Ein Thüringer als Amtmann - Herbert Schida - E-Book

Ein Thüringer als Amtmann E-Book

Herbert Schida

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Beschreibung

Hartwig kehrte von der weiten Reise aus dem Frankenreich im Jahr 535 nach Hause. Er will bei seiner Familie bleiben und weiße Pferde züchten. Fränkische Steuereintreiber kommen auf seinen Hof und finden Schwerter. Der Besitz von Waffen ist für Thüringer verboten. Sie nehmen Hartwig gefangen und bringen ihn zum Verwaltungssitz der ostthüringischen Provinz. Er soll im Frankenreich auf dem Sklavenmarkt verkauft werden. Ob es ihm gelingt, freizukommen?

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Thüringer Provinzen im Frankenreich um 537

Inhaltsverzeichnis

Zu Hause angekommen

Die Steuereintreiber

Die überraschende Wende

Bedrohliche Vorzeichen

Besuch in den Königsgütern

Getreide für Rodewin

Ein Treffen mit den Rebellen

Die Verlängerung des Königswegs

Das Frühlingsfest

Das Verfahren

Das Urteil

Abreise in den Elbkniegau

Hilfe für die Bauern

Der neue Sekretär

Besuch im Elbkniegau

Elkes Absage

Reise in die Westprovinz

Personennamen

Kleines Wörter-Lexikon

Monatsnamen

1. Zu Hause angekommen

Im Herbstmond (September) 535

Hartwig ritt in Begleitung des Pferdeknechtes Erich und seines fränkischen Verwalters Lucius, hinaus zu den Weiden. Lucius begleitete ihn von Mons bis in den Elbkniegau. Er ist der Verwalter seiner fränkischen Grafschaft, die er von König Theudebert als Erblehen erhielt.

Von weitem sahen sie eine größere Herde, die keine Anstalten machte, wegzulaufen. Die Tiere waren an Menschen und besonders an den Pferdeknecht gewöhnt. Er pfiff nach ihnen und eine Stute kam auf die Gruppe der Reiter zu. Die anderen folgten ihr zögerlich.

„Sie sind nicht scheu“, sagte Hartwig anerkennend zu Erich.

„Ich bringe ihnen jeden Tag ein paar Salzsteine mit. Das haben sie sich gemerkt.“

Hartwig und Lucius betrachteten die Tiere sachkundig. Sie waren gut genährt. Ihr Fell war glatt und glänzend von silberweißer Farbe. Bei den Fohlen konnten sie schon die Merkmale der eingekreuzten leichteren Pferderasse aus dem südlichen Frankenreich erkennen. Sie hatten keinen ausgeprägten Ramskopf und waren etwas schlanker als die reinrassigen Thüringer Pferde. Gern hätte der Verwalter noch länger verweilt, aber Hartwig wollte ihm die Götterburg auf der Insel zeigen, die sein Schwiegervater Weibel bauen ließ.

Die Burg strahlte im Glanz der Nachmittagssonne. Sie setzten sich am Ufer ins Gras und genossen für eine Weile den prachtvollen Anblick. Es war zu spät, um mit dem Boot hinüber zu rudern. Den Besuch verschoben sie auf den nächsten Tag und kehrten zum Gutshof zurück. Dort standen noch die voll beladenen Planwagen mit Getreide, die er aus seiner südfränkischen Grafschaft mitgebracht hatte. Auf seiner Heimreise führte er eine Gesandtschaft der Langobarden zum König Theudebert. Er hielt sich in Cabrieres auf. Seine Grafschaft lag nur einen Tagesritt entfernt. Von der anhaltenden Dürre in Thüringen und schlechten Ernte, hatte er in Metz erfahren. Deshalb entschloss er sich, Getreide mit nach Hause zu bringen.

Die fränkischen Fuhrleute hatten sich von der anstrengenden Reise schnell erholt und saßen gemütlich unter einer Ulme inmitten des Hofes. Ursula, die Freundin von Elke, hatte ihnen Bier gebracht und mit Vorsicht genossen sie das berauschende Getränk. Die Kinder wichen nicht von der Seite der Franken und versuchten unermüdlich, sich mit ihnen zu verständigen. Elke und Ursula bereiteten ein Festessen für den Abend vor, um die Heimkehr von Hartwig gebührend zu feiern.

Godwin, ein Cousin von Elke, war am frühen Morgen zur Siedlung des Gaugrafen Weibel geritten, um ihn und die ganze Familie einzuladen.

Auf Hartwigs Hof roch es nach Bratenfleisch von den Grillplätzen. An den Spießen schmorten zwei Schafe und ein Hausschwein. Die fränkischen Fuhrleute halfen bei den Vorbereitungen fleißig mit.

Hartwig setzte sich auf die Bank unter der Ulme und musste den Kindern von seinen Erlebnissen in der Fremde erzählen. Eine Frage folgte der anderen. Sein ältester Sohn wollte mehr von der Grafschaft seines Vaters im Frankenreich erfahren und wie er die Pferderäuber besiegte. Hartwig freute sich über sein Interesse und dachte daran, dass er vielleicht einmal dorthin auswandern und seinen Platz als Graf einnehmen könnte. Ob er dazu bereit wäre, seine Heimat zu verlassen? Nur die Nornen wussten es, doch sie würden ihm die Zukunft nicht verraten. Die weisen Frauen gaben keinem ihr Wissen preis. Selbst Odin hatte öfter versucht, von ihnen die Zukunft zu erfahren, doch sie schwiegen beharrlich.

Am frühen Abend trafen sein Schwiegervater Weibel und viele aus seiner Sippe auf dem Hof ein. Weibel umschlang Hartwig mit seinen großen Armen und drückte ihn an die Brust. Er war für ihn, wie ein eigener Sohn und musste ihn lange Zeit missen. Vor innerer Rührung brachte der alte, noch sehr rüstige Mann, kein Wort heraus. Er ging ins Haus und suchte nach seiner Tochter Elke, die sich in der Küche aufhielt und Brot buk.

Hartwig wurde von den Neuankömmlingen unter Beschlag genommen. Sie setzten sich zu ihm und er musste von seiner Reise erzählen. Weibel kam zurück auf den Hof. Er hatte offenbar die Stimme wiedergefunden und Hartwig musste seine Reisegeschichte von neuem beginnen. Wer am vorigen Abend bereits alles gehört hatte, langweilte sich trotzdem nicht. Die meisten konnten nicht begreifen, worüber er berichtete. Es war die Beschreibung einer Welt, die sie nicht kannten. Häuser aus Steinen zum Wohnen und große Kirchen für den christlichen Gott, hatten sie noch nie gesehen.

Um sich etwas Luft zu verschaffen, fragte Hartwig seinen Schwiegervater, was es Neues in der Heimat gab. Er fing gern an, zu erzählen.

Das Wichtigste war die Missernte durch die anhaltende Trockenheit im letzten Jahr und die darauffolgende Hungersnot im Winter. Im Frühling und Sommer fiel kaum Regen und es wuchs die Sorge, den Winter nicht zu überstehen. Vor allem an Saatgut mangelte es. Fleisch hatten sie genug.

