural Village angemeldet.

Die Busfahrt dauerte fast eine Stunde und man bekam am Straßenrand schon ein Gefühl dafür, wie Dschungel aussieht. Da möchte ich nicht mit der Machete durch!

Das Sarawak Cultural Village ist eine Ansammlung von verschiedenen Langhäusern, die überall auf Borneo auch noch heute zu finden sind. Man kann sich das wie ein Straßendorf vorstellen, wo die Häuser links und rechts von einer Straße stehen. Hier ist die Straße überdacht und die Familien leben in einem riesigen Haus in einzelnen Sektionen oder Räumen. Dazu gibt es Gemeinschaftsräume (oder Terrassen) und das Dorf wohnte zusammen mit dem Chef unter einem Dach. Es wurden die Häuser der 8 am häufigsten vorkommenden Ethnien gezeigt.

Angekommen im Sarawak Cultural Village bekamen wir erst einmal einen Reisepass, der wie früher der Shell-Pass aussah. Shell hat früher Pässe an Kinder verteilt, und bei jeder Shell-Tankstelle gab es einen Stempel. Eigentlich eine gute Idee, denn welcher Vater will wegen 2 Cent Preisunterschied randalierende Kinder auf dem Rücksitz haben. Was der Pass allerdings hier sollte, blieb mir fremd. Alle (auch ich) haben aber Stempel gesammelt...

Aber erst einmal ging es zu einer Show. Kern der Show war Tanz. Ich habe in Indien Katakali gesehen, und am River Kwai haben sich androgyne Gestalten mit sehr hohen Stimmen angeschrien, aber das hier war gut.

Unglaublich. Die Kostüme waren interessant, die Musik (viele Trommeln) nicht die, die auch toten Katzen gefallen würde und der Tanz eindrucksvoll und auf hohem Niveau. Das Besondere aber war, dass es diesem Ensemble (trotz x Vorstellungen am Tag) Spaß zu machen schien. Die haben sich selbst nicht immer ernst genommen und auch kleine Späßchen mit dem Publikum gemacht. Es war absolut gut, und wenn die Temperatur in dem Theater merklich über die 10 Grad-Grenze geklettert wäre, wäre es 100% gewesen, so waren es nur 99......

Ich will jetzt nicht alles erzählen, was ich gesehen habe, aber einige Dinge waren doch berichtenswert. Da war das Haus der Penan. Eine Gruppe, die an der Grenze zu Neu lebt und auch heute noch sehr einfach in kleinen Dorfverbänden zusammenlebt. Das sind unter anderem auch die, die mit der Blowpipe (dem Blasrohr) auf Jagt gehen. Ich habe mir so ein Teil mal angesehen.

Es ist aus Eisenholz (schweinehart und schweineschwer) und ca. 2m lang. Ein Jäger trifft damit auf ca. 80 m. Ich habe damit auch geschossen (3 Schuss 1 Ringit) und auf ca. 6-7 m auch einmal getroffen. Wow. Ich kann im Urwald überleben....(solange ich 1-Ringit-Noten für frische Pfeile habe).

Der stark tätowierte Penan erzählte auch was von den Tattoos. Jedes Tattoo belegt (wie der Stempel in meinem Dorfpass) eine Tat oder das Erreichen einer Entwicklungsstufe. Also je mehr Tattoos jemand hat, umso mehr hat er erlebt / geleistet. Und jetzt kommts: Die einzige Stelle, die nicht tätowiert werden darf, ist der Handrücken. Der ist nur dran, wenn der Jäger einen Kopf bekommen hat........

Ich habe mal unauffällig geschaut, aber er war ok. Noch....

Interessant war auch das Haus der Orang Ulu , die schon früh mit Metall gearbeitet haben. Hier konnte man die Schmiede sehen, in der Geräte und Waffen hergestellt wurden.

In der Hitze bekam man Durst, also kaufte ich mir Zitronenlimonade naturell. Wie ich schnell herausfand, war das Kranenberger mit frische, Zitronensaft. Erst war ich beunruhigt, aber das Zeug (in einer gebrauchten Wasserflasche) schmeckte lecker.

In einem anderen Haus hingen auch als Deko ein paar Köpfe am Fenster, die sahen beunruhigend echt aus....

Sehr lange war ich auch bei der netten Chinesin in deren Langhaus. Dieses Haus stand nicht auf Pfählen, sondern war am Boden gebaut. Wie in allen anderen Häusern wurde auch hier ein Handwerk gezeigt. die junge Frau (54 Jahre, wie sie später gestand) erklärte mir, wie das mit den Vogelnestern funktioniert.

