Ein süßes Früchtchen - Janelle Denison - E-Book

Ein süßes Früchtchen E-Book

Janelle Denison

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Beschreibung

Alexis begegnet einem echten Traummann! Warum nicht mit ihm einen Karibikurlaub voller Leidenschaft genießen? Sie ahnt nicht, dass ihre Begegnung mit Jackson zu seinem raffinierten Racheplan gehört…

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Janelle Denison

Wo Träume wahr werden

Ein süßes Früchtchen

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH,

Valentinskamp 24, 20354 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright dieser Ausgabe © 2013 by MIRA Taschenbuch

in der Harlequin Enterprises GmbH

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Seductive Fantasy

Copyright © 2001 by Janelle Denison

erschienen bei: Harlequin Books, Toronto

Übersetzt von Christian Trautmann

Published by arrangement with

HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Mareike Müller

Titelabbildung: iStock; Thinkstock/Getty Images, München

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN eBook 978-3-86278-964-1

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder

auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich

der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

1. KAPITEL

„Diese verdammte Alexis Baylor!“, murmelte Jackson Witt.

Vor vier Jahren hatte er sich geschworen, sich nie wieder von einer Frau hereinlegen zu lassen. Dass dies nun Alexis Baylor, die ihm völlig fremd war, gelungen war, machte ihn unglaublich wütend. Er war sicher, dass seine Wut erst verrauchen würde, wenn er sich gerächt hatte. Und rächen würde er sich, indem er Alexis Baylors größte Schwäche entdeckte und sie gegen sie benutzte.

Die Hinterlistigkeit dieser Frau hatte ihn beruflich wie persönlich getroffen – nämlich mitten ins Herz seiner Firma, Extreme Software. Er war noch immer erschüttert von der Erkenntnis, dass Fred Hobson, der dem Design-Team angehört hatte, sich als Werkspion entpuppt und ihm eine in jahrelanger Arbeit entwickelte Technologie gestohlen hatte. Vor neun Monaten hatte Fred plötzlich gekündigt und bei Gametek angefangen, der Firma, bei der er vorher gearbeitet hatte. Gametek hatte offenbar keine Zeit vergeudet und sich sofort das von Extreme Software entwickelte Programm zunutze gemacht.

Jackson wusste, es war kein Zufall, dass der Code, den Gametek für ihre revolutionäre neue Software benutzte, mit seinem identisch war. Ebenso wenig war es ein Zufall, dass Alexis Baylor, die Besitzerin von Gametek, eine rücksichtslose Geschäftsfrau war, die sogar vor Patentraub nicht zurückschreckte.

Mit einem angewiderten Knurren warf Jackson den ausgedruckten Pressebericht von Gametek beiseite, den er sich vor einer Woche aus dem Internet besorgt hatte – sein erster schockierender Einblick in Gameteks Vergehen. In dem Artikel wurde angekündigt, dass ihr innovatives Action-Abenteuer-Spiel „Zantoid“ in diesem Herbst auf den Markt kommen würde – dank Jacksons Technologie. Scheinbar über Nacht war Gametek – ein Unternehmen aus San Diego, das Computerspiele entwickelte und von dem er vor diesem Fiasko nie gehört hatte – zu einem ernsthaften Konkurrenten geworden. Nach Gameteks öffentlicher Ankündigung hatte der Aktienkurs des Unternehmens einen Höchststand erreicht und seither gehalten … bis er auf einen Tiefstand abstürzen würde, nachdem Jackson mit Gametek und Alexis Baylor fertig war.

Es war eine persönliche Angelegenheit, eine unwillkommene Erinnerung daran, dass Frauen ständig etwas von ihm wollten, sowohl seine Mutter als auch die Frauen, mit denen er ausging. Gewöhnlich hatten sie es auf sein Geld abgesehen, und obwohl Alexis Baylor die Hand nicht direkt in seiner Brieftasche hatte, zapfte sie doch seinen Profit an. Er hatte für den Aufbau seines Unternehmens zu hart gearbeitet, um jetzt zuzulassen, dass diese Frau die Früchte seiner Arbeit erntete.

