Frühling in atlantis - Erik Schreiber - E-Book

Frühling in atlantis E-Book

Erik Schreiber

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Beschreibung

Warga, die jugendliche Tochter des Staatsrechtslehrers wird zu einer Gärtnerin in Atlantis. Dort lernt sie Baldur, einen Asen kennen, der bald in der Hierachie der Atlanter aufsteigt. Baldur Ase Wieborg, der einzige Sohn des Asen Evin Wieborg aus Thule, das nördlich der engelländischen Mark lag und als Stammland der atlantischen Asen galt. Baldur Wieborg hatte trotz seiner Jugend und als einfacher Bauernsohn über Erwarten schnell in der Kriegsschule von Asgard seine Prüfungen mit Auszeichnung bestanden und führte augenblicklich bis zu seiner Abordnung in irgendeine Grenzmark des Reiches die dritte Hundertschaft auf der Troia, wie man die Burg Asgard auch nannte.

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Seitenzahl: 407

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Herausgeber

Erik Schreiber

Das grüne Abenteuerbuch 11

Edmund Kiß

Frühling in Atlantis

Das grüne Abenteuerbuch 11

e-book 297

Edmund Kiß - Frühling in Atlantis (1933)

Neuveröffentlichung

© Herausgeber Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

Titelbild: Simon Faulhaber

Redaktion und Lektorat: Peter Heller

Vertrieb: neobooks

Herausgeber

Erik Schreiber

Das grüne Abenteuerbuch 11

Edmund Kiß

Frühling in Atlantis

Inhaltsverzeichnis

Warga

Im Kriegsamt

Die Ziervögel

Der erste Hieb

Drei Briefe

Aargund

Kampf der Herzen

Der Schreiber

Der neue Herr

Heldung

Frühling

Baldurs Tod

Statt eines Nachwortes: Platos Atlantisbericht

Biographie

WARGA

Warga, die jugendliche Tochter des Staatsrechtslehrers an der Verwaltungshochschule Atlantis Weeling Ase Gadirus erlebte es zum ersten Mal, dass man als Leiterin einer Gartenbauschule gründlich unzufrieden sein könne. Als das junge Mädchen zur Sommersonnenwende von der landwirtschaftlichen Bezirksverwaltung auf Grund ihrer bestandenen Prüfung die Schule überantwortet erhielt, ging alles gut und schön; die Gärtner waren eingearbeitet, die Gemüsebeete sauber, die Bananenpflanzungen gepflegt und beschnitten, die Tomatenreihen an bronzenen, biegsamen Drähten hochgebunden, dass sie aussahen wie Wandelgänge leuchtender Fackeln, und die Arbeitszeit der Lehrlinge und Gesellen betrug nur fünf Stunden. Die Lehrmädchen in den Blumen- und Gemüsegärten wurden sogar in wenig mehr als vier Stunden mit der Tagesaufgabe fertig und konnten nach weiteren zwei Stunden wissenschaftlichen Unterrichtes zum Strande gehen, um zu baden oder in einer der öffentlichen Kampfbahnen Ball zu spielen.

