Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Jack steckt in einer schwierigen Phase: Sein Vater trinkt, seine Mutter nimmt sich eine Auszeit und seine Freundin Sarah nervt ihn mit oberflächlichem Geplapper über Mode. Der allseits beliebte Jack vermisst eine harmonische, tiefer gehende Beziehung zu einem anderen Menschen, welche ihm weder seine Eltern, Sarah oder seine Freunde bieten können. Als ihm seine Deutschlehrerin Nachhilfe bei seinem Mitschüler Alexander verordnet, ändert sich für Jack einiges: Der Schüler entwickelt unerwartet Gefühle für seinen "Nachhilfelehrer". Da ihm dieser nach einigem Zögern ebenfalls seine Liebe gesteht, brechen alle Dämme. Im Rausch der Emotionen träumen die beiden jungen Männern von einer gemeinsamen Zukunft.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 158
Veröffentlichungsjahr: 2017
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Das erste mal aufgefallen ist er mir Anfang dieses Schuljahres. Er saß mir genau gegenüber am anderem Ende des Klassenraumes. Ich hatte unendlich viele der langen Schulstunden damit zugebracht ihn zu beobachten, natürlich ganz unauffällig.
Ich mochte alles an ihm: Seinen eigenen Style, sein Lächeln, seine Art...einfach alles. Er schien perfekt. Ich wollte nur eins: Mit ihm zusammen sein. Das war alles was zählte.
Wo das Problem lag? Nun... Ich bin ein Junge. Woher sollte ich wissen ob er auch auf Jungs stand? Ich wusste bis vor kurzem ja selber nicht, dass ich auf Jungs stand, doch ich konnte meine Gefühle nicht länger unterdrücken, so sehr ich mich auch davor fürchtete und wie peinlich mir das ganze war.
Klar hatte ich schon Freundinen gehabt und alles. Ich hatte auch schon mit ihnen geschlafen. Ich war also nicht unerfahren und galt als Weiberheld an unserer Schule. Niemand ahnte das ich in letzer Zeit andere Gefühle hegte. Noch nichteinmal meine jetzige Freundin. Sie war zwar super süß und nett, doch sie war nicht Alex!
Auch ging mir ihr ewiges Gequatsche über Klamotten und die neusten Trends und was weiß ich auf den Senkel. Was interessierte mich das? Der Haken war das sie nunmal das beliebteste Mädchen der ganzen Schule war und ich der beliebteste Junge, auch wenn das jetzt eingebildet klingt. Es ging mir tierisch auf den Sack. Man erwartet einfach das das beliebteste Mädchen und der beliebteste Junge zusammen sind. So war das nunmal.
Es klingelte, die Stunde war zu Ende. Langsam packte ich meinen Kram zusammen wärend ich „ihn“ aus den Augenwinkeln beobachtete. Er spaßte mit seinem Kumpel. Auch wenn ich wusste das da nichts laufen konnte, durchfuhr mich eine Welle der Eifersucht. Wie gern wäre ich doch an seiner Stelle und könnte mit Alex scherzen...
„Hey Kumpel“, sagte mein Freund Kai und schlug mir auf die Schulter, „Alles ok? Du starrst so in die Ferne... Du hast doch nicht etwa schon wieder ein neues Weib im Auge? Das geht ja wohl gar nicht...“, versuchte er sich zu empören, doch in seinen Augen blitze der Schalk. Er war ein lustiger Typ und ich mochte ihn, denn nicht umsonst war er mein bester Kumpel.
„Ne keine Sorge, hab nur nachgedacht.“
„Na dann.“
Kai war nicht der Typ der Fragen stellte, das mochte ich an ihm.
„Aber wenn es doch ein neues Weib ist sagst dus mir doch?“
„Ja ja“, meinte ich da nur und verdrehte die Augen, wärend Kai es mit einem Grinsen zu Kenntnis nahm. „Würdet ihr jetzt bitte in die Pause gehen? Ich möchte abschließen.“, mischte sich unsere Lehrerin ein und so machten wir und schnell aus dem Staub.
Draußen erwartete mich schon meine Freundin Sarah, die mir auch sofort ein Kuss auf den Mund drückte.