Das, was die Spucke ausmacht, wird vorsichtig aus dem Nest gelöst und in Wasser aufgeweicht. Dann wird mit einer primitiven Pinzette alles, was da nicht hineingehört (hauptsächlich kleine Federn) raus gesammelt. Übrigbleiben (das hat sie leider mehrfach betont) darf nur der Schleim. Der wird dann getrocknet und ca. 30 Gramm bringen 200-280 $. Lecker.

Wir hatten auch eine lange Unterredung über unsere Brillen. Sie beklagte sich, dass mit dem Alter die Augen schlechter würden und jedes Mal, wenn ich bemerkte, sie sei doch noch nicht alt, sah sie ein wenig besser.....:-) Die spinnen, die Chinesen.... Sie erklärte mir weiterhin, dass der Malaiische Pfeffer auf jeden Fall besser sei, als zum Beispiel der aus Indien. Kann schon sein.....eine sehr engagierte Frau....

Zurück in Kuching bin ich in das Chinesenviertel gegangen, um einen kleinen Snack zu nehmen. Abends war ich dann im Basaga, den nächsten Tag buchen. Morgen fahre ich nach Bako, in den National Park.

Die weitere Reise musste ich verändern. Tickets nach Mulu sind teuer, also habe ich entschieden, nach Sabah und da dann nach Kota Kinabalu zu gehen.

Flug habe ich, Hotel auch......

Tag 6 Kuching

Möö, Möö Möö....kein Weckton ist schön, wenn er um kurz vor 7 im Urlaub erklingt. Aber ich wollte früh in den Bako Nationalpark, also los. Beim Frühstück traf ich den Rest der Reisegruppe: 3 Finnen und 2 Norweger. Die Fahrt im Van dauerte fast 1 Stunde und dann saßen wir in der Station und warteten. Wir warteten, dass die Flut hoch genug war, weil Bako ist nur per Boot erreichbar.

Nach leider 1 Stunde Warten ging es dann los. Den Finnen war es zu warm (die Norweger, Eric und Lisa behaupteten, die Finnen wollten eh nur Bier trinken), so zogen wir zu 5. los, wir 3, der Guide und der Bootsfahrer. Das Boot: ein einfaches, offenes Kunststoffboot mit Cabrioverdeck, 5 Plätze auf Bänken, 40 PS AB. Das Gewässer: ein kleiner Fluss, sehr flach, das dazugehörige Mündungsgewässer und ein wenig offenes Meer (chinesisches Meer). Im Wasser: viel Schlamm, Schwebstoffe, allerlei Getier und Krokodile. Schwimmen verboten.

Wir fuhren vorsichtig los. Vorsichtig, weil es echt flach war und weil die vielen Schwebstoffe und der Schlamm das Kühlsystem des Motors lahmlegten. Nach einiger Zeit (und nachdem 2 Boote vor uns feststeckten) liefen wir in einen kleinen Nebenarm ein und unser Guide erklärte uns hier die Fauna und Flora. Nein, die Krokodile greifen keine Boote an. Ja, sie sind sehr schnell und es sind schon Dinge passiert. Toll hier.

Dann ging es weiter, und als wir in die Mündung rauskamen, gab unser Fahrer Gas. Das musste er auch, weil wir mussten irgendwie durch die Brandung durch, und die war ca. 1,5 m hoch. Lisa sah ziemlich grün aus und Eric, der bisher alles auf Film festgehalten hat, hörte auf, zu filmen. Ich dagegen fing an, mir wegen des überkommenden Wassers Gedanken wegen des iPhones und der Kamera zu machen. Das wäre ein idealer Tag für meine Unter Wasserkamera gewesen, aber die lag im trockenen Hotelzimmer.

Nach ca. 10 Minuten steuerte der Bootsmann einen traumhaften Stand an, schaffte es irgendwann auch heil durch die Brandung und wir waren in Bako.

Wie gestrandete wateten wir an den Strand und Eric nahm unverzüglich das Filmen wieder auf. Wir kletterten über Steine und Strandgut und sahen den ersten Baum voll mit Affen. Es waren kleine Makaken, und ja: darum waren wir hier. Wir gingen von da aus zur Basisstation, und bevor wir losgingen, erklärte uns der Guide, wie das hier funktioniert.

Es gab verschiedene Routen, mit verschiedenen Längen, zwischen 800m für die kürzeste Route und 7km für die längste. Die 800m Route wurde mit 1Stunde veranschlagt. Und zu der riet er uns.

Lächerlich!

Wir haben sie trotzdem gemacht, waren, nachdem wir sie nicht ganz bis zum Ende durchgemacht haben, nach 1 1/2 Stunden zurück und glücklich. Warum: Die Route war eher zum Klettern als zu gehen, es ging viel bergauf, und wir brauchten auch Zeit, die Wesentlichen Dinge zu sehen.

