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Staff Bischoff

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Beschreibung

Zu den geheimnisvollsten Phänomenen unseres Lebens gehören die Träume. Über Zeit und Raum schlagen sie gewaltige Brücken, wie sie kühner und gewagter keines Baumeisters Hirn zu ersinnen vermag. Traum ist Befreiung, und wo immer er aufdämmert, umfängt uns ein Hauch der Unendlichkeit, die alle Fesseln sprengt. Wenn man bedenkt, daß der normale Mensch ein Drittel seiner Zeit im Schlafe verbringt, dann läßt sich annähernd ermessen, welchen Stellenwert in unserem Dasein wir den Träumen zuordnen müssen, ob wir wollen oder nicht. Aber der Traum und seine Schwester, die Phantasie, beherrschen nicht nur unsere Nächte. Sie greifen über auf das Unterbewußtsein unseres wachen Lebens und zwingen unsere Gedanken in ihren Bann. Sie beflügeln unsere Sinne und aktivieren die kreativen Fähigkeiten. Doch in gleichem Maße vermögen sie bisweilen auch die menschliche Initiative zu lähmen und Depressionen zu schüren. Denn die Phantasie ist eine eigenwillige Gewalt, die sich jeder Lenkung durch den Verstand zu entziehen versteht. Nach rätselhaften Gesetzen geht sie ihre eigenen Wege, und dem Menschen bleibt keine andere Wahl, als sie gewähren zu lassen. Widerstand ist in diesem Bereich der Psyche zwecklos. Er führt nur in den seltensten Fällen zum Erfolg, der nicht nur einen eisernen Willen voraussetzt, sondern auch Selbstbeherrschung und Nüchternheit.

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eBook-Ausgabe 06/2016 © Carl Stephenson Verlag GmbH & Co. KG, Schäferweg 14, 24941 Flensburg Alle Rechte vorbehalten einschließlich der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien E-Mail: [email protected] Internet: www.stephenson.de Besuchen Sie uns auf www.stephenson.de Ein großes erotisches Verlagsprogramm erwartet Sie dort. eISBN 978-3-7986-0776-7

Vorwort

Zu den geheimnisvollsten Phänomenen unseres Lebens gehören die Träume. Über Zeit und Raum schlagen sie gewaltige Brücken, wie sie kühner und gewagter keines Baumeisters Hirn zu ersinnen vermag. Traum ist Befreiung, und wo immer er aufdämmert, umfängt uns ein Hauch der Unendlichkeit, die alle Fesseln sprengt.

Wenn man bedenkt, daß der normale Mensch ein Drittel seiner Zeit im Schlafe verbringt, dann läßt sich annähernd ermessen, welchen Stellenwert in unserem Dasein wir den Träumen zuordnen müssen, ob wir wollen oder nicht. Aber der Traum und seine Schwester, die Phantasie, beherrschen nicht nur unsere Nächte. Sie greifen über auf das Unterbewußtsein unseres wachen Lebens und zwingen unsere Gedanken in ihren Bann. Sie beflügeln unsere Sinne und aktivieren die kreativen Fähigkeiten. Doch in gleichem Maße vermögen sie bisweilen auch die menschliche Initiative zu lähmen und Depressionen zu schüren. Denn die Phantasie ist eine eigenwillige Gewalt, die sich jeder Lenkung durch den Verstand zu entziehen versteht. Nach rätselhaften Gesetzen geht sie ihre eigenen Wege, und dem Menschen bleibt keine andere Wahl, als sie gewähren zu lassen. Widerstand ist in diesem Bereich der Psyche zwecklos. Er führt nur in den seltensten Fällen zum Erfolg, der nicht nur einen eisernen Willen voraussetzt, sondern auch Selbstbeherrschung und Nüchternheit.

Bis in die jüngste Vergangenheit glaubten Laien wie auch Psychologen, daß sexuelle Träume und erotische Phantasien ebenso eine rein männliche Domäne seien wie die sinnliche Lust, die im Orgasmus gipfelt. Der Frau schrieb man irrtümlich nur Toleranz und passives Empfinden zu, zwei Komponenten, innerhalb deren Grenzen sich weibliches Triebleben zu erschöpfen hatte.

Die Welt horchte in ungläubigem Staunen auf, als sich das Gerücht vom weiblichen Orgasmus eines Tages zur wissenschaftlich fundierten Tatsache erhärtete, die Millionen Frauen freilich nur ein müdes Lächeln abzwang, weil sie die sensationell entdeckte Klimax längst hundertfach am eigenen Leibe erfahren hatten. Allerdings waren sie aus Rücksicht auf die Moralvorstellungen ihrer Zeit bestrebt gewesen, das Glück körperlicher Erfüllung nur diskret zu genießen, zumal Sinnenlust damals als untrügliches Merkmal perverser Verkommenheit gewertet wurde. Und welche Frau wollte sich schon gerne zur lasterhaften Kokotte abgestempelt wissen?

Nichtsdestoweniger hatte der Orgasmus zuvor ungezählten Frauen und Mädchen Angst und Schrecken eingejagt. Unfähig, sich auszusprechen oder gar beraten zu lassen, fragten sie sich angesichts der animalischen Naturgewalt ihres sexuellen Höhepunktes furchtsam: Bin ich überhaupt normal? Sind meine Gefühle eventuell gar abartig? Oder gibt es Frauen, die beim Verkehr ähnlich empfinden wie ich?

Inzwischen ist der Orgasmus als krönendes Detail sexueller Beziehungen allerorten anerkannt. Er wurde integriert in den psychischen und physischen Komplex der menschlichen Erotik, und eine Evastochter, die noch nie im Leben eine Klimax erreicht hat, darf als unglückliche Outsiderin des Bedauerns ihrer Umwelt sicher sein.

Hatte man den weiblichen Orgasmus rigoros seiner heimlichen Verschwiegenheit entkleidet, so blieben die sexuellen Träume und Phantasien der Frauen nach wie vor weitestgehend tabu. Niemand bewilligte ihnen eine ausgeprägte Vorstellungskraft. Und obwohl man seit Jahrtausenden um die ausschweifenden Wünsche wußte, die den Herrn der Schöpfung bei Tag und Nacht begleiten, machte sich kein Mann die Mühe, nach den Triebvorstellungen des Weibes zu fragen. Offenbar traute niemand dem weiblichen Geschlecht das Element heimlicher Begierde zu. Vor allem dann nicht, wenn man einer Frau mehr oder minder regelmäßig sexuelle Zärtlichkeit widmet, die ihr körperliches Verlangen stillt und die leibliche Begierde zügelt.

Um so erstaunlichere Ergebnisse zeitigte eine Befragung von 5.000 Frauen und Mädchen, die rückhaltlos über ihre sexuellen Träume und Phantasien Auskunft geben. Offen und ehrlich berichten sie, was sie nicht einmal ihrer intimsten Freundin oder gar dem eigenen Partner anzuvertrauen wagen würden. In ihren Selbstzeugnissen bestätigt sich, was man bisher nur ahnte: Frauen haben eine größere und leidenschaftlichere Phantasie als Männer. Ihre Vorstellungswelt kennt keine Grenzen. Hemmungen finden in ihren Träumen keinen Platz. Sie intensivieren und variieren ihre heimlichen Wünsche in einem Umfang, der jedes vermutete Maß überschreitet und den Leser staunen läßt.

Erschrocken muß Adam erkennen: Das innige Bild von der züchtigen Geliebten mit den reinen Gedanken, das er sich bisher gemacht hat, ist falsch. Die Eva an seiner Seite hegt in ihrem Köpfchen keine zahmeren Gelüste als er. Sie sind im Gegenteil noch heißer, schwüler und triebhafter. Die schonungslosen Geständnisse der Frauen und Mädchen, die hier zur Sprache kommen, werden ihm helfen, seine Partnerin besser zu verstehen, ihre Seele gefühlvoller zu ergründen und ihr ein zärtlicherer Liebhaber zu sein.

Traum und Phantasie

Der Traum ist, wissenschaftlich gesehen, eine psychologische Realität, welche die Vorstellungskraft des Menschen erregt, seit er gelernt hat, sich artikuliert auszudrücken. Der Traum ermöglicht uns nach Meinung der Psychoanalytiker den Zutritt zum Seelenleben. Dabei entspricht das Verständnis der Träume der jeweiligen kulturellen Entwicklungsstufe bestimmter Gruppen.