„Hey Schatz, schau mal was ich für ein neues süßes Oberteil habe. Gefällts dir?“
Ich warf einen blick drauf und murmelte: „Ja wunderschön.“
Es reichte noch nicht mal über den Bauchnabel und war knalle eng. Wie konnte sie sich darin nur bewegen? Ich mein, klar hatte sie eine super Figur und soll sie auch nicht verstecken, aber das Teil fand ich ein bisschen übertrieben.
Sie nahm mein Desinteresse nicht ernst und schleifte mich in die Cafetaria, wo ich ihr ein Schokocroissant holen sollte.
„Keine Diät mehr?“, fragte ich sie erstaunt.
„Doch klar, aber ab und zu ist sowas erlaubt.“
„Na dann...“.
Ich stellte mich an, wobei ich fast von den ganzen Unterstufenschülern erquetscht wurde, weil sie sich alle vordrängelten. Was solls...
Plötzlich entdeckte ich „ihn“ im Getümmel, mein Herz begann heftig zu pochen und ich bekam Schweißausbrüche.
Er stand nur etwa zwei Meter von mir entfernt und redete mit einem Typ. Ich konnte die Augen nicht von ihm abwenden.
„Was darf´s sein?“, unterbrach mit die Stimme der mürrischen Cafetariafrau.
„Ein Schokocroissant, bitte“.
Ich gab ihr das Geld und bahnte mir dann mit dem Schokocroisannt einen Weg aus der Menge. Als ich mich dann nach „ihm“ umdrehte, konnte ich ihn nicht mehr entdecken.
„Schatzi, was ist los? Warum schaust du so enttäuscht drein?“
O Gott das hat mir grade noch gefehlt. Nicht das sie etwas merkte...
„Es ist nichts.“, log ich und hoffe sie würde nicht weiter drauf eingehn.
Sie sagte tatsächlich nix, sondern biss in ihr Essen.
In den darauf folgenen Stunden tat ich wiedermal nichts anderes als „ihn“ zu beobachten. Es störte mich nicht, das ich dadruch nicht viel vom Unterricht mitbekam, es gab ja wichtigeres und außerdem kam ich sowieso gut mit. Ich war zwar kein Steber, aber lag trotzdem im oberen Mittelfeld. Ich mein, klar hätte ich besser sein können, doch wozu aufpassen? Es ging auch so.
„Jack, könntest du uns bitte deine Interpretation dieses Gedichtes mitteilen?“, drang plötzlich die Stimme unserer Deutschleherin in mein Hirn. Welches Gedicht? Na super...
„Äh also.. nun... ich denke es sagt uns viel über äh... ich ...also..“.
Plötzlich meldete Alex sich. Unsere Deutschleherin zog die Augenbraue hoch und machte ein dickes Minus in ihr Heftchen und nahm Alex dran.
„Ja Alex.“
„Also ich interpretiere das Gedicht so, dass sich zwei lieben, aber nicht zueinander können weil ein Hindernis oder eine Person zwischen ihnen steht und ihr Zusammensein verhindert und...“
Mein Herz klopfte so laut, das ich schon Panik schob, dass Kai es hören konnte.
Wärend Alex redete, lächelte er mir zu und ich schwebte im 7 Himmel. Alex hatte mich gerettet. Alex hatte es meinetwegen mit der Schreckschraube aufgenommen...
Die Tatsache, das Alex sich immer meldete, verdrängte ich erfolgreich. Wie gebannt lauschte ich Alexs Interpretierung. Er könnte glatt von uns sprechen...
Ich las mir das Gedicht durch, dem ich zuvor keine Beachtung geschenkt hatte:
Zwei (Gustav Falke 1896)
Drüben du, mit deine weiße
Rose übers Wasser zeigend,
Hüben ich, dir meine dunkle
Sehnsüchtig entgegen neigend.
In dem breiten Strom, der uns
Scheidet, zittern unsre blassen
Schatten, die vergebens suchen,
Sich zu finden, sich zu fassen.
Und so stehn wir, unser Stammeln
Stirbt im Wind, im Wellenrauschen,
Und wir können nichts als unsre
Stummen Sehnsuchtswinke tauschen.
