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Die Pandemie hat uns alle mehr oder weniger gezwungen, zuhause zu bleiben. Es ist mir nicht schwer gefallen, aber wenn man in 16 Jahren 19 Reisen unternommen und dabei 41 Länder (manche davon doppelt) besucht hat - da juckt es gewaltig im Hintern. Und so bin ich in 2021 und 2022 nicht so weit weg gereist, wie sonst, sondern ich habe auch mal die weißen Flecken auf der europäischen Landkarte bearbeitet.
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Seitenzahl: 428
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Rumänien
Spanien
Thailand
Bulgarien
Covid 19.
Ich habe oft gesagt, dass unsere Generation unheimliches Glück hat. Keine Kriege, keine Hungersnöte. Wir hatten Aids und Baader-Meinhof. Und mich hat davon nichts wirklich berührt, außer, dass ungeschützter Sex zunehmend unpopulär wurde und dass ich ein paarmal von der Polizei im Auto angehalten wurde, weil die nach Mitgliedern der terroristischen Gruppe suchten.
Und dann das! Corona. Eine Bedrohung und die damit Hand in Hand gehenden Einschränkungen. Viele Kranke, viele Tote, überlastete Sozial- und Krankenhausressourcen, Konkurse, wirtschaftliche Probleme und und und.
Wobei: auch dieses Mal bin ich mit einem blauen Auge davongekommen. Wir hatten Kontaktbeschränkungen, konnten nicht einkaufen gehen und nicht reisen. Die Kontaktbeschränkungen habe ich umgangen, indem ich mich immer mit jeweils einem Freund getroffen habe und wir sind dann spazieren gegangen.
Einkaufen? Wir gehen nicht ‚shoppen‘, da fehlt uns nichts. Und alles andere kann man online kaufen. Reisen.
Reisen ging nicht.
Das war doof.
Also saß ich zuhause, nur unterbrochen durch Nordic Walking, Spaziergänge und zeitweise Muckibude mit Maske. Plus Besuche bei meiner Mutter.
Nicht viel.
Ich habe immer 5 Kreuze gemacht, dass ich rechtzeitig in 2019 meine Weltreise gemacht habe. Gerade noch rechtzeitig!
2020 haben wir wirklich nichts gemacht. Wir haben zuhause gesessen und gehofft, dass der Spuk irgendwann vorbei geht.
Ist er aber nicht. Und 2021 war dann die Lage etwas entspannter, da sind wir dann mit PCR-Test zusammen nach Griechenland gefahren. Wenigstens mal raus aus Düsseldorf. Und da habe ich dann am Strand gelegen und über weitere Reisen nachgedacht. Das Ergebnis war der Trip nach Rumänien und dann, später im Jahr, nach Spanien.
Und da war das Eis irgendwie gebrochen. Sofort fing ich an, weitere Reisen zu planen. Und als dann ein Muckibuden-Kollege nach SO-Asien reiste, gab es kein Halten mehr.
Mit ziemlich großem Aufwand (PCR-Test, 1 Tag Quarantäne) ging es dann Anfang 22 nach Thailand. Und auch auf der Reise war mir irgendwie schon klar: Dieses Jahr wird der Rucksack noch mal gepackt: Bulgarien.
Und dazwischen war ich dann (dieses Mal sehr einfach) mit Daggi noch einmal in Griechenland.
Läuft bei mir.
Diese 4 Reisen habe ich hier in diesem Buch zusammengefasst. Geplant und begonnen als Kompromiss, aber am Ende waren es wieder wunderbare Erlebnisse.
Nach 2021, dem 2. Jahr der Pandemie, wollte ich unbedingt mal wieder reisen. Leider war aber die Corona-Pandemie noch lange nicht vorbei. Aber ich durchsuchte das Internet nach Möglichkeiten und stieß dabei auf eine interessante Karte, auf der die europäischen Länder mit ihren Covid-Inzidenzen dargestellt waren. Und hier gab es neben unzähligen rot eingefärbten Ländern 3 Staaten, die grün waren: Norwegen, Portugal und Rumänien.
Nun ja, Norwegen spricht mich nicht so sehr an und das Land ist wahrscheinlich auch schwierig zu bereisen.
Portugal.
Portugal wäre cool. Ich wollte 2020 ja den französischen Jakobsweg laufen, und zwar in Spanien von Burgos bis Cap Finisterre. Das wären 600 interessante Kilometer gewesen. Hier in Portugal aber konnte man wenigstens den portugiesischen Jakobsweg laufen, mit 250 km deutlich kürzer. Das gefiel mir. Ich fing also an, mir die Strecke genau anzusehen. Etappen festzulegen, Unterkünfte rauszusuchen. Und ich habe schon mal gepackt. Und wieder ausgepackt. Und alles leichter gemacht. Und dann passierte das, was auch schon 2020 geschehen war. Blitzartig schossen die Inzidenzen vor allem in Lissabon nach oben und dann rollte die Welle über das Land. Also: auspacken.
Aber da war noch Rumänien. Hier waren die Inzidenzen nach wie vor niedrig, und so schrieb ich meinen ehemaligen Kollegen George an: Ich komme demnächst nach Bukarest. Zeit und Lust auf ein Bier?
Und so kam die Geschichte ins Rollen…..
Endlich ist es so weit. In der Nacht habe ich noch geträumt, dass ich viel zu spät zum Flughafen gefahren bin, das hat dann meine Nervosität nicht gemildert. Nach dem Frühstück habe ich dann wie Falschgeld rumgesessen und war froh, als Daggi mich dann zum Bahnhof fuhr. Und da war dann die erste Überraschung: Auf der Abfahrtstafel war mein Zug nicht vermerkt. Also ging ich zur Info, die heute erfreulich leer war. Der Mitarbeiter fragte mich dann, woher ich die Info habe und als ich sagte: von den gelben Plakaten auf denen „Abfahrt“ steht, meinte er nur: Papier ist geduldig! Und bestätigte die Info, die ich hatte: 9:58 von Gleis 15.
Und so war es auch. Der ICE kam pünktlich und mit mir stiegen viele Familien mit Kindern ein, die offensichtlich in Urlaub fuhren. Die Fahrt selber war ok. Der ICE ist sehr leise, weich gefedert und schnell. Bin gespannt, wie das in Rumänien sein wird. 1000 km Zugreise liegen in Summe vor mir.
Köln-Bonn ist ein Scheiss-Flughafen. Es fängt damit an, dass man M Bahnsteig entscheiden muss, ob man ins Terminal 1 oder 2 will. Aber es gibt keine Anzeige, die die Abflüge listet. Also habe ich geraten und bin nach Terminal 1 gegangen. Da war eine Anzeige, dass ich nach Terminal 2 musste. Also einmal durch den gesamten Flughafen. Dort erfuhr ich dann, dass das Einchecken aber in Terminal 1 stattfand. Also wieder zurück. Dort standen dann über 100 Leute vor 2 Schaltern. Billigflieger kosten ihren Preis. Als ich dann zum 1000sten Mal checkte, ob ich alle Papiere beisammenhabe, bekam ich einen Schock. Auf dem Covid-Einreise-Formular stand meine Passnummer. Ich reise aber mit Personalausweis. SHIT!
Ich versuchte, auf dem Handy das Formular neu auszufüllen, aber meine Handynummer war bereits registriert; ein 2. Mal kam ich nicht auf das Portal.
Aber wider Erwarten funktionierte das Einchecken problemlos. Dann lief ich wieder durch den gesamten Flughafen zu Terminal 2 und traf an der Security die 100 Leute wieder.
Hier gab es erst Stress mit den beiden Killepitsch-Fläschchen, die ich als Mitbringsel mitgenommen hatte und dann (erwartungsgemäß) mit meinem Taschenmesser. Aber das durfte ich dann auch behalten.
Die mittlerweile liebgewonnenen 100 Leute traf ich dann beim Zoll wieder. Aber hier waren es immerhin 4 Beamte, die Dienst taten. Auch hier fragte keiner nach dem Einreiseformular und so war ich dann um 12:30 am Gate.