Hartwig zeigte seinem Schwiegervater die Wagen mit dem Getreide. Ein Drittel des Korns überließ er ihm und bei allen war die Freude groß. Nun mussten sie im Winter nicht hungern und hatten genügend für die Aussaat im Frühjahr. Er dankte dem fränkischen Verwalter Lucius und seinen Knechten, dass sie die Wagen bis hierher geführt hatten. Mit seinem tönernen Humpen prostete er ihnen zu. Die Franken waren Weintrinker und nippten nur zögerlich an ihren Bechern. Erst als sie aufgefordert wurden, gleichsam mitzuhalten, kniffen sie die Augen zu und schluckten den Inhalt hinunter. Je mehr sie tranken, umso besser schien ihnen das Bier zu schmecken und bald gewöhnten sie sich daran.

Das Fleisch vom Spieß wurde verteilt und gekochtes Gemüse dazu gereicht. Für viele gab es erstmals wieder Brot von dem Getreide, das Hartwig aus dem Frankenreich mitgebracht hatte. Es wurde in kleine Stücke gerissen, damit auch jeder von dieser Kostbarkeit etwas bekam.

Elke war glücklich, dass viele von ihrer Sippe gekommen waren. Es zeigte, welches große Ansehen sie und ihr Mann im Elbkniegau besaßen. Mit dem Geschenk des Getreides hatte Hartwig der Gemeinschaft einen großen Dienst erwiesen und man würde lange darüber sprechen.

Edmund und Godwin, die beiden Söhne von Elkes Tante Ortrun, hatten das Nachtlager für die Gäste in den Pferdeställen und der Scheune hergerichtet. Die Verwandten legten sich vor Mitternacht ins Heu. Nur wenige feste Trinker saßen noch am Tisch und prosteten sich unentwegt zu. Darunter waren Hartwig, sein Verwalter Lucius, Weibel und der Pferdeknecht Erich. Der Gaugraf versprach, sie am nächsten Morgen selbst durch die Götterburg zu führen. Das viele Bier zeigte seine Wirkung. Weibel brachte nur noch ein paar unverständliche Worte heraus und rutschte bald von seinem Hocker. An Ort und Stelle schliefen die Zecher ein.

Am Morgen begann das böse Erwachen für die Franken, die dem Bier gut zugesprochen hatten. Kopfweh plagte sie. Einige wollten liegen bleiben und sterben. Keiner verspottete die Männer und die Kinder ließen sie in Ruhe. Weibel und der Verwalter hatten ebenso Probleme. Deshalb ritten sie erst gegen Mittag los, um sich die Götterburg anzusehen.

Der Weg bis zum See war nicht weit. Er ging im Bogen durch den Wald und mündete auf einer großen Wiese, von der die Götterburg gut zu sehen war. Sie nahm die große Insel voll ein. Eine kleine Insel tangierte sie. Auf ihr standen nur wenige Bäume und Wohnhütten. Als sie das Ufer erreichten, rief Weibel hinüber zur Tempelinsel. Es dauerte eine Weile, bis man ihn hörte und jemand ein großes Boot zum Ufer sandte. Die Männer führten ihre Pferde in eine kleine Koppel am Seeufer und ließen sie dort grasen.

Der Bootsmann ruderte sie gemächlich zur Insel hinüber und half ihnen beim Aussteigen.

„Wo ist der Baumeister?“, wollte Weibel wissen.

„Der ist heute im Steinbruch auf der anderen Seite des Sees.“

Weibel schien es nicht zu stören, dass er nicht da war. Es gab ihm die Möglichkeit, die bauliche Anlage selbst zu erklären.

„Ich werde euch führen“, meinte der Gaugraf und schritt zur Mitte des Hofes.

„Von hier aus könnt ihr das Ganze am besten überblicken.“

„Es sieht aus, als wäre alles fertig!“, bemerkte Hartwig erfreut.

„Die Statuen der Götter im Innenhof fehlen noch und der Übergang zu der zweiten kleinen Insel, auf der die Bauleute leben, muss fertiggestellt werden.“

„Das ist nicht mehr viel.“

„Es zieht sich leider hin, da mir die Leute fehlen. Der fränkische Amtmann hat den Männern im Süden Land gegeben. Deshalb sind viele Bauleute weggezogen.“

„Hast du ihnen nicht auch Boden versprochen, wenn sie mit der Arbeit fertig sind?“

„Sie wollten nicht so lange warten und sind einfach gegangen.“

Lucius betrachtete interessiert den Tempelbau. Er hätte gern mehr darüber gewusst, doch zu Fragen traute er sich kaum, da Hartwig ihm jedes Mal übersetzten musste. Da Lucius nicht thüringisch verstand, konnte Hartwig seinem Schwiegervater auch Fragen stellen, die das Zusammenleben mit den Franken betrafen.

„Wie geht es euch unter der fränkischen Herrschaft?“, wollte er von Weibel wissen.

„Seit dem Winter ist es besser geworden. Als die Slawen im letzten Jahr noch gegen die Franken kämpften, war es nicht gut. Sie haben sich nun mit ihnen geeinigt und dürfen sich zwischen der Saale und Elbe ansiedeln. Jetzt ist Ruhe eingekehrt!“

„Wie ich hörte, hat man dich als Gaugraf im Amt belassen.“

„In den meisten Gauen wurden die alten Gaugrafen bestätigt. Nur entlang der Elbe haben sie überall Königsgüter eingerichtet und fränkische Verwalter eingesetzt. Über allen steht die Verwaltung für die Thüringer Ostprovinz in Gizpiel. Es ist das ehemalige Thüringer Königsguts, wo König Herminafrid noch bis zu seinem Tod regierte.“

„Wie kommen unsere Landsleute mit den Franken aus?“

„Das ist unterschiedlich. Viele haben den Glauben an ein Thüringer Königreich verloren und machen mit ihnen gemeinsame Sache, andere warten ab und dann gibt es welche, die den Franken die Stirn bieten.“

„Zu welcher Gruppe zählst du?“, wollte Hartwig von seinem Schwiegervater wissen.

„Ich weiß es selbst nicht. Vielleicht gehöre ich zu denen, die abwarten. Es hängt davon ab, wie sie sich uns gegenüber verhalten. Ärger gibt es in manchen Gauen mit den Abgaben an die Zentralverwaltung. Jeder freie Bauer muss ein Schwein im Herbst abliefern. Sie nennen es Schweinesteuer. So etwas hat es noch nie gegeben und alle sind aufgebracht.“

„Du hast früher auch dem König für die Nutzung von Königsland Abgaben entrichten müssen.“

„Das ist etwas ganz anderes. Das war für unseren König und nicht für eine fremde Macht.“

„Abgaben sind Abgaben und wer nicht viel hat, der leidet darunter, ganz gleich an wen sie gehen“, bemerkte Hartwig.

„Ich denke, dass uns die Franken mit der Schweinesteuer nur demütigen wollen. Sie ziehen im Herbst durchs Land und sammeln die Schweine ein. Damit zeigen sie, wer die Herren im Land sind.“

Die Männer gingen weiter und betrachteten die Statuen.

„Ich werde euch jetzt mein Abbild zeigen“, sagte Weibel großspurig.

