Ein Ufo, dachte sie - Xiaolu Guo - E-Book

Ein Ufo, dachte sie E-Book

Xiaolu Guo

4,0
7,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Eine herrliche Satire auf blinden Fortschrittsglauben in China und anderswo

Spätestens seit dem »Kleinen Wörterbuch für Liebende« hat die in London lebende Chinesin Xiaolu Guo die deutschen Leser mit ihrem hintergründigen Witz und literarischen Scharfsinn für sich begeistert. In ihrem neuen Buch lässt sie ein UFO mit der chinesischen Obrigkeit kollidieren. Der ko(s)mische Zusammenstoß bringt bürokratischen Irrsinn und ideologisch verbrämte Dummheit zum Vorschein, die nicht nur in China ihr Unwesen treiben.

Einer jungen Bäuerin aus der hintersten Ecke Chinas widerfährt eines Morgens im Jahre 2012 etwas Unglaubliches: sie entdeckt in einem Reisfeld ein UFO und einen verletzten Fremden. Nachdem sie sich von ihrem Schrecken erholt hat, leistet sie ungeachtet aller Gesetze und Regeln Erste Hilfe und nimmt den Alien mit nach Hause.

Am nächsten Tag ist er verschwunden. Dafür tauchen Vertreter der Staatsmacht aus Beijing auf, und eine Kontrollmaschinerie kommt in Gang, die das Dorf überrollt. Alles und jeder wird überprüft. Schließlich, auf dem Höhepunkt der Hysterie, trifft ein Scheck über 2000 Dollar ein, geschickt vom geretteten Alien aus Amerika. Das Geld des Klassenfeinds bringt die Verhältnisse in dem beschaulichen Dorf nun endgültig zum Tanzen ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 161

Bewertungen
4,0 (16 Bewertungen)
3
10
3
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Xiaolu Guo

EinUfo,dachtesie

Roman

Aus dem Englischen von Anne Rademacher

Knaus

Die Originalausgabe erschien 2009 unter dem Titel «UFO in her eyes» bei Chatto & Windus, London.Der Abdruck des Zitats aus Milan Kunderas Essay Irgendwo, dahinter,in der Übersetzung von Brigitte Weidmann erfolgte mit freundlicher Genehmigung des Carl Hanser Verlags, München.

1. Auflage

Copyright © 2009 by Xiaolu Guo

Copyright © 2009 für die deutschsprachige Ausgabe

by Albrecht Knaus Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: semper smile Werbeagentur, München,

unter Verwendung von Motiven von Graham Carter

Gesetzt aus der Adobe Caslon Pro und der Franklin Gothic

ISBN 978-3-641-17591-7www.knaus-verlag.de

Am Anfang gab es noch keine sittliche oder gesellschaftliche Ordnung. Die Menschen kannten ihre Mütter, aber nicht die Väter. Waren sie hungrig, suchten sie nach Nahrung; waren sie satt, warfen sie die Reste weg. Was sie aßen, verspeisten sie mit Haut und Haar, sie tranken das Blut und kleideten sich in Tierhäute und Binsengeflecht. Dann kam Fu Xi. Er schaute nach oben und meditierte über die Bilder am Himmel, dann schaute er hinab auf die Erde und meditierte über das, was dort geschah. Er führte Mann und Frau zusammen, legte die fünf Wandlungsphasen fest und verfasste die Gesetze der Menschheit. Er ersann die acht Trigramme und gewann so die Herrschaft über der Welt.

Ban Gu, Erörterung der Weißen-Tiger-Halle

(班固 白虎通义)

Die totalitäre Gesellschaft, insbesondere in ihren extremen Formen, möchte die Grenze zwischen »öffentlich« und »privat« abschaffen; die Macht, die selbst immer undurchsichtiger wird, verlangt vom Staatsbürger, dass sein Leben so durchsichtig wie möglich sei.

