Endstation Altenheim - Anette Dowideit - E-Book

Endstation Altenheim E-Book

Anette Dowideit

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Beschreibung

Jeder kann hier enden. Es gibt kaum eine drängendere Frage als die, wie wir in Zukunft in einer vergreisten Republik leben sollen und unseren Alten – also uns! – ein lebenswürdiges Leben finanzieren können. Kaum ein Thema wird so gerne verdrängt. Dabei sind die Missstände offenkundig: Schon heute krankt die Pflege an allen Ecken und Enden, ob im Heim oder zu Hause. Pflege ist teuer und ineffektiv. Die Fehler im System sorgen für unhaltbare Zustände, Skandale sind an der Tagesordnung. Es ist höchste Zeit, sich der unbequemen Wahrheit zu stellen. Doch stattdessen wird das Problem von einer Legislaturperiode zur nächsten vertagt, Lösungsansätze gehen meist im Kompetenzgerangel der Ministerien und Parteien unter. Anette Dowideit deckt die Missstände auf. Sie hat am eigenen Leib erfahren, was Patienten faktisch ertragen müssen. Und sie fordert eine praktische und politische Orientierung. Was wird die geplante Pflegereform bringen? Welche Rolle spielt das Thema im Bundestagswahlkampf? Was bringt eine private Zusatzversicherung? Und sind Pflegekräfte aus Polen und China wirklich die Lösung? Ihr Buch ist ein eindringliches Plädoyer dafür, sich dem Problem persönlich, privat und politisch endlich zu stellen. Wir brauchen zukunftsfähige Bedingungen – und die Einsicht, dass es eine gute Pflege im Alter nicht zum Nulltarif geben wird.

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Seitenzahl: 335

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.  

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

1. Auflage 2012

© 2012 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096  

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.  

Redaktion: Ulrike Kroneck, Melle-Buer

Umschlagabbildung: iStockphoto.com

Satz und Epub: Grafikstudio Foerster, Belgern  

ISBN Epub 978-3-86414-282-6  

Weitere Informationen zum Verlag finden sie unter

www.redline-verlag.de

Inhalt

Vorwort

Teil I: Endstation Altenheim

1. Einmal Pflegefall und zurück

Akt 1: Panik

Akt 2: Stille

Akt 3: Abgründe

2. Der Status quo in deutschen Seniorenheimen

»Die Liste ist doch nur für die Pflegekasse«

Finanzinvestoren im Pflegesektor

Versorgung nur durch unbezahlte Überstunden möglich

Aufsichtsbehörden können nur wenig ausrichten

»Unverantwortlich, Pflegebedürftige zu verunsichern«

Auf dem Weg in die Republik der Alten

Investieren in Altenheime? Nein, danke.

3. Wenn der Pflegekonzern selbst pflegebedürftig wird

Wenn der Gründer zu viel will

4. Aufgeblasener Fachkräftemangel

Wie die privaten Heimbetreiber die Lage selbst sehen

5. Sündenbock Altenpfleger

Einer der unbeliebtesten Jobs der Republik

»Wir gehören zur Unterschicht«

»Die jungen Leute werden systematisch verheizt«

6. Umgeben von Robotern – Utopien aus der Pflegebranche

»Rebranding« für die Altenpfleger

7. So macht man einen Pflegefall – und die Pharmaindustrie verdient mit

Ruhigstellen hat zuweilen tödliche Nebenwirkungen

Demenzkranke kommen das Sozialsystem teuer

Die Ärzte sehen die Not der Pfleger und entwickeln daraus eine Legitimation

Eine Kontrolle der Ärzte ist fast unmöglich

Die Frau auf dem Video hätte es nicht geben dürfen

Ermittlungen werden meistens ohne Ergebnis eingestellt

Odyssee durch die Stationen des Gesundheitssystems

Die Pharmakonzerne verdienen gut an ruhiggestellten Senioren

Wie entschieden lehnen Pharmakonzerne den Einsatz ab?

8. Wächter mit gebundenen Händen: die Heimaufsichten

Kontrolle in Zeiten knapper Ressourcen

»Heimaufsicht heißt Kooperation«

Keine Handhabe gegenüber Ärzten

Wenn Aufsicht und Heim zu eng verstrickt sind

9. Senioren, Rohstoff für die Pflegeindustrie

Gewinne durch Outsourcing

Pudding aus Wasser

Keine Zeit zum Anreichen

Die 24-Stunden-Windel

Wie im Gefängnis

10. Unabhängige Bewertung unerwünscht

Staatliches Prüfsiegel? Fehlanzeige

Betreiber ziehen gegen ihre Bewertung vor Gericht

Die »Sozialisierung der Unterdrückten«

Selbst die Beratungsstellen sind schwer zu finden

Private Vermittler profitieren

11. Alte Menschen haben keine Lobby

12. Pflegestufen – ein Systemfehler?

Pflegebedürftige Sozialhilfeempfänger gesucht

Groteske Vereinfachung

13. Wenn die eigene Tochter Hausverbot bekommt

Berufsbetreuer: eine umstrittene Profession

Kann man den Betreuern vertrauen?

Die Gebührenordnung lässt die Qualität sinken

14. … und was machen die Kassen?

»Es gibt Bewohner, die sitzen mit nacktem Hintern am Frühstückstisch«

Wie unabhängig sind die Aufseher des MDK?

Teil II: Boombranche ambulante Pflege

15. Von guten Herzen und ruhigen Händen

Die Wirtschaftskrise mahnt zum Sparen an den Alten

Der Pflegefall kommt oft von jetzt auf gleich

16. Die ambulanten Pflegedienste – Sizilien in Deutschland?

Drei Staatsanwälte gegen die Korruption

Es gibt viele Möglichkeiten, zu betrügen

Wilder Westen

Die Pflegerinnen werden mutiger

Der Fall Konietzko

Gefährliche ambulante Pflege

17. Endstation Beatmungs-WG

Wenn die Kriminalpolizei ermittelt

Viel zu wenige Ausgebildete

Die Qualitätsunterschiede sind immens

Die Verantwortung der Kassen

18. Pflegedienste mit beschränkten Möglichkeiten

Wenn Rechtsverstöße zum Alltag gehören

Wo beginnt Betrug?

Die Rechnungen werden mit Leistungen »gefüllt«

Lange Fahrtzeiten drücken auf die Bilanzen

Betrügen private Dienste häufiger?