„Dein Pferdeknecht hat das Standbild erschaffen als er noch hier arbeitete und ich bin gut zu erkennen.“

Er stellte sich neben eine der Steinfiguren.

„Was sagt ihr dazu?“

„Großartig getroffen. Nun bist du als Gott verewigt.“

Weibel strahlte über das ganze Gesicht.

„Ich muss euch noch etwas Besonderes zeigen.“

Er lief eilig zu der nächsten Figur. Die Statue sollte Odins Sohn Balder darstellen.

„Stell dich mal daneben Hartwig“, sprach er aufgeregt. Hartwig tat ihm den Gefallen. Die anderen sahen einmal verblüfft zu dem steinernen Bildnis und dann wieder zu Hartwig. Der Vergleich war eindeutig.

„Das ist erstaunlich“, meinte Weibel, „wie dich der Steinmetz getroffen hat.“

Die anderen schienen der gleichen Meinung zu sein und nickten bestätigend.

„Wer war der Künstler?“, wollte Hartwig wissen.

„Dein Pferdeknecht Erich war es!“

„Er wollte doch nur dich in Stein meißeln“, entgegnete Hartwig überrascht.

„Ja! Aber er konnte danach nicht aufhören und musste Gott Balder mit deinem Gesicht schaffen. Erst jetzt sehe ich, wie gut er das gemacht hat.“

Verlegen kratzte sich Erich am Kopf.

Hartwig erklärte seinem Verwalter auf Fränkisch in kurzen Worten, was zu sehen war und wozu das Bauwerk dienen sollte. Die Priester sollen in der großen Halle und dem durch Säulen eingefassten Hof, Zeremonien zu Ehren der germanischen Götter abhalten können. Die Anlage beeindruckte durch die solide Ausführung. In ganz Thüringen gab es kein vergleichbares Bauwerk. Es ließ sich nur mit den römischen oder griechischen Tempeln ein wenig vergleichen. Sie stiegen auf die Empore und genossen den Blick über den See.

Ein Ruderboot war zu sehen, das auf die Insel zukam. Einen großen Steinquader konnten sie erkennen und mehrere Männer. Das Boot erreichte die Anlegestelle. Der Steinbrocken wurde mit einem hölzernen Baukran vom Boot gehoben und auf einem Karren abgesetzt. Alle Männer, die im Hof an Figuren arbeiteten, halfen den Block bis zu seinem Aufstellungsort zu ziehen.

Unter den Bootsleuten war der Baumeister, der Weibel von weitem erkannte und zu ihm ging. Er war erfreut, dass Hartwig wieder da war und lud die Besucher zu sich auf einen Humpen Bier ein.

Die Männer unterhielten sich über die noch offenen Arbeiten. Der Baumeister wollte gern vor Wintereinbruch in seine Heimat, jenseits der Werra, zurückreisen und trieb die Leute zur Eile an. Deswegen hatten möglicherweise viele die Baustelle verlassen. Sie waren freiwillig hierhergekommen und arbeiteten für einen geringen Lohn. Zu spät erkannte es der Baumeister und hatte nun das Nachsehen. Da jetzt die Franken im Land waren und das Sagen hatten, hätte er auch ohne das Einverständnis von Weibel in seine Heimat reisen können. Er hatte zu Beginn des Baus dem Gaugrafen versprochen, den Tempel für ihn zu errichten. Wortbrüchig wollte er nicht werden. Sein Herr hatte ihm einst das Leben gerettet und dafür war er ihm dankbar.

Lange wollte Weibel nicht bleiben. Er hatte das Gefühl, den Baumeister aufzuhalten. Sie verabschiedeten sich und ritten zurück in die Siedlung.

Am nächsten Tag zog der Gaugraf mit seiner Sippe und den Getreidewagen nach Hause. Er wollte das Korn nicht geschenkt haben, und bot seinem Schwiegersohn an, es gegen Pferde zu tauschen. Hartwig war nach langem Widerstreben einverstanden. Er begleitete Weibel mit seinem fränkischen Verwalter Lucius auf dessen Gut. Für den Franken war es interessant, eine große Thüringer Siedlung zu sehen. Das Langhaus des Gaugrafen dominierte die Anlage. Verteilt davon befanden sich schilfgedeckte Häuser zum Wohnen für das Gesinde sowie die Stallungen und Speicher für Getreide und Heu. Weibels Anwesen war etwa viermal größer, wie das von Hartwig und es lebten viel mehr Menschen dort. Die Sklaven, Knechte und Mägde, verrichteten die Feldarbeit und kümmerten sich um das Vieh. Neben seiner Pferdezucht, die nur einen kleinen Teil ausmachte, hatte er große Rinderherden, die auf den ausgedehnten Weiden den ganzen Tag über grasten. Frühs und abends fuhren die Mägde zu den Sammelstellen und melkten die Kühe. Daraus wurde Butter und Käse gemacht.

Auf ausgewählten Ackerflächen baute Weibel Hülsenfrüchte, Gemüse und Getreide an. Er wechselte jährlich die Frucht und hatte damit gute Erfolge erzielt. Gespannt war er, wie sich das Korn aus dem Frankenland bei ihm entwickeln würde. Das Klima war hier viel rauer als im südlichen Frankenreich.

Weibel erzählte Hartwig, dass er etwas Neues ausprobieren wollte. In der Nähe seines Gehöftes beabsichtigte er, zwei Felder zu pflügen. Auf dem einen sollte schon im Herbst und auf dem anderen erst im Frühjahr das gleiche Getreide ausgesät werden. Es interessierte ihn, ob die aufgekeimte Saat den Winter überstehen würde und auf welchem Feld höhere Erträge erreicht werden könnten. Mit solchen Versuchen und mit dem Ziehen von ertragreichen und widerstandsfähigen Gemüsesorten beschäftigte er sich gern. Seine Töchter und der Schwiegersohn, der Ehemann der ältesten Tochter Adelheit, unterstützten ihn dabei.

Nach einer kurzen Mahlzeit ritten sie zu den Pferdeweiden.

„Such dir selbst die Tiere aus, die ich dir für das Getreide eintausche“, sprach er zu Hartwig.

„Wie viele Pferde willst du mir geben?“

Weibel überlegte eine Weile.

„Früher hättest du in guten Zeiten ein Pferd dafür bekommen, doch heute ist das Korn kostbarer als Fleisch. Deshalb gebe ich dir vier. Wozu brauchst du sie?“

„Ich nehme sie für meine Zucht.“

„Wie ich gesehen habe, hast du selbst gute Tiere in deinen Herden.“

„Darum geht es nicht. Ich habe weit größere Herden in meiner Grafschaft im Frankenland.“

„Davon hast du mir noch gar nichts erzählt.“

„Es hat sich nicht ergeben, dass wir darüber sprechen konnten. Mein Verwalter Lucius ist ein ebenso großer Pferdenarr wie ich und kennt sich in der Zucht gut aus. Er versucht bei sich zu Hause unsere Pferderasse einzukreuzen und ich versuche es hier. Wir wollen die Vorteile beider Rassen in einer vereinen.“

„Das klingt gut“, bestätigte Weibel.