Er schaute zur Uhr an der Wand seines Büros. Es war acht Uhr fünfzig. Ihm blieben noch zehn Minuten, bevor Mike Mansel kam. Mike war sein bester Freund und außerdem der Privatdetektiv, den Jackson mit einem gründlichen, vertraulichen Bericht über Alexis Baylor beauftragt hatte. Er wollte jedes Detail über die Frau erfahren, von ihren Frühstücksgewohnheiten, den Leuten, mit denen sie beruflich und privat verkehrte, bis zu ihren Freizeitaktivitäten und jeder sonstigen Neigung, ganz gleich wie unbedeutend.

Jackson erhob sich und ging vor den deckenhohen Fenstern auf und ab, die eine gesamte Wand seines Hochhausbüros in Atlanta einnahmen, doch seine Unruhe blieb. Er hatte bereits mit seinen Anwälten über eine Klage wegen Verletzung des Copyrights, unlauteren Wettbewerbs, Weitergabe von Betriebsgeheimnissen und einem Haufen anderer juristischer Dinge gesprochen sowie über die Möglichkeit einer einstweiligen Verfügung, um Gametek zumindest davon abzuhalten, ihre Software auf den Markt zu bringen, solange sie vor Gericht kämpften. Während seine Anwälte alle juristischen Möglichkeiten prüften, dürstete es Jackson nach Rache. Er grübelte verzweifelt über einen Weg, es Alexis Baylor heimzuzahlen.

Er wollte ihr etwas nehmen, so wie sie etwas von ihm gestohlen hatte. Es sollte sie persönlich treffen, damit sie nie mehr vergaß, wer er war und was sie ihm angetan hatte. Keine Frau sollte ihn mehr benutzen dürfen und damit durchkommen. Mit Hilfe von Mikes Informationen würde sein Plan Gestalt annehmen.

„Mr Witt“, meldete sich die Stimme seiner Sekretärin über die Sprechanlage auf seinem Schreibtisch, „Mike Mansel ist da.“

Die Spannung verdrängte die Frustration der letzten Wochen. „Danke, Rachel. Schicken Sie ihn in mein Büro, und stellen Sie keine Anrufe mehr durch, bis er gegangen ist.“

„Ja, Sir.“

Keine Minute später schlenderte Mike in Jeans und Polohemd in Jacksons Büro. Trotz seines lässigen Auftretens war Mike ein hoch respektierter Detektiv, den Jackson seit ihrer gemeinsamen Collegezeit nicht nur als Freund schätzte, sondern auch als diskreten Geschäftsmann.

Mike stellte seine abgenutzte Aktentasche auf einen freien Platz auf dem Eichenholzschreibtisch, und Jackson schüttelte ihm die Hand, bevor er sich setzte.

„Danke, dass du dieser Sache Vorrang gegeben hast“, sagte er, da er wusste, wie prompt Mikes Dienste gewesen waren.

Mike zuckte mit den Schultern. „Du kannst deine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, indem du mir irgendwann ein Bier ausgibst. Ich schulde eher dir Dank für all die Aufträge, die ich bekomme.“

Mike war einer der wenigen Menschen, die von Jackson nichts weiter als Freundschaft erwarteten, daher fiel es ihm sehr leicht, seine Detektei zu unterstützen. „Du schuldest mir gar nichts, und dein Honorar wird dir noch heute überwiesen. Und jetzt verrate mir, was du für mich über Alexis Baylor herausgefunden hast.“

„Nicht viel mehr, als dass sie einen sehr geregelten Tagesablauf hat. Außerdem ein paar Hintergrundfakten, die weder auf etwas Illegales noch etwas Anrüchiges hinauslaufen, ob privat oder geschäftlich.“ Mike streckte sich in einem der beigefarbenen Ledersessel vor dem Schreibtisch aus. „Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen. Die Frau ist absolut sauber.“

Jackson glaubte nicht daran, dass Alexis völlig harmlos war und ein vorbildliches Leben führte, frei von Sünden und Vergehen. Nicht nachdem er herausgefunden hatte, dass sie einen ihrer Mitarbeiter als Maulwurf in sein Unternehmen geschleust hatte, um an geheime Informationen zu gelangen.

