Mit Fisch-Fidi fing alles an - Christa Bohlmann - E-Book

Mit Fisch-Fidi fing alles an E-Book

Christa Bohlmann

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Beschreibung

Den Text für ein Buch zu verfassen ist die schönste Aufgabe, wenn die passenden Ideen abrufbar sind. Damit ist ein Buch aber längst noch nicht fertig. Es wird nach Titelbezeichnung und Covergestaltung gesucht und es folgen die unangenehmen Aufgaben, zum Beispiel das Fehlerlesen. Und so hat jedes der ersten 13 meiner Bücher eine interessante Geschichte drumherum. Ich habe den Text der Bücher auf ein Minimum beschränkt, erzähle dagegen in diesem neuen Buch von den jeweils begleitenden Interesse weckenden Ereignissen und Umständen. Ein früher gebräuchlicher plattdeutscher Spruch kam mir in den Sinn: Schiet dor mol eben hen. Dat reckt nich! Dat mut ok stinken!

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Inhalt

Vorwort

Wie alles begann

Erinnerungen

Mixed Pickles

Kein Schatten ohne Licht

Die Buschs

Kalle Korn

Bad Meinberg einmal anders gesehen

Weihnachtliche Herzenswärmer

Aufs Mäulchen geschaut

Weihnachtliche Wintermärchen

Weihnachtliche Seelenschmeichler

Bella mehr schwarz als weiß

Weihnachliche Plaudereien

Bold is Wiehnachten

Mit Fisch-Fidi fing alles an

Vorwort

Seit dem Jahr 2000 bin ich schriftstellerisch tätig und habe seitdem 24 Bücher veröffentlicht. Jedes Mal, wenn ich der Presse ein neues Buch vorstelle, höre ich die obligatorische Frage: „Wie sind Sie eigentlich zum Schreiben gekommen?“ Meist erzähle ich dann, dass meiner Deutschlehrerin meine Aufsätze nicht gefielen und es deshalb im Abschlusszeugnis nur zur Note befriedigend in Deutsch reichte. Auch beruflich hatte ich nie etwas mit Schreiberei zu tun. Eine Erklärung für meine Leidenschaft gibt es aber doch:

Wie alles begann

Im Jahr 2000 lag ich im Bassumer Krankenhaus. Beim Rauchen traf ich häufig auf Ina Kappelmann, die dasselbe Laster wie ich hatte. Wir verstanden uns gut und hatten uns viel zu erzählen. Jeden Montagabend kam ihr Mann Wilhelm ins Krankenhaus, um den Patienten, wenn sie denn wollten, seine plattdeutschen Geschichten zu erzählen.

Bequem im Bett liegend konnte man sich an seinen plattdeutschen Erzählungen erfreuen. Nun, eine halbe Stunde kann ganz schön lang sein, und Ina und ich freuten und schon bald auf die nächste Zigarette.

Wider Erwarten lagen wir beide noch am folgenden Montag im Krankenhaus, wenn auch in unterschiedlichen Abteilungen. Kurz vor 19 Uhr kam wieder Inas Aufforderung:

„Ab ins Bett, Wilhelm liest gleich!“

Na ja, und ab gings. Mit Kopfhörern ausgestattet döste ich bald vor mich hin und hörte im Halbschlaf Wilhelms Geschichten. Plötzlich war ich putzmunter, denn ich wurde aufmerksam und verfolgte eine sehr lustige Geschichte, bei der es um eine Rattenjagd im Stall ging.

Woher bekam der Wilhelm bloß immer die Ideen für seine so unterschiedlichen Geschichten? Bei der „Rattengeschichte“ waren es Erinnerungen an seine Kindheit.

Spontan fiel mir auch ein lustiges Erlebnis aus meinen Kindertagen ein, bei dem es um „Fisch-Fidi“ ging.

Nach der Lesung trafen wir uns wieder im Raucherraum. Ich wollte Wilhelm brühwarm meine Geschichte erzählen, damit er sie auf plattdeutsch zum Besten geben könnte. So recht zeigte er kein Interesse und sagte nur: „Schriev dat man op.“

Ich gestand, dass ich nicht plattdeutsch schreiben könne und er meinte,

„Dat is nich schlimm, aber schriev dat man op.“

Als ich wieder zuhause war, fanden meine Gedanken genug Zeit zum Abtauchen in meine Vergangenheit, in meine Kindheit. Da war immer noch das Versprechen, die Geschichte für Wilhelm aufzuschreiben.