Leis, gespenstisch, zwischen unsern
Dunklen Ufern schwimmt ein wilder
Schwarzer Schwan, und seltsam schwanken
Unsre blassen Spiegelbilder.
Irgendwie schien es doch nicht so wirklich auf uns zu zutreffen, aber ich fand es trotzdem schön. In Gedanken stellte ich mir vor, wie es wäre wenn Alex und ich wirklich an zwei Ufern ständen und jeder eine Rose in der Hand....Romantisch.
Ich seufzte.
Erschrocken fuhr ich hoch. Hatte ich eben laut geseufzt? Alle schauten mich an und ich lief knallerot an. Zum Glück klingelte es in diesem Moment und ich griff mir meine Sachen und raste aus dem Klassenzimmer.
O Gott war das peinlich...
Natürlich kam Kai dann auch hinterher und warf mir einen komischen Blick zu.
„Was ging denn mir dir Alter? Seufzt im Deutschunterricht. Also wirklich. Was musst du wieder für dreckige Gedanken gehabt haben...“, meinte er dann auch sofort, wobei er mir schelmisch zuzwinkerte. Jedoch wurde er direkt wieder ernst.
„Was ist eigentlich in letzer Zeit los mit dir? Dauernt bist du abwesend und nimmst nichts mehr um dir herum wahr.“
„Äh also....“. Jetzt hatte er mich. Was sollte ich darauf Antworten?
„Ach keine Ahnung, im Moment geht mir irgendwie alles n bissl auf die Eier.“
Dabei zuckte ich mit den Schultern um ihm klar zu machen, das wirklich nichts war. Er blickte mich zwar misstrausich an, beließ es aber zu meinem Glück dabei.
„Na hoffentlich geht das vorbei.“
Nach der Schule ging ich noch mit zu Sarah, das machte ich in letzer Zeit häufig wegen meinen Eltern.
Ich lag mit Sarah auf ihrem Bett. Wir knutschten heftig, doch wie so oft in letzer Zeit, war ich nicht richtig bei der Sache. Ich stellte mir dir ganze Zeit vor, wie es wäre wenn ich Alex anstatt Sarah küssen würde. Das musste so toll sein...
Plötzlich setze Sarah sich ruckartig auf. „Liebling? Du bist irgendwie nicht bei der Sache. An was denkst du?“, meinte sie mistrauisch, „Es gibt doch wohl keine andere...?!“
„Nein, natürlich nicht.“, beruhigte ich sie.
Das war noch nicht mal gelogen. Es gab ja wirklich keine „andere“ und nach einem „anderen“ hatte sie ja nicht gefragt, also.
„Was bedrückt dich dann? Mache ich irgendwas falsch? Möchtest du drüber reden?“
„Nein du machst nichts falsch. Es liegt nicht an dir. Mich fuckt irgendwie alles in letzer Zeit ein bisschen ab und so. Du weißt schon, Schule und der ganze Stress Zuhause...“
Meine Eltern stritten sich momentan recht häufig, meist Abends, sodass ich nicht schlafen konnte. Mir wäre es lieber, wenn sie sich trennten, denn ich kam nicht sonderlich gut mit meinem Vater aus.
Sarah küsste mich erneut, doch ich konnte keinen Reiz daran finden. Ehr wiederwillig machte ich mit. Es war nicht mehr so wie früher, wo ich sie überalles geliebt hatte. Heute war es eher Routine, wobei mir ständig ein anderer im Kopf rumschwirrte.
Als ich nach Hause kam, hörte ich schon von weitem, wie meine Eltern sich stritten. Grauenhaft.
Ich verzog mich so leise es ging in mein Zimmer und drehte die Musik auf volle Lautstärke. Natürlich hätte ich damit rechnen müssen, das dies keine fünf Minuten gut gehen würde, denn schon nach einer Mintute stand meine Mutter im Zimmer und brüllte mich an, ich solle die Musik leiser machen. Ich gehorchte ihr. Was hätte ich auch tun sollen? Würden sie meinetwegen leiser streiten? Nein. Also konnte ich mir diese Diskusion auch ersparen.
Ich hörte wie die Tür geknallt wurde und kurz daruf das Schluchzen meiner Mutter. Es war Alltag.
