Ein Tierarzt zum Küssen - Julia K. Rodeit - E-Book
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Ein Tierarzt zum Küssen E-Book

Julia K. Rodeit

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Beschreibung

Eine zweite Chance für die Liebe …? Ava ist zufrieden mit ihrem beschaulichen Leben als Meeresbiologin im verträumten irischen Küstenstädtchen Kinelly, auch wenn die Liebe auf sich warten lässt. Das ändert sich jedoch schlagartig, als Patrick zurückkehrt, um vorübergehend die Nachfolge seines Vaters als Tierarzt anzutreten. Vor Jahren hat Patrick nicht nur ihr Herz gebrochen, sondern auch ein Versprechen, denn er hat geschworen, nach Kinelly zurückzukommen ... Dumm nur, dass er von seinem Charme nichts eingebüßt hat. Im Gegenteil. Patrick tut alles, um Avas Herz erneut zu erobern. Doch meint er es diesmal ehrlich mit ihr …? Ein romantischer Liebesroman mit Herz und Humor vor der einzigartigen Kulisse des irischen Küstenstädtchens Kinelly. Der Roman gehört zur Reihe „Irish Guys“, wobei jeder für sich und ohne Vorkenntnisse aus den anderen Bänden gelesen werden kann. Band 1: Irland, Träume und ein CEO von Allie Kinsley Band 2: Guinness, Küsse und ein Rockstar von Karin Koenicke Band 3: Ein B&B zum Verlieben von Annabelle Benn Band 4: Ein Tierarzt zum Küssen von Julia K. Rodeit

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Seitenzahl: 197

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Inhaltsverzeichnis

Kurzbeschreibung

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

So geht es weiter bei den Irish Guys

Über die Autorin

 

 

Kurzbeschreibung

Eine zweite Chance für die Liebe …?Ava ist zufrieden mit ihrem beschaulichen Leben als Meeresbiologin im verträumten irischen Küstenstädtchen Kinelly, auch wenn die Liebe auf sich warten lässt. Das ändert sich jedoch schlagartig, als Patrick zurückkehrt, um vorübergehend die Nachfolge seines Vaters als Tierarzt anzutreten. Vor Jahren hat Patrick nicht nur ihr Herz gebrochen, sondern auch ein Versprechen, denn er hat geschworen, nach Kinelly zurückzukommen ... Dumm nur, dass er von seinem Charme nichts eingebüßt hat. Im Gegenteil. Patrick tut alles, um Avas Herz erneut zu erobern. Doch meint er es diesmal ehrlich mit ihr …?Ein romantischer Liebesroman mit Herz und Humor vor der einzigartigen Kulisse des irischen Küstenstädtchens Kinelly.

 

 

 

 

 

 

LIEBESROMAN

 

IRISH GUYS 4 Ein Tierarzt zum Küssen

 

 

Impressum

Irish Guys 4 Ein Tierarzt zum Küssen1. Auflage September 2022 © 2022 by Julia K. Rodeit Lektorat: Sonja Kasten Korrektorat: Veros Wahre Worte Veronika Schlotmann-Thiessen Covergestaltung: NaWillArtDesign unter Verwendung von © depositphotos.com - ridofranz Illustrationen im Buchinneren: Kleeblatt © by OpenClipart-Vectors https://pixabay.com/de/vectors/kleeblatt-vierbl%c3%a4ttriges-kleeblatt-1531035/ Julia K. Rodeit kjl GbR, Kirchweg 23, 89155 [email protected]

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Personen und Handlung sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Markennamen und Wahrzeichen, die im Buch verwendet werden, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer.

 

Kapitel 1

 

 

Ava

 

»Mum, schau! Dort hinten!«

Ich lächelte beim Anblick der kleinen Grace, die wie ein Gummiball im Boot auf und ab hüpfte und aufgeregt über die Reling hinweg auf das dunkle, fast schwarz wirkende Meer hinausdeutete.

»Pass nur auf, dass du nicht über Bord gehst.« Die Finger der Mutter krallten sich in den Pullover der Kleinen, ihre Stimmlage geriet eine Nuance höher.