Kreative Abrechnung

19. Letzte Hilfe: die illegale Polin

Teil III: Warum die Politik die Probleme des Pflegesystems nicht in den Griff bekommt

20. Warum stecken wir nicht einfach Arbeitslose ins Altenheim?

Die Zahlen sind verführerisch

»Das Vorlesen schaffen wir dann auch noch selber«

21. Rohrkrepierer Pflegereform

Wie Norbert Blüm zum ersten Profiteur der Pflegeversicherung wurde

Mehr Schein als Sein

Die Reaktionen waren überwältigend – schlecht

Wie die Bundesregierung ihre eigene Reform zerrieb

Der Amtswechsel und die Reform

Der Sommer verstreicht ohne Ergebnis

Die Reaktionen wirken zuweilen wie choreografiert

22. Von guten und schlechten Risiken

Wie aus der großen Idee zur Familienpflegezeit ein Gesetzchen wurde

Arbeitgeber haben Thema nicht auf dem Schirm

Von der großen Idee zum Reförmchen

Die Vordenker

Pflege ist nicht wie Kindererziehung

Schlusswort

Dank

Quellennachweise

Über die Autorin

Vorwort

Haben Sie schon einmal in einem Altenheim zu Mittag gegessen? Falls ja, werden Sie sich vielleicht gefragt haben, warum der Nudelauflauf so grau aussieht, warum die Salami grünlich schimmert und weshalb der Pudding so wässrig schmeckt. Es muss doch möglich sein, schmackhafteres Essen auf den Tisch zu bringen, werden Sie gedacht haben.

Ist es aber nicht.

Zumindest nicht in den meisten deutschen Pflegeheimen. Zum Beispiel Pudding: Es gibt Pflegeheimketten, die kochen ihren Pudding mit Wasser anstatt mit Milch – aus rein wirtschaftlichem Kalkül. Eine Einrichtung, die zwei Mal pro Woche ihren Bewohnern den Wasserpudding zum Nachtisch vorsetzt, spart dadurch pro Woche zwölf Euro. Das klingt nach einem verschwindend kleinen Betrag, rechnet sich aber, wenn man es über alle Häuser einer Kette hinweg betrachtet: Bei 50 Einrichtungen kommt ein Betreiber allein durch den Wasserpudding auf rund 30.000 Euro Einsparungen pro Jahr.

Warum tun Heimbetreiber so etwas? Sie machen es nicht aus böser Absicht, sondern – und das ist das eigentlich Erschreckende – weil sie nicht anders können. Pro Heimbewohner gestehen die Kostenträger der Pflegeheime, also die Kassenvertreter und die Sozialämter der Kommunen, den Heimbetreibern in vielen deutschen Regionen im Schnitt fünf Euro zu. Diese Summe muss ausreichen, um einen alten Menschen einen ganzen Tag lang zu ernähren: Frühstück, Mittagessen, Kaffee und Kuchen, Abendessen, plus Getränke. Der Grund wiederum, warum die Summe so lächerlich gering ist: Im deutschen Sozialsystem ist einfach kein Geld da für die Alten.

Im Jahr 2011 förderte die Bundesrepublik Deutschland Solarenergie mit sieben Milliarden Euro. Fast fünf Milliarden flossen ins Elterngeld, 500 Millionen in die steuerliche Vergünstigung von Hotelübernachtungen. Die Summe des Geldes, das wir Deutsche pro Jahr für die Versorgung unserer Alten und Pflegebedürftigen ausgeben, wirkt im Vergleich dazu winzig. Es sind knapp 22 Milliarden Euro.

Wie klein dieser Betrag tatsächlich ist, versteht aber man erst, wenn man ihn gemeinsam mit diesen Zahlen liest: Etwa eine Viertelmillion Menschen werden in deutschen Altenpflegeheimen mit Psychopharmaka ruhiggestellt – weil kein Geld für genügend Pfleger da ist, um sie angemessen zu versorgen. Mehr als 10.000 Menschen, so viele, wie die Bewohner einer Kleinstadt, werden tagtäglich mit Gurten an ihre Betten oder Rollstühle gefesselt, ohne dass sie dem zugestimmt haben. Und fast 40.000 Heimbewohner müssen Hunger oder Durst leiden. Weil die Heime kaum Pfleger haben, die ihnen Essen anreichen könnten.

22 Milliarden Euro für die Alten. Dieses Geld muss reichen, um fast zweieinhalb Millionen Menschen zu versorgen, die so stark pflegebedürftig sind, dass sie auf Leistungen aus der Pflegeversicherung angewiesen sind. Jeder 36. Deutsche ist betroffen. Das kann nicht funktionieren. Denn rein rechnerisch sind damit für jeden Pflegebedürftigen gerade einmal rund 820 Euro pro Jahr da. Ein Wohnplatz in einem Pflegeheim für einen Bewohner in Pflegestufe 3 kostet die Kassen aber schon im Monat 1.510 Euro. Natürlich, zum Glück für die Kassen, ist nicht jeder Pflegebedürftige in diese hohe Pflegestufe eingeteilt. Und es lebt überhaupt nur etwa jeder dritte Pflegebedürftige in einem Heim. Wer zu Hause wohnt und von Angehörigen versorgt wird, entlastet das System.

Dabei haben wir in Deutschland eigentlich wenige Pflegebedürftige – jedenfalls gemessen daran, was uns in wenigen Jahren erwartet. Für das Jahr 2050 erwarten die Statistiker bis zu 4,7 Millionen Pflegefälle. Zunächst einmal ist das eine gute Nachricht, bedeutet es doch, dass wir länger leben. Bessere Medikamente, ausgefeilte Behandlungsmöglichkeiten und die moderne Notfallmedizin machen möglich, dass heute viele Menschen schwere Krankheiten überleben – Schlaganfälle, Krebsleiden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen –, an denen sie noch vor einer Generation gestorben wären. Was jedoch für die Gesellschaft eine Errungenschaft ist, bedeutet für die Volkswirtschaft eine Katastrophe. Denn der Anteil der »multimorbiden« Alten an der Bevölkerung, also derjenigen mit einer Vielzahl von Krankheiten, steigt unaufhaltsam – während die Zahl der Deutschen insgesamt schrumpft: 2050 wird es laut Statistischem Bundesamt nur noch 69 Millionen Bundesbürger statt der derzeitigen 81 Millionen geben. Dann wäre jeder 15. Deutsche ein Pflegefall.

Wie sollen sie alle versorgt werden? Stichhaltige Lösungsansätze aus der Politik gibt es dazu bisher nicht. Spätestens 2050 wird das derzeitige Finanzierungsmodell der Pflegeversicherung nicht mehr funktionieren. Das dürfte wohl schon heute jedem Politiker klar sein. Zwar weisen Politiker und Krankenkassenvertreter bei kritischen Nachfragen gebetsmühlenartig darauf hin, dass die Pflegeversicherung lediglich als Teilkaskoversicherung angelegt ist – die Deutschen sollten nicht in der Illusion leben, dass die Versicherung sie im Pflegefall voll auffängt, sondern rechtzeitig selbst sparen, um im Ernstfall gut abgesichert zu sein. Wer im Heim lebt oder von einem ambulanten Pflegedienst versorgt wird, muss im Schnitt zwei Drittel der Kosten selbst tragen.

