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Ein neuer Job, ein neuer Boss, eine neue Herausforderung! Lisa hat gerade einen neuen Job als Marketingleiterin in New York City begonnen, aber ihr Start im neuen Unternehmen ist mehr als holprig. Bei ihrer Einstandsfeier kommt sie ihrem Boss James Bennet verboten nahe. Doch James ist als Draufgänger bekannt und Lisa will auf keinen Fall ihren Job durch eine Affäre mit dem Chef riskieren. James Bennet soll von einem Tag auf den anderen das Familienunternehmen von seinem Zwillingsbruder übernehmen. Für James, der als Womanizer bekannt ist, ist das eine große Herausforderung. Aber auch die Chance sich zu beweisen, dass er bereit für Verantwortung ist. Da kann er es nicht gebrauchen, von der quirligen Lisa abgelenkt zu werden. Denn alles, was für ihn zählt, ist der Erfolg ... Von Eva Fay sind bei Forever by Ullstein erschienen: Sehnsüchtig verführt (Die Sehnsuchts-Reihe Band 1) Sehnsüchtig berührt 1 (Die Sehnsuchts-Reihe Band 2) Sehnsüchtig berührt 2 (Die Sehnsuchts-Reihe Band 3) Fight for us Catch the Boss (New-York-Boss-Serie 1) Feelings for the Boss (New-York-Boss-Serie 2) Mein Licht in der Dunkelheit
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Seitenzahl: 357
Veröffentlichungsjahr: 2019
Feelings for the Boss
Eva Fay, geboren 1980 in einer kleinen Stadt in Österreich, wuchs mit ihren zwei Schwestern in einer Unternehmerfamilie auf. Nach ihrer Lehre übernahm sie als Gärtnerin den elterlichen Betrieb. Als ihr zweiter Sohn geboren wurde, zog sie sich aus dem Arbeitsleben zurück, um sich ganz der Familie widmen zu können. Heute lebt sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, den Kindern und ihrem Hund in der Oststeiermark. Ihre Liebe zu Büchern hat sie bereits als Kind entdeckt, das Schreiben wurde jedoch erst später zu ihrer Leidenschaft. Wenn sie sich nicht gerade neue Geschichten ausdenkt, verbringt sie ihre Freizeit gern wandernd in den Bergen oder am Strand, um zu entspannen.
Lisa hat gerade einen neuen Job als Marketingleiterin in New York City begonnen, aber ihr Start im neuen Unternehmen ist mehr als holprig. Bei ihrer Einstandsfeier kommt sie ihrem Boss James Bennet verboten nahe. Doch James ist als Draufgänger bekannt und Lisa will auf keinen Fall ihren Job durch eine Affäre mit dem Chef riskieren.
James Bennet soll von einem Tag auf den anderen das Familienunternehmen von seinem Zwillingsbruder übernehmen. Für James, der als Womanizer bekannt ist, ist das eine große Herausforderung. Aber auch die Chance sich zu beweisen, dass er bereit für Verantwortung ist. Da kann er es nicht gebrauchen, von der quirligen Lisa abgelenkt zu werden. Denn alles, was für ihn zählt, ist der Erfolg ...
Von Eva Fay sind bei Forever by Ullstein erschienen:Sehnsüchtig verführt (Die Sehnsuchts-Reihe Band 1)Sehnsüchtig berührt 1 (Die Sehnsuchts-Reihe Band 2)Sehnsüchtig berührt 2 (Die Sehnsuchts-Reihe Band 3)Fight for usCatch the Boss (New-York-Boss-Serie 1)Feelings for the Boss (New-York-Boss-Serie 2)Mein Licht in der Dunkelheit
Eva Fay
Roman
Forever by Ullsteinforever.ullstein.de
Originalausgabe bei ForeverForever ist ein Verlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinDezember 2019 (1)
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019Umschlaggestaltung:zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Autorenfoto: © privatE-Book powered by pepyrus.com
ISBN 978-3-95818-499-2
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Die Autorin / Das Buch
Titelseite
Impressum
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
Danksagung
Leseprobe: Mein Licht in der Dunkelheit
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Cover
Titelseite
Inhalt
1. Kapitel
»Lisa, bist du bald fertig?« Emily klingt wieder mal total hektisch. Heute ist mein erster Arbeitstag bei der Johnson Group. Eigentlich sollte ich nervös sein, doch diesen Part übernimmt für mich meine beste Freundin Ly.
»Fünf Minuten«, rufe ich durch die geschlossene Badezimmertür. Ich freue mich auf meinen neuen Job als Leiterin der Marketingabteilung. Wie hart habe ich auf diese Position hingearbeitet!
»Lisa, wir kommen zu spät, wenn du nicht bald deinen hübschen Arsch hinausbewegst!«
Ich muss kichern, als ich die Tür öffne und sehe, wie Emily den Flur auf und ab läuft. »Man könnte fast glauben, du hast deinen ersten Arbeitstag.« Ein bisschen muss ich sie verarschen. Sie ist so süß, wenn sie alles richtig machen möchte.
»Das ist nicht witzig, du weißt, dass ich Unpünktlichkeit hasse.« Sie fährt sich durch ihre schwarze Mähne und schiebt sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
»Ja, wir können schon los«, murmle ich und schlüpfe in meine schwarzen Dr. Martens.
»So willst du gehen?«, fragt Emily mit hochgezogenen Augenbrauen. Ihr Blick wandert von meinen Beinen aufwärts und bleibt an meinem schwarzen Kleid, auf das weiße Schmetterlinge gedruckt sind, hängen.
»Sieht doch cool aus, oder?«, frage ich rein rhetorisch, weil mir in diesem Moment egal ist, was sie davon hält. Nicht weil mir ihre Meinung nichts bedeutet, denn das tut sie, aber was meinen Kleidungsstil betrifft, lasse ich mir von niemandem etwas reinreden.
»Natürlich siehst du Hammer aus, aber für eine Marketingmanagerin vielleicht ein bisschen zu sexy und hip?«
»Nur weil die anderen sich in irgendein Kostüm quetschen, muss ich das nicht auch tun. Ich bin ein kreativer Kopf, und der kann nur in solchen Klamotten wirkliche Leistungen erbringen.« Ich ziehe meine schwarze Lederjacke an und schultere meine braune Kunstledertasche.
»So wie ich, meinst du?« Emily wirkt geknickt, während sie an sich hinabblickt und ihr dunkelblaues Kostüm mustert.
»Das war nicht so gemeint«, antworte ich schnell. »Wann kommt Jakob wieder?« Ich versuche, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Ly ist alles, was ich hier in New York habe. Außerdem ist sie auf ihre eigene Art liebenswert.
»Am Freitag, ich vermisse ihn jetzt schon, obwohl er erst fünf Stunden fort ist.«
»Ach, muss Liebe schön sein.« Ich hake mich bei Emily unter. »So, nun lass uns losgehen.« Heute werde ich frischen Wind in diese verklemmte Bude bringen. Mal sehen, wie Jakobs Bruder so ist. Ob er wirklich genauso wie Jakob aussieht? Immerhin sind die beiden Zwillingsbrüder.
Es fühlt sich seltsam an, wenn ich darüber nachdenke, dass ich meine Einstellungszusage von Jakob bekommen habe, obwohl jetzt James mein Boss ist. Bisher hatte ich noch nicht die Möglichkeit, ihn kennenzulernen, aber nach allem, was mir Emily von ihm erzählt hat, ist er ein ziemlicher Frauenheld und Chaot.
Als wir bei der Johnson Group ankommen, bin ich nicht verwundert oder überrascht, denn durch Emily hatte ich schon mehrere Male die Chance, das Gebäude zu sehen. Es ist groß und beeindruckend für jemanden, der noch nie in einer Großstadt war. Für mich ist es mehr oder weniger normal.
»Soll ich dich zu deinem Büro begleiten?«, fragt Ly, während sie in den Fahrstuhl tritt.
»Danke, aber ich werde es schon finden. Zuerst statte ich Mr Bennet einen Besuch ab. Immerhin muss ich wissen, wie er so tickt.«
Die Lifttür schließt sich, und Ly drückt den Knopf für den zwanzigsten Stock. »Na, dann kann ich nur hoffen, dass er dir nicht beim ersten Aufeinandertreffen den Kopf verdreht.« Sie lächelt, und ich sehe das besondere Glitzern in ihren Augen. Als sie auf Jakob traf, war es anfangs für die beiden nicht leicht, aber nun leben sie das Leben, was ich ihr immer gewünscht habe. Ich finde Jakob attraktiv, doch gefühlsmäßig tut sich da gar nichts bei mir. Darum bin ich davon überzeugt, dass es mir bei seinem Bruder nicht anders ergehen wird.
»Wenn er ein Double von Jakob ist, glaube ich das eher nicht.«
Emily gibt mir mit ihren Ellbogen einen leichten Seitenhieb in den Oberarm. »Das will ich doch hoffen!«, erwidert sie mit gespielt ernstem Gesicht. »Ich muss hier raus. Bis heute Mittag?« Sie macht einen Schritt aus dem Fahrstuhl.
»Ja, ich denke bis dahin werde ich schon einen kleinen Überblick haben.« Ich winke Ly zu, bevor sich die Türen schließen.
Im obersten Stockwerk angekommen, beginnt sich mein Herzschlag zu beschleunigen. Gut, eine gesunde Nervosität hat noch niemandem geschadet. Mal sehen, wie die hier alle so ticken.
Ich steuere auf den Empfang zu. Wie ich von James erwartet hatte, sitzt ein hübsches Blondchen dahinter. Wahnsinn, wie sie herausgeputzt ist. Ihre langen Haare hat sie perfekt geföhnt, als käme sie frisch vom Frisör. Ihre Augen sind dezent geschminkt und lassen sie sogar natürlich wirken. Sie verkörpert den typischen Männertraum. Schlank, sexy, aber nicht zu übertrieben gekleidet. Wahrscheinlich weckt sie bei allen den Beschützerinstinkt.
»Guten Morgen, ich bin Lisa Marold, ich bin die neue Marketingleiterin.« Ich strecke ihr meinen Arm entgegen.
»Guten Morgen, ich bin Jessica Harrold. Was kann ich für Sie tun?« Sie schüttelt meine Hand und blickt mich freundlich an.
»Ich möchte kurz zu Mr Bennet, um ein paar Details zu besprechen.« Sogar den Händedruck hat sie perfektioniert, nicht zu fest, aber auch nicht zu lasch, als hätte man Gummi in den Händen.
»Er ist gerade in einem Meeting, um zehn Uhr kann ich einen Termin anbieten.« Ihre Stimme ist ruhig.
»Gut. Ach, und wo ist mein Büro?« Ich hätte vielleicht doch besser Emily fragen sollen, in welchem Stockwerk ich sitze.
»Kommen Sie mit, es ist gleich da drüben.« Sie erhebt sich vom Stuhl und stellt sich neben mich. Sie ist gute zehn Zentimeter kleiner als ich.
»Wie, hier oben?«, frage ich erstaunt.
»Mr Bennet hat es extra so angeordnet, da die Büros im unteren Stockwerk noch nicht fertig sind.«
»Okay«, sage ich lang gezogen. »Und wo haben die anderen ihre Büros?«
»Welche anderen?« Sie zieht eine Braue nach oben.
»Mit denen ich in Zukunft die Marketingprojekte gestalten werde.« Jakob hat mir zugesagt, dass ich mit etwa zehn kreativen Leuten zusammenarbeiten werde.
»Davon weiß ich leider nichts«, sagt sie und zuckt mit den Schultern.
»Dann möchte ich sofort mit Mr Bennet sprechen.« Mein Ton ist nun um einiges schroffer. In mir brodelt die Wut. Denn was soll ich bis zehn tun, wenn ich nicht einmal weiß, was genau das Ziel von Mr Bennet ist? Außerdem kommt es nicht infrage, dass ich das alles allein schaukele. Das Unternehmen ist riesig, und das schaffe ich ohne Mitarbeiter nicht.
»Das geht jetzt nicht. Er will nicht gestört werden.« Plötzlich wirkt Jessica verunsichert. Gut, mein Ton war hart, doch ich habe meinen alten Job nicht geschmissen, um dann enttäuscht zu werden.
»Sagen Sie mir bitte sofort, wo sein Büro ist!« Langsam reißt mir mein Geduldsfaden. Ich will arbeiten und nicht stundenlang nur Löcher in die Luft starren.
»Guten Morgen, gibt es ein Problem?«, ertönt eine tiefe Männerstimme. Ich wirble herum und blicke in Jakobs Gesicht.
»Hey, Jakob, du bist wieder in New York?«
»Ich bin James, hallo.« Er streckt mir seine Hand entgegen.
»Oh, entschuldige, ich Dummkopf.« Ich schlage mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Lisa Marold, schön, Sie kennenzulernen.« Ich schüttle fest seine Hand. Er sieht seinem Bruder wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich. Wie schafft es Emily nur, die beiden zu unterscheiden?
»Entschuldigung angenommen.« Er hält meine Hand etwas länger als nötig fest und fixiert mich mit seinen dunklen Augen. »Was kann ich für Sie tun?«
»Könnten wir das in Ihrem Büro besprechen?« Ich halte seinem Blick stand. Dieser Typ ist eindeutig kein Unschuldslamm, wenn er mich so anstiert, als wäre ich seine neue Beute, die er vernaschen kann.
»Aber natürlich«, sagt er mit einem schiefen Grinsen.
Gemeinsam gehen wir zu seinem Büro, das einen perfekten Blick über die Skyline von New York bietet. Viele würde das beeindrucken, doch für mich ist es nichts Neues, in so einem Büro zu sein. Die letzte Firma, in der ich gearbeitet habe, war eine sehr bekannte Marketingagentur, die zwar kein eigenes Bürogebäude besitzt, aber außergewöhnliche Büroräume angemietet hatte.
»Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?« Mr Bennet stellt sich zu einer kleinen Bar.
»Nein, danke. Ich möchte eigentlich auch gleich loslegen. Ihre Empfangsdame hat mir gesagt, dass sie nichts von Mitarbeitern für mich weiß. Das ist sicher ein Missverständnis, oder?« Ich marschiere auf ihn zu und scanne sein Gesicht. Aber es ist null Regung zu sehen. Außer einem leichten Zucken um seinen Mundwinkel.
»Jakob hat mir erzählt, dass Sie etwas energisch sind, jedoch ein kreativer, kluger Kopf. Also setzen Sie sich erst mal hin und trinken einen Kaffee - oder doch einen Tee?« Er deutet an mir vorbei zu einer Sitzlounge.
»Kaffee klingt gut.« Er geht mir aus dem Weg, das spüre ich in meinem kleinen Finger. Da es mein erster Arbeitstag ist, muss ich es mir aber nicht gleich mit dem Boss verscherzen. Er sieht Jakob verdammt ähnlich, nur seine Art ist eindeutig anders. Kennt ihr das? Wenn ein Typ einen ansieht und es zwischen den Oberschenkeln zu kribbeln beginnt? Er flirtet mit seinen Augen.
»Nehmen Sie doch Platz.« Er deutet mit dem Kopf in Richtung Sofa. Vor der Sitzlounge, die mit braunem Leder überzogen ist, steht ein großer Glastisch.
Ich nicke und setze mich hin. Das kalte Leder trifft auf meine erhitzten Oberschenkel, und kurz bereue ich es, ein Kleid anzuhaben. Er setzt sich nicht mir gegenüber hin, sondern gleich neben mich, sodass ich ein Stück wegrutschen muss, damit ich einen gesunden Abstand zu ihm wahre.
Emily hatte mich gewarnt, dass der Mann bei den Frauen alle Register zieht. Mich lässt er zwar nicht kalt, doch ich bin professionell genug, seinem Charme zu widerstehen. Außerdem habe ich immer Jakob im Kopf, wenn ich seinen Bruder ansehe.
»Also, was genau ist das Montagmorgen-Problem?«
Verarscht er mich gerade? »Jakob, also Mr Bennet, Ihr Bruder, hat mir, bevor ich die Stelle als Marketingleiterin angenommen habe, zugesichert, dass ich mit mindestens zehn Mitarbeitern zusammenarbeite. Und nun hat Ihre nette Empfangsdame keine Ahnung davon?« Ich versuche, ruhig zu klingen, doch es fällt mir schwer.
»Da Sie die beste Freundin der Freundin meines Bruders sind, wenn ich richtig informiert bin, können wir beim Du bleiben.«
»Sehr nett, danke«, falle ich ihm ins Wort. Obwohl ich lieber mit ihm per Sie wäre, das würde eine gewisse Distanz wahren. Aber wenn er das so möchte, kann er es gerne haben.
»Zu deiner Frage. Es war von vornherein klar, dass du selbst die Mitarbeiter auswählen sollst. Immerhin bist du Profi, oder? Wir beginnen erst damit, unser Marketing im eigenen Haus zu verwalten. Früher wurden die Aufträge extern vergeben. Also ist deine erste Aufgabe wohl ziemlich eindeutig. Mitarbeiter suchen, und alles Weitere besprechen wir morgen früh beim Dienstagsmeeting. Dabei werden alle Abteilungsleiter anwesend sein. Darum bitte pünktlich um acht im Meetingraum eins sein.« Er nimmt seine Kaffeetasse und trinkt einen Schluck. Dann leckt er sich den Milchschaum, der sich auf seiner Lippe festgesetzt hat, ab. Dabei sieht er mich unverwandt an. Flirtet er mit mir? Sofort weiche ich seinem Blick aus und löffle Zucker in meine Tasse.
»Du magst es gerne süß?«, fragt er mit einem seltsamen Unterton, den ich nicht deuten kann.
»Wie bitte?«
»Na, wie viele Löffel hast du jetzt schon in diese kleine Tasse Kaffee gelöffelt, fünf?« Er lächelt, dabei kommen seine perfekten weißen Zähne zum Vorschein. Hat er sie von einem Zahnarzt richten lassen? So können unmöglich natürliche Zähne aussehen. Alle in einer Länge und kerzengerade. Nicht einmal die Eckzähne sind größer.
»Zucker soll gut für den Kreislauf sein.« Was schwafle ich da? Er muss doch denken, ich wäre völlig bekloppt.
»Ach, das wusste ich nicht.« Er nippt wieder an seiner Tasse, dabei funkeln seine Augen.
»Bekomme ich Unterlagen, welches Jahresbudget mir zur Verfügung steht?« Besser auf der sachlichen Ebene bleiben. Emily hatte eindeutig recht mit der Aussage. Er weiß, wie man Frauen um den Finger wickelt. Allein wie er mich ständig mustert. Seine Augen sind flink, wenn seine Blicke über meinen Körper gleiten, schnell, doch immer wieder.
»Die Dokumente, die du für das Marketing und die Mitarbeiter für deine Abteilung benötigst, liegen schon in deinem Büro.« Er zieht sein hellblaues Sakko aus, und das weiße Hemd, das er trägt, schmiegt sich an seinen perfekten Oberkörper. Warum ist mir das bei Jakob nie aufgefallen? Oder ist James trainierter als sein Bruder? Meine Augen bleiben an den oberen drei Knöpfen, die offen sind, hängen. Ich erhasche einen kleinen Blick auf seine sonnengebräunte Haut.
»Habe ich etwas auf meinem Hemd?« James zieht ein Stück den Hemdkragen weg, und nun spüre ich das Brennen auf meinen Wangen. Verdammt, wie lange habe ich hingestarrt?
»Ja, hier ist ein Fussel«, lüge ich und wische pro forma an seiner Schulter den nicht vorhandenen Faden fort.
»Gibt es noch weitere Fragen?« Plötzlich wirkt er nervös. Er blickt immer wieder auf seine Uhr.
»Vorerst nicht. Dann mache ich mich sofort an meine Arbeit.« Ich erhebe mich, und James tut es mir gleich. Nun stehen wir uns so nah gegenüber, dass es schon wieder peinlich ist. Wie automatisch gehe ich einen Schritt zurück.
»Wo dein Büro ist, weißt du?«
»Nein, aber deine Empfangsdame wird es mir sicher zeigen.« Bestimmt hat er Besseres zu tun, als mich im Haus herumzuführen.
»Ich gebe ihr Bescheid. Gut, dann auf gute Zusammenarbeit.« Er schüttelt meine Hand. Nun sieht man ihm den Geschäftsmann an. Vorher wirkte er nahbar und freundlich, doch jetzt ist er ernst. Seltsam, wie schnell er seine Miene verändern kann.
Abermals klingelt das Telefon. Immer wieder führe ich heute Gespräche mit den Abteilungsleitern. Jeder von ihnen konfrontiert mich mit den unmöglichsten Fragen. Eigentlich sollte klar sein, dass sie selbst die Entscheidungen treffen können. Die wirklich wichtigen Dinge werden sowieso bei unserem Dienstagsmeeting besprochen. Leider hält sich keiner daran. Manchmal frage ich mich, wie Jakob das alles geschafft hat.
»Ja, bitte«, sage ich mürrisch ins Telefon. Ich weiß, dass meine Assistentin dran ist. Ich weiß auch, dass es nicht in Ordnung ist, ihr mit schlechter Laune zu begegnen. Allerdings liegt noch ein dicker Aktenstapel vor mir, der unterzeichnet werden muss. Außerdem ist für das morgige Meeting noch einiges vorzubereiten. Immerhin sollte ich wissen, was in jeder Abteilung auf dem Plan steht.
»Mr Bennet, Ihr Bruder ist am Telefon, darf ich durchstellen?«
»Natürlich«, antworte ich genervt.
»Hallo, Bruderherz, alles okay bei dir?«, fragt er mit gut gelaunter Stimme.
»Alles bestens.« Ich versuche, gelangweilt zu klingen, um ihm nicht zu zeigen, wie schwer mir dieser Einstieg ins Unternehmen fällt. Früher kam ich nur zu den Meetings ins Büro oder wenn wichtige Unterlagen zu unterschreiben waren. Damals hatte ich gar keine Ahnung, was es bedeutet, diesen Konzern zu führen. Bei James schien das alles so einfach. So als würde man es mit dem kleinen Finger schaffen können. Leider ist dem nicht so. Die letzten Wochen bin ich bis spät abends und an den Wochenenden im Büro gewesen.
»Hast du das morgige Meeting schon vorbereitet?«
»Natürlich«, lüge ich. Ich will Jakob nicht verunsichern. Er wird sehen, dass ich der neuen Verantwortung gewachsen bin. Ich habe mich vor wenigen Wochen so sehr über sein Vertrauen in mich gefreut. Dass er mich nicht mehr nur als Partyboy sieht, macht mich glücklich. Deshalb muss ich ihm beweisen, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat.
»Sollen wir es gemeinsam durchgehen?«, fragt er.
»Vertraust du mir etwa nicht?«, kontere ich.
»Doch, das war so nicht gemeint. Ich dachte nur, vielleicht brauchst du noch bei etwas Hilfe? Immerhin hat mir damals Dad auch unter die Arme gegriffen. Du bist mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen worden.«
»Ich schaff das, mach dir keine Sorgen.« Seine ständigen Kontrollanrufe nerven. Unter Umständen tue ich ihm unrecht dabei, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass er mittlerweile Zweifel hat, dass ich das packe.
»Das weiß ich.«
»Wie läuft dein Projekt?«, frage ich und versuche damit abzulenken. Es hat keinen Sinn, mit ihm darüber zu diskutieren. Außerdem interessiert es mich, wie er vorankommt.
»Ehrlich gesagt, ganz gut. Der Standort für die Produktion ist perfekt. Es sind nur ein paar Änderungen zu machen, die sich aber in Grenzen halten. Wenn alles läuft, können wir in wenigen Monaten mit der Herstellung des Medikaments beginnen.« Jakob hat unerwartet schnell eine alte Lagerhalle, wo zuvor schon Medizin produziert wurde, gefunden. »Sie ist hervorragend. Ich muss jetzt auch aufhören, der Immobilienmakler möchte mir noch einiges zeigen. Wir sehen uns am Wochenende?«
»Vielleicht. Bis dann.«
»Bye«, sagt er und legt auf.
Zügig lege ich wieder den Fokus auf meine Arbeit. Morgen muss alles einwandfrei laufen, sonst bekommt Jakob davon Wind.
Gefühlt eine Sekunde später klopft es an meiner Tür, und meine Assistentin Jessica schielt herein. »Brauchen Sie noch etwas von mir, oder kann ich nach Hause gehen?« Ihre blonden Haare würden normalerweise mein Männerherz höherschlagen lassen, doch irgendwie ist es bei ihr, als würde ich mit einem Kind sprechen. Sie ist klein, zart und zierlich, was bestimmt jeden Mann anspricht, zum Glück tut sich bei mir da eher nichts. Seltsam, aber wahr.
Ich blicke auf meine Uhr und zucke zusammen. Es ist bereits acht Uhr abends? Ich bin mir sicher, dass ich mit meinem Bruder so gegen fünf telefoniert habe. Dabei ist für morgen noch nicht einmal irgendetwas vorbereitet.
»Gehen Sie, ich komme schon klar.«
»Wiedersehen«, sagt sie und schließt die Tür hinter sich.
Wieder fixiere ich den Bildschirm. Meine Augen brennen, und vielleicht würde mir eine kurze Pause guttun, leider steht noch viel zu viel an, um aufzuhören. Ich haue wie wild in die Tasten, studiere die Unterlagen, die wir letzte Woche auf den Plan gesetzt haben, die erledigt werden müssen. Es gibt so viele Bereiche bei uns, dass ich gerade fürchte, keinerlei Überblick zu haben. Von Tag zu Tag kommen neue Aufgaben dazu, von denen ich nicht einmal gewusst habe, dass sie in meinen Aufgabenbereich fallen.
Ich trinke einen kräftigen Schluck von meinem mindestens zwanzigsten Kaffee heute. Ich muss wach bleiben, keine Schwäche zeigen.
Abermals klopft es an der Tür. »Ja, bitte!«, knurre ich, weil ich meine Ruhe haben will. Jessica sollte eigentlich schon fort sein. »Ist noch was?«, frage ich, ohne hochzublicken, als ich das Öffnen der Tür vernehme.
»Ich habe noch Licht gesehen und dachte, ich verabschiede mich bei dir.« Lisa steht plötzlich direkt vor meinem Schreibtisch. Ihr geblümtes Kleid, dazu die Dr. Martens, das sieht irgendwie schräg aus. Ihre silbergrauen kurzen Haare lassen sie trotz der Farbe jung wirken.
»Schönen Abend«, sage ich knapp.
»Ich dachte, wir könnten auf ein Einstandsgetränk gehen?«
»Keine Zeit. Wie du siehst, arbeite ich noch.« Früher hätte ich sicher zugesagt, doch nun habe ich eine Position, mit der viel Verantwortung verbunden ist.
»Aber es ist bald neun Uhr?« Sie sieht mich mit ihren graublauen Augen an. Sie ist auffällig geschminkt, was jedoch zu ihrem Typ passt.
»Neun?«, entfährt es mir. Schon wieder ist eine Stunde rum? Wenn ich das alles bis morgen früh durchackern will, muss ich eindeutig eine Nachtschicht einlegen.
»Hast du schon etwas gegessen?«
»Hör zu, wie ich vorhin bereits sagte, habe ich zu tun.« Mein Ton ist schroff. Sie ist eine hübsche Frau, die ich vielleicht unter anderen Umständen sofort in mein Bett locken würde, dennoch darf ich jetzt keine Zeit verlieren.
»Entschuldige, ich wollte dich nicht stören. Schönen Abend.« Sie geht hinaus. Zumindest denke ich das, als ich das klackende Geräusch der Tür vernehme. Denn meine Augen haften abermals am Computer.
»Mr Bennet?«, höre ich in weiter Ferne eine Stimme. Ich fahre hoch.
»Was ist?«
»Haben Sie die Nacht durchgearbeitet?« Jessica sieht mich mit großen Augen an. Habe ich etwa einen Abdruck von der Tastatur im Gesicht? Ich reibe mir über die Wange.
»Was geht Sie das an? Bringen Sie mir besser einen Kaffee.« Ich erhebe mich vom Stuhl. Mein Rücken schmerzt, darum dehne ich mich. Kurz vor vier hatte ich das letzte Mal auf die Uhr gesehen. Jetzt ist es sieben. Irgendwo dazwischen muss ich wohl eingeschlafen sein. Ich setze mich wieder an den Computer. Leider muss ich feststellen, dass ich nicht ganz durch bin. Und es ist nur noch eine Stunde bis zum Meeting.
»Ja, Sir.« Sie verschwindet nach draußen.
Abermals stiere ich auf den Bildschirm. Tippe die letzten Informationen für mich ein. Vergangene Woche war ich nicht so gut vorbereitet wie heute, und das haben mir die Mitarbeiter angesehen. Das wird kein zweites Mal vorkommen, dafür muss ich sorgen.
Erneut klopft es an der Tür, doch ohne auf meine Antwort zu warten, springt sie auf. »Guten Morgen, James!«, ertönt Lisas Stimme mit einem freudigen Unterton, den ich heute nicht vertrage.
»Morgen«, brumme ich. Kurz schweift mein Blick an ihr hinab. Sie hat ein weißes Kleid an, das Ähnlichkeit mit einem Indianeroutfit hat. Es ist so kurz, dass man ihre langen schlanken Beine sieht. Die bunten Bommeln, die an ihrem Dekolleté entlang ihren Ausschnitt betonen, lassen mich lächeln.
»Ich habe einen Kaffee dabei, und wenn ich dich so ansehe, hast du dringend einen notwendig.« Sie stellt die Tasse vor mir ab.
»Nur nicht so charmant in aller Früh. Was machst du überhaupt schon hier?«
»In zwanzig Minuten ist das Meeting, und ich wollte nicht beim ersten Mal zu spät kommen.« Sie setzt sich vor meinem Schreibtisch auf den schwarzen Stuhl. Dabei rutscht ihr Kleid gefährlich weit nach oben. Doch als ich wieder ihre Dr. Martens entdecke, kann ich nur den Kopf schütteln. Was ist sie bloß für ein schräger Vogel. Sie muss in ihrer Arbeit wirklich gut sein, sonst kann ich mir nicht erklären, warum Jakob sie eingestellt hat. Denn ihr Kleidungsstil passt so gar nicht in die Bürowelt. Hier rennen alle mit Kostüm und Anzug herum. Nur sie fällt auf, als wäre sie vorhin in den Farbtopf gefallen.
»Ist etwa das Meeting abgesagt?«
»Was? Nein, wieso?«
»Weil du gerade den Kopf geschüttelt hast.« Sie sieht mich verwundert an.
»Ich war nur in Gedanken.« Wenn sie wüsste, was alles in meinem Kopf so abgeht, würde sie wahrscheinlich nicht so ruhig ihren Kaffee trinken. »Hast du schon alles vorbereitet?«
»Nein. Das kommt spontan beim Meeting.« Lisa wirkt von den Haarspitzen angefangen bis zu den Zehenspitzen gelassen.
Ich kann das von mir nicht behaupten. Mir klopft mein Herz so stark in der Brust, dass ich nicht unterscheiden kann, ob es von dem vielen Kaffee ist oder die Nervosität, die mich jedes Mal plagt, wenn ich in diese Besprechung gehe. Die ersten Male war es katastrophal. Die Mitarbeiter haben mich vorgeführt, als nichts ahnenden reichen Schnösel. Doch nun ist die Zeit gekommen, sich langsam den Überblick zu verschaffen.
»Kann ich dir bei etwas helfen?«, fragt sie und beugt sich über den Schreibtisch.
»Ja, indem du mich jetzt in Ruhe lässt.« Sie nervt mit ihrer Anwesenheit. Das ganze Theater hier hat mich wieder zehn Minuten meiner Zeit gekostet.
»Okay, bis dann«, sagt sie und geht hinaus. Nicht ein Fünkchen Wut ist ihrer Stimme zu hören, obwohl ich ihr so eine schlechte Laune präsentiert habe.
Ich bin die Erste, die im Meetingraum ankommt, was nicht verwunderlich ist, denn es sind noch etwa zehn Minuten bis zum Beginn. Ich setze mich auf einen freien Stuhl und lege Block und Stift bereit. James wirkte ziemlich gestresst vorhin. Seine schlechte Laune ist nicht gut für das Unternehmen, oder ist er nur mir gegenüber so schroff? Emily hat mir gestern erzählt, dass er normalerweise ein Sonnyboy ist und immer ein verschmitztes Lächeln im Gesicht hat. Davon habe ich bisher bei ihm nichts mitbekommen. Nur bei unserem ersten Treffen war er nett und hat meiner Meinung nach mit mir geflirtet. Vielleicht mag er mich nicht, was auch sein kann. Immerhin entspreche ich wohl nicht seinem Frauentyp, wenn ich mir Jessica so ansehe. Meine kurzen silbergrauen Haare und mein auffälliger Kleidungsstil sind anders, als es in der Bürowelt üblich ist.
»Hallo, Lisa!«, sagt Jessie, als sie mit einem dicken Aktenstapel in der Hand hereinspaziert. Man kann nur ihre Augen erkennen, die gerade noch so darübersehen.
Ich springe vom Stuhl hoch und laufe zu ihr. »Warte, ich helfe dir.« Ich nehme ihr die Hälfte ab und gehe zum Tisch.
»Danke. Du bist echt meine Rettung.« Sie beginnt die Folder auszuteilen.
»Was sind denn das für Unterlagen?« Ich beobachte, wie Jessica auf jeden Platz eine Mappe legt. Das Logo mit dem Schriftzug der Johnson Group ist groß in Gold vorne zu sehen.
»Die Punkte, die heute besprochen werden.« Sie huscht um den Tisch herum.
Plötzlich vernehme ich einige Männerstimmen hinter mir. Ich drehe mich um und bemerke unzählige Herren, die nacheinander den Raum betreten. Jeder hat einen dunklen Anzug an. Ein Mann mit Halbglatze kommt auf mich zu. »Morgen. Bringen Sie mir bitte einen Kaffee mit Milch und Zucker.« Er wendet sich von mir ab und setzt sich auf einen freien Stuhl.
Ich folge ihm und setze mich provokant neben ihn hin. »Guten Morgen, ich bin Lisa Marold, die Leiterin der Marketingabteilung.« Ich strecke ihm meine Hand entgegen.
Er blickt skeptisch zu mir. »Ach, entschuldigen Sie. George Carter.« Er schüttelt meine Hand, und ich drücke sie mit Absicht etwas fester. Er soll nur spüren, dass eine Frau auch den Mut hat, Stärke zu zeigen.
Die Männer haben sich fast alle eingefunden, nur noch wenige Stühle sind frei. Ich spiele mit meinem Kuli, da sich kein Einziger mit mir unterhält.
»Guten Morgen, meine Herren!«, ruft ein Mann mit rauer Stimme in den unruhigen Raum. Ich drehe mich um. Der Typ, der den Besprechungsraum betritt, könnte genauso gut aus einer Fernsehsendung kommen, mit seinem Zahnpastalächeln und dem breiten Grinsen im Gesicht. Doch als er mich sieht, erlischt es plötzlich. Er kommt auf mich zu. »Entschuldigen Sie, ich habe nicht gewusst, dass wir heute auch eine Dame am Tisch haben. Christopher Miller.« Seine blauen Augen funkeln mich an, während er meine Hand schüttelt.
»Keine Ursache. Ich bin Lisa Marold, die Marketingleiterin.« Ich halte seinem Blick stand. Nur keine Schwäche zeigen. Dieser Mann glaubt ernsthaft, dass er mich mit seinem flirtenden Blick aus der Fassung bringen kann. Gut, er sieht in seinem Maßanzug heiß aus, dennoch stört es mich, dass er von sich so überzeugt scheint, dass man sein eingebildetes Ego noch kilometerweit entfernt riechen kann.
»Guten Morgen!«, sagt James mit ernster Stimme und setzt sich an die Spitze vom ovalen Tisch.
Sofort wird alles still. Der arrogante Schnösel hockt sich neben mich und lächelt mich an.
»Heute möchte ich euch unsere neue Mitarbeiterin vorstellen. Ms Marold, erzählen Sie uns ein paar Worte zu Ihrer Person?« James ist plötzlich per Sie mit mir? Gut, vielleicht hilft diese Distanz vor den anderen Mitarbeitern.
Ich nicke zustimmend und erhebe mich. »Guten Morgen allerseits! Ich bin Lisa Marold und habe zuvor in einer renommierten Marketingagentur gearbeitet. Ich freue mich sehr, in diesem großen Unternehmen das Marketing gestalten zu dürfen. Ich hoffe auf gute Zusammenarbeit mit Ihnen.« Ich nicke in die Runde und setze mich hin. Kurz ertönt das Klopfen der Hände auf den Tischen.
»Könnten Sie uns schon ein paar Ideen dazu präsentieren?« James′ Augen haften an mir.
»Ich denke, wir sollten mehr den Zeitgeist treffen. Die Bilder von der perfekten Familie bei der Lebensvorsorgekampagne sind meiner Meinung nach abgedroschen. Wir werden etwas Besseres finden. Ich denke, in vier Wochen werde ich Ihnen einiges vorstellen können.«
»Klingt interessant«, sagt ein Mann schräg gegenüber. Er hat graues Haar, was sehr gepflegt aussieht.
»Schön, dann können wir zum nächsten Punkt der Tagesordnung gehen, würde ich sagen.« James wirkt cool, während er die einzelnen Punkte durchgeht.
»Wenn du Unterstützung benötigst, gib mir Bescheid«, flüstert Christopher und lächelt. Dass er mich in die Kiste kriegen möchte, ist an seinen Augen nicht zu übersehen.
»Danke für das Angebot, aber ich komme schon zurecht.«
Ich lausche den Gesprächen, welche James gekonnt in Gang hält. In seinem Gesicht ist momentan nichts von seiner Müdigkeit zu sehen. Punkt für Punkt wird abgearbeitet. Er hat sich ausgezeichnet vorbereitet, muss ich anerkennend feststellen. Nach Emilys Erzählungen hatte er bis vor wenigen Wochen kaum einen Plan, was überhaupt in diesem großen Unternehmen passiert. Davon ist jetzt nichts zu spüren. Das Meeting läuft professionell ab, und danach werden wir in unsere Arbeitsbereiche entlassen.
Ich trete in meine Wohnung, die hell erleuchtet ist. »Hallo, Ly!«, rufe ich.
»Hey, ich bin hier!«, höre ich Emilys Stimme aus ihrem Schlafzimmer. Seit sie mit Jakob zusammen ist, verbringt sie nur noch wenige Tage bei mir. Immerhin hat er ein beeindruckenderes Apartment. Doch ich bin zufrieden mit dem, was ich habe. Jedenfalls kann ich mir eine Wohnung in New York leisten, und die sind wirklich teuer. Dafür muss man schon einiges verdienen.
Nachdem ich aus meinen Schuhen geschlüpft bin, stapfe ich in Emilys Zimmer. »Aber hallo!« Ich reiße die Augen auf bei dem Anblick, den mir Ly bietet. Sie hat rote Spitzenunterwäsche an und dazu gleichfarbige Strümpfe mit Strapsen. »Wen willst du denn heute Nacht noch verführen?«
»Am Freitag kommt Jakob, und ich dachte, ich überrasche ihn mit etwas Besonderem. Meinst du, es wird ihm gefallen?« Sie dreht sich vor dem Spiegel und mustert ihren schlanken Körper.
»Jakob wird es nicht nur gefallen, es wird ihn unsagbar scharf auf dich machen. Wo hast du dieses mega Teil denn her?«
»Eine Straße weiter hat ein kleiner Laden aufgemacht. Da solltest du mal unbedingt reinschauen. Der hat so viele tolle Sachen, dass ich noch weit mehr einpacken hätte können.«
»Gut zu wissen. Ich habe derzeit nur keinen Mann, dem ich es präsentieren könnte.« Ich ziehe eine Schnute. Seit meinem letzten Reinfall habe ich vorerst genug von Männern. Obwohl so ein belangloser Flirt mir bestimmt guttun würde.
»Wir könnten ja wieder einen Mädelsabend machen.« Sie kommt auf mich zu, und ihre Augen leuchten. Seit bei ihr und Jakob alles gut ist, erkenne ich meine Freundin kaum wieder. Sie strahlt diese Lebensfreude aus, die ich an ihr so liebe.
»Genau, an wann hast du gedacht?«
»Nächste Woche? Jakob verreist da wieder.«
»Perfekt.«
»Wie war dein erstes Meeting?« Ly zieht sich die Unterwäsche aus, schlüpft in ein blaues Top und braune Shorts.
»Ganz gut, würde ich behaupten.« Ich setze mich auf ihr Bett. »Kennst du Mr Miller?«
»Nur flüchtig, warum? Hast du ihn ins Visier genommen?« Sie setzt sich neben mich und grinst verschmitzt.
»Er sieht gut aus, aber er ist nicht mein Typ. Viel zu glatt.« Ich rolle mit den Augen. »Er ist ziemlich von sich überzeugt, oder?«
»Na ja, nach dem, was die anderen Frauen sich erzählen, flirtet er mit jeder.« Sie erhebt sich, läuft zu ihrer Kommode und öffnet die Schublade. Dann holt sie ein paar Wollsocken heraus und setzt sich wieder neben mich.
»Das dachte ich mir schon.«
»Und wie kommst du mit James klar?« Sie stülpt sich die dicken grauen Socken über ihre Füße, als wäre es Winter, dabei ist es Mitte April.
»Er ist ziemlich unausgeglichen, würde ich sagen. Seine schlechte Laune ist echt nervig.« Nach unserem Meeting war ich kurz bei ihm, wollte ein bisschen Small Talk führen, doch er ist nicht darauf eingegangen.
»Ehrlich? So kenne ich ihn gar nicht. Vielleicht steht er auf dich?«
»Nein, das glaube ich nicht. Meine Fühler sind noch nicht so abgestumpft, dass ich nicht merke, wann ein Mann an mir Interesse hat.« Ich lasse mich in die weichen Kissen von ihrem Bett hineinfallen und starre an die Decke, wo noch immer die lose Glühbirne hängt.
»Aber was soll es sonst für einen Grund geben. Seit ich ihn kenne, war er stets freundlich zu mir.« Sie legt sich neben mich und blickt ebenfalls hinauf.
»Keine Ahnung. Denkst du, er ist mit der Aufgabe überfordert?«
»Niemals. Immerhin kennt er doch das Unternehmen. Außerdem hat er Mitarbeiter, die für ihn einiges erledigen. Eventuell hat er einen schlechten Tag gehabt?« Sie runzelt die Stirn.
»Vielleicht … Meinst du, wir sollten für dich endlich eine Lampe besorgen?« Ich wechsle das Thema, weil ich keine Lust mehr habe, mir über James den Kopf zu zerbrechen. Denn es geht mich nichts an. Früher schon, da mischte ich mich in Dinge ein, die ich besser hätte lassen sollen. Wie zum Beispiel bei meiner damaligen Arbeitskollegin Rosalie. Sie wirkte dauerhaft gestresst. Damals hatte ich Angst, sie würde geradewegs in ein …
»Komm, ich habe uns was Leckeres gekocht!« Emily zieht an meinem Arm und unterbricht meine Gedanken. Was vielleicht besser ist. Die Vergangenheit soll bleiben, wo sie ist, nämlich in Österreich. In einem Land, das früher mal meine Heimat war. Nun verbindet mich nur noch meine Mutter damit, mit der ich hin und wieder telefoniere oder skype. Seit ich ausgewandert bin, haben wir uns nicht mehr persönlich gesehen. Warum? Nicht weil ich das Geld für den Rückflug nicht zusammengespart hätte. Sondern weil ich bisher nicht den Mut gefunden habe, mich mit den Vorkommnissen von damals auseinanderzusetzen. Dingen, von denen nicht einmal meine beste Freundin Emily etwas weiß. Ich hatte zu jener Zeit nicht die Kraft, ihr davon zu erzählen. Es war mir nicht nur peinlich, sondern auch der Schmerz, der weiterhin in meinem Herzen lodert, soll im Verborgenen bleiben. Dass ich mit meiner Mutter nach wie vor Kontakt habe, ist eher aus Gefälligkeit. Zwischen uns hat sich eine Mauer gebildet, die ich nicht bereit bin einzureißen. Dafür braucht man Kraft und Mut, den ich nicht aufbringen kann und möchte.
»Also, was gibt es denn Leckeres?«, frage ich mit freudigem Ton, überspiele gekonnt diese Wehmut, die mich zu überrollen droht.
»Nudeln mit Tomatensoße, und als Nachtisch dachte ich an eine große Portion Eis mit Schokoladensoße!« Sie stellt sich zur kleinen Küchenzeile und holt zwei Teller aus dem Schrank.
»Das klingt nach dem perfekten Menü.«
Mit den befüllten Tellern setzen wir uns an den Tisch, der für maximal vier Personen Platz bietet. Wir essen und plaudern über alte Zeiten in der Schule. Heute kann Ly darüber lachen, weil sie mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen hat. Ich weiß, dass ich das auch sollte. Es fällt mir leicht, anderen Ratschläge zu erteilen. Doch sobald es mich selbst betrifft, sieht die Welt wieder ganz anders aus.
Das Klingeln vom Telefon ist ohrenbetäubend. Heute ist schon Freitag, der Blick auf meine Uhr lässt Ungutes erahnen. Es ist bereits vier Uhr nachmittags, und ich bin noch weit entfernt von dem, was ich eigentlich schaffen wollte. Ich reibe mir die Stirn, als es an der Tür klopft.
»Ja, bitte!«, murre ich.
Jessica schaut zur Tür herein. Diese Woche hatte sie es nicht leicht mit mir. So wie die anderen Mitarbeiter auch nicht. Das merke ich an ihrem verzweifelten Blick.
»Sir, wir feiern heute den Einstand von Ms Marold im Jeffreys. Kommen Sie mit?« Ihre Stimme ist leise, als habe sie Angst vor mir. Vielleicht ist es gut so. Seit ich meine Tonlage geändert habe, verhalten sich die Mitarbeiter mir gegenüber respektvoller.
»Wenn ich die Zeit finde, komme ich nach. Es ist noch einiges zu erledigen. Gehen Sie schon mal vor.« Wieder fixiere ich den hell erleuchteten Bildschirm, dass mir die Augen brennen.
»Sir, darf ich offen sprechen?« Sie kommt herein und bleibt vor dem Schreibtisch stehen.
»Natürlich.«
»Ihr Bruder ist bei solchen Feierlichkeiten stets mitgegangen. Er meinte, es wäre gut für den Firmenzusammenhalt. Ich denke, Ms Marold würde es zu schätzen wissen, wenn Sie dabei sind. Immerhin hat sie in den wenigen Tagen schon einiges geleistet.«
Ich bin überrascht. Obwohl sie eingeschüchtert wirkt, legt sie gleich die Fakten auf den Tisch. »Geben Sie mir zwanzig Minuten.« Natürlich muss ich hingehen. Es war Jakob sehr wichtig, dass wir in unserem Unternehmen miteinander umgehen wie in einer großen Familie. Das weiß ich. Trotzdem steigt der Druck in mir.
»Soll ich Ihnen ein frisches Hemd und ein Sakko aus dem Schrank holen, oder doch etwas Legeres?«
»Bringen Sie mir bitte ein Shirt und Jeans.« Sollte es mich beängstigen, dass ich hier schon fast eingezogen bin? Nein. Es spart Zeit und Flecken auf den Hemden.
»Sehr gerne.« Jessica verlässt mein Büro. Mein Handy tanzt über den Schreibtisch, und ich erkenne den Namen von meinem Kumpel Brad.
Nach kurzem Zögern hebe ich ab. »Hey, alles klar?« Meine Stimme klingt für mich gespielt fröhlich, doch ihm wird es bestimmt nicht auffallen. Er ist ein Mann, der nur auf eines fixiert ist, und das ist Party machen. Sein Vater ist ein Immobilienmogul in Amerika, und er ist von Beruf Sohn und gibt Geld aus. Vor wenigen Wochen war das auch mein Alltag, aber heute sieht alles anders aus.
»Alter, was ist los? Du bist ja wie vom Erdboden verschluckt. Die Mädels im Club fragen schon nach dir.«
»Wie du weißt, habe ich die Firmengeschäfte übernommen. Aber bald wird wieder Normalität einkehren.«
»Ich dachte, ich könnte dich heute überreden mitzugehen. Shila und Sophia warten sehnsüchtig auf dich.«
Die beiden kennen wir seit einigen Jahren. Es lief immer nach dem gleichen Schema ab. Ausgehen, saufen und danach in die Kiste. Wir pflegen keine Beziehung im herkömmlichen Sinne. Wenn einer von uns jemand anderen hatte, war es auch nie ein Problem. Alles völlig easy und offen.
»Heute steht ein wichtiger Termin an, vielleicht das nächste Mal.« Ich erzähle nichts von dem Abend mit den Mitarbeitern. Denn wenn Brad dazustoßen würde, eskalierte das Ganze nur. Ich kenne ihn zu gut, er würde sicher eines der Frauenherzen meiner Mitarbeiterinnen brechen.
»Okay, wie du meinst. Solltest du danach noch Zeit und Lust auf Spaß haben, komm ins Members nach.«
»Klar doch.« Morgen ist Samstag, und deshalb werde ich heute früh ins Bett gehen, um das aufzuholen, was ich jetzt nicht mehr schaffe. Wenn ich genauer darüber nachdenke, bin ich spießig geworden. Vor wenigen Wochen hätte ich nicht Nein gesagt oder eine Ausrede gefunden. Damals hatte ich aber auch nicht diese Verantwortung.
Ich höre im Hintergrund von Brad Frauengelächter. »Komm, Brad, wir haben Hunger«, sagt eine Frauenstimme.
»Ich muss los, wie du sicher mitbekommen hast, möchten die Damen von mir verwöhnt werden. Bis dann.« Er wartet nicht einmal auf meine Antwort, sondern legt auf.
Brad ist zwar ein Kumpel, aber kein bester Freund, mit dem man alles bespricht. Ich habe keinen besten Freund. Das ist auch nicht nötig, denn mein Arbeitspensum reicht mir völlig aus.
Im Jeffreys angekommen, ist die Musik bereits lauter, was für den frühen Abend seltsam ist. Ich dränge mich durch die Leute hindurch. Eine junge Frau Mitte zwanzig lächelt mich an, als ich ihr unabsichtlich auf die Füße trete.
»Sorry«, sage ich.
»Nichts passiert, Lust auf einen Drink?« Ihre braunen Augen strahlen mich erwartungsvoll an.
»Später vielleicht.« Ich marschiere an ihr vorbei. Früher hätte ich die Chance genutzt. Was ist mit mir los, dass ich auf nichts mehr Bock habe? Am liebsten würde ich sofort nach Hause fahren und mich in mein Bett verkriechen. Doch ich zwinge mich, weiterzugehen.
Als ich Lisa entdecke, muss ich schmunzeln. Sie hat ein kurzes Kleid an. Wieder mal ist es farbenfroh. Der Hintergrund ist weiß, und darauf sind rosafarbene Blüten über den weichen Stoff verteilt. Dazu trägt sie pinke Boots, die Gummistiefeln ähneln. Sie ist in unserem Büro wie ein bunter Vogel. Jeden Tag präsentiert sie ein anderes Farbenspiel. Doch es steht ihr. Ihre silbergrauen kurzen Haare fallen ihr schräg über die Stirn. Sie dreht sich zu mir um und strahlt mich an, als wäre ich Gott persönlich.
»Wie schön, dass du auch kommen konntest.« Sie umarmt mich, als würden wir uns schon ewig kennen. Ich halte kurz inne, bis ich mich dann doch entschließe, sie zu umarmen. Ein extravaganter Duft aus Kaffeebohnen, Vanille und dem sinnlichen Geruch von Orangenblüten dringt in meine Nase. Ich fühle mich gleich wacher. Als würde sie die Energie durch unsere Berührung übertragen.