Einfach richtig Geld verdienen mit Technischer Analyse - Christoph Geyer - E-Book

Einfach richtig Geld verdienen mit Technischer Analyse E-Book

Christoph Geyer

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Beschreibung

Die Neuauflage von Christoph Geyers Buch zur Technischen Analyse wendet sich an Anleger, die an der Börse nachhaltig erfolgreich sein wollen. Auf dieses Werk des langjährigen Börsenprofis sollte der technisch orientierte Anleger nicht verzichten.

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Christoph Geyer

Einfach richtig Geld verdienen mit Technischer Analyse

 

 

2. aktualisierte Auflage

 

 

 

 

 

 

2. Auflage 2022

Alle Bücher von WILEY-VCH werden sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren, Herausgeber und Verlag in keinem Fall, einschließlich des vorliegenden Werkes, für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie für eventuelle Druckfehler irgendeine Haftung

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

© 2022 Wiley-VCH GmbH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Germany

Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen oder sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige gesetzlich geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche markiert sind.

Umschlaggestaltung: Susan Bauer, Heddesheim

Coverfoto: peterzayda – stock.adobe.com

Print ISBN: 978-3-527-51111-2E-Book ISBN: 978-3-527-83848-6

Für meine Eltern, für Renate und Kassandra

Geleitwort

Ich erinnere mich noch genau an meine ersten Tage an der Börse und daran, dass sie sehr steinig waren. Es war Anfang der 1990er-Jahre, Computer waren gerade ans sehr langsame Internet angeschlossen, die ältere Generation wird sich noch an die lustigen Töne bei der Einwahl erinnern. Geprägt waren meine ersten Schritte an der Börse zunächst vom Versuch, die Nachrichten zu interpretieren und die Bewegungen vorherzuahnen. Ein eher übersichtlich erfolgreicher, aber sehr emotionaler Ansatz, der mich damals nicht nur einmal den Schlaf gekostet hat.

Später lernte ich, die Charts zu lesen und erhielt damit eines der größten Geschenke, die man sich als aktiver Händler vorstellen kann: das Werkzeug, immer und immer wieder zu qualitativ und quantitativ verwertbaren Einschätzungen zu kommen, die nicht nur mein Trading-Ergebnis deutlich verbesserten und stabilisierten, sondern auch meine emotionale Befangenheit lösten; endlich ohne Stress, ohne Panik und Sorge handeln, aber nachvollziehbar und mit auswertbarem System. Für mich waren es die Elliott-Wellen, gepaart mit Fibonacci und so einigen anderen Hilfsmitteln, doch Ansätze gibt es derer viele, für jeden ist etwas dabei.

Genau hier hat sich Christoph Geyer verdient gemacht, nicht nur in seiner beruflichen Laufbahn für institutionelle Händler, sondern gerade auch in seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für den Verein der Technischen Analysten Deutschlands, dem VTAD, wo er auch private Trader mit seinem Schaffen motiviert, ausgebildet und sogar zum erfolgreichen Bestehen der CFTe-Prüfung gebracht hat.

Mit diesem Buch bringt er nun sein Wissen auch zu Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, nach Hause und bringt damit vielleicht den alles entscheidenden Stein ins Rollen, der zu einer erfolgreichen und erfüllenden Trader-Karriere führt, egal ob tatsächlich beruflich oder nur für sich selber ganz privat. Es ist verständlich geschrieben und begeistert jeden der mit dem Lesen beginnt.

Nun wünsche ich beim Lesen viel Spaß und die entscheidenden Erkenntnisse und in der Umsetzung den gewünschten Erfolg!