Doch die sprunghaft steigende Zahl der Alten und Kranken drückt auch noch auf andere Weise auf die Bilanz der deutschen Sozialsysteme. Zum einen, weil ein Pflegebedürftiger weit überdurchschnittlich viele Leistungen von der Krankenversicherung in Anspruch nimmt, für Arztbesuche und Medikamente zum Beispiel. Zum anderen, weil immer mehr Alte nicht genug Geld zusammengespart haben, um selbst ihren Heimplatz zahlen zu können. Sie müssen von der Sozialhilfe aufgefangen werden – und diese Kosten zahlt wiederum der Steuerzahler.

Auf die Deutschen rollt damit eine Kostenlawine zu, wie es sie in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht gegeben hat. Die Lage ist so bedrohlich, dass sie sogar schon den Internationalen Währungsfonds (IWF) auf den Plan rief. Dessen Experten warnten im Frühjahr 2012 eindringlich, die Bundesrepublik und ihre sozialen Sicherungssysteme seien nicht ausreichend auf die steigende Lebenserwartung eingestellt. Bis zum Jahr 2050 drohe den Renten-, Gesundheits- und Pflegekassen des Landes eine Finanzierungslücke von bis zu zwei Billionen Euro.

Um die Dringlichkeit der Lage wissen auch Deutschlands Politiker. Bei der Bundestagswahl 2013 wird die Pflege deshalb wohl wieder einmal zu einem der bestimmenden Wahlkampfthemen avancieren – wie schon so oft zuvor. Zuletzt hatte sich die Koalition aus Union und FDP auf die Fahnen geschrieben, während ihrer Amtszeit das marode System auf gesunde Füße stellen zu wollen. Vizekanzler Philipp Rösler hatte, damals noch als Bundesgesundheitsminister, vollmundig angekündigt, das Jahr 2011 werde das »Jahr der Pflege«. Umgesetzt wurde von den Plänen nur wenig. Die angekündigte »große Pflegereform« hat nichts weiter ergeben, als dass Röslers Amtsnachfolger Daniel Bahr (FDP) ein Gesetz erarbeiten ließ, in dem kaum noch etwas übrig geblieben ist von den vielversprechenden Ankündigungen aus dem Koalitionsvertrag. Im Gesetz steht weder eine neue, überarbeitete Definition dessen, wer pflegebedürftig ist und demnach Geld aus dem Topf erhält – obwohl die Facetten dieses Themas seit Jahren auf Bundesebene wieder und wieder gewälzt werden –, noch enthält das Gesetzeswerk eine langfristige Lösung für die finanziellen Probleme des Systems. Auch die verpflichtende private Zusatzversicherung hat es in dieser Regierungsperiode wieder nicht geschafft. Das große Thema Pflegereform wurde wieder einmal im Koalitionshickhack zerrieben; kleingeredet in der immer gleichen Debatte um Lohnnebenkosten und Standortvorteile, bis die drängende Problematik, die dahintersteht, immer unschärfer wird und weiter in den Hintergrund rückt. Und selbst Pflegeexperten innerhalb der Bundesregierung haben wenig Hoffnung, dass dies in der nächsten Wahlperiode anders sein wird.

Der politische Stillstand hat damit zu tun, dass Alter und Pflegebedürftigkeit letztendlich noch immer Tabuthemen sind. Sterben wollen wir alle nicht. Und wenn es doch unvermeidbar ist, dann doch bitte bis ins hohe Alter topfit und keinesfalls pflegebedürftig oder gar geistig verwirrt. Dass die Realität radikal anders aussieht – etwa jeder Sechste über 80-Jährige ist demenzkrank, bei den über 90-Jährigen bereits jeder Dritte –, verdrängen die allermeisten erfolgreich. Mindestens so lange, bis der eigene Vater, die Mutter oder Tante zum Pflegefall wird. Kein Wunder, dass die Bereitschaft im Volk weit größer ist, Steuergelder für den Neubau von Kindergärten zu verwenden oder Arbeitsplätze defizitärer Branchen durch Subventionen zu unterstützen, als die Bereitschaft, einen größeren Teil des Arbeitseinkommens als bisher in die Pflegeversicherung einzuzahlen.

Die Zustände im deutschen Altenpflegesystem sind jedoch heute schon, mit der vergleichsweise kleinen Zahl von nur 2,34 Millionen Pflegebedürftigen, desolat, zuweilen sogar erschreckend. Wenn in den Medien über Pflegeskandale berichtet wird, geht es meist um Einzelfälle: Heimbewohner, die von Pflegern misshandelt werden, mit Schlägen traktiert, vielleicht sogar daran sterben. Im Zentrum der Kritik – und in der juristischen Verantwortung – steht dann meist überfordertes Pflegepersonal, das sich nicht mehr anders zu helfen wusste. Manchmal muss auch einmal ein Heimleiter, der seinen Mitarbeitern zu viel abverlangte, den Hut nehmen.

Tatsächlich sind solche Skandale jedoch keineswegs Einzelfälle, und sie entstehen in der Regel nicht wegen des Versagens einzelner Pflegekräfte. Sie sind im System angelegt. Denn die Pflegeindustrie, die pro Jahr rund 30 Milliarden Euro umsetzt und stärker wächst als jeder andere Bereich innerhalb der Gesundheitsbranche, will Geld verdienen. Sie besteht aus vielen Anbietern, vom winzigen ambulanten Pflegeservice bis zur bundesweiten Altenheimkette, vom katholischen Betreiber bis zum Privatanbieter in der Hand von Finanzinvestoren. Doch alle haben ein gemeinsames Ziel: Gewinnmaximierung. Eine privatwirtschaftliche Pflegekette muss Gewinne abwerfen, weil ihre Investoren dies fordern, und eine kirchliche Einrichtung braucht Überschüsse, um davon ihre wohltätigen Einrichtungen finanzieren zu können, von der Drogenberatung über die Kleiderkammer und die Schwangerenkonfliktberatung bis zur Suppenküche.

Grundsätzlich ist das auch legitim. Wer keine Gewinne erwirtschaf­tet, hat keinen Anreiz, ein Pflegeheim zu betreiben. Ohne den Privatsektor, der momentan knapp 40 Prozent aller deutschen Pflege­heime betreibt, Tendenz steigend, gäbe es eine drastische Unter­versorgung an Heimplätzen. Wie groß der Mangel früher einmal war, zeigt die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre. In dieser Zeit ist die Zahl der stationären Wohneinrichtungen für Pflegebedürftige um 18 Prozent auf 11.600 Einrichtungen gestiegen, die Zahl der ambulanten Dienste um 14 Prozent. Doch selbst heute ist der Bedarf an stationären Pflegeplätzen längst nicht gedeckt. Allein innerhalb der nächsten acht Jahre werden bundesweit 2.000 zusätzliche Pflegeheime benötigt, schätzt die Unternehmensberatung Ernst & Young. Eine enorme Summe. Zusätzlich werden in den nächsten Jahren massive Investitionen notwendig sein, um solche Heime zu modernisieren, die schon seit Jahrzehnten bewohnt werden und mittlerweile baufällig geworden sind. Etwa jede dritte Einrichtung ist laut der Befragung der Heimbetreiber sanierungsbedürftig. Das Geld dafür soll von sogenannten institutionellen Investoren kommen, also Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften, und letztendlich von Privatleuten, bei denen diese das Geld einsammeln.