Der Flug war dann unspektakulär und sehr pünktlich landete ich in Bukarest.
Ich bin da.
Fast. Erst noch die Immigration hinter mich bringen. Die Schlangen waren lang, aber die Beamten waren schnell. Ich legte die problematische Corona-Erklärung hin, meinen Personalausweis und zeigte das Impfzertifikat auf meinem Handy. Kurzer Check und der Mann nickte: ok. Ich war durch. Puuuuh! 10 Steine fielen von meinem Herzen.
Dank Handgepäck war ich dann auch schnell durch den Zoll und scannte den Empfangsbereich nach meinem Kollegen George. Er hat auf facebook ein „lustiges“ Foto, auf dem er als Frau verkleidet ist. Und hier trägt er eine Maske. Wie soll ich ihn erkennen? Eigentlich ganz einfach. Es ist der, der ein Schild mit dem Namen „Jo“ vor seiner Brust hält!
Cool!
Er sammelte mich ein und wir fuhren durch den dichten Berufsverkehr zu meinem Hotel.
Das erwies sich als Treffer. Sehr nett, sauber, geräumig und die Klimaanlage tut, was sie tun soll.
Ich bin dann direkt los, die Altstadt erkunden.
Wow!
Erstens bin ich mitten in der Altstadt und die ist ungefähr 5x so groß, wie die Düsseldorfer Altstadt. Kneipen und Restaurants ohne Ende in oft wunderschönen uralten Gebäuden. Hier kann man stundenlang durchlaufen oder sich (je nach Neigung) herrlich besaufen.
Und noch was. Frauen. Wow!wow!wow! Die bitches können was. Junge, unglaublich sexy aussehende Mädchen und wunderschöne Frauen ohne Ende! Hier haben alle Sinne was zu tun.
Allerdings ist diese Altstadt auch ein gigantischer Feiertempel. Da kann sich meine Heimatstadt eine dicke Scheibe von abschneiden.
Alles ist sehr touristisch, das ist der Nachteil. Aber schließlich bin ich auch nicht besser. Das Essen, das man hier bekommt, ist nicht sehr hochwertig (viele Burger), dafür aber relativ teuer. George will mich morgen in ein bestimmtes Restaurant entführen und ich beschließe, da einfach heute schon mal hinzugehen und das war ein Treffer. Ein gemütliches Gartenrestaurant mit einer gigantischen Speisekarte. Super!
Vorher war ich noch am Geldautomaten und besitze jetzt ein dickes Bündel Lei. Eine schöne Währung. 5 Lei sind 1 €. Das kann ich.
Nach dem Essen bin ich dann noch kreuz und quer durch die Altstadt gelaufen und habe dann auch nur mit Google Maps mein Hotel wiedergefunden. Tolle Stadt. Zwischendurch kam ich dann noch an einer wunderschönen Kunstgalerie vorbei. Die Mischung aus Kunst in dem alten, ehrwürdigen Gebäude: Phantastisch!
Rumänen. Jetzt ist es also Rumänien. Lange her, dass ich in Europa gereist bin, aber jetzt versuche ich es mal. Warum Rumänien? Ganz einfach: Ich habe eine Website gefunden, auf der war eine Europakarte, in der die Inzidenzwerte der Corona-Pandemie verzeichnet waren. Und die „guten“ Länder waren zu dem Zeitpunkt Portugal und Rumänien. Und da kam die Idee auf, in eines der Länder zu reisen. Portugal hatte den Vorteil, dass ich da 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte: Eine Reise im Land und der Jakobsweg. Ich könnte den 2. Versuch starten, den Jakobsweg zu laufen laufen. Als wir in Griechenland waren, habe ich lange überlegt: Rumänien mit den Karpaten oder der Jakobsweg? Was sollte ich tun? Ich beschloss dann ganz diplomatisch, beides zu machen. Erst nach Portugal und dann später nach Rumänien.
Also begann ich, mich auf Portugal vorzubereiten. Die Ausrüstung hatte ich ja noch von meinem Versuch in 2020, wo ich den Camino Frances laufen wollte. Also brauchte ich noch Karten, eine Wasserblase (es würde sehr warm werden) und ich musste mich mit der Strecke vertraut machen. Ich war viel in Foren unterwegs und habe Berichte gelesen. Dann habe ich angefangen, zu wiegen und zu packen. Der geplante Reisetag (2 Wochen nach der 2. Impfung) kam näher und näher und langsam wurden auch die Flugtickets wieder teurer. Aber mit den Flugpreisen stieg auch die Inzidenzzahl. Lissabon explodierte förmlich, aber auch in der Provinz Norte, wo ich hinwollte, stiegen die Zahlen schnell an. Und dann habe ich den Rucksack wieder ausgepackt und (zum 2. Mal) alles verstaut.
Plan B: Rumänien. Auch hier war ich in Foren unterwegs und habe Reiseführer und Reiseberichte gelesen. Und ich habe einen Ex-Kollegen angeschrieben. George wohnt in Bukarest und hat sich gefreut, dass ich ihn besuchen wollte. Und hat mir seine Hilfe angeboten.
Wie sonst auch, habe ich eine Route ausgearbeitet inclusive der ‚wie-komme-ich-da-hin‘ – Fragen. Die Packliste war auch schnell gemacht und am 10. Juli habe ich dann den Flug nach Bukarest gebucht.
In Rumänien leben ca. 20 Millionen Menschen, davon ca. 2 Millionen in Bukarest. Das Land liegt quasi im Zentrum von den 3 Gebieten Süd- Mittel- und Osteuropa. Bekannteste Gegend sind sicher die Karpaten in Transsylvanien und deren berühmtester Bewohner ist Graf Dracula. Die Karpaten gehen bis auf 2500m und der berühmteste Fluss ist die Donau, die sich hier in das Schwarze Meer ergießt. Ca. 30% des Landes sind bewaldet und geben Heimstatt für Bären, Wölfe, Geier, Luchse und viele andere Tiere. Die Bergwelt lädt im Winter zum Skifahren ein und im Sommer zum Wandern. Es kann aber sein, dass man dann einen der 3000 Wölfe trifft oder einen der 6000 Braunbären.
Im Land leben sehr viele Ungarn und auch viele Roma. Transsylvanien ist sehr deutsch. Grund dafür sind die vielen Siebenbürgener Sachsen, die hier gelebt haben und die hier auch heute noch sind. Viele Orte haben auch deutsche Namen wie Kronstadt, Herrmannstadt oder Konstanz.
Bodenschätze wie Kohle, Erdöl und Gold sorgen für bescheidenen Wohlstand, ca. 40% des Landes dienen aber der Landwirtschaft. Es gibt eine Elektroindustrie, der Dacia wird hier gebaut und es gibt eine große Textilproduktion.
Rumänien ist ein armes Land, das könnte aber auch mit der Korruption im Land zusammenhängen. In der rumänischen Sprache gibt es 30 Redewendungen für ‚Schmiergeld‘.
Bukarest: Die Stadt wurde 1459 das erste Mal urkundlich erwähnt. Das Dokument wurde von Vlad Tepes ausgestellt, der den Beinamen ‚Draculea‘ trug. Heute ist es eine moderne Stadt und der Regierungspalast des Autokraten Ceausescu ist eines der berühmtesten Bauwerke.
Es ist keine ‚schöne‘ Stadt, da Ceausescu die Altstadt abreißen ließ und da im Zuckerbäckerstil neue Gebäude schaffte. Bukarest ist das wirtschaftliche Zentrum des Landes und mit dem Nordbahnhof und dem Flughafen Otopeni auch das Verkehrszentrum. Berühmte Kinder der Stadt sind unter anderem der Tennisspieler Ilja Nastase oder der Musiker Peter Herbolzheimer.
So weit so gut!
