Früher so heute anders - Christa Bohlmann - E-Book

Früher so heute anders E-Book

Christa Bohlmann

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Beschreibung

Früher so heute anders Ein schwarzes Telefon, eine alte Fotokamera und ein Wecker, heute übernimmt ein Smatphone die Funktionen dafür, und es kann sogar noch viel mehr. Früher, als ich Kind war, fotografierte meine Mutter leidenschaftlich mit ihrer Voigtländer Kamera. Es gab fast nur Außenaufnahmen, denn ein Blitzlicht für Fotos aus der guten Stube hatte sie nicht. Man telefonierte mit dem schweren schwarzen Telefon, nachdem die Rufnummer mit der Scheibe gewählt wurde. Ganz früher wurden die Ortsgespräche sogar noch im Fernamt per Hand vermittelt. Was hat sich alles im Laufe der Jahre verändert? Zum Beispiel beim Hausbau, bei den Banken, der Post und in den Apotheken. In jeder Geschichte stellt sich die Frage nach dem Warum. Jeder wird eine Antwort darauf finden. Zu lesen ist von alten Bräuchen, Traditionen, Angewohnheiten und wohlgemeinten Ratschlägen aus einem Büchlein aus dem Jahr 1953. Nicht jeder Tipp daraus wird heute noch beherzigt, denn wer möchte sich die Zähne mit Zigarrenasche putzen? Erstaunlicherweise hat sich beim Thema Hochzeit gar nicht soviel verändert, denn da haben Traditionen noch einen hohen Wert. Jede Zeit hat ihren Reiz, man muss nur das Beste davon machen: früher so und heute anders.

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Inhalt

Vorwort

Bettwäsche

Messer und Messertücher

Tabakwaren

Traritrara

Damenmode

Holzwürmer

Wasser

Heißes Wasser

Mäuse

Alles Lüge

Information

Telefon

Bäume

Fotografie

Eier

Wetter

Guter Rat

Kaffee

Apotheken

Hausbau

Schuhe und Schureparatur

Banken und Sparkassen

Hochzeit

Friedhof

Vorwort

Solange ich mich noch an Vieles erinnern konnte, das früher so ganz anders war, solange ich noch Flausen im Kopf hatte, machte es mir Freude, diese Gedanken in einem neuen Buch zusammenzutragen. Dabei bemühte ich mich, nicht zu häufig zurückzuschauen, um nicht die schönen Dinge zu übersehen, die noch vor mir liegen.

Einige Leser werden das eine oder andere Thema vermissen, vermutlich habe ich in einem meiner drei anderen „Oma-Bücher“ bereits darüber geschrieben.

Früher so, heute anders – wer mag entscheiden, welche Zeit besser war? Wir alle haben uns auf Weiterentwicklungen, Vereinfachungen und Verbesserungen eingestellt. Man sollte sich bewusst machen, dass jede Zeit ihren Reiz hat und dass wir immer (oder meistens) versucht haben, das Beste aus daraus zu machen.

In jeder dieser kleinen Geschichten stellt sich die Frage nach einem „WARUM“, die sich jeder selbst beantworten mag.

Meine Wegbegleiter auch in diesem Buch: meine Eltern, meine Schwester Rosi, meine Großeltern, mein Mann Heinz, mein Sohn Andreas und Ingrid, die Tochter unserer Mitbewohner.

Mein Dank gilt wieder meinen Helfern: Rosi für das Korrekturlesen Petra für die wundervollen Zeichnungen und das Korrekturlesen

Eckhard, meinem technischen Berater Wolfgang Defort für das Titelfoto Heinz für seine Geduld.

Bleibt stark meine Lieben, vielleicht brauche ich eure Hilfe im nächsten Jahr wieder.

Bettwäsche

Immer wenn ich die Betten beziehe, denke ich an zahlreiche Diskussionen darüber, ob die Bettwäsche zum Waschen auf links oder auf rechts gezogen werden soll. Ich drehe die Bettbezüge auf links, das erleichtert immerhin das Aufziehen der frischen Wäsche.