Er hob einen Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. „Das liegt vielleicht daran, dass sie andere die schmutzige Arbeit machen lässt.“

„Schon möglich“, räumte Mike ein. „Aber ich habe fünf Tage damit zugebracht, sie zu beobachten und Informationen zu sammeln, auf der Suche nach Beweisen für deine Behauptung, dass diese Frau skrupellos ist. Ich versichere dir, es gab nichts annähernd Skrupelloses an ihr zu entdecken.“

„Dann ist sie eine gute Schauspielerin, denn ich habe Gameteks Presseerklärung, und die beweist das Gegenteil. Sie hat mit Hilfe von Fred Hobson meine Technologie gestohlen, und das will ich ihr heimzahlen.“ Er klopfte ungeduldig mit seinem Kugelschreiber auf die Schreibunterlage. „Nun verrate mir, was du herausgefunden hast.“

Mike betrachtete ihn einen langen Moment. Dann öffnete er seine Aktentasche und zog einen Ordner hervor, aus dem er einen akkuraten Stapel Papier nahm. „Das steht alles in meinem Bericht. Aber ich werde dir eine rasche Zusammenfassung geben.“

Er warf Jackson den getippten Bericht hin und zählte die wichtigsten Fakten aus dem Gedächtnis auf. „Alexis Baylors Eltern starben, als sie zehn war. Sie wuchs bei ihrem Onkel auf, da er ihr einziger Familienangehöriger war. Martin Baylor hat nie geheiratet und seine ganze Zeit seinem Unternehmen Gametek gewidmet, das zu seinen Lebzeiten nie erfolgreich war. Nach allem, was man hört, war Alexis ein stilles, schüchternes Mädchen, das beruflich in die Fußstapfen ihres Onkels trat. Sie besuchte die San Diego State University, wo sie im Hauptfach Computerwissenschaften studierte und als Beste ihres Jahrgangs abschloss. Anschließend fing sie sofort an, für ihren Onkel zu arbeiten, und entwarf Computerspiele. Als er vor drei Jahren starb, erbte sie die Firma.“

Jackson fuhr sich über das frisch rasierte Kinn. „Wie angenehm“, bemerkte er.

Mike zuckte mit den Schultern. „Alexis war Martins einzige Verwandte, daher gab es niemanden sonst, der die Firma hätte übernehmen können. Angesichts der Tatsache, dass das Unternehmen fast bankrott war, hat sie in finanzieller Hinsicht nicht viel geerbt. Nach allem, was ich aus anderen Quellen erfahren konnte, hat sie in den letzten vier Jahren an Zantoid gearbeitet. Es gelang ihr nur nicht, die Software auf den Markt zu bringen, weil ihr ein bestimmter Code fehlte, der das Spiel schneller und die grafische Darstellung realistischer macht.“

„Mein Code“, meinte Jackson mit zusammengebissenen Zähnen.

„Ja“, gab Mike mit einem gequälten Lächeln zu. „Es lässt sich nicht bestreiten, dass es dein Code ist und sie die Früchte deiner Arbeit erntet. Seit Ankündigung der Veröffentlichung sind bei ihr Hunderttausende von Bestellungen eingegangen.“

Jackson atmete geräuschvoll aus und wedelte mit der Hand, als könnte diese Geste die niederschmetternden Neuigkeiten vertreiben. „Fahr fort mit deinem Bericht“, forderte er seinen Freund auf. Er musste sich unbedingt an etwas Konkretes über diese Frau klammern, das er zu seinem Vorteil nutzen konnte. „Was weißt du über Alexis Privatleben?“

Mike lehnte sich bequem zurück und faltete die Hände über dem Bauch. „Sie wird Alex genannt. Sie ist gerade achtundzwanzig geworden und war nie verheiratet. Gelegentlich geht sie mit einem Mann aus, hatte aber in den letzten fünf Jahren keine feste Beziehung. Allerdings scheint Dennis Merrick, den sie nach dem Tod ihres Onkels zum Vizepräsidenten ihres Unternehmens gemacht hat, ihr sehr zugetan zu sein.“

Die Frau hatte in den letzten fünf Jahren keine Beziehung gehabt? Jackson fragte sich, wieso und entschied sich für die plausibelste Erklärung. „Läuft da was zwischen ihr und dem Vizepräsidenten?“

Mike schüttelte den Kopf. „Nein. Nach allem, was ich herausfinden konnte, ist er seit über zehn Jahren in der Firma beschäftigt und war schon die rechte Hand ihres Onkels. Daher war die Beförderung nur logisch. Sie scheint sich ganz auf ihn zu verlassen, und obwohl er offenbar ein guter Freund ist, mit dem sie gelegentlich auch Zeit außerhalb der Firma verbringt, ist das Interesse doch ziemlich einseitig.“

In der Hinsicht ist also nichts zu holen, dachte Jackson.