Nach dem anstrengenden Reisetag von gestern habe ich supergut geschlafen. Das Hotel ist wirklich gut. Und erst die Lage…
Das „Treibenlassen“ gestern Abend in der Bukarester Innenstadt war ein guter Start. 2 Dinge will ich noch nachtragen. Zum Einen: die Häuser sind höher. In Düsseldorf sind die Altbauten 3 1/2 - stöckig, hier sind es 5-6 Etagen. Das ergibt ein ganz anderes Bild, die Straßen wirken anders. Ich kenne das aus Paris oder aus Budapest, und dann weiß ich wieder: Düsseldorf ist eher Provinz.
Und sehr schön sind hier auch die Fontänen. Hier ist ein großer Kreisverkehr und in der Mitte ist ein mächtiger Brunnen, dessen Fontänen von bunten LEDs angestrahlt werden. Und auf den Mittelstreifen der zulaufenden Straßen sind auch lange Reihen von Fontänen, die sich rhythmisch bewegen und die ebenfalls bunt sind. Nachts sieht das toll aus.
Aber heute ist erst mal ein neuer Tag.
Ich bin früh unterwegs und laufe zum eindrucksvollen Polizeibüro und dann zu dem Holocaust-Denkmal.
Die Juden hatten es schwer in der Nazi-Zeit. Dahinter ist ein großer, schöner Park mit einem kleinen See. Auch einen Wasserfall gibt es und unzählige (wirklich) Bänke und Stühle zum Verweilen. Ein friedlicher Ort in dieser Riesenstadt und bei 35 Grad auch ganz angenehm. Von hier aus kann man auch Ceausescus Palast sehen. Ich sehe ihn mir aus der Nähe (er wird tatsächlich noch größer) an, aber auf eine Innenbesichtigung (> 1000 Zimmer) bin ich nicht scharf. In einer Seitenstraße stoße ich auf ein nettes Café und kehre da erst mal ein.
Von jetzt an gehe ich sehr plan- und ziellos durch die Stadt.
Es ist schwer zu beschreiben, was ich hier empfinde. Da sind prächtige Bauten, riesige Bauten, verfallene Häuser, viel Schmutz, begleitet von tosendem Autoverkehr: eine verrückte Stadt. Aber es treibt mich immer weiter und ich mache viel zu viele Fotos. Ich erfahre auch, dass ein Fußgängerleben hier nicht viel zählt. Aber auch andere Menschen leben gefährlich. Ich komme an einem Mann vorbei, der ein Eisengitter schweißt. Er hat kein Schutzschild, aber er weiß sich zu helfen. Er schaut sich die Stelle, die geschweißt werden muss, genau an und hält sich dann beim Schweißen die Augen mit einer Hand zu. Auch eine Möglichkeit.
Ich gehe in die Kretzulescu-Kirche, eine der ältesten Kirchen hier. Man darf hier keine Fotos machen, aber die Kirche ist sehr schön. Nicht so goldüberladen wie z.B. die Gotteshäuser in Rom, sondern eher mit vielen, aufwändigen Wandmalereien geschmückt. Und alles sehr klein und heimelig.
Danach ist die Casa Filipescu Cesianu dran. Von außen ein tolles Gebäude und von innen: weiß ich nicht. Es ist geschlossen. Und das ist mein Schicksal von heute. Ich habe es bei 6 oder 6 Museen versucht und alle waren (bis auf eines) zu. Das eine, das offen hatte, war das Naturkundemuseum: mein Favorit. Aber davor warteten über 100 Leute in der prallen Sonne auf Einlass und da hatte ich keine Lust.
Beim letzten Museum war ein Wärter, der kein Englisch sprach. Aber er führte mich zur Seite und zeigte mir ein Schild, auf dem zu lesen war: geöffnet nur am Mittwoch und am Freitag. Er muss meine Enttäuschung gesehen haben, denn er reichte mir zum Abschied seine Hand. Da war meine Laune wieder gut.
Die andere Geduldsprobe war das Geldwechseln. Eine Bank wollte nicht tauschen, weil ich da kein Konto hatte. Eine andere akzeptierte meinen Personalausweis nicht und bestand auf einen Pass. Eine Wechselstube wollte tauschen, hatte aber keine Lei! Und dann fand ich tatsächlich jemanden, der mir zu einem fairen Kurs die € abnahm.
In einer Bank hatte ich zusätzlich nach dem Weg zum Naturkundemuseum gefragt und die bildhübsche 25jährige Mitarbeiterin wäre fast mit mir da hingegangen, so wichtig war es ihr, dass ich den Weg finde.
Und ich war in einem Kaufhaus.
So ein altes Kaufhaus aus der dunklen Zeit. Sehr interessant.
In einer Ecke gab es „Autofahrerhandschuhe“ und als ich mir die verwundert ansah, kam auch sofort eine Verkäuferin. Sie fragte dann, woher ich käme und als ich es ihr sagte, meinte sie: Moment! Und kam dann mit einem Trachtenjanker von Loden Frey zurück. Stolz präsentierte sie mir das Teil und berichtete, dass die Fabrik hier ganz nah bei Bukarest sei! Rumänische Qualität zu höchsten Preisen! Aber mir wollte sie einen Sonderpreis machen.
Und dann entdeckte ich noch einen kleinen Fahrstuhl. Da stand ein Höckerchen drin und da war auch ein Hebel an der Wand für Auf- und Abwärts. Hier wurde echt noch mit einem Fahrstuhlführer gearbeitet und die diensthabende Fahrstuhlführerin (hier könnte man mal das Gendern üben), eilte herbei. Aber ich bedankte mich nur und ging wieder zu Fuß runter.
Ich war noch in mehreren Kirchen und gleich treffe ich mich mit George zu einem weiteren Spaziergang und danach zum Essen. Mein Tacho steht aber schon jetzt bei 24,4 km, eigentlich reicht mir das.
Gestern Abend war ich noch mit George zusammen essen. Es war ein lustiger Abend in einem sehr landestypischen (guten) Restaurant. Es gab viel zu viel leckeres Essen, sehr viel Bier, Wein und Palinka und dazu auch noch Geigenmusik. Perfekt!
Heute früh habe ich dann meinen Museumsbesuch etwas nachgeholt.
Erstes Ziel war ein sehr nettes Jüdisches Museum. Ein Wachmann entschuldigte sich mehrfach, weil er meinen Ausweis sehen wollte und die Leiterin erklärte mir liebevoll einzelne Exponate.
Das Museum für die Geschichte Bukarests war dagegen langweilig. Ein Teil dokumentierte vieles aus dem Krieg und in einem anderen Teil wurden viele Exponate aus der Zeit von Trajan gezeigt. Der Name Rumänien leitet sich aus dem Wort Römer ab.
Im Keller war dann noch eine mäßig spannende Sammlung mit altem Schmuck.
Ich bin dann noch (in sengender Hitze) den Hügel zur Kathedrale hochgestiefelt. Die war jetzt wieder ziemlich groß und typisch katholisch sehr reichhaltig geschmückt. Es gibt mehrere verglaste Särge mit Goldmasken auf den Gesichtern. Spooky!
Auf dem Weg zum Hotel kam ich an einer kleinen Frau vorbei, die auf dem Boden saß und da Gemüse und Lavendel verkaufte. Es war eine alte Dame, weit über 70, aber sie hatte ein altehrwürdiges, schlankes Gesicht mit dunklen Augen. Ich wollte sie gerne fotografieren und fragte sie. Sie zog sich schnell ein Kopftuch über und verhüllte ihr Gesicht. „Nu!“ Das ist das rumänische ‚Nein‘. Bedauernd zog ich ab. Aber nicht lange. Nach 5 Minuten ging ich wieder zurück und fragte sie noch mal.
Dabei hielt ich ihr 10 Lei hin. Aber sie blieb hart und ich respektierte ihr Nu jetzt. Ich verabschiedete mich und dabei lächelte sie sogar ein wenig. Wir sind also im Guten auseinandergegangen.
Ich habe mich dann noch 1/2 Stunde unter die Klimaanlage in meinem Zimmer gelegt, bis ich auschecken musste. Der Rezeptionist war total süß. Er fragte mich, wohin ich reise und freute sich, dass ich sein Land besuche. Wir haben uns fast 10 Minuten unterhalten und er hat mein Bild von dem Hotel abgerundet: super!