Ich beschirmte die Augen mit der Hand. Zwar jagte der Wind immer wieder Wolken über den Himmel, was für den Herbst normal war, aber für unsere Whale-Watching-Tour hatten wir ausgesprochen freundliches Wetter erwischt. Bis auf wenige Ausnahmen lachte die Sonne vom Himmel und es war ungewöhnlich mild. Der perfekte Tag, um Wale und andere Meeressäuger zu beobachten.

Tatsächlich hatte Grace Große Tümmler backbord voraus ausgemacht, deren graue, in der Sonne fast silbern wirkende Körper sich immer wieder majestätisch aus dem Wasser erhoben, um einige Meter weiter elegant wieder einzutauchen.

Es war ein herrlicher Anblick, der mein Herz mit Freude und tiefer Zufriedenheit erfüllte. Vielleicht sollte ich doch öfter wieder für Touren zur Verfügung stehen. In den vergangenen Jahren hatte die Arbeit so viel Platz in meinem Leben eingenommen, dass ich dazu kaum noch gekommen war. Dabei liebte ich es, mit dem Boot auf dem Meer unterwegs zu sein und einen Einblick in eine uns fast gänzlich fremde Welt zu erhaschen. Obwohl die beiden Welten über und unter Wasser so verschieden waren, funktionierten doch beide nur gemeinsam. Ein Gedanke, der mich mit Demut erfüllte, weil er deutlich vor Augen führte, wie unbedeutend wir Menschen eigentlich waren.

»Prima gemacht, Grace.« Ich nickte dem Kind zu. »Weißt du, was du da entdeckt hast?«

Jetzt wandte sie sich zu mir um und sah mich mit großen Augen an. Ein bisschen erinnerte sie mich mit ihrem roten Haar, bei dem ich unweigerlich an Karotten denken musste, an meine Freundin Caitlin.

»Was habe ich gesehen?«, fragte sie und sah mich interessiert an.

»Das sind Große Tümmler. Also Delfine.«

Ihr Kopf ruckte herum, ihre Augen leuchteten. »Was? Ich habe Delfine erkannt?«

Ich nickte bestätigend, obwohl sie das nicht sah, weil sie schon wieder damit beschäftigt war, die Wasseroberfläche abzusuchen. Ihr Feuereifer war erfrischend.

»Das ist so cool, davon werde ich allen erzählen, wenn ich wieder in der Schule bin. Wenn ich groß bin, möchte ich auch Forscherin werden. Dann beobachte ich den ganzen Tag nur Fische.«

»Delfine sind aber keine Fische, Süße«, mischte sich die Mutter lächelnd ein. »Das sind Säugetiere.« Sie wuschelte ihrer Tochter durch das Haar, ein zufriedener Ausdruck hatte sich auf ihre Lippen gelegt. »Ich wusste, dass dir der Ausflug gefallen würde.«

Nicht nur Grace und ihre Mutter hatten Freude an unserer Tour, ich genoss sie ebenfalls in vollen Zügen.

Die Tümmler hatten uns bemerkt und kamen näher. Neugierig schwammen sie, sehr zu Grace‹ Freude, neben unserem Boot her und tauchten immer wieder auf. Insgesamt machte ich mindestens elf Tiere aus, die unseren Weg eine Weile begleiteten. Bis sie plötzlich genug von uns hatten, sich abwandten und verschwanden.

Ich beobachtete Grace, die mit einem entrückten Ausdruck auf dem Gesicht noch immer wie gebannt auf das Wasser starrte. Wenn es nur mehr solche Kinder gäbe!

»Seid ihr länger hier?«, wandte ich mich an die Mutter, die ebenfalls ergriffen war von dem Schauspiel, das die Natur uns bot.

