Ene, mene, Missy. Die Superkräfte des Feminismus - Sonja Eismann - E-Book

Ene, mene, Missy. Die Superkräfte des Feminismus E-Book

Sonja Eismann

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Beschreibung

Beyoncé tut es. Lena Dunham tut es. Miley Cyrus tut es. Emma Watson tut es. Judith Holofernes tut es. Charlotte Roche tut es. Sie bezeichnen sich als Feministinnen. Und sie zeigen, wie aktuell das Thema gerade heute ist! Ist es dir vielleicht auch schon mal passiert, dass du auf der Straße schief angeguckt wirst, weil dein Rock zu kurz ist? Dass dein Lehrer denkt, Frauen verstehen Physik eh nicht? Und der Typ im Bewerbungsgespräch sich mehr für deine Brüste interessiert als für deine Fähigkeiten? Dann tu etwas und entdecke die Superkräfte des Feminismus! Denn mit etwas Selbstbewusstsein und Humor kannst du der Welt jeden Tag zeigen, wie du als Frau behandelt werden willst: mit Respekt und nicht etwa anders als ein Mann!

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Seitenzahl: 251

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Sonja Eismann

Ene, mene, Missy! Die Superkräfte des Feminismus

FISCHER E-Books

Inhalt

Vorwort Liebe Leserin und auch lieber Leser,Kapitel 1 Wofür soll Feminismus eigentlich gut sein? Der BlitzüberblickKapitel 2 Wer könnte es so schön sagen wie sie?Kapitel 3 Zahlen, Daten und FaktenKapitel 4 Verschiedene FeminismenKapitel 5 Lebens- und LiebesformenKapitel 6 Was, die auch? Stars und ihre Liebe zum FeminismusKapitel 7 Die allerblödesten (und nicht ganz so blöden) Fragen zu Feminismus und was du darauf antworten kannstKapitel 8 Praxischeck: Wie kann mir Feminismus im Alltag helfen?Kapitel 9 Male Gaze und Bechdel TestKapitel 10 Feministische ManifesteKapitel 11 Feministische Dresscodes durch die Jahrhunderte oder: Emanzipation durch Mode!Kapitel 12 Feministische ProteststrategienKapitel 13 Mansplaining & CoMännliche Überlegenheitsstrategien und wie du sie aushebelstKapitel 14 Feminismus und Sprache – Sprache ist MachtKapitel 15 Wir fragen jetzt einfach mal die, die es wissen müssen – und FeministInnen antwortenKapitel 16 Feministische Slogans – und was dahinterstecktKapitel 17 Feministische Bullshit BingosKapitel 18 Die wichtigsten feministischen Hashtags im deutschsprachigen RaumKapitel 19 Questions for MenKapitel 20 Feministische Superheldinnen im ComicKapitel 21 Feministisch durchs Jahr protestieren und feiern

VorwortLiebe Leserin und auch lieber Leser,

zugegeben, das Buch, das du in den Händen hältst, hat irgendwie einen komischen Titel. Er klingt nach Kinderabzählreim, und dann wird auch noch angeberisch mit Superkräften aufgetrumpft. Ganz so, als wollte man damit irgendjemanden ärgern: Meine Mama ist stärker als deine Mama, und übrigens, ich kann fliegen! Passt das zu so einem seriösen Thema wie Feminismus, bei dem immerhin für so etwas Grundsätzliches wie Menschenrechte gekämpft wird? Ene mene miste, es rappelt in der Kiste, ene mene meck, und du bist weg! So geht der Kinderreim ja eigentlich, und was zuerst so leichtfüßig und spielerisch klingt, kann schnell kippen in Situationen, in denen es heißt: Du bist doof, dich wollen wir nicht dabeihaben! Wenn man will, könnte man sagen, dass der Feminismus von heute auf genau diese Situationen reagiert. Denn einerseits haben die ganz unterschiedlichen feministischen Strömungen, die wir mittlerweile an jeder Straßenecke vorfinden, gezeigt, dass es wahnsinnig viel Spaß machen kann, sich für Gleichberechtigung einzusetzen, dass man damit mutig, kreativ, glamourös oder eben auch spielerisch umgehen kann – Beyoncé und Taylor Swift haben es schließlich vorgemacht. Dass man sich gemeinsam mit FreundInnen unfassbar stark fühlen kann, weil man merkt, wir können zusammen die Welt verändern.