Danach ging es dann zur U-Bahn und dann weiter zum Nordbahnhof. Das ist der wichtigste Bahnhof hier in Bukarest aber ich finde schnell meinen Zug mit der Nummer IR346 nach Wien. Der soll mich heute nach Sinaia bringen. Dracula, ich komme!
Der Zug ist nicht der Neueste und hat 2 Neins!
Nein, es gibt keine Klimaanlage.
Nein, die Fenster lassen sich nicht öffnen.
Ich sitze in einer 4er-Gruppe bei 2 älteren Damen und bin komplett nass. Der Zug ist ziemlich voll und die Luft ist geschwängert von Alkoholausdünstungen und verschiedenen Speisen, die hier schon vor der Abfahrt verspeist wurden. George hatte mich gewarnt, auf jeden Fall vorher zur Toilette zu gehen, das sein in der Bahn wirklich nicht schön. Aber die Fahrt dauert nur 1 1/2 Stunden, das werde ich überleben.
Die Schaffnerin hat eine Liste mit allen gemeldeten Namen und hakt ganz ordentlich ab, ob auch jeder auf seinem zugewiesenen Platz sitzt. Ich bestehe diese Prüfung.
Während der Fahrt rief mich dann noch der Besitzer des Hotels in Sinaia an. Eigentlich nichts Spektakuläres, außer der Klingelton ist der Marsch aus Star-Wars und das Ding steht auf volle Lautstärke. Meine Mitfahrenden haben sekündlich den Einmarsch der Storm-Troopers erwartet.
Draußen sieht man erst lange Zeit Felder, dann kommt mehr und mehr Wald und ich merke, dass wir langsam höher kommen. Hier beginnen also die Berge.
Irgendwann hält der Zug, aber ich sehe keine Schilder. Von der Zeit her müsste es aber passen. Ich frage meine Nachbarn und die fragen dann andere Nachbarn. Der Waggon einigt sich: hier ist Sinaia. Im letzten Moment springe ich ins…..Wasser.
Das, was bei uns vor ein paar Tagen war, haben wir jetzt hier auch. Starken Hagel und Starkregen. Die Hagelkörner prasseln auf das Waggondach und auf dem Bahnsteig sieht es aus, wie Einschläge. Ich haste unter das Dach und gehe ins Bahnhofsgebäude. Hier regnet es an Stellen bereits durch und patschnasse Reisende warten auf Besserung.
Auf der Straße steht das Wasser ca. 5cm hoch. Ich lasse mir ein Taxi kommen und verhandele nicht über den Preis. Wir fahren bergauf durch 10cm tiefes, braunes Wasser. Aus allen Seitenstraßen kommen Flüsse von der braunen Pampe, wir fahren mit ca. 10 km/h oder besser: mit 6 Knoten.
Mit einem gewagten Sprung hechte ich aus dem Auto um über den Wassergraben neben mir zu kommen. Und dann bin ich angekommen.
Nach dem Check-in klarte das Wetter auf und die Sonne kam durch. Die Temperaturen hier sind merklich angenehmer und so bin ich in die Innenstadt gelaufen. Sinaia ist ein typischer Wintersportort. Eine große Straße mit Hotels und Kneipen und irgendwo ist die Seilbahn. Damit fährt man im Winter hoch zu den Skiliften und im Sommer zu den Trekking- und Hiking-Strecken. Heute orientiere ich mich erst mal (was-ist-wo) und morgen ist hoffentlich gutes Wetter.
Sinaia hat ca. 10.000 Einwohner und liegt am Fluss Prahova am Fuße des Bucegi-Gebirges in der Walachei. Das Gebiet ist ein beliebter Wintersportort und auch Hiking und Trekkking wird hier gerne gemacht. Der Name kommt tatsächlich von dem Ägyptischen Berg Sinai, zumindest ist das Kloster danach benannt. Hier hatten mehrere Könige ihre Schlösser und am hiesigen Bahnhof wurde 1933 der Premierminister Duca ermordet.
So weit, so gut.
Gestern Abend bin ich dann noch in die Innenstadt gelaufen. Da war ein Restaurant mit überdachter Terrasse, und kaum saß ich unter der Bedachung, kam der nächste Starkregen. Es donnerte, blitzte und der Himmel öffnete alle Schleusen. Ich hatte Probleme, einen Platz zu finden, wo es nicht durchregnete, aber ich war erfolgreich.
Es gab dann Bier, eine leckere Bohnensuppe im Brottopf und danach einen Tuica Fiarte, das ist ein Schrödingers Slivovitz. Das bedeutet, es ist Slivovitz und auch nicht! Die Auflösung ist einfach. Der rumänische Pflaumenschnaps heißt Palinka. Und Trester
nennen sie hier Slivovitz.
Und wenn man den dann warm macht und Pfefferkörner hineintut, ist das Tuica Fiarte. Und der kommt in einer kleinen Tasse und danach fehlen etliche der grauen Hirnzellen…..
Als der Regen dann weniger wurde, bin ich zurückgegangen und ich muss zugeben: Gewitter mit vielen Blitzen, hier in der Gegend wirkt spooky. Und dabei bin ich noch nicht mal in Transsylvanien, hier ist immer noch die Walachei….
Heute standen die Bucegi Mountains auf dem Programm. Das sind die hiesigen Berge und sie bieten ein großes Skigebiet (>2000m hoch) und ein riesiges Wander-Areal. Das Wetter war freundlich und sollte es auch bis mindestens zum Mittag bleiben. Also bin ich losmarschiert und einfach den Schildern „Gondola“ gefolgt.
Jetzt, Stunden später, weiß ich, dass es 2 Lifte (mindestens) gibt. Einer ist weiter hinten im Dorf und geht in einem durch und es gibt noch einen. Die Schilder führten mich zu „noch einen“. Dafür musste ich ca. 45 Minuten strammen Schrittes bergauf gehen.
Nach einiger Zeit kam ich dann zum Eingang des Nationalparks Bucegi und nahm beruhigend die Warnschilder wegen der Bären zur Kenntnis. Als ich dann kurz darauf an einer Bärenfalle vorbeikam, wusste ich: die meinen das ernst!
Die Temperaturen kletterten dann mit mir zusammen und als ich endlich an der Station ankam, war ich nassgeschwitzt.
Aber alleine.
Es war total leer und so bin ich gemütlich in einer 4er Gondel den Berg hochgefahren. Auf 1400 war dann die Mittelstation und von da aus ging es an der Baumgrenze vorbei bis auf fast 2100m.
Der Blick von da oben ist phantastisch. Die Wanderwege sind gut ausgeschildert und ich bin auch einem Weg 1/2 Stunde gefolgt. Es ging aber steil bergab und wieder bergauf und da waren meine Schuhe nicht so recht geeignet für. Was noch ärger war: nach dem langen Marsch bergauf fingen meine Knie auch an, sich bemerkbar zu machen.
Ich bin dann zurück und noch 2 andere Wege gegangen, aber auch nur, so lange Steigungen und Gefälle moderat blieben.
Hier oben weht ein tüchtiger Wind und lt. Anzeige sind hier nur 23 Grad: perfekt. Ein schöner Ort und der Blick über die sanften Gipfel hatte etwas Friedliches.
Und noch was habe ich gelernt: Schilder können die Rumänen nicht. Auf dem Rückweg folgte ich der Beschilderung „Center“ und machte einen gewaltigen Umweg. Aber man kommt immer wieder an wunderschönen Häusern oder Anwesen vorbei, die in dem hier typischen Stil gebaut sind, das entschädigt dann doch. Der Regen kam erst nach 18 Uhr und so konnte ich noch die Kirche vom heiligen Elijah besuchen. In ihrer Schlichtheit ein absolut bemerkenswertes Bauwerk.