„Ich habe ein paar Fohlen auf meinen Weiden stehen, die aus dieser Zucht stammen. Man muss jedoch abwarten, wie sie sich entwickeln. Mehr kann ich erst in ein paar Jahren sagen, wenn die Tiere ausgewachsen sind.“

„Kannst du mir ein paar von den fränkischen Rössern überlassen. Ich würde da gern mitmachen.“

„Das kann ich. Ich gebe dir die Gespanne und Getreidewagen im Ganzen. Die fränkischen Fuhrknechte sollen mit unseren Pferden nach Hause reiten. Mein Verwalter hat somit eine größere Auswahl an Tieren für die Zucht.“

Weibel war damit einverstanden.

An den darauffolgenden beiden Tagen hatten die Pferdeknechte und Fuhrleute damit zu tun, die geeigneten Zuchttiere einzufangen und zuzureiten. Mit Kennerblick wählte Lucius die Tiere aus. Es kostete viele Mühen, sie an den Sattel zu gewöhnen. Wer auf dem Ritt zu Hartwigs Gutshof vom Pferd fiel, erntete Spott und das Gelächter der anderen.

Der Tag für die Rückreise der Franken nahte. Ein großes Abschiedsfest wurde vorbereitet. Hartwig hatte mit seinem Verwalter vereinbart, dass er im nächsten Jahr nach der Ernte, wieder Getreide und Pferde zu ihm bringen soll. Er sagte ihm auch, dass er Bauern aus seiner Grafschaft, die sich in Thüringen eine neue Existenz aufbauen wollten, unterstützen würde. Sie sollten ihm nur ihr Kommen rechtzeitig bekannt geben und würden von ihm fruchtbares Land geschenkt bekommen.

Die Frauen bereiteten das Essen vor. Brot wurde gebacken und verschiedene Gemüse zubereitet. Edmund und Godwin kümmerten sich um das Fleisch am Grill. Die Kinder sahen den fränkischen Fuhrleuten bei den Vorbereitungen für ihre Heimreise zu. Sie fetteten die Sättel und ritten die Pferde ein. Einige der Tiere gebärdeten sich wild. Die älteren Jungen bewunderten die Franken. Sie würden gerne mit ihnen tauschen. Hin und wieder fiel ein Reiter vom Pferd. Es gab kein Gelächter, sondern Lob und Applaus, wenn der Gestürzte aufstand und sich erneut dem Tier näherte.

Ein letztes Pferd musste noch eingeritten werden. Es war ein Hengst und der Wildeste von allen. Ein Franke näherte sich mit dem Sattel dem Tier. Es ließ ihn an sich heran und den Sattel auflegen. Beim Anziehen des Gurtes fing das Pferd an zu tänzeln. Mit einem Sprung schwang er sich auf den Rücken des Tieres. Der Hengst bäumte sich auf. Er versuchte den Reiter abzuwerfen, doch es wollte ihm nicht gelingen. Ein Sprung zur Seite ließ den Reiter auf den Boden stürzen. Er kam unglücklich auf und rührte sich nicht. Erschrocken liefen seine Kameraden auf ihn zu, um ihm zu helfen.

Er war tot. Bei dem Sturz hatte er sich das Genick gebrochen. Die Männer trugen ihn in ihre Unterkunft und legten ihn auf den Tisch. Lucius und Hartwig wurden gerufen. Sie eilten in das Langhaus, in dem die Franken untergebracht waren. Der Mann war ein guter Reiter. Er hatte sich freiwillig als Fuhrmann gemeldet, um das Getreide nach Thüringen zu liefern. Hartwig und Lucius zogen sich zurück, um zu beraten, was in dieser Situation zu tun wäre. Der tote Pferdeknecht hatte in seiner Heimat in Mons eine Frau und zwei Kinder. Hartwig wies Lucius an, für die Hinterbliebenen ausreichend zu sorgen. Des Weiteren sollte in der neu errichteten Kirche eine Gedenktafel an den Pferdeknecht erinnern. Lucius bat den Leichnam nach christlichem Brauch bestatten zu dürfen. Hartwig war einverstanden und schlug vor, ebenso ein Totenfest nach heidnischer Art für den Verstorbenen abzuhalten. Lucius überlegte. Er fand dieses Ansinnen anfangs sonderbar. Es gab jedoch keinen triftigen Grund, Hartwig diese Bitte abzulehnen. Er war ein Mann, der sich auch mit dem Christengott arrangiert hatte, denn sonst hätte er keine Kirche in Mons erbauen lassen. Und im Übrigen stand der Christengott über allen und dazu gehörten auch die Heiden.

Der Tote wurde gewaschen und in eine Holzkiste gelegt. Im Beisein der gesamten Siedlungsgemeinde wurde er auf einer Waldwiese hinter dem Gut bestattet. Lucius sprach ein paar Worte des Abschieds. Edmund schaufelte Erde auf den Sarg und Godwin steckte ein Holzkreuz in den Grabhügel. Es folgte der Teil, der den Menschen der Siedlung bekannt war. Nach germanischem Brauch wurde ein Tier geopfert. Nach dem Rang der Person war das eine Ziege, ein Schaf oder bei hohen Persönlichkeiten ein Pferd. Da Hartwig mit dem Opfer gleichzeitig seinen Dank an Odin für seine glückliche Heimkehr kundtun wollte, wählte er als Opfertier den weißen Hengst aus, der den Pferdeknecht abgeworfen hatte. Da kein Priester anwesend war, musste er selbst die Zeremonie vornehmen. Es war für ihn das erste Mal, dass er das Opferschwert führte und die Umstehenden mit dem Blut des Hengstes segnete. Die Totenfeier endete in einem Saufgelage, bei dem oft des verstorbenen Pferdeknechtes gedacht wurde.

Mit beladenen Packpferden an der Hand, ritten die Franken am nächsten Morgen den gleichen Weg auf der Via Regia zurück, den sie gekommen waren. Alle bedauerten die frühe Abreise der freundlichen Männer, besonders die Kinder. Sie hatten sich in den letzten Tagen gut mit ihnen verständigen können. Mimik und die Finger halfen dabei.

Es kehrte langsam Ruhe in der Siedlung im Elbkniegau ein und jeder ging seiner gewohnten Arbeit nach. Der Herbst kündigte sich an und es begann die Laubfärbung. Hartwig genoss das Zusammensein mit seiner Familie. Mit einem Pferdegespann fuhr er mit den beiden Frauen und Kindern hinaus zu einem See. Sie verbrachten dort die letzten warmen Tage im Jahr, badeten und unterhielten sich oder spielten am Ufer.