Milan Kundera, Irgendwo, dahinter

INHALT

AKTE I: Der UFO-Fall 09-11-2012

AKTE II: Erhebung über das Dorf Silberberg

AKTE III: Ermittlungen in einem Todesfall

AKTE IV: Der UFO-Fall 09-11-2012: Wiederaufnahme

ANHANG I: UFO-Sichtungen im Jahr 2012 in China

ANHANG II: Liste der Hauptzeugen

AKTE I

Nationale Sicherheitsbehörde und Amt für nachrichtendienstliche Ermittlungen der Provinz Hunan

Der UFO-Fall 09-11-2012

Aufgenommen:

September 2012

Abgeschlossen:

Noch nicht abgeschlossen

Ausführende Agenten:

Agent Beijing 1919

Agent Hunan 1989

BJ 1919: Gut. Fangen wir an. Bitte nehmen Sie Platz. Würden Sie uns zunächst Ihren Namen und politischen Stand bestätigen?

Läuft das Gerät schon? Schön. Sie dürfen gern alles aufzeichnen, was ich sage. Ich habe nichts zu verbergen, für unsere Kommunistische Partei steht mein Herz immer offen.

Wie Ihre Behörde weiß, lautet mein Name Chang Lee. Ich bin Ortsvorsteherin des Dorfes Silberberg und kann guten Gewissens behaupten, dass ich in den zwanzig Jahren, die ich diese Position jetzt innehabe …

BJ 1919: Vielen Dank, Chang Lee. Bitte beantworten Sie nur meine Fragen. Wenn wir etwas wissen wollen, fragen wir. Und bitte drücken Sie sich klar und deutlich aus. Ich bin aus Beijing hergeschickt worden, um herauszufinden, was zum Teufel hier vorgefallen ist, und ich habe nicht vor, einen Tag länger in diesem fliegenverseuchten Dreckloch zu bleiben als unbedingt nötig.

HN 1989: Schon gut, schon gut. Denken Sie sich nichts, Ortsvorsteherin Chang. Er ist sauer, weil er drei Tage und Nächte in einem unbequemen Armeelaster verbringen musste, um von Beijing hierherzukommen. Außerdem versteht er unseren Dialekt nicht besonders gut. Ich selbst komme von der Polizeibehörde Hunan in unserer Provinzhauptstadt Changsha. Fangen wir mit dem Einfachen an. Im Parteibüro von Changsha ist gerade ein Bericht von Ihnen eingegangen. Es war der erste seit langer Zeit aus Ihrem Dorf. Erzählen Sie uns doch ein wenig über Silberberg.

Aber gern, natürlich. Pflichterfüllung hat für mich oberste Priorität.

Wie ich vorhin schon sagen wollte, ist unser Dorf in China nicht ganz unbekannt. Unser großer Führer, der Vorsitzende Mao, wurde nur fünfzehn Kilometer von hier entfernt geboren. Die Sicherheitsbehörde weiß das bestimmt genauso gut wie wir hier.

BJ 1919: Geben Sie mir einen Straßenplan des Dorfs.

Bitte verzeihen Sie, wir haben leider keinen offiziellen Straßenplan, aber ich kann Ihnen das Dorf auf diesem Notizblock skizzieren, wenn Sie sich mit meiner schlichten Zeichnung zufriedengeben wollen.

Wie Sie bereits gesehen haben, Genossen, ist Silberberg ein einfaches Dorf mit Tee- und Reisfeldern, deren Erträge unsere Haupteinkommensquelle bilden. Es gibt auch noch ein paar nichtkommunale, private Fischfarmen, außerdem verschaffen sich einige unserer Bauern ein Nebeneinkommen durch die Herstellung von scharfer Chilipaste. Das Dorfzentrum ist recht klein und beschränkt sich auf eine schmale Straße, doch man findet alles, was man zum Leben braucht. Die Leute kaufen und verkaufen dort ihr Gemüse; sie können Öl, Kohlen oder Glühbirnen erwerben, ihr Wasserkontingent abholen und Briefe aufgeben (vorausgesetzt, sie gehören zu den Dorfbewohnern, die lesen oder schreiben können). Wir haben eine Grundschule, in der regelmäßig Unterricht für unsere Kinder stattfindet.

BJ 1919: Einwohnerzahl?