Andererseits ist Feminismus aber neben all dem Vergnügen, das er bereitet, auch noch eine ernste Angelegenheit. Wie im Abzählreim kann es auch heute noch ganz schnell passieren, dass Mädchen oder Frauen schlechter behandelt werden und dann erst mal weg vom Fenster sind. Weniger Geld für die gleiche Arbeit bekommen, dumm angemacht oder sexuell misshandelt oder im schlimmsten Fall sogar umgebracht werden. Einfach nur, weil sie Mädchen und Frauen sind. Dass das ungerecht ist, da sind wir uns wohl alle einig. Dieses Buch soll einen Einblick geben, wie viel Frauen in der Geschichte schon erreicht haben, um diese Ungerechtigkeiten zu beenden. Und es soll auch zeigen, wo heute noch etwas zu tun ist, und auf welchen vielfältigen Wegen wir uns dafür einsetzen können. Ob wir Binden mit feministischen Sprüchen auf die Laternenpfosten unserer Stadt oder unseres Dorfes kleben, ob wir einen queerfeministischen Modeblog für Dicke gründen, ob wir einen feministischen Hashtag erfinden, der um die Welt geht, ob wir feministische Sprachkritik betreiben oder ganz einfach uns selbst und andere über die reichhaltige Geschichte von Feminismus informieren – die Möglichkeiten, sich zu engagieren und mitzumachen, sind so gut wie unendlich. Und genau das ist eine der – vielen – Superkräfte des Feminismus, die es auf den folgenden Seiten zu entdecken gibt.

Dass im Titel das Wörtchen »Missy« vorkommt, hat natürlich auch einen Grund: Vor beinahe zehn Jahren habe ich gemeinsam mit anderen Frauen unseren Traum verwirklicht und das Missy Magazine gegründet. Unsere eigene Zeitschrift, ohne Chefs, ohne Ansagen von oben. In der es nur um Themen geht, die uns interessieren und von denen wir glauben, dass sie andere Mädchen und Frauen genauso bewegen. In der es um Politik und Pop geht, weil Politik wichtig ist und Pop Spaß macht. Denn es bietet die Möglichkeit, ganz locker mit verschiedenen Identitäten, weitab von langweiligen Jungs-Mädchen-Klischees, zu spielen. Hier sind Frauen nicht nur schmückendes Beiwerk, wie so oft in anderen Heften dieser Art, sondern stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Weil sie etwas zu sagen haben und etwas verändern wollen. Wir haben ganz nach dem popfeministischen Motto gehandelt, das da heißt: »We’re pop culture babies – we want some pleasure with our critique!« (Wir sind Popkulturbabys, und wir wollen verdammt noch mal, dass unsere Kritik auch Spaß macht!)

Dass wir dieses Magazin heute immer noch herausgeben können und dass es beständig wächst, ist ein ganz großes Glück. Das haben wir vor allem den vielen Mädchen und Frauen zu verdanken, die sich für ähnliche Themen engagieren wie wir und uns mit ihrem Rückhalt und Feedback unterstützen. Daher kommt auch die Inspiration für dieses Buch, das Wissen um historischen und heutigen Feminismus, um Aktivismus und Vergnügen bündeln soll. Es funktioniert ähnlich wie das Magazin: Es ist keine lange Wurst aus Erklärungen, die herleiten, wie Feminismus funktioniert. Es ist eher ein Angebot aus verschiedensten Bauteilen, die zusammen einen Überblick über die Bewegung geben, aber auch einzeln funktionieren. Manches ist sehr einfach zu verstehen, mit anderem ist es ein wenig komplizierter. Weil die Verhältnisse manchmal sehr klar und direkt sind, dann aber wieder verwickelt, brauchen sie ihre eigene Sprache. Einiges im Buch ist aus dem Englischen hergeleitet, weil gerade im englischsprachigen Raum spannende feministische Diskussionen und Aktionen geführt werden – und weil Englisch auch die Sprache ist, in der Feministinnen aus der ganzen Welt sich am einfachsten miteinander vernetzen können. Dieses Buch erhebt also keinen Anspruch auf Vollständigkeit – im Gegenteil, es will dazu anregen, mit dem Wissen um das, was schon war, den Feminismus weiterzutragen und nach den eigenen Vorstellungen zu prägen. Und wenn das passiert, fühlt es sich tatsächlich so an, als könnten wir fliegen.

Kapitel 1Wofür soll Feminismus eigentlich gut sein? Der Blitzüberblick

Wofür brauchen wir heute eigentlich noch Feminismus? Überhaupt: Feminismus – was geht mich das an? Das ist längst eine Sache aus der Vergangenheit. Wir haben doch alles erreicht. Frauen und Männer sind längst gleichberechtigt und vor dem Gesetz gleichgestellt. Frauen dürfen wählen, sie verdienen ihr eigenes Geld, sie entscheiden selbst, wen sie mit oder ohne Trauschein lieben, und ob sie Kinder wollen oder keine. Mädchen und Frauen können heute alles schaffen, wenn sie es nur wollen! Nur die Leistung zählt, nicht das Geschlecht.

 

Oder? Vielleicht doch nicht so ganz? Seit den Anfängen des Feminismus sind wir tatsächlich weit gekommen. Meilenweit. Aber eben noch nicht weit genug. Wo das weibliche Geschlecht früher knallhart durch das Gesetz benachteiligt wurde, weil man Frauen für Menschen zweiter Klasse hielt, sind die Benachteiligungen heute versteckter. Früher wurden Frauen wie Kinder behandelt, die den Männern geistig unterlegen sind, kein eigenes Geld besitzen dürfen und sich um Kinder und Haushalt zu kümmern haben (und das, obwohl sehr viele Frauen in der Geschichte sehr wohl außerhalb des Hauses arbeiten mussten). Man ging davon aus, dass der Mann der Kopf sei, das geistige Wesen, im besten Fall das Genie, und die Frau der Körper, das Natur-Wesen, das Gefäß, das der Mann mit seinem Samen und manchmal auch mit seinem Wissen füllt. Und natürlich durfte er komplett über sie und ihr Leben bestimmen. Das kommt uns heute geradezu ekelhaft, absurd und natürlich vollkommen ungerecht vor.

Doch wie sieht es bei uns aus? Ist wirklich alles in Butter? Frauen verdienen meistens ihr eigenes Geld – aber das müssen sie auch! Denn ein Gehalt von heute, im Gegensatz zu früher, reicht nicht mehr für eine Familie aus. Sobald die Frauen nämlich als Arbeitskräfte entdeckt wurden, sank das Lohnniveau insgesamt. Obwohl also die meisten Frauen arbeiten müssen, erledigen sie immer noch den Großteil der Hausarbeit – unbezahlt. Oder sie geben sie an schlechter qualifizierte Frauen ab, die dafür spärlich entlohnt werden. Zudem verdienen Frauen allgemein immer noch rund ein Fünftel weniger als Männer. Deswegen haben sie weniger finanzielle Rücklagen und bekommen auch eine nicht so hohe Rente – im Moment im Schnitt nur etwas mehr als 500 Euro im Monat!

Wenn wir uns umsehen, bemerken wir, dass an den wichtigsten Schalthebeln überall immer noch Männer sitzen. Ja, wir haben eine Bundeskanzlerin und eine Verteidigungsministerin, aber die meisten wichtigen politischen Posten sind nach wie vor mit Männern besetzt. Ebenso in den großen Unternehmen – die Big Bosses sind in der Regel Männer, Frauen auf den Topebenen seltene Ausnahmen. Auch in den Medien dominieren die Männer in den Chefetagen und bestimmen damit darüber, was uns wie erzählt wird. Frauen kommen zwar oft als Moderatorinnen vor, aber nur, wenn sie nicht zu alt sind und dabei noch möglichst gut aussehen. Bei Männern sind Aussehen und Alter in diesen Positionen jedoch egal, so dass gerne ein weißhaariger Sprecher neben einer perfekt gestylten, jungen Frau platziert wird. In der Unterhaltungsbranche begegnen uns zwar viele Frauen, zum Beispiel im Pop, in Filmen, am Theater und in Büchern. Doch auch dort müssen sie meistens großartig aussehen, dünn und jung sein, und oft spielen sie nur die Nebenrollen als sexy Liebesobjekte oder Tänzerinnen. Von der Werbung ganz zu schweigen, wo nach wie vor Produkte mit sexistischen Fotos von Frauen beworben werden, die mit dem zu verkaufenden Ding an sich rein gar nichts zu tun haben.

 

Wenn es um die körperliche Unversehrtheit von Frauen und Mädchen geht, ist die Situation noch schlimmer. So schlimm, dass viele davon sprechen, dass wir in einer Rape Culture, einer Vergewaltigungskultur leben. Das bedeutet, dass sie die Gewalt gegen Frauen durchgehend verharmlost. Über ein Drittel der weiblichen Bevölkerung hat in Deutschland seit dem 15. Lebensjahr Gewalt erfahren, doch die wenigsten Vergewaltigungen werden angezeigt – weil nämlich die wenigsten angezeigten Vergewaltigungen überhaupt mit einem Strafurteil enden. Da sparen sich viele lieber die Tortur, vor fremden Personen die schrecklichen Ereignisse zu schildern. Häusliche Gewalt ist nach wie vor an der Tagesordnung, so dass jährlich Tausende Frauen in Frauenhäuser flüchten müssen. Und als wäre das nicht alles niederschmetternd genug, hat auch noch eine neue Studie von Anfang 2016 (Psychology of Women Quarterly) gezeigt, dass sich zwar einiges an den Realitäten geändert hat – dass zum Beispiel Frauen jetzt wie selbstverständlich Geld verdienen (müssen), dass die alten Rollenbilder aber immer noch fest in den Köpfen verankert sind. So denken die Leute heute noch genauso wie 1983, dass sich Frauen um Haushalt und Kinder kümmern, während Männer fürs Auto und für allgemeine technische Reparaturen zuständig sein sollten. Der Mann wird als Chef der Familie angesehen.

Also ist leider noch nicht alles ganz in Butter. Und aus diesem Grund brauchen wir heute immer noch dringend Feminismus – doch auch angesichts der oft grimmigen Realität sollten wir nie vergessen, dass es ein großartiges Gefühl ist, sich gemeinsam für eine Verbesserung der Welt einzusetzen. Weil die Geschichte gezeigt hat, dass unmöglich scheinende Veränderungen möglich sind. Und genau die können wir weiterhin gemeinsam erreichen.

 

In diesem Buch soll es um viele Dinge gehen, die im Feminismus wichtig waren und sind. Die feministische Bewegung ist jedoch so vielfältig und so geschichtsreich, dass nur ein Bruchteil davon überhaupt zur Sprache kommen kann. Es wird viel von Mädchen und Frauen, von Jungs und Männern die Rede sein. Manche der jetzt aktiven FeministInnen sind mit dieser Einteilung nicht einverstanden, weil sie sich nicht auf ein Geschlecht festlegen lassen wollen und finden, dass diese Kategorien genau das System aufrechterhalten, das uns mit seiner strengen Ordnung von Zweigeschlechtlichkeit – platt ausgedrückt: oben die Männer, unten die Frauen – unterdrückt. Und weil sie argumentieren, dass viele Menschen sich mit diesen Etiketten weder identifizieren können noch wollen. Das Ziel müsse sein, Geschlecht als Kategorie an sich aufzulösen. Das ist eine wichtige Kritik, die den Feminismus auch in Zukunft nachhaltig beeinflussen wird. Der Grund, warum hier trotzdem hauptsächlich von zwei Geschlechtern die Rede ist, ist der, dass wir von der Gesellschaft eben doch diesen zwei Kategorien zugeteilt werden. Diskriminierungen, die daraus entstehen, sind am einfachsten mit männlich und weiblich zu beschreiben.

 

Die nachfolgenden Kapitel versuchen, der Vielfältigkeit von Feminismus gerecht zu werden, indem ganz unterschiedliche Aspekte aufgegriffen werden. Bei Interesse können diese jeweils selbständig weiterverfolgt werden, zusammengenommen mögen sie ein Mosaik ergeben, bei dem noch viele Steinchen eingesetzt werden können. Trotzdem ist es hilfreich, als Grundlage mit einem geschichtlichen Überblick des Feminismus anzufangen. Denn was von Feministinnen jeder Generation beklagt wird, ist die Tatsache, dass alle das Gefühl haben, jedes Mal das Rad neu erfinden und von null anfangen zu müssen. Weil das Wissen um feministische Kämpfe nicht als Teil einer offiziellen Geschichte weitergegeben wird – Feminismus kommt in den meisten Lehrplänen an Schulen und Unis gar nicht oder nur am Rande vor, so dass sich die Interessierten ihr Wissen meist selbst zusammensuchen müssen.

 

Heute wird die Geschichte des Feminismus meist in Wellen erzählt. Das finden nicht alle gut. Zwischen den Wellen gab es schließlich auch feministisches Engagement. Und nur weil es von der Öffentlichkeit nicht so stark beachtet wurde, sollte es nicht vergessen werden. Trotzdem ist es für einen geschichtlichen Überblick hilfreich, die Geschehnisse so einzuteilen.

 

Man spricht mittlerweile von drei oder auch vier Wellen des Feminismus. Noch vor einigen Jahren war es in Deutschland üblich, von einer alten und einer neuen Frauenbewegung zu sprechen, wobei die alte Frauenbewegung der ersten und die neue Frauenbewegung der zweiten Welle entspricht.

 

Die erste Welle (von ca. 1800 bis 1950) bezeichnet die Zeit, in der Frauen für das allgemeine Frauenwahlrecht kämpften. In Österreich wurde das Wahlrecht für Frauen im Jahr 1918 eingeführt, in Deutschland im Jahr 1919 und in den USA erst 1920. In der Schweiz, man glaubt es kaum, dürfen Frauen erst seit dem 7. Februar 1971 abstimmen.

Schon zu Zeiten der Französischen Revolution, Ende des 18. Jahrhunderts, hatten sogenannte Frauenclubs in Europa für Frauen die gleichen Bürgerrechte gefordert, wie sie den Männern zustanden. Allerdings blieben sie zunächst erfolglos und wurden dafür sogar bestraft. So wurde zum Beispiel Olympe de Gouges, die ein Manifest für Frauenrechte geschrieben hatte, dafür 1793 hingerichtet.

In den USA fand im Juli 1848 die erste offizielle Konferenz für Frauenrechte statt, im kleinen Örtchen Seneca Falls im Bundesstaat New York. Auch dort ging es darum, das Wahlrecht für Frauen einzufordern.

In Deutschland wurde im Jahr 1865 der »Allgemeine Deutsche Frauenverein« gegründet. Hier ging es vor allem um Bildungschancen.

1892 fand in Frankreich erstmals ein Kongress mit dem Wort »Feminismus« im Titel statt, das die französische Frauenrechtlerin Hubertine Auclert geprägt hatte.

Anfang des 20. Jahrhunderts formierten sich in vielen weiteren westlichen Ländern Frauengruppen, die für das Frauenwahlrecht eintraten. Eine dieser Gruppen waren die britischen Suffragetten, die sich mit besonders radikalen Aktionen hervortaten.

Im August 1910 fand in Kopenhagen die erste internationale Frauenkonferenz statt. Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin forderte dort zum Beispiel einen Acht-Stunden-Arbeitstag, gleichen Lohn für gleiche Arbeit und Urlaub für Schwangere.

Nachdem die Frauen in den jeweiligen Ländern das Wahlrecht erlangt hatten, kühlte die feministische Bewegung etwas ab und zersplitterte sich. In Deutschland wurde sie von den Nazis zerschlagen und teilweise sogar für deren Zwecke vereinnahmt.

 

Die zweite Welle beginnt mit der Zeit der Studentenbewegung in den 1960er Jahren, als die alte patriarchale Gesellschaftsordnung durch weltweite Revolten aufgebrochen wurde. Die neue Generation von Frauen konnte sich teilweise auf das stützen, was die anderen vor ihnen schon erreicht hatten, trotzdem konnte von einer Gleichstellung von Mann und Frau keine Rede sein. Unzufrieden mit der dienenden Rolle, die ihnen in der Studentenbewegung zugewiesen wurde, entdeckten sie die Schriften von Simone de Beauvoir. Diese Frauenrechtlerin war bereits 1949 in ihrem Buch »Das andere Geschlecht« der Frage nachgegangen, warum die Frau nur als minderwertiger Mann dargestellt wird. Auch das Buch »Der Weiblichkeitswahn« von Betty Friedan gehörte zur feministischen Pflichtlektüre dieser Zeit. Die US-Amerikanerin entlarvte in diesem Buch das 50er-Jahre-Ideal der hübschen/braven/dem Ehemann den Rücken freihaltenden Hausfrau als Trugbild. Freidan erzählt, wie Frauen durch die Verdammung zur Untätigkeit und gesellschaftlichen Irrelevanz zuweilen in tiefe Depressionen getrieben wurden.

 

In Deutschland fing die Frauenbewegung mit einem Tomatenwurf (siehe Kapitel »Feministische Proteststrategien«) und der Gründung von »Weiberräten« an. Sie forderten gleichen Lohn für gleiche Arbeit, bessere Kinderbetreuung, das Ende der Abhängigkeit vom Ehemann und die Entscheidungshoheit über den eigenen Körper: Denn sogar so intime Themen wie Abtreibung oder Verhütung waren damals tabu. Die Frauenbewegung der 1960er und 70er Jahre wurde von einer breiten Masse der weiblichen Bevölkerung getragen und war extrem erfolgreich. Feministische Zeitschriften wie Courage, Emma oder Die Schwarze Botin wurden gegründet und erreichten teilweise sechsstellige Auflagen.

Doch zu Beginn der 1980er Jahre teilte sich die Frauenbewegung in viele unterschiedliche Interessensgruppen, z.B. lesbische Frauen, PoCs (Person of Color; Selbstbezeichnung von Menschen, die von Rassismus betroffen sind) oder Frauen mit Migrationshintergrund, die sich in der bürgerlich und weiß geprägten Bewegung nicht ausreichend repräsentiert fühlten. Feministische Forderungen wurden institutionalisiert, das heißt, dass zum Beispiel an Universitäten ganze Studiengänge eingeführt wurden, die sich mit dem Thema Gleichberechtigung beschäftigten. Das führte dazu, dass die feministische Protestbewegung von der Straße verschwand. Vor allem bei jüngeren Leuten galt Feminismus als völlig »uncool«.

 

Der Impuls für eine neue, dritte Welle kam Anfang der 1990er Jahre aus den USA. Einerseits war die Riot-Grrrl-Bewegung ein wichtiger Impuls. Sie sprach mit einem punkigen Do-It-Yourself-Feminismus Themen an, die vorher vernachlässigt worden waren: Schönheitsnormen, sexualisierte Gewalt, Essstörungen oder weibliche Vorbilder. Andererseits nahmen Frauen wahr, dass sie mit dem Versprechen der vollständigen Gleichberechtigung in den 1970er Jahren aufgewachsen waren, und dass sich das immer noch nicht bewahrheitet hatte. Rebecca Walker, die Tochter der Autorin Alice Walker, war diejenige, die den Begriff »Third Wave« prägte. Sie schrieb 1992 einen wütenden Text im US-amerikanischen feministischen Ms Magazine, in dem sie zu einem Fall von sexueller Belästigung Stellung bezog, der große Wellen geschlagen hatte. Anita Hill, eine ehemalige Mitarbeiterin von Clarence Thomas, der als Richter an den Supreme Court berufen werden sollte, sagte 1991 aus, dass er sie jahrelang sexuell belästigt hatte. Obwohl es mehrere Mitarbeiterinnen gab, die ihre Aussagen bestätigen konnten, wurden diese nicht befragt und stattdessen Thomas geglaubt, der alles abstritt – und die Stelle bekam. Die Art und Weise, wie die Glaubwürdigkeit von Anita Hill von einem rein männlich besetzten Komitee in Frage gestellt wurde, machte viele Frauen zornig und führte zu einem neuen, feministischen Aktivismus. Rebecca Walker betitelte ihren Text über weibliche Selbstbestimmung »Becoming the Third Wave«, und gründete die Organisation Third Wave Direct Action. Die dritte Welle setzte einen starken Akzent auf die Analyse von Geschlechterbildern in der Popkultur, also zum Beispiel in Videoclips, Fernsehserien oder Computer-Games. Sie ging nicht mehr davon aus, dass alle Frauen gleich sind, und damit auf die gleiche Weise unterdrückt werden, sondern dass es sehr viele verschiedene Identitäten gibt. Zwei Schlüsselwerke waren »Der Mythos Schönheit« von der Journalistin Naomi Wolf und »Backlash« von Susan Faludi. Naomi Wolf beschreibt, wie Frauen heute nicht mehr durch Gesetze, sondern durch unrealistische Schönheitsnormen unterdrückt werden. Susan Faludi deckt auf, wie unter dem Vorwand, dass es mit dem Feminismus schon viel zu weit gegangen sei, seine Errungenschaften den Frauen wieder weggenommen werden sollten. In Deutschland entstand wenig später die Strömung des Popfeminismus. Der setzte sich auch mit Geschlechterverhältnissen innerhalb der Popkultur auseinander und thematisierte ähnliche Inhalte wie der Third-Wave-Feminismus.

 

Manche sprechen von einer vierten Welle, die um das Jahr 2011 angefangen habe, als der erste Slutwalk organisiert wurde und sich Frauen über das Netz zusammenschlossen – der erfolgreiche Hashtag #aufschrei Anfang 2013 ist auch ein Zeichen für diese neuen Aktivitäten. Die international ausgerichteten Netzfeministinnen betonen noch stärker als die dritte Welle die Intersektionalität von Feminismus und damit auch die Wichtigkeit von antirassistischen Positionen. Sie setzen sich für die Rechte von SexarbeiterInnen und die Anerkennung aller geschlechtlichen Identitäten ein, insbesondere der von Transpersonen. Wahlfreiheit – der Lebensform und der Ausgestaltung des eigenen Körpers ist für sie ein wichtiges Gut. Beyoncé ist vielen ein Vorbild.

Kapitel 2Wer könnte es so schön sagen wie sie?

Wer sich mit Feminismus beschäftigt, wird vermutlich irgendwann mit Vorurteilen konfrontiert. Manchmal mit blöden Witzen, aber auch mit bösen Sprüchen oder offener Ablehnung. Gegenüber Frauen im Allgemeinen, gegenüber Feministinnen im Speziellen. Das ist so, seit es Feminismus gibt, und trotzdem haben sich die Feministinnen nie davon beirren lassen. Im Gegenteil: Sie haben sich einen Spaß daraus gemacht, auf all die Klischees und Ängste, die bis heute mit dem Kampf für Gleichberechtigung verbunden sind, ziemlich lustige Entgegnungen zu finden. Gerade in den letzten Jahren haben sich auch viele Stars, die wir aus unseren Lieblingsfilmen und -serien kennen, als Feministinnen geoutet. Eine kleine Auswahl der besten und witzigsten Statements findest du hier. Die kann dir helfen, auf dumme Kommentare oder auch ernstgemeinte Fragen schnelle Antworten zu geben. Vielleicht regt sie dich aber sogar zu eigenen, noch besseren Definitionen an!

»Feministinnen glauben daran, dass Männer und Frauen die gleichen Möglichkeiten haben sollten. Wenn du Feministin bist, glaubst du generell an gleiche Rechte für alle. Das ist ein Konzept, an dem es wohl nichts zu meckern gibt.«

»Feminismus bedeutet nicht, dass die Frauen einen Aufstand machen, den ganzen Planeten unter ihre Kontrolle bringen und allen Männern die Hoden abschneiden werden.« – Lena Dunham[1]

»Wenn du klug, ehrgeizig oder abenteuerlustig bist, werden dich die Leute hässlich und nicht liebenswert nennen. Weil sie Angst vor deiner Stärke haben.«

»Du spielst nicht die Nebenrolle in der Geschichte irgendeines Mannes. Du bist die Heldin deiner eigenen Geschichte. Vergiss das niemals.« – Laurie Penny[2]

»Feminismus ist kein Schimpfwort. Es bedeutet nicht, dass du Männer hasst, es bedeutet nicht, dass du sonnengebräunte Mädchen mit hübschen Beinen hasst, und es bedeutet nicht, dass du eine ›Zicke‹ oder eine ›Kampflesbe‹ bist; es bedeutet, dass du an Gleichheit glaubst.« – Kate Nash

»Hast du eine Vagina? Und willst du selbst darüber bestimmen können? Wenn du beide Fragen mit ›ja‹ beantwortet hast, dann herzlichen Glückwunsch – du bist eine Feministin!« – Caitlin Moran

»Du musst nicht gegen Männer sein, um für Frauen zu sein.« – Jane Galvin Lewis[3]

»Viele Leute denken, Feminismus würde einen Haufen wütender Frauen bedeuten, die so wie Männer sein wollen. Ganz einfach erklärt ist Feminismus jedoch eine Bewegung, die Sexismus, sexistische Ausbeutung und Unterdrückung abschaffen will.« – bell hooks, Feminism is for Everybody

»Aber ja, klar! Ich liiieeebe Männer. War es nicht das, was Feministinnen immerzu sagen müssen?« – Eva Lundgren[4]

»Natürlich habe ich keine Angst davor, Männer einzuschüchtern. Der Typ Mann, der von mir eingeschüchtert wäre, ist genau der Typ Mann, der mich in keinster Weise interessiert.« – Chimamanda Ngozi Adichie

»Ich bin Feministin. Ich lebe schon ziemlich lange als weibliches Wesen. Daher wäre es dumm von mir, nicht auf meiner eigenen Seite zu sein.« – Maya Angelou

»Ich konnte noch nie herausfinden, was Feminismus genau sein soll: Ich weiß nur, dass die Leute mich Feministin nennen, wenn ich Gefühle äußere, die mich von einem Fußabstreifer unterscheiden.« – Rebecca West[5]

»Als Erwachsene habe ich festgestellt, dass es das Schlimmste überhaupt ist, wenn Frauen sich gegenseitig fertigmachen, also fast so schlimm, wie immer ›also‹ zu sagen und ein Baby in den Müll zu werfen.« – Tina Fey

»Wenn ein Mann seine Meinung sagt, ist er ein Mann. Wenn eine Frau ihre Meinung sagt, ist sie eine Zicke.« – Bette Davis

»Als ich das letzte Mal im Wörterbuch nachgeschaut habe, habe ich nichts dazu gefunden, dass die Menge von Sex, die eine Frau hat, es rechtfertigt, dass man ihr ein Etikett wie einer Suppendose verpasst.« – Meggie Royer, Dichterin

»Ein Mann hat mir gesagt, für eine Frau sei ich ja ziemlich meinungsstark. Ich sagte ›Für einen Mann sind Sie ziemlich dumm‹.« – Anne Hathaway[6]

»Wir lernen, dass der einzige Weg, als Mädchen selbst ein Rockstar zu werden, darin besteht, ein Groupie zu sein, deine nackten Brüste zu zeigen und für eine Nacht erwählt zu werden. Wir lernen, dass wir nur durch Männer etwas erreichen können. Und das ist eine Lüge.« – Kathleen Hanna

»Ich bin lieber eine schlechte Feministin als gar keine Feministin.« – Roxane Gay

»Bedeutet Feministin zu sein eine raumfüllende, unangenehme Person zu sein, die andere Leute anschreit und daran glaubt, dass Frauen menschliche Wesen sind? Wenn das der Fall ist, will ich auch eine sein!« – Margaret Atwood

»Damit eine Frau ernst genommen wird, muss sie dreimal so gut sein wie ein Mann. Zum Glück ist das nicht schwer. – Simone de Beauvoir« – Gale Martin[7]

»Feminismus ist die radikale Vorstellung, dass Frauen Menschen sind.« – Cheris Kramarae and Paula Treichler

»Eine Frau zu sein ist eine entsetzliche schwierige Aufgabe, denn sie besteht hauptsächlich darin, mit Männern zu Rande zu kommen.« – Joseph Conrad

»Männern wird beigebracht, sich für ihre Schwächen zu entschuldigen, Frauen für ihre Stärken.« – Lois Wyse

»Ich wurde Feministin, weil ich keine Masochistin werden wollte.« – Sally Kempton

»Die Ketten der Frauen wurden von Männern geschmiedet, nicht von ihrer Anatomie.« – Estelle R. Ramey

»[Feminismus ist] eine sozialistische, politische Anti-Familienbewegung, die Frauen dazu ermutigt, ihre Männer zu verlassen, ihre Kinder zu töten, Hexerei auszuüben, den Kapitalismus zu zerstören und lesbisch zu werden.« – Pat Robertson

»Die einzigen Jobs, für die Männer nicht qualifiziert sind, sind menschliche Brutstätte und Amme. Umgekehrt ist der einzige Job, für den Frauen nicht qualifiziert sind, der des Samenspenders.« – Wilma Scott Heide

»Ob Frauen besser als Männer sind, kann ich nicht sagen – aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass sie nicht schlechter sind.« – Golda Meir

»Wissen Sie, als ich mit dem Kino anfing, spielte Lionel Barrymore meinen Großvater. Später spielte er meinen Vater und am Ende meinen Ehemann. Wenn er noch länger gelebt hätte, hätte ich sicherlich seine Mutter gespielt. So ist das in Hollywood. Die Männer werden jünger und die Frauen werden älter.« – Lillian Gish

»Ich bin einfach nur ein Mensch, der in einem weiblichen Körper gefangen ist.« – Elaine Boosler

»Frauen sind alle bis zu einem gewissen Grad Darstellerinnen von Weiblichkeit/Drag Queens.« – Susan Brownmiller

»Sexismus ist eine Gesellschaftskrankheit.« – Unbekannte Autorin

»In meinem Herzen denke ich, dass eine Frau nur die Wahl zwischen zwei Dingen hat: Sie ist entweder eine Feministin oder eine Masochistin.« – Gloria Steinem[8]

»Wenn die erste Frau, die Gott schuf, stark genug war, um die ganze Welt auf den Kopf zu stellen, dann sollten doch alle Frauen zusammen stark genug sein, sie wieder umzudrehen und richtig zu machen.« – Sojourner Truth

»Feministin zu sein heißt, am Leben zu sein.« – Margaret Cho

»Jedes Mal, wenn eine Frau für ihre Rechte aufsteht, steht sie auch, ohne es vielleicht zu wissen, ohne es zu behaupten, für alle Frauen auf.« – Maya Angelou