Allerdings achte ich darauf, dass die Kissenbezüge auf rechts gedreht sind. WARUM? Weiß ich nicht, aber das war früher eben schon so und ich habe das von meiner Mutter übernommen. Ich überlegte, denn schließlich musste es dafür ja einen Grund geben. Dabei bin ich zu folgendem Schluss gekommen: Früher benutzten die Herren Frisiercreme, wie Fit und Flott oder die einer anderen Marke. Diese Cremes hinterließen sicher Rückstände in den Haaren, die sich auf den Kissenbezügen absetzten. Tägliches Duschen und Haarewaschen war früher, als ich noch Kind war, nicht üblich oder auch mangels Dusche nicht möglich.

Früher war ein Federbett fast eine Selbstverständlichkeit. Wir hatten dank eigener Gänse sogar feine Daunendecken, die jeden Morgen kräftig aufgeschüttelt wurden. So sammelte sich in den oberen Kantenecken der Bezüge allerlei Fusselkram, der meist einen rötlichen Schimmer hatte. Vermutlich waren das Absonderungen vom roten Inlett, dazu gesellte sich bestimmt etwas Staub, vielleicht sogar Milben.

Es gab also Sinn, die Bezüge auf links zu ziehen.

Die Bezüge und Laken wurden gekocht, auf dem Waschbrett sauber gerubbelt, mehrfach gespült, gestärkt, getrocknet, wieder eingesprengt, gezogen, nachdem die Bettbezüge wieder auf rechts gedreht worden waren.

Dann wurde die Bettwäsche zur Heißmangel gebracht. Wenn sie die Mangeltortour überstanden hatte, legte Mutti die Wäsche in den Schrank und stapelte die Bezüge haargenau aufeinander. Wie hätte es ausgesehen, wenn da eine Webkante zu sehen gewesen wäre. Meist strich sie etwas stolz über den blütenweißen glänzenden Damast mit Blumen- oder Streifenmuster.

Weiter gab es unterschiedliche Meinungen: Sollte man die Knöpfe nach dem Abziehen schließen oder nicht. Früher wurden die Knöpfe nicht geschlossen, denn wenn die Bezüge zum Trocken an der Wäscheleine hingen, konnte der Wind hineinfahren und die Bezüge aufblähen, die so schneller trocknen konnten. Meistens war die Wäsche mit Leinenknöpfen versehen, die häufig unter der Mangel gelitten hatten und ausgewechselt werden mussten.

Heute haben die Bezüge oft einen Reißverschluss, den man natürlich schließt. Falls noch Knöpfe vorhanden sind, werden auch die zugeknöpft, denn sonst könnten sich andere Wäscheteile gern in einem Bezug verfangen. Beim Schleudern könnte sich das durchaus nachteilig erweisen.

Die Laken waren aus reinem Leinen, später aus feinerem Linon. Logisch, dass die Laken besonders in der Mitte abgenutzt waren und dünn oder sogar brüchig wurden. Dann schnitt Mutti die Laken längs in der Mitte durch und säumte die Schnittstellen. Da die Außenbereiche der Laken meist wie neu waren, fügte Mutti diese mit einer sauberen Kappnaht wieder zusammen. Wenn man allerdings nachts unglücklich auf einer solchen Naht zu liegen kam, konnte die schon schmerzhafte Druckstellen hinterlassen.

Wenn so ein repariertes Laken weitere Schwachstellen aufwies, wurde es längst noch nicht vernichtet. Die vier Außenecken wurden von Mutti geprüft, ob sie noch tauglich waren. Mal nähte sie daraus ein Geschirrtuch, mal wurde so ein Stück selbstgewebtes Leinen gesäumt, hellblau bestickt und als hübsches Deckchen benutzt. Aus kleineren Stückchen entstanden Messertücher, aber das ist eine andere Geschichte. Was dann noch vom Laken übrig blieb, landete in der Waschküche im Wandschrank, in dem die Männer Putzlappen verwahrten.