Mein Vater besoff sich jetzt in der Kneipe um die Ecke und würde erst spät Abends wiederkommen. Meine Mutter würde sich gleich ins Schlafzimmer verziehn und sich bei ihrer Freundin ausweinen. Wie immer also. Da ich nichts zu tun hatte, setze ich mich an die Hausaufgaben.
Etwa so gegen 4 klingelte es plötzlich an der Tür. Wer konnte das sein? Bestimmt war es Kai...Er hatte wohl doch etwas gemerkt. Mit leichtem Unbehagen ging ich zur Tür, wobei ich mir mit der Hand durch die Haare fuhr, was sie total abstehn ließ.
Als ich die Tür öffnete blieb mir das Herz stehen und ich keuchte. Das konnte nicht sein. Was wollte „er“ denn hier?!
„Äh, hallo Alex.“
„Hi Jack.“ erwiederte er gelassen.
Alex. An meiner Tür. Höchstpersönlich. OH MEIN GOTT.
Wie sah ich aus? Hatte ich nicht vorhin einen Pickel auf der Nase gehabt? Ich musste zu einem Spiegel...
„Äh ja, also Frau Schön (unsere Deutschlehrerin) meinte ich sollte dir Nachhilfe in Gedichtsinterpretationen geben, deswegen bin ich hier. Hast du Zeit? Oder soll ich ein anderes mal wiederkommen?“, sagte Alex erklärend.„Mh, öhm, ja dann komm mal rein. Ich hab Zeit. Du kannst schon mal in mein ähm Zimmer gehen, ich äh hole uns was zu trinken, wenns recht ist.“, stammelte ich.
„Okay.“ meinte Alex und ging meiner Anweisung nach in das Zimmer oben links. Mein Zimmer.
Panisch raste ich ins Bad um mein Aussehn zu begutachten. Als erstes inspizierte ich meine Nase. Kein Pickel, alles okay. Doch als der Blick auf meine Haare fiel, dachte ich ich müsste in Ohnmacht fallen.
Sie standen komplett vom Kopf ab. Hecktisch durchkramte ich die Regale nach Haargel und schmierte es mir ins dunkelbraune Haar, das mir locker ins Gesicht fiel, wenn es denn mal das tat was ich wollte.
Als ich halbwegs zufrieden war stürmte ich nach oben. Ich blieb vor der Tür stehn und atmete erst einmal aus. Es wirbelten nur drei Wörter in meinem Kopf rum.
Alex ist hier! Alex ist hier! ALEX IST HIER!
Er war hier, in meinem Zimmer. Was sollte ich tun? Ich konnte doch da jetzt nicht reingehn und so tun als wär alles normal. Was wenn er merkte, das ich was für ihn emfand? Daran wollte ich gar nicht erst denken.
Ich atmete noch einmal tief ein und betrat dann den Raum.
Alex saß auf meinem Bett und hatte bereits das Deutschbuch aus seiner Tasche geholt.
„Wo sind denn die Getränke?“, fragte er mich erstaunt. „Ich dachte du wolltest welche holen?“
Scheiße.
„Äh ja, aber wir haben nichts mehr zu trinken. Meine Mutter hat vergesssen einzukaufen und äh...“
Ich gab nur sinnloses Zeug von mir. In jedem normalen Haushalt hab es immer etwas zu trinken. Dämlicher gings wohl nicht.
Doch Alex schien dies nicht aufzufallen, denn er zuckte nur mit den Schultern und forderte mich auf, mich neben ihn zu setzten, damit wir anfangen konnten.
Als ich neben ihm saß (einen halben Meter Abstand) atmete ich seinen Duft ein. Er roch so gut...
Ich musterte sein Profil und beobachtete wie seine Hände anmutig das Buch aufschlugen.
„Dann wollen wir mal. Du musst aber näher kommen, sonst siehst du nichts.“
Ich schluckte und rückte noch näher an ihn ran. Als wir uns berührten durchfuhr mich ein Stromschlag. Es war wie im Traum...
In der nächsten halben Stunde erklärte mir Alex geduldig alles ,wärend ich nur benommen daneben saß und zu allem nickte, was er sagte.
Das einzige was ich wahrnahm war seine Gestalt in meinem Zimmer. Wie er sprach, wie geduldig er mir alles erklärte, wie intensiev er mich anschaute...