„Sie ist sehr schlicht und bescheiden“, fuhr Mike fort. „Die Tage verbringt sie im Büro. Zum Lunch geht sie in einen nahe gelegenen Feinkostladen, meistens allein mit einem Buch. Sie liest Liebesromane, falls es dich interessiert“, fügte er grinsend hinzu. „Sie bestellt jeden Tag das Gleiche: ein Sandwich mit Geflügelsalat, dazu Obstsalat und Eistee mit Zitrone. Sie arbeitet bis neun oder zehn im Büro, und wenn sie abends geht, fährt sie stets auf direktem Weg in ihr Zwei-Zimmer-Apartment in San Diego. Immer allein.“

Jackson runzelte die Stirn über das langweilige und öde Privatleben dieser Frau. Das von Mike erstellte Profil ähnelte dem Bild eines kalten, skrupellosen Drachen, das Jackson sich von ihr gemacht hatte, nicht annähernd. „Reden wir hier über die gleiche Frau?“

Mike lachte, doch sofort verschwand sein Humor wieder. „Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll. Falls die Frau eine skrupellose Seite besitzt oder unmoralische Gewohnheiten, dann verbirgt sie sie sehr gut. Das Einzige, wozu sie sich in der Woche, in der ich sie beobachtete, hinreißen ließ, war eine Schachtel Amaretto-Trüffel und Unterwäsche aus Spitze und Seide, die sie für sich in einer Boutique gekauft hat. Abgesehen davon ist die Frau grundanständig.“

Jackson schnaubte und erinnerte sich daran, dass er seine Verlobte auch völlig falsch eingeschätzt hatte. Er dachte daran, wie leicht es ihr gelungen war, ihn mit Äußerlichkeiten und gespielter Zuneigung zu täuschen. Nach außen gab sie sich als hingebungsvolle und liebende Frau, die jedes seiner Bedürfnisse befriedigte und ihn glauben ließ, dass sie in jeder Hinsicht zusammenpassten. Er hatte sie für die lebenslange Partnerin gehalten, der er vertrauen und mit der er sich ein gemeinsames Leben aufbauen konnte. Bis er ihre eigentlichen Motive für ihren Wunsch, ihn zu heiraten, entdeckte. Dem war vor vier Jahren eine sehr hässliche Trennung gefolgt, die ihn dazu brachte, Frauen in Zukunft auf Distanz zu halten.

Jackson fuhr sich mit dem Daumen über das Kinn und versuchte die Erinnerungen wieder zu verdrängen. „Wie sieht Alexis aus?“

„Ich habe mich schon gefragt, wann du dich danach erkundigen würdest.“ Mike grinste. „Sie sieht nicht so spektakulär aus wie die kultivierten Schönheiten, mit denen du früher zu tun hattest. Sie ist nicht der Typ Frau, nach der man sich auf der Straße zweimal umdreht. Ihr Gesicht ist hübsch, aber kaum geschminkt, und obwohl sie weite, wenig schmeichelhafte Kleidung trägt, ist offensichtlich, dass sich darunter ansehnliche Kurven verbergen.“

Mike beugte sich vor, wühlte in seiner Aktentasche und nahm einen Umschlag heraus, in dem sich ein Hochglanzfoto befand, das er Jackson über den Schreibtisch zuschob. „Ich habe mit einem Zoom-Objektiv eine Nahaufnahme für dich geschossen. In dem Umschlag befinden sich noch weitere Fotos, die du dir nachher ansehen kannst.“

Jackson betrachtete den Schnappschuss mit kritischen Augen. Das Foto war aufgenommen worden, als sie mittags in Begleitung eines braunhaarigen Mannes in den Dreißigern, der eine Brille mit Metallfassung trug, ihr Bürogebäude verließ. Wie Mike bereits angekündigt hatte, wirkte Alexis sehr unauffällig und entsprach nicht im Entferntesten dem Bild, das Jackson sich von ihr gemacht hatte. Sie trug kaum Make-up und hatte das glänzende schwarze Haar zu einem Zopf zusammengenommen. Sie trug eine weite blaue Bluse, die ihre vollen Brüste lediglich andeutete, über einem fließenden gemusterten Rock, der um ihre Beine und Knöchel wirbelte.