Wie hat sich doch die Zeit verändert. Heißmangeln sind rar geworden. Bettwäsche aus Biber, Frottee, Jersey, Seersucker oder anderen Stoffarten kommen ohne Stärke und Mangel aus. Waschmaschine und Trockner erledigen die Aufgaben im Nullkommanix. Und man kann sich freuen, dass die Bezüge auf links gezogen sind, denn das macht das Beziehen der Bettdecken zum Kinderspiel.

Dann stellt sich noch eine Frage: Darf man zwischen Weihnachten und Neujahr Wäsche waschen? Obwohl das ein alter Brauch ist, halten sich noch heute einige Hausfrauen daran. Der alte Brauch besagt, dass man die Wäsche zwischen den Feiertagen nicht waschen soll, da sonst ein Mitglied des Hauses zu Tode kommt. Grund für die Behauptung sollen die Raunächte sein. Dabei handelt es sich sogar um zwölf Nächte, sechs vor und sechs nach der Wintersonnenwende.

Während der zwölf Raunächte war es besonders wichtig, die Wohnung und den

Körper sauber zu halten. Es durfte weder Wäsche gewaschen, noch aufgehängt werden. Weiter sollte man nicht backen, verreisen oder schwer arbeiten. Vor allem sollte man nicht fegen.

Na, wenigstens frisch gewaschen in die schmuddeligen Betten.

Was es doch alles gibt oder gab?

Messer und Messertücher

Apropos Messertücher: Die hatten etwa die Größe eines Herrentaschentuches. Mutti hatte sie aus meist weißen Stoffresten genäht. Es gab auch pastellfarbene, die waren aus Vatis abgetragenen Sporthemden entstanden. Jeweils ein Messertuch lag in der Tischschublade neben den Bestecken. Löffel, Gabeln und Teelöffel wurden selbstverständlich abgewaschen. Die Klingen der Messer dagegen wurden lediglich mit dem Messertuch sauber abgewischt. Jetzt kaum noch vorstellbar, denn heute kommen die Bestecke schwupp in den Geschirrspüler und sind sauber. Auch hier stellt sich die Frage nach dem WARUM?

Die Messer vom Silberbesteck hatten zwar einen versilberten Griff, die Klinge dagegen war aus rostfreiem Stahl. Zwei Metalle also, die zusammen funktionieren mussten. Es war zu verhindern, dass Wasser in die Nahtstelle kam. Es konnte sich die Klinge lösen und das Messer wurde wertlos. Andere Messer hatten einen Perlmutt- oder Holzgriff und eine Klinge aus rostendem Stahl.

Klingen dieser Art wurden mit Ata geputzt. Sie nutzten schnell ab und wurden mit der Zeit dünner. Das kam nicht nur von der Nutzung, sondern auch vom Schleifen auf dem länglichen Wetzstein, der ebenfalls in der Tischschublade lag.

Ab und zu kam ein Scherenschleifer ins Haus, der natürlich auch die Messer schärfte.

Manchmal musste ein neues Küchenmesser angeschafft werden, weil das altersschwache Vorgängermodell abgenutzt war. Als meine Oma noch einigermaßen fit war, schälte sie täglich die Kartoffeln. Mit einem neuen Messer hatte sie oft Schwierigkeiten, vor allem, wenn die Klinge etwas anders geformt war. Dann sehe ich sie noch vor mir, wie sie um ein Pflaster bat mit den Worten:

„Dor hebb ik mi eben jüst inhecht.“ Sie hatte sich in den Daumen geschnitten. Ich erinnere mich an Oma, wie sie ein großes Brot in der einen Hand vor ihrer Brust festhielt. Mit der anderen Hand schnitt sie meist gleichmäßige Scheiben vom Brot ab. Dabei bewegte sie das Messer immer zum Körper hin. An kleine Unfälle oder Missgeschicke beim Brotschneiden kann ich mich nicht erinnern. Ist wohl immer gut gegangen.

Mir kommt noch ein Messertausch mit unserem Hausschlachter in den Sinn. Mutti tauschte ein Fleischmesser, das ihr viel zu scharf war, mit einem Messer, das für den Schlachter scheinbar nicht scharf genug war. Beide waren sehr zufrieden mit ihrem Handel.

Ein Gedanke geht noch an die riesigen Bestecke, die früher gebräuchlich waren. Gerade als Kind musste man ganz schön jonglieren, um das Essen schadfrei in den Mund zu bekommen. Die Umstellung auf die heute noch üblichen Dessertbestecke war ein wahrer Segen. Die Messer sind heute häufig aus einem Stück, damit sie bedenkenlos in den Geschirrspüler können. Auch wenn Klinge und Heft aus verschiedenen Materialien sind, habe ich bei den heutigen Messern nie ein zerbrochenes oder defektes Exemplar gesehen.

Tabakwaren

Wenn ich an meinen Vater denke, sehe ich ihn vor mir mit einer Zigarre im Mund oder in der Hand. Oft „rauchte“ er die Zigarre kalt weiter, hielt das Ende des Stummels zwischen den Lippen. Oder den Zähnen? Er konnte dann sogar sprechen, ohne den Zigarrenrest zu verlieren. Er rauchte gern und viel, auch in den Wohnräumen, aber das war früher normal.

Manchmal rauchte er auch Pfeife, kehrte aber immer wieder zu seinen geliebten Zigarren zurück.

Auch Opa rauchte Zigarren: Jeden Tag eine. Einmal monatlich mussten wir eine Kiste seiner Lieblingssorte für ihn kaufen. Sie kostete 9,70 Mark. Eigentlich zehn DM, aber es gab Kistenrabatt. Wenn Rosi die Zigarren für Opa besorgte, durfte sie die 30 Pfennig behalten. Manchmal drängelte ich mich vor und wollte die Besorgung übernehmen. Das habe ich nicht häufig gemacht, denn ich musste die 30 Pfennig immer wieder bei Opa abliefern.

Zum Geburtstag oder zu Weihnachten bekamen die Herren was? Logisch: Zigarren. Das waren manchnal ganz besondere, die eine bunte Bauchbinde trugen. Die waren so wunderschön, dass sie bald unsere Sammelleidenschaft weckten. Ganz besonders waren auch edle Zigarren in einem Glasröhrchen.

Auf dem Nierentischchen im Wohnzimmer stand eine Rauchgarnitur aus Messing und im Stubenschrank hatte ein Rauchverzehrer seinen Platz. Der Hirsch aus weißem Porzellan mit Goldrand kam nur zu besonderen Anlässen zum Einsatz. Es faszinierte uns Kinder immer wieder, wenn der Qualm durch das Licht im Bauch des Hirsches im wahrsten Sinne des Wortes verzehrt wurde.

Rauchen war in, vielleicht sogar ein Statussymbol. („Das kann ich mir leisten!“)

Auch ich habe leidenschaftlich geraucht, allerdings Zigaretten. Gut 40 Jahre lang, bis ich beschloss, mir den teuren Genuss abzugewöhnen. Ich war froh, nicht mehr mit Zigaretten und Feuerzeug rumzuschleppen, stattdessen schleppte ich bald stolze 13 Kilo Gewicht mehr mit mir herum. Ich stellte mir manchmal vor, ich würde eine Tür zu einem Raum öffnen, in dem sich die Kippen aller Zigaretten, die ich in meinem Leben geraucht hatte, befänden. Das wären verdammt viele.

Ich rauchte noch gerade, als den Rauchern das Leben erschwert wurde. Auf den Bahnhöfen hatte man sich auf dem Bahnsteig in kleinen Raucherzonen aufzuhalten und auch in den Zügen gab es bald keine Raucherabteile mehr. Rauchverbote in Restaurants und Gaststätten wurden verhängt, es gab nur noch wenige Raucherkneipen.