Ich war so versunken in seinen Anblick, das ich nicht merkte wie er mich direkt ansprach.
„Was?“
„Ich habe gefragt ob wir es jetzt mal mit einem Gedicht versuchen, das du interpretieren musst?“
„Äh, meinetwegen.“
„Okay hast du denn ein Gedicht? Weil im Deutschbuch haben wir schon alle gemacht.“
Ich starrte ihn an. Hatte Kai etwa rumerzählt das ich Gedichte schrieb? Ich würde ihn umbringen!
„Mh hab ich.“
„Dann hol mal eins.“, meinte Alex.
Ich stand auf und wühlte auf meinem Schreibtisch rum. Nach einer Weile hatte ich tatsächlich eins gefunden, aber das konnte ich ihm unmöglich zeigen. Doch eh ich es wieder verchwinden lassen konnte, sagte Alex: „Zeig mal.“ Mir blieb also nichts anderes übrig als es ihm zu geben.
Er las es aufmerksam durch und meinte: „Hey das ist gut. Das nehmen wir.“
Geh nicht fort von mir.....
Das Rad der Zeitdreht sich
Unaufhörlich- Tag für Tag.
So wie die Erde dreht sich um mich.
Nie die Zeit still zu stehn vermag!
Doch jetzt- hier und heute
Die Zeit steht still- ich warte
Mein Herz klopft- was passiert hier Leute?
Stille....- ich verharre!
Ich verspüre Angst- Angst dich zu verlieren
Du bist mir so wichtig- ich brauche dich!
Es ist mir egal,wenn Tränen mein Face verschmieren
Ich will das du bleibst- tu es für mich!
Du schaust mich an- sehe Schmerz in deinem Gesicht
Ich weis,du wirst gehen- weg von mir
Doch vergessen wirst du niemals mich!
Das weis ich- ich vertraue dir!
Ich will dich nicht verlieren!
Ich will das du bei mir bleibst!
Doch du musst gehen....,das verstehe ich.
Dann geh, un vergess mich nie!
Ich lief rot an. Ihm gefiel mein Gedicht...
„Ist das nicht zu einfach?“
„Ne, das ist okay.“, meinte Alex. „Dann erzähl mir mal, wie du das Gedicht interpretierst?“
Ich schaute ihn mistrauisch an. Er wusste schon das dies mein eigenes war oder...?
Anscheinend nicht. Ich grinste, dann würde das ja einfach werden. Ich konnte ihn damit beeindrucken. „Okay. Also in dem Gedicht geht darum, dass man die Zeit nicht anhalten kann und das sie immer weiter verläuft. Und bei dem lyrische ich, in diesem Gedicht, passiert wohl etwas schlimmes, sodas es Angst hat eine bestimmte Person zu verlieren, die ihr nahe steht. Sie möchte unbedingt das diese Person bleibt, doch sie sieht ein, dass diese Person gehen muss und lässt zu, weil sie ihr vertraut das diese Person sie nie vergisst.“
Obwohl das nur die simple Fassung war, war Alex offenbar erstaunt.
„Das war schon ziehmlich perfekt. Wieso meint Frau Schön eigentlich, das du das nicht kannst?“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung.“
„Sag mal, von wem ist dieses Gedicht eigentlich? Es gefällt mir.“
Mir blieb das Herz stehn. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Ich wusste es nicht. Was wenn er mich auslachte? Ich beschloss das Risiko einzugehn.
„Ähm, also das Gedicht, das...das hab ich geschrieben.“
„Du?“, fragte Alex fassungslos. Seine Mundwinkel zuckten, er würde gleich lachen.
„Es ist wahnsinnig gut. Hast du noch mehr?“, sagte er entgegen meiner Erwartung.
„Mh ja.“
„Kann ich sie sehen?“
Wieder wurde ich rot. Es war als würde ich ihm tiefe Einblicke in meine Seele gewähren. Das ging einfach nicht. Noch nicht.