Trotz der unvorteilhaften Kleidung stellte Jackson sich unwillkürlich die Spitzenunterwäsche vor, die sie möglicherweise darunter trug. Er stellte sich warme weiche Haut unter kühler Seide vor, und eine Welle unerwarteter Erregung durchflutete ihn. Verärgert über seine Reaktion verdrängte er diese Fantasien sofort wieder.

Eine weltgewandte, außergewöhnliche Schönheit war sie tatsächlich nicht. Aber er zweifelte nicht an Alexis’ Intelligenz. Auf dem Foto lachte sie über etwas, was der Mann offenbar gesagt hatte. Ihre leuchtenden hellblauen Augen schienen zu sagen: „Seht her, ich habe es geschafft!“

Natürlich, sie machte ja auch Millionen, und zwar mit den Früchten seiner harten Arbeit.

„Wer ist der Kerl bei ihr?“, wollte Jackson wissen.

„Das ist Dennis Merrick.“

Jackson sah genauer hin. Nein, auf dem Foto sahen sie nicht wie Liebende aus. Alexis schien von dem Mann eher amüsiert zu sein, nicht in ihn verliebt. Der Blick des Mannes, mit dem er Alexis ansah, verriet jedoch eindeutig seine Sehnsucht.

Jackson legte das Foto beiseite und deutete auf den Bericht. „Dir ist hoffentlich klar, dass du mir nichts geliefert hast, womit ich etwas anfangen könnte.“

„So was kommt nun mal vor.“ Mikes Ton klang entschuldigend. Er stand auf und schloss seine Aktentasche. „Ich kann dir nur Informationen beschaffen, die verfügbar sind. Ich habe so viel, wie möglich war, über Alexis Baylor herausgefunden. Zwar habe ich keinen Zweifel daran, dass sie dein Programm gestohlen hat, aber ebenso wenig konnte ich etwas Belastendes über sie finden.“

Damit war Jackson wieder bei null und ohne die erhoffte Chance, sich an Alexis persönlich rächen zu können. „Ich weiß, dass du dein Bestes versucht hast“, meinte er trotz seiner Enttäuschung, da er von Mikes Fähigkeiten überzeugt war. „Danke für deine Zeit und Mühe, die du in diesen Fall gesteckt hast. Auf das Bier komme ich später zurück.“

„Ich nehme dich beim Wort.“ Mike nahm seine Aktentasche vom Schreibtisch und wandte sich zum Gehen. Dann drehte er sich noch einmal um. „Etwas, was zwar in meinem Bericht steht, habe ich vergessen zu erwähnen. Alexis macht ab Samstag für eine Woche Urlaub.“

„Wo?“, wollte Jackson wissen.

„An einem Ort namens Seductive Fantasy.“

„Was, zur Hölle, soll das sein?“

„Es ist eine von vier Urlaubsinseln vor den Florida Keys, auf denen die Fantasien der Urlauber wahr werden – natürlich zu einem gewissen Preis.“

Jackson schüttelte ungläubig den Kopf. „Du machst Witze, oder?“ Noch nie hatte er von etwas so Albernem und zugleich so Verlockendem gehört.

„Ich habe es überprüft. Fantasies Inc. existiert wirklich, ebenso wie Alexis Baylors Reservierung.“

Das gab Jacksons Rachewunsch eine ganz neue Wendung. „Was für eine Fantasie hat Alexis denn?“

„Diese Angaben sind streng vertraulich.“

„Es muss doch einen Weg geben, herauszufinden …“

Mike hob die Hand. „Ich habe auf der Urlaubsinsel angerufen. Glaub mir, Merrilee Schaefer-Weston, der das Unternehmen gehört, nimmt es mit der Diskretion sehr genau. Das kann ich ihr kaum verdenken, denn immerhin hat sie mit den intimsten Geheimnissen und Sehnsüchten der Menschen zu tun. Eine faszinierende Vorstellung findest du nicht?“

„Äußerst faszinierend“, erwiderte Jackson. Sein Herzschlag beschleunigte sich, als ihm klar wurde, wie er sich Alexis’ Urlaub zunutze machen konnte. Anonymität. Große Nähe. Seine Fantasie … Konnte es wirklich so leicht sein, an Alexis heranzukommen, indem er einfach ein paar Papiere ausfüllte, einen Betrag zahlte und in eine Rolle schlüpfte, die ihn diesmal triumphieren lassen würde?

