Kommt ein Pferd in die Bar - David Grossman - E-Book

Kommt ein Pferd in die Bar E-Book

David Grossman

4,7

Beschreibung

Für eine gute Pointe gab Dovele schon immer alles. Als Kind lief er oft auf den Händen. Er tat das, um seine Mutter zum Lachen zu bringen und damit ihm keiner ins Gesicht schlug. Heute steht er ein letztes Mal in einer Kleinstadt in Israel auf der Bühne. Er hat seinen Jugendfreund, einen pensionierten Richter, eingeladen. Im Laufe des Abends erzählt der Comedian zwischen vielen Witzen eine tragische Geschichte aus seiner Jugend. Es geht um Freundschaft und Familie, Liebe, Verrat und eine sehr persönliche Abrechnung auf dem Weg zu einer Beerdigung. Dem Kleinstadtpublikum ist das Lachen vergangen. Den Leser hält David Grossman mit diesem grandiosen Roman bis zur letzten Zeile gefangen.

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Über das Buch

Dovele, der Comedian, kommt auf die Bühne, als hätte ihm jemand einen Tritt verpasst. Er rappelt sich auf, reckt den Hintern in die Luft und beginnt seinen gewaltigen Redeschwall, bei dem das Publikum bald nicht mehr weiß, ob es lachen oder weinen soll. Für eine gute Pointe gibt Dovele alles, und heute ist sein Geburtstag. Ein Jugendfreund, inzwischen pensionierter Richter, den er zu seinem Auftritt eingeladen hat, hört ihm zu. Und zufällig sitzt in der ersten Reihe auch eine sehr kleine Frau, die früher Doveles Nachbarin war. Sie erinnert sich, dass er als Kind oft auf den Händen lief. Er tat das, um seine Mutter zum Lachen zu bringen und damit ihm keiner ins Gesicht schlug. Im Laufe des Abends erzählt der Comedian zwischen vielen Witzen eine tragische Geschichte aus seiner Jugend. Es geht um Freundschaft, Liebe, Verrat und eine sehr persönliche Abrechnung auf dem Weg zu einer Beerdigung. Dem Kleinstadtpublikum ist das Lachen vergangen. Den Leser hält David Grossman mit diesem grandiosen Roman bis zur letzten Zeile gefangen.

Hanser E-Book

DAVID GROSSMAN

Kommt ein Pferdin die Bar

Roman

Aus dem Hebräischen vonAnne Birkenhauer

Carl Hanser Verlag

Die hebräische Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel (sus echad nichnas lebar) bei Hotsa’at Hakibuts hame ’uchad in Tel Aviv.

Die Übersetzerin dankt Pieke Biermann für ihre Begleitung bei der Suche nach Doveles deutschem Ton.

ISBN 978-3-446-25189-2

© David Grossman 2014

Alle Rechte der deutschen Ausgabe

© Carl Hanser Verlag München 2016

Umschlag: Peter-Andreas Hassiepen, München

© Bojan Senjur / Getty Images

Satz: Greiner & Reichel, Köln

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Datenkonvertierung E-Book: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

– Einen wun-der-ba-ren Guten Abend, Gu-uten A-abend Caesaree-aa, hier in diesem herrr-lichen Musentempel.

Die Bühne ist noch leer. Die Stimme schallt von irgendwo aus den Kulissen. Es wird stiller im Saal, die Leute lächeln erwartungsvoll. Plötzlich fliegt ein mickriges, bebrilltes Männlein auf die Bühne, als habe jemand es hinausgeschmissen oder -gekickt. Ein paar Stolperschritte, fast knallt er auf die Bretter, sieht aus, als könne er sich gerade noch mit beiden Händen abfangen, dann reckt er mit einem Ruck den Hintern in die Höhe. Vereinzelte Lacher und Applaus. Noch immer kommen Leute aus dem Foyer in den Saal, schwatzen laut. Meine Damen und Herren, presst ein Mann hinter dem Beleuchtungspult durch die zusammengebissenen Zähne, bitte begrüßen Sie Dovele G.! Applaus! Der Mann auf der Bühne steht weiterhin mit nach oben gerecktem Hintern da. Die große Brille hängt ihm schief auf der Nase. Dann, ganz langsam, dreht er das Gesicht zum Saal, mustert das Publikum, lange und ohne mit der Wimper zu zucken.

– Ach nee, knurrt er, das ist hier gar nicht Caesarea, was? Gelächter. Er richtet sich allmählich auf, wischt sich den Staub von den Händen. Hat mein Agent mich mal wieder verscheißert? Amüsiertes Schmunzeln. Zwischenrufe, Kommentare. Der Mann starrt fassungslos ins Publikum: Wie bitte? Was sagen Sie? Die Lady an Tisch sieben, ja genau, Sie, gratuliere zu den Lippen. Die Frau kichert und schlägt die Hand vor den Mund. Der Mann geht dicht an den Bühnenrand, beugt sich ein paar Mal vor und zurück. Kein Scheiß, Mylady, haben Sie eben gesagt Netanja? Seine Augen werden groß und größer, bis sie die Brillengläser ganz ausfüllen. Ich glaub’s ja nicht. Sie haben die Stirn, Sie haben echt die Frechheit, mir einfach so vor den Latz zu knallen, dass ich hier auf ’ner Bühne in Netanja bin? Ohne Schmu? Ich meine, ohne kugelsichere Weste, total ungeschützt? Er kreuzt die Hände über dem Gemächt. Das Publikum brüllt jetzt vor Lachen. Einige pfeifen. Noch immer kleckern Gäste herein, Paare, eine Gruppe junger Männer, vermutlich Soldaten auf Ausgang. Der kleine Saal füllt sich langsam. Wer sich kennt, winkt sich zu. Aus der Küche erscheinen drei Kellnerinnen in grellvioletten Shorts und Trägerhemdchen und schwärmen zwischen den Tischen aus.

– Aber nochmal zu Ihnen, mein Schnullermündchen – er grinst der Frau an Tisch sieben ins Gesicht –, wir sind noch nicht fertig, wir zwei, wir müssen das dringend besprechen … denn Sie haben Niveau, das seh ich doch. Und Geschmack erst. Wirklich originell, wenn ich Ihre Frisur richtig interpretiere, Kuppelbaudesign, würd ich sagen – liege ich ganz falsch, wenn ich vermute, da war derselbe Designer am Werk wie bei den Moscheen auf dem Tempelberg oder beim Reaktor in Dimona? Gelächter. Und ich meine, ich rieche da auch einen Haufen Kohle … stimmt’s oder hab ich recht? Die Crème de la Crème der Gattung Blutsauger, ja? Ach nein? Bestimmt nicht? Dann will ich Ihnen mal was sagen. Ich seh nämlich noch etwas, Botox de luxe, zum Beispiel, und diese Brustverkleinerung … obwohl, die ist ein bisschen aus dem Ruder gelaufen. Also, ich persönlich, ich hätt dem die Hände abgehackt, diesem Chirurgen. Das können Sie mir glauben.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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