Das Problem: Anders als bei Autobauern oder Zahnpastaproduzenten ist der Käufer in der Pflegebranche nicht der Privatkunde, der durch immer bessere Angebote dazu verführt werden kann, stetig mehr Geld für die Dienstleistungen auszugeben. Stattdessen stehen auf der Zahlerseite das klamme System der sozialen Pflege- und der Krankenversicherung und die ebenso gebeutelten Sozialämter der Kommunen. Auf dem Markt kann keine freie Preisbildung stattfinden, bei der automatisch die beste Leistung zur größten Nachfrage führt. Stattdessen bestimmen Kommunen und Pflegekassen in ihren Verhandlungen mit den Heimbetreibern und den ambulanten Pflegediensten, wie viel Geld welcher Anbieter von Pflegedienstleistungen aus den öffentlichen Kassen bekommt. Da diese jedoch chronisch leer sind, sind die Verhandlungsführer der öffentlichen Hand bei den sogenannten Pflegesatzverhandlungen dankbar für solche Anbieter, die Pflegebetten so günstig wie möglich zur Verfügung stellen können. Das führt immer häufiger dazu, dass bei den Qualitätskontrollen eben jener Betreiber schon mal ein Auge zugedrückt wird.

Die Heimbetreiber und Pflegedienste müssen kreativ sein, um unter diesen Bedingungen rentabel arbeiten zu können. Leider bleibt dabei so manches Mal der Pflegebedürftige auf der Strecke.

Der Rohstoff, aus dem Altenheimbetreiber und ambulante Pflegedienste ihre Gewinne generieren, sind Menschen. Einerseits die Pflegebedürftigen in den Heimen, andererseits die angestellten Altenpfleger. Beiden kann es schlecht ergehen, wenn sie an die falsche Einrichtung geraten. Die einen werden stundenlang in ihrem Urin liegengelassen oder liegen sich wund, weil die Pfleger keine Zeit für sie haben. Die anderen müssen über die Gänge hetzen, um ihrer Aufgabe auch nur halbwegs gerecht werden zu können und sind nach nur wenigen Dienstjahren völlig resigniert und ausgebrannt. Heute arbeiten bundesweit rund 900.000 Pfleger in Heimen und in der ambulanten Pflege. Altenpfleger stehen im öffentlichen Ansehen ganz unten. In den Beliebtheitsumfragen der großen Meinungsforschungsinstitute landet der Beruf in der Regel auf einem der letzten Plätze. Doch nicht nur das Ansehen ist schlecht, sondern auch die Bezahlung. Eine im Altenheim angestellte Fachkraft kommt laut Tarifvertrag auf rund 1.800 Euro brutto im Monat. Im ambulanten Pflegedienst sind die Löhne oft weit geringer. Natürlich macht die schlechte Bezahlung den Beruf unattraktiv – mit der Folge, dass in Zukunft ein massiver Fachkräftemangel droht.

Doch die Löhne sind bei Weitem nicht das einzige Problem der Berufsgruppe. Kaputter Rücken, Depressionen, chronische Kopfschmerzen und andere Krankheitsbilder sind unter Altenpflegern laut Krankenkassenstatistiken weit stärker verbreitet als in den meisten anderen Berufen. Dies wiederum ist nach Aussage von Pflegeforschern eine Folge der stetigen Überforderung. Die Personaldecke ist häufig sehr dünn gestrickt. Die Krankenstände und die Fluktuation sind gleichzeitig so hoch, dass die meisten Pfleger ständig mehr arbeiten müssen, als in ihrem Arbeitsvertrag steht. Eine Überforderung ist programmiert – die sich auf dem Rücken der Pflegebedürftigen entlädt.

Zur »gefährlichen Pflege«, bei der aus Personalmangel die Unversehrtheit der Pflegebedürftigen nicht mehr gewährleistet werden kann, scheint es besonders häufig dann zu kommen, wenn die Gewinnerwartungen der Investoren zu groß sind und langfristige Planungen im Pflegebetrieb eine untergeordnete Rolle spielen. Kein Wunder, dass angesichts solcher Missstände im Pflegesystem viele Menschen Angst vor dem haben, was sie erwarten könnte. Zwei Drittel der Deutschen fürchten sich davor, im Alter gepflegt werden zu müssen. Bei den über 60-jährigen Befragten sagten dies sogar fast 80 Prozent. Je höher das Einkommen, ergab die Studie des Marktforschungsinstituts Allensbach, desto geringer sei, so die wenig überraschende Erkenntnis, die Angst, im Alter zum Pflegefall zu werden.

Dass das deutsche Pflegesystem derart anfällig für Pflegeskandale ist, liegt zum großen Teil an grundlegenden Konstruktionsfehlern. Darunter ist das bislang dreistufige System der Pflegestufen – Stufe 1 ist die niedrigste, 3 die höchste –, in dem es kaum Anreize für Heime und Pflegedienste gibt, die Senioren so lange wie möglich in ihrer Selbstständigkeit zu unterstützen oder diese wieder herzustellen; das lückenhafte System der Qualitätskontrolle, bei dem sich Prüfer vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) und der staatlichen Heimaufsichten vor Kontrollbesuchen oft noch immer anmelden – und das diesen Aufsichtsorganen keinerlei Kontrolle über die behandelnden Ärzte erlaubt; und nicht zuletzt die strengen Datenschutzbestimmungen von Heimaufsichten und Pflegekassen, die dazu führen, dass Öffentlichkeit, Angehörige und sogar die Heimbewohner selbst nur in Ausnahmefällen davon erfahren, wenn in der eigenen Seniorenresidenz schwerste Pflegemängeln festgestellt werden.

Muss man also tatsächlich Angst vor der eigenen Pflegebedürftigkeit haben? Kann man Mutter oder Vater guten Gewissens in eine stationäre Pflegeeinrichtung einziehen lassen – oder von einem ambulanten Pflegedienst betreuen lassen? Dieses Buch fühlt den Problemen des Pflegesystems auf den Zahn – und versucht all jene, die sich im Dickicht des deutschen Pflegedschungels zurechtfinden müssen, hellhörig zu machen für Fallstricke und Gefahren, die auf dem Weg lauern. In der Hoffnung, dass sich gute Pflege gegen solche, die nur abzocken will, auf lange Sicht durchsetzen kann.