Das hatte sich zur Wintersonnenwende geändert. Neue Schüler und Schülerinnen waren in die Schule eingezogen, hatten strahlend vor Jugendglück und Arbeitsbegeisterung die luftigen Unterkunftshütten in den Palmenpflanzungen am achten Querkanal der zweiten Ringstadt bezogen und betrachteten voll ungläubigen Staunens das erste Taschengeld, das die Bezirksverwaltung für die Anfänger in ernster Lebensarbeit ausgeworfen hatte. Wenn die zu erwartenden Leistungen dem Lärm auch nur einigermaßen entsprachen, der am frühen Morgen unter dem Dach der wiegenden Palmenwedel hervordrang, so musste es ein hervorragender landwirtschaftlicher Jahrgang werden, was da an atlantischer Männerjugend den Gärtnerberuf ergriffen hatte. Glücklicherweise war, wie das zur Aufrechterhaltung des Betriebes notwendig war, der Halbteil der alten, eingearbeiteten Stammarbeiterschaft geblieben, sonst wäre es Warga Gadirus und dem guten Ruf ihrer Schule schlimm ergangen. Etwas weniger laut ging es bei den neuen jungen Mädchen zu, deren frische, schneeweiße Arbeitskittel munter durch die luftigen Pfeilerhallen ihrer steinernen Unterkunftshäuser am Zweigkanal Südost, genannt „Der Linde“ flatterten. Es soll damit nicht gesagt sein, dass die jungen Mädchen aus Atlantis, Paardegatt, Brammerloh und Antianyu und wie die Inseln des Reiches sonst hießen, in der Zeiteinheit weniger Worte nötig gehabt hätten als die Jungen, um ihren Empfindungen Ausdruck zu geben; vermutlich war es auch im Bundesstaate Atlantis so, wie es heute ist. Sie brauchten an und für sich mehr, nur die Kraft der Stimmen schuf zugunsten der werdenden Männer nicht nur einen Ausgleich, sondern ein entschiedenes Übergewicht. Außerdem klapperten die Windräder und Wasserpumpen am linden Kanal so laut, dass man aus einer gewissen Entfernung tatsächlich nicht mehr unterscheiden konnte, wo es lauter klapperte, von den schrägen Segelflächen der Bewässerungspumpen oder von den roten Mündern der atlantischen Jungmädchen. Warga Gadirus wäre auch nicht in so großer Sorge gewesen, wenn alles seinen gewöhnlichen Gang gelaufen wäre. Dass die Kindsköpfe von Lehr-Jungen und -Mädchen lachen und schwatzen mussten, war natürlich, und die junge Tochter des Asen Weeling Gadirus war die Letzte, die nicht gerne mitgeschwätzt und mitgelacht hätte. Aber es sollte heute eben nicht seinen gewohnten Gang gehen, denn der Herr Vater hatte ihr einen Brief der Reichsregierung von Asgard geschickt, der den Besuch des Kaziken Paczi Manca aus Cuzco, dem Ingareiche auf der wolkenhohen Andenhochebene des westlichen Festlandes anmeldete. Paczi Manca war der landwirtschaftliche Berater des Ingas von Cuzco, Quito und Ollantantambo. Dieser braunhäutige Fürst hatte es in einer Anwandlung von landesväterlicher Vernunft für richtig gehalten, die Reichsregierung in Atlantis zu bitten, seine Ratsherren in die Geheimnisse der asischen Verwaltung und Wirtschaft einzuführen. Derartigen Bitten fremder Staaten, auch wenn diese auf niedriger Stufe geistiger Entwicklung standen, wurde im Allgemeinen entsprochen, da aus solchen Berührungen häufig Handelsverbindungen hervorzugehen pflegten, die dem Zehnkönigstaate der atlantischen Inseln wegen der Notwendigkeit der Ausfuhr überschüssiger Waren aus dem Reich willkommen waren. Außerdem hatten sich aus solchen wirtschaftlichen Verbindungen im Laufe der atlantischen Geschichte häufig Bindungen staatsrechtlicher Art ergeben. Der wirtschaftlichen Eroberung eines fremden Landes war oft der Einmarsch des Reichsheeres gefolgt, zur Sicherung des Handels und schließlich zur Angliederung des betreffenden Staates als neue Grenzmark an das Reich. Einmütig war solche Zustimmung in den zehn Königstaaten übrigens nicht, namentlich, wenn es sich um große und kriegerische Völker handelte. Eine Reihe bedeutender Hochschullehrer, namentlich die des staatlichen Rechtes und der staatlichen Verwaltung, ja selbst manche Wirtschaftslehrer und Amtswalter der Reichs- und Staatsregierungen warnten vor zu großherzigem Entgegenkommen. Die wirtschaftlichen Belange des Reiches aber waren den königlichen Vögten der atlantischen Gliedstaaten zu wichtig, als dass sie den Zukunftssorgen geopfert werden konnten. Lage, Kriegsmacht und Flotte gewährleisteten für absehbare Zeit die Sicherheit des Reiches, und erstarkenden Feinden an den Grenzen der Marken würde verstärkte Macht der Statthalter entgegengesetzt werden. Außerdem übte die priesterliche Tempelverwaltung, die Hohe Sonnenpforte, einen entscheidenden Druck in Zweifelsfällen aus. Ihre Belange waren nicht allein wirtschaftlicher Art, wenn sie auch in dieser Hinsicht bedeutend waren, vielleicht ebenso bedeutend wie die der bürgerlichen Verwaltung; wichtiger war der oberen Geistlichkeit, neu entstehende Handelsverbindungen zur geistigen und seelischen Besitzergreifung des Gegenspielers auszunützen. Warga Gadirus warf einen Blick auf die Sonnenuhr, die auf hohem Basaltpfeiler das gesamte Geviert der Gartenbauschule überragte. Da die angekündigte Zeit für das Eintreffen des Besuches nahe war, und die Regierung pflegte unangenehm pünktlich zu sein, schickte die Gärtnerin einen älteren Vorarbeiter zum Palmenhain und ein junges Mädchen zu den Steinhäusern am linden Kanal und ließ um Ruhe ersuchen, da in Kürze Gäste aus Tiahusinyu-Hochland kommen würden, um die Schule zu besichtigen. Eine Weile dachte Warga daran, sich hübsch zu machen, sich mindestens neue Sandalen anzuziehen, dann aber schüttelte sie hochmütig den schmalen Kopf und sagte sich, sie sei schön genug für jeden Besuch, ganz sicher aber für den der schlitzäugigen Braunhäute ans Cuzco. An der Tür des Gartenhauses, in dem ihre Geschäftszimmer und die Lehrklassen der Schule untergebracht waren, stand die alte Burd, die Scheuerfrau und Gebäudeverwalterin, und winkte etwas aufgeregt mit der Hand. Warga nickte, strich sich die blonden Haare unter das seidene Netz und ging langsam auf das Haus zu. Sie konnte sehen, wie aus dem zweiten Ringkanal der Innenstadt ein weißes Ruderschiff mit vergoldetem Steven unter kurzem, warnendem Anschlagen der Bordglocke in den Querkanal des „Linden“ einbog, am Heck die Flagge des Reiches aus blauem Tuch mit dem silbernen Symbol der Sonne, und über dem Mittschiff ein weißes Sonnensegel mit goldenen Fransen. Es war eine der Rudergaleeren der asischen Kernregierung, deren Sitz die Burg Asgard inmitten der Stadt Atlantis war. Ein schlanker Zollkutter, der an der Jenseite des „Linden“ vor der Gebäudegruppe der städtischen Steuerverwaltung vertäut lag, senkte und hob die Aufsichtsflagge zum Gruß, und der Galeerenführer aus Asgard hob dankend die Hand.