Hartwig hatte Ursula von der Begegnung mit Baldur in Athies berichtet. Sie bedauerte sehr, dass ihr Geliebter nicht fliehen wollte, doch hatte sie Verständnis, dass er seine Schwester Radegunde nicht allein lassen konnte. Die Freundschaft mit Elke tröstete sie über die Trennung von ihrem geliebten Baldur hinweg. Beide Frauen verstanden sich gut. Sie hatten ein ähnliches Schicksal und waren in den vergangenen Jahren viel allein. Ihre Männer mussten gemeinsam als Geiseln ins Frankenreich. In der Schlacht an der Unstrut waren sie Meldereiter und kamen getrennt in fränkische Gefangenschaft. Nachdem Hartwig allein nach Hause kam, blieb er nicht für lange Zeit. Als Gefolgsmann begleitete er und sein Bruder Siegbert die Königin auf ihrer Flucht nach Ravenna. Jetzt, wo er wieder zu Hause war, konnte es Elke manchmal selbst nicht fassen. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Zusammensein nicht von Dauer wäre. Jede Stunde wollte sie mit ihrem Mann genießen und auskosten. Ursula war ihr dabei nicht im Wege. Es war nicht nur eine Freundschaft, die sie verband, sondern es hatte sich eine intime Beziehung zwischen den beiden Frauen entwickelt, die auf einer besonderen Zuneigung und gegenseitiger Liebe beruhte. Hartwig hatte das bald bemerkt. Es störte ihn nicht, solange er nicht zu kurz kam.

Das Herumtollen und Spielen mit den Kindern genoss er. Zu lange musste er das entbehren. Mit seinen drei größeren Kindern und den beiden von Baldur konnte er baden gehen. Er brachte ihnen das Schwimmen bei. Die Frauen lagen auf einer großen Decke am Ufer und das Baby schlief zwischen ihnen.

Sie verbrachten fast eine Woche am See. Mit einem Pferdewagen fuhren sie zeitig los und kamen spät nach Hause zurück.

Eines Tages wurde es stürmisch. Zum Baden war es zu kalt und Hartwig versuchte sich zu Hause nützlich zu machen. Auf den Feldern und dem Hof war alles bestens organisiert und Hartwig wusste nicht, wo er mithelfen konnte. Er hatte die Idee, sich ein Schwert zu schmieden, wie er es vor vielen Jahren in Alfenheim tat. Ob es ihm gelingen würde? Die Cousins von Elke halfen ihm dabei. Sie warnten ihn jedoch, dass der Besitz von Waffen strengstens verboten war und mit der Versklavung geahndet wurde. Hartwig wies diese Gefahr von sich. Er war ein fränkischer Edelmann und das Tragen eines Schwertes war ihm erlaubt.

An den Abenden erzählte er von seinen Erlebnissen in der Fremde und Göttergeschichten. Beliebt waren bei ihnen die Erzählungen von Thor, wie er die Riesen besiegte und meistens gegen sie gewann.

Eines Abends wollte Godwin, von ihm wissen, wie es zu dem Zerwürfnis zwischen Loki und den Asen gekommen war. Hartwig blickte um sich als würde er von einem großen Geheimnis sprechen, das nicht für alle Ohren bestimmt war. Die Kinder lauschten ihm andächtig.

„Ihr wisst, dass Loki kein gebürtiger Ase ist, auch wenn er unter ihnen lebte. Eines Tages lud Ägir, der Meeresriese, die Götter zu einem Gastmahl ein. Während des Gelages hatte Loki zu viel von dem gut schmeckenden Bier, das die Töchter des Ägir gebraut hatten, getrunken. Er fing einen Streit mit einem Diener des Gastgebers an, der ihn nicht genügend beachtet hatte und versetzte ihm einen Faustschlag. Der Mann stürzte mit dem Kopf gegen eine Tischkante und war sofort tot. Dennoch trat Loki weiter auf ihn ein. Das entsetzte alle Anwesenden und einige Seeriesen drohten ihm mit den Fäusten. Da half ihm sein Weib Sigyn und versuchte die anderen zu beschwichtigen. Ägir war wütend und verlangte Genugtuung. Odin versprach ihm ein Wergeld, das er selbst festsetzen sollte. Der Meeresgott forderte jedoch, dass Loki sich nie wieder hier blicken ließe. Zwei Seeriesen packten den Störenfried und setzten ihn vor die Tür.

Das Festmahl wurde fortgesetzt, doch es wollte nicht mehr die rechte Stimmung aufkommen. Immer wieder sprachen sie über das, was passiert war.

Auf einmal wurde die Tür aufgestoßen und Loki trat wütend in den Festsaal. Er fühlte sich ungerecht behandelt und zürnte den Asen, dass sie ihn nicht gegen die Seeriesen in Schutz nahmen. Ägir wollte den Eindringling vertreiben, doch Loki berief sich auf das Recht der Blutsbrüderschaft mit Odin. Obwohl er von den Riesen abstammte, hielt der Gottvater immer seine schützende Hand über ihn. Auch diesmal gab er nach und der Bösewicht durfte bleiben. Er trank ungezügelt weiter. Lokis Anwesenheit erzürnte viele der Gäste. Er beschimpfte und beschuldigte sie, feig und untreu zu sein. Selbst Odin und seine Frau Frigga verschonte er nicht. Thor kam dazu und wollte mit seinem Hammer Loki erschlagen. Der Göttervater hinderte ihn daran und ließ den Feuergott frei davonziehen. In den Tagen darauf gab es kein anderes Gespräch mehr in Asgard. Die Bösartigkeiten von Loki hatten die Asen-Götter verärgert. Sie beschlossen, ihn zu fangen und zu bestrafen. Er wurde an einen Felsen gebunden und konnte keinem mehr schaden.“

Betroffen und erregt kommentierten die Kinder die Geschichte.

„Ein Riese bleibt eben ein Riese und aus einem Wolf wird niemals ein Lamm. Die Götter hätten Loki längst vertreiben sollen“, bemerkte Edmund, der ältere Sohn von Elkes Tante Ortrun.

„Da hast du wahrscheinlich recht. Es ist aber nicht jeder Riese schlecht.“

Die Kinder wollten noch mehr von den Göttern hören und was nach der Gefangennahme von Loki geschah. Hartwig vertröstete sie auf den nächsten Tag. Er lief über den Hof und stieg zu dem Aussichtsturm hinauf. Am Horizont ging die Sonne unter und tauchte die Landschaft in ein tiefes Rot. Das Farbenspiel am Himmel begeisterte ihn und er rief nach Elke. Sie kam zu ihm auf den Turm hinauf. Zusammen erlebten sie den Sonnenuntergang. Elke schmiegte sich an ihren Mann und gestand ihm, dass sie erneut schwanger war. Überglücklich erlebten sie den Augenblick, bis die Sonne verschwand. Für Hartwig hatte sich der Traum von einem zufriedenen Familienleben erfüllt. Dies war es, was er wollte und er hoffte, dass nichts diese Ruhe stören würde.

2. Die Steuereintreiber

Im Weinmond (Oktober) 535

Die Herbstkühle war in der Schmiede nicht zu spüren. Die Glut des Holzkohlefeuers strahlte ihre Wärme weit ab. Hartwig und Elkes Cousins hämmerten unentwegt auf den glühenden Stahl ein. Sie hatten das ausgewählte Stück Eisen immer wieder gefaltet und die Hälften mit kräftigen Hammerschlägen zusammengeschweißt. Es war nun soweit, dass sie das Schmiedestück zu einer Schwertklinge austreiben konnten. Nach dem Abkühlen und Härten im Wasserbad, prüfte Hartwig das erste Mal die Elastizität des Stahls. Er schlug die Klinge mit der Flachseite auf eine Kante des Ambosses und sie federte zurück. Die drei Männer hatten den größten Teil geschafft. Jetzt folgten die Feinarbeiten, das Schleifen und Brünieren und abermals Schleifen. Durch diese Behandlungen wurden die wellenartigen Markierungen auf der polierten Fläche der Klinge deutlich sichtbar. Immer wieder hielt Hartwig die Schwertklinge gegen die Sonne und prüfte die Ebenheit und den Glanz der bearbeiteten Fläche.