Außerdem hatte er uns erklärt: Wir können stundenlang durch den Wald laufen und ihr werdet keine Tiere sehen. Weil die klug sind und bei dem Wetter lieber schlafen. Die sind meist nur ganz früh oder ganz spät unterwegs. Außerdem sind die scheu, und wenn wir kommen, verstecken die sich.

Wenn wir allerdings in der Nähe der Station eine Exkursion machen, dann werden wir viele Tiere sehen. Und so war es. Ich kann die Arten nicht nennen, aber es waren oft die kleinen Makaken, die eher eine Plage sind, aber auch große rothaarige Affen, die ein Höllenspektakel in den Bäumen veranstalteten.

Toll fand ich auch die Affen, deren Nase wie ein männliches Geschlechtsteil aussieht. Angeblich fressen die, bis sie einschlafen, und wachen dann zum Fressen wieder auf. Kein schlechtes Leben.

Wir haben einen fliegenden Lemuren mit einem Jungen gesehen und eine kleine, giftgrüne Kobra. Von denen gäbe es hier viele. Und ich war in Sandalen unterwegs. Der Guide berichtete auch viel über Pflanzen, und wie sie entweder für das Tägliche Leben verwendet werden (Möbel, Dach etc) oder zu medizinischen Zwecken.

Die Hälfte der medizinischen Zwecke dient der Manneskraft. Er gab uns ein Blatt zu kauen und ich fragte Eric, ob er schon was spüre. Bevor der was sagen konnte, sagte Lisa: oh ja, bitte!!

Diese Kombination von Tierschau in der Nähe der Station und Trekking war ok. Im Wald war es neben der Hitze vor allem die Feuchtigkeit, die einem echt zu schaffen machte. Mir tropfte dauern Schweiß von innen gegen die Brille, echt hart.

Wir gingen dann noch in die Station, uns ausruhen und was essen.

Dann mussten wir zurück. Der Wind wehte frisch und die Dünung / Brandung war beeindruckend.

Um es klar zu sagen: in Europa wäre eine solche Bootsfahrt definitiv verboten.

Die Wellen waren auf 2 m angewachsen und unser Fahrer versuchte immer, sich im Wellental zu halten. Er war sehr geschickt, fuhr so schnell wie es ging leicht schräg zur Welle, vermied es aber, über die hohen Wellen hinweg zu fahren. Wir hatten fast immer einen Wellenberg vor uns (da nahm er dann auch Gas weg) und einen hinter uns (der durfte uns nicht kriegen). Eric filmte nicht, Lisa meinte nur: entweder sie bekommt einen Whisky oder jemand solle ihr mit dem Hammer einen überziehen.

We wurden ziemlich nass, es knallte auch schön, wenn der Fahrer mal über einen kleineren Kamm schoss, aber irgendwann wurde das Wasser ruhiger und dann waren wir wieder in dem sicheren kleinen Fluss mit den Krokodilen….

Ich habe dann noch mit Brandon (das ist der Hotelmanager) und Lisa und Eric ein Bier an der Bar getrunken, und dann habe ich erst mal 1/2 Stunde an der Matratze gehorcht....

War schön da. Etwas verrückt, aber nicht alltäglich.

Abends bin ich dann noch zum Nachtmarkt. Das war leider nicht so toll. Ein riesiger Foodmarkt, dazu ein paar Textilien, eher wie der Markt am Düsseldorfer Aachener Platz, nicht wie sonst die asiatischen Nachtmärkte. Der Markt war leider auch außerhalb, was die Taxigewerkschaft sicher gefreut hat.

Toll war aber wieder die Freundlichkeit der Malaien. Ich war auf dem Markt in einer Foodhall (das sind typische Hallen, die man oft auch in Thailand findet. Fussballfeldgross, in der Mitte Tische, außen 50-60 Stände, wo man was zu Essen kaufen kann. Ich hatte mir was Nettes ausgesucht und kam mit dem Betreiber ins Gespräch. Er war neugierig über deutsche Fakten (in welcher Stadt ist Adidas, warum ist Porsche Design so teuer....) und ich habe ihn über Sarawak ausgefragt. Dann fragte ich ihn, wo ich ein Taxi herbekomme. Er wusste es auch nicht, und ging mit mir zur nächsten Polizeistation.

Die haben dann zusammen ein Taxi angerufen und die Polizei hat aufgepasst, dass ich das auch kriege. Der Polizist hat aber dann auch die Zeit zu einem unaufdringlichen und netten Schwatz genutzt. Man muss diese Leute mögen...

