Weihnachtliche Plaudereien - Christa Bohlmann - E-Book

Weihnachtliche Plaudereien E-Book

Christa Bohlmann

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Beschreibung

Die Kirchenmaus ist ganz verwirrt, denn sie hört in der Heiligen Nacht in der Kirche, in der es sonst nach Mitternacht mucksmäuschenstill ist, aufgeregte Frauenstimmen. Das zunächst aufgeregte Geplapper wird ruhiger, und eine nach der anderen berichtet über die unterschiedlichsten Weihnachtsbräuche. Die Kirchenmaus hört von Befana und den Caganern, die ihr bislang völlig unbekannt waren. Der Name Joulopukki verleitet sie zum Grinsen und sie versucht „Oh Kuuspuu“ zu singen, was bei uns „Oh Tannenbaum“ heißt. Schließlich schläft sie doch noch ein, ohne zu erfahren, wer sich da so angeregt unterhalten hat.

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Seitenzahl: 60

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Vorwort

Nachdem ich mich in meinen Büchern bereits mit weihnachtlichen Herzenswärmern, Wintermärchen und Seelenschmeichlern befasst hatte, entschloss ich mich im letzten Jahr zu einem Katzenbuch, in dem Weihnachten nur eine kleine Rolle spielte. Bald sollte ich merken, dass meine geschätzten Leser das obligatorische Weihnachtsbuch vermissten. Da war gute Rat teuer, denn ich hatte den Eindruck, meine weihnachtlichen Gedanken seien schon alle verarbeitet worden. Dann hatte meine Schwester Rosi eine Idee, mit der ich mich nach und nach vertraut machte. Es ging ihr um die unterschiedlichen Weihnachtsbräuche, über die eventuell zu berichten wäre. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich meine Gedanken formten, aber ein Jahr ist ja auch lang.

Dann meinte ich, die zündende Idee gefunden zu haben, verwarf sie aber bald wieder. Irgendwann setzten sich die Gedanken fest und ich verfasste die „Weihnachtlichen Plaudereien“.

Das Ergebnis meiner Recherchen hat mich oft zum Staunen gebracht, denn so viele unterschiedliche Weihnachtsbräuche hatte ich nicht erwartet. Es hat mir große Freude bereitet, die wahren Hintergründe herauszufinden. Und das Erschaffen der Fantasiegestalten und deren Namensgebung war mir ein großes Vergnügen.

Sehr erfreut bin ich über das Titelbild, das mir wieder Herr Dr. Häckert zur Verfügung gestellt hat. Es zeigt die achteckige evangelisch-lutherische Kirche in Seiffen, im Erzgebirge.

Nach und nach verhallte gegen Mitternacht der weihnachtliche Glockenklang. Die Zeiger der Turmuhr standen auf null Uhr: Heiligabend war mit dem Glockenschlag vorüber und der erste Weihnachtstag wurde gleichzeitig eingeläutet.

Anna wurde es ganz warm ums Herz, denn eine ungewöhnliche Vielzahl von Gefühlen hatte sich in ihr breit gemacht. Sie war Mitglied im Kirchenvorstand und freute sich über den Dienst am Heiligabend, obwohl der nicht nur außergewöhnlich schön sondern auch anstrengend war.

Da war zuerst der Kindergottesdienst um 15 Uhr mit dem Krippenspiel. Das Gotteshaus war bis auf den letzten Platz besetzt, denn vor allem Eltern, Großeltern und Geschwister der Mini-Akteure verfolgten voller Stolz die Aufführung. Kleine Pannen der Kinder wurden großzügig übersehen, schließlich war Weihnachten. Wer sollte dem kleinen Josef denn während der Vorstellung zupusten, dass er mit offenem Hosen ställchen spielte? Die Tatsache war nicht zu übersehen als er seinen capeähnlichen Mantel lässig zur Seite schlug.

Um 17 Uhr lud die Kirchengemeinde zur Christvesper ein. Zum zweiten Mal an diesem Tag war die Kirche gefüllt und Anna fiel auf, dass die Akustik in der vollbesetzten Kirche viel besser war als an einem normalen Sonntag, an dem nicht so viele Gläubige den Weg zum Gottesdienst fanden. Zu guter Letzt fand um 23 Uhr die Christmette statt, und Anna wurde zum dritten Mal gefordert. Natürlich war sie nicht allein, auch andere Kirchenvorstandmitglieder versahen an diesem besonderen Tag ihren Dienst. Nur hatten fast alle ihrer Kolleginnen und Kollegen im Gegensatz zu Anna ihre eigenen Familien und somit auch private Verpflichtungen. Sie, Anna, war allein. Dieses Schicksal teilte sie mit Gerda, die ebenfalls alleinstehend war. Nach dem Tod von ihrem Mann war Anna sehr dankbar, dass gerade sie in den Kirchenvorstand gewählt wurde. So hatte sie eine Aufgabe und übernahm eine Verantwortung, die sie sehr ernst nahm und ohne die sie sich sonst womöglich im Mauseloch verkrochen hätte. Wie in jedem Jahr hatte sich der Herr Pastor wieder etwas Besonderes zur Christmette einfallen lassen. Anna fand es sehr festlich, wenn die einzelnen Strophen der Weihnachtslieder abwechselnd von der Orgel oder vom Posaunenchor begleitet wurden. Und es war eine Freude, wie die Gemeindeglieder die meist bekannten Texte mitschmetterten. So manches Mal hatte Anna sich schon vor Rührung über die Augen wischen müssen. Es war wunderschön anzusehen, als die Kerzen in den Händen der Gläubigen die Kirche erhellten, nachdem die eigentliche Lichtquelle gedrosselt worden war.