Weltuntergang! Gestern Abend war Weltuntergang. Es fing harmlos an. Ich wollte was essen gehen und hatte sicherheitshalber meine Regenjacke zusammengerollt und im meine Bauchtasche gestopft. Als ich aus dem Haus trat, tröpfelte es. Also zog ich die Jacke an. Nach 100m rief Dagmar an. Ich stellte mich unter einen Vorsprung und wir redeten miteinander. Dann ging ich weiter. Wieder 100m weiter piepste plötzlich mein Telefon und ich fühlte auch ein Vibrieren. Was zur Hölle….?
Auf dem Display war eine rumänische Botschaft zu lesen. Auf Deutsch stand „Extremer Hinweis“ darüber. Das reichte mir. Sofort machte ich mich auf den Weg zurück in meine Herberge. Aber es war zu spät. Ich flüchtete mich vor dem extremen Regen in ein Gemüsegeschäft, bevor der extreme Hagel kam.
Dort blieb ich eine Weile und als es weniger wurde, hastete ich weiter. Aber das war nicht einfach. Die Nebenstraßen, die ich überqueren musste, führten 5cm tiefe und mindestens 1 m breite Ströme.
Wie da rüberkommen? Mit Anlauf und ausrutschen? Oder aus dem Stand springen. Ich entschied mich für Zweites und….zu kurz. Fazit: Linker Fuß nass.
Aber ich erreichte das Restaurant. Aber jetzt ging es wieder von vorne los. Eine ohrenbetäubende Mischung aus prasselndem Regen, starkem Hagel und Donnergrollen von dem Gewitter, das sich inzwischen dazugesellt hatte.
Weltuntergang!
Der Spuk dauerte 2 Stunden, dann konnte man sich langsam wieder auf die Straße trauen.
Der Hagel hatte unzählige Blätter von den Bäumen gerissen und die Straßengräben waren voll Schlamm aus den höhergelegenen Ortsteilen. Könnte was mit dem Klimawandel zu tun haben….
Und noch was. Ein Land wie Rumänien schafft es, solche Warnungen ohne installierte App rauszuhauen; könnte man mal drüber nachdenken!
Heute früh bin ich dann gut gelaunt aufgestanden. Ich kann mir hier Kaffee machen und habe Obst gekauft: fertig ist das Frühstück. Danach bin ich dann los, Peles Castle zu besuchen. Das Große und wunderschöne Schloss liegen auf dem Weg zur Gondel, also geht es wieder stramm bergauf. Allerdings nur 2/3 des Weges. Aber meinen Knien reicht das.
Peles ist nicht so spektakulär wie Neuschwanstein, ist aber in einer ähnlichen Liga. Ich war früh da und nachdem 40 Lei ihren Besitzer gewechselt hatten, war ich drin.
Es ist ein sehr prächtiges und perfekt erhaltenes Schloss, dass der König sich da hingebaut hat. Riesige Hallen, erhabene Treppenaufgänge und sehr repräsentative Räume. Hier hat die Königsfamilie gewohnt und danach waren hier auch Personen wie Nixon, Gaddafi oder Arafat.
Das Schloss ist unüberschaubar groß, obwohl ich nur 2 Geschosse sehen durfte. Es wäre sicher toll, da mal komplett durchzulaufen, vor allem, weil es viele Geheimtüren und -gänge gibt. Das Schloss hat 160 Zimmer und der Bau hat fast 40 Jahre gedauert. Als ich dann herauskam, waren die anderen Touristen auch alle da. Da hatte ich ja noch mal Glück gehabt!
Es sind überwiegend Rumänen, die hier sind. Und man ist auch noch nicht gut vorbereitet auf andere Nationen: die Beschreibungen sind größtenteils in Landessprache.
Nicht weit von Peles ist Pelisor. Karl der erste hat es für seinen Neffen erbauen lassen. Es ist kleiner und weit weniger prächtig, hat mich aber mehr berührt.
Der Palast ist auch riesig, aber innen ist alles in Eiche und anderen Hölzern gehalten. Es gibt viele Räume, die auch nach heutigem Geschmack noch wohnlich eingerichtet sind. Es gibt Schlaf- und Wohnzimmer, Malzimmer, Gästezimmer, Räume für Kindermädchen und Lehrer und was weiß ich. Alles wirkt irgendwie lebendig und bewohnt. Eher wohnlich-praktikabel als repräsentativ.
Und es gibt einen wunderschönen goldenen Raum. Marie, die Frau von Ferdinand, hat ihn persönlich gestaltet und hier ist sie auch gestorben. Sie wurde dann in der Königlichen Begräbnisstätte in der Nähe von Bukarest beigesetzt, aber nicht ihr Herz. Das wurde in eine silberne Schatulle gegeben und war erst in Bran (da hatte Dracula sein home-office), soll aber jetzt in diesem goldenen Raum sein.
Mein Rückweg brachte mich noch an dem Kloster von Sinaia vorbei. Es ist auch schon sehr alt und das Gästehaus hatte damals dem König zeitweise als primitive Wohnstatt gedient, während Peles noch gebaut wurde. In dem kleinen Museum wurde unter anderem die erste Bibel in Rumänischer Sprache von 1668 ausgestellt. Die Klosterkirche ist, wie ich auch schon in anderen Kirchen gesehen habe, unbestuhlt. Scheint zu funktionieren…
Auf der Straße, in der ich wohne, gibt es ältere, traditionelle Häuser und auch ein paar moderne Bauten. Manche sind baufällig, andere liebevoll gepflegt. Ich komme immer an einem düsteren Haus vorbei, dem man ansieht, dass sie alt sind, aber auch, dass hier niemand mehr lebt. Niemand? Nein! Im Eingangsbereich liegt immer ein großer Hund. Zusammengerollt passt er auf.
Welches Geheimnis verbirgt sich hier? Ist es wirklich ein Hund oder ist es der ehemalige Besitzer, der irgendeinen Riesenfehler begangen hat?
Der Hund heißt Lucky. Ein Mädchen ging an dem Garten vorbei und rief ihn. Allerdings hat er nicht reagiert.
Gestern Abend kam dann auch, wie bestellt, der Starkregen und das Gewitter. Allerdings ohne Hagel. Aber um kurz vor 8 war der Spuk vorbei. Ich war dann noch gemütlich essen (Krautwickel mit „irgendwas“) und 4 von den Mititei-Röllchen.
Und nun geht es nach Brasov. Oder nach Kronstadt? Ganz früher hieß der Ort wohl Corona, und dann (bis heute) Kronstadt.
Die Stadt war zusammen mit Hermannstadt die geheime Hauptstadt der Siebenbürger Sachsen und das kulturelle Zentrum. Früher wurde die Stadt von den Mongolen und vor allem von den Türken bedrängt. Neben den Sachsen lebten hier Ungarn, Rumänen, Griechen, Roma und Armenier. Zwischen 1950 und 1960 hieß der Ort auch mal Stalinstadt (Orasul Stalin). Der Ort liegt auf 600m Höhe und beherbergt ¼ Million Menschen und er war schon 1987, also 2 Jahre vor der Rumänischen Revolution (gegen Ceausescu) Keimzelle des Arbeiterprotestes.
Heute gibt es etwas Industrie in Brasov (Spielzeug, Traktoren, Elektro, KFZ, und Airbags. Siemens, Airbus und Miele haben hier auch Standorte. Es gibt 2 Universitäten, die auch einen guten Ruf haben.
Und in den Randbezirken der Stadt kann man häufig auf Braunbären treffen, die die Mülltonnen inspizieren. Berühmte Söhne der Stadt sind Ion Tiriac und Peter Maffei.
Heute früh bin ich dann zeitig zum Bahnhof gelaufen.
Nach einer halben Stunde war ich da und mir war warm.
Die freundliche Fahrkartenverkäuferin gab mir mein Ticket (13 Lei) und meinte: run!
Ich hatte einen Zug früher als ich eigentlich wollte erwischt, aber egal. Wenn man dann aber schwer atmend mit Maske im Zug sitzt, ist einem wirklich warm.
Wir fahren an den Bucegi Mountains vorbei und passieren trostlose Dörfer mit vielen Industrie- und zivilen Ruinen.
Dann kommen endlose Wälder. Alles ist sehr grün.