Tag 7 Kuching

Möö, Möö Möö....kein Weckton ist schön, wenn er um kurz vor 7 im Urlaub erklingt. Aber ich wollte heute zu den Orang Utans, und die haben einen unchristlichen Tagesablauf.....

Leider war das ein Reinfall. Ich war (Zufall) wieder mit Eric und Lisa zusammen, und wir waren nach einer 3/4 Stunde im Park. Semenggoh ist ein Reservat, wo die wilden Orang Utans frei leben können. Es sind Tiere, die meist als Junges gefunden wurden und bei denen die Auswilderung nicht geklappt hat.

Die geht nur, wenn das Männchen Revierverhalten zeigt (dann kann er draußen überleben) und wenn das Weibchen Nestbauaktivitäten beginnt. Bleibt beides aus, dann gibt es Gnadenbrot in (fast) Freiheit in diesem mehrere Quadratkilometer großen Park.

Die Affen finden hier normalerweise genügend Nahrung, deshalb kommen nie alle zur Fütterung, aber heute blieben sie alle aus. Ein enttäuschter Inder meinte: "yesterday they had booze, today they are in church like ordinary people at home" .....kann schon sein.

Wir sind dann wieder zurück und ich habe Eric und Lisa verabschiedet. Die wollten von hier aus nach Pukhet, 2 Wochen an den Strand.

Ich war dann was essen in einem cookshop am Markt. Hier sprachen mich wieder mal 2 freundliche Malaien an, in fast perfektem Englisch, aber (zumindest der eine) nur noch mit einem Zahn. Wie immer waren sie neugierig-interessiert und sehr höflich.

Danach bin ich dann zu der großen Regatta gegangen, die auf dem Sungai stattfand. Hier treten Städte gegeneinander an und Kuching und Miri waren die Favoriten. Alles war wie immer sehr laut und es war ein fröhliches Familienfest. Es fällt echt auf, wie harmonisch hier Chinesen, Malaien und Inder, aber auch Christen, Moslems und Hindus miteinander umgehen. Der McDonald kocht halal, alles ist gut. Es gibt fast nirgends Alkohol, nur in ein paar Hotels. Auch gut. Alle lächeln, alle sind zufrieden. Da kann man was von lernen.

In den Anfängen von Sarawak hat James Brooke Chinesen ins Land geholt, um den Ackerbau zu fördern, aber auch, um generell Wachstum anzutriggern.

Diese Geschichte wird in dem sehr schönen chinesischen Museum in Kuching aus der Sicht der Chinesen erzählt. Sehr liebevoll aufgemacht wird hier der Werdegang aus dem 19. Jahrhundert bis in die Jetztzeit (es gibt einen Stadtplan, wo die aktuellen chinesischen Handwerker und Händler verzeichnet sind) erläutert.

Dann neigte sich der Tag auch schon dem Ende zu. Ich habe dann noch eine Stadtrundfahrt auf einem Sampan gebucht (1 Stunde flussauf- und -ab) und Kuching mal aus dieser Warte gesehen. Ich fahre ja immer gerne mit Booten und ich habe auch fleißig überall hingeschaut, aber 2 Chinesen sind unverzüglich eingeschlafen und auch kurz vor dem Ende erst wieder aufgewacht.

Und das, obwohl wir zwischendurch Probleme mit der Schraubenwelle hatten und der Käpt'n treibend auf dem Fluss die Notoperation vornahm. Er wirkte allerdings sehr routiniert, wahrscheinlich passiert ihm das öfters....wir sind hier nicht im Land des TÜV.....

Tag 8 Kuching - Kota Kinabalu

Möö, Möö Möö....kein Weckton ist schön, wenn er um kurz vor 7 im Urlaub erklingt. Aber ich wollte heute zu den Orang Utans, und die haben einen unchristlichen Tagesablauf.....

Ja, das ist ein deja-vue. Ich startete einen 2 Versuch und war erfolgreich. Ich war 20 Minuten zu früh da und der Parkplatz war noch leer. Ich bin dann zu der Ranger-Station gegangen, vorbei an dem Schild: wenn Sie einen Orang-Utan sehen, gehen sie langsam weiter und schauen ihm nicht in die Augen....als ich ca. 20 m über mir an einem langen Seil einen riesigen roten Affen den Weg überqueren sah.

Scheißescheißescheiße....das ist ein unheimliches Gefühl.

Als ich dann unten einen Ranger sah, war mir aber direkt wohler. Und da waren sie: ohne Zaun oder Graben waren ca. 10 m von mir entfernt ein Weibchen mit seinem Jungen. Sehr relaxed hing die Mutter mit einem Bein und einem Arm an einem Ast, während sie mit einem Fuß Früchte festhielt und mit der Hand aß. Das Junge hielt sich auch mit einer Hand am Ast fest und mit der anderen an der Mutter. Ab und zu brachte ihr der Ranger, ohne sie anzusehen, also so nebenbei, eine Frucht, die sie auch ruhig entgegennahm.