Irgendwann schrieb ich sie auf und als ich ihn traf und davon erzählte, zeigte er immer noch wenig Interesse.

Inzwischen kreisten meine Gedanken um meinen wollenen Badeanzug, den meine Mutter aus einem Strickrock gezaubert hatte, um die Weihnachtsfeste, die für mich eine besondere Bedeutung haben, weil ich am ersten Weihnachtstag Geburtstag habe. Mir kamen Geschichten über Hühner und Ziegen in den Sinn, die ich nach und nach zu Papier brachte. Bald hatte ich beschlossen, selbst ein Buch mit Kurzgeschichten aus den 50er und 60er Jahren zu verfassen.

Auch merkte ich, wie gut mir das Schreiben tat. Die Erinnerungen an so viele lustige und schöne Begebenheiten machten mich glücklich. Es musste etwas dran sein, wenn es hieß: Schreiben befreit.

Ein Sprichwort sagt: „Unter jedem Dach gibt es ein Ach“. Auch bei uns an der Ziegenstraße herrschte nicht immer eitel Sonnenschein und meine Rückschau traf auch auf Begebenheiten, die ich nicht in diesem Buch veröffentlichen wollte. Dennoch habe ich eben solche Ereignisse gedanklich verarbeitet, nur für mich. Dabei erfuhr ich viel Dankbarkeit, Verständnis, wurde aber auch versöhnlich.

Ich hatte zuhause noch keinen PC und war schon sehr ungeduldig, denn ich musste doch die kleinen Erzählungen aus der Kladde in den Computer an meinem Arbeitsplatz übertragen. Als das operierte Knie es zuließ, dass ich meinen Dienst wieder aufnehmen konnte, hing ich nach meiner Arbeitszeit noch ein halbes Stündchen dran, um nach Feierabend das Geschriebene in den PC zu übertragen.

Ich hatte immer einen Schreibblock in der Tasche und schon in der Straßenbahn ging es los: Ich drehte meine Tasche um, damit ich eine einigermaßen glatte Schreibunterlage bekam. Umgehend verarbeitete ich neue Ideen oder las Korrektur der auf der Hinfahrt im Zug geschriebenen Berichte. Es lief!

Wie sollte der Titel meines ersten Werkes lauten? Wie sollte das Buch aussehen? Wer sollte es drucken?

Erinnerungen

oder

Es ist im Leben nie zu spät, wenn endlich dir ein Licht aufgeht

Ein paar der schönsten Geschichten wählte ich aus und schickte sie an Verlage, von denen ich hoffte, sie könnten an meinen Texten Gefallen finden. Einige Verlage antworteten gar nicht. Andere schrieben, ich solle mich sechs Monate lang gedulden. Wenn ich bis dahin keine Antwort erhalten hätte, bestände keinerlei Interesse. Auf die Rücksendung der Manuskripte würde man verzichten.

So eine Hinhaltetaktik! Dafür hatte ich, die nicht zu den geduldigsten Menschen gehört, kein Verständnis. Mein Buch sollte zu Weihnachten 2000 erscheinen, das hatte ich mir in den Kopf gesetzt. 2000, nicht etwa erst 2001.

Eine Bassumerin lieh sich fast jedes Wochenende meine Fahrkarte aus. Das war okay, denn die Monatskarten waren übertragbar. Um sich dankbar zu erweisen schenkte sie mir jedes Mal ein gemaltes Bild, meist als Motiv ein altes Fenster, eine Haustür, ein Scheunentor. Ich hatte die Idee, ein solches Bild für das Cover zu verwenden.

Ich bekam eine Absage! Die Dame wollte erst das fertige Buch sehen, es reichte ihr nicht, das Manuskript zu lesen. Wir kamen nicht ins Geschäft, denn ein Buch ist erst mit dem Einband fertig.