Es war Aufgabe der Kirchenvorstandmitglieder, die Kollekten einzusammeln. Wie gut, dass sich auch diese Prozedur im Laufe der Jahre verändert hatte. Es war Anna in guter Erinnerung geblieben, dass dies früher mit apfelpflückerähnlichen Geräten passierte, die geschickt durch die Bankreihen jongliert werden mussten. Heute wurde in hübsch anzusehenden Klingelbeuteln gesammelt, die von Hand zu Hand und von Reihe zu Reihe weitergereicht wurden. Am Heiligabend war nicht nur das Klimpern der Münzen zu hören. Die Spendengelder flossen in den Weihnachtstagen, besonders am Heiligabend, reichlicher als sonst und so landete auch manch ein Schein im Klingelbeutel. Sicher gab es auch Gottesdienstbesucher, die demonstrativ zuvor mit dem Geldschein herumwedelten, bevor er im Säcklein verschwand, nach dem Motto: „Habt ihr gesehen? Das war ein Zwanziger!“

Traditionell wurde an den Weihnachtstagen für die Aktion „Brot für die Welt“ gesammelt. Es hatte den Anschein, als wären die Kollekten in diesem Jahr recht großzügig ausgefallen. Nach dem Kindergottesdienst und der Christvesper hatten Anna und ihre Kollegen den Inhalt der Klingelbeutel zunächst in eine großen Kiste geschüttet und darin verwahrt, um später das Geld zu zählen oder zur Bank-Einlieferung vorzubereiten. Es blieb Anna nicht verborgen, dass es den Herrn Pastor und ihre Vorstandsmitglieder-Kolleginnen und Kollegen nach Hause zog. Sie alle hatten nach der Christmette einen langen, langen Tag hinter sich. Anna selbst fürchtete sich vor der ihr bevorstehenden Weihnachtseinsamkeit und entschied sie sich lieber für Betriebsamkeit. Sie war froh, dass auch Gerda mit von der Partie war. Dem Küster, der die Schlüsselgewalt über die Kirchtüren hatte, erklärte Anna, dass sich die beiden noch ein Stündchen nützlich machen wollten, denn sie wollten sich die Zeit mit der Geldzählerei vertreiben. So könnte der Erlös bereits am nächsten Tag bekanntgegeben werden. Dem Küster sollte es recht sein, dann brauchte er sich am nächsten Tag nicht mehr damit zu befassen. Er wusste, dass Anna und Gerda absolut zuverlässig waren, und er ahnte auch, dass sie nur der häuslichen Leere entfliehen wollten. Nachdem der Herr Pastor alle Kirchenbesucher mit Handschlag verabschiedet hatte, der Kantor seinen Heiligabenddienst als beendet ansah, der Küster seine Aufgaben erledigt hatte, zogen Anna und Gerda sich in den Nebenraum zurück. Vor ihnen lag ein schweres Münzzählbrett und eine ansehnliche Menge Spendengeld. Zunächst zupfte Anna die Scheine heraus, sortierte und zählte diese. Sie beschwerte den Geldscheinstapel mit einem massiven Messingleuchter, der gerade greifbar war. Danach wanderte eine Münze nach der anderen in die vorgesehenen Schächte des Zählbrettes. Wie zu erwarten entstand wie in den Jahren zuvor ein Häufchen von seltsamen Dingen, die nichts im Zählbrett zu suchen hatten. Einkaufswagen-Chips gab es mehrfach, ausländische Münzen und auch die obligatorischen Knöpfe fehlten nicht. Die beiden Damen fragten sich, wer solche Sachen wohl im Portmonee bei sich trug. Da spielte möglicherweise sogar der Vorsatz eine Rolle.

Anna erinnerte sich an das Hobby ihres Neffen Michi, der leidenschaftlicher Sammler von 2-Euromünzen war. Inzwischen gab es neben den deutschen auch ausländische Sondermünzen und Euromünzen, die zwar gleich aussahen, aber in unterschiedlichen Ländern geprägt wurden. Münzen der neuen Euro-Länder waren eher selten in Umlauf und deshalb bei den Sammlern sehr gefragt. Ihrem Neffen zuliebe legte Anna fast alle 2-Euromünzen zur Seite, die nicht den Bundesadler auf der Rückseite zeigten. Später wollte sie ein paar interessante Münzen davon gegen Scheine aus ihrem Besitz eintauschen. Es musste sich keiner um Annas Ehrlichkeit Gedanken machen. Lieber würde sie noch etwas Geld hinzulegen, als auch nur eine Münze von den Spendengeldern zu stehlen. Und schließlich war auch Gerda als Zeugin dabei.