Teil I: Endstation Altenheim

1. Einmal Pflegefall und zurück

Akt 1: Panik

Der Rollstuhl ruckelt über das Kopfsteinpflaster, mit dem der Weg zwischen Empfangsgebäude und Wohnhaus gepflastert ist. Während ich auf das mehrstöckige Wohnhaus zurolle, steigt Panik in mir auf. Ich will hier raus, ich gehöre hier nicht hin, denke ich. Und frage mich unwillkürlich, ob es nur mir so geht, oder ob alle Neuankömmlinge in einem Altenpflegeheim exakt dasselbe durchleben – auch die »echten« Pflegebedürftigen. Vor fünf Minuten, halb acht am Morgen, hat mich der Pflegedienstleiter des katholischen Pflegeheims in der Kölner Südstadt in Empfang genommen und mit mir durchgesprochen, welche »Einschränkungen« ich für den heutigen Tag haben werde: Ich werde vortäuschen, halbseitig gelähmt zu sein, mein linkes Bein und den Arm nicht bewegen zu können – und sitze daher im Rollstuhl. Außerdem habe ich Sprachstörungen. Außer Ja und Nein werde ich nichts sagen können. Für einen jungen Menschen, der einen Schlaganfall erlitten hat, könnten solche Folgen durchaus typisch sein, erklärt der Pflegedienstleiter.

An der Tür zum Wohngebäude bleibt der Rollstuhl an einer Schwelle hängen, ich rutsche. »Hups, Entschuldigung«, sagt Mustafa E. und lächelt. Mustafa ist Auszubildender im Seniorenzentrum Herz Jesu und ist den Großteil des Tages über abgestellt, um mich an meinem »ersten Tag« im Pflegeheim zu begleiten. Eigentlich hatte ich darum gebeten, keine Vorzugsbehandlung zu bekommen, sondern die Langeweile erleben zu können, die ein Heimbewohner empfinden muss, wenn er mit dem Rollstuhl abgestellt und sich danach selbst überlassen wird. Mustafa versichert aber, es sei durchaus nicht außergewöhnlich, dass sich ein Auszubildender für einen Neuankömmling so intensiv Zeit nehmen könne – zumindest in diesem Pflegeheim. Wir nehmen den Fahrstuhl, der uns in den Wohnbereich »Agnes« bringen soll. Die Türe schließt sich, öffnet sich wieder, schließt sich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder. »Der geht schön langsam, damit niemand in der Tür eingeklemmt wird«, sagt Mustafa lächelnd.

Wie lebt es sich in deutschen Altenheimen? Gibt es tatsächlich viel zu wenige Pfleger in den Einrichtungen – und bekommt ein Pflegebedürftiger überhaupt mit, wenn auf einer Station eine Fachkraft fehlt? Zeitungen, Fernsehsendungen und Fachmagazine sind voll mit Aufsätzen und Meinungsartikeln zu diesen Fragen. Doch wissen die Autoren tatsächlich, wovon sie sprechen?

Wie sich ein Pflegebedürftiger tatsächlich fühlt, kann man, selbst als Angehöriger, nur schwer ergründen. Fragt man alte Menschen, die in stationären Altenpflegeeinrichtungen leben, wie sie sich fühlen, reicht das Spektrum der Antworten in der Regel von »Die Pfleger sind alle sehr bemüht« bis hin zu »Ich bin todunglücklich, weil ich mich abgeschoben fühle und mein Zuhause verloren habe«. Aussagen über die tatsächliche Qualität einer Einrichtung lassen sich aus den Gesprächen meistens nicht ableiten, fehlt es den Senioren doch in der Regel an der Vergleichbarkeit. Kaum ein Heimbewohner wechselt im Laufe seiner »Heimkarriere« das letzte neue Zuhause.

Um dieses Buch glaubwürdig schreiben zu können, war es mir deshalb sehr wichtig, die Erfahrung selbst zu machen: Wie fühlt man sich als Pflegefall im Altenheim? In Köln bekam ich die Möglichkeit, mich einen Tag lang pflegen zu lassen: im Seniorenzentrum Herz Jesu der Franziska Schervier Altenhilfe. Beim dortigen Projekt »Schattenmann/Schattenfrau« schlüpft der Teilnehmer für ein paar Stunden in die Rolle eines Pflegebedürftigen. Bisher war die Teilnahme zukünftigen Pflegern vorbehalten, die durch den Perspektivwechsel testen wollten, ob der Beruf Altenpfleger tatsächlich das Richtige für sie sei. Heimleiter Wolfgang Dyck ließ sich überreden, zum ersten Mal eine Journalistin zum Selbstversuch in die Einrichtung zu lassen.

Oben auf der Station sind zwei Pfleger gerade dabei, das Frühstück anzurichten. Geschirr klappert, die ersten Bewohner sind mit ihren Rollatoren auf dem Weg in den Gemeinschaftsraum. »Wir machen jetzt aber erstmal die Grundpflege«, sagt Mustafa. Er schiebt meinen Rollstuhl ins Gemeinschaftsbadezimmer der Station, in dem die Bewohner in einer großen blauen Badewanne, die mit einer Hebeapparatur ausgestattet ist, ab und an ein Bad nehmen können. Er schiebt meinen Rollstuhl vor das Waschbecken und sagt, er müsse nur schnell Handtücher, Waschlappen und Zahnbürste holen, gleich sei er wieder da. Ich warte. Mustafa hat mich mit Blickrichtung aufs Waschbecken abgestellt, den großen Raum hinter mir kann ich nicht überblicken. Das macht mich nervös. Ich würde mich gern umdrehen, kann aber aus eigener Kraft den Rollstuhl nicht drehen. Schließlich darf ich nur eine Hand benutzen.

Mustafa kommt wieder und erklärt, er werde mir das Gesicht waschen und die Zähne putzen. Beim Zähneputzen beginne ich, mit meiner beweglichen Hand zu putzen, lasse mir dann aber helfen. Mustafa reibt kräftig mit der Zahnbürste über meine Kauflächen. ›Nicht so fest drücken beim Putzen!‹, denke ich, bei meinem empfindlichen Zahnschmelz! Sagen kann ich nichts, schließlich habe ich eine Sprachstörung, und mit Ja und Nein komme ich hier nicht weit. Ich schiebe den Gedanken weg, wie oft sich wohl ein echter Heimbewohner mit solch kleinen Dingen arrangiert, die ihn stören – weil es ihm zu aufwendig, zu kompliziert oder sogar unmöglich ist, sich mitzuteilen.

»Müssen Sie jetzt zur Toilette?«, fragt der Pflegeschüler. Ich nicke. Er sagt: »Dann hebe ich Sie drauf.« Auf meinen erschrockenen Gesichtsausdruck hin sagt er, es sei mir unmöglich, mich allein vom Rollstuhl auf den Toilettensitz zu hieven, wäre ich tatsächlich halbseitig gelähmt. Also hänge ich mich mit meinem funktionierenden Arm um seinen Hals und stütze mich mit dem gesunden Bein ab, während er mir Hose und Unterhose herunterzieht. Mustafa scheint selbst peinlich berührt. »Ich gucke weg, keine Angst, ich gucke nicht«, wiederholt er immer wieder, während er den Kopf nach hinten dreht. Dann setzt er mich ab, gibt mir eine rote Klingelschnur in die Hand und sagt, ich solle daran ziehen, sobald ich fertig sei. Sofort, nachdem er den Raum verlassen hat, kommt das nächste Problem auf mich zu. Der Toilettenpapierhalter ist auf der linken Seite der Toilette befestigt. Während ich versuche, mit dem rechten Arm nach dem Papier zu angeln, komme ich aus dem Gleichgewicht. Wäre ich tatsächlich gelähmt, läge ich wohl jetzt auf dem Boden. Allein abputzen geht also nicht. Ich ziehe die Klingel.