Dann kam mir eine Idee und ich suchte die bunten Postkarten, die meine Mutter mir täglich geschickt hatte, als ich mit neun Jahren zur Kinderverschickung in Bad Salzuflen war. Ich fand sie bald, der Stapel war fein säuberlich mit einer grünen Schleife verschnürt. Keine Frage, der Text der ausgewählten Karte konnte nicht passender sein:

Es ist im Leben nie zu spät, wenn endlich dir ein Licht aufgeht

Beim Schreiben war mir häufig aufgefallen, wie gutgläubig und naiv ich doch als Kind war. Gutgläubig blieb ich mein Leben lang.

Als ich ausreichend Geschichten aus meinen Kindertagen fertig gestellt hatte, traf ich mich mit meiner Cousine Vera im Café bei Kaufhof. Da konnten wir in Ruhe sitzen und machten uns auf Fehlersuche. Ich musste mich wundern, wie oft der Fehlerteufel zugeschlagen hatte.

Der Kollege aus der Marketing-Abteilung unserer Bank (unserem Arbeitgeber) gab mir den Tipp, mich an die Merlin-Druckerei zu wenden, die bereits etliche bunte Broschüren für die Bank gedruckt hatte. Ich vereinbarte dort einen Termin, machte etwas früher Feierabend und machte mich mit meinem Manuskript in der Tasche auf den Weg in Richtung Lloydstraße. Ich wurde freundlich empfangen und brachte mein Anliegen vor.

Ein sehr netter Mitarbeiter kümmerte sich um meinen Wunsch, doch wie enttäuscht war ich, als ich hörte: „Ein Buch haben wir noch nie gedruckt.“ Als ich ziemlich geknickt wieder meine Papiere einpacken wollte, stoppte er mich mit den Worten: „ Bis jetzt haben wir noch kein Buch gedruckt, aber dieses könnte das erste sein.“

Wir besprachen die weiteren Einzelheiten, soweit es an diesem Tag möglich war. Schon am nächsten Tag erhielt ich einen Anruf und wir vereinbarten ein Treffen im Bremer Bahnhofsrestaurant, um alles weitere zu besprechen. Der freundliche Merlin-Mitarbeiter erklärte mir den komplizierten Vorgang, den er gerne durchführen wollte.

Zunächst musste das Manuskript auf einem Laserdrucker ausgedruckt werden, meine vorgelegten Blätter wurden auf einem Tintenstrahldrucker fertig gestellt. Dann riet er mir, kleine Skizzen und Zeichnungen zu machen, die zwischen den Geschichten angeordnet werden sollten. Dafür hatte er mir besondere Folien mitgebracht. Noch ahnte ich nicht, was das für eine Herausforderung war, denn die Folien ließen keine Korrekturen oder Veränderungen zu. Jeder Strich musste sitzen.

Dann kamen wir zum Preis und es stellte sich die Frage, ob mein Buch einen festen Einband haben oder ob es ein Taschenbuch werden sollte. Die Entscheidung stand fest: Mein Buch sollte einen festen Einband bekommen. Der Preisunterschied war erheblich. Wie viel Exemplare sollten gedruckt werden? 500 oder 1000? Beim Druck von 1000 Büchern reduzierte sich der Einzelpreis deutlich. Mir schoss ein Gedanke durch den Kopf: Bassum hat etwa 15.000 Einwohner, wenn jeder zehnte ein Buch kaufen würde…!

Kurzum, ich orderte 1000 Bücher und bekam nach fast zwei Wochen die Rechnung über 13.000 DM. Die große Geldausgabe hatte ich natürlich mit meinem Mann Heinz abgesprochen.

Ein paar Mal brachte oder holte ein Fahrradkurier erforderliche Dinge, wie auch die Zeichnungen. Dem Merlin-Mitarbeiter, dessen Namen ich nach 22 Jahren leider vergessen habe, machte die Arbeit offensichtlich Spaß. Zwischendurch hatte er die kleinen Geschichten auch gelesen und sich daran erfreut.

Als er mit seiner Arbeit fertig war, meine Zeichnungen eingefügt hatte, wurde alles zur Buchbinderei Nieth nach Syke-Heiligenfelde gebracht, wo ich die Bücher nach einer Woche abholen konnte. Herbert Schweers hatte sich angeboten, mit mir die für mich kostbare Fracht zu transportieren.

Mein Gott, so viele Kartons! Ganz schön schwer, immerhin waren jeweils 20 Bücher in einem Karton verpackt.

Aufgeregt öffnete ich einen Karton und entnahm ein Exemplar.

Mein Buch - endlich hielt ich es in Händen.