So erblicken die primitiven Völker in den Träumen die Offenbarung ihrer Ahnen oder der Dämonen und hoffen, über die Brücke des Traumes in Verbindung mit der übersinnlichen Welt treten zu können.

Andere Völker, die einer theistischen Religion angehören, also an einen persönlichen, von außen auf die Welt einwirkenden Schöpfergott glauben, sehen in den Träumen hauptsächlich ein Mittel, mit dessen Hilfe es möglich wird, Kontakt zu dem Gott oder den Göttern aufzunehmen. Dabei entwickelten die antiken Völker des Vorderen Orient eine Kunst der Traumauslegung, mit der sie die Zukunft deuteten. Im Laufe der Zeit jedoch sank der religiöse Glaube häufig auf das Niveau des Aberglaubens herab. Während solcher längerer oder kürzerer Perioden wandelte sich der Traum zu einem Phänomen außerhalb der eigenen Persönlichkeit. Jetzt wurden ihm magische Zauberkräfte zugeschrieben, weil sich die Grenze zwischen dem Individuum und der Außenwelt verwischt hatte.

Nach und nach erkannte der Mensch den Unterschied zwischen den Vorgängen in seinem Innenleben und den Erscheinungen der Wirklichkeit. Er verlor die Überzeugung, daß seine Gedanken objektive Tatsachen seien, und glaubte nicht mehr an den übersinnlichen Ursprung des Traumes. Erst der Seelenforscher Sigmund Freud (1856 — 1939), der Begründer der Psychoanalyse, entwickelte eine Theorie, die wissenschaftlicher Kritik standhalten konnte und ein völlig neues Bild unserer Psyche schuf. Ihm verdanken wir die Analyse oder zumindest die Ausdeutung und Erhellung unserer Träume. Er gab uns die Möglichkeit, sie besser zu verstehen und ihre Signale logisch zu interpretieren.

«Der Traum ist der Wächter des Schlafes», sagt Freud. Will der Mensch schlafen, so unterbricht er den Kontakt zur Außenwelt. Nach Freuds unwidersprochener Meinung steht der Schlaf des Menschen in enger Verbindung mit dem instinktiven und unbewußten Wunsch, in den mütterlichen Schoß zurückzukehren.

Unzweifelhaft ist der Schlafinstinkt ein tatsächliches Faktum. Und es sieht ganz so aus, als widersetze sich der Traum dem Bedürfnis des Schläfers, zu vergessen. Im Schlafe erreichen die unbewußten Wünsche und Impulse das Bewußtsein des Schlafenden. Dem Traum fällt nunmehr die Aufgabe zu, diese Wünsche und Impulse zu kontrollieren, da sie sonst mit Sicherheit den Schlummernden wecken würden. In diesem Sinne muß man die Funktion des Traumes als Wächter des Schlafes interpretieren.

Es ist durchaus möglich, die Sprache des Traumes zu entschlüsseln und somit verborgene Gedanken zu verstehen. Allerdings bedarf es der fachkundigen Auslegung und Analyse, einen verborgenen Traum in einen verständlichen Traum zu übersetzen. Immerhin sind die Seelenforscher der festen Überzeugung, daß jeder Traum ohne Ausnahme die Verwirklichung eines unerfüllten Wunsches enthält. Der Einwand, daß unangenehme Träume wie beispielsweise Alpdrücke wohl schwerlich unerfüllte Wünsche ausdrücken, vermag dabei nicht zu überzeugen. Hier handelt es sich nach Freud «vornehmlich um die unbewußten Wünsche, die sich im allgemeinen in Opposition zu der bewußten Persönlichkeit befinden». Der Wunsch nach unangenehmen Ereignissen im Traum ist keinesfalls erstaunlich, wenn man die Rolle des Traumes mit der Funktion eines Blitzableiters vergleicht. Der Traum nimmt dann den Charakter eines Opfers an. Manchmal ist freilich auch ein geringeres Übel, das man auf sich nimmt, der Ausweg, um eine Katastrophe zu verhüten. Und nicht wenige Menschen, welche unter einem starken Schuldgefühl leiden, verlangen im Unterbewußtsein nach Strafe und Sühne. Dann wird die Angst zur Triebfeder des Traumes.

Ganz allgemein dürfen wir behaupten, daß der Traum ausschließlich aus Ereignissen des wachen Lebens resultiert, die einen Widerhall im Unterbewußtsein finden. Der Extrakt des Tagesgeschehens und die Anhäufung unbewußten und deshalb unverarbeiteten Materials erzeugen unsere Träume. Einen wesentlichen Bestandteil unseres Traumlebens repräsentiert das Wesen der Sexualität. Um ihrem Charakter gerecht zu werden, muß man den Begriff der Geschlechtlichkeit viel weiter fassen, als es im allgemeinen gewöhnlich geschieht. Ohne Vorurteile gilt es, sowohl das tägliche Tun und Treiben wie auch unsere seelischen Schwingungen und die wechselnden Stimmungen auf ihren sexuellen Gehalt zu untersuchen, das heißt nachzuforschen, inwieweit ihnen allen Momente beigemischt sind, die allein durch unsere Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht erklärlich werden und als Symptome einer Abhängigkeit von ihm deutlich erscheinen. Denn der Begriff der Sexualität erschöpft sich nicht im Besitz und Gebrauch unserer Geschlechtsorgane. Sie darf ohne Übertreibung als der wichtigste aller anfänglich im Unbewußten ruhenden Erbanteile bezeichnet werden

Daß die Schicksale des einzelnen außerordentlich häufig von der Geschlechtlichkeit geprägt werden, ist bekannt. Die Sexualität bestimmt wie keine andere Kraft unsere Aktionen und Reaktionen. Dabei ist die Welt der Triebe ihrem Wesen nach unserer Erkenntnis ebenso verschlossen wie die Welt des Traumhaften. Daran ändern auch die Theorien der modernen Psychoanalytiker nichts, obwohl sie verschiedene Komplexe des Unterbewußten transparenter gemacht haben. Nur soweit die Triebe als Wünsche in unserem Bewußtsein als mitbestimmende Kräfte unseres Handelns nachgewiesen werden, können wir etwas über sie aussagen. Ansonsten lagern sie in den tiefsten Schichten unseres Ichs scheinbar passiv als angeborenes Erbgut.

Was ein unbewußtes Gefühl, eine unbewußte Vorstellung oder ein unbewußter Trieb ihrem eigensten Wesen nach sind, vermag niemand auszusagen. Aber Freud hat uns überzeugt, daß sie uns subjektiv wie objektiv nachweisbar ihre Existenz verraten.

Das Traumerleben ist eine Ergänzung unseres wachen Erlebens, besonders im Hinblick auf unsere Gemütserregbarkeit. Denn es erfüllt unsere in Wirklichkeit unerledigt gebliebenen Wünsche und Hoffnungen zumindest teilweise.

Wenn der Dichter Jean Paul (1763 — 1825) dem Traum Szenen zuschreibt, «die zu groß für die kleine Erde sind», dann enthüllt er uns vorahnend ein Stück modernster Erkenntnis. Denn unsere heutige wissenschaftliche Anschauung vom Traum wurzelt ausschließlich im Psychologischen. Sie hat Meinen und Denken früherer Jahrhunderte als abergläubischen Wahn disqualifiziert. Der sogenannte aufgeklärte Mensch teilt nicht mehr die Ansicht der Alten, daß sich im Traume Gott uns offenbare, indem er uns Warnungen oder Verheißungen sende. Wir glauben auch nicht mehr, daß der «Schlaf des Gerechten» immer traumlos sei und daß Träume das Produkt von Krankheit oder körperlicher Unpäßlichkeit sind, die als Störfaktoren des gesunden Schlafes angesehen werden müssen. Wir lehnen auch die Ansicht ab, wonach der Traum nur eine Wiederholung früherer Erlebnisse in ähnlicher Bildform oder in symbolisierter Gestaltung darstelle. Selbstverständlich werfen kritische Geister zumindest seit Freuds Psychoanalyse immer wieder die Frage auf: «Sind wir für unsere Träume verantwortlich?»

Tatsächlich sind viele Fachleute der Meinung, daß die Träume eines Menschen rein sind, wenn er ein reines Leben führt. Allerdings wird uns niemand so recht erklären können, was ein «reines» Leben wirklich ist und wann es «schmutzig» zu werden beginnt. Eher kann man sich da schon mit den Worten des Philosophen Arthur Schopenhauer (1797 — 1860) anfreunden, wenn er feststellt: «Jeder träumt in vollster Gemäßheit seines Charakters.» Wobei wir unter Charakter unsere gesamte körperlich-seelische Veranlagung verstehen, die dem Traum ihren signifikanten Stempel aufdrückt.

Es ist noch nicht lange her, daß sowohl Ärzte als auch Geistliche und Philosophen die Überzeugung aussprachen, in unseren Träumen, die sich stets jenseits von Gut und Böse bewegen, herrsche eine zügellose Anarchie. Natürlich wissen wir heute, daß es diese Anarchie in unseren Schlafgebilden nicht geben kann, weil auch im psychischen Geschehen die Fäden ursächlicher Verknüpfung niemals abreißen.

Bereits vor mehr als 100 Jahren erkannte der Philosoph F. W. Hildebrand aus Leipzig hellseherisch: «Es läßt sich keine Traumtat denken, deren erstes Motiv nicht irgendwie als ein ,Wunsch, ein Gelüste oder eine Regung vorher durch die Seele des Wachenden gegangen wäre.» Und Friedrich Schleiermacher (1768 — 1834), der Theologie und idealistische Philosophie miteinander zu verbinden versuchte, behauptete: «Bereits das Einschlafen ist begleitet vom Hervortreten ungewollter Vorstellungen.» Er ahnte also, was wir heute wissen. Im Schlaf öffnet sich das Tor zum Unterbewußtsein. Es gibt die zurückgedrängten Wünsche, Hoffnungen und Begierden frei.

Im Untergrund der Seele schlummern Lust, Gier und Verlangen, aber auch halbvergessene Probleme und Widerstände aus scheinbar längst vergessener Zeit. Wir haben sie zwar aus unserem wachen Bewußtsein gestrichen oder zumindest verdrängt, aber es ist uns nicht gelungen, sie zu eliminieren. So kommen im Schlafe jene wirren und wüsten Träume zustande, die uns peinigen und erschrecken, oder aber erfreuen. Dabei ist jeder Traum, und mag er noch so phantastisch und irreal sein, auflösbar in sinnvolles Geschehen. Der Traum setzt Wünsche frei und schenkt ihnen sogar Erfüllung. Aber merkwürdigerweise ist diese Erfüllung grotesk verkleidet und das Verlangen oft bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Denn die Träume bedienen sich aller Hilfsmittel des Bewußtseins. Ihnen steht der grenzenlose Reichtum an Bildern und Begriffen des wachen Lebens einladend zur Verfügung. Damit tarnt sich das Unbewußte meisterhaft, um so lange als möglich unerkannt zu bleiben.

Freud bezeichnet den Traum als verhüllte Erfüllung de Wunsches. An uns liegt es, den sinnfälligen vom verborgenen Trauminhalt zu unterscheiden. Dabei bezieht der sinnfällige Teil sich auf kurz zurückliegende oder voraussichtliche nahe Geschehnisse. Allerdings handelt es sich hier meist nur um eine leere Drapierung für den verborgenen Traumteil, in welchem sich unsere heimlichen, oft bis in die Kindheit zurückreichenden Wünsche und Hoffnungen durchzusetzen versuchen.

Die meisten unserer Träume schöpfen aus der Kindheit. Aber auch das Kind verfügt bereits über mehr oder minder geheime Wünsche, die es in den Traum hinüberrettet. Nach dem Erwachen träumt es in seinen Spielen weiter und erfüllt sich fast alle oder zumindest die meisten Wünsche durch das umgestaltende Element der Phantasie, die vollendet, was der Traum nicht zu realisieren vermochte.

Insofern sind Traum und Phantasie verwandter, als man denken mag, wobei wir jedoch nicht vergessen dürfen, daß der Traum aus unserem unterbewußten Urgrund aufsteigt, während die Phantasie unserem wachen Erleben zugeordnet werden muß und schöpferische Kräfte freisetzt, was den Träumen nur selten gelingt.

Zu den schönsten Zeugnissen menschlicher Phantasie gehört ein Meisterwerk orientalischer Literatur, das wir alle unter dem Titel «Tausendundeine Nacht» kennen. Hier vereinigen sich Phantasie, Traum und Sexualität in idealer Harmonie. Blumenreich erzählt das Buch die Geschichte des Königs Schehrijar, der im fernen Indien und China herrschte. Eines Tages bat Schehrijar seinen Bruder Schahzaman, den Herrn von Samarkand, ihn zu besuchen. Da sich aber Schahzamans Abreise durch einen unvorhergesehenen Zufall verzögerte, wurde er unfreiwillig Zeuge, wie sich seine ungetreue Gattin auf ihrem Bett einem schwarzen Sklaven hingab. Wütend tötete Schahzaman das sündige Paar. Schwermütig begab er sich sodann auf die Reise zu seinem Bruder. Hier sah er eines Tages auf dem Hofe des Palastes zwanzig Sklaven und zwanzig Sklavinnen, unter ihnen auch die bildhübsche Frau Schehrijars. Alle gingen zu einem Waschbecken, entkleideten sich und badeten miteinander in den klaren Fluten.

Plötzlich rief die Frau des Königs einen schwarzen Sklaven heran, der sie sogleich umarmte und sich neben sie legte. Die anderen Sklaven und die Sklavinnen folgten ihrem Beispiel. In aller Öffentlichkeit liebte man sich ohne Zucht und ohne Scham. Da wurde Schahzaman von seiner Eifersucht befreit, und er dachte: «Bei Allah! Dies ist noch ärger als das, was mir widerfuhr!» Von dieser Stunde an aß und trank er wieder wie früher.

Der König Schehrijar bemerkte natürlich die Veränderung, die mit seinem Bruder vorgegangen war, und Schahzaman erzählte ihm seine leidvolle Geschichte. Und er berichtete auch von der Wandlung seiner Empfindungen.

Da verließen die beiden Könige den Hof. Unterwegs begegneten sie einem jungen, schönen Mädchen, das die Geliebte eines Dämons war. Während der furchtbare Geist schlief, verführte die rassige Blume die Brüder. Hinterher zeigte sie ihnen 98 Ringe. Nur zwei fehlten ihr noch, wie sie sagte. Und sie sprach: «Die Besitzer all dieser Ringe haben in meinem Schoße geschwelgt und jenem Dämon Hörner aufgesetzt!»

Merkwürdig berührt und voll von wundersamen Gefühlen kehrten die beiden Brüder um und gingen heim. Dabei reifte in Schehrijars Gehirn ein blutiger Gedanke heran.

Zu Hause angekommen, schlug Schehrijar ohne Zögern zuerst seiner Gemahlin, dann den Sklaven und schließlich auch den Sklavinnen den Kopf ab. Und von diesem Tage an nahm er allnächtlich ein junges, unberührtes Mädchen zu sich, das er stolz entjungferte und nach vollzogenem Liebesakt tötete, um seiner Ehre sicher zu sein. Denn er wollte nicht, daß die Frau, die er besessen hatte, sich einem anderen Manne schenkte.