Hartwigs ältester Sohn kam in die Schmiede gerannt. Er rief aufgeregt, dass Räuber in die Siedlung eingedrungen wären. Hartwig nahm das noch unfertige Schwert und lief dem Jungen nach. Er sah, wie Männer mit Helmen und Speeren bewaffnet, sich Zugang zu seinem Haus und die Stallungen verschafften. Die Frauen und Kinder kreischten und rannten weg. Sie versuchten sich zu verstecken. Als einer der Männer Hartwig mit dem Schwert ankommen sah, wollte er ihn mit seinem Speer abwehren. Doch Hartwig schlug zu und zerbrach den Speerschaft. Daraufhin flüchtete der Mann und schrie nach seinen Kameraden. Die kamen aus allen Ecken, um ihm zu helfen. Einige trugen Schilde mit der gleichen Bemalung. Daran erkannte Hartwig, dass es keine Räuber, sondern fränkische Krieger waren. Ihr Anführer kam aus dem Haus. Er hatte dort ein Schwert gefunden.

„Nehmt ihn gefangen!“, schrie er.

Hartwig leistete keinen Widerstand, da er sich im Recht sah und glaubte, das Missverständnis schnell aufklären zu können. Die Männer fesselten ihn und brachten ihn zur Mitte des Hofplatzes.

Sie trieben alle Leute in der Siedlung zusammen und bedrohten sie mit ihren Waffen. Der Anführer ging auf Hartwig zu und musterte ihn.

„Du weißt, was dem blüht, der ein Schwert besitzt. Wie ich sehe hast du sogar zwei davon. Wolltest du meine Leute damit umbringen?“

„Ich dachte ihr seid Räuber.“

„Sehen wir wie Räuber aus?“, schrie der Anführer in die Menge und zeigte auf seine Männer.

„Wir sind die Steuereintreiber des fränkischen Königs und haben euer Versteck zufällig gefunden. Gut habt ihr es verborgen. Wer hat hier das Sagen?“

„Ich bin der Herr“, sprach Hartwig, „und ich befehle euch, mich sofort loszubinden.“

„Wieso sollten wir das?“, erwiderte grinsend der Franke.

„Ich bin ein fränkischer Edelmann!“

Der Anführer umkreiste Hartwig, wie ein Wolf seine Beute.

„Das kann jeder von sich behaupten. Du schaust eher aus, wie ein schmutziger Schmied.“

„Es ist wahr, mein Mann ist ein fränkischer Graf. Ihr dürft ihn nicht anrühren“, rief Elke, die bei den anderen stand und ihre Kinder mit den Armen schützend umschlang.

Der Anführer lachte laut auf.

„Was sich die Thüringer alles einfallen lassen ist unbeschreiblich. Kannst du es beweisen?“

„Ich zeige dir seine Medaille, die ihn als Graf ausweist“, rief Elke.

„Bring sie her, Weib!“

Elke lief ins Haus und nahm aus der Schatulle die Medaille. Sie hielt sie dem Anführer entgegen. Der fasste danach und betrachtete sie.

„Die sieht echt aus. Wem hast du sie abgenommen, du Lump. Auch die Medaille ist konfisziert, wie die Schwerter. Alles sind Beweismittel gegen dich.“

„Das könnt ihr nicht tun. Es stimmt, was ich sage“, jammerte Elke.

„Darüber entscheide nur ich. Sei still, Weib!“

Hartwig schrie den Anführer in fränkischer Sprache an, dass er ihn schleunigst wieder freilassen sollte.

„Ach, ein paar Brocken fränkisch versteht der Kerl auch“, spottete er und befahl den Gefangenen in Ketten zu legen und auf den mitgeführten Ochsenkarren zu packen. Dort saßen bereits zwei junge Burschen, die angekettet waren. Er befahl seinen Männern noch einmal jeden Winkel in der Siedlung nach Waffen zu durchsuchen. Sie konnten aber keine weiteren finden.

„Ihr könnt froh sein, dass ich euer Nest nicht niederbrennen lasse“, drohte der Anführer und wies seine Leute an, nicht nur die Steuerschuld von einem Schwein mitzunehmen, sondern auch die beiden Kühe, die im Stall standen und Hartwigs Hengst.

„Lass mein Pferd hier, du Räuber“, schrie Hartwig ihn an. Der neben ihm stehende Mann schlug ihm mit einem Stock auf den Kopf. Besinnungslos sank Hartwig zu Boden. Die Franken warfen ihn zu den anderen beiden Gefangenen auf den Wagen.

Der Hengst machte Schwierigkeiten und bäumte sich auf. Hartwig kam zu sich und pfiff. Das Pferd riss sich los und galoppierte davon.

„Den Gaul fangen wir nicht mehr ein. Lasst uns abziehen. Es warten noch andere Bauern auf uns“, rief der Anführer seinen Leuten zu.

Die Steuereintreiber zogen vom Hof. Es begann ein Wehklagen unter den Frauen. Alle standen unter Schock und wussten nicht, was sie tun sollten. Elke schickte ihren Cousin Godwin zur Insel, um den Baumeister zu holen. Er war ein guter Freund ihres Mannes und konnte ihr vielleicht raten, was sie tun könnte.

Edmund war auf den Turm geklettert, um nachzusehen, in welche Richtung die Steuereintreiber Hartwig brachten. Er konnte erkennen, dass sie nach Süden zogen.

Als der Baumeister kam, begann das Wehklagen der Frauen von neuem.

„Beruhigt euch!“, rief er. „Es wird alles wieder gut werden. Elke, sag mir jetzt, was genau passiert ist!“

Sie berichtete unter Tränen, was sich zugetragen hatte.

„Wenn sie wissen, wer er ist, wird er wieder frei gelassen“, beruhigte der Baumeister die Umstehenden.

„Wie kann er beweisen, dass er ein fränkischer Graf ist? Niemand glaubt ihm. Was können wir nur tun?“

Elke fing wieder an zu weinen.

„Hört her Leute! Wir müssen als Erstes den Gaugrafen informieren. Er weiß Rat!“

Der Pferdeknecht kam von den Weiden in die Siedlung geritten und wunderte sich über die Unruhe. Der Baumeister erklärte ihm die Situation und bat ihn sofort zu Weibel zu reiten. Im Galopp preschte er davon.

Weibel erkannte, dass die Situation sehr kritisch und für Hartwig gefährlich sein könnte. Vom fränkischen König gab es die Anordnung, dass nur die Franken Waffen tragen durften. Wer von den Thüringern oder anderen Volksgruppen dagegen verstieß, sollte getötet oder als Sklave in das Westfrankenland gebracht werden. Es musste schnell gehandelt werden.