»Über das verlängerte Wochenende. Grace wollte unbedingt Wale sehen. Die Großeltern haben ihr die Tour zum Geburtstag geschenkt. Sie liebt alles, was mit dem Meer zu tun hat.«

»Ein tolles Geschenk.«

»Mein Mann wartet an Land auf uns. Ich fürchte, er vertreibt sich die Zeit im Pub. Er wird schnell seekrank.«

»Da wird er sicher auch seinen Spaß haben.« Ich grinste. »Im Blue Harp ist seit kurzem ein neuer Musiker, der nicht nur grandios singt, sondern auch begnadet Gitarre spielt.« Und darüber hinaus meiner Freundin Caitlin das Herz gestohlen hatte. Selten hatte ich sie glücklicher gesehen als in letzter Zeit. »Wo seid ihr untergebracht?«

»Wir wohnen im Breakfast at Tilly’s.«

»Ach, bei Kearon, wie schön.« Ein weiterer Freund, der erst kürzlich sein Glück gefunden hatte, wenn es mit Stella auch ganz schön turbulent zugegangen war. Jetzt war das B&B renoviert und Kearon voller Tatendrang, den ich in den letzten Jahren bei ihm vermisst hatte. Stella tat ihm eindeutig gut. Leise seufzte ich vor mich hin.

Wir fuhren weiter, ließen den Blick über das Wasser schweifen. Noch hatte ich nicht ausgemacht, weswegen wir eigentlich hier waren. Aber so war das mit der Natur, eine Garantie gab es nicht.

Als ich meinte, eine Wasserfontäne über der meist glatten Oberfläche entdeckt zu haben, kniff ich die Augen zusammen. Da! Noch einmal! Und noch eine zweite! Jetzt gab es keinen Zweifel mehr.

»Seht, dort hinten.« Nun wurde auch ich von Aufregung gepackt.

Grace und ihre Mutter starrten angestrengt nach steuerbord. Ich bedeutete Jack, unserem Kapitän, dass er drehen sollte. Langsam näherten wir uns den riesigen Tieren und Jack drosselte den Motor.

»Wow«, flüsterte Grace. Immer wieder sah man die Rücken der langen, schlanken Riesen, die sich aus dem Wasser erhoben. Deutlich sichtbar war die kleine, sichelförmige Rückenflosse, der der Finnwal seinen Namen verdankte.

Ich deutete hinüber. »Sieh nur Grace, kannst du die Farbe des Wals erkennen?«

Angestrengt kniff sie die Augen zusammen. »Er ist grau, na ja, mit ein bisschen Braun vielleicht.«

»Das ist richtig«, bestätigte ich. »Wir sehen gerade die rechte Seite vom Wal. Wenn wir noch ein bisschen näher kommen, sieht man, dass die Unterlippe, die Mundhöhle und die Barten weiß sind, die andere Seite ist aber komplett dunkel.«

»Ehrlich?« Ehrfürchtig strich sich die Kleine eine Strähne des roten Haares aus der Stirn, die der Fahrtwind hineingeweht hatte. »Warum?«

»Das haben die Wissenschaftler noch nicht herausgefunden.«

»Sie sind so groß.«

»Da hast du recht. Auf der Nordhalbkugel können Finnwale bis zu vierundzwanzig Meter lang werden, auf der Südhalbkugel werden sie sogar noch größer.«

Ich erzählte noch einiges Wissenswertes über das Leben der Wale. Die kleine Grace löcherte mich mit Fragen und ich schmunzelte ein ums andere Mal über ihre Begeisterung. Am Ende war ihr Kopf so rot wie ihr Haar und sie machte einen glücklichen und zufriedenen Eindruck, als wir den Heimweg antraten.

»Ava«, wollte sie irgendwann wissen, als die zerklüfteten Felsen der Küste schon wieder näher kamen. »Kann man hier auch Orcas sehen?«

»Ja, aber noch ist es dafür zu früh. Dazu müsstest du im November oder Dezember noch einmal herkommen.«

»Mum, kann ich? Bitte!«

Grace’ Mutter lächelte. »Was glaubst du wohl, was Mrs Reagan sagt, wenn du ein paar Tage im Unterricht fehlst?«

Grace verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Das ist doch viel interessanter als der doofe Matheunterricht.«

Hastig wandte ich mich ab, weil ich ahnte, dass das Kind mein Grinsen besser nicht sah. Mir war es in der Schule ähnlich ergangen. Hätte ich gekonnt, wäre ich den lieben langen Tag draußen auf dem Meer gewesen, statt im stickigen Klassenzimmer zu sitzen, um Formeln zu büffeln oder Grammatik zu lernen.