Es gelang ihm kaum, seine Heiterkeit zu verbergen. „Fliegt sie mit einem Mann auf diese Insel?“

„Sie hat nur einen Platz reserviert, daher nehme ich an, dass sie allein fliegt.“

„Ausgezeichnet.“

Mike dämmerte, was sein Freund vorhatte. „Ich nehme an, du hast selbst eine Fantasie, um die Mrs Schaefer-Weston sich kümmern soll?“

Jackson grinste selbstzufrieden. „Ich glaube schon.“

„Ich weiß ja, dass du wütend bist. Trotzdem ist es ungewöhnlich für dich, so etwas zu tun.“

„Was soll ich sagen?“, entgegnete Jackson. „Alexis Baylor bedroht mein Unternehmen. Ich habe es satt, von Frauen benutzt zu werden. Diesmal werde ich etwas dagegen unternehmen.“

„Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst“, warnte Mike ihn.

„Warum? Weil es in Erfüllung gehen könnte?“

„Ganz recht. So faszinierend die Sache mit den ausgelebten Fantasien auch klingt, ich befürchte, wenn man für etwas bezahlt, was man auf natürliche Weise nicht erreicht, können Dinge dabei herauskommen, mit denen man nicht gerechnet hat. Es ist, als würde man in den Lauf des Schicksals eingreifen.“

Oder diese ganze Sache war Schicksal. Jackson ließ sich durch die Warnung seines Freundes nicht beirren. „Aus dir spricht nur das typische Misstrauen des Privatdetektivs.“ Was konnte dabei schon schiefgehen?

„Kann sein“, räumte Mike ein. „Vermutlich bekommst du deine Rache an Alexis Baylor in Form einer Fantasie. Allerdings solltest du bedenken, dass du unter Umständen selbst einen Preis dafür zahlst.“

Jackson rollte die Schultern und versuchte die Warnung seines Freundes abzuschütteln. Er hatte wegen Alexis bereits einen Preis gezahlt, und er konnte sich nicht vorstellen, dass er nach einer Woche auf dieser Insel schlechter dastehen würde als jetzt. „Dieses Risiko nehme ich gern in Kauf.

„Na, dann viel Glück. Ruf mich an, wenn du zurück bist, damit wir unser Bier zusammen trinken können.“

„Und den Erfolg meiner Rachepläne feiern“, fügte Jackson hinzu.

Nachdem Mike fort war, dachte Jackson über die neue Situation nach, die sich ihm so unerwartet eröffnet hatte. Bevor er Fantasies Inc. anrief, musste er sich zunächst einmal über die Art seiner Rache an Alexis Baylor klar werden – nicht, dass er Merrilee Schaefer-Weston einen Einblick in seine wahren Fantasien geben würde. Sie würde ihn von ihrer Insel verbannen, wenn sie seine wahren Motive kannte. Nein, es war unverzichtbar, dass Mrs Schaefer-Weston seine Gründe, mit denen er sie um die Erfüllung einer Fantasie bat, für echt hielt.

Ihm blieben für die Umsetzung seines Plans nur wenige Tage Zeit. Sobald er sich etwas Überzeugendes zurechtgelegt hatte, würde er seinen Anwälten grünes Licht dafür geben, einen Tag vor Alexis’ Abreise nach Seductive Fantasy die Klage einzureichen. Auf diese Weise würde Alexis sich zwar der drohenden Klage bewusst sein und des Namens Extreme Software, doch würde ihr nicht mehr die Zeit bleiben, Einzelheiten in Erfahrung zu bringen. Zum Beispiel, wer Jackson war. Das würde er ihr erst enthüllen, nachdem er seine Fantasie ausgelebt hatte. In einer Woche, sobald er zurückgekehrt war, würde er selbst vor Gericht erscheinen. Und jedes Mal, wenn sie ihn während der Verhandlungen sah, würde es für ihn ein weiterer persönlicher Sieg sein, denn sie würde ihm Tag für Tag gegenüberstehen müssen.

Er betrachtete das Bild, das Mike aufgenommen hatte, und erinnerte sich daran, was sein Freund gesagt hatte: Sie hatte seit fünf Jahren keinen festen Partner gehabt. Jackson kannte die Gründe dafür nicht, und im Prinzip spielten sie auch keine Rolle.

Er hatte sich gerade für seine ganz persönliche Fantasie entschieden.