Rüdiger Born

Institutioneller Händler

BORN Traders

Vorwort zur 2. Auflage

Als ich im Jahr 2015 angesprochen wurde, ob ich nicht einmal ein Buch über die Technische Analyse schreiben wolle, antwortete ich zunächst, dass zu diesem Thema schon sehr viele Bücher existieren und ich nicht noch ein weiteres dazu beitragen muss. Der Hinweis auf meine Leidenschaft und meine Art, komplexe Dinge einfach erklären zu können, überzeugte mich dann, dieses Buch doch zu schreiben. Ich hätte niemals gedacht, dass es ein solcher Erfolg werden würde. Die Feedbacks, die mich im Laufe der Jahre immer wieder erreicht haben, ermutigten mich dann, einen YouTube-Kanal zu eröffnen. Mit zunehmender Abonnenten-Zahl stieg dann die Nachfrage nach meinem Buch derart an, dass es plötzlich ausverkauft war. Damit hatte ich in dieser Zeit noch nicht gerechnet. Ich freue mich nun, dass Sie die zweite Auflage in Händen halten, in der ich unter anderem einen weiteren Indikator beschreibe, den ich sehr gerne verwende. Außerdem habe ich mich entschlossen ein Handelssystem zu veröffentlichen, das ich auf Basis der in diesem Buch beschriebenen Technischen Analyse-Werkzeuge selbst erfolgreich handele. Möge Ihnen diese zweite Auflage dabei helfen noch erfolgreicher an den Märkten zu werden.

Viel Erfolg!

Ihr

Christoph Geyer

Vorwort: »Börse ist kein Spiel, also halten Sie sich an die Spielregeln!«

»Sind Sie eigentlich Psychologe?« Diese Frage wird mir häufiger gestellt, wenn ich auf Kunden- oder Lehrveranstaltungen über die Technische Analyse spreche. Meine Antwort ist natürlich immer: »Ja, ich bin Marktpsychologe.« Eine psychologische Ausbildung im eigentlichen Sinne kann man das natürlich nicht nennen, aber die Technische Analyse ist streng genommen eine Analyse der Emotionen der Marktteilnehmer. Diese Emotionen sind je nach Marktlage mehr oder weniger ausgeprägt. Entsprechend muss die Analyse auch an die jeweiligen Marktbedingungen angepasst werden. Da an den Märkten Menschen handeln, sind bei der Kursfindung immer alle gängigen Emotionen im Spiel. Alles was den Menschen ausmacht, findet sich somit auch an der Börse wieder. Angst, Gier, Neid und nicht zuletzt Hoffnung prägen das tägliche Auf und Ab der Märkte. Wer nun einwirft, dass die elektronischen Börsen doch keine Menschen aus Fleisch und Blut mehr kennen, dem sei gesagt, dass auch die Handelscomputer und nicht zuletzt die Handelssysteme von Menschen programmiert werden. Selbst die Algorithmen, die zu Kauf- und Verkaufsentscheidungen führen, haben sich Menschen ausgedacht. Auch vollautomatische, emotionslose Handelssysteme werden von Händlern oder Tradern entwickelt und programmiert. Oft genug, und das ist ein Erfahrungswert, werden solche Programme in besonders hektischen Marktphasen abgeschaltet, mit der Begründung, dass das System in einer solch turbulenten Situation nicht funktionieren kann. Bleiben die oft beschworenen neuronalen Netze. Diese selbstlernenden Programme, die aus ihren Fehlern lernen und selbstständig immer besser auf Marktgegebenheiten reagieren sollen, sind nach Aussagen von entsprechenden Experten noch Jahrzehnte davon entfernt, wirklich nachhaltige Erfolge zu generieren.

Am Ende ist es also doch der Mensch, der das Marktgeschehen in der Hand hat. Da ein einzelner Investor die Notierungen nicht beeinflussen kann, zumindest nicht in marktbreiten, also mit hohem Umsatz gehandelten Instrumenten, muss immer die Gesamtheit der Marktteilnehmer betrachtet werden. Die Technische Analyse ist die einzige Analyseform, die in der Lage ist, diese Gesamtheit zu erfassen.

Wie kommt man dazu, Technischer Analyst zu werden? Stellen Sie sich vor, Sie hätten gerade einen spannenden Science-Fiction-Roman begonnen, und dann kommt Ihr bester Freund und drückt Ihnen ein Fachbuch in die Hand mit den Worten: »Musst du unbedingt lesen, liest sich wie ein Roman.« Wenn der beste Freund Ihnen solch ein Buch in die Hände drückt, ist Widerspruch üblicherweise zwecklos. So erging es zumindest mir. Um zwei Uhr nachts musste ich dann der Müdigkeit Tribut zollen und das Buch aus der Hand legen, aber meine Leidenschaft für die Technische Analyse war geboren. Ich würde mich freuen, wenn ich das Feuer, das seit diesem Moment in mir brennt, an Sie weitergeben könnte. Zumindest ist es mein Anspruch, einen Funken bei Ihnen zu entfachen. Dabei soll dieses Buch nicht nur ein Lehrbuch für Einsteiger darstellen, sondern zusätzlich zu den gängigen Methoden auch die persönlichen Erfahrungen aufzeigen, die ich in den letzten Jahrzehnten gesammelt habe.

