0,99 €
Der 48-jährige Bastian lernt im Krankenhaus den 19-jährigen Finn kennen. Finn ist schwul, hat aber Angst davor, sich zu outen.
Bastian, der verheiratet ist und einen erwachsenen Sohn hat, ist ebenfalls schwul, konnte es aber sein Leben lang vor seiner Familie verheimlichen. Inzwischen hat er aber erkannt, dass sein Leben, geprägt von Lügen und unterdrückten Gefühlen, ein großer Fehler war.
Weil Bastian vermeiden will, dass Finn den gleichen Fehler begeht, erzählt er ihm seine Lebensgeschichte. Angefangen vom ersten Orgasmus, über die Schwierigkeiten, in der DDR schwul zu sein, bis hin zur ersten heimlichen Liebe zu einem Boy.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2019
51
Finn
Eine Gay Kurzgeschichte
Handlung
Der 48-jährige Bastian lernt im Krankenhaus den 19-jährigen Finn kennen. Finn ist schwul, hat aber Angst davor, sich zu outen.
Bastian, der verheiratet ist und einen erwachsenen Sohn hat, ist ebenfalls schwul, konnte es aber sein Leben lang vor seiner Familie verheimlichen. Inzwischen hat er aber erkannt, dass sein Leben, geprägt von Lügen und unterdrückten Gefühlen, ein großer Fehler war.
Weil Bastian vermeiden will, dass Finn den gleichen Fehler begeht, erzählt er ihm seine Lebensgeschichte. Vom ersten Orgasmus, über die Schwierigkeiten in der DDR schwul zu sein, bis hin zur ersten heimlichen Liebe zu einem Jungen.
Ich sitze hier auf einem Friedhof und Blicke auf mein beschissenes Leben zurück. Ein Leben, das nur von Lügen und unterdrückten Gefühlen geprägt war. Immer nach einer Ausrede suchend, um meine wahre Identität zu verbergen.
Mein Name ist Bastian. Ich bin 48 Jahre alt, verheiratet und habe inzwischen einen erwachsenen Sohn. Und das alles, obwohl ich eigentlich schwul bin. Ich habe mich mein ganzes Leben hinter einer Fassade versteckt, nur, um meiner Umgebung vorzugaukeln, dass ich normal bin. Aber, was ist denn eigentlich normal? Bin ich wirklich nicht normal, nur weil ich schwul bin. Sind denn heterosexuelle Menschen wirklich die Normalen unter uns? Vor einem halben Jahr hätte ich diese Frage noch mit einem „Ja“ beantwortet. Das ich heute darüber anders denke, habe ich Finn zu verdanken. Einen 19-jährigen Jungen, den ich im Krankenhaus kennenlernte und ein Zimmer teilte. Heute wünschte ich allerdings, dass wir uns niemals begegnet wären.
Es begann alles vor einem halben Jahr. Schon in der Nacht hatte ich heftige Bauchschmerzen und musste mich ständig übergeben. Als sich dies am Morgen verschlimmerte, suchte ich einen Arzt auf. Die Diagnose war niederschmetternd. Blinddarmentzündung! Schon eine halbe Stunde später befand ich mich im Krankenhaus. Ich war froh darüber, dass ich wenigstens in einem Zweibettzimmer untergebracht wurde und das zweite Bett, nicht belegt war. Nicht etwa, dass ich Menschenscheu bin. Aber ich mag nun mal keine Mehrbettzimmer, wo man vor lautem Schnarchen der anderen, nicht richtig schlafen kann.
Kurze Zeit später lag ich dann auch schon auf dem Operationstisch. Obwohl ich fast eine Stunde operiert wurde, kam es mir nur vor, wie Sekunden.
Anschließend wurde ich in einem Rollstuhl gesetzt und von einer Schwester auf mein Zimmer gebracht. Als wir dort ankamen, war ich etwas überrascht. In meinem Zimmer war inzwischen ein junger Bursche untergebracht, der gerade damit beschäftigt war, seine Sachen in den Schrank zu räumen. Meinen Schätzungen zufolge war er ungefähr 18 bis 20 Jahre alt, etwa 180 cm groß und hatte eine schlanke, aber sportliche Figur. Außerdem hatte er dunkele, etwas zottige Haare, die er bis über die Stirn trug. Bekleidet war er mit einem marineblauen T-Shirt und einer hellen engen Jeans, die mehrere Löcher hatte.
Nachdem mich die Schwester endlich in mein Bett verfrachtet hatte, kam der Junge auf mich zu und streckte mir lächelnd seine Hand entgegen.
„Ich bin Finn“, sagte er. Dabei glänzten seine Zähne, wie bei einem gutaussehenden Model einer Zahnpasta Werbung.
„Bastian“, antwortete ich freundlich, aber immer noch leicht betäubt von der Narkose. „Meine Freunde nennen mich Basti.“
Da mir der Junge auf Anhieb gleich sympathisch war, bot ich ihm auch sofort das „Du“ an.
„Ganz schön heiß hier in der Bude“, stöhnte Finn, wobei er sich das T-Shirt auszog und sich damit den Schweiß von der Stirn wischte.
Ja, mir war auch ganz schön heiß. Aber das kam wohl weniger von dieser schwülen Augusthitze an diesem Tag, sondern mehr, von dem Anblick seines makellosen Körpers.