Er wollte schlicht und einfach, dass Alexis sich rasch unsterblich in ihn verliebte. Keine Frau konnte einem Mann widerstehen, der durch und durch romantisch war. Und am Ende, wenn er wüsste, dass er Alexis für sich gewonnen hatte, würde er in der Gewissheit fortgehen, ihr etwas Entscheidendes gestohlen zu haben.

Ihr Herz.

2. KAPITEL

Sieh nicht aus dem Fenster, dann ist alles in Ordnung, ermahnte Alexis Baylor sagte sich unablässig, als das kleine Wasserflugzeug zu seinem fünfzehnminütigen Flug von Miami nach Seductive Fantasy startete. Alexis hielt die Augen geschlossen, seit sie das Flugzeug bestiegen hatte, und zwang sich jetzt, gleichmäßiger zu atmen, während das Flugzeug höher und höher stieg. Sie spürte die Vibrationen des Flugzeugs in ihrem ganzen Körper.

Ihre Muskeln blieben angespannt, ihr Herz raste. Alexis hatte nicht für möglich gehalten, dass sie unter Flugangst leiden könnte. Ihr Flug von San Diego nach Miami war reibungslos verlaufen. In den luxuriösen Ledersitzen der ersten Klasse, mit sanftem Jazz aus den Kopfhörern, hatte sie sich sicher und geborgen gefühlt. Doch in dem Moment, als sie das Zubringerflugzeug von Fantasies Inc. bestieg, hatte sie Platzangst bekommen. Schmerzliche Kindheitserinnerungen, die eine stärkere Wirkung auf sie hatten, als sie gedacht hatte, setzten ihr zu.

Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen …

Zum Glück hatten sie mittlerweile die Flughöhe erreicht, und die Maschine flog ganz ruhig. Allmählich normalisierte sich auch Alexis’ Puls. Trotzdem schaute sie lieber nicht aus dem Fenster, da sie nicht den Wunsch verspürte, den blauen Ozean unter ihr zu sehen oder an die schrecklichen letzten Minuten im Leben ihrer Eltern zu denken, bevor ihre Cessna vor der Küste San Diegos ins Meer gestürzt war.

Sie machte es sich so bequem, wie es mit ihrer Angespanntheit möglich war, und versuchte sich auf erfreulichere Dinge zu konzentrieren … wie zum Beispiel ihre Fantasie, für die sie bezahlt hatte und die sie bald ausleben würde. Aber auch dieser Gedanke war getrübt, da sie die Reise beinah im letzten Moment abgesagt hätte.

Gestern Nachmittag, um genau zu sein. Gleich, nachdem ihr Unternehmen Gametek wegen einer Copyrightverletzung verklagt worden war. Der Kläger, Extreme Software, behauptete, ihm gehöre der Code, den Alexis für ein Spiel einsetzte. Mit der Klage sollte die Vermarktung des Spiels Zantoid verhindert werden. Eine Anhörung war angesetzt für die Woche nach ihrer Rückkehr. Ihre Anwälte hatten ihr versichert, es sei nicht nötig, dabei zu sein. Aber natürlich würde sie trotzdem hingehen und sich ansehen, wer ihr Unternehmen verklagte und mit ihrer Leistung Geld zu machen versuchte.

Doch bis dahin, so hatte ihr Dennis Merrick, der Vizepräsident ihrer Firma, versichert, wäre nichts gewonnen, wenn sie auf ihren Urlaub verzichtete. Er bestand darauf, dass sie flog und sich entspannte, während er sich in ihrer Abwesenheit um alles Weitere kümmerte. Wie immer machte er ihr klar, dass sie sich auf ihn verlassen konnte.

Ein schiefes Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. Wenn Dennis den wahren Charakter ihrer Reise kennen würde, hätte er sie sicher nicht so ermutigt. Im Gegenteil, er wäre entsetzt gewesen. Aber seine Meinung spielte keine Rolle. Sie wusste genau, was sie wollte, und nichts konnte daran etwas ändern. Sie wollte verzaubert und verführt werden von einem sexy Mann und schwanger heimkehren mit dem Kind, nach dem sie sich schon seit Jahren sehnte. Ein Kind, das sie bedingungslos lieben würde.

Dennis wäre ihr bei der Erfüllung dieses Wunsches sicher gern behilflich gewesen. Nur wollte sie keine Komplikationen dadurch, dass sie Privates mit Beruflichem vermischte. Außerdem funkte es einfach nicht zwischen ihnen, zumindest von ihrer Seite aus.