Emanzipiert Euch! - Daniela Dahn - E-Book

Emanzipiert Euch! E-Book

Daniela Dahn

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Beschreibung

Daniela Dahn denkt weiter: Es reicht längst nicht mehr, so lautete schon das Credo ihres letzten Buches («Wir sind der Staat!»), bei Banken- und Politikkrisen zu verharren und nach ihren Ursachen zu suchen; es muss auch Konsequenzen geben. Denn Anlass zur Empörung ist zwar genug. Aber welche Schlüsse ziehen wir aus den Befunden von Stéphane Hessel und vielen anderen? Darum geht es in diesem Text: um Bürgerbeteiligung und direkte Demokratie und um die Frage, wie in unserem Land demokratische Strukturen und Prozesse überhaupt noch gerettet werden können. In einem knappen Bericht zur desolaten Lage der Demokratie in Deutschland und Europa wirft Daniela Dahn Schlaglichter auf die Folgen einer Politik, der das Geschäftsgeheimnis weltumspannender Konzerne allemal mehr gilt als die Privatsphäre ihrer Bürger: Dass also unsere staatliche Souveränität mit dem bevorstehenden TTIP-Abkommen für ein Linsengericht endgültig an die Wirtschaft verkauft wird. Dass an die Selbstheilungskräfte der Märkte und ihre politischen Vollstrecker in West und Ost niemand mehr glaubt. Dass es an neuer Orientierung aber fehlt. So hat etwa der ukrainische Freiheitswille einige Unterströmungen, die den Maidan als Modell zur Rettung der Demokratie jedenfalls untauglich machen. Emanzipation wovon – Emanzipation wofür? Im zweiten Teil des Textes geht es um die Frage, was der aktive Bürger tun kann, um der politischen Preisgabe seiner Rechte und dem «Terror der Ökonomie» entgegenzuwirken. Welcher Honig der Freiheit lässt sich zum Beispiel aus Gene Sharps 198 Methoden des gewaltlosen Vorgehens gegen totalitäre Verhältnisse saugen («Von der Diktatur zur Demokratie»)? Und schließlich macht Daniela Dahn einen Vorschlag, der manche überraschen wird: Warum nicht im Gedenken an Weimar, aber diesmal von unten nach oben und mit den Mitteln der digitalen Kommunikation, eine neue europäische Verfassung vorbereiten? – Und zwischenzeitlich vom verteidigungswürdigen Grundgesetz retten, was noch zu retten ist.

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Seitenzahl: 51

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Daniela Dahn

Emanzipiert Euch!

Eine Einladung zur geistigen Selbstverteidigung

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

Daniela Dahn denkt weiter: Es reicht längst nicht mehr, so lautete schon das Credo ihres letzten Buches («Wir sind der Staat!»), bei Banken- und Politikkrisen zu verharren und nach ihren Ursachen zu suchen; es muss auch Konsequenzen geben. Denn Anlass zur Empörung ist zwar genug. Aber welche Schlüsse ziehen wir aus den Befunden von Stéphane Hessel und vielen anderen? Darum geht es in diesem Text: um Bürgerbeteiligung und direkte Demokratie und um die Frage, wie in unserem Land demokratische Strukturen und Prozesse überhaupt noch gerettet werden können.

 

In einem knappen Bericht zur desolaten Lage der Demokratie in Deutschland und Europa wirft Daniela Dahn Schlaglichter auf die Folgen einer Politik, der das Geschäftsgeheimnis weltumspannender Konzerne allemal mehr gilt als die Privatsphäre ihrer Bürger: dass also unsere staatliche Souveränität mit dem bevorstehenden TTIP-Abkommen für ein Linsengericht endgültig an die Wirtschaft verkauft wird. Dass an die Selbstheilungskräfte der Märkte und ihre politischen Vollstrecker in West und Ost niemand mehr glaubt. Dass es an neuer Orientierung aber fehlt. So hat etwa der ukrainische Freiheitswille einige Unterströmungen, die den Maidan als Modell zur Rettung der Demokratie jedenfalls untauglich machen.

Über Daniela Dahn

Daniela Dahn, geboren in Berlin, studierte Journalistik in Leipzig und war Fernsehjournalistin. 1981 kündigte sie und arbeitet seitdem als freie Schriftstellerin und Publizistin. Sie war Gründungsmitglied des «Demokratischen Aufbruchs» und hatte mehrere Gastdozenturen in den USA und Großbritannien. Sie ist Trägerin unter anderem des Fontane-Preises, des Kurt-Tucholsky-Preises und des Ludwig-Börne-Preises.

 

Inhaltsübersicht

Emanzipiert Euch! Eine Einladung zur geistigen Selbstverteidigung[Anzeige]

Emanzipiert Euch! Eine Einladung zur geistigen Selbstverteidigung

Emanzipiert Euch! Das klingt wie ein unsanfter Weckruf. Sich emanzipieren heißt, sich anstrengen. Wollen wir das überhaupt? «Man muss das Außerordentliche wollen, um etwas Ordentliches zuwege zu bringen.» Hemmungslos und ungeniert Goethe zitieren – wo dürfte man das, wenn nicht im Nationaltheater Weimar, wo ich im März 2014 eine Rede hielt, aus der dieser Essay entstand?

Wollen wir Außerordentliches? Selbstermächtigung, mit Verlaub, wozu eigentlich? Der Begriff ist abgeleitet von Empowerment und beschreibt eine sich von den USA ausbreitende Protesthaltung gegen die Institutionen der Machthierarchie, die eine fortschreitende Entmündigung der Bürger erzeugen. Es geht um kritisch-bürgerliches Engagement als moderne Variante des Ehrenamtes. Autonomie soll nicht nur formuliert, sondern auch gelebt werden. Gibt es pragmatische Vorschläge, mit deren Umsetzung man morgen beginnen und an einem absehbaren Übermorgen zum Erfolg kommen kann? Mit Verweis auf die Geschichte ist daran zu erinnern, dass Selbstbestimmung ein grundstürzender und deshalb langwieriger und auch riskanter Prozess ist.

Dieses Risiko lässt sich gut illustrieren an dem autoritätsgeladenen Weimarer Theater, das sich den Humanitätsidealen der Klassik verpflichtet fühlt. Auch deshalb tagte 1919 dort ein halbes Jahr lang die Deutsche Nationalversammlung, um eine neue Verfassung zu erarbeiten.

In dieser Konstitution, die vieles aus der Paulskirchenverfassung von 1848 übernommen hatte, hieß es schon: «Die Staatsgewalt geht vom Volke aus.» Volksentscheide und Volksbegehren zu Gesetzentwürfen waren unter bestimmten Voraussetzungen vorgesehen. Es gab in der Weimarer Republik zwei sinnvolle Versuche von links und einen weniger sinnvollen von rechts, davon Gebrauch zu machen, die aber alle nicht die erforderlichen Mehrheiten erhielten. Kein Grund also für die Geschichtsschreibung, nachträglich über «bittere Erfahrungen» mit der jungen Basisdemokratie zu reden.

Sogar über den Haushaltsplan, über Abgabengesetze und Besoldungsordnungen hätte der Reichspräsident das Volk abstimmen lassen können. Dazu ist es freilich nie gekommen. Auch nicht dazu, die «Grenzen der wirtschaftlichen Freiheit» an der «Gewährleistung eines menschenwürdigen Daseins für alle» zu setzen. Wucher war verboten, Rechtsgeschäfte, die gegen die guten Sitten verstießen, sollten nichtig sein. Auch damals schon hieß es: «Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich Dienst sein für das gemeine Beste.»

Dazu wären «alle Bodenschätze und alle wirtschaftlich nutzbaren Naturkräfte» sowie «für die Vergesellschaftung geeignete private wirtschaftliche Unternehmen in Gemeineigentum» zu überführen gewesen. Die bürgerlichen Freiheiten sollten bei all dem selbstverständlich gewährleistet sein.

Diese republikanische Verfassung war gegenüber dem Kaiserreich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zweifellos ein Akt der Emanzipation. Er hielt nicht lange vor, aus Gründen, die immer wieder kontrovers diskutiert wurden. In den 1920er Jahren klammerten sich viele Künstler an die Hoffnung, Kunst und Kultur würden den Trend der deutschen Gesellschaft nach rechts aufhalten und schließlich verhindern. Am Scheitern der Weimarer Republik hatten die kritischen Autoren aus der Sicht etwa eines Kurt Tucholskys ihren Anteil allerdings nicht weil sie zu viel, sondern weil sie zu wenig Wirkung hatten.

Die Stadt Weimar kennt die räumliche Nähe von Menschlichkeit und Niedertracht, von Kultur und Barbarei wie kaum eine andere. Die von Jorge Semprún beschriebene Goethe-Eiche stand nur wenige Kilometer vom Zentrum entfernt. 1926 hat sich die NSDAP ausgerechnet das Weimarer Theater erkoren, um den ersten Reichsparteitag nach der folgenschweren Aufhebung des Verbots der Partei abzuhalten. Seit dem Herbst 1944 wurde das einst zur Produktion geistigen Rüstzeugs bestimmte Haus restlos zweckentfremdet – eine Rüstungsfabrik zog ein. Folgerichtig wurde es später bombardiert, bis nur noch die Fassaden standen.