Frieden ist die einzige Option - David Grossman - E-Book

Frieden ist die einzige Option E-Book

David Grossman

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Beschreibung

„Wie viel Blut muss noch vergossen werden, bis wir einsehen, dass der Frieden unsere einzige Option ist?“ – so David Grossmans Appell bei der Münchner Sicherheitskonferenz, mit allen Kräften für den Frieden im Nahen Osten einzutreten. Sein neues Buch warnt eindringlich vor der Eskalation der Gewalt und macht sich für eine Zweistaatenlösung stark. Der Kampf zwischen denen, die Verzweiflung und Hass säen, und denen, die ein menschenwürdiges Leben führen wollen, muss auf beiden Seiten beendet werden. Auch nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 meldet Grossman sich zu Wort und gibt den Mut zu einem neuen Anfang nicht auf. Dieser Band versammelt seine wichtigsten aktuellen Beiträge vor und nach dem „Schwarzen Schabbat“.

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Das ist das Cover des Buches »Frieden ist die einzige Option« von David Grossman

Über das Buch

»Wie viel Blut muss noch vergossen werden, bis wir einsehen, dass der Frieden unsere einzige Option ist?« — so David Grossmans Appell bei der Münchner Sicherheitskonferenz, mit allen Kräften für den Frieden im Nahen Osten einzutreten. Sein neues Buch warnt eindringlich vor der Eskalation der Gewalt und macht sich für eine Zweistaatenlösung stark. Der Kampf zwischen denen, die Verzweiflung und Hass säen, und denen, die ein menschenwürdiges Leben führen wollen, muss auf beiden Seiten beendet werden. Auch nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 meldet Grossman sich zu Wort und gibt den Mut zu einem neuen Anfang nicht auf. Dieser Band versammelt seine wichtigsten aktuellen Beiträge vor und nach dem »Schwarzen Schabbat«.

David Grossman

Frieden ist die einzige Option

Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer und Helene Seidler

Hanser

Aus der Rede anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz

am 16.02.2017

Die Israelis und die Palästinenser bekämpfen sich nun schon seit mehr als hundert Jahren. Man muss nicht Kassandra sein, um zu sehen und vorherzusagen, welche Zerstörung dieser Konflikt über beide Seiten gebracht hat und noch bringen wird. Die ununterbrochene blutige Auseinandersetzung hat die Beteiligten dermaßen deformiert, dass sie ihren eigenen existenziellen Interessen zuwiderhandeln. Ein von Hass, Angst und Misstrauen geprägtes Leben beengt die Seele und das Denken — und lässt die Fähigkeit verkümmern, sich aus der Falle zu retten. Wir dort unten führen kein Leben im echten Wortsinn, es ist vielmehr ein verzweifeltes Überleben von einer Katastrophe zur nächsten, von einem Krieg zum anderen. Der Verlust der Hoffnung hat bei israelischen und palästinensischen Bürgern gleichermaßen zu Apathie und Lähmung geführt. Beide Bevölkerungen sind zu Rohstoff in den Händen fanatischer religiöser und nationalistischer Manipulatoren geworden, die extreme totalitäre Absichten hegen.

In den besetzten Gebieten entsteht derzeit eine Realität, die keine Basis für friedliche Beziehungen bietet und die sich nur unter immensen Schwierigkeiten wieder rückgängig machen lässt. Diese Jahre sind vielleicht die letzten, in denen es noch möglich erscheint, ein Abkommen auszuhandeln, das beiden Seiten Sicherheit, Souveränität und Frieden beschert. Die Lage wird von Tag zu Tag explosiver. In der zurzeit vor Ort herrschenden Wirklichkeit werden die Palästinenser niemals eine volle Unabhängigkeit erlangen, und der Staat Israel ist dabei, eigenhändig das Wunder zu zerstören, dem er sein Entstehen als Heimstatt des jüdischen Volkes und als Demokratie verdankt.

Wir brauchen Ihre Hilfe. Wir, die Israelis und die Palästinenser, die in Frieden leben wollen, die gegen Besatzung und Terror sind, die Gewalt jeder Art verabscheuen und die noch an die einzige logische Lösung, die Zweistaatenlösung, glauben, wir appellieren an alle rationalen und dialogbereiten Kräfte in den arabischen Staaten und in den Ländern der ganzen Welt: Wenn Ihnen Frieden und Sicherheit wichtig sind, dann unternehmen Sie etwas, um Israel und die Palästinenser aus dem Kreislauf der Selbstzerstörung zu erretten.