Am Ende dieses Vorwortes sei noch gesagt, dass immer wieder der Ruf nach einer empirischen Studie laut wird, die untersucht, wie gut denn die Technische Analyse im Vergleich zur Fundamentalanalyse abschneidet. Eine solche Studie hat meines Erachtens den Nachteil, dass das Erkennen von Formationen oder vermeintlichen Signalen immer von den Fähigkeiten des jeweiligen Analysten abhängt. Daher wird eine solche Studie immer subjektiv sein. Anders ist die Situation bei Handelssystemen. Diese reagieren meist auf Basis der Technischen Analyse mit festgelegten Ein- und Ausstiegsregeln. Hierfür wird auch ein Track-Record, also eine rückblickende Auflistung aller möglichen Trades mit deren Ergebnissen erstellt. Am 8. September 2015 erschien in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Artikel, in dem eine Studie von drei israelischen Finanzprofessoren zitiert wird. Diese hatten Empfehlungen von Analysten im Zeitraum von November 2011 bis Dezember 2014 untersucht. Die der Studie zugrunde liegenden Daten stammten aus einer Sendung von CNBC und Yahoo, in der Technische Analysten gegen Fundamentalanalysten antraten. Die Forscher stellten fest, dass die Technischen Analysten deutlich besser abschnitten als die Fundamentalanalysten. Auch wenn sich eine solche Studie für ein Vorwort zu einem Buch über die Technische Analyse natürlich hervorragend eignet, sollte bedacht werden, dass in einer solchen Sendung nur eine Auswahl von Analysten (hier je ein Analyst der beiden Lager) zu Wort kommt. Über die Qualität dieser Auswahl lässt sich entsprechend streiten. Sehen wir es als Zeichen, dass die Technische Analyse ein Werkzeug ist, welches eine sinnvolle Ergänzung zur Fundamentalanalyse darstellt und immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Einleitung

»Ich will mit dem Intraday-Traden beginnen, die Technische Analyse kann ich dann später mal lernen!«

MATTHIAS R., stellvertretend für viele Börsen-Anfänger

Die Technische Analyse ist eine Analysemethode, die längst in die Analyseabteilungen von Banken, Brokerfirmen und Investmentgesellschaften Einzug gehalten hat. Vollumfänglich anerkannt ist diese Analyse allerdings noch immer nicht. Dabei stellt sie eine unverzichtbare Ergänzung zur Fundamentalanalyse dar. An dem Punkt, an dem die Fundamentalanalyse nicht mehr greift, kommt die Technische Analyse ins Spiel. Die Berücksichtigung von Timing, Psychologie, Anlegerverhalten und nicht zuletzt der Gewichtung der riesigen Mengen an Informationen sind die Lücken in der Fundamentalanalyse, die die Technische Analyse schließen kann. Daher sollten die beiden Methoden nicht in Konkurrenz zueinander betrachtet werden, sondern mit dem Fokus auf die Möglichkeiten der gegenseitigen Ergänzung. Es sollte also nicht darüber diskutiert werden, ob die eine oder andere Methode die bessere ist, sondern vielmehr, wie man die beiden Methoden optimal kombiniert. Diese Diskussion ist aber nicht Gegenstand des vorliegenden Buches: In diesem Buch geht es ausschließlich um die Technische Analyse und deren korrekte Anwendung.

Es gibt einige grundlegende Fakten, die bei der Anwendung der Technischen Analyse immer bedacht werden müssen. Ein unumstößliches Fundament dieser Analysemethode ist die Erkenntnis, dass es sich um die Analyse des Verhaltens der Gesamtheit der Marktteilnehmer handelt. Dieses Verhalten ist nicht rational, sondern emotional geprägt – eine Eigenschaft, die die fundamentale Analyse nicht erfassen kann. Die Markteilnehmer reagieren auf Nachrichten, Gerüchte und Marktstimmungen. Dabei ist immer relevant, wie die Mehrheit auf diese Faktoren reagiert. Als Analyst eine Nachricht wie die Arbeitsmarktdaten aus den USA als positiv oder negativ beurteilen zu wollen, wäre anmaßend. Es ist der Markt, der die Nachricht beurteilt und diese entsprechend bewertet. Der Technische Analyst ist gut beraten, die Signale des Markts zu erkennen, richtig zu bewerten und vor allem die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.