Als wir näher an Kronstadt herankommen, tauchen neben der Bahnlinie Leute auf. Die liegen da mit Handtüchern und Liegen in der Sonne. Zwischen der Bahntrasse und einer Straße. Im Bikini. Wie die Holländer….
Der Zug ist übrigens super. Nicht zu voll, ziemlich sauber und er hat eine Airco. Das macht das Fahren angenehm. Der Platz neben mir ist frei und ich bedauere fast, dass die Tour mur etwas mehr als eine Stunde dauert.
Nächste Hürde: der Bus. Ich kaufe ein Ticket und zähle im Bus die Stationen. 7 Stück, dann müsste ich da sein. Ist immer doof, wenn man sich nicht auskennt und wenn auch keinerlei Anzeigen im Bus sind. Aber Treffer und versenkt! Ich komme im Zentrum an. Die Altstadt sieht süß aus und ich freue mich schon jetzt. Nach 10 Minuten bin ich am Guesthouse.
Hammer! Eine kleine Einfahrt zu einem winzigen Hof, und ein total sympathischer Vermieter, dem ich prompt in die Arme laufe.
In dem winzigen Hof sind eine winzige Türe und dahinter das winzige Zimmer. Ein winziger Tisch, ein Bett, ein winziger Röhrenfernseher, ein winziger Kühlschrank ein winziges Bad: that‘s it. Ach ja: es gibt auch ein winziges Fenster. Und eine winzige Eingangstüre, an der ich mir schon 2x den Kopf gestoßen habe.
Im Hof ist ein Tisch, darauf stehen Nüsse. Ich könne mich gerne dahin setzen und Nüsse knacken. Kein Problem. Gegenüber ist eine Türe. Dahinter: Schnapsfässer! Er sei Bauer, sagte der Vermieter. Er produziere den Brandy, die Gläser seien sauber und ich dürfe mich gerne bedienen.
Ich bin im Paradies!
Und Brasov ist schön. Ich bin mitten in der sehr schönen Altstadt und bin damit mittendrin im Geschehen. Allerdings ist jetzt auch Wochenende und damit ist es sehr voll hier. Alle wollen die alte Stadt sehen und auf den unzähligen Terrassen in der Stadt was essen oder trinken. So wie ich.
Ich werfe nur kurz mein Zeug ab und fange an, die Stadt zu durchstreifen. Kleine Gassen mit Kopfsteinpflaster und alte Häuser mit teilweise tollen Fassaden soweit das Auge reicht. Dahinter die Berge und ganz oben, im Hollywood-Stil, der Name Brasov in riesigen Lettern. Der Berg, auf dem die Reklame steht, heißt Mount Tampa und ich gehe zu der Talstation der Gondel.
Ich sehe eine lange Schlange, kann mir aber vorstellen, wie das mittags aussieht oder gar morgen. Also: anstellen.
Nach knapp 1/2 Stunde bin ich in der alten Gondel, die fast senkrecht nach oben geht.
Ich mache mich auf zur BRASOV-Reklame und der Ausblick ist wirklich phänomenal. 1000ende von Selfies werden hier gemach und alle sind ganz aufgeregt. Aber der Blick…
Von hier gibt es 2 Optionen: runterlaufen (4h) oder fahren. Ich bin bei Gruppe 2. Dachte aber, ich sei da alleine. Die Rumänen sahen alle so sportlich aus.
Pustekuchen.
Wieder knapp 20 Minuten anstellen. Aber egal. Hat sich gelohnt. Ich esse eine Kleinigkeit und mache mich dann auf zur engsten Gasse der Welt. Man muss ja alles mal gesehen haben. Ja, sie wäre auch noch eng, wenn da nicht so viele Touristen drin wären. Also abhaken!
Aber dafür bin ich nicht hier. Ich laufe durch die Gassen, komme am Schei-Tor vorbei und direkt daneben ist das alte Stadttor mit seinen 4 Türmen. Die symbolisieren das Recht der Stadt Kronstadt, eigene Urteile zu fällen, auch Todesurteile.
Von da aus zu der prominentesten Sehenswürdigkeit der Stadt: zur schwarzen Kirche.
Hier versprechen die Tourismusexperten aber nicht zu viel. Äußerlich eine beeindruckende Architektur und auch innen voller Überraschungen. Es ist nicht nur das Alter, es ist die Bestuhlung, die Orgel, die osmanischen Teppiche, das Taufbecken…..ich empfehle wirklich, sich zumindest den Wikipediaartikel mal anzusehen. Eine tolle, evangelische Kirche mitten in diesem erzkatholischen Land. Hier wurde auch früh der Lutherische Glaube gelehrt. Und selten habe ich eine Kirche oder einen Tempel gesehen, der so eine positive Ausstrahlung hatte. Passt gar nicht zu dem Namen „Schwarze Kirche“.
Und dann bekam ich wieder so eine Katastrophen-SMS. Das Wetter hier scheint nicht normal zu sein. 28 Grad war es heute, aber nun wurde es schnell dunkel und der Himmel öffnete seine Schleusen. Na ja, morgen ist auch noch ein Tag. Und noch was: Jetzt bin ich endlich in Siebenbürgen oder in Transsylvanien.
Dracula ist sicher schon ganz unruhig. Aber es fällt wirklich auf, dass hier vieles deutschsprachig ist. Die Details in der Kirche waren auf deutsch und ich wohne in der Spitalstraße. Und dafür bin ich so weit gereist?
Man erzählt sich hier, dass der Rattenfänger von Hamel hier in Brasov wieder aufgetaucht ist. Eine interessante Legende. Aber ich habe ihn nicht gesehen. Gesehen habe ich heute viele Bären. Und was war fast besser. Aber der Reihe nach. Als ich rausging, schlief die Stadt noch. Zum Busbahnhof laufen, da dann den Bus zum Bahnhof nehmen. Im Bus ca. 15 Leute, meistens Frauen. Und nachdem die alle ruhig dagesessen haben, kommen sie plötzlich alle in Bewegung. Wir haben eine Kirche passiert und alle bekreuzigen sich. Danach ist wieder alles ruhig. Ziemlich katholisch hier.
Den Bahnhof kenne ich ja schon und am einzigen Schalter ist nur eine Frau vor mir. Aber die scheint eine Weltreise zu buchen, so lange dauert das. Und der Zug fährt in 8 Minuten.
Als ich endlich dran bin: falscher Schalter. Ich fahre mit einer anderen Gesellschaft. An dem Schalter ist dann ein Pärchen vor mir. Same procedure. Aber es lag nicht an der Verkäuferin. Mein Ticket nach Zarnesti hatte ich nach Sekunden.
Der Zug ist ein Schienenbus ohne Airco, aber mit Fenstern, die man öffnen kann. Wir fahren durch Felder und im Hintergrund sind die Karpaten. Einmal fliegen ca. 80-100 kleine Vögel parallel zu uns. Unsere Geschwindigkeit halten sie problemlos.
In Zarnesti angekommen, habe ich ein Problem. Die Bären Schutzstation ist 9 km entfernt. Aber es gibt ein Taxibüro und die wollen helfen. Allerdings muss ich in 15 Minuten da sein, sonst verpasse ich die englische Führung und muss 1 1/2 Stunden warten. Als der Taxifahrer mit seinem alten Dacia kommt, versteht er das Problem und gibt alles.
Wirklich alles.
Wir düsen durch den Ort, fliegen über die Landstraße und dann geht es auf eine Schotterpiste. Für den Dacia kein Problem. So, wie der aussieht, hat er das schon öfters machen müssen.
Vor uns ein langsamer Toyota. Mein tapferer Fahrer hupt ihn weg. Und den Ford davor auch. Selbst auf der schmalen Schotterpiste machen wir Zeit gut.
Und ich bin pünktlich. Mit ca. 30 Leuten geht es los. Ein sehr sympathischer und gut englischsprechender Guide führt uns. Zuerst gibt es ein Video.
Es ist furchtbar.