Es war sehr gut ausgefallen. Die Buchstaben für den Titel waren dieselben wie die auf der Postkarte. Die Postkarte war schräg angeordnet und warf einen Schatten. Auf dem Buchrücken war ein Kleeblatt zu sehen.

Schmunzelnd sagte der Merlin-Mensch:

„Das nächste Buch bekommt dann zwei Kleeblätter.“

Jetzt musste ich die Präsentation organisieren, dazu vereinbarte ich einen Termin beim Gasthaus Freye in Osterbinde.

Ich schrieb zahlreiche Einladungen, an Einwohner aus dem „alten Osterbinde“, an Vereine und Institutionen, an Freunde und Bekannte.

Ich hatte niemals zuvor so viel Lampenfieber, wie an diesem Sonntag, an dem ich vor knapp 100 Zuhörern meine Geschichten vortrug. Ich war stolz, als ich den positiven Bericht in der Kreiszeitung, geschrieben von Walter Brakland, lesen konnte.

Eins darf in diesem Kapitel nicht fehlen, die Geschichte von Fisch-Fidi, denn ohne sie wäre ich nie zum Schreiben gekommen.

Fisch-Fidi

Fisch-Fidi war wohl ein Bassumer Original. Ich erinnere mich daran, dass die Erwachsenen sich über folgende Begebenheit amüsierten:

Besagter Fisch-Fidi fuhr mit seinem „Fisch-Wagen“ durch Osterbinde und bot seine Ware an. Um die Kunden auf sein Erscheinen aufmerksam zu machen, rief er aus: „Schellfisch, Butt! Schellfisch, Butt!“

Als Jobst Dora 1 ½ Pfund Schellfisch kaufen wollte, bedauerte er: „Schellfisch is alle.“

Jobst’ Dora fragte verwundert: „Und worum schreist du jümmer Schellfisch, Butt?“

„Jo“, meinte er, „Ik kann nich jümmer Butt, Butt, Butt ropen, denn koomt noch de Höhner!“

Die nächste Fisch-Fidi-Geschichte habe ich direkt erlebt, Sie wurde gar nicht so gerne weitererzählt.

Tante Hedel hatte einen Bandwurm, der sich von Zeit zu Zeit Stück für Stück von ihr verabschiedete. Man bedauerte sie sehr, gab ihr gut gemeinte Ratschläge. Jeder wusste, dass man den lästigen Parasit erst richtig los wird, wenn auch der Kopf das Tageslicht erspäht hat. Opa hatte großes Interesse bekundet, denn einen Bandwurmkopf hatte er noch nie gesehen.

Eines Tages war es soweit! Wie versprochen legte Tante Hedel den Bandwurmkopf auf ein Stück Zeitungspapier auf Omas und Opas Küchentisch. Auf weißem Wachstuch mit winzigen roten Sternchen wartete der Kopf darauf, begutachtet zu werden.

Inzwischen kam Fisch-Fidi. Er breitete sein Fischsortiment, in Zeitungspapier gehüllt, auf eben diesem Tisch aus. Nachdem die Frauen sich ein Exemplar ausgesucht hatten, packte Fisch-Fidi seine Fische wieder ein.

Als er weg war, stellten wir erschrocken fest, dass der Tisch leer war.

Opa hat dem Bandwurm nie in die Augen sehen können.

Mixed Pickles

Nach der Präsentation meiner „Erinnerungen“ sprachen mich einige Osterbinder an, um mir Döntjes von früher zu erzählen. Ich hörte gut zu und speicherte sie in einer Gedanken-Schublade ab. Das war ja sehr nett gemeint, aber es waren eben nicht meine Erinnerungen. Nach und nach kamen mir Begebenheiten in den Sinn, die Andere erlebt hatten, oder bei denen ich Zeuge war. Es fing schon wieder an zu brodeln. Sollte ich ein weiteres Buch schreiben? Ich fragte Freunde und Bekannte nach kuriosen Erlebnissen von früher, wurde aber kaum fündig. Hatten sie nichts Lustiges erlebt oder hatten sie inzwischen alles vergessen oder vielleicht sogar aus Scham verdrängt?

Mir selbst fielen noch Geschichten ein, die ich selbst erlebt hatte, die ließen sich darunter mischen.