Einwohner? Vierhundert Bauern. Einhundert Arbeiter. Unsere Bürgerinnen und Bürger haben sich an die Ein-Kind-Politik gehalten, deshalb ist unser Dorf nicht mehr gewachsen. Jetzt fehlt es uns an jungen Menschen.

Der Name Silberberg geht auf die Song Dynastie, nein, Entschuldigung, auf die Yuan Dynastie vor 700 Jahren zurück. Oder war es die Tang Dynastie vor 1200 Jahren? Egal, in der Kaiserlichen Chronik findet die Region ihre erste offizielle Erwähnung in einem Bericht über die sogenannte Pferdehufbande, die damals die Gegend kontrollierte und alle Bauern in die Flucht trieb. Laut dieser Quelle war unser Gebiet früher Ödland; kein Baum, keine Sträucher, überall nur grauer Sand und kahle Hügel. Im strahlenden Licht der Sonne oder dem fahlen des Mondes leuchteten die Hügel silberweiß. Daher der Name Silberberg. Leider hat das «Silber» unserem Dorf bis jetzt noch keinen Reichtum gebracht.

BJ 1919: Okay, wir sind nicht hier, um uns eine Geschichtsvorlesung anzuhören. Wie sieht es heute aus?

Genossen, meiner Meinung nach kann man nicht über die Gegenwart reden, ohne die Vergangenheit zu kennen, aber gut, ich will es versuchen … Wie ich bereits erwähnt habe, wurde der berühmteste Chinese der jüngeren Geschichte – der Vorsitzende Mao – nur fünfzehn Kilometer von hier entfernt geboren. Er hat viel Gutes für unsere Region bewirkt und uns in den sechziger Jahren die besondere Unterstützung der Kommunistischen Partei eingebracht. Unser Dorf bekam acht Traktoren und zehn Dungstreuer zugeteilt. Doch jetzt sind diese Maschinen veraltet. Jahrzehntelang haben sie ihren Dienst getan, Tausende Male sind sie auf den Feldern hin und her gefahren wie ein Kamm über denselben Kopf, aber jetzt fallen dem Kamm allmählich die Zähne aus und dem Kopf die Haare.

BJ 1919: Wollen Sie damit sagen, dass Sie nicht genügend Unterstützung von der Regierung bekommen haben?

Nein, nein, natürlich nicht. Ich sage nur, dass man unser Dorf in letzter Zeit vergessen zu haben scheint. Als das Ansehen des großen Mao sank, war es auch mit der staatlichen Unterstützung vorbei. Wir stecken hier immer noch in den sechziger Jahren, nur dass allmählich alles kaputtgeht. Früher einmal waren wir revolutionär und fortschrittlich, heute sind wir langsam und rückständig. Die Traktoren sind verrostet, der Boden ist sauer geworden, und die Bauern beginnen zu jammern. Versuchen Sie bitte, sich in meine Lage als Ortsvorsteherin einer solchen Gemeinde hineinzuversetzen!

Was soll ich Ihnen von den Dorfbewohnern erzählen? Wir leben im Hügelland des chinesischen Südwestens, deshalb gehören wir wahrscheinlich zu den ärmsten der über sechshundert Millionen Bauern Chinas. In unserem Land heißt es immer, der Mensch müsse lernen «Bitternis zu essen». Viel mehr bekommen wir in diesem Dorf auch nicht auf den Tisch. Tränen haben wir vor sechsunddreißig Jahren zum letzten Mal vergossen, als der Vorsitzende Mao starb. An dem Tag hat jeder einzelne Dorfbewohner zwischen fünf und fünfundneunzig Jahren geweint. Doch wozu sollten wir jetzt noch weinen? Was hilft es? Während des Großen Sprungs nach vorn sind dreihundert Dorfbewohner verhungert. Ihre Leichen schwammen draußen auf dem See, und die Tränen sind uns im Hals steckengeblieben. Wir haben Gras und Wurzeln gegessen, um zu überleben, doch heute können sich die Kinder sogar diese widerliche Coca-Cola leisten.