Die Bären sind alle im besten Fall aus einem Zirkus, aber meistens aus Privathaltung. Restaurants und Tankstellen wollten damit Kunden anlocken und reiche Privatleute haben sich einen Bären im Garten gehalten.
Unter furchtbarsten Bedingungen. Entweder in viel zu kleinen Käfigen oder einfach an Kette oder Nasenring, nachdem man Zähne und Klauen entfernt hatte. Und sie wurden geblendet.
Unvorstellbar.
Teilweise hochgradig Verhaltensgestört, manchmal unrettbar. Alle haben Namen und unser Guide kennt sie alle. Zu vielen erzählt er die Geschichte. 112 Bären leben hier, 120 würden passen. Die Tiere werden sterilisiert, damit sich vor allem die Männer nicht gegenseitig umbringen. Und Nachkommen will man hier nicht haben. Es gibt aktuell zwischen 6000 und 8000 Bären im Land und es gibt fast täglich Zusammenstöße zwischen Menschen und Bär. Einmal pro Woche stirbt jemand.
Bären, die Menschen angreifen, sind dem Tode geweiht. Die Ranger kennen die Tiere und schreiben sie zum Abschuss aus. So ein Abschuss kostet zwischen 10 und 15.000€. Sicher eine ethisch/moralisch fragwürdige Methode, aber man braucht das Geld, um die Menschen zu schützen. Bären sind hier ein echtes Problem.
Nicht aber die Bären hier im Schutzgebiet. Sie können, meist nach einem furchtbaren Leben in Gefangenschaft, hier relativ frei und ohne Sorge vor Feinden oder Hunger ihren Lebensabend fristen. Wilde Bären werden ca. 20 Jahre alt, in Gefangenschaft (oder auch hier) über 40.
Es gibt ein paar Babys hier. Die kommen entweder aus dem Handel oder von schwangeren Zirkusbären (so etwas gibt es wohl auch). Sie bleiben erst mal 2 Jahre für sich, weil die anderen sie sonst fressen würden. Ausgewildert werden auch sie nicht. Aber vielleicht haben sie es hier auch besser. Hier bekommen sie im Schnitt 2 Tonnen Lebensmittel pro Tag. Das Meiste davon wird von Supermärkten gespendet. Die Bären essen das gleiche wie wir, deshalb lieben sie auch unsere Mülltonnen.
Containern dürfte daher in Rumänien wenig verbreitet sein.
Es ist toll, die Bären so nah zu sehen, und auch wenn ich schon viele Tiere ohne Zaun zwischen uns sehen durfte: hier bin ich ganz froh.
Und es ist schön, diese geschundenen Kreaturen zu sehen, wie sorgenfrei sie hier leben können.
Der Guide zeigt uns noch eine Stelle. Es ist ein kleines, kreisrundes Grasstück. Darum ein kreisrunder, kleiner Weg, auf dem nichts wächst. Dieser Weg wurde von einer Bärin mit dem Namen Maya geschaffen. Sie hat 24 Jahre in einem winzigen Käfig gelebt, und als sie hier freigelassen wurde, ist sie immer weiter im Kreis gelaufen. Sie war nicht mehr zu retten.
Wow! Eine eindrucksvolle Führung.
Jetzt musste ich aber wieder zurück. Erst mal gute 2 km über die Schotterpiste und dann hoffen, dass unten auf der Landstraße ein Bus hält.
Alternativ versuchte ich es mit meinem Daumen. Und tatsächlich: eine Familie aus Bukarest hielt an und ich durfte mitfahren. Mir wurde sogar Wasser angeboten und nein: der Bahnhof lag nicht in der Richtung, in die sie fahren wollten. Freundliche Rumänen!
Am Bahnhof habe ich mir noch schnell im Supermarkt gegenüber was zu trinken und ein Brötchen gekauft und 1/2 Stunde später saß ich im Zug nach Kronstadt.
Nach einer kurzen Pause (mein Vermieter brachte mir einen Riesenteller mit total leckeren Melonenscheiben) habe ich mir dann noch 2 Kirchen angesehen. Nicht sehr spektakulär, einfach nur alt. Weiteres Highlight waren die Brasov Caves.
Die waren gar nicht auf meiner Liste. Ich bin einfach durch 2 ziemlich privat aussehende Passagen und Hinterhöfe gegangen und stand plötzlich an der Stadtmauer. Da war ein netter kleiner Bach und auch noch Schatten und dann entdeckte ich den Höhleneingang. Neugierig trat ich näher und hatte keine Ahnung, was mich da erwartete.
4€ Eintritt kann man riskieren, also bin ich rein.
Sofort wurde es kalt und dunkel. Der Weg war notdürftig mit Lichtschlangen bezeichnet und die Deckenhöhe war für mich nicht immer ausreichend. Tiefer und tiefer ging es in den Berg, ein paar Treppen hoch, nach links, wieder runter. Und es gab Nebengänge. Und hier war die Überraschung. In den Gängen waren tolle Lichtobjekte, meist mit Soundobjekten kombiniert. In dieser Umgebung war das spektakulär.
Tiefer und tiefer ging man in den Berg. Bei einem Objekt musste man durch eine Türe. Und plötzlich waren da Schritte!
Hinter einem!
Ein anderes Objekt war eher figürlich, und wenn man näherkam, ertönte hinter einem das Geräusch eines schnell näher kommenden Zuges.
Nichts für schwache Nerven, aber ich liebe es!
Zur Feier des Tages bin ich dann noch die ca. 230 Stufen zum „Weißen Turm“ hochgeklettert, von hier aus hatte man aber auch eine tolle Sicht über den Ort.
Ein toller Tag und ich freue mich immer, wenn ich mit dem Transportwesen in fremden Ländern gut zurecht komme.
Gestern Abend war ich im Schei District essen. Der Schei District liegt außerhalb der Stadtmauern von Kronstadt und wurde früher ausschließlich von Rumänen bewohnt. Die Deutschen in Kronstadt haben die Rumänen nicht in ihrer Stadt haben wollen, deshalb ist der Baustil da draußen auch leicht anders als der in Kronstadt. Ich hatte gehofft, dass es da nicht zu touristisch ist aber es ist im Grunde genommen das gleiche wie in Kronstadt selber. Kein tolles Essen dafür aber recht teuer.
Der Tag fing ganz gut an. Ich war früh unterwegs und bin die 3 km zum Busbahnhof durch die noch schlafende Stadt gelaufen. Das hier ist nicht mehr Altstadt das ist eine ganz normale moderne rumänische Stadt. Kleine Häuser alt und neu durcheinander. Leute die zur Arbeit hasten. Eigentlich ganz schön.
Der Busbahnhof ist sehr groß aber auch sehr leer und es gibt 2-3 Büdchen, wo man Kaffee und Gebäck kaufen kann und einen kleinen Supermarkt. Der Bus ist offensichtlich gerade weg und ich muss eine Dreiviertelstunde warten; aber egal. Während ich warte kommt leider eine Frau zu einem der Büdchen neben der Bank wo ich sitze. Was mir an der Frau nicht gefällt: sie hustet in einem durch.
Sie geht du den Büdchen (hust, hust), (hust, hust) bestellt Gebäck (hust, hust), sucht nach dem Geld (hust, hust), bezahlt (hust, hust).
Die ganze Zeit und ohne Maske und immer in Richtung der Verkäuferin. Dann geht sie hustend über den Bahnhof und setzt sich ziemlich weit entfernt hin und hustet weiter.
Zuerst dachte ich ich habe Glück und sie nimmt einen anderen Bus aber später steigt sie bei mir ein. Der Bus ist ziemlich alt und hat wohl auch schon viel erlebt aber da er nicht voll ist geht es eigentlich mit Der Fahrt.
Und zum Glück hat die Frau auch nicht mehr gehustet. Nach 1 Stunde sind wir in Bran. Bran und speziell Bran Castle hat Bram Stocker inspiriert, Dracula zu schreiben. Deshalb bin ich hier.
Hier ist der Tourismus erfunden worden. Ich gucke erst mal wie man wieder zurückkommt und dann gehe ich in Richtung Schloss. Rund um das Schloss sind unzählige Souvenirbuden aufgebaut. Es gibt Spielzeug, T-Shirts, kleine Magneten für den Kühlschrank und alles mögliche andere Zeug. Das hier ist großes Business.
Ich gebe allerdings zu, dass es mir nicht leichtgefallen ist, an den vielen T-Shirts mit blutigen Zähnen vorbei zu gehen….
Ich will zur Ticket-Kasse gehen aber die ist geschlossen. Dracula schläft wohl etwas länger. Geöffnet wird erst um zwölf. Also spaziere ich noch herum und entdecke ein kleines altertümliches Dorf das hier auf einem Wiesengrundstück aufgebaut worden ist.
Es sind alles Häuser die früher hier in der Gegend im Wald gestanden haben und in denen Leute gewohnt haben die sich hauptsächlich mit Schafen, Ziegen und Kühe befasst haben.
Die Häuser sind dann demontiert und im Original wieder hier aufgebaut worden. Nach einem ausgiebigen Spaziergang bin ich dann wieder zur Kasse gegangen da waren mittlerweile circa 400 Leute. Also habe ich beschlossen erst mal was essen zu gehen.
In einem Restaurant am Rande des Ortes habe ich die schlechteste Pizza meines Lebens gegessen.
Keine Tomatensoße wenig Käse und dann lieblos Schinken Mais und Oliven drauf verstreut. Gruselig. Das war eine echte Dracula Pizza - so gruselig war die.
Aber Dracula kann doch noch was. Im Schloss ist tatsächlich ein Impfzentrum. Die Plakate zeigen das typische Dracula - Gebiss mit zwei Spritzen statt Eckzähnen. So wird hier für die Impfung geworden. Sehr genial!
Man sieht übrigens viele Impfzentren überall in der Stadt. Die Rumänen haben auch Probleme, ihre Leute ans Impfen zu bekommen.
Nach dem Essen, es geht auf 1:30 Uhr zu, gehe ich noch mal zur Kasse. Falsch, ich wollte zur Kasse gehen, aber die circa 200 m lange Schlange hindert mich daran. Das war endgültig mein Entschluss, wieder zurück zu fahren. Ich habe das Schloss gesehen, ich habe auch zwei Fotos gemacht, das muss reichen. Das tue ich mir nicht an.
Mit dem Bus bin ich dann nach Rosenau gefahren. Hier ist auch das große Kastell oben auf dem Berg das ich mir vielleicht auch mal ansehen wollte. Die Zitadelle ist leider geschlossen, sagte man mir, aber wenigstens von außen könnte ich mir das gewaltige Ding ja mal ansehen. Zum Glück kann man auf dem Berg mit einem Aufzug fahren, zu Fuß wäre das vielleicht doch ein bisschen viel gewesen
Am Aufzug ist ein Schild: Maske tragen! aber als ich beim Eintreten eine Maske aufsetzen will, sagt der nicht- Maske tragende Fahrzeugführer: keine Maske.
Die Rumänen sind auch nicht besser als wir!
Oben angekommen dann die Enttäuschung: man hat mir unten gesagt, dass die Zitadelle geschlossen sei aber der Garten sei offen, aber oben war kein Garten und die Zitadelle war im Grunde genommen die gesamte Festung. Alles war komplett gesperrt, weil es saniert wurde: eine Riesen - Baustelle.
Davor waren nur ein alter Turm und etwas Geröll aber weiter kam man nicht. Eigentlich eine interessante Anlage. Konzipiert als Schloss und Verteidigungsanlage, wurde aber später den Bürgern von Rosenau übereignet. Die sind dann in die Anlage gezogen und haben da dann im 16. Jahrhundert über 80 Häuser gebaut und bewirtschaftet. Und haben die Festung natürlich mit Zähnen und Klauen gegen die Türken verteidigt. Und nicht nur die Festung, sondern auch das gesamte Umland!
Aber egal: der Blick von da oben war toll und man konnte die kleine Stadt Rosenau unten im Star im Tal gut sehen.
Alles sieht sehr ordentlich aus, wie in einem typischen deutschen Dorf. Also bin ich nach kurzer Zeit wieder runter gefahren und habe mir dann im Dorf im „Lust Café“ einen Cappuccino getrunken.
Danach bin ich dann die 2 km wieder zurück zur Bushaltestelle gelaufen und wieder zurück nach Kronstadt zu kommen
Während es in Deutschland kalt und regnerisch ist, ist es hier ziemlich heiß. Die Gewitter sind wohl momentan woanders. Abends wird es zum Glück kühler, so dass man es gut aushalten kann. Eine Klimaanlage vermisse ich nicht.
Die Hitze bringt aber auch Nachteile. Wenn man viel läuft und dabei schwitzt, kann es vorkommen, dass man sich einen Wolf läuft. So wie ich.
Also bin ich gestern in eine Apotheke gegangen und stand vor dem Problem: wie sage ich es?
In dem Laden waren ein männlicher Kunde und eine Apothekerin. Der Mann gab mir ein Zeichen: du darfst vor. Sehr angenehm war mir das nicht, vor Zeugen zu erzählen, dass ich mir die Eier wundgelaufen habe. Ich versuchte es mit „between legs“ und „it hurts“. Die Apothekerin verstand kaum Englisch, aber der Mann sagte ein paar Worte und sie griff in das Regal. Zu mir meinte der Typ: yes, it‘s hot and there is a lot of sweat…..Die Apothekerin gab mir einen Topf mit einem Salbenvorrat für 6 Jahre. Ich fragte nach einem kleineren Präparat, weil ich mit Backpack reise. Wieder sprang der Typ ein und sagte irgendwas mit „Rucksack“. Ich vergesse immer wieder, dass Worte wie Rucksack oder Kindergarten ihren Weg in andere Sprachen gefunden haben.
Aber wie-auch-immer. Dank der Hilfe des freundlichen Rumänen, der mir am Schluss auch noch „enjoy Romania“ hinterherrief, habe ich jetzt die Salbe und es geht mir auch schon besser.
Danach habe ich mir mal wieder ein Restaurant gesucht. Das ist immer nicht einfach, auch, weil es hier kein Streetfood gibt. Und alleine im Restaurant ist auch nicht so toll. Ich fand eines in einer Seitenstraße und dann kam die nächste Herausforderung: was bestellen? Das Einzige, was ich in der Karte lesen kann, sind die Preise. Und „Porc“ ist Schwein und „Pui“ ist Huhn.
Schließlich gab es Ciolan de porc. Auf Deutsch würde ich es Eisbein nennen. Allerdings ist die Schwarte dunkel, hat also mal einen Bräter gesehen. Aber sie ist weich und sehr fettig. Das Fleisch aber war lecker und dazu gab es weiße Bohnen in einer pikanten Sauce.
Aber zugegeben: eine gegrillte Haxe wäre mir lieber gewesen….
Der neue Tag begann wie immer um 7 Uhr. Schnell einen Kaffee machen, ein paar Kekse: fertig ist das Frühstück. Schnell rüber zum Busbahnhof und ab zum Bahnhof. Auf Gleis 4 kommt dann wenig später der Zug nach Sighisoara.
Von dem gestern gesparten Geld beim Eintritt in Bran habe ich mir ein 1. Klasse - Ticket gegönnt.
Großes Kino!
Zug und Waggon sind schon ziemlich alt aber in dem Abteil ist riesig Platz (wir sitzen da nur zu zweit drin) und es gibt sogar eine funktionierende Klimaanlage.
Die Fahrt soll etwas über 3 Stunden dauern, aber so kann man das spielend aushalten!
Spannend ist die Tour allerdings nicht. Wir kommen an Weizen- und Maisfeldern vorbei, man sieht viele Schafe und Kühe. 2x halten wir an, ansonsten rattert der Zug durch das Land.
Es ist sehr grün hier. Felder, (Laub)Wälder und Wiesen wechseln sich ab. Wir sind immer so zwischen 500 und 600m hoch und draußen, hinter der Klimaanlage, scheint ein schöner Sommertag zu sein.