Zum Glück hatte ich inzwischen einen Computer, in den ich abends die Texte brachte, die ich auf dem Arbeitsweg im Zug und in der Straßenbahn geschrieben hatte.

Heinz unterstützte mich geduldig. Ich hatte beschlossen, die Namen der Beteiligten, die ich alle kannte, zu verändern, um keinem zu nahe zu treten.

Das neue Buch sollte äußerlich dem ersten gleichen, doch wie sollte der Titel lauten? Es gab viel zu bedenken.

Irgendwie müsste ich die Erzählungen gliedern. Schon bald fiel mir die Lösung ein: Mixed Pickles.

Es waren allerhand Kindergeschichten zustande gekommen, sie gehörten in die Kategorie „süß“, Zucker ist eine unverzichtbare Zutat für das Sauergemüse. Andere hatten im weitesten Sinne mit Essen und Trinken zu tun.

Eine kleine Sammlung von Polizeigeschichten hatte ich geschrieben, die sollten unter dem Begriff „Grün“ aufgeführt werden, denn grün waren damals die Polizeiautos und die Uniformen der Beamten. Unter „Bunt gemischt“ sammelte ich Anekdoten, die ich sonst nirgendwo unterbringen konnte. Die nächsten trugen den Oberbegriff „Pikant“, hier sammelte ich ein paar Geschichten, die nicht gerade stubenrein waren. Als letztes unter „Aufgespickt“ sortierte ich lustige Berichte, die ich früher mal im Radio gehört hatte.

Das Buch musste „Mixed Pickles“ heißen.

Treffender konnte er nicht sein. Doch ich machte einen großen Fehler, denn es fehlte der Zusatz „Schmunzelgeschichten aus den 50er, 60er Jahren“. Jeder der das Buch sah und nicht darin blätterte, war der Meinung, es sei ein Kochbuch.

Ich fand beim Einkaufen ein besonderes Glas, gefüllt mit leckeren Mixed Pickles.

Zuhause machte ich gleich ein Foto davon, aber egal, ob ich das Sauergemüse im Glas, oder auf einem Teller dekoriert knipste, es gab nichts her. So ein Foto reichte nicht für ein Titelbild.

Walter Brackland, ein Arbeitskollege im weiteren Sinn, könnte mir eventuell helfen.

Ich vereinbarte einen Termin und fuhr mit meinem Mixed-Pickles-Glas zum Fotografen.

Eine Klarsichtfolie, die er etwas zerknitterte und ein paar bunte Paprikaschoten machten das Bild perfekt. Die letzteren waren zwar schon etwas welk, aber das war auf dem Foto nicht zu sehen.

Bevor ich wieder zur Merlin-Druckerei fuhr, verkleinerte ich die Schriftgröße des Textes. Ich hatte so viel geschrieben, dass das neue Buch viel mehr Seiten gehabt hätte.

Nun folgte die gleiche Prozedur wie bei den „Erinnerungen“. Es machte mir wieder Freude, die kleinen Skizzen und Zeichnungen auf Folie zu zaubern. Eine Kuh zeichnen? Das konnte ich nicht. Sie sah urkomisch aus, es wollte nicht klappen. Nur gut, dass ich auf Papier und nicht auf den teuren Folien gezeichnet hatte. Dann kam der Geistesblitz: Ich malte einfach eine Kuh schräg von vorn. Die war verwendbar. Ich malte nicht nur einen Frosch, eine Maus und einen Hasen. Es entstanden Bildchen von den verschiedensten Dingen.

Etwas Besonderes hatte ich mir weiter ausgedacht, im Grunde hatte ich die Idee geklaut.

Auf den ersten Seiten sollte stehen:

Wirklichkeit, Erlauschtes, Erlebtes, Erdachtes. Auf der linken Seite dieselben Worte in hellgrau, nur seitenverkehrt, eben wie ein Spiegelbild.

Längst hatte ich mich entschieden, nur 500 Bücher drucken zu lassen. Natürlich war der Einzelpreis entsprechend höher.

Hatte ich doch die „Erinnerungen“ im ersten Jahr für 24,80 DM, im Jahr 2001 für 12,50 € angeboten, so wollte ich den Preis für Mixed Pickles gleich gestalten. Das ging natürlich zu Lasten der Verdienstspanne.