Echt ein tolles Erlebnis.

Dann krachte es in den Bäumen, und ein kräftiges Männchen kam dazu. Es war das Tier, das eingangs hoch über mir für erhöhten Puls gesorgt hatte. Der suchte sich jetzt erst mal einen geeigneten Platz in sicherer Entfernung von der Mutter, die ihn auch aufmerksam beobachtete. Dabei konnte man sehen, mit welcher unglaublichem Geschicklichkeit und Kraft sich das Tier durch die Bäume bewegte. Also dem wollte ich nicht aus der Nähe begegnen.

Ich bin dann etwas später mit den anderen Touristen zu der Futter- und Beobachtungsstelle gegangen. Dort tauchte dann nach einiger Zeit ein weiteres Männchen aus. Nach Auskunft des Rangers war das Charly, der Älteste Affe und mehr oder weniger das Oberhaupt. Diese Tiere sind ja nicht richtig sozialisiert und haben daher kein Oberhaupt.

Aber Charly tut wenigstens so. Auch hier sah man: alles Muskeln! Und ohne hastig zu wirken: sehr schnell. Es sind sehr schöne Tiere, wirken auch sehr menschlich, und in diesem Reservat geht es ihnen sicher besser als in jedem Zoo...

Zurück im Basaga habe ich nur noch gepackt und etwas gefaulenzt, bis dann das Taxi kam und ich weiter nach Kota Kinabalu geflogen bin.

Der Flug war unproblematisch, ich habe mir dann wieder ein Voucher für das Taxi besorgt (das erspart echt Ärger) und kurz darauf war ich im KK-Hotel. Das war ein Treffer. Das Hotel selber ist so-la-la, aber die Lage ist super. Mittendrin. Gaya Street ist die Hauptstraße in der Innenstadt, alle Kneipen, Restaurants und Shops sind um die Ecke. Die Shopping-Mall ist 10 Minuten Weg und das Meer 5 Minuten.

Ich bin in der Stadt, die einen ähnlich guten Ruf wie die Freunde in Somalia. Hier ist die Piraterie seit 100en von Jahren (und wohl leider auch noch heute) sehr beliebt.

Für Touristen soll es hier aber sicher sein. Hier in der Nähe (90km) ist der Mount Kinabalu, der höchste Berg Borneos und der dritthöchste Berg in Südostasien. Er ist über 4000m hoch und an klaren Tagen kann man ihn sehen.

Heute ist kein klarer Tag.

Ich war gerade noch auf Erkundungstour, unter anderem auf dem Signal Hill. Im hiesigen Fremdenverkehrsbüro hatte man mir die Aussicht empfohlen, und als braver Tourist bin ich da auch raufgestiegen. Eine steile Treppe brachte mich nach 303 Stufen zu der Aussichtsplattform. Die Leute, die mir bei dem Aufstieg entgegenkamen, haben alle gegrüßt. Was für'n Scheiß.....Jetzt gehe ich gleich was essen und dann wollen wir mal sehen, was der morgige Tag so bringt.....

Tag 9 Kota Kinabalu

Nachtrag zum Tag 8: ich bin abends noch durch das Viertel gestreift. Es liegt wirklich total zentral und wenn ich in der Nähe vom Wasser bin, werde ich sowieso immer rattendoll. Ich bin dann mal frei Schnauze im Zickzack durch die Straßen gegangen, vorbei an kleinen Garküchen, KFC, Burger King, einem italienischen Restaurant und sogar an einem Hyatt. Und da sah ich am Wasser viele bunte Lichter. oha!

Ein Nachtmarkt! Also nix wie hin. Das Ganze entpuppte sich als riesiges Fischrestaurant. Unter Zeltdächern waren viele Barbecues und Unmengen von Seafood. 5 m vom Hafen entfernt. Das sind so Situationen, wo ich mir um die Kühlkette keine Sorgen mache. Ich habe mir erst mal einen Überblick verschafft, bis mir der Speichel so aus den Mundwinkeln tropfte, dass es nicht mehr ging. Ich habe dann 3 Tiger-Prawns, einen Tintenfisch und ein Tiger-Beer zum Tode verurteilt. Alle haben das Urteil angenommen.

Für heute stand dann der Kota Kinabalu-Park auf dem Programm. Das ist ein Naturpark, 100km von der Hauptstadt entfernt, der auf der Weltkulturerbeliste steht.

Aber jetzt der Reihe nach.