Drei Jahre lang trieb König Schehrijar sein grausames Spiel, das seiner Eifersucht entsprang. Und so wird ihm eines Tages auch Schehrezad zugeführt, die schöne Tochter des Wesirs. In ihrer Todesangst ersinnt Schehrezad eine List, mit deren Hilfe sie ihr Leben zu retten versucht. Sie läßt sich von ihrer jüngeren Schwester ins Schlafgemach Schehrijars begleiten. Und als der König ihre Unberührtheit zerstört hat, sagt die jüngere Schwester, wie es verabredet war, zu Schehrezad: «Ich bitte dich bei Allah, erzähle uns eine Geschichte, die uns die langen Stunden dieser Nacht verkürzen kann!» König Schehrijar liebt Märchen, wie alle Orientalen. Freudig stimmt er zu, und jetzt beginnt die Geschichte von «Tausendundeiner Nacht», ein farbenreiches Mosaik aus vielen Erzählungen, gleichsam ein Fortsetzungsroman, der kein Ende nehmen will. Jede Nacht erfindet Schehrezad eine neue Story dazu, und Schehrijar ist so neugierig, wie es weitergeht, daß er sich nicht dazu entschließen kann, Schehrezad zu töten. Ja, er beginnt sie sogar zu lieben. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann beglückt Schehrezad ihren Mann noch heute mit dem Erfindungsreichtum ihrer Vorstellungskraft. In diesem Märchen, das bereits in der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts aufgezeichnet wurde, erweist sich, wie mächtig eine ausschweifende Phantasie sein kann. Und weil in jedem Märchen ein Stückchen Wahrheit steckt, dürfen wilden Tenor der Geschichte getrost auf die Wirklichkeit übertragen. Mit unübertroffener Leidenschaft und unglaublicher Bildhaftigkeit hat der Islam hier die Phantasie der Erotik mit der Sexualität des Lebens verschmolzen. Wir begreifen, daß die Sinne auch im Unterbewußtsein als Element des menschlichen Wesens untrennbar mit seinem Ganzen verbunden sind und zur realen Wirklichkeit gehören.

Die Wissenschaft ist sich einig, daß sich Mann und Frau in der Art ihres Traumlebens nicht oder nur unwesentlich unterscheiden. Beiden Geschlechtern kann die gleiche Traumintensität und auch die gleiche Häufigkeit nächtlicher Traumbilder zugeschrieben werden. Daß sich dabei oftmals die Themen des unbewußt Erlebten in weiten sexuellen Bereichen grundsätzlich unterscheiden, liegt logischerweise in der Natur der Dinge und der Verschiedenheit der Geschlechter. Nicht umsonst gilt der Phallus des Mannes als sieghafte Angriffswaffe, während die Vagina der Frau das leicht verwundbare Ziel darstellt. Hier tut sich ein Problem von Aggressivität und Passivität auf, dem jedoch an dieser Stelle nicht weiter nachgeforscht werden soll.

Über das Phänomen der Träume hinaus hat sich vor allem in letzter Zeit immer nachdrücklicher erwiesen, daß die Frau, was die Tiefe ihrer Gefühle wie auch die Breite der Skala ihrer Empfindungen betrifft, dem Manne weit überlegen ist. Mag es nun an der introvertierten, also der auf innerseelische Vorgänge konzentrierten Wesensart der Frau liegen oder an der zurückhaltenden Rolle, die ihr seit Jahrhunderten aufgedrängt wurde, im Gegensatz zum Manne scheut sie sich viel zu häufig, ihre Wünsche, Triebe und Sehnsüchte auszusprechen. Deshalb flieht sie mit ihrem unerfüllten Verlangen in das Reich der Phantasie, wo sie sich ungefährdet zu behaupten vermag. Nur hier darf sie ihre Vorstellungskraft ungestraft ausleben. Und nur deshalb hat sie es zu wahrer Meisterschaft auf diesem Gebiet gebracht.

Aus diesem Gedankengang wird verständlich, warum Frauen eine größere und ausschweifendere Phantasie besitzen als Männer. Was sich nicht in die Tat umsetzen läßt, das klammert sich eben besonders hartnäckig in unserem Hirn fest, wo es sehr bald beginnt, ein farbenfrohes Eigenleben zu führen.

Bei unserer Befragung erklärten 75 Prozent der interviewten Frauen aller Altersgruppen, daß sie häufig oder regelmäßig sexuelle Phantasien haben, die nicht realisierbar sind, weil sie nicht den Mut aufbringen, mit ihrem Partner über die geheimen Wünsche und Sehnsüchte offen zu sprechen. Hinzu kommt, daß die Träume jeder zweiten Frau sich infolge ihrer komplizierten Beschaffenheit niemals erfüllen können und unbewältigte Utopien bleiben müssen.

Drei von vier Frauen sind also gezwungen, ihre Phantasien ohne die Hilfe ihres Partners oder einer anderen Vertrauensperson zu kompensieren, was zwangsläufig nicht selten zu ausgewachsenen Neurosen, also zu Krankheiten ohne erkennbare organische Ursachen führt. Und tatsächlich registrieren die Fachärzte seit Jahrzehnten ein alarmierendes zahlenmäßiges Ansteigen der psychischen Defekte.

Wie sehr manche Frau in sexueller Hinsicht von ihren Phantasien abhängig ist, beweisen ungezählte verbürgte Erfahrungsberichte. So gesteht eine ansonsten glückliche Ehefrau (42) ohne Vorbehalt:

«Schon seit meiner allerfrühesten Kindheit erfreute ich mich einer schillernden Vorstellungskraft. Ich verbrachte oftmals Stunden und sogar Tage damit, in sexuellen Traumbildern zu schwelgen, die, wie ich später zu meinem Leidwesen erkennen mußte, die Wirklichkeit ganz erheblich übertrafen.

Wenn ich als junges Mädchen masturbierte, überkamen mich die herrlichsten Träume, die ich mit höchstem Genuß auskostete. Doch ich hätte es niemals für möglich gehalten, daß ich meine Phantasien fortsetzen würde, wenn ich erst einmal verheiratet wäre. Denn ein geregeltes und ausgeglichenes Geschlechtsleben, so dachte ich, bringt einer Frau ein solches Maß an Glück und Erfüllung, daß sie auf Wunschvorstellungen nicht mehr angewiesen ist.

Ich heiratete mit 23 Jahren, und tatsächlich verblaßten meine sexuellen Halluzinationen beinahe schlagartig. Aber als die Flitterwochen vorüber waren und der Alltag sich auch im Ehebett ausbreitete, mußte ich zu meiner Verwunderung und Enttäuschung erkennen, daß ich gezwungen war, wieder in meine Phantasien zu flüchten, um wirklich erregt zu werden.

Ich gestand meine Unzulänglichkeit meinem Manne, der beleidigt und verletzt reagierte. Er fühlte sich unvollkommen, weil es ihm offenbar nicht gelang, mich ausreichend zu stimulieren, und er hielt sich lange Zeit sogar für einen Versager.

Betroffen zog ich die Konsequenzen aus seiner Enttäuschung, ließ ihn von nun an glauben, daß er mich restlos befriedigt, und erwähnte meine unerfüllten Träume niemals wieder. Ich spiele ihm die rundum glückliche Ehefrau vor, und er zweifelt in keiner Sekunde mehr daran. Aber wenn wir miteinander zärtlich werden und die Begierde sich steigert, dann überkommt es mich wie ein Zwang, und ich bilde mir ein, daß wir uns in einem riesigen Raum befinden, wo wir vor zahlreichen Zuschauern wie auf einer Bühne die Liebe vollziehen. Dabei fühle ich die Blicke der Anwesenden richtig körperlich auf meiner Haut prickeln und brennen.

Eine andere meiner überschäumenden Phantasien besteht aus der Vorstellung, daß ich mich gegen die Zudringlichkeiten meines Mannes mit allen Fasern meines Körpers wehre, so daß er meinen Widerstand brechen und mich mit Gewalt nehmen muß, wobei seine Freunde mich festhalten und meine Beine unter Aufbietung aller Kräfte spreizen. Wenn ich mich erschöpft ergebe, überkommt mich ein zauberhaftes Gefühl höchster Lust. Aber ich erreiche niemals den Orgasmus. Und erst, wenn mein Mann tatsächlich in mich eingedrungen ist und wir den Koitus vollziehen, erlebe ich den befreienden Rausch eines Höhepunktes, dem bisweilen mehrere weitere folgen.

Oftmals wünsche ich mir, ich könnte mit meinem Manne über diese Zwangsträume sprechen. Aber ich weiß nur zu gut, daß er sich erneut beleidigt und gedemütigt fühlen würde und daß er meine Phantasien als Perversionen betrachtet.

Die unausgesprochene Furcht dieser Frau vor der Abwegigkeit ihres Verhaltens ist unbegründet. Wenn sie Phantasien braucht, um zum Orgasmus zu kommen oder überhaupt sexuell befriedigt zu werden, dann sollte sie nicht versuchen, sich ihnen zu verschließen. Solche Phantasien sind normalerweise meist unkontrollierbar und nur schwer zu beherrschen. Sie können durch einen scheinbar nebensächlichen Anlaß erweckt werden und führen dann ein zeitlich bedingtes Eigenleben,‘ um sich nach dem Orgasmus wieder ins Nichts aufzulösen, ohne allerdings tatsächlich zu verschwinden. Für den Bestand und das Glück dieser Ehe ist das kleine Geheimnis dieser Frau ganz bestimmt ohne Bedeutung. Es trägt höchstens noch zur Vollkommenheit der Beziehung bei.

Bedenklicher werden heimliche oder auch offen ausgesprochene Phantasien, wenn einer der Partner mit dem Gedanken spielt, sie wirklich in die Tat umzusetzen, obwohl er weiß, daß er dem anderen damit einen psychischen oder physischen Schmerz zufügen würde. Eine Ehefrau (31) erzählt: «Immer wieder errege ich mich durch die phantastische Vorstellung, daß ich mich einem fremden Kerl leidenschaftlich hingebe, während mein Mann uns beim hemmungslosen Liebesvollzug zusehen muß. Aber leider ist es mir bisher aus mancherlei verständlichen Gründen nicht geglückt, diesen Wunsch in Wirklichkeit zu erleben.

Eigentlich keimte das Verlangen in mir auf, als wir bei guten Bekannten einen aufregenden Porno-Film sahen, der es in sich hatte. Der Hauptakteur war ein kräftiger Mann von riesigen Proportionen. Dementsprechend beeindruckte mich — und wohl auch die anderen anwesenden Frauen — sein mächtiges Glied mehr als notwendig. Und als ich mit meinem Mann nach Hause kam, dachte ich noch immer an nichts anderes als an diesen sagenhaften Penis.

Natürlich liebten wir uns in dieser Nacht besonders leidenschaftlich, weil uns der Film außerordentlich stimuliert hatte. Und selbstverständlich schwärmte ich während des Beischlafes überschwenglich von dem aufregenden Glied des Hauptdarstellers auf der Leinwand. Dabei wurde ich zwischen den Schenkeln so naß wie kaum jemals zuvor, was meinem Manne nicht verborgen bleiben konnte.

Unsere Leidenschaft steigerte sich, und als wir hinreichend angespitzt waren, fragte ich berechnend, ob mein Mann denn nicht gerne einmal zuschauen würde, wie ein anderer Liebhaber mit seinem stolzen Penis in mich eindringt. Dabei beschrieb ich meinen Wunschtraum in jeder Einzelheit so präzise, daß wir beide außerordentlich schnell zu einem vollkommenen Orgasmus gelangten.

Jetzt errege ich mich und auch ihn immer häufiger, indem ich uns ausmale, wie sehr es mich beglücken würde, vor seinen Augen den Akt mit einem derben Naturburschen zu vollziehen. Dabei müßte mein Mann meinen Gesichtsausdruck genau beobachten, und auch sonst dürfte ihm nicht das geringste Detail verborgen bleiben.

Die Vorstellung, von einem anderen Mann erobert zu werden, der über eine sichtliche Potenz verfügt, übt eine faszinierende Gewalt auf mich aus. Nicht auszudenken, wenn mein Mann mir dann auch noch begeistert und erregt zuschauen dürfte! Bei Tag und Nacht kann ich von nichts anderem mehr träumen, und ich würde keine Sekunde lang zögern, falls sich tatsächlich die Gelegenheit dazu böte. Selbst mein Mann könnte mich nicht zurückhalten.»

In unschätzbar vielen Ehen, die ansonsten harmonisch und glücklich verlaufen, ergibt sich eines der Probleme der sexuellen Anpassung aus der Tatsache, daß sich ein großer Teil der Sexualität nicht auf die Wirklichkeit bezieht, sondern auf die Phantasie. Zum Glück haben die meisten Paare längst entdeckt, daß die Verwirklichung der Phantasien zumeist mit einer Enttäuschung endet und die erregende Kraft der Träume vermindert, wenn nicht gar zerstört. Daß im eben zitierten Falle die Partnerschaft ebenfalls in die Brüche gehen würde, ist mit ziemlicher Sicherheit zu befürchten, selbst wenn es der Frau gelänge, ihren Mann zum Einverständnis zu überreden.

Hier zeigt sich auch einmal mehr, zu welchen Wünschen, Träumen und Phantasien sich Frauen versteigen können. Während man Jungen und Männern allgemein den Sextraum und eine ausschweifende Vorstellungskraft zubilligt, galt es bis in die allerjüngste Vergangenheit rundweg als abwegig und unglaublich, daß auch Mädchen und Frauen solche Gedanken haben sollten.

Dieses Vorurteil mag eine der Ursachen dafür sein, daß bei Umfragen so viele Frauen verschweigen, sexuelle Träume und Phantasien zu haben. Nach Kinsey erleben 65 Prozent aller Frauen regelmäßig oder häufig sexuelle Träume. Bei 20 Prozent reichen diese Träume manchmal bis zum Orgasmus, obwohl dieselben Frauen gelegentlich auch Sexualträume ohne Orgasmen hatten. Rund 45 Prozent der Frauen berichteten von Sexualträumen, die stets vor dem Orgasmus abbrechen, manchmal allerdings erst unmittelbar davor. Auf einige typische Unterschiede zwischen den durchschnittlichen Sexualträumen der Frauen und der Männer weist Rüdiger Boschmann hin: So ist bei Frauen der geträumte Sexualpartner oft sehr «verschwommen» und sozusagen «gesichtslos». Er stellt für die träumende Frau nur das sexuelle Moment an sich dar. Manchmal empfindet die Träumende sich gleichzeitig sowohl als Teilnehmerin wie auch als Zuschauerin des Geschehens. Sie wird beispielsweise von einem Manne befriedigt und beobachtet sich dabei selbst. Manchmal geschieht es auch, daß eine Frau im Traum gleichsam wie von Geisterhand mit Zärtlichkeiten bedacht wird, die dann zum Orgasmus führen.

Nicht selten sind bei Frauen auch sexuelle Angstträume. Rüdiger Boschmann berichtet von einer Frau, die im Traum von einem Manne mit einem riesenhaften Penis verfolgt wurde. Der Penis führte ein Eigenleben und gebärdete sich nicht viel anders als ein Hund. Aus der Harnröhrenöffnung lechzte eine lange, speicheltriefende Zunge, und der Penis schnüffelte auf der Spur der Flüchtenden. Der Traum endete nach einer langen Verfolgungsjagd durch eine wüste Landschaft zum Schluß doch noch glücklich. Die Frau träumte nämlich, daß sie in die Arme ihres Liebespartners fliehen konnte. Noch im Aufwachen hatte sie einen Orgasmus.

Erstaunlich mag uns vorkommen, daß viele Frauen in ihren Sexträumen Situationen durchleben, die sie nicht kennen, oder die ihnen zumindest fremd sind. Laut Kinsey gehören 13 Prozent der Frauen dazu. Den Orgasmus erleben zehn Prozent beim Träumen vom normalen Beischlaf. Und immerhin kommen zwei Prozent zum Höhepunkt, wenn sie von Vergewaltigungen träumen. Nicht weniger als sieben (9 Prozent erreichen die Klimax bei lesbischen Träumen.

Die meisten der von uns befragten Frauen erklärten, daß sie ihre sexuellen Träume als angenehm empfinden. Das ist auch dann der Fall, wenn diese Träume unerwünschte Praktiken enthalten wie beispielsweise erzwungenen Beischlaf, regelrechte Vergewaltigungen durch einen oder mehrere Männer, Folterungen oder offenkundige Entwürdigung des betroffenen Opfers.

In der wachen Phantasie ist die Vorstellungskraft weitaus weniger präzise. Die Wachträume brechen viel häufiger ab, die Ereignisse vollziehen sich gemäßigter und Realitätsbezogener, ganz abgesehen davon, daß die Kontrolle des tätigen Intellektes brutale Auswüchse verhindert. Gleichwohl führen die Tagträume viel häufiger zu sexueller Erregung als die nächtlichen Träume der Schläferinnen.

37 Prozent der befragten Frauen werden durch wache Phantasien stimuliert.

31 Prozent lassen sich durch ihren Partner in Stimmung bringen.

7 Prozent geraten durch die Benutzung von technischen oder optischen Hilfsmitteln (erotische Filme, Bilder, Magazine oder Bücher) in Erregung.

25 Prozent schließlich erklären, überhaupt keine Phantasien, ganz gleich welcher Art, zu erleben.

Die Tatsache, daß die weibliche Phantasie eine größere sexuelle Wirkung zeitigt als männliche Verführungskunst, wird so manchen Kavalier nachdenklich stimmen. Hier ist das Selbstbewußtsein der Herren der Schöpfung in höchster Gefahr. Kluge Männer können indessen aus der Statistik eine Lehre ziehen und ihr Verhalten entsprechend korrigieren, sofern sie einsichtig genug sind.

Unterbewußtsein und Sexualität

Obwohl sie schon zehn Jahre verheiratet waren, wirkten sie noch immer wie ein jung verliebtes Paar. Er, elegant und sportlich, strahlte männliche Sicherheit aus. Sie, hübsch und anmutig, schien weibliche Ausgeglichenheit in jeder Hinsicht zu verkörpern. Niemand hätte geahnt, daß ein schwerwiegendes Problem diese Ehe überschattete. Die Frau war nämlich frigide. Der Geschlechtsverkehr kostete sie stets so viel Überwindung, daß sie sich dem Verlangen ihres Mannes unter allen nur möglichen Vorwürfen und Ausreden zu entziehen versuchte. Denn der Liebesakt weckte in ihr die widerwilligsten Gefühle, die sich bis zum Ekel steigern konnten

Die junge Frau (29) litt unter ihrer Gefühlskälte nicht weniger als ihr Mann (35). Und wenn sie ihn wirklich einmal gewähren ließ, weil sie sich ihm nicht dauernd verweigern konnte und sein Recht auf Entspannung nicht bestreiten wollte, dann empfand sie bei der Vereinigung so gut wie überhaupt nichts. Ja, sie war sogar tatsächlich erleichtert, als er das, was sie ihm nicht schenken konnte, im Eros-Center der Stadt zu suchen begann.

Im Anfang hatte die unglückliche Frau in den seltenen Stunden inniger Liebe noch Temperament und Leidenschaft geheuchelt. Als sie sich jedoch von ihrem Manne durchschaut wußte, streifte sie ihre gespielte Rolle ab und reagierte beim Beischlaf nur noch mechanisch, bis auch ihr Mann allmählich die Lust am Liebesspiel mit ihr verlor und den Koitus nur noch vollzog, um sich von den körperlichen Spannungen zu befreien und seinen Sexualtrieb zu ventilieren. Die fehlende physische Erfüllung schien mit der Zeit die seelische Entfremdung nach sich zu ziehen. Die Ehe, die bisher noch nie zur vollkommenen Verschmelzung des Paares geführt hatte, war in ernster Gefahr. Nach zehnjähriger Dauer ohne sexuelle Höhepunkte drohte sie jetzt zu zerbrechen. Glücklicherweise war der Hausarzt der Frau ein verständnisvoller Mann, der auch den geschlechtlichen Problemen seiner Patienten die notwendige Aufmerksamkeit schenkte, was bei Medizinern durchaus nicht immer selbstverständlich ist. Ihm vertraute sie sich an, und er ließ sie ihre nächtlichen Träume bis ins letzte Detail beschreiben.

In diesen Träumen erschienen ihre Eltern regelmäßig als furchterweckende allmächtige Riesen. Häufig wurde die junge Frau von Schlangen bedroht, denen der Vater in letzter Sekunde den Kopf abschlug. Und immer wieder stand die Träumerin vor Bergen köstlichster Kuchen und Torten. Doch wenn sie die Hände danach ausstreckte, wurde sie von den Eltern zurückgehalten. Sie konnte sich nicht erinnern, auch nur einen einzigen Bissen gegessen zu haben.

Der Arzt entschlüsselte ziemlich schnell die Traumsymbole, wie sie so klassisch nur selten auftreten. Die Schlangen verkörperten nichts anderes als männliche Geschlechtsteile, und die Süßigkeiten erschienen stellvertretend als Ersatzstücke für sexuelle Lust. Aber sowohl zwischen den Reptilien als auch den Leckereien einerseits und der Frau andererseits standen die Eltern mit nachdrücklicher Gewalt und ließen es zu keinem Kontakt kommen.

Ohne hellseherische Fähigkeiten entwickeln zu müssen, erkannte der Arzt, daß die Antipathie gegen körperliche Liebe ein Produkt der sexualfeindlichen Erziehung durch die Eltern war, die hartnäckig und konsequent der heranwachsenden Tochter mit drohend erhobenem Zeigefinger die sexuelle Lust als sündig, schmutzig und verwerflich verleidet hatten. Im Bewußtsein der Tochter mußte sich zwangsläufig eine panische Angst vor dem anderen Geschlecht verwurzeln, die alle normalen Lustgefühle überlagerte und verkümmern ließ.

Es dauerte sehr lange, bis der Arzt die durchaus krankhaften Komplexe abgebaut hatte und die Frau ein in jedem Punkt normales Eheleben führen konnte. Die Partnerschaft wurde gerettet.

Allerdings ist bei einer Analyse der Träume und ihrer Symbole äußerste Vorsicht und Zurückhaltung geboten. Denn die Deutung der einzelnen Erscheinungen darf niemals verallgemeinert werden. Und auch die Konstellation der Symbole zueinander, die oftmals zu ganz anderer Auslegung als im Regelfalle zwingt, ist von schwerstwiegender Bedeutung. Letztlich darf auch die Beziehung zwischen Phantasie und Symbolbildung nicht unterschätzt werden. Es mag genügen, wenn hier gesagt wird, daß die Traumanalyse durch einen Laien, und mag er noch so interessiert und belesen sein, niemals zu einem gerechten Ergebnis führen kann. Nur dem Fachmann offenbart sich die Welt des Unterbewußten. Und selbst ihm können noch gravierende Fehler unterlaufen. Denn die Psychoanalyse steht trotz aller unbestrittenen Erfolge noch immer erst am Anfang ihrer Entwicklung.

Es ist seit langem bekannt, daß sich die Menschen zur Darstellung psychischen Erlebens der Symbolik als eines Hilfsmittels bedienen. Allerdings macht der Träumende in viel stärkerem Maße Gebrauch von den mannigfaltigen Symbolen als der Wachende. Es scheint, als habe der Mensch im Schlafe ein besonderes Bedürfnis nach einer lebhaften Optik seelischen Erlebens.

Wir wissen, daß im symbolischen Handeln ein Stück des Unbewußten sich äußern und gleichzeitig zu verstecken versucht. Deshalb vergessen wir nach dem Erwachen meist gerade jene Träume am schnellsten, deren Symbolwerte für eine psychoanalytische Auswertung ganz besonders wichtig sind. Das Symbol ist immer und ohne Ausnahme ein bildhafter Ersatzausdruck für etwas Verborgenes.

Die Entschlüsselung der Symbolik erst entschleiert uns Geheimnisse, die sonst unerkannt bleiben würden. Im Sündenfall beispielsweise bedeutet die zur Sünde verführende Schlange nichts anderes als das Glied Adams. Natürlich erkannte Eva, daß es sich hier um ein Instrument zur Gewinnung höchster Lust handelte. Als Gegenwert bietet sie Adam den Apfel an, der ihre Brust verkörpert. Es gibt ungezählte Gemeinsamkeiten in den Mythen und Märchen aller Völker und Zeiten. Phantasieleistungen, in denen die Sexualität unangefochten vorherrscht.

Aus der Entwicklung unserer Kultur erwuchs die Notwendigkeit, nicht nur einen Teil unseres Gefühlslebens, sondern auch einen Teil unserer Körperfunktionen in den schützenden Mantel der Symbolik einzuhüllen. Die Sexualität ist außerordentlich häufig gezwungen, sich in die Symbolik zu flüchten, um überhaupt zu einer, wenn auch entstellten Form des Erlebens zu gelangen.

Die Zahl der Dinge, die im Traume symbolische Darstellung finden, ist keinesfalls überwältigend groß. Meistens wiederholen sich die gleichen Erscheinungen. Freud hat sich der Mühe unterzogen, die häufigsten Symbole aufzuzählen. Symbolisiert wird der menschliche Leib als Ganzes, die Eltern, Heimat, Vaterhaus, Kinder, Geschwister, Geburt, Tod und Sexualität. Dabei erscheinen die Eltern als Kaiser oder Kaiserin oder als andere Respektspersonen des Autoritätsbegriffes. Kinder und Geschwister werden zu kleinen Tieren oder zu Ungeziefer. Wasser oder irgendeine Beziehung dazu versinnbildlicht die Geburt. Man stürzt entweder hinein, steigt aus ihm heraus oder wird aus den Fluten gerettet. Der menschliche Körper findet sein Äquivalent in Gestalt eines Hauses.

Erheblich reichhaltiger ist die Symbolik unserer Geschlechtlichkeit hinsichtlich der Genitalien, der Sexualvorgänge oder des Intimverkehrs. Das männliche Glied repräsentieren Stöcke, Schirm, Bäume, Stangen, Waffen aller Art, Messer, Dolche, Säbel, Lanzen, Gewehre, Pistolen, Revolver, Wasserhähne, Gießkannen, Springbrunnen, Bleistifte, Bohrer, Hämmer, Reptilien, vor allem Schlangen, Fische, aber auch Luftballone, Flugzeuge und Raketen.

Die Scheide der Frau symbolisieren Schachteln, Gruben, Höhlen, Koffer, Dosen, Büchsen, Flaschen, Taschen oder Kisten.

Stellvertretend für die Brüste stehen Früchte aller Art, vor allem jedoch Äpfel, Birnen und Pfirsiche.

Sexuelle Lust im Traume bedeuten fast immer Süßigkeiten, Konditoreibesuche, Fahrten in Bahn, Bus oder Auto und Reisen im Flugzeug.

Lassen wir es bei dieser Aufzählung bewenden, die jedoch notwendig war, um wenigstens ein flüchtiges Bild von den Dingen unserer unbewußten Welt zu zeichnen, in der gebändigte Triebe und Leidenschaften aller Art als wilde Tiere, gehetzte Pferde oder Hunde zurückkehren. Der heiß herbeigesehnte Liebhaber, der nie oder viel zu selten erscheint, nimmt im Traum die Gestalt eines Diebes an, welcher durch das Fenster steigt oder an der verriegelten Tür rüttelt. Auch im Halbschlaf, zum Beispiel während der morgendlichen Phase des Erwachens, hat das Unbewußte noch Gewalt über uns. So erzählte eine junge Ehefrau ihrem Arzt:

«Ich bin nicht gerade sehr leicht erregbar. Tagsüber und auch am Abend fühle ich kein Verlangen nach meinem Manne. Nur relativ selten, bei Kerzenlicht und einem Glase Wein oder bei zärtlicher Musik in der Dämmerung, habe ich Lust auf körperliche Erfüllung. Ansonsten jedoch könnte ich leichten Herzens auch für längere Zeit auf den Geschlechtsverkehr verzichten, obwohl ich ihn durchaus genieße, wenn wir ihn vollziehen.

Nur morgens, noch während des Erwachens, sehne ich mich nicht nur nach liebevollen Streicheleinheiten, sondern auch danach, daß mein Mann mich im Sturm erobert. Dabei wünsche ich mir, daß er mich brutal besiegt und mir die höchste Lust schenkt. Ich wäre wie Wachs in seinen Händen. Mein Schoß würde sich ihm bedingungslos öffnen, und ich könnte selig zerfließen.

In diesen Augenblicken tastet sich meine Hand unter der Decke zu meinem Mann, der sofort zur Erektion kommt, sofern sein Glied sich nicht schon versteift hat. Das geschieht bei ihm nämlich außerordentlich häufig, selbst wenn er fest schläft.

Dennoch kann ich meinen Mann nicht dazu bewegen, mich am Morgen zu lieben und dabei zu befriedigen. Er bleibt trotz der augenscheinlich eingetretenen Einsatzbefreiung lustlos und trifft keine Anstalten zur Vereinigung.

Schon mehrmals habe ich versucht, die Initiative zu ergreifen. Ich zog ihm die Decke fort, und da er stets nackt schläft, bereitete es mir keine besondere Mühe, mich rittlings auf seinen Schoß zu setzen, wobei ich alle mir bekannten Tricks anwendete, um den Liebesvogel in meine Scheide einzuführen. Aber das klappte noch nie, und es lag nicht zuletzt daran, daß der Penis trotz eingetretener Erektion doch nicht so hart war, wie es den Anschein hatte und wie ich es mir immer wünschte.

Jetzt glaube ich beinahe, daß in unserer Ehe überhaupt nichts mehr stimmt, weil er es ist, der Hemmungen beim Sex hat, während ich aggressiv werden muß und trotzdem nichts zu erreichen vermag.

Wir sind jetzt fast sieben Jahre verheiratet, und früher bereitete der Sex meinem Manne zu jeder Tages und Nachtzeit das allergrößte Vergnügen. Natürlich normalisieren sich während einer Ehe alle Triebe, aber ich finde, daß es keinen schöneren Auftakt zu einem schaffensfrohen Tag geben kann als ein leidenschaftlicher Koitus. Manchmal fürchte ich, daß mein Mann eine heimliche Geliebte hat, die seine Potenz strapaziert. Anders kann ich mir nicht erklären, daß er mich morgens trotz seiner unzweifelhaft vorhandenen Erektion nicht begehrt und lieber weiterschlafen möchte.»

Der Arzt konnte seine Patientin beruhigen. Sie mußte sich sagen lassen, daß ihr Mann sich nicht gar so unnatürlich verhielt, wie es den Anschein hatte. Jüngste Forschungen über Schlaf und Träume haben bewiesen, daß überaus viele Männer im Traum zur Erektion kommen, selbst wenn sie kurz vorher mit ihrer Partnerin den Intimverkehr bis zum Orgasmus ausführten.

Eine Erektion am frühen Morgen ist eine rein biologische Erscheinung, die unabhängig vom sexuellen Verlangen auftritt. Sie hat nichts mit erotischen Phantasien oder Träumen zu tun. Vielmehr ist sie das Ergebnis einer vollen Blase und der Bettwärme. Die meisten Männer, die sich ihrer vollen Blase bewußt werden, sind trotz der Erektion unfähig, den Geschlechtsverkehr zu vollziehen, und noch unfähiger, einen Orgasmus zu erreichen. Das Werben ihrer Partnerin bleibt verlorene Liebesmühe, welche Kunstgriffe auch immer sie anwenden mag. Das einzige, dafür aber todsicher wirkende Hilfsmittel ist denkbar einfach: Der Mann braucht lediglich seine Blase zu entleeren.

Allerdings steht zu befürchten, daß während dieses nüchternen Vorganges, der ein erschlafftes Glied voraussetzt, das Verlangen schwindet, sofern es nicht schon vorher übermäßig starke Ansprüche geltend gemacht hat. Es liegt also an der Frau, ob sie in diesem Stadium mit Raffinesse oder Zärtlichkeit ihren Mann zu verführen vermag. Physiologische Hindernisse bestehen nach dem Entleeren der Blase auf keinen Fall mehr.

Eine seltene Folge des sexuellen Nachttraumes ist der unbewußte Wandertrieb des Schlafwandlers, den man früher auch als mondsüchtig bezeichnete. Denn man war der Meinung, die Anziehungskraft des Mondes übe eine magnetische Wirkung auf den Schläfer aus.

Viele Psychiater sind heute davon überzeugt, daß der Schlafwandler sich auf den Weg macht, um seinen verlorenen sexuellen Wunschbildern nachzujagen, die er freilich finden wird, solange er nicht aufwacht.

Heiterkeit löste vor einigen Jahren die verbürgte Geschichte einer bildhübschen und blutjungen Studentin aus, die in einem Londoner Hotel wohnte. Leider war die Kleine eine Schlafwandlerin, und man hatte sie bereits mehrmals zu später Stunde angetroffen, als sie auf dem Korridor mit ausgestreckten Armen und einem abwesenden Gesichtsausdruck wie in Trance dahinschritt. Weil sie in ihrem kurzen Babydoll-Nachthemd einen appetitlichen Anblick bot, beschwerte sich keiner der anderen Gäste über den Spuk. Vielmehr genossen die Männer die attraktive nächtliche Erscheinung zumindest mit den Augen.

Niemals konnte sich das Mädchen am nächsten Morgen der heimlichen Exkursionen erinnern. Die Studentin wußte noch nicht einmal, daß sie ihr Bett verlassen hatte.