Ein weiterer wichtiger Punkt, dessen sich die Wenigsten bewusst sind, ist die Tatsache, dass hinter jeder technischen Formation oder Indikation individuelles Anlegerverhalten steht. Ob über Kopf-Schulter-Formationen, Dreiecke oder Flaggen gesprochen wird: Immer ist das Anlegerverhalten die Ursache für solche Formationen. Der Name ergibt sich ganz banal aus dem Aussehen der Formation. Beachten Sie beim Lesen dieses Buches bitte immer, dass es sich um ein spezifisches Anlegerverhalten handelt.

Auch bei Indikatoren handelt es sich um eine Abbildung des Anlegerverhaltens. Ein Technischer Analyst sagte einmal: »Ich brauche keine Indikatoren, das kann ich alles im Chart ablesen«. Damit hatte er durchaus Recht. Indikatoren sind nichts anders als eine Ableitung des Kursverlaufs in eine andere grafische Darstellung. Sie sind ein Extrakt des Kursverlaufs. Indikatoren sind keine neue Information, sondern die Verdeutlichung dessen, was ohnehin im Kursverlauf enthalten ist. Wer das ohne solche Berechnungsmethoden erkennt, benötigt diese natürlich nicht. Sie vereinfachen die Sache aber ungemein. Verstehen Sie Indikatoren also bitte als das, was sie tatsächlich darstellen, nämlich eine Abwandlung des Kursverlaufs und einen Hinweisgeber auf Informationen, die nicht für jeden auf den ersten Blick erkennbar sind. Diese können die Beurteilung von Charts und die daraus resultierenden Entscheidungen sehr wirksam unterstützen.

Technische Analyse wurde schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Japan von Reisbauern und Goldhändlern angewendet. Die heute noch viel verwendeten Candlesticks kamen ursprünglich aus dem Land der aufgehenden Sonne. Einer dieser japanischen Händler war Munehisa Homma. Er galt einst als reichster Mann der Welt und soll mit seinen Candlestick-Analysen der Überlieferung zufolge einmal mehr als hundert erfolgreiche Handelsaktionen in Folge vollzogen haben. (Mit diesem Anspruch sollte man übrigens keinesfalls an die Sache herangehen, da sonst ein zu großer Druck entsteht, dem die meisten nicht gewachsen sind und der in eine Fehlerschleife führen kann, aus der man oft nicht mehr herausfindet.)

Sehr viel später entdeckte Charles Henry Dow, dass sich Kurse in Trends bewegen. Also müsste es doch möglich sein, so seine Erkenntnis, den Trend eines gesamten Markts zu erfassen. Er suchte neun Eisenbahngesellschaften – die damals noch eine besonders große wirtschaftliche Bedeutung darstellten –, eine Geldtransfergesellschaft und eine Schifffahrtsgesellschaft aus und addierte deren Kurse. Danach teilte er das Ergebnis durch elf. Der Dow Jones Industrial Index war geschaffen. Dow versuchte nun, das Verhalten der Marktteilnehmer anhand von typischen Marktbewegungen zu erkennen und zog seine Schlüsse aus den immer wiederkehrenden Signalen. Er stellte dabei fest, dass sich die Anleger in gleichen oder ähnlichen Situationen immer gleich oder ähnlich verhalten. Diese Erkenntnisse wollte Dow nicht für sich behalten, sondern schrieb sie nieder und veröffentlichte sie als Newsletter im Wall Street Journal.

Die Grundlagen der heutigen Technischen Analyse haben wir also Charles Dow zu verdanken, der die meisten bekannten Formationen, auch Pattern genannt, erkannt und beschrieben hat. Im Lauf der Zeit kamen weitere Formationen hinzu; die alten, um die Jahrhundertwende 1900 entdeckten Formationen haben aber auch heute noch Bestand und sind nützliche Hinweise auf Trendbestätigungen oder Trendumkehren.