»Wenn du im Frühjahr noch einmal herkommst, kannst du Riesenhaie beobachten«, bot ich an und die Mutter warf mir einen dankbaren Blick zu. »Du hast keine Angst vor Haien, oder?«

»Natürlich nicht.«

»Na, dann fahren wir jetzt mal zurück und schauen nach deinem Dad. Bestimmt hat Rosie Muschelsuppe gekocht. Oder einen Salat aus Meeresspaghetti gezaubert. Den solltest du auch probieren.«

»Wachsen im Meer Spaghetti?« Mit großen Augen sah Grace mich an.

Augenblicklich begann ich zu lachen. »So ähnlich. Das ist eine Algenart, die wie Spaghetti aussieht. Mega lecker und total gesund.«

Grace verzog das Gesicht, kommentierte das aber nicht weiter.

Immer näher kamen wir der kleinen Bucht von Kinelly. Im Hintergrund erstreckten sich zerklüftete Felsen, deren Plateau mit dunkelgrünem, saftigem Gras bewachsen war, auf dem Altirische Ziegen grasten.

Ein Gefühl tiefer Zufriedenheit breitete sich in mir aus. Was gab es Schöneres, als an einem solchen Tag nach Hause in die Behaglichkeit zurückzukehren? Ich liebte meine Heimat aus tiefstem Herzen.

Während des Studiums hatte ich in Cork gelebt, einer Stadt im Süden Irlands mit mehr als zweihunderttausend Einwohnern. Während viele meiner Kommilitonen das Leben dort in vollen Zügen genossen hatten, war ich froh gewesen, als ich wieder in die Beschaulichkeit meines Heimatorts hatte zurückkehren können.

Nach weiteren zehn Minuten legte Jack im Hafen von Kinelly an und wir kletterten glücklich von Bord.

»Na, kommst du wieder?«, wollte ich wissen und legte Grace einen Arm um die schmalen Schultern.

»Ganz bestimmt. Ich werde auch Forscherin. So wie du. Und dann können wir zusammen Wale beobachten.«

»Ava ist Meeresbiologin, mein Schatz«, warf die Mutter lächelnd ein.

»Ist das etwas anderes?«

Ich schüttelte schnell den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Soll ich dir ein Geheimnis verraten?« Ich beugte mich zu der Kleinen hinunter und flüsterte ihr ins Ohr: »Am glücklichsten bin ich, wenn ich draußen auf dem Wasser bin. Da stören mich die Menschen nicht.«

Ernst sah sie mich an. »Tiere sind viel netter als Menschen. Sie töten nur, wenn sie Hunger haben.«

»Genau so ist es.«

Als ich aufblickte, sah ich, wie die Tür neben dem Bootshaus aufging. Dort saß Freya an einem Informationsschalter, verkaufte Tickets und gab Auskunft über Besichtigungen. Außerdem passte sie auf Ben, meinen Golden Retriever, auf, wenn ich unterwegs war. Offenbar hatte mein Großer mich vermisst, denn er schoss mit erstaunlicher Geschwindigkeit aus dem kleinen Häuschen heraus und hielt direkt auf mich zu.

Ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus. Ben war mein Leben, mein Herz, meine Heimat. Bei ihm ging es mir gut, egal, wo ich war.

Ich wappnete mich, stemmte die Beine fest in den Boden. Siebzig Pfund, die mit voller Wucht auf mich zukamen, wollten erst einmal aufgefangen werden. Er war schon fast am Steg angekommen, doch plötzlich bremste Ben mitten im Lauf, dass es ihn fast überschlug, und jaulte erbärmlich auf.

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Mir war, als griffe eine kalte Hand nach mir, als er noch zwei Schritte auf mich zu humpelte, mich mit kläglichem Blick ansah und schließlich stehen blieb, die linke Vorderpfote in der Luft.

»Ben«, schrie ich auf. In wenigen Schritten war ich bei ihm und ging auf die Knie.