Der Tag begann natürlich mit dem Frühstück. Das fand nicht im Hotel statt, sondern ich bekam einen Gutschein für ein Restaurant in der Nähe mit dem Namen Burger Bomber. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Sprecht das mal mit einer (möglichst warmen) Kartoffel im Mund aus und ihr habt die spezielle malaiischen Aussprache...

Der Tourguide war leider zu spät oder wer-weiß-wo, so dass ich ihn erst nach längerem Telefonieren (mit meinem malaiischen Handy) heranlocken konnte. Es folgte eine lange Fahrt, die immer wieder durch chinesische Laster gebremst wurde. Definition für chinesische Laster: 36-Tonner, überladen, Maschine hat 600000 runter (raucht auch so) und hatte im Neuzustand 85 PS. Das kommt an Steigungen nicht gut. Und da wir in das Gebiet des über 4000 m hohen Mount Kinabalu (höchster Berg Borneos) fuhren, gab es einige.

In dem Kleinbus saß ein nettes Pärchen mit Tochter, Franzosen, die in Phnom Penh wohnten. Und ein englischer Doofmann, der einfach seine leeren Wasserdosen auf den Wagenboden warf.

Die Fahrt war anfangs langweilig, aber als wir uns dem Mount Kinabalu näherten, wurde es sehr schön. Man sah riesige Wälder, ähnlich, wie es sie in Laos gibt, nur grüner. Ich meine, nur Laubbäume gesehen zu haben. Es gab keine schroffen Felsen, nur weiche, geschwungene Gebirgsformationen, ich denke, so um die 1600 - 2000 m. Über allem, meist in den Wolken, der Mount Kinabalu. Beeindruckend.

Wir fuhren zuerst zu den heißen Quellen. Das ist eine schwefelhaltige, heiße Heilquelle, bei der die Japaner während der Besatzung nette Bäder gebaut haben, die (renoviert) noch heute in Benutzung sind. Es waren auch erstaunlich viele Japaner da.

Da hatte ich aber nicht drauf gesetzt. Ich wollte zum Highlight des Parks, aber vorher war erst mal ein schwieriger Aufstieg zu bewältigen. Es ging auf unbefestigten Pfaden steil bergauf, über stufenähnliche "Dinger", die in der Höhe zwischen 10 und 50 cm variierten. Es war rutschig (Regenwald) und obwohl wir auf 800m waren, muckelig warm.

Das Highlight im Park ist ein Seilgarten in 40m Höhe, der einem den Regenwald mal aus dieser Perspektive zeigt. Das ist echt toll und es stellt eine ganz andere Sicht dar. Es ist nicht so drückend feucht da oben und viel heller.

Hier ist auch der unglaubliche Lärm der Vögel, den man unten wahrnimmt (es ist eigentlich immer ein Geräusch wie von einer entfernten Kreissäge in der Luft) nicht so penetrant wahrzunehmen und es ist wirklich eine angenehmere Temperatur (wenn ich nur nicht nach dem Aufstieg so schwitzen würde....)

Darüber hinaus kann man hier die ganzen Parasitenpflanzen sehen, die zwar unten irgendwo wurzeln, sich aber ansonsten hier austoben. Es sind auch viele Nester / Insektenbaue zu sehen. Beeindruckend....

Große Schmetterlinge flatterten einem vor der Nase herum und auch in dieser Höhe gab es eine Menge Eichhörnchen.

Die "Brücken" waren eigentlich ok. Das Ganze machte einen sicheren Eindruck, aber es schwankte schon gewaltig. Und 40m ist ein Argument!

Es war nicht sehr voll, und so wankte ich fotografierend (schließlich bin ich Tourist) über die Brücken. Daggi hätte mich sicherlich getötet. Gaaaanz langsam.....

Als wir dann wieder unten waren, wollte ich mir noch den Wasserfall ansehen. Es war noch Zeit, also warum nicht.

Es waren ca. 25 Minuten wieder über Stock und Stein in diesem wunderschönen Wald mit seinen uralten 60m hohen Bäumen, bis das Rauschen immer lauter wurde. Es wurde lauter, weil ich näher an den Wasserfall kam und weil fallende Regentropfen ein ähnliches Geräusch erzeugen. Regenwald. Daher der Name. Ach ja: Regenzeit hatten wir ja auch.

Aber das hier war richtiger Regen. Gaaaaanz großes Kino. Ich konnte mich zum Glück noch in einen Unterstand am Wasserfall retten, und stand schon sicher, als der Regen zeigte, was er kann. Wow. Das war mal ein Regen!

Zum Glück hatte ich meine Regenpelle bei (so eine Art Poncho). Da wird man nicht von außen nass, sondern nur von Innen. Ich bin danach ein paar Fotos im strömenden Regen zurückgewandert und wer kam mir da entgegen? Unser Guide mit Regenschirm. Das nenne ich mal Service!

Wir sind dann mit den Franzosen und dem Doofmann in ein Restaurant gefahren und haben da sehr lecker gegessen. Typisch asiatisch: 8-9 verschiedene Gerichte mit Fisch, Fleisch und Gemüse, dazu Reis, danach Obst. Dazu leckeren Tee.

In der Mitte eine Drehplatte, damit man immer an die Speise seiner Wahl herankommt. Insgesamt sehr gesellig. Die Französin (asiatischer Herkunft) erzählte stolz, dass ihre Tochter 3 sprachig aufwächst: französisch, englisch und Khmer. Die kleine war 5 Jahre. Sie hatte sich auch im Hochseilgarten hervorgetan. Ohne nachzudenken latschte sie über die schwankenden Brücken. Ihr Vater meinte, sie habe vor nichts Angst, außer vor chinesischen Drachen...

Dann ging es weiter. Wir hatten das Glück, eine Raffelesia zu sehen zu bekommen. Das ist die größte Blume der Welt (eigentlich ist es ein Pilz). Die Pflanze braucht 9-12 Monate, um zu wachsen, und aus 10 Nüssen (so sehen die zumindest aus) überlebt eine Pflanze, nur, um dann nur 7 Tage zu blühen, bevor sie verfault und furchtbar anfängt, zu stinken.

Der Pilz hat nichts Grünes, kein Stiel, keine Wurzeln. Eine verrückte Pflanze. Sie ist sehr selten, 85% der Bewohner Borneos haben sie noch nie gesehen, und von denen, die das Glück hatten, haben nur 80% nur 1 gesehen. Da, wo wir waren, wuchsen 2 Exemplare. Wir sind dann noch zu einer wenig spektakulären Besucherstation gefahren, wo ich zumindest ausgestopft mal ein Mausreh sehen durfte und ein gewaltiges Flughörnchen.

Und dann ging es 2Stunden lang (leider) wieder zurück.....

Tag 10 Kota Kinabalu - Kuching

Reisetag. Heute geht es weiter nach Kuching. Und damit geht auch mein Borneo-Abenteuer dem Ende zu. What about Sabah?

Sabah ist ehemalige Kolonie. Anders als Sarawak (die hatten einen weißen Raja (=König)), das niemals kolonialisiert war. Nur nach dem WW2 hat der 3. Brooks das Land unter den Schutz des Empire gestellt. Sabah ist aber noch merklicher englisch. Viele Zeitungen, Pubs.....

Die Vielfalt ist ein Vorteil und ein Nachteil in Malaysia. Die Politiker haben immer versucht, dem Land ein Gesicht zu geben, z.B. wurden alle Bürger gezwungen, Malaiisch zu sprechen und nicht in der Muttersprache (da waren die Chinesen ziemlich unglücklich), es wurden aber auch indische und chinesische Gebräuche und Riten verboten. Das ist zum Glück stark gelockert worden, so dass sich nicht Malaien auch wohl fühlen können.

Hier auf Borneo ist das sowieso ein Witz. Der Großteil der Bevölkerung in Sarawak z.B ist Iban, eines der Urvölker aus Borneo. Die Malaien sind hier auch nur zugereist, wie die Chinesen und die Inder. Die eigentliche Urbevölkerung setzt sich aus verschiedenen Tribes zusammen, die größte Gruppe sind die Iban.

Borneo ist anders.

Die Wertigkeit kommt auch zum Ausdruck, wenn Malaysia definiert wird: Malaysia besteht aus der Föderation Malaya (das sind die Bundesstaaten auf der Halbinsel) und den Länden Sabah und Sarawak. Früher hat auch noch Singapur dazugehört, aber denen geht es wohl so besser....

Prinzipiell war das Ganze unter der Hoheit der Fürsten in Brunei, aber ich habe fast das Gefühl, dass die die unregierbaren Länder gerne abgegeben haben und jetzt nur noch die Sahne abschöpfen.

Ich habe mal ein paar Leute im Gespräch befragt, wie sie sich sehen: als Malaien oder als Chinesen oder wasauch-immer: Die Antwort war immer die Wurzel: z.B. Ein chinesischer Bürger Malaysias sieht sich immer als Chinese, obwohl keiner, den ich gefragt habe, jemals da war.

Na ja, so viel zu Heimatkunde. Beide Länder, Sarawak und Sabah haben ihren Charme und beide profitieren von der gewaltigen Natur auf Borneo. Die Malaiische Halbinsel wird anders sein.