„Die Landungstreppe ist frei“, sagte die alte Burd wichtig. „Ich habe deine Galeere und die Boote der Schüler an unsere Verladebrücke ziehen lassen, damit die Herren der Regierung bequem aussteigen können.“ Die „Herren der Regierung“ kamen in der Tat selten als Besuch in die Gartenbauschule, die der landwirtschaftlichen Bezirksverwaltung, der ausführenden Stelle einer ständischen Genossenschaft unterstand. Die Aufregung der guten Scheuerfrau war deshalb zu verstehen, und auch Warga musste sich zu ihrem Ärger heimlich eingestehen, dass ihr nicht wohl bei dem Gedanken war, unter die prüfenden Augen der hohen Herren aus Asgard zu geraten. Die berühmte Burg in der Mitte der Stadt strahlte eine zwar gütige, aber durchdringende Willenskraft aus, die gerade deshalb, weil sie selten in Erscheinung trat, um so wirkungsvoller zu sein pflegte. Warga hatte bisher in ihrem jungen Leben mit der Regierung unmittelbar nichts zu tun gehabt. Zwar besaß sie eine Bestallung als Gärtnerin, die von dem Untervogt der Ratsgruppe für Bodenpflege und Ernährung gegengezeichnet war, und sie kannte den Herrn auch von geselligen Abenden in ihres Vaters Hause, dienstlich aber war sie weder mit ihm noch mit einem anderen Ratsherrn von Asgard jemals in Berührung gekommen. Heute fühlte Warga Gadirus zum ersten Mal, dass sie kein Kind mehr sei, sondern an verantwortungsvolle, wenn auch nicht grade sehr bedeutende Stelle als Mitglied der völkischen Gemeinschaft eines großen, weltumspannenden Reiches gestellt sei, und dass sie Rechenschaft über ihre Tätigkeit abzulegen habe, wann und wo es dieser unsichtbaren Macht, die man Regierung nannte, gefiel. Warga stand an der Treppe aus grauem, weißgesprenkeltem Granit, als die Regierungsgaleere sich mit pfeilschneller Fahrt näherte. Das junge Mädchen erkannte mit scharfen Augen ihren Vater unter dem Segeldach. Er saß neben einigen braunen Herren, die trotz der sommerlichen Wärme rot gewebte und mit Goldfäden durchwirkte Überwürfe trugen, aus denen die kantigen, flachen Schädel mit grinsenden Mündern hervorsahen. Warga ärgerte sich darüber. Warum mussten diese fremden Menschen immer grinsen? Auf den Straßen von Atlantis konnte man sie und ihresgleichen mitunter sehen, wie sie sich die Herrlichkeiten der berühmten völkischen Weltstadt ansahen, klein, untersetzt, juwelengeschmückt, mit kurzen, stämmigen Beinen und immer grinsend, als befänden sie sich ständig in großer Verlegenheit. Aber ihr Vater! Jetzt konnte man so recht erkennen, warum die Niedervölker der atlantischen Inseln und erst recht der Grenzmarken der fernen Festländer die Asen für weiße Götter hielten, mindestens aber für bevorzugte Menschen mit göttlichen Eigenschaften und gleicher Herkunft, die ihnen unter allen Umständen turmhoch überlegen sein mussten. Die Sonne konnte grade noch die Hand des hochgewachsenen Mannes fassen, die weiß und zart wie die einer schönen Frau aussah und doch in ihrer willensstarken durchgeistigten Form nichts Weibisches hatte, trotz der sprühenden Smaragden, die wie funkelnde Raubtieraugen an den schