Friedhofsführer Landau-Nußdorf - Simone Neusüß - E-Book

Friedhofsführer Landau-Nußdorf E-Book

Simone Neusüß

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Beschreibung

Friedhofsführer Landau-Nußdorf Auf dem Nußdorfer Kirchhof haben sich eine spätantike Sarkophag-Platte aus römischer Zeit und ein paar barocke Grabplatten aus französischer Zeit erhalten, während im spätgotischen Kirchenchor noch zwei mittelalterliche Grabplatten zu sehen sind. Auf dem seit 1830 genutzten Nußdorfer Friedhof wurde ein Lapidarium angelegt, das einige klassizistische Grabsäulen und historistische Grabstelen aus bayerischer Zeit zeigt. Beschrieben werden u.a. auch zwei Grabmale mit vollplastischen Engelsfiguren, die Gefallenendenkmäler, die Städtischen Ehrengrabstätten und die ehemaligen Friedhöfe auf Nußdorfer Gemarkung, die es heute nicht mehr gibt. Besucher*innen erhalten einen Einblick in die Friedhofskultur des deutsch-französischen Dorfes, das vor den Toren der berühmten Landauer Vauban-Festung lag und sich in Sichtweite des Hambacher Schlosses befindet.

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Seitenzahl: 52

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Elke Engelhard(1944 - 2018)gewidmet

Inhaltsverzeichnis

Nußdorfer Friedhofskultur

In der Kirche und auf dem Kirchhof

Steine in der Kirche

Steine auf dem Kirchhof

Unterhalb des heutigen Kirchhofs

Auf dem Friedhof

Das Lapidarium

Der Haupteingang

Die Nußdorfer Friedhofsengel

Die Nußdorfer Gefallenendenkmäler

Die Soldatengräber

Grabsteine verschiedener Epochen

Der ehemalige Pestfriedhof

Der ehemalige Soldatenfriedhof

Anhang

Anmerkung

Dank

Glossar

Lageplan

Personenlisten

Quellen

Zeittafel

Nußdorfer Friedhofskultur

Er gehört zum Leben, aber er ist schwer zu akzeptieren, und manchmal erscheint er uns sinnlos: der Tod. Unserer Vergänglichkeit setzen wir seit Jahrhunderten den scheinbar unvergänglichen Stein entgegen, in den wir die Namen unserer Verstorbenen meißeln lassen. Wenn wir die Lebenden nicht halten können, so wollen wir zumindest die Erinnerung an sie, in Stein und Metall, dauerhaft bewahren.

Im Folgenden erhalten Sie eine kurze Einführung in die historische Nußdorfer Friedhofskultur. Unsere Bestattungssitten orientieren sich stets an unseren jeweiligen Jenseitsvorstellungen. In der Spätantike war das Nußdorfer Areal geprägt von römisch-keltisch-orientalischen Kulten. Es folgte die Christianisierung in alemannisch-fränkischer Zeit. Durch die Reformation um 1550 bildeten die Lutheraner vor den Katholiken und Reformierten die Mehrheit im Dorf. Nach der Pfälzischen Kirchenunion von 1818 war die protestantische Gemeinde vor der katholischen und der altkatholischen die größte.

Mehrere Friedhöfe lassen sich in Landau-Nußdorf historisch nachweisen: der Kirchhof, ein Pestfriedhof, ein Privatfriedhof, der heutige Friedhof und ein Soldatenfriedhof.

Auf eine spätantike Nekropole deutet die römische Sarkophag-Platte hin, die 1990 im Kirchgarten gefunden wurde.

Im Mittelalter dienten die Kirche und der Kirchhof als Bestattungsorte.

Während der Pestepidemie von 1666/1667 wurden die Toten auf dem Gelände nördlich des Kirchhofs verscharrt.

Bis um 1750 stand ein barockes Beinhaus auf dem Kirchhof.

1756 stiftete das Ehepaar Zimpelmann-Keller das Gelände nördlich des Kirchhofs als neues Friedhofsareal.

1824 wurde der Privatfriedhof Pfaffmann-Spitzfaden westlich des Kirchhofs angelegt (heute Garage des Pfarramts).

Seit 1830 wird der heutige Friedhof nördlich des Kirchhofs genutzt.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts befand sich ein Soldatenfriedhof für Landauer Militärs auf Nußdorfer Gemarkung (heute Pfalzwerke Netz AG).

Auf den folgenden Seiten werden Ihnen einige historische Grabmäler in Typologie und Ikonografie auf dem Kirchhof und dem Friedhof vorgestellt, die als Zeugnisse der Nußdorfer Friedhofskultur erhalten blieben. Dabei ist es spannend zu sehen, wie sich die Grabsitten im Laufe der Jahrhunderte veränderten, welche Materialien und Formen jeweils verwendet wurden und welche Symbolsprache auf den Steinen zur Darstellung kam.

Im März 2020 fand die „Friedhofskultur in Deutschland“ Aufnahme in das Immaterielle Kulturerbe der Deutschen UNESCO-Kommission. Sie beinhaltet „mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksweisen; gesellschaftliche Bräuche, Feste und Rituale; Wissen und Bräuche in Bezug auf die Natur und das Universum; traditionelle Handwerkstechniken“. Neben den repräsentativen großstädtischen Friedhöfen mit ihren teilweise imposanten Grabanlagen, Gruften und Mausoleen sind es gerade auch die kleinen Dorffriedhöfe, die einen persönlichen, intimeren Blick auf regionale Ereignisse ermöglichen. Aus diesem Grund wurden in Nußdorf ein paar Grabplatten auf dem Kirchhof und einige Grabstelen auf dem Friedhof erhalten und mit erläuternden Info-Tafeln versehen. Die Auswahl der Steine erfolgte aus unterschiedlichen Gründen, wie beispielsweise „dorfgeschichtlich relevant“ (z. B. Ehrengrabstätte) oder „kulturhistorisch bedeutsam“ (Kulturdenkmal), manche blieben auch einfach durch Zufall erhalten.

Historischer Arbeitskreis Bauernkriegshaus Nußdorf/Pfalz e. V.

In der Kirche und auf dem Kirchhof

Das Nußdorfer Lapidarium (Grabstein-Sammlung) umfasst auch die Barock-Grabsteine auf dem Kirchhof, der bis 1829 als Friedhof diente. Um 1750 befand sich auf dem Kirchhof noch ein Ossuarium (Beinhaus), in dem Schädel und Gebeine gestapelt waren.

Im westlichen Teil des Kirchhofs stand vom 14. bis 18. Jahrhundert zudem eine kleine Friedhofskapelle, die dem St. Ägidius geweiht war. Möglicherweise befand sich diese St.-Ägidien-Kapelle im 14. bis 16. Jahrhundert aber auch direkt im Kirchengebäude.

Der Heilige Ägidius (640 Athen - 720 Saint- Gilles) war im Mittelalter sehr populär. Im Nußdorfer Kirchenchor ist er in einer Fensterwölbung als spätgotische Wandmalerei mit seinen Attributen Stab und Hirschkuh dargestellt. Der Legende nach wurde Ägidius einst von der Hirschkuh gesäugt und rettete ihr deshalb später das Leben, indem er selbst von einem ursprünglich ihr zugedachten Jagdpfeil des Westgotenkönigs Wamba getroffen wurde. Ägidius‘ Pfeilwunde heilte nie aus und König Wamba gründete zur Sühne die Abtei Saint-Gilles (St. Ägidius) in der Nord-Camargue im heutigen Frankreich.

Ägidius erinnert uns daran, dass die mittelalterlichen Dorfbewohner Katholiken waren. Eine römische Sarkophag-Abdeckung oder -Bodenplatte deutet darauf hin, dass das Kirchhofgelände bereits in der Spätantike, um 300 n. Chr., als Nekropole genutzt wurde. Für diese Epoche wird eine römische Villa Rustica (Gutshof) auf dem Gelände vermutet. Diese Landgutshöfe standen zu hunderten im Hinterland des Limes (Grenzwall) und dienten der Versorgung der römischen Bevölkerung mit Agrarprodukten.

Geistliche Würdenträger und Adlige wurden im Mittelalter direkt in der ehemaligen St.-Johannes- Evangelist-Kirche bestattet (heute Protestantische Pfarrkirche), wie beispielsweise Kunigunde, die Ehefrau des Heinrich Meyschen, die 1398 im Chordurchgang beigesetzt wurde. 1911 wurden bei der Kirchenrenovierung weitere Grabplattenstücke gefunden, die jedoch nicht untersucht wurden. 1963 fanden sich beim Heizungseinbau auch Skelette in der Kirche, die ebenfalls nicht erhalten sind. Von besonderem Sozialprestige war im Mittelalter eine Grablege unmittelbar vor dem Altar.

Bevorzugte Grablegen waren früher auch direkt außen um die Kirche herum an der Kirchenmauer. Wöchnerinnen und ungetaufte Kinder wurden gern unter der Traufe bestattet. Diese „Traufkinder“ sollten durch das vom Kirchendach fallende „Himmelswasser“ eine nachträgliche Segnung in Form der bildhaften Taufe erhalten, also von der Sünde, in der jeder Mensch - nach katholischem Glauben - durch Erbsünde geboren ist, doch noch durch das nun geheiligte Regenwasser reingewaschen werden.

Die Verstorbenen der unteren Stände wurden in der Regel ohne Reihung und Ordnung und ohne Grabsteine in einem Leinentuch in Ost-West-Richtung beigesetzt. Bei neuen Bestattungen stieß man daher häufig auf ältere Knochen, die dann im Beinhaus „nachbestattet“ wurden. Entscheidend war nicht die individuelle Zuweisung der Gebeine zu einem bestimmten Verstorbenen, sondern lediglich, dass sie in der Nähe der heiligen Kirche aufbewahrt wurden.