Ja, so ist das Leben in Silberberg: Wir nehmen jeden Tag, wie er kommt, stehen in der Morgendämmerung auf und arbeiten auf den braunen Feldern, bis wir im Mondlicht zurück nach Hause gehen. Das Einzige, was uns überrascht, wenn wir morgens aufwachen, ist, dass wir immer noch leben.

BJ 1919: Okay, ich hab jetzt Hunger. Draußen habe ich einen Nudelstand gesehen. Halten wir das Band an.

HN 1989: Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten, Sekretär Zhao. Mein Kollege brauchte eine Pause. Gibt es etwas, das wir Ihrer Meinung nach über Silberberg wissen müssten, bevor wir die Ermittlungen aufnehmen?

Zunächst einmal möchte ich sagen, dass wir uns sehr geehrt fühlen, Sie hier zu haben. Ich freue mich, dass Sie sich persönlich von den hervorragenden Führungsqualitäten unserer Ortsvorsteherin Chang überzeugen können. Ich arbeite jetzt schon fünfzehn Jahre lang als ihr Sekretär, deshalb weiß ich alles über dieses Dorf. Ortsvorsteherin Chang ist eine beeindruckende, hoch gebildete Frau und führt uns mit sicherer Hand, wobei sie stets peinlich darauf achtet, ihre persönlichen Interessen und bürgerlichen Pflichten auseinanderzuhalten.

Zu Ihrer Information möchte ich noch drei Punkte über Silberberg hinzufügen. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass alles, was ich sage, der Wahrheit entspricht.

Erstens: In den sechziger Jahren hatten wir hier einen Fall von Kannibalismus. Ich sehe, Genossen, Sie sind schockiert, allerdings sind Sie noch jung, vielleicht sollte ich es Ihnen genauer erklären. Ende der fünfziger Jahre rief die Regierung die gesamte Bevölkerung Chinas dazu auf, sich stärker auf die Industrie zu konzentrieren – man nannte es den Großen Sprung nach vorn.«Mehr, Besser, Schneller, Billiger», so lautete einer der Slogans dieser Kampagne. Doch dann kam erst eine Flutkatastrophe und kurz darauf eine Dürreperiode. Überall im Land klagte man über Missernten, und in dieser Region wurden wir noch dazu von einer Heuschreckenplage heimgesucht. Es kam zu einer großen Hungersnot, die viele Todesopfer forderte. Wir hatten nichts mehr, die Menschen mussten Gras essen. Hier in unserer Gegend sind zwei Drittel der Bevölkerung verhungert. Falls Sie im Dorfarchiv die Akten aus dieser Zeit einsehen, werden Sie auch die über Jin Yichuan finden, der das Bein seines verstorbenen Bruders kochte und aß, um nicht ebenfalls zu verhungern. Ja, so war es. Schauen Sie mich nicht so an, Genossen, in solchen Zeiten geschehen die unglaublichsten Dinge.

Unser Dorf ist immer noch fast so arm wie damals, aber wenigstens müssen wir einander nicht mehr essen.

Zweitens: Im Jahr 1961 wurde unser Fleischer zum «Held der Schädlingsbekämpfung» ernannt, weil er unsere Felder von allen Spatzen befreit hatte.

Drittens: Ich muss Ihnen von unseren Banyanbäumen erzählen. Wir nennen sie hier Hundert-Arme-Bäume, und sie sind der ganze Stolz unseres Dorfes. Achten Sie doch draußen einmal auf ihre starken Äste, die bis auf den Boden reichen, darin versinken und in einiger Entfernung wieder aus der Erde wachsen. Diese Bäume haben Kriege, Revolutionen und Dürreperioden überlebt. Einer von ihnen steht auf dem Markt neben dem Nudelstand vom Chow-Mein-König, zwei weitere finden Sie bei Wongs Reisfeldern. Der Baum am Nudelstand ist circa 250 Jahre alt. Selbst aus der Ferne können Sie seine kriechenden Äste erkennen. Er sieht aus wie ein Riese mit Hunderten von Armen, daher der Name. Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie mit diesen drei Bäumen aufhalte, doch sie sind das Kostbarste, was wir in unserem armen Silberberg haben.

BJ 1919: Warum? Wachsen besondere Früchte an ihnen?