Der Gaugraf ließ sein Pferd satteln und ritt mit zwei Knechten in Richtung des fränkischen Verwaltungssitzes Gizpiel. Der lag mehrere Tagesreisen im Süden. Nach der Flucht der Königin wurde der Ort von den Franken besetzt und als Verwaltungssitz für Ostthüringen ausgebaut.

Als Weibel dort ankam, suchte er sofort nach dem Amtmann. Der war nicht da und wurde erst in einer Woche zurückerwartet. Dem Sekretär erklärte er den Grund seines Kommens und ersuchte ihn, ihm zu helfen. Erst als er ein paar Silbermünzen über den Tisch reichte, war der bereit, ihn anzuhören.

Weibel erfuhr, dass die Gruppe der Steuereintreiber, die Hartwig als Gefangenen bei sich hatten, noch nicht eingetroffen war. Er konnte ihm auch nicht sagen, wann sie ankommen würden.

Der Gaugraf suchte sich in der Siedlung ein Quartier und konnte nichts anderes tun als zu warten. Er musste Hartwig befreien und wenn es mit Gewalt wäre. Der Verwaltungssitz war durch einen Palisadenwall geschützt. Zwei Tore führten hinein. Neben den Verwaltungsgebäuden gab es die Wirtschaftsgebäude des Gutes und die Häuser der Handwerker, Knechte, Mägde und Sklaven. Es war eine kleine Stadt. Weibel ließ die Tore von seinen Knechten bewachen. Sie sollten ihm sofort melden, wenn der Karren mit Hartwig zu sehen war. Er selbst schaute sich im Ort um. Er fand ein großes Langhaus, das gut bewacht war. Da er sich als Gaugraf durch seine Medaille, die er um seinen Hals trug, ausweisen konnte, ließen ihn die Bewacher hinein.

Es war ein Gefängnis. In der Mitte des großen Raumes befanden sich Gruben im Boden. Schwere Holzgitter deckten sie ab. Als Weibel hinabschaute, erschrak er. Abgemagerte Gestalten kauerten gedrängt in der Tiefe.

„Was sind das für Leute?“, wollte er wissen.

„Es sind Gefangene“, erwiderte der Wachmann mürrisch und stieß mit einer langen Stange durch das Gitter hindurch nach einem Mann am Boden der Grube.

„Was haben die verbrochen?“

„Es sind Rebellen, die man aufgegriffen hat.“

„Haben sie jemand erschlagen?“, wollte der Gaugraf wissen.

„Nein, die wurden festgenommen, weil sie Waffen bei sich trugen.“

„Was wird mit ihnen geschehen?“

„Wir bringen sie alle in den nächsten Tagen ins Frankenreich. Dort werden sie als Sklaven verkauft.“

„Viel wird man für die nicht mehr bekommen, sie sehen verhungert aus. Lange überleben sie nicht!“, entgegnete Weibel.

„Das ist mir gleich! Wir verdienen nichts, wenn sie am Leben bleiben. Sollen sie nur verrecken, dann sparen wir uns das Essen für sie.“

Für den Gaugrafen war es schwer, das Leid seiner Landsleute zu sehen. Gern würde er ihnen helfen, doch das konnte und durfte er nicht. Die Franken könnten empfindlich reagieren und ihn womöglich auch in ein solches Loch stecken. Eilig ging er hinaus an die frische Luft. Der Gestank, der aus den Gefangenengruben aufstieg, war unerträglich. Mit Grauen dachte er daran, dass dieses Schicksal seinem Schwiegersohn bevorstehen könnte. Es begann ein sehr langes Warten für Weibel, voller Ungewissheit.

Die Steuereintreiber waren noch unterwegs. Sie zogen mit zwei bepackten Ochsenkarren in Richtung Verwaltungssitz Gizpiel. Die Route für den Trupp hatte der Amtmann vor ihrer Abreise festgelegt. Manchmal wichen sie jedoch von dem vorgeschriebenen Weg ab und es gelang ihnen, verborgene Siedlungen zu erreichen. Da nicht genügend fränkische Krieger am Verwaltungssitz stationiert waren, nahmen die Franken Thüringer und Slawen als Knechte auf, die bereit waren mit ihnen zu kooperieren. Diese kannten sich in den abgelegenen Gebieten besser aus.

Hartwig hatte starke Schmerzen am Hinterkopf. Es war die Stelle, wo ihn einer der Männer mit dem Stock getroffen hatte. Wenn der Karren über einen großen Stein rollte, spürte er jedes Mal einen stechenden Schmerz.

„Wer seid ihr?“, fragte Hartwig die beiden jungen Mitgefangenen.

„Wir sind Rebellen. Sie haben uns an der Elbe erwischt. Wir sind nicht schnell genug an das andere Ufer gekommen.“

„Warum waren sie hinter euch her?“

„Sie hatten einige Jungkrieger gefangen und wir haben sie in der Nacht befreit. Am nächsten Morgen verfolgten sie uns. Wir ließen unsere Kameraden in eine andere Richtung gehen und hinterließen eine deutliche Spur, dass sie nur uns hinterhereilten. Das gelang bis zur Elbe. Da sprangen wir ins Wasser und wollten auf die andere Seite schwimmen. Sie fanden jedoch ein Boot und fingen uns ein. Wir dachten erst, dass sie uns gleich erschlagen, aber der Anführer meinte, dass wir ihm lebend mehr nützen könnten.“

„Warum?“, wollte Hartwig wissen.

„Er vermutete richtig, dass wir zu den Rebellen gehören und nimmt uns mit zum Amtmann, damit er uns verhört.“

„Man sagte mir, dass es auf dieser Seite der Saale im Elbkniegau keine Aufständischen mehr gibt.“

„Das stimmt nicht ganz. Die Slawen haben klein beigegeben, obwohl sie vorher versprochen hatten, sich gegen die fränkische Besatzung zu wehren. Sie wurden geködert. Die Franken gaben ihnen hier Land und stellten sie mit den Thüringern gleich. Sie kommen jetzt in Scharen aus den Gebieten östlich der Elbe und nisten sich ein. Es sind Verräter!“

Der Kutscher bemerkte, dass Hartwig mit den beiden Gefangenen sprach und schlug mit seiner Peitsche nach hinten.

„Ich habe euch gesagt, dass ihr nicht miteinander reden dürft. Wenn ich noch ein Wort höre, komme ich mit meinem Prügel und schlage euch die Schädel ein.“

Sie kamen zu einer Siedlung und der Anführer forderte den Schweinezins. Der Sippenälteste war nicht gleich dazu bereit und die Männer drangen gewaltsam in die Ställe und durchsuchten sie. Sie packten das größte Schwein an den Ohren und zogen es nach draußen. Dann banden sie einen Strick um ein Hinterbein und trieben es zu den Karren. Mehrere Hühner mussten auch daran glauben. Sie sollten als Reiseproviant dienen. Eine alte Frau hatte unbemerkt den Gefangenen eine Schale mit Brei und eine Kanne mit Wasser gebracht. Sie nickten ihr dankbar zu.

Inzwischen war der zweite Karren mit der Herde angekommen und die Franken luden das beschlagnahmte Schwein zu den anderen Tieren in die Kiste. Der Karren mit den Tieren zog gleich weiter.