Eines Nachts verirrte sie sich mehr oder weniger freiwillig in das Zimmer eines Junggesellen, der die Gelegenheit beim Schopfe packte und aus der Not eine Tugend machte. Er bediente sich des makellosen Leibes der Schönen, bis seine Begierde gestillt war. Dann schickte er sie zurück in ihr Bett, das sie widerspruchslos aufsuchte.

Nach neun Monaten brachte sie einen gesunden Jungen zur Welt, und erst wenige Wochen vor der Niederkunft erfuhr sie, nachdem ihre wohlhabenden Eltern einen Detektiv eingeschaltet hatten, wer der Vater ihres Kindes war, an den sie sich überhaupt nicht erinnern konnte.

Wie die Geschichte schließlich ausging, vermag ich leider nicht zu sagen, weil ich den Fall aus den Augen verlor. Sicher ist, daß der Liebhaber ungemein behutsam zu Werke gegangen sein muß, da das Mädchen sonst ohne jeden Zweifel aus der Entrückung erwacht wäre. Denn einen wirklichen Koitus kann keine Frau gefühlsmäßig ignorieren, außer im Zustand sinnlosen Alkoholmißbrauches oder Drogenrausches.

Der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 — 1716) sagt: «Es gibt tausend Anzeichen dafür, daß in jedem Augenblick eine Unendlichkeit von Empfindungen in uns vor sich geht, ohne jegliche Wahrnehmung und ohne Nachdenken.» Zweifellos trifft diese Feststellung auch auf unsere Träume zu, deren sexuelle Skala vom einfachen Koitus bis hin zu sadistischen Blutorgien reicht. Wir sind diesen Träumen im Schlaf wehrlos ausgeliefert, und wir können uns nur dann verwirklichen, wenn wir sie erforschen, um aus ihnen zu lernen. Geheime Ängste und unerfüllte Wünsche setzen sich erstaunlich oft in psychische Realitäten um. Viele Frauen und Mädchen befreien sich mit erotischen Träumen von ihren Komplexen. Vor diesen seelisch gesteuerten und vom menschlichen Willen nicht beeinflußbaren Abenteuern müßte selbst die überschwenglichste Erfindungsgabe eines orientalischen Märchenerzählers kapitulieren.

«Träume machen frei», sagt ein altes Sprichwort, das die Psychoanalytiker zu Beginn unseres Jahrhunderts engagiert wieder ausgegraben haben. Außerordentlich häufig geht es in diesen Träumen verschlüsselt oder unverhohlen um die männliche Potenz und die kraftvolle Größe des Gliedes, was zu denken geben sollte. Denn normalerweise behaupten die meisten Frauen, daß diese beiden Faktoren ihr Liebesleben nur sekundär beeinflussen und hinter der zärtlichen Liebe zurückzutreten hätten. Ob unsere Amazonen da in ihren Träumen nicht vielleicht doch aufrichtiger sind?

Eine verheiratete Lehrerin (26) offenbarte dem Sexologen Peter A. Seewald eine sich stets wiederholende heimliche Exkursion in die Bereiche des Unterbewußten:

«Es ist immer der gleiche Traum, der mich schon seit Monaten verfolgt. Zum erstenmal hatte ich ihn, als ich meinen Mann kennenlernte. Und dann suchte er mich in regelmäßigen, sehr kurzen Abständen immer wieder heim, zuletzt in der vergangenen Nacht. Ich muß gestehen, daß mich dieser Traum außerordentlich erregt.

Ich sitze in einem leeren D-Zug-Abteil. Das Rattern der Räder und das Schaukeln des Waggons machen mich müde. Ich schließe die Augen. Und im Traum, also im Schlafe, nicke ich noch einmal ein.

Plötzlich schlage ich beunruhigt die Lider auf. Ein baumlanger, muskulöser und sehr eleganter Exote, ich glaube, es ist ein Neger, sitzt neben mir. Er ist sehr jung und sehr männlich. Wir sind einander so nahe, daß ich seine Muskeln spielen fühle.

Langsam komme ich vollends zu mir. Jetzt spüre ich nicht mehr nur seine Muskeln, ich spüre auch den Druck seiner Hand und der Finger zwischen meinen Beinen. Die Finger haben sich schon sehr weit vorgearbeitet und sind bereits im unmittelbaren Vorfeld meiner Scheide angelangt, was allerdings keiner besonderen Geschicklichkeit bedurfte, weil ich in diesem Traum niemals einen Slip trage und unter dem Kleid völlig nackt bin.

Mich durchrieselt es wie Feuer. Ich beginne zu zerfließen, worauf die kräftige Hand ihren Druck unverzüglich verstärkt. Der Zeigefinger umkreist bereits meine Schamlippen. Ich will protestieren, aber ich bringe kein einziges Wort heraus. Ich schiebe die Hand fort und verlasse das Abteil. Draußen auf dem Gang öffne ich erst einmal das Fenster und lehne mich hinaus, um die glühenden Wangen abzukühlen. Die Manipulationen des hünenhaften Exoten haben mir das Blut ins Gesicht schießen lassen. Ich weiß nicht, ob es Empörung oder Erregung ist, was mich so sehr aufbringt.

Der scharfe Fahrtwind streicht mir über das Gesicht. Gleichzeitig streicht etwas Hartes über mein Gesäß. Ich schrecke herum und sehe in das lächelnde Antlitz des Exoten, der sein entblößtes Glied, das wie poliertes Ebenholz glänzt, mit beiden Händen umfaßt. Denn es besitzt riesige Ausmaße.

Wieder lasse ich den aufdringlichen Kerl stehen, obwohl ich weiß, daß ich ihm nicht entrinnen kann. Aber ich hege keinen Zorn gegen ihn. Meine Angst mischt sich mit neugieriger Erwartung. Ich haste in das nächste Waschabteil, um mich in Sicherheit zu bringen. Allerdings vermag ich mich nicht dazu zu überwinden, die Tür abzuschließen.

Natürlich folgt mir der Fremde. Ich bin nicht überrascht. Denn ich weiß ja jedesmal im Traume schon vorher, daß er kurz nach mir eintreten wird.

Ohnmächtig und wehrlos schließe ich die Augen. Ich fühle mich wie gelähmt, obwohl ich zu nichts gezwungen werde. Mein Mund ist mir verschlossen.

Da zieht mir der Fremde das Kleid über die Hüften hoch und hebt mich auf den schmalen Waschtisch aus Marmor zwischen Tür und Fenster. Der kalte Stein unter meinem Hinterteil schockt mich. Aber gleichzeitig werde ich von der Kälte stimuliert.

Wie unter einem Zwang spreize ich die Beine. Der dunkelhäutige Mann trägt sein entblößtes Glied noch immer wie eine Lanze vor sich her. Das Glied kommt näher und näher. Gleich wird es tief in mich eindringen. Vor meinen Augen dreht sich alles. Ein Taumel erfaßt mich und raubt mir die Besinnung.

Weiter geht mein Traum nie. Wenn er dieses Stadium erreicht hat, wache ich immer auf. Und sooft sich dieser Traum auch wiederholt, ist es noch nie dabei zum Verkehr gekommen, geschweige denn zu einem Orgasmus.

Leider hat mein Mann einen tiefen und gesunden Schlaf. Ich kann ihm meinen Traum nicht erzählen. Dabei möchte ich doch gerade jetzt auf der Stelle die Liebe vollziehen. Denn ich bin verständlicherweise über alle Maßen erregt.

In meiner Not masturbiere ich mich dann, bis ich einen Höhepunkt erreiche, der jedoch nicht überwältigend ist. Denn angesichts meines Traumes ist die Onanie nur ein unzulänglicher Notbehelf. Einen richtigen Koitus mit meinem Manne vermag die Masturbation niemals zu ersetzen, weshalb ich sie nur in Ausnahmefällen praktiziere.»

Der Traum ist ein psychologisches Mysterium, das die Phantasie des Menschen erregt, seit er zu denken und sich zu artikulieren vermag. Der Traum ermöglicht uns den Zutritt zum Seelenleben. Im Schlaf erreichen die unbewußten Impulse und Wünsche unser Bewußtsein. Und dadurch, daß man die Sprache des Traumes in das normale Begriffsvermögen übersetzt, lassen sich verborgene Gedanken aufzeigen und unerfüllte Sehnsüchte fixieren.