»Von Paris bis Peru, von Japan bis Rom ist das dümmste Tier meiner Meinung nach der Mann.« – Olympe de Gouges

»Die Tyrannei der Männer ist Ursache fast aller Geisteskrankheiten der Frauen.« – Mary Wollstonecraft[9]

»Manch eine wird, das sage ich, in künftigen Zeiten an uns denken.« – Sappho

»Weil wir nymphomanisch sind, wenn wir Freude beim Sex haben, und frigide, wenn wir keine haben. Weil wir frustrierte Emanzen sind, wenn wir die Stimme erheben, weil wir ungeduldig sind, wenn wir zu viele Fragen stellen, unweiblich, wenn wir für unsere Rechte kämpfen, und schwach, wenn wir es nicht tun … Deshalb sind wir Feministinnen.« – Helene Klaars jüngerer Sohn[10]

»Viele erfolgreiche Männer haben keinerlei sichtbare Qualifikation. Außer der, keine Frau zu sein.« – Virginia Woolf[11]

»Manche Frauen entscheiden sich dafür, Männern zu folgen, manche folgen ihren Träumen. Wenn du darüber nachdenkst, für welchen Weg du dich entscheiden sollst, dann denke daran, dass deine Karriere nie morgens aufwachen und dir sagen wird, dass sie dich nicht mehr liebt.« – Lady Gaga

»Auch wenn du dir nur eine einzige Sache merkst, denk immer daran, dass die wichtigste Schönheitsregel ist: Wen juckt’s.« – Tina Fey

»Ich bin tough, ich bin ehrgeizig, und ich weiß genau, was ich will. Wenn mich das zur Zicke macht, okay.« – Madonna

»Das Traurigste, was ein Mädchen machen kann, ist, sich für einen Typen dümmer zu stellen als sie ist.« – Emma Watson[12]

»Ich will junge Frauen in ihren 20ern unterstützen und ihnen sagen: Ihr bildet euch das nicht ein. Es ist hart. Alles, was ein Typ einmal sagt, müsst ihr fünfmal sagen.« – Björk

»Eine Frau, die schreibt, hat Macht, und eine Frau, die Macht hat, wird gefürchtet.« – Gloria E. Anzaldúa[13]

Kapitel 3Zahlen, Daten und Fakten

Viele Mädchen haben das Gefühl, dass es ihnen heute nicht schlechter geht als den Jungs. Im Gegenteil: Sie haben den Eindruck, dass sie alles erreichen können, weil sie super sind. Sie haben per Gesetz die gleichen Rechte, oft die besseren Noten, ein großes Netzwerk an FreundInnen, die sie unterstützen, und dann gibt es ja sogar noch Förderprogramme, die sich speziell um Mädchen kümmern. Das ist großartig, weil es zeigt, wie weit wir seit den Anfängen des Feminismus schon gekommen sind. Trotzdem gibt es leider noch viele Zahlen und Fakten, die darauf hinweisen, dass wir doch noch nicht ganz im Paradies der Gleichberechtigung angekommen sind. Viele davon fallen uns im Alltag überhaupt nicht auf, weil wir beispielsweise so sehr daran gewöhnt sind, dass Frauen weniger als Männer verdienen, sich dabei aber mehr um den Haushalt kümmern. Oder dass Frauen in Filmen hauptsächlich gut aussehen sollen, während Männer die wirklich wichtigen Dinge – wie Sprechen und Handeln – übernehmen. Oder dass eine erschreckend große Zahl weiblicher Wesen irgendwann im Leben Opfer männlicher Gewalt wird. Die hier aufgereihten Zahlen und Fakten wirken nüchtern, sind aber gerade wegen ihrer statistischen Neutralität so explosiv. Denn sie zeigen sehr klar, was heute alles noch schiefläuft. Falls dir also irgendwann jemand erzählen möchte, dass Feminismus heute nicht mehr notwendig wäre, oder dass es mit der Frauenemanzipation mittlerweile ja viel zu weit gehe, kannst du schnell ein paar passende Statistiken aus dem Hut zaubern. Oder du kannst anhand dieses Überblicks überlegen, wo du am meisten Handlungsbedarf siehst, und selbst für eine Verbesserung der Situation aktiv werden.

Namenswahl bei der Heirat (2010)

Nachname des Mannes: 80 %

Nachname der Frau: 5 %

beide behalten ihren Namen: 15 %[14]

Geld

Vermögen von Männern und Frauen in PartnerInnenschaften (Studie DIW2013):

Männer besitzen im Durchschnitt 33000 Euro mehr als ihre Partnerinnen[15]

Vermögen von Frauen weltweit:

Frauen besitzen nur 1 % des globalen Vermögens[16]

Rente von Frauen und Männern:

2012:[17]

Männer: 1017 Euro/Monat

Frauen: 554 Euro/Monat

2015:[18]

Männer: 1065,5 Euro/Monat

Frauen: 695 Euro/Monat

Gender Pay Gap:

Frauen in Deutschland verdienten 201422 % weniger als Männer

In der EU2013 im Vergleich:

In Estland 30 % weniger

In Italien 7 % weniger

In Slowenien 3 % weniger[19]