Er legte mir die Pfote in den Schoß, dankbar, dass er nicht mehr auftreten musste. Mir zerriss es beinahe das Herz, als ich das Malheur erkannte: Aus einem tiefen Schnitt, der sich quer über den Ballen zog, quoll Blut.

 

***

 

Patrick

 

Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen, bevor ich zum Fenster hinaussah und den Blick über die Dächer Dublins schweifen ließ. Erst dann richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Mrs O’Connor.

»Sie sollten wirklich darauf achten, dass Joselyn weniger frisst.« In meine mahnenden Worte mischte sich ein Hauch Strenge.

Die ältere Dame hatte ihre Hand besorgt auf den Rücken der Pudeldame gelegt und kraulte ihr Fell. Die Ähnlichkeit zu ihrer eigenen Frisur war frappierend. Ich schüttelte innerlich den Kopf. Es hieß immer, Hunde und ihre Besitzer ähnelten einander. Die Frage war, wer sich wem anpasste oder ob Besitzer ihre Hunde schon so aussuchten, dass sie sich ähnelten. Auf jeden Fall hatte selten ein Hund besser zu seiner Besitzerin gepasst als Joselyn zu Mrs O’Connor.

Das kleine Geschöpf saß auf dem Untersuchungstisch und sah mich mit großen Augen an.

»Joselyn hat Arthrose. Das ist ein Gelenkverschleiß, der mit dem Alter kommt«, erklärte ich geduldig. »Das ist wie bei uns Menschen.«

»Was kann ich dagegen tun, Dr Nolan?« Ängstlich blickte Mrs O’Connor zu mir auf. »Das ist doch nichts Schlimmes, oder? Wissen Sie, wenn meine Joselyn nicht mehr wäre, wüsste ich nicht, was ich tun sollte.«

»Nun, daran sterben wird sie nicht. Aber sicher möchten Sie Ihrer Hündin ein langes und vor allem schmerzfreies Leben ermöglichen.«

»Natürlich.«

»Sehen Sie, dann sollten Sie ein wenig mehr achtgeben, dass Joselyn nicht zu viel frisst und nicht die falschen Sachen zu sich nimmt. Jedes Gramm, das sie mehr wiegt, muss sie mit sich herumschleppen. Und das schlägt sich auf die Gelenke nieder. Eben wie bei uns Menschen.« Ob sie den gut gemeinten Seitenhieb verstand? Auch hier ähnelten sich Hündin und Besitzerin.

»Wie wäre es, wenn Sie außerdem jeden Tag eine größere Runde mit Joselyn drehen?«

Missmutig sah sie mich an. »Aber wir sind doch beide so schlecht zu Fuß.«

Innerlich seufzte ich auf. »Sie können ja mit kleinen Runden beginnen und die jeden Tag ein wenig mehr ausdehnen. Sie werden sehen, es geht ganz schnell und Ihre Spaziergänge werden jeden Tag größer.«

Der Zweifel in ihrem Blick sprach Bände. Was sollte ich tun? Ich war Tierarzt, kein Personaltrainer.

Aus dem Schrank gegenüber holte ich eine Broschüre heraus, in der die wichtigsten Erkenntnisse über gesunde Hundeernährung zusammengefasst waren. Das Wichtigste war ohnehin die Bewegung. Aber dabei konnte ich nicht Händchenhalten.

Zum Abschied drückte ich Mrs O’Connor den Flyer in die Hand und komplementierte sie mit Joselyn zur Tür hinaus.

Es war immer dasselbe. Aus übertriebener Liebe wurden Vierbeiner verhätschelt und gemästet. Dabei war eine gesunde Ernährung für ein langes, glückliches Hundeleben genauso notwendig wie für uns Menschen. Noch wichtiger waren Bewegung und Training für den Kopf. Das machte Hunde wirklich glücklich.

»Na, hattest du einen schweren Tag?«

Ich sah auf und direkt in die großen blauen Augen von Olivia Hogan. Ein Lichtblick heute. Sie kam auf mich zu und gab mir einen Kuss. Dabei achtete sie darauf, keine Spuren ihres tiefroten Lippenstiftes zu hinterlassen.