Mustafa kommt zurück und kündigt an, dass jetzt die Intimpflege an der Reihe sei. Ich schüttle so heftig mit dem Kopf, wie ich kann. Mustafa ist ratlos. Dann fragt er, ob es in Ordnung sei, wenn er eine weibliche Kollegin holen würde, die diese Prozedur übernehmen könne. Ich zucke mit den Schultern. Die junge Kollegin, die er nun hereinschickt, streift sich routiniert die Einmalhandschuhe über. Dann mustert sie mich irritiert und fragt, ob ich als Schattenfrau zu Besuch bin. Als ich bejahe, lächelt sie erleichtert.

Die Schattenmann-Aktion, hatte mir der Heimleiter in einem Vorgespräch erklärt, solle dazu dienen, die eigene Rolle als Pfleger zu reflektieren. Sie solle auch dafür sorgen, dass die Pfleger die Bewohner nicht auf ihre Defizite reduzieren, sondern als Persönlichkeiten wahrnehmen. Dyck, ein Diplom-Theologe, entwickelte das Projekt in seiner vorherigen Wirkungsstätte in Moers. Er wirkte auch in einer Kommission mit, die von 2003 bis 2005 ethische Grundsätze für die Altenpflege formulierte und in einer vom Bundesfamilienministerium verbreiteten »Pflege-Charta« zusammenfasste. Zum Inhalt dieser Erklärung gehört etwa das Recht auf Wahrung und Schutz der Intimsphäre: Pflegekräfte sollen nicht ins Zimmer kommen, ohne anzuklopfen; Pfleger, die Heimbewohner duschen und dabei nackt sehen, sollten möglichst selten wechseln. Auch das Recht auf Erleben der eigenen Kultur und Ausübung der eigenen Religion ist in der Charta festgehalten. So sollen Heimbewohner nicht, wie dies offenbar in einigen Einrichtungen geschieht, ungefragt zum Gottesdienst gefahren werden. Das Schattenmann-Projekt entstand, um den Pflegern zu zeigen, warum diese Richtlinien für die Heimbewohner so extrem wichtig sind.

Mittlerweile knurrt mein Magen. Doch bevor ich essen kann, muss ich den Rest der »Grundpflege« über mich ergehen lassen: Mustafa zieht den Waschlappen durch mein Gesicht, bürstet meine Haare, macht mir einen praktischen Pferdeschwanz. Im Schlafanzug und ungewaschen am Frühstückstisch lümmeln, so wie ich es am Wochenende mache – und ich es fürs Alter eigentlich für jeden Tag geplant habe – geht hier wohl aus organisatorischen Gründen nicht.

Akt 2: Stille

Mustafa fährt mich in den Frühstücksraum. Von den 15 Bewohnern der Station sitzen bisher erst zwei im Gemeinschaftsraum und kauen wortlos an ihren Brötchen. Ich lächle sie vorsichtig an. Mustafa sagt: »Das ist eine neue Bewohnerin. Sie schaut, ob es ihr hier gefällt.« Eine der Bewohnerinnen mustert mich, scheint aber nicht besonders erstaunt, dass eine junge Frau mit im Frühstücksraum sitzt. Ich frage mich, ob das daran liegt, dass die Bewohner alle paar Wochen eine »Schattenfrau« zu Besuch haben – oder ob das Schauspiel einfach ihr Fassungsvermögen am frühen Morgen übersteigt.

Auch im weiteren Verlauf des Tages wird nicht eindeutig klar werden, ob die anderen Bewohner der Station, oder zumindest manche von ihnen, über meinen Einsatz aufgeklärt sind, oder ob es vielleicht sogar zum Konzept gehört, vorzugeben, ich sei tatsächlich eine Schlaganfallpatientin, die auf Pflege angewiesen ist. Ich fühle mich deswegen schuldig gegenüber den alten Leuten – ihnen etwas vorzuspielen, vielleicht ihr Mitleid zu erzeugen, fühlt sich heuchlerisch an. Mich plagt auch mein Gewissen, weil ich die knappe Zeit der Pfleger verschwende. Auf dem Weg zur Station hatten wir eine Küchenkraft getroffen, die leicht gereizt sagte, sie seien heute unterbesetzt – wenn Mustafa ein Frühstück für mich haben wolle, müsse er selbst in die Küche laufen und es holen. Heute ist ein denkbar schlechter Tag für einen Einsatz wie meinen: Die Mitarbeiter im öffentlichen Nahverkehr streiken seit dem frühen Morgen, viele Pfleger erzählen, dass sie riesige Probleme hatten, pünktlich zum Dienst zu erscheinen, andere kommen zu spät.

Die ganze Zeit denke ich, Mustafa solle ruhig wieder an seine gewohnte Arbeit zurückgehen. Schließlich will ich das echte Leben im Altenheim erleben – den stundenlangen Leerlauf, die viele Zeit zum Nachgrübeln. Der Pflegeschüler hatte aber vorher erklärt, am ersten Tag im Heim bekomme jeder besondere Zuwendung. Mir soll heute also das gesamte Haus gezeigt werden.

Ich solle mir etwas zum Frühstück wünschen, sagt Mustafa. Er reicht mir einen Zettel, auf dem ich aufschreiben soll, was ich essen und trinken möchte. »So machen wir das bei den Leuten, die nicht sprechen können«, sagt er. Ich schreibe auf: Brötchen mit Käse, Kaffee mit Milch. Mustafa bringt mir ein Kännchen dünnen Kaffee, verschwindet anschließend in der Heimküche. In der Mitte des Tischs, an dem ich bisher allein sitze, steht ein Serviettenhalter. Die Servietten sind für mich allerdings unerreichbar. Ich muss warten.

Fünf Minuten vergehen. Im Raum ist es völlig still, niemand spricht. Man hört nur das Klappern des Geschirrs. Ein anderer Pfleger räumt anscheinend etwas auf – was mich irritiert, da ich mit dem Rücken zum Gang sitze, in dem der Geschirrwagen steht, und nicht sehen kann, was vorgeht. Mir fällt auf, dass ich mit der »gelähmten« Seite dem Tisch zugewandt sitze. Ich versuche, den Rollstuhl so schräg zu manövrieren, dass ich mit meinem funktionsfähigen Arm und Bein die Tischplatte besser erreichen kann. Mit einer Hand klappt das aber nur schlecht.