Der nette zuständige Mitarbeiter bei der Merlin-Druckerei hatte sich wieder ins Zeug gelegt. Ganz unten auf dem Cover stand „eingelegt“ von Christa Bohlmann. Ich fand das witzig, doch möglichen Kunden wurde erst recht vermittelt, dass es sich um ein Kochbuch handeln würde.

Als ich die Bücher wieder von der Buchbinderei abholte und gespannt wie ein Flitzebogen das erste Buch in die Hand nahm, traf mich gleich der Schlag.

Gleich am Anfang war ein Schreibfehler zu finden. Statt „Erlauschtes“ stand da klar und deutlich „Erlauchtes“, was ja nun wirklich keinen Sinn ergab. Erlaucht war in diesem Buch nun wirklich nichts. Ich ließ mich breitschlagen und nahm eine kleine Ver günstigung der Druckerei hin. Wenn ich recht überlege hätte ich die Bücher vielleicht gar nicht abnehmen müssen. Gutmütig oder schön dumm wie ich bin, mochte ich das nicht tun.

Von den „Erinnerungen“ gibt es noch knapp 20 Exemplare, die ich nur noch in gute Leserhände geben mag. „Mixed Pickles“ gibt es noch reichlich. Schade um die lustigen Schmunzelgeschichten aus den 50er, 60er Jahren.

Schon seit einiger Zeit biete ich beide Bücher für jeweils 5,00 € an.

Kein Schatten ohne Licht

So lautet der Titel meines dritten Buches, das im Jahr 2002 erschien.

Am Ostersamstag 2001 stellte ich einen Knoten in meiner Brust fest. Es machte sich Panik breit und ich war rat- und hilflos. Mein Hausarzt war in Bremen und frühestens am nächsten Dienstag erreichbar. So wandte ich mich mit meinen Ängsten an den Bassumer Notdienst und alles nahm seinen Lauf.

Nachdem ich schon kurze Zeit später die brusterhaltende Operation und die Bestrahlungen hinter mir hatte, beschloss ich, dieses Buch zu schreiben. Eine Chemotherapie hatte ich zum Unverständnis der zuständigen Ärzte abgelehnt, weil sie zu 70 % prophylaktisch sein sollte.

Ich entschied, meine Geschichte nicht in Ich-Form zu schreiben, stattdessen ließ ich die erfundene „Moni“ meine Odyssee erleben. Das war eine gute Entscheidung, mir war, als hätte ich all das Erlebte in einer Schublade wegsperren können. Vergessen, einfach diese bösartige Krankheit vergessen. das war mein Wunsch.

Kurz vor Weihnachten musste ich erfahren, dass meine Bettnachbarin Bärbel bereits im September verstorben war.

Mit „Petra“, wie ich eine weitere Leidensgenossin im Buch genannt hatte, war ich in Westerland und ein Jahr später in Lohmen zur Anschlussheilbehandlung. Petra, die in Wirklichkeit Karin hieß verstarb nur zwei Jahre später.

Manchmal konnte ich es nicht fassen, dass ich die lustigen Geschichten für „Mixed Pickles“ schrieb, während der Krebs sich in mir auszubreiten drohte.

Als ich meinen Text fertiggestellt hatte, schicke ich das Manuskript an verschiedene Verlage. Zwei antworteten nicht, mit drei anderen hätte ich sofort ins Geschäft kommen können. Aber es waren Zuzahl-Verlage, die mir recht unseriös erschienen. Einer war sehr hartnäckig und ein Mitarbeiter nötigte mich immer wieder zur Unterschrift eines Vertrages. Als ich den Entwurf sah, war mir klar, diesen nicht zu unterschreiben.

Immerhin hatte ich bei den ersten beiden Büchern bis zu diesem Zeitpunkt Geld zugesetzt.

Zufällig las ich in einer Zeitschrift von BoD Books on Demand, einer Firma in Norderstedt. Ich informierte mich eingehend, rief dort an und bat um Beantwortung meiner Fragen. Von BoD erhielt ich schriftliches Material, Bücher, in denen alles Wissenswerte über die Fertigstellung und Herausgabe eines Buches stand. Diese Firma schien mir seriös zu sein. Doch noch war es zu früh, um dort Nägel mit Köpfen zu machen. Mir fehlte noch ein passendes Foto für das Cover.