Erst nach Charles Dow wurden die ersten Indikatoren entwickelt. Diese Ableitungen aus den Kurs- und Umsatzdaten fanden in den 1980er-Jahren Einzug in die Chartgrafiken und konnten meist recht einfach mit Taschenrechnern berechnet werden. Die Verteilung dieser Chartgrafiken erfolgte, wenn man nicht selbst mit Millimeterpapier und täglicher Erfassung arbeitete, meist wöchentlich mit sogenannten Chartheften. In diesen Chartheften waren halb- oder ganzseitig Charts aus Regionen oder Branchen zusammengefasst. Die Darstellung war schwarz-weiß und bot selten mehr als die Kursbewegung und den Umsatz. Es war verpönt, in diese Hefte hineinzuzeichnen, da auch andere die Hefte benutzen und keine vorgefertigte Meinung vorfinden wollten. So musste man, um Trends oder andere Linien einzeichnen und entsprechende Analysen vornehmen zu können, eine Kopie anfertigen.

Mit der Entwicklung von elektronischen Hilfsmitteln konnten die bereits bekannten Indikatoren leicht berechnet und im Chart dargestellt werden. Die ersten Chartprogramme waren dabei meist teuer, sehr umständlich zu handhaben und die Rechenleistung der Rechner reichte kaum aus, um schnell über mehrere Charts hinwegzublättern. Auch mussten meist besondere Grafikkarten angeschafft werden, um die komplexen Charts lesbar darzustellen. Die Möglichkeit, einen Indikator selbst zu programmieren oder ein Tool, mit dem man ein Handelssystem programmieren und selbst testen konnte, waren in den Anfängen der PC-Entwicklung noch nicht verfügbar. Auch die Datenbeschaffung stellte ein Problem dar. Nicht nur, dass solche Daten kostenpflichtig waren, auch die Qualität war eine besondere Herausforderung. Fehlerhafte Kursdaten führten zu falschen Darstellungen und damit zu falschen Schlussfolgerungen bei der Analyse, oder die Charts waren einfach unlesbar. Auch heute kosten Kursdaten in Echtzeitqualität zum Teil noch erhebliche Gebühren, die Qualität hat sich jedoch deutlich verbessert. All die genannten Probleme der Vergangenheit sind heute längst gelöst und gängige Standards etabliert. Im Internet gibt es zahlreiche Möglichkeiten, kostenfrei oder für wenig Geld leistungsfähige Chartanalyseprogramme zu nutzen. Meist übersteigen die Möglichkeiten, die diese Programme bieten, die Fähigkeiten der Anwender um ein Vielfaches. Dies kann verwirren und die Lust an der Technischen Analyse auch schnell beeinträchtigen. Der Einsteiger sollte sich auf einige wenige Methoden und Ansätze fokussieren und sich erst nach und nach mit weiteren Möglichkeiten vertraut machen. Literatur wie die vorliegende, Schulungsveranstaltungen und das Üben des Erlernten und vor allem viel Geduld bei unvermeidlichen Rückschlägen sind unabdingbare Voraussetzungen, um beim Umgang mit der Technischen Analyse dauerhaft erfolgreich zu sein.

Die technischen Möglichkeiten, die heute nahezu jedem Anleger zur Verfügung stehen, haben dazu beigetragen, die Märkte volatiler zu machen, was aber nichts an der Methodik geändert hat. Die Geschwindigkeit hat zugenommen, die Emotionen sind dieselben geblieben. Trotz der frei zugänglichen Technik gibt es wesentliche Unterschiede, die den Profi vom Amateur unterscheiden. So sind in letzter Zeit verstärkt Diskussionen um den Hochfrequenzhandel aufgetreten. In Bruchteilen von Sekunden werden große Volumen gehandelt und beeinflussen die Märkte in hohem Maße. Die Debatte über dieses Thema wird allerdings häufig zu emotional geführt und geht oft an der Sache vorbei. Richtig ist, dass hohe Volumen den Markt bewegen können; bei der immer wieder geäußerten Kritik heißt es aber, dass die Märkte durch den Hochfrequenzhandel in die eine oder andere Richtung getrieben würden. Diese Aussage ist aber in den meisten Fälle nicht haltbar. Was im Intraday-Chart, also auf kurzfristiger Basis, dramatisch aussieht, ist im Tageschart kaum noch zu erkennen und spielt im Wochenchart überhaupt keine Rolle mehr. Man sollte sich also nicht von der Aussage irritieren lassen, dass die Technische Analyse wegen des Hochfrequenzhandels nicht mehr funktionieren würde. Das Gegenteil ist der Fall. Die erhöhte Volatilität bietet gerade mit der Technischen Analyse Möglichkeiten, die andere Analyse-Methoden nicht abbilden können.

Abbildung E.1 MDAX 1-Minute Intraday-Chart 15.1.2016.

Innerhalb von drei Minuten gewinnt der MDAX am 15.1.16 rund 50 Punkte. Es sieht alles nach einem Aufwärtstrend aus. Im kurzfristigen Bild ist dies auch richtig.

Abbildung E.2 MDAX Tageschart 14.1.16 bis 18.1.16 Tageschart.

Der übergeordnete Abwärtstrend ist offensichtlich intakt. Der Anstieg, der im Minutenchart um 12:12 Uhr und 12:14 Uhr noch dramatisch aussieht, ist im Tageschart nicht zu sehen. Somit hat der Intraday-Handel zwar binnen weniger Sekunden einen Kurssprung ausgelöst, der übergeordnete Trend ist aber unverändert geblieben, nämlich abwärtsgerichtet.

HÜTEN SIE SICH VOR PUNKTPROGNOSEN

In vielen Publikationen oder Vorträgen werden Sie immer wieder Zielprognosen lesen oder hören, die mit Nachkommastellen versehen sind. Ob dies seriös ist, soll jeder für sich entscheiden. Der Markt wird sich an solche Nachkommastellen aber nicht halten. Daher werden Sie in diesem Buch oder bei Vorträgen des Autors immer nur Circa-Werte oder -Bereiche hören. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass der Markt eben genau dort drehen oder sein Ziel erreichen wird, wo er es will, und nicht dort, wo ein Analyst eine Linie gezogen oder durch eine bestimmte Methode ein Ziel berechnet hat. Auf solche Berechnungsmethoden wird später noch eingegangen.

WAS IST EIGENTLICH »SHORT« UND »LONG«?

Um gleich am Anfang Irritationen aus dem Wege zu gehen, soll hier noch eine wichtige Begrifflichkeit erklärt werden. In den folgenden Kapiteln ist manchmal die Rede von »long« und »short«. Long sein oder long gehen ist recht leicht zu erklären. Man erwirbt eine Aktie und wartet, bis diese gestiegen ist, um sie wieder zu verkaufen. Man kann auch mit entsprechenden Produkten wie Optionen oder Optionsscheinen auf steigende Kurse spekulieren. Auch wenn man damit die eigentliche Aktie nicht erwirbt (diese wird auch »Underlying« genannt, da sie dem Produkt zugrunde gelegt ist), ist man in der Aktie »long«.

Etwas schwieriger wird die Erklärung »short«. Hier ist es genau umgekehrt. Man verkauft die Aktie, ohne sie im Bestand zu haben und hofft auf einen Kursverfall, um das Papier dann zu einem niedrigeren Kurs zurückzukaufen. Die berechtigte Frage an dieser Stelle ist: Wie kann ich etwas verkaufen, was ich überhaupt nicht besitze? Man geht gewissermaßen in Vorlage – ähnlich, wie man ein Konto geldmäßig überzieht. Da man am 15. des Monats mit dem Gehaltseingang den Ausgleich des Kontos erwartet, war man also bis zu diesem Zeitpunkt auf dem Konto short. Man hat bereits Geld ausgegeben, das man noch gar nicht hatte. Ähnlich verhält es sich mit Aktien, die man verkauft, obwohl man sie nicht hat. Der geplante Rückkauf stellt dann den Ausgleich dar. Da die wenigsten Anleger die Möglichkeit haben, Aktien zu shorten (diese Möglichkeit steht nur professionellen Händlern offen), gibt es auch hier Produkte, mit denen man auf fallende Kurse spekulieren kann. Auch in diesem Fall wird von »shorten« oder »short gehen« gesprochen. Im Deutschen spricht man auch von »leer verkaufen«.

GELD- UND BRIEFKURS

»Zwischen Geld und Brief liegt mein Verdienst.« Dies könnten die Worte eines Kursmaklers oder Händlers sein. Die Begriffe Geld und Brief tauchen im Börsenjargon immer wieder auf. Der Laie mag sich wundern und bei Geld ganz selbstverständlich an ein Zahlungsmittel denken, während er mit Brief das von der Post zu befördernde Schriftstück verbindet. Im Zusammenhang mit dem Börsenhandel trifft dies allerdings nicht zu. Vielmehr ist damit die Spanne gemeint, die sich zwischen An- und Verkaufspreis einer Aktie ergibt.