Mustafa kommt mit Brötchen, Butter und Käse zurück. Er muss mir das Brötchen halten, damit ich es schmieren kann. Bei jedem Handgriff denke ich »Danke«, sagen kann ich es ja nicht, bisher bestimmt schon 20-mal an diesem Morgen. Es nervt mich schon selbst. Ich frage mich, ob man sich das irgendwann abgewöhnt. Während ich mein Brötchen kaue, ist es im Raum noch immer unerträglich still. Eine dritte Bewohnerin kommt aus ihrem Zimmer, Mustafa sagt: »Schauen Sie, Frau R., das ist eine neue Bewohnerin. Wollen Sie sie nicht kennenlernen?« Sie reagiert nicht, geht an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Später, als sie an ihrem Platz sitzt, schaut sie mich durchdringend an, mustert mich, während ich mein Brötchen kaue. Ob es wohl auch echten Neuankömmlingen im Heim so geht? Von einem freundlichen Empfang durch die Mitbewohner kann jedenfalls keine Rede sein. Für mich sind die Stille und der Mangel an Kommunikation im Gemeinschaftsraum unerträglich – zumal ich selbst als »Bewohnerin mit Sprachstörung« meines wichtigsten Kommunikationsinstruments, der Sprache, beraubt bin und nicht wie gewohnt selbst auf die Bewohner zugehen kann. Später werde ich Mustafa und auch den Pflegedienstleiter des Heims, fragen, woran es liegt, dass niemand mit dem anderen spricht. Ähnliches habe ich auch in anderen Altenpflegeheimen beobachtet. Beide haben unterschiedliche Erklärungen. Mustafa glaubt, es liege daran, dass die feste Gruppe der Bewohner einander schon alles erzählt habe und einfach nichts Neues erlebe, über das es sich auszutauschen lohne. Der Pflegedienstleiter, Martin Bradtke, dagegen meint, es sei eine Typfrage. Es gebe eben solche Menschen, die lieber für sich blieben. Die kommunikativeren unter den Bewohnern, versichert er, fänden sich nach einer gewissen Zeit.

Seit einer halben Stunde sitze ich beim Frühstück und kaue mein Käsebrötchen. Es schmeckt pappig und trocken, doch ich will nicht zu viel dazu trinken, da ich keine Lust habe, bald schon wieder von Mustafa auf die Toilette gehoben werden zu müssen. Ich will dem Pfleger nicht zu viel Arbeit machen, und es ist mir unangenehm. Vermutlich plagen sich gerade jetzt, im selben Moment, überall auf der Welt Pflegebedürftige mit genau denselben Gedanken. Wahrscheinlich mit einer der Gründe – neben dem abnehmenden Durstgefühl im Alter –, weshalb so viele Pflegeheimbewohner unter einem Flüssigkeitsdefizit leiden und bei Krankenhausaufenthalten häufig schon standardmäßig Infusionen gelegt werden. Ein alter Mensch sollte laut Expertenempfehlung 1,5 Liter am Tag trinken. Jemandem, der für jeden Toilettengang um Hilfe klingeln muss oder sogar Hilfe braucht, um ein Glas zu heben, muss das unvorstellbar viel erscheinen.

Während ich im Frühstücksraum sitze, bleibt mir nichts anderes zu tun, als aus dem Fenster zu schauen. Im Rollstuhl wird es langsam unbequem, mein Po tut weh, weil ich seit über einer Stunde in derselben Position sitze. Ich verbiete mir, die anderen Bewohner zu sehr beim Essen zu beobachten, will nicht unhöflich sein.

Vielleicht geht es den anderen Frauen ja genauso? Vielleicht lassen sie mich absichtlich in Ruhe, weil sie nicht unhöflich sein wollen? Normalerweise würde ich die Zeit nutzen, meinen Laptop aufklappen oder auf dem iPhone ein paar E-Mails schreiben oder Nachrichten lesen. Doch ich habe mir vorgenommen, das Handy in der Tasche zu lassen, schließlich soll der Besuch authentisch sein. Wobei: Wer weiß, vielleicht wird die nächste Generation der Pflegeheimbewohner mit aufgeklappten Laptops oder iPads am Frühstückstisch im Altenheim sitzen – immer noch schweigend, aber wenigstens nicht mehr unbeschäftigt. Mustafa ist wieder da, er fragt, ob ich jetzt spazieren gehen möchte. Luxus! Ich nicke erleichtert mit dem Kopf. Der Pfleger fährt mich durch das Heim, zeigt mir die anderen Stationen, die hauseigene Kapelle, die Cafeteria für Besucher, den Garten.

Wir fahren mit dem Aufzug in die Demenzstation. Schon auf dem Flur riecht es unangenehm nach Urin. Mustafa, der meinen Blick bemerkt, sagt, das sei in allen Pflegeheimen so. Es lasse sich nicht vermeiden, weil hier der Anteil an Inkontinenten weit höher sei als in anderen Abteilungen. Der Speiseraum der Demenzstation ist voll, wir können uns mit dem Rollstuhl kaum den Weg bahnen. Eine Bewohnerin beschwert sich laut, ich verstehe nicht, was sie sagt. Die anderen sitzen geistesabwesend auf ihren Stühlen, manche wippen mit dem Oberkörper leicht vor und zurück. Eine gut gelaunt wirkende Pflegerin begrüßt uns, sie ist Marokkanerin wie Mustafa. Einmal in der Woche, erzählt er, kocht sie marokkanisches Essen für die Bewohner, kräftig gewürzt, anders als das normale Pflegeheimessen. Das komme bei den Bewohnern gut an. »Es geht ja viel über Gerüche und Geschmack, gerade bei Demenzkranken«, sagt er. Auf dem Flur sitzen Puppen und Stofftiere auf Sofas, eine alte Dame hält einen Plüschhasen auf dem Schoß und streichelt ihn. Mustafa erzählt, er habe schon mehrere Wochen auf dieser Station verbracht und auch schon auf Demenzstationen anderer Pflegeheime gearbeitet. Es sei ein Knochenjob.

Ein männlicher Bewohner, sagt er, habe ihn beim Toilettengang aufgefordert, seinen Penis anzufassen, was ihn als unerfahrenen Auszubildenden völlig schockiert habe – andere Pfleger hätten ihm später erzählt, dass solche sexuelle Belästigung gar nicht so ungewöhnlich sei. Es gebe häufiger männliche Bewohner, die vor den Pflegern oder anderen Bewohnern masturbieren würden. Er erzählt auch von einer Frau, die regelmäßig ihre Exkremente im Zimmer verteilte, bis in die Schubladen hinein. »Wenn man morgens zum Dienst kommt und erst mal das ganze Zimmer sauber putzen muss, macht das keinen großen Spaß«, sagt er.