»War es schlimm, Patrick?«, gurrte sie an meinem Ohr.

»Es geht.« Ich fuhr mir mit der Hand durch das Haar. »Wenn die Menschen nur endlich lernen würden, dass Futter für ihr Tier nichts mit Liebe zu tun hat. Wie war es bei dir?«

Olivia nickte und sah mich zufrieden an. »Ich hatte eine Gallenblase bei einem Australian Shepherd.«

»Dann bist du sicher auch erledigt.«

Sie zuckte mit der Schulter und wandte sich ab, um sich auf meinen Schreibtisch zu setzen. Ihr Rock rutschte dabei gut fünf Zentimeter nach oben und gab die glatte weiße Haut ihres Oberschenkels frei. Ihre Füße steckten in roten Pumps mit schwindelerregend hohen Absätzen.

»Es geht«, sagte sie, klang aber deutlich munterer als ich. Sie warf mir ein verführerisches Lächeln zu.

»Ich für meinen Teil freue mich auf jeden Fall auf ein Sofa und ein Stück Pizza. Die Bohemians spielen heute Abend gegen Shamrock.« Ein Spiel, in dem es um alles ging und das ich auf keinen Fall verpassen wollte.

»Du weißt, dass wir heute Abend auf der Cocktailparty meines Vaters sind?« Olivia hörte sich an wie eine Lehrerin, die wiederholt Kinder darauf hinwies, dass sie auf dem Schulhof nicht rennen sollten. Als wäre jedes Wort Zeitverschwendung.

Himmel, an diese blöde Party hatte ich nicht mehr gedacht! Ich schloss für einen Moment die Augen. Das bedeutete, dass ich den Arztkittel gegen einen Smoking austauschen musste und statt einer Pizza mit extra Käse und einem erfrischenden Guinness Lachshäppchen mit fadem Champagner serviert bekam.

»Patrick, darüber hatten wir gesprochen.« Ihr Unterton war leicht tadelnd. Sie stand auf und legte mir die Hand auf den Oberarm. »Es ist wichtig. Für meinen Vater und mich.«

Das war der Nachteil, wenn man mit der Tochter des Chefarztes liiert war. Daniel Hogan gehörte eine der angesagtesten Tierkliniken des Landes. Was hatte ich mich gefreut, als ich damals die Anstellung bekommen hatte. Ein ganz anderes Leben als das, das mein Vater als Landtierarzt in Kinelly führte. Seine Patienten waren größer und meist störrischer als meine. Dafür schlug ich mich nun mit Übergewicht und Arthrose herum. Etwas, das ihm fremd sein dürfte.

Ich hatte mich gut eingelebt in den Alltag der großen Klinik. Die Fälle waren interessant, die Besitzer der tierischen Patienten ein ganz anderer Schlag Mensch als die Bauern zu Hause. Überhaupt war das Großstadtleben in Dublin gänzlich anders, als ich es von Kinelly gewohnt war.

Dass ich mit Olivia die perfekte Partnerin gefunden hatte, war die Kirsche auf dem Sahnehäubchen meines Lebens. Da konnte ich getrost einige gesellschaftliche Termine in Kauf nehmen. Wenn das nur nicht ausgerechnet heute gewesen wäre. Verflixt, ich hatte mich mit Luke, meinem alten Studienkollegen, zum Fußballschauen verabredet.

Erneut fuhr ich mir durchs Haar. »Weißt du, Olivia, ich fühle mich nicht so besonders. Vielleicht ist eine Erkältung im Anmarsch.« Das war mir selbst peinlich, aber die einzige Möglichkeit, wie ich diese lästige Party umgehen konnte.

Sie wedelte mit der Hand. »So schlimm wird das schon nicht sein. Meinem Vater ist das wichtig und deswegen gehen wir hin«, sagte sie, nachsichtig lächelnd und mit sanfter Stimme, deren Tonfall aber keinen Zweifel daran ließ, dass sie keinen Widerspruch duldete.

Sie wandte sich ab, ging zur Tür und präsentierte mir ihre äußerst appetitliche Kehrseite. Das wog den in mir aufwallenden Ärger wegen des Abends mit Luke nur leider nicht auf.