Nein, diese Bäume tragen keine Früchte. Doch sie sind sehr alt, und ist nicht auch die Vergangenheit eine Frucht, die wir kosten sollten? Unsere Urgroßväter sind unter diesen Bäumen aufgewachsen, und ich selbst habe als Kind in ihrem grünen Schatten gespielt. Wie Ortsvorsteherin Chang immer sagt: «Wir können nicht über die Gegenwart reden, ohne die Vergangenheit zu kennen.»

BJ 1919: Himmelarsch, Sie haben hier schon eigenartige Wertvorstellungen. Kein Wunder, dass dieses Kaff so rückständig ist. Außerdem vermehrt ihr euch wie die Karnickel. Was immer Ortsvorsteherin Chang sagen mag, ich habe nicht den Eindruck, dass man sich in dieser Gegend besonders gut an die Ein-Kind-Politik hält. Vielleicht sollte ich ein paar Inspektoren vorbeischicken …

Dazu kann ich nichts sagen, Genosse. Mir persönlich würde schon ein Kind vollauf reichen. Meine Frau und ich haben alles Menschenmögliche unternommen, um ein Kind zu bekommen: Wir haben Tausende von Lotussamen gegessen, flaschenweise Schlangenschnaps getrunken, zu Guan Shi Yin gebetet und der Göttin Ma Zu, doch wir haben bis heute kein Glück gehabt. Was keine Früchte hervorbringt, ist wertlos. Das ist doch Ihre Ansicht, oder? Nun, wenigstens hatten meine Frau und ich in diesen schweren Zeiten einander. Ich gebe ihr keine Schuld …

BJ 1919: Okay, okay, ich bin nicht hier, um mir Ihre rührselige Geschichte anzuhören. Machen wir Schluss für heute.

BJ 1919: Himmelarsch, glaubst du wirklich, wir sind hier richtig? Wenn ich nicht den Ausweis der Frau in der Hand hielte, würde ich sagen, das ist ein Kerl!

HN 1989: Ich bin mir sicher. Dies muss das Haus sein, das sie meinen. Es ist das einzige, das so weit außerhalb des Dorfes liegt.

BJ 1919: Das stimmt allerdings, verdammt weit. Ich hab schon gedacht, der Wagen löst sich auf dieser Schotterpiste in seine Einzelteile auf.

Setzen Sie sich, Kwok Yun. Wenn Sie ständig unruhig mit den Füßen scharren, können Sie meine Fragen nicht ordentlich beantworten. Bitte konzentrieren Sie sich. Fangen wir an: Kommt Ihnen die folgende Aussage von Ortsvorsteherin Chang bekannt vor?

Bitte, könnten Sie mir einen Gefallen tun und etwas langsamer sprechen? Ich verstehe Ihre Beijinger Sprache so schlecht.

HN 1989: Gib her, ich lese es ihr im Dialekt vor.

Am Dienstag, den 11. September 2012, um die Mittagszeit, sah Kwok Yun, eine Bäuerin aus Silberberg, am Himmel über Wongs Reisfeldern eine fliegende Metallscheibe, von der wir nur annehmen können, dass es sich um ein UFO …

Also, kommt Ihnen das bekannt vor?

Ja. Aber ich versteh nicht, warum Sie sich nicht einfach an Ortsvorsteherin Chang wenden. Der hab ich doch schon alles erzählt.

BJ 1919: Seien Sie still. Vergessen Sie nicht, Sie reden hier mit der Polizei. Uns interessiert im Moment nicht, was Ortsvorsteherin Chang gesagt hat, wir brauchen einen Bericht aus erster Hand. Fangen wir mit Ihrem Familienhintergrund an. Sie leben bei Ihrem Großvater?

Ja. Ich heiße Yun und wohne bei meinem Großvater, dem Alten Kwok. Er betreibt einen Werkzeugstand auf dem Markt, den «Fünf-Eisen-Stand». Dort kann man alle möglichen Hämmer, Nägel und sonstige Werkzeuge kaufen, die im Dorf so gebraucht werden. Ich helfe ihm am Stand und im Haushalt.