Wir verlassen die Demenzstation, denn es ist Zeit für den Gymnastikkurs auf meiner Station. Rund 15 Bewohner sitzen schon im Stuhlkreis, dazu zwei Mitarbeiter des »psychosozialen Dienstes« (PSD), die einmal pro Woche mit einem Einkaufswagen voller bunter Gummibälle, Schwimmschlangen und anderer Gymnastikutensilien ihre Runde durch die Stationen drehen. Mustafa stellt mich im Kreis ab, viel zu nah am nächsten Bewohner, wie ich finde, und verabschiedet sich dann in die Frühstückspause. »Ich bin in einer Stunde wieder da!«, sagt er und winkt mir zum Abschied freundlich zu. Ich versuche ein Lächeln in die Runde, es wird ein schiefes Grinsen. Der Kursleiter, eingeweiht ins Schattenmann-Projekt, lächelt mir aufmunternd zu, die Bewohner nehmen keine besondere Notiz von mir. Es werden bunte Gummihanteln an die Stuhlrunde verteilt, »Erdnüsschen« nennt sie der Kursleiter. Jeder bekommt zwei Stück, ich, da ich meine linke Hand nicht bewegen kann, nur eine. Schon wieder eine unangenehme Situation, in der ich das Gefühl habe, aufzufallen. Während des gesamten Kurses muss ich alle Übungen, die die anderen mit beiden Händen und Beinen machen, mit lediglich einer Seite vollführen, und brauche dazu zusätzliche Anleitung vom Kursleiter. Die Teilnehmer sollen die Hanteln drücken, um die Handgelenke zu trainieren, sollen sie in Kreisbewegungen über dem Kopf heben, dabei möglichst gerade sitzen – Training vor allem für die Rücken- und Schultermuskulatur. Dann gibt es ein paar Übungen mit einem Noppenball, am Schluss dürfen alle ihre Bälle zurück in den Korb werfen, eine sportliche Herausforderung für die Teilnehmer. Zum Abschluss verteilt der Kursleiter Gläser und schenkt Sprudelwasser aus. Mehrere der Senioren winken ab: »Ich hab keinen Durst«. Der Kursleiter lässt sich aber nicht abwimmeln: »Ach bitte, tun Sie mir den Gefallen!«

Akt 3: Abgründe

Endlich ist Mustafa wieder da. In einer halben Stunde ist es bereits Zeit fürs Mittagessen – schon wieder Essen. Vorher kann er mich aber immerhin noch eine Runde durch den vor dem Seniorenstift gelegenen Park fahren. Während er mich schiebt, erzählt er, warum er Altenpfleger geworden ist. Er habe sich immer sehr gut mit seiner Oma verstanden und viel von ihr gelernt, sagt er. Außerdem sei er selbst einmal krank gewesen und auf Pflege angewiesen, seither wisse er, was Schmerzen seien. Er erzählt auch von seiner Pflegeschule und davon, wie es den anderen Schülern dort ergehe. Eine Mitschülerin, sagt er, müsse in ihrem Ausbildungsbetrieb, einem Caritas-Heim, manchmal vier Wochen am Stück durcharbeiten, mit nur einem einzigen freien Tag zwischen den Schichten. Andere seien von Beginn der Ausbildung an wie examinierte Altenpfleger eingesetzt worden, mit zehn oder mehr Patienten, die sie jeden morgen waschen und anziehen müssten, ohne Anleitung.

Ich zeige Mustafa, dass ich zurück möchte. Die mitleidigen, teils skeptischen Blicke der Spaziergänger sind mir unangenehm. Stattdessen fährt er mich nun auf die Etage innerhalb der Anlage, in der die »betreuten Wohnungen« liegen. Rund ein Dutzend kleiner Wohneinheiten, in denen die Bewohner ihr eigenes Reich haben. Pflegedienstleistungen bekommen sie keine, sie sind hier normale Mieter, die lediglich einen Aufpreis zahlen, um im Notfall versorgt zu sein und das kulturelle Programm des Heims nutzen zu können – einmal pro Woche werden etwa Filme gezeigt, im letzten Jahr zum Beispiel »Chocolat« mit Johnny Depp, oft aber auch Revuefilme aus den Fünfzigerjahren.

Wir klingeln bei Frau A. Sie ist 90 Jahre alt, doch man sieht es ihr nicht an. Frau A. kann sich selbst noch gut versorgen, einkaufen und kochen, sogar ihren Dachgarten auf der kleinen Dachterrasse pflegt sie selbst. »Auch, wenn Sie es nicht erwartet hätten, ich bin zu 70 Prozent behindert«, sagt sie. Jeden Morgen müsse ein ambulanter Pflegedienst in ihre Wohnung kommen und helfen, ihr die Kompressionsstrümpfe anzuziehen. Frau A. ist vor ein paar Jahren hier eingezogen, um weniger einsam zu sein. Eigene Kinder hat sie nicht, nur einen mittlerweile erwachsenen Pflegesohn, der aber mit seiner Familie weit entfernt wohnt. Allerdings, sagt Frau A., habe sie sich mehr erhofft vom betreuten Wohnen. »Ich wohne zwar mit den anderen Mietern Tür an Tür, aber das heißt nicht, dass wir unbedingt auf einer Wellenlänge liegen«, sagt sie bedauernd. Gemeinsame Unternehmungen gebe es so gut wie nicht. »Ich würde gern öfter mal spazieren gehen, aber ich finde hier niemanden, der Interesse hat.«

Insgesamt hat sie sich das Leben hier viel abwechslungsreicher vorgestellt. Vieles scheitere an ganz kleinen, praktischen Dingen. »Nehmen Sie zum Beispiel die Straßenbahn«, sagt sie. »Wir wohnen nicht so weit entfernt von der Haltestelle, man könnte also an andere Orte in der Stadt fahren und sie sich ansehen. Aber die Straßenbahn hat hohe Stufen, die kann ich mit dem Rollator unmöglich überwinden.« Also lasse sie es ganz bleiben.

Wir verabschieden uns von Frau A., das Mittagessen wartet auf Station Agnes. Der Rollstuhl rumpelt wieder in den Aufzug. Im Speiseraum steht schon der Wagen mit dem Mittagessen: Nudelauflauf mit Thunfisch oder Leberkäse stehen zur Wahl. Ich zeige auf den Thunfischauflauf. An meinem Tisch sitzen nun zwei Bewohner, die beim Frühstück noch nicht da waren, eine Frau und ein Mann. Der Mann hat ein riesiges Lätzchen umgelegt, es sieht entwürdigend aus, finde ich. Mustafa fragt: »Möchten Sie auch einen Kleiderschutz?« Ich schüttle entschieden den Kopf. Wieder schweigen alle. Die Frau, die mir gegenüber sitzt, hat einen schleimigen Husten. Weil niemand spricht, klingt es umso lauter. Mir wird schlecht. Ich zwinge mich, den Auflauf trotzdem weiter zu essen. Die anderen Bewohner kauen ungerührt weiter. Ist das eine Frage des Alters? Gewöhnt man sich an so etwas?

Während wir essen, werden wir ständig unterbrochen. Dauernd kommt ein Pfleger oder ein anderer Mitarbeiter des Heims an den Tisch, fragt die Bewohner, wie es ihnen heute gehe, ob es ihnen schmecke, ob sie noch etwas bräuchten. Mich würde das auf Dauer nerven, denke ich, es hat eher etwas von Restaurant als von einem Zuhause – aber vielleicht freuen sich die anderen Bewohner ja darüber.