Seufzend griff ich zum Telefon und wählte.

»Sag nicht, dass du keine Zeit hast«, drang Lukes Stimme nach dem zweiten Läuten statt einer Begrüßung aus dem Hörer.

Es war mir fürchterlich unangenehm. »Es tut mir leid, Kumpel. Ich habe Verpflichtungen, denen ich nachkommen muss.«

»Lass mich raten: Die Verpflichtung ist blond, hat endlos lange Beine und einen knackigen Hintern«, knurrte er, und als ich nichts erwiderte: »Alter, das ist langsam beschämend, wie du dein Leben von einer Frau bestimmen lässt.«

»Also hör mal!« Er war zwar mein Kumpel, aber das ging zu weit.

»Entschuldige. Musst du wissen. Ich gehe in den Pub und sehe mir das Spiel dort an.« Ohne ein weiteres Wort legte er auf.

Langsam ließ ich den Hörer sinken und starrte lange Zeit nachdenklich auf die glatte Tischplatte meines Eichenholzschreibtisches.

 

Kapitel 2

 

 

Ava

 

»So, mein Guter.« Mathew Nolan hielt Ben einen Hundekeks unter die Nase, den der Golden Retriever nahm und mit einem Haps genüsslich verspeiste.

Erleichtert wuschelte ich meinem vierbeinigen Freund durchs Fell. Natürlich hatte ich den Schnitt sofort unter die Lupe genommen. Lebensgefährlich war er nicht. Aber dass damit nicht zu spaßen war, war mir auch klar. Deswegen hatte ich mich von Grace und ihrer Mum hastig verabschiedet und Ben mit Jacks Hilfe in mein Auto gehievt, um zum Tierarzt zu fahren.

Der Schnitt musste gesäubert und genäht werden. Möglicherweise waren noch Fremdkörper in der Wunde, die ich auf den ersten Blick nicht erkennen konnte. Himmel, ich war Meeresbiologin und keine Tierärztin!

Die Tür ging auf und ich blickte in das zuversichtlich lächelnde Gesicht von Erin Nolan, Mathews Frau. Seit ich denken konnte, führten die beiden die Praxis gemeinsam. Während Mathew die Patienten behandelte, kümmerte sich seine Frau um alles Organisatorische. Beide waren ein perfekt eingespieltes Team.

»Na, da scheint es Ben aber schon wieder besser zu gehen«, meinte sie, als sie einen lächelnden Blick auf meinen Hund warf, der sich mit der Zunge über die Schnauze leckte und zufrieden schmatzte. Erins Augen hatten einen warmen Ausdruck angenommen.

»Ein Glück, dass ich gleich kommen konnte.« Nachträglich breitete sich Erleichterung in mir aus. »Ich habe mich überhaupt nicht richtig bedankt, dass ihr uns dazwischengeschoben habt.«

»Ach, Kindchen, das ist doch selbstverständlich.« Der Blick, mit dem sie mich bedachte, erinnerte mich an die Schokoladenkekse mit warmer Milch, die ich von meiner Granny immer bekommen hatte, wenn es mir nicht gut ging.

Das letzte Mal, als Granny mir ihr Seelentröstermenü serviert hatte, war ausgerechnet der Sohn von Mathew und Erin der Grund dafür gewesen. Ich seufzte innerlich. Kurz darauf war Granny verstorben und Patrick Nolan aus Kinelly verschwunden.

Schnell schob ich die trüben Gedanken von mir, konzentrierte mich stattdessen auf Erin und Mathew, die sich hingebungsvoll um jeden Patienten kümmerten. Dafür, dass ihr Sohn ein Blödmann war, konnten sie schließlich nichts. Und dafür, dass ich mich ausgerechnet in diesen Trottel hatte verlieben müssen, noch weniger.

Auch Mathew kraulte Ben nun am Hals. »Das wird schon wieder. Natürlich sollte er sich in den nächsten Tagen schonen. Schon gar nicht darf der Verband abgehen. Du musst gut achtgeben, Ava.«

»Ich passe auf, Doc, keine Sorge.

---ENDE DER LESEPROBE---