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Worum geht es? Ein Wochenendseminar auf einer abgelegenen Burg – eigentlich eine harmlose pädagogische Maßnahme für Jugendliche. Doch kaum ist die Gruppe angekommen, beginnt eine Serie von mysteriösen Ereignissen: Schatten huschen durch die Flure, Stimmen flüstern in der Dunkelheit, Kreidespuren tauchen vor den Zimmern auf. Clara Faust, Krisenberaterin mit einem unbestechlichen Blick für Zwischentöne, wird hinzugezogen. Was als Spukgeschichte beginnt, entpuppt sich als fein komponierte Inszenierung – hinter der mehr steckt als bloßer Grusel: Freundschaft, Unsicherheit, erste Gefühle und der leise Wunsch, endlich gesehen zu werden. Wer sollte dieses Buch lesen? Diese Erzählung ist für alle, die glauben, dass hinter Mut oft ein wenig Angst steckt – und hinter Gespenstern manchmal einfach nur gute Freunde. Besonders für Leserinnen und Leser, die psychologische Tiefe mit pointiertem Witz mögen, für Fans von jugendnaher Literatur mit erwachsener Perspektive – und für alle, die zwischen dem ersten Kakaoschaum und dem letzten Taschenlampenschein eine gute Geschichte suchen. Was macht es besonders unwiderstehlich? „Ein Hauch von Mut“ vereint feine Beobachtung, trockenen Humor und psychologisches Gespür. Die Figuren sind lebendig, liebevoll gezeichnet – von der überforderten Seminarleitung bis zum absurden Nacht-Barista im Turmkeller. Clara Faust, ruhig, klug und zugleich unerschrocken sensibel, ermittelt nicht gegen Täter – sondern mit Herz für Menschen. Die Geschichte ist ein Spuk – aber keiner, der Angst macht. Sondern einer, der berührt. Denn manchmal braucht es keinen Exorzismus, sondern einfach jemanden, der zuhört. Und versteht, dass selbst ein inszenierter Geist ein echtes Gefühl ausdrücken kann.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1: „Ich weiß, wie es klingt“
Kapitel 2: Ankunft im Schattenreich
Kapitel 3: Der zweite Akt
Kapitel 4: Notfallpädagogik bei Nacht und Nerven
Kapitel 5: Was bleibt, wenn der Spuk vergeht
Kapitel 6: Was du nicht sagst
Kapitel 7: Geisterstunde war gestern“
Danksagung
Impressum
Clara Faust saß an ihrem Schreibtisch und hörte dem Staub beim Liegen zu. Die Welt draußen war still geworden – ein später Nachmittag im Frühherbst, der mehr nach Abschied roch als nach Aufbruch. Auf dem Fensterbrett drehte sich ein Sonnenfänger, langsam und ohne Ziel. Er war nicht schön, aber er war ihr vertraut.
Vor ihr auf dem Schreibtisch: das schwarze Telefon. Ein schweres Modell aus den Achtzigern, mit der Art von Hörer, die sich immer so anfühlte, als müsse man ihn ernst nehmen. Es klingelte selten. Und wenn es klingelte, dann meist, weil jemand nicht mehr wusste, wohin sonst mit seiner Geschichte.
Es klingelte.
Clara zuckte nicht. Sie wartete zwei Töne lang, dann hob sie ab. „Faust. Guten Tag.“
Am anderen Ende der Leitung war zunächst nur Atem zu hören. Dann eine Frauenstimme, etwas zu schnell gesprochen, aufgeregt, aber freundlich: „Guten Tag, mein Name ist Mira König. Ich leite eine Jugendgruppe des freien Bildungswerks – wir sind für ein verlängertes Wochenende in einer Jugendherberge untergebracht.“ Eine kurze Pause. Dann, langsamer: „Ich hoffe, ich störe Sie nicht.“
Clara lehnte sich etwas zurück. Ihre Stimme blieb ruhig. „Womit kann ich Ihnen weiterhelfen, Frau König?“
Am anderen Ende der Leitung zögerte es, wie eine Tür, die fast ins Schloss fällt, aber noch nicht ganz. „Ich glaube, hier spukt es. Und ja: ich weiß, wie es klingt, aber “
Clara sagte nichts. Sie kannte viele Einstiege. Dieser hier war selten – und auf merkwürdige Weise überzeugend. „Könnten Sie das bitte ein wenig genauer beschreiben?“
Die Frau lachte leise – es war kein Lachen im eigentlichen Sinn, eher ein versuchtes Glattbügeln. Etwas zwischen Verlegenheit, Müdigkeit und dem Versuch, nicht gänzlich unglaubwürdig zu klingen. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen das vernünftig erklären. Wirklich. Aber es war einfach merkwürdig.“
Sie atmete hörbar aus. „Letzte Nacht gab es seltsame Geräusche. Schritte, so hörte es sich an. Dann fiel irgendwo eine Tür ins Schloss – obwohl da niemand war. Und eine andere hat sich geöffnet. Langsam. Ohne Wind, ohne Zug. Ich habe sie selbst gesehen. Und das Licht das hat geflackert. Nicht dramatisch – aber deutlich.“
Eine kurze Pause, dann fuhr sie leiser fort: „Heute früh war die Gruppe aufgekratzt. Anders als sonst. Die Stimmung war nicht schlecht, aber irgendwie überdreht. Manche haben gelacht, über alles. Zu laut, zu viel. Andere waren plötzlich still. Zwei Mädchen wollten nicht in den Flur zurück, einer hat gesagt, er schläft heute auf keinen Fall allein.“
Sie stockte kurz, als wolle sie selbst überprüfen, wie das alles klang. „Es war nicht nur Angst. Eher so eine nervöse Aufregung, als würde etwas in der Luft liegen. Die einen spielen’s runter, die anderen steigern sich rein – aber alle reden drüber.“ Ein Moment des Zögerns. „Zwei Jugendliche – unabhängig voneinander – haben mir erzählt, dass sie im Flur einen Schatten gesehen haben. Zur selben Zeit. Kein Mensch. Kein Tier. Nur etwas. Und das haben sie wirklich geglaubt.“
Noch ein hörbarer Atemzug. „Ich weiß, wie das klingt. Aber ich hab das Gefühl, dass sich da gerade etwas auflädt. Und ich möchte nicht, dass sich jemand ängstigt. Oder bloßgestellt wird, weil er sich fürchtet.“
„Und was genau wünschen Sie von mir?“
„Ehrlich gesagt? Ich weiß es nicht genau. Vielleicht könnten Sie einfach mal vorbeikommen. Nur zum Beobachten. Ich habe noch Ihre Karte – die lag beim Biobäcker in der Südstadt, neben dem Tee mit den schwer aussprechbaren Namen. Und da stand ja Problemlöserin.“
Sie machte eine kurze Pause, als wollte sie sich rückversichern, dass das kein Missverständnis war. „Ich dachte, wenn nicht in so einer Situation, wann dann.“
Clara lächelte. Sie erinnerte sich. An den Dreadlocks-Bäcker, an den Fernsehsuchtherrn, an das Escape-Room-Angebot per Mail. Und jetzt also: Spuk in einer Jugendherberge. Manchmal war der Titel auf der Karte treffender, als sie zugeben wollte. „Ich verstehe“, sagte sie ruhig. „Sagen Sie mir bitte die Adresse. Ich komme vorbei.“
Am anderen Ende hörte man ein hörbares Aufatmen. Dann sagte Mira König: „Sie haben sicher ein Smartphone? Ich schicke Ihnen einfach den Standort per Google.