„Nein, versteh mich jetzt nicht falsch, aber sie sind schon sehr persönlich und wie kennen uns ja nicht so gut und...“
„Ist okay, ich verstehe dich“, unterbrach er mich. „Ich schreibe Songtexte und die zeige ich eigentlich auch keinem außer Freunden.“
Ich staunte nicht schlecht. Er schrieb Songtexte... Das war ja auch eine Art Gedicht. Ich hatte das Gefühl, das diese Art des Schreiben uns noch irgendwie verbinden würde.
Alex musste dann auch wieder gehen und so brachte ich ihn zur Tür.
„Danke nochmal, das du mir mir gelernt hast.“
„Kein Problem, aber deine gute Gedichtsinterpretation ist wohl darauf zurückzuführen, das du das Gedicht selber geschrieben hast.“ Er grinste. „Dann auf wiedersehn Jack. Bis morgen.“
„Ciao, Alex.“
Ich schloss die Tür und lief wieder in mein Zimmer, wo ich mich aufs Bett fallen ließ und die Momente der kurzen Zeit, in der Alex hier war, nocheinmal an mir vorüber ziehen ließ.
„Jack, pack sofort deine Sachen, in einer Stunde geht unser Zug nach Berlin.“, verkündete meine Mutter mir, die mit hochroten Augen in mein Zimmer gerannt kam. „Wir fahren zu meiner Freundin Ruth. Ich halts hier mit diesem Dreckssack nicht mehr aus!“
In meinem Kopf wirbelten die Gedanken. Weg. Nach Berlin. Weg von Alex, weg von Kai, weg von allem was ich kannte.
„Das kannst du du doch nicht machen!“, schrie ich ihr hinter her, denn sie war schon wieder aus meinem Zimmer gestürmt.
Wie konnte sie mir so etwas antun? Nie im Leben würde ich mit ihr gehen! Ich konnte doch nicht alles zurücklassen.
Ich würde einfach hier bleiben, auch wenn ich mit meinem Vater nicht sonderlich gut auskam, wir gingen uns meistens aus dem Weg.
Mit zorniger Miene lief ich ins Schlafzimmer: „Ich werde nicht mit dir gehen!“
„Oh, doch das wirst du.“. murmelte sie nur und blickte noch nicht einmal auf, denn sie war schon dabei ihre Koffer zu packen. „Geh jetzt und pack dein Zeug zusammen.“
„Hast du mich nicht verstanden? Ich bleibe hier! Du kannst nicht mein Leben zerstören indem du mich nach Berlin zu deiner dummen Freundin Ruth verschleppst!“
Das hätte ich besser nicht gesagt, denn jetzt wurde sie wütend.
„So du glaubst also du kannst dich mir wieder setzten? Du bist achtzehnzehn, noch bist du fast ein Kind! Du hast kein eigenes Geld! Von mir aus kannst du in zwei Jahren hierher zurückkehren, aber jetzt kommst du mit mir!“
Ihr Kinn zitterte, das war ein Anzeichen dafür, dass ihre Selstsicherheit schwankte. Das wusste ich, da ihr Kinn immer zitterte, wenn sie mit meinem Vater sprach.
„Mein Vater hat aber auch noch ein Wörtchen mitzureden und deshalb bleibe ich hier!“
Ich machte auf dem Absatz kehrt, ging in mein Zimmer und schlug die Zimmertür zu. Sie konnte mich mal! Grade jetzt schien ich Alex näher zu kommen...
Nach einer halben Stunde kam meine Mutter erneut ins Zimmer. Sie war tränenüberströmt.
„Bitte Jack, kannst du es dir nicht nocheinmal überlegen? Ich habe so viel für dich getan. Wie soll ich es ohne dich aushalten? Bitte komm mit.“
Sie versuchte mich zu umarmen und flehte mich regelrecht an.
Sollte ich mitgehn? Ich mein, sie hielt wirklich immer zu mir, wenn mein Vater wiedermal versuchte mich runterzumachen. Aber konnte ich deswegen alles aufgeben, nur weil sie es nicht schaffte einen Schlusstrich zu ziehen und meinen Vater aus der Wohnung zu werfen? Es ging einfach nicht.
„Ich versteh dich ja, aber kannst du ihn nicht einfach rauswerfen anstatt das wir vor ihm die Flucht ergreifen? Ist es das wirklich wert? Immerhin bist du diejenige die arbeitete und nicht er.“