Ich bin auch gespannt, ob die 'Festländer' auch so ein gestörtes Verhältnis zu rechts und links haben. Man kann den Leuten hier förmlich ansehen, wie sie in Stress kommen und wie sie verzweifelt eines der Worte wählen und dann konsequent in die andere Richtung zeigen....man muss sie einfach mögen :-) Das tun hier übrigens nicht nur Frauen.

Dann kam der Abschied vom KK-Hotel. Wirklich eine tolle Lage und auch gute Extras. Der hochmoderne Otis-Aufzug zum Beispiel. Höchstens 5 Jahre alt und sehr leise. Leider war die Beleuchtung innen kaputt.

Ich meine, es ist immer seltsam in Aufzügen: man weiß nicht, wo man hinsehen soll und keiner sagt was. Im Dunkeln ist das noch verrückter.

Schön auch, wenn man den Aufzug ruft, er kommt und dann kommt einem aus dem Dunkeln eine schwarz gekleidete, dunkelhäutige Frau entgegen. Die Augen sieht man übrigens zuerst.....

Wenn ich jetzt langsam von Borneo weggehe, wird mir die Natur in Erinnerung bleiben, diese Multikulti-Bevölkerung, die schwüle Hitze und die Freundlichkeit der Leute. Sicher das gute Essen und die (Daggi: kurz mal weghören) schönen Frauen. Vor allem die Chinesinnen und die Malaiinnen fallen auf. Die Chinesinnen sind sehr schön, aber etwas cool und unnahbar. Die Malaiinnen hingegen sehr weich, runde Gesichter, schöne Augen......ist ja schon gut. Ich höre auf. Sooooo schön sind sie auch wieder nicht. Oder?

Der Flug nach Kuching findet bei schönstem Wetter statt.

Nach dem Start kann man hinten schwach den mächtigen

Mount Kinabalu sehen.

Man sieht von oben auch sehr gut die Inseln mit den Korallenriffen darum. Man kann richtig wahrnehmen, dass das Unterwasserberge sind, die steil aufragen, dann sieht man das große Riff und irgendwo in der Mitte die eigentliche, begrünte Insel. Wie viele Inseln? Keine Ahnung.

Wir fliegen immer an der Küste entlang, man erkennt Beaufort und Brunei an den großen Häfen und am (vor allem vor Brunei) extremen Schiffsverkehr.

Immer wieder sieht man Flussmündungen, die unglaubliche Mengen von Schlamm in das Meer schieben. Ich habe fast die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut (bei Air Asia gibt es nichts zu essen) und erst kurz vor Kuching kamen die Wolken zurück..

Dann aber wurde es schnell dunkel und man sah die Blitze. Ein tropisches Gewitter. Cool. Der Flieger schüttelte sich auch tüchtig, als wir langsamer wurden, aber nach ein paar Herzaussetzern waren wir sicher am Boden.

Ein schöner Flug, trotz allem...

Tag 11 Kuching -> Kuala Lumpur (KL)

So, der erste kleine Radschläger hat eine neue Heimat gefunden.

Zur Erklärung: ich habe 6 kleine, rote Düsseldorfer Radschläger aus Filz dabei als kleines giveaway für nette Menschen unterwegs....

Er ist jetzt im Besitz einer wunderschönen Frau. Sie arbeitet in der Rezeption des Basaga und war immer sehr freundlich und hilfsbereit. Ca. 22 Jahre alt, klein, wahrscheinlich entweder eine Malaiin oder aus Borneo. Wunderschönes Gesicht, schöne Augen....wow. Die hat sich das Ding verdient. Mit ihrer FREUNDLICHKEIT!!!!

Ich habe natürlich erzählt und (mit der Figur vorgemacht), was ein Radschläger ist, da hatten die viel Spaß. Das hörte nur auf, als sie mich aufforderten, das mal vorzumachen.... :-)

Jetzt geht es weiter aufs Festland in den Sündenpfuhl KL. Die Menschen hier auf Borneo sind sehr skeptisch und haben auch schlechte Erfahrungen gemacht, wenn die jungen Leute wegen besserer Arbeitsmöglichkeiten nach KL gegangen sind. Aber das ist sicher überall so, so eine 1,5 Millionen-Stadt hat so ihre Probleme.....und Möglichkeiten....

Die Reise war wieder mal problemlos. Brandon, der Hotelmanager, hat mich noch zum Flughafen gebracht und Air Malaysia ist nicht Air Asia. Es gab sogar was zu essen. Wow.

Mittlerweile als Profi habe ich mich am Flughafen direkt nach einem Taxi erkundigt. Aber 86 Ringit fand ich dann doch heftig. Alternativ gab es einen Schnellzug zum KL Central, und nach 20 Minuten hatte ich die über 40 km hinter mir.