Natürlich warten wir alle auf die politischen Schritte Donald Trumps. Möglicherweise wird er uns überraschen. Sein Treffen mit Netanjahu in der vergangenen Woche ließ allerdings erkennen, wie unglaublich wenig er von der Komplexität und Tiefe dieses Konflikts versteht.

Sollte Herr Trump nicht auf einen echten und für beide Seiten schmerzhaften Kompromiss hinarbeiten, dann ist Europa an der Reihe einzugreifen. Nicht mit einem Boykott Israels, der den Standpunkt des Staates nur erhärten und noch mehr gemäßigte Israelis der extremen Rechten zutreiben würde. Nein. Die Lösung muss durch einen direkten Dialog der beiden Seiten, durch internationalen Beistand und, was nicht weniger wichtig ist, mit Unterstützung der arabischen Staaten erreicht werden.

Ich bitte Sie, alles zu tun, was in Ihren Kräften steht, um die beiden Seiten zusammenzubringen und den Dialog zu erneuern, dem beide schon seit Jahren mit der seltsamen Logik der Selbstzerstörung aus dem Weg gehen. Es stehen zahlreiche Hebel zur Verfügung, die Sie beiden Seiten gegenüber ansetzen können. Sehen Sie nicht tatenlos zu, wie diese beiden Völker in den Selbstmord driften. Werden Sie aktiv und kreativ. Zeigen Sie Empathie angesichts der Ängste beider und angesichts des Leids, das über beide gekommen ist. Identifizieren Sie sich mit beiden, aber lassen Sie sich von beider Verzweiflung nicht lähmen. Helfen Sie ihnen, sich vor sich selbst zu retten.

Letzten Endes liegt die Beendigung des israelisch-arabischen Konflikts im Interesse aller rationalen, nicht-fanatischen Kräfte der Welt. Die gemäßigten Staaten des Nahen Ostens haben sogar ein existenzielles Interesse an seiner Beilegung, denn sie wissen sehr wohl, dass dieser Konflikt ihre Stabilität bedroht und untergräbt. Die großen Linien, wie der Streit enden kann, sind bereits seit Längerem bekannt. Sie berücksichtigen die Zugeständnisse, die jede Seite maximal zu machen in der Lage ist. Da die Lösung also quasi bereitliegt, bleibt nur eine Frage: Wie viel Blut muss noch vergossen werden, bis wir einsehen, dass der Frieden unsere einzige Option ist?

Aus dem Hebräischen von Helene Seidler

Trotz allem

Rede anlässlich der Demonstration auf dem Habima-Platz am 22.05.2021 in Tel Aviv

Im Zuge der Operation »Guardian of the Walls« im Mai 2021 gab es nicht nur schwere kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Israel und dem Gazastreifen; auch im israelischen Kernland kam es in verschiedenen Städten zu massiven Ausschreitungen zwischen Arabern und Juden.

Erev tov, Massa al-chejr,

meine Worte heute Abend widme ich den Kindern in den Ortschaften an der Grenze zum Gazastreifen und den Kindern im Gazastreifen; allen Kindern, die diesen letzten Krieg am eigenen Leib und an der eigenen Seele erlebt haben. Der Furor aller Kriegsparteien, ihren Sieg der anderen Seite »ins Bewusstsein einzubrennen«, hat zu Tausenden kleiner Niederlagen geführt. Eine ganze Generation von Kindern in Gaza und Aschkelon wird vermutlich mit dem Trauma von Raketenbeschuss, Bombardierungen und Alarmsirenen aufwachsen und leben.

Ihr, die Kinder, seid diejenigen, in deren Köpfe dieser Schrecken eingebrannt wurde, und ich verspüre das Bedürfnis, mich bei euch zu entschuldigen, dass wir es nicht vermochten, eine bessere, eine lebensfreundliche Umwelt für euch zu schaffen, so wie jedes Kind auf der Welt sie verdient hat.

Liebe Freundinnen und Freunde,