Die Steuereintreiber setzten sich auf die Bank unter der Linde im Hof und ließen sich von den Frauen Essen und Bier bringen. Dann forderte der Anführer den Sippenältesten auf, sich zu ihm zu setzen.

Ängstlich nahm der Bauer Platz.

„Du hast Glück, dass ich gut gestimmt bin, sonst hätte ich alle deine Schweine mitgenommen.“

„Was habe ich denn falsch gemacht.“

„Du wolltest mir die Steuern unterschlagen und hast die Tiere vor uns versteckt.“

„Das war nicht mit Absicht. Die Schweine kriechen überall herum. Ich weiß manchmal selbst nicht, wo sie sich gerade aufhalten.“

„Dann solltest du besser auf sie aufpassen. Das nächste Mal bin ich nicht so gütig zu dir.“

„Es wird nicht wieder vorkommen Herr“, entgegnete der Bauer ängstlich und senkte demütig den Kopf.

„So gefällst du mir besser. Wir ziehen jetzt weiter. Los Männer auf die Pferde, wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“

Sie standen auf und ritten weiter. Vor dem Dunkelwerden erreichten sie den anderen Wagen mit den Tieren. An einer günstigen Stelle in der Nähe eines Baches nächtigten sie. Die Gefangenen wurden an Bäume gekettet, damit sie nicht fliehen konnten. Über einer offenen Feuerstelle wurden die geraubten Hühner gebraten. Die Männer unterhielten sich beim Essen.

Jetzt konnte Hartwig mit den beiden Mitgefangenen leise sprechen. Er erfuhr, dass sie zu einem Rebellenlager im Harz gehörten und das Gebiet bis zur Unstrut und Elbe zu zweit durchstreiften. Waffen hatten sie keine bei sich, da es vorkommen konnte, dass sie fränkischen Kriegern begegneten. Ihre Aufgabe war es, die Wachstationen der Franken auszuspionieren und junge Männer für die Rebellen zu gewinnen. Sie kannten auch Siegbert, der im Gebiet des Rynnestigs sein Lager hatte. Hartwig verriet ihnen nicht, dass er sein Bruder war und hielt sich absichtlich bedeckt. Von den Mitgefangenen erfuhr er, woran die Rebellen zu erkennen waren. Sie trugen ein Lederband um den Hals. Die Form des schlichten Bandes verriet die Gruppe, der sie angehörten. Da sie glaubten, dass die Franken sie foltern und danach töten würden, baten sie Hartwig, dass er ihren Leuten von ihrem Tod berichten sollte.

„Ich kenne keinen von euch. Wie soll ich sie informieren?“, erklärte Hartwig.

„Du brauchst nur Händlern oder Sklaven von unserer Begegnung berichten. Sie leiten die Nachricht an die richtige Stelle weiter.

In der Nacht war es kalt und Hartwig fror. Die drei Gefangenen rückten nah aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen.

Am nächsten Tag kamen sie zu einer kleinen Siedlung, wo es keinen Sippenältesten gab. Die Männer waren im Krieg umgekommen und die Frauen kümmerten sich allein um die Feldarbeit und den Haushalt. Sie waren sehr arm. Auf dem Hof gab es nur eine Kuh, zwei kleine Ferkel, vier Ziegen und ein paar Hühner. Die Bäuerin flehte den Steuereintreiber an, von seinen Forderungen abzulassen. Sie kniete vor ihm nieder und bat ihn händeringend, gnädig zu sein.

„Wenn du uns kein großes Schwein geben kannst, nehmen wir deine Kuh mit, oder hast du noch etwas Besseres vor uns verborgen. Ich werde selbst einmal nachsehen.“

Er ging in Richtung Scheune und rief ihr zu, ihm zu folgen.

„Sag mir jetzt, wo du die große Sau versteckt hast, dann will ich dir die Kuh lassen.“

„Ich habe wirklich keine Sau auf dem Hof. Die beiden Ferkel habe ich bei einem Nachbarn getauscht.“

Der Mann stöberte in allen Ecken der Scheune herum.

„Wenn du sagst, dass du arm bist, dann hast du auch nichts zum Tauschen, oder habe ich etwas übersehen.“

Er ging auf sie zu und lief um sie herum.

„Ein paar Hühner gab ich ihm, mehr habe ich nicht.“

„Wenn ich dich ansehe, könnte ich mir vorstellen, womit du bezahlen kannst.“

Er musterte die Bäuerin auffällig vom Kopf bis zu den Füßen.

„Lass einmal sehen, was du zu bieten hast. Vielleicht kommen wir beide ins Geschäft.“

Er fasste nach ihrem Rock und hob ihn bis zum Knie hoch.

„Ich bin eine verheiratete Frau“, entgegnete die Bäuerin schüchtern und schob ihn von sich.

„Einen Mann habe ich auf dem Hof nicht gesehen, oder hat er sich vor uns versteckt, der Schlingel.“

„In der Schlacht an der Unstrut ist er umgekommen.“

„Also bist du nur eine Witwe. Wenn du schon einmal einen Mann hattest, weißt du ja, was die wollen. Ziere dich nicht länger und hebe selbst deinen Rock hoch. Wenn du brav bist, glaube ich dir, dass du keine Sau vor mir versteckt hast.“

Zögernd hob sie den langen Rock.

„Höher!“, schrie er sie an.

Ängstlich raffte sie den Rock bis zur Taille hoch.

„Na also, das geht doch“, meinte er triumphierend und lief wieder begutachtend um die Frau herum.

„Ich denke, wir können ins Geschäft kommen. Das, was du zu bieten hast, lässt mich vielleicht das versteckte Schwein vergessen. Knie dich nieder und beug dich nach vorn!“, befahl er ihr.

Die anderen Männer standen auf dem Hof bei den alten Frauen und Kindern und grinsten. Eine wollte der Bäuerin nachgehen, doch sie wurde daran gehindert. Nach einer Weile des Wartens kam der Anführer zurück und befahl aufzusitzen. Sie ritten weiter, ohne ein Tier, oder etwas anderes mitzunehmen.

In der nächsten Siedlung erging es der Sippe schlechter. Sie hatten nur eine Kuh und ein paar Hühner auf dem Hof.

„Wo habt ihr eure Schweine versteckt?“, fuhr der Steuereintreiber den alten Bauern an.

„Wir sind sehr arm Herr, mehr haben wir nicht. Wenn ihr uns das Wenige nehmt, müssen wir verhungern.“

„Das ist euer Problem. Ich nehme das, was dem König zusteht.“

Er wies seinen Männern an, die Kuh fortzuführen. Die alte Bäuerin klammerte sich um den Hals des Tieres. Sie weinte und jammerte herzzerreißend, doch es half nichts. Unerbittlich und brutal stießen sie die Frau weg.

Mehrere Siedlungen besuchten die Steuereintreiber an einem Tag. Nach einer Woche kamen sie in Gizpiel an. Hunger und Durst setzten Hartwig und den beiden Mitgefangenen stark zu. Nur von mitleidigen Frauen in den Siedlungen erhielten sie manchmal etwas zu essen und Wasser zu trinken.