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Das Buch möchte an den liebevollen Einsatz für die Menschen von Ignatio Ellacuría (Jesuit in El Salvador), Alice Domon (Missionarin in Argentinien), Marguerite Porete (Begine und Mystikerin in Frankreich) und Jesus von Nazareth erinnern. Sie wurden durch politische und religiöse Führer ermordet, weil ihre aufdeckende Wahrheit gestört hat. Es werden die Grundideen und die Lebenshaltungen dieser Personen auf prägnante Weise beschrieben. Ihr aufrichtiger Umgang mit den Menschen kann uns berühren. Sie waren in ihrer Hilfe für ihre Nächsten trotz der vorausschaubaren tödlichen Gefahr für ihr eigenes Leben unerschütterlich. Sie können ein Vorbild für eigene Überlegungen sein, sich für andere Menschen hilfreich einsetzen zu wollen. Es wird dargelegt werden, dass nicht nur eine Diktatur die Tötung unliebsamer Menschen veranlasst, sondern ebenso die religiösen Vertreter maßgeblich an solchen Aktionen beteiligt sind. Besonders kritisch wird die Rolle der katholischen Kirche am Rande beleuchtet, die zu verschiedenen Zeiten und an unterschiedlichen Orten unliebsame Menschen selbst getötet oder nichts zur Rettung tödlich gefährdeter Menschen unternommen hat. Aufgrund dieses Verhaltens kann nachvollzogen werden, dass Ellacuría, Domon sowie Porete, die in diesem Buch in Erinnerung gebracht werden, nach ihrem Tod nicht im besonderen Maße von vielen Führenden in der katholischen Kirche wertgeschätzt werden. Wenn man sich diesen Biographien zuwendet, kann deutlich werden, warum deren Andenken auf jeden Fall wachzuhalten ist. Es öffnet den Blick für das Unheil, das Institutionen anrichten können. Gleichsam wird durch diese Personen unmissverständlich klar, was es bedeutet, wirklich auf Gott zu vertrauen. Gerade in diesem Punkt können sie uns Wegweiser sein.
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Seitenzahl: 115
Veröffentlichungsjahr: 2022
ERMORDETE WAHRHEIT
Hingabe für die Menschen
Sr. Elisabeth HafenegerOP
Missionsdominikanerin
1936-2014
„Sie alle, von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, sind nur auf Gewinn aus; vom Propheten bis zum Priester betrügen sie alle. Den Schaden meines Volkes möchten sie leichthin heilen, indem sie sagen: Frieden! Frieden! – Aber da ist kein Friede. Schämen müssten sie sich, weil sie Gräuel verübt haben. Doch sie schämen sich nicht; Scham ist ihnen unbekannt. Deshalb müssen sie mit denen fallen, die fallen. Sobald ich sie heimsuche, werden sie stürzen, spricht der HERR.“(Prophet Jeremia; Jer 6,13-15)
„Mit dieser Welt haben wir uns eingelassen als Christen, und mit ihnen arbeiten wir an einer Veränderung, damit unsere Gesellschaft wirklich die sei, die Gott für seine bevorzugten Kinder will. Wir haben das Bewusstsein, dem Ruf des Evangeliums zu folgen, der ergeht vom Gott der Unterdrückten, von den Armen des Volkes Gottes, die leben und Jesus Christus begegnen wollen, der unter ihnen gegenwärtig ist.“(Alice Domon; Arlette Welty-Domon, Gefoltert um der Gerechtigkeit willen, 40)
ERMORDETE WAHRHEIT
Hingabe für die Menschen
Udo Manshausen
© 2022 Udo Manshausen
Covergrafik von Udo Manshausen
ISBN Softcover: 978-3-347-70463-3
ISBN Hardcover: 978-3-347-70464-0
ISBN E-Book: 978-3-347-70465-7
ISBN Großschrift: 978-3-347-70466-4
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
BARMHERZIG-SEIN
VORWORT
EINFÜHRUNG
DER GRUND FÜR DIE VIELEN ERMORDUNGEN
STERBEN MUSS, WER AN GÖTZEN RÜHRT
1 IGNACIO ELLACURÍA
1.1 MITTEN INS HERZ POLITISCHER MACHTINTERESSEN
Wahrheit wird durch die Ungerechtigkeit niedergehalten
1.2 JESUS VON NAZARETH UND IGNACIO ELLACURÍA
Der geschichtliche Jesus
Kirche für die Armen – Befreiende Theologie
Praktische Nachfolge Jesu – eine Kirche für die Armen
Die Seligpreisungen Jesu
Die gekreuzigten Völker vom Kreuz herabholen
2 ALICE DOMON
2.1 QUALEN DER FOLTER, VERTUSCHUNG UND SCHWEIGEN
2.2 RELIGIÖSE MOTIVE DER ORDENSFRAU SCHWESTER CATHY
2.3 PERSÖNLICHE WEGE IN VERBINDUNG MIT GOTT
Umzug in ein Elendsviertel von Buenos Aires
Die Ausstrahlung der Armen wie Jesus
Die Unterstützung der Landarbeiter
Mit den anvertrauten Menschen eins werden
Madres de Plaza de Mayo – hineingezogen in das Schicksal der Verschwundenen
Für das barmherzige Handeln im Glauben einstehen
3 MARGUERITE PORETE
3.1 DER SPIEGEL DER EINFACHEN SEELEN
Von der liebenden Erkenntnis
Wohin möchte Marguerite Porete die Glaubenden führen?
Liebe und lebensgerechte Einsicht
Die Befreiung der Seele mithilfe der göttlichen Liebe
Befreiung von der Macht der Tugenden
Warum die Befreiung von den Tugenden notwendig ist
Die zunichtegewordene Seele entlässt die Tugenden und steht nicht mehr unter deren Herrschaft
3.2 DIE VERBRENNUNG VON MARGUERITE PORETE MIT IHREN HÄRETISCHEN GEDANKEN DURCH DIE HEILIGE INQUISITION
Die Bedeutungslosigkeit der Kirche als Heilsinstanz
Die befreite Seele benötigt keine kirchlichen Rituale
Die gereifte Seele ist ohne Bedarf an göttlicher Gnade und Tröstung
Sich der verurteilenden Macht der Kirche entziehen
4 JESUS VON NAZARETH
4.1 ÜBER DIE WAHRHEIT DER MÄCHTIGEN
Von der Standfestigkeit – Das Verhör Jesu vor dem Hohen Priester
4.2 DIE KRITIK JESU AN DEN RELIGIÖSEN FÜHRERN
Der Schein der Schriftgelehrten und Pharisäer
4.3 DIE VERGEBUNG GOTTES DURCH JESUS
Jesus vergibt der Ehebrecherin
Das katholische Kirchenrecht im Gegensatz zur Vergebung Gottes
Das Gleichnis vom unbarmherzigen Schuldner
4.4 REICHTUM FÜHRT NICHT ZUM EWIGEN GLÜCK – VON DER HILFE FÜR DIE ARMEN
Die Geschichte vom armen Lazarus
4.5 DIE MENSCHLICHEN VORSCHRIFTEN DER RELIGIÖSEN FÜHRER – WAS IST MIT DEN GÖTTLICHEN GEBOTEN?
Was ist rein – was unrein?
4.6 WAHNSINN – JETZT SOLLEN WIR AUCH NOCH UNSERE FEINDE LIEBEN!
Vergeltung durch Liebe
4.7 JESUS HAT GELITTEN
NACHWORT
PERSÖNLICHE ABSCHLUSSNOTIZ
LITERATURVERZEICHNIS
Barmherzig-Sein
„Mit dem Hinsehen fängt es an. Gehört das Wegsehen nicht zu unseren größten menschlichen Fähigkeiten? Wer würde denn etwa Menschen ertrinken lassen? Europäische Rechtsstaaten aber bekommen es hin, mit einem Schein des Rechts Rettungsschiffe für Flüchtlinge im Mittelmeer an die Leine zu legen.
Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit in der Sorge füreinander gehören zu unseren hervorstechendsten menschlichen Eigenschaften. Wo ich dem nachgebe, lebe ich unbarmherzig. Bin nicht wie Gott Vater, dessen barmherzig-Sein auch mir gilt.“
„Ich höre von der Kraft, die von Jesus ausgeht. Diese Kraft zieht Menschen zu ihm hin. Sie suchen ihn – sie, die Armen und Hungernden, die Weinenden, die Missachteten und angeblich Überflüssigen. Gott hat ein Herz für sie.“1
Klaus Priesmeier
1 Klaus Priesmeier (Jahrgang 1953, ev. Theologe), Erbarmt euch! Die unbezahlbare Barmherzigkeit; Deutschlandfunk (/kirche-im-radio/deutschlandfunk) |10.01.2021 – 08:35h.https://rundfunk.evangelisch.de/kirche-im-radio/am-sonntagmorgen/erbarmt-euch-11583; aufgerufen am 23.1.2021.
Vorwort
Als ich im Dezember des Jahres 2020 angesichts ihres Gedenktages auf die französische Ordensfrau Alice Domon aufmerksam wurde, traf mich eine tiefe, unerwartete Berührung. Schwester Alice starb im Dezember 1977 nach schwerer Folter durch die Chargen des Militärregimes in Argentinien. Als Folge ihrer selbstlosen Identifikation mit den Armen und aufgrund ihres Einsatzes für die Notleidenden wurde sie ermordet. Während ihre Folterung und Tötung geschah, ging ich aus einer ungefährdeten Lebenssituation heraus meinem Theologiestudium nach. Vom Tod der Schwester Alice hatte ich damals keine Kenntnis. Ich blicke beschämt auf mein bisheriges Handeln zurück, da ich im Einsatz für meine Mitmenschen nie auf eine wirklich existenziell bedrohliche Grenze zugegangen bin. Doch es gibt sie, die vielen Glaubenden, die ihr Leben bis an den Tod heranreichend für andere eingesetzt haben.
Sein eigenes Leben für andere gefahrvoll aufzuopfern, ist sicher kein ‚Muss‘ des christlichen Glaubens. Aber bin ich noch auf einem glaubwürdigen Weg im Sinne Gottes, wenn ich meine Solidarität auf Gedanken und Gefühle beschränke und in erster Linie der Sorge für mein eigenes Wohlbefinden nachgehe? Auf derartige Gedankenströme wird es so schnell keine befriedigenden Antworten geben. Hingegen sind die Argumente eigener Rechtfertigung schnell zusammengestellt.
Um die Bedeutung und die Möglichkeiten eines selbstlosen Handelns lebendig zu halten, möchte ich im Rahmen dieses kleinen Buchprojektes vier Persönlichkeiten in das Bewusstsein der Gegenwart rücken, die als Märtyrer bezeichnet werden können. Sie haben auf entschiedene Weise ihre Verbindung zu Gott durch einen mitmenschlichen und aufopfernden Einsatz gestaltet, der ihnen das Leben kostete.
Die ausgewählten Biographien lassen die heranreifende Dynamik einer Befreiung von einem angstvollen gesellschaftlichen Angepasstsein erkennen. In ihrem Handeln ‚verkörpern’ diese Personen eine derart innige Gottesbeziehung, sodass die Absicherung des eigenen Lebens in den Hintergrund treten konnte. Ihr außerordentliches Vertrauen in Gott ermöglichte es diesen Märtyrern, sich ganz auf die Seite der unterdrückten Menschen zu stellen und mutig die gesellschaftlichen Missstände schonungslos anzuprangern. Dabei kann entdeckt werden, dass der Ausgangspunkt ihres aufopferungsvollen Einsatzes vor allem in der Befreiung vom eigenen egozentrischen Begehren sowie in der persönlichen Abgrenzung von der Gedankendiktatur der Herrschenden in Kirche und Politik gründet. Nur auf diese Weise kann ein authentischer Glaube an Gott essenziell zum Tragen kommen, der zutiefst und ohne Entfremdung mit der eigenen Persönlichkeit verschmolzen ist. Dadurch wird es möglich, das barmherzige Handeln im Sinne des Jesus aus Nazareth vollends glaubwürdig bei der Unterstützung von Menschen zu verwirklichen.
Es ist überall auf der Welt zu beobachten, dass die Herrschenden mithilfe von Spionen, Denunzianten und Inquisitoren die Botschaft Jesu von der individuellen Freiheit des Einzelnen durch den Glauben an Gott mitsamt ihren Propheten auslöschen wollen. Die Verkündigung des Geistes Gottes beinhaltet, dass jeder einzelne Mensch ohne eine nachgewiesene ‚Brauchbarkeit’ einen eigenen Wesenswert in sich selbst trägt. Er ist in Freiheit von Gott dazu aufgerufen, eine individuelle Beziehung zu ihm zu leben, die kein formatiertes Glaubensbekenntnis erfordert. Angesichts eines solchen Betrachtungswinkels ist es für die Mitmenschen hilfreich, das zur Sprache zu bringen und festzuhalten, was Gott in der ureigenen Seele der einzelnen Menschen offenbart hat. Von daher muss die Bibel in diesem Sinne ein ‚offenes Glaubensbuch’ werden und zu allen Zeiten glaubwürdige Gotteserfahrungen aufnehmen. Erst durch die Befreiung von der Angst vor den Menschen und vor der Zukunft des Lebens mit göttlicher Hilfe wird der Mensch in die Lage versetzt, jedwede machtorientierte Hierarchie mutig abzulehnen und diese in ihren Grundfesten auf friedvolle Weise nachhaltig auszuhebeln. Die vielfältigen Druckmittel innerhalb der von Menschen geführten Systeme verlieren durch ein tiefes Vertrauen in Gott ihre absolute Wirkmächtigkeit. An die Stelle der Ängstlichkeit kann mit der Zeit ein wachsendes Urvertrauen in eine göttliche Unterstützung treten. Dieses wird zu einer weitgehend erfahrbaren seelischen Unabhängigkeit von den Unterdrückern führen. Unmenschlich geführte hierarchische Systeme zementieren ihre Beziehungen fast ausschließlich mit den Mitteln angstauslösender, versteckter und offener Drohungen. Das notwendige Vertrauen für ein herzliches Miteinander bleibt somit allzu leicht auf der Strecke.
Zu allen Zeiten bis in die Gegenwart hinein werden aufrichtig und authentisch handelnde Personen aufgrund ihres Einsatzes für die Würde jedes Einzelnen umgebracht oder lebendig mundtot gemacht. Das offenbart die Angst der Mächtigen vor einem durch Gott befreiten Menschen, da diese häufig den Mut besitzen, deren Machenschaften zu entlarven und öffentlich zu machen. In deutlichem Gegensatz zu den Tyrannen ist gerade das Verhalten der Märtyrer durch eine Barmherzigkeit geprägt, die Ausdruck der Liebe Gottes ist.
Eine verlässliche Kraftquelle bei der Verwirklichung einer eigenen seelischen Befreiung gründet maßgeblich in einem unverstellten Lebensbewusstsein – jenseits jedweder Ideologie. Auf diese Weise wird der Boden dafür bereitet, die Wirklichkeit so aufzunehmen, wie sie tatsächlich ist. Der Lebensweg einer Befreiung von den vielfältigen Unterdrückungen kann jedoch auf keinen Fall durch zerstörerische Waffen und mit dem Mittel der Bedrohung erwirkt werden. Er muss vielmehr ganz tief im Innern der eigenen Person ‚erkämpft’ werden.
Während der Entwicklung und Gestaltung dieses Projektes stockte mir oftmals der Atem. Dieser Atemstillstand entstand sowohl im Hinblick auf die beschriebene Brutalität der ‚politisch und kirchlich’ Handelnden, die diesen Märtyrern entgegengebracht wurde, als auch bezogen auf die deutliche Verzerrung und Unterdrückung der Wesenszüge der Botschaft Jesu durch zahlreiche Kirchenführer im Laufe der Weltgeschichte bis in die heutige Zeit hinein. Gerade viele sogenannte ‚kirchliche Würdenträger’ haben auf vielfache Weise den Glauben Jesu an seinen Gott und Vater mit Bezug auf ihre eigenen Machtinteressen wissentlich verfälscht und verfremdend ideologisiert. Als Beispiele seien an dieser Stelle die starke Zurückdrängung des geschichtlichen Jesus im Bereich der Theologie sowie in der Nachfolge Jesu erwähnt als auch die Weigerung der Institution Kirche, die Armen ganz im Sinne Jesu in den Mittelpunkt des christlichen Denkens und Handelns zu stellen.
Mithilfe einer meist uninspirierten – ohne den Geist Gottes einzubeziehen – und machtvoll durchgesetzten eher weltfremden Glaubenslehre werden die Glaubenden in der katholischen Kirche zu allen Zeiten seelisch-moralisch unterdrückt und in Schach gehalten. Die einzelnen Seelen werden durch viele verantwortliche religiöse Führer des Christentums in die Steine der Kirchen hineingemeißelt, sodass sie zu religiösen Massenmenschen erstarren. Ein solches Vorgehen hat nichts mehr mit der befreienden Botschaft vom Reich Gottes des Jesus aus Nazareth zu tun.
Durch die Beschäftigung mit den Biographien der hier dargestellten Märtyrer kann die ‚wirkliche Wahrheit’ über tyrannische und todbringende Systeme – gerade auch im Hinblick auf die Institution der katholischen Kirche – gut nachvollzogen und aktuell erfahrbar werden. In Bezug auf die katholische Kirche ist hervorzuheben, dass diese im Eigeninteresse mit der Militärdiktatur in Argentinien (1976-1983) paktiert hat. Zudem haben ihre seelsorgerlichen Vertreter innerhalb der Weltgeschichte in unzähligen Fällen die Tötung von unliebsamen Menschen und ‚Häretikern’ eigens veranlasst, organisiert und selbst durchgeführt. In der heutigen Zeit bereiten eine Menge kirchlicher Vertreter der katholischen Kirche den ‚Störenfrieden des Glaubens’ auf vielfältige Weise den sozialen Tod.
Niederkassel, August 2022Udo Manshausen
Einführung
Das Lebenszeugnis und die Gedankenwelt der Personen, die hier zur Sprache kommen, ermöglichen uns durch ihren barmherzigen und lebensbedrohlichen Einsatz für ihre Mitmenschen eine eindringliche Betrachtung der Unterdrückung von Menschen zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten der Welt. Es wird in diesem Projekt hervorgehoben, wie diese ‚unliebsamen Geister’ durch die Mächtigen ihres Lebens beraubt wurden. Der tragische Tod dieser engagierten Menschen kann zu einer kritischen Anfrage an uns selbst werden: Weichen wir oftmals einem eigenen intensiven Einsatz für eine barmherzig gestaltete Gerechtigkeit womöglich deswegen aus, weil wir unsere eigene komfortable Situation nicht gefährden wollen?
Für einen Christen gilt es außerdem zu entscheiden, ob das Vorbild des Jesus aus Nazareth für ihn nur darin besteht, sich zum Gebet zurückzuziehen oder zudem dahingehend zu deuten ist, das eigene Leben wie Jesus selbst für den Mitmenschen bis an die eigenen Grenzen einzusetzen. Ohne den aktiven Einsatz für andere sind die religiösen Riten und Gottesdienste eigentlich doch nur Folklore.
Zu Beginn wird der Frage nachgegangen, warum diese Menschen, die sich für die Gerechtigkeit im Sinne Gottes eingesetzt haben, sterben mussten. Wenn jemand aufgrund seiner Überzeugungen beseitigt wird, geht es um weit mehr als nur um Meinungsverschiedenheiten. Die Märtyrer haben insbesondere das Handeln der Führenden in Politik und Kirche kritisch infrage gestellt, indem sie deren Werte als seelenlose Götzen entlarvten, die offenkundig nichts Göttliches und Mitmenschliches in sich tragen und ausschließlich den eigenen Machtinteressen dienen sollen. Diktatoren und kirchlichen Tyrannen geht es nie um das Volk. Sie erwarten vielmehr von diesem, dass es sich ihnen aufopferungsvoll zu unterwerfen hat und ihnen huldigen soll, so als seien sie Götter.
Je höher die Akzeptanz für die materiellen Güter und für das Sklaventum moderner Prägung ist, desto größer ist die Gefahr für diejenigen, die diese Götzenkultur und die damit verbundenen Machenschaften als seelenlos und unmenschlich anprangern.