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Der Handelsvertreter Georg baut für seine beiden Kinder Waltraud und Sebastian einen wunderschönen, großen Schneemann. Schon bald merken er und Hildegard, seine Frau, dass sich Sebastian zu intensiv mit dem Schneemann beschäftigt. Es scheint, dass er an ihm einen Narren gefressen hat. Sebastian nennt den Scheemann Emil. Er spricht mit ihm. Sebastians Eltern lassen ihn gewähren, denn es wäre unmenschlich, Emil zu zerstören. Irgendwann stellt sich heraus, dass Emil antwortet. Und dann verschwindet Waltraud spurlos.
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Veröffentlichungsjahr: 2016
EMIL DER SCHNEEMANN
Mysterythriller
von
Alfred J. Schindler
VORWORT
Das Christkind hatte Waltraud und Sebastian einen wunderschönen Schlitten gebracht. Aber leider wollte es noch nicht schneien. Jeden Morgen rannten die Beiden zu den Fenstern ihrer Zimmer und schauten erwartungsvoll hinaus. Jedoch ihre Enttäuschung war groß. So kam es, dass Sebastian, der Siebenjährige, seine zwei Jahre jüngere Schwester, die auf dem Schlitten saß, an dem Seil durch das gesamte Obergeschoß unseres Hauses zog. Hildegard und ich ließen sie gewähren, obwohl wir wussten, dass sie die teuren Fussböden zerkratzten. Und wir hofften, dass es bald schneien würde.
Jetzt:
Hildegard steht im Wohnzimmer an der Terrassentür und blickt auf den kahlen Garten hinaus. Ein etwas trauriger Anblick, drückt ihre Körperhaltung aus. Ich sitze in einem der bequemen Ohrensessel, rauche eine Zigarette und lese in der Tageszeitung. Im Hintergrund erklingt leise Musik aus der Stereoanlage. Es ist Samstag, das Weihnachtsfest ist vorüber, und ich habe glücklicherweise bis zum Heilig-Drei-Königs-Tag Urlaub.
„Georg, wann wird es endlich schneien?“
„Es ist die Klimaveränderung, Hildegard.“
„Ja, ich weiß. Wir hätten den Kindern keinen Schlitten schenken sollen. Es ist eine Qual für sie, ihn nicht benutzen zu können.“
„Sie haben ihn sich aber gewünscht!“
„Ja, ja…“
„Sie dürfen ja im Haus umherfahren.“, sage ich.
„Im Haus, im Haus. Du weißt, was die Fussböden gekostet haben.“
„Ich besorge Teppichläufer, die wir über die beschädigten Stellen legen.“
„Hoffentlich schneit es bald!“
Ich schaue auf meine Armbanduhr und sage: „In drei Minuten kommt im Radio der aktuelle Wetterbericht. Lassen wir uns überraschen.“
„Du denkst positiver, als ich.“
„Es bringt uns nichts, wenn ich negativ denke.“
„Du hast recht. Ich werde mich bessern.“ Neckisch lächelt sie mich an.
„Du wirst sehen, es wird bald schneien, Hildegard.“
„Ach, wie bin ich froh, wenn es endlich soweit ist. Das Kratzen des Schlittens geht mir langsam auf die Nerven.“
„Mir auch.“
„Sollen wir ihnen den Schlitten wegnehmen?“
„Dafür ist es wohl zu spät, mein Schatz.“
Kurz darauf ertönt die Stimme des Nachrichtensprechers: „Und hier der aktuelle Wetterbericht, meine Damen und Herren. In der kommenden Nacht gehen die Temperaturen weiter nach unten. Eine dichte Schneewand, die über Frankreich steht und auf unser Gebiet zukommt, zieht von Westen nach Osten. Wir können mit zwanzig bis dreißig Zentimetern Neuschnee rechnen.“
„Hast du das gehört, Georg?“
„Natürlich habe ich es gehört.“
„Hoffentlich stimmt die Wettervorhersage auch!“
„Es wird heute Nacht schneien. Ich glaube der Vorhersage.“
„Endlich…“ Sie atmet befreit aus.
„Ich werde den Kindern – wie in den letzten Jahren – einen schönen Schneemann bauen.“
„Sie werden jubeln! Ein Schneemann und Schlittenfahren.“
„Wir könnten ja morgen, falls wirklich genug Schnee liegt, mit den Kindern zum Keilberg fahren!“
„Ja, das machen wir, Georg.“
„Ihre Freude wird grenzenlos sein!“
„Sie werden wie erlöst sein.“
„Genau wie wir.“, lache ich.
Wir verbringen den Tag zu Hause. Von oben erklingen die Geräusche des Schlittens. Und wir verlassen uns auf die Wettervorhersage.
Es ist früher Morgen. Ich erwache, weil die Sonne durch die Vorhänge in unser Schlafzimmer blinzelt. Hildegard ist schon wach. Sie liegt noch neben mir. Sicherlich ist sie gerade erst aufgewacht.
„Guten Morgen, Georg! Hast du gut geschlafen?“
„Ja, ich träumte von einem riesigen Schneemann.“
„Und ich träumte von Schneeverwehungen.“
Plötzlich hören wir einen spitzen Schrei von nebenan. Die Zimmer unserer Kinder befinden sich auch im Obergeschoß. Es ist Waltrauds helle Stimme, die wir vernehmen. Hildegard springt auf und rennt über den kurzen Flur. Sie reißt die Tür des Zimmers auf und sieht, dass unsere kleine Maus am Fenster steht. Waltraud springt wie ein Gummiball auf und ab. Sie lacht voller Freude:
„Mama! Schau nur! Der viele Schnee!“
„Ja, Kindchen, es hat endlich geschneit. Jetzt könnt ihr Schlittenfahren.“
„Und Papa baut uns einen Schneemann!“
„Ja, das wird er tun. Hast du deine Zähne schon geputzt?“
„Ja, habe ich.“
„Dann komm mit nach unten zum Frühstück. Aber wecke vorher deinen Bruder auf! Er wird sich auch sehr freuen, wenn er den wunderbaren Schnee sieht.“
„Ja, Mama, ich wecke ihn auf.“, antwortet die Kleine gehorsam.
Nachdem Georg und ich im Badezimmer waren, sitzen wir gemeinsam in der Küche am Tisch und frühstücken. Sebastian kriegt sich vor Freude gar nicht mehr ein:
„Papa, wann bist du mit dem Frühstück fertig?“, will er wissen. Er ist sehr aufgeregt, wie es scheint.
„In zehn Minuten, mein Sohn.“
„Gehen wir dann gleich in den Garten?“
„Zum Schlittenfahren?“, frage ich ihn amüsiert.
„Ja, und zum Schneemann bauen.“