0,99 €
Worum geht es? Eine alte Sirene verschwindet – und mit ihr droht ein Stück Gemeinschaft verloren zu gehen. Clara Faust wird in ein kleines Dorf gerufen, in dem zwischen Kaffee, Kameradschaft und Kontrollverlust etwas ins Wanken geraten ist: das Gefühl, gebraucht zu werden. Im Mittelpunkt steht Fritz Bartels, ehemaliger Gerätewart der Feuerwehr. Still, zuverlässig – und irgendwann übersehen. Clara hört zu, beobachtet, stellt Fragen, die niemand gestellt hat. Und nach und nach beginnt etwas zu leuchten, das fast übersehen worden wäre: Wertschätzung. Würde. Zusammenhalt. Eine Rückkehr, die keine Rückforderung ist – sondern ein Geschenk. Wer sollte es lesen? Alle, die an die Kraft leiser Veränderungen glauben. Die wissen, dass Zugehörigkeit kein Vertrag ist, sondern ein Gefühl. Und die Freude daran haben, wenn Menschen sich gegenseitig wiederentdecken – mit Humor, Herz und einem klaren Blick auf das, was wirklich zählt. Ideal für Leserinnen und Leser, die feine Zwischentöne mögen, statt lauter Wendungen. Für alle, die nicht auf Spannung warten, sondern auf Sinn. Was macht es unwiderstehlich? Dieser Clara-Faust-Fall erzählt keine große Heldengeschichte – und ist gerade deshalb ein kleines Fest. Mit einem Schlauchturm, der nach Wind und Erinnerung riecht. Mit einem Schlüsselbund, der mehr sagt als jedes Wort. Und mit einem Abschied, der sich wie ein Neuanfang anfühlt. Es ist ein stilles, warmes Buch über das, was bleibt – und über die Frage, wie wenig manchmal fehlt, damit jemand wieder dazugehören kann. Ein Fall zum Schmunzeln, Mitfühlen, Aufatmen. Und vielleicht zum Nachdenken über die eigene Reservebank – für Menschen, die man nicht verloren hat, sondern fast vergessen. Fast.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1, Der Anruf
Kapitel 2, Wo Rauch war
Kapitel 3 Was bleibt, wenn einer geht“
Kapitel 4 Stillgelegt
Kapitel 5 Der Wächter der Töne
Kapitel 6 Ein Schlüsselbund genügt
Kapitel 7 Die Enthüllung
Kapitel 8 Das Geräusch danach
Danksagung
Impressum
Wenn niemand ruft
Ein Fall für Clara Faust
Clara Faust hatte sich vorgenommen, diesen Samstagvormittag keiner Ursache zu widmen. Keine Themen, keine Gedankenketten, keine Fälle. Nur ein wenig Ordnung schaffen in der Ablage, und in sich selbst. Das Licht war mild, die Welt hielt still, und ihre innere To-do-Liste bestand aus zwei Punkten: "Verschieben" und "Vergessen".
Benno Kramer saß auf der Fensterbank, ein Bein angezogen, das andere baumelnd, und betrieb mit unverhältnismäßigem Ernst eine Art Aromatherapie durch Sortierung. Von einem ausgedienten Keksblech nahm er einzeln verpackte Teebeutel und ordnete sie in Gruppen: „fruchtig kühn“, „zitronisch autoritär“, „beruhigend mit Restzweifel“.
Vor ihm stand ein kleiner Kaktus im Tontopf, der seit Monaten stumm an einem Ort überlebte, an dem nichts überleben konnte, außer Bürokratie und guten Ausreden. Benno setzte ihm gerade mit größter Sorgfalt einen kleinen Feuerwehrplastikhelm auf, der ganz offensichtlich aus einem Kinderspielzeug stammte. Rot, glänzend, mit einem angedeuteten Visier und der Würde eines Miniaturlöschmeisters.
„Ist das was Offizielles?“ fragte Clara, ohne vom Hefter aufzublicken.
„Alois wird heute zum Brandschutzbeauftragten für den linken Fensterrand ernannt“, antwortete Benno. „Er hat sich durch Stillhalten und strukturelle Trockenheit qualifiziert.“
Clara klappte die Akte zu. „Ich warte auf den Moment, in dem er zur Teeküchensicherheitsfachkraft aufsteigt.“
„Noch fehlt ihm die Unterweisung für kochendes Wasser“, sagte Benno. „Aber wir arbeiten dran.“
Da klingelte das Telefon. Nicht das Handy, sondern das schwarze, schwere, das mit dem echten Klingeln. Einem „Rrrring!“, das klang, als hätte jemand die 1970er Jahre in eine Stahlfeder gesperrt und mit Absicht wieder freigelassen. Es war das einzige Gerät im Raum, das keine Updates wollte, und sich auch nicht entschuldigte, wenn es zu laut war.
Clara hob ab. „Faust.“
Ein kurzes Zögern am anderen Ende. Dann eine Stimme, etwas belegt, aber bemüht gefasst. „Frau Faust? Hier ist Schnaus, von der Freiwilligen Feuerwehr Wübbendorf. Ich hoffe, ich störe nicht.“
Benno, der sich gerade einen Kamillenbeutel kritisch unter die Nase hielt, zuckte leicht bei dem Wort Feuerwehr. Während Clara weiter telefonierte, griff er langsam zum Kaktus, und setzte sich mit zeremonieller Würde dessen roten Plastikhelm auf. Der Helm war winzig. Er verschwand fast vollständig in Bennos verwuscheltem Haar und hing dort fest, oberhalb der linken Augenbraue, als wäre er versehentlich an diesem Platz gelandet und zu verzweifelt, um wieder zu gehen.
Clara sagte nichts, was bei ihr meist ein Zeichen von Zustimmung oder aber Ablehnung war.
„Nein“, sagte sie ins Telefon. „Was kann ich für Sie tun?“
„Es ist… na ja, irgendwie kurios.“ Der Mann am anderen Ende klang, als hätte er sich schon mehrfach geräuspert. „Heute Mittag, da war eine Rauchentwicklung. Silage, auf’m Bauernhof. Kein offenes Feuer, aber es dampfte halt ordentlich.“
„Verstanden“, sagte Clara. „Und was war ungewöhnlich?“
„Na ja, es sah eben bedrohlich aus. Also haben wir Alarm gegeben. Also, wollten. Nur, die Sirene ging nicht los.“
„Defekt?“
„Nein, das ist ja der Punkt.“ Kurze Pause. „Die war… weg. Nicht da. Also, die große Sirene auf dem Dach vom Feuerwehrhaus, da, wo sie immer war. Da war jetzt… nichts.“
Clara lehnte sich zurück. „Sie meinen, sie war physisch entfernt?“
„Ja. Also nicht gestohlen, keine Einbruchspuren. Eher ordentlich abgeschraubt. Sogar die Halterung poliert. Aber offiziell wusste niemand was davon. Und das ist eben seltsam, oder?“
Benno hatte inzwischen versucht, den Helm wieder abzusetzen, und verharrte nun mit angestrengtem Gesichtsausdruck und spitzen Fingern. „Aua.“
„Und das haben Sie wann bemerkt?“
„Nach dem Einsatz. Bei der Brotzeit.“
Clara blinzelte. „Brotzeit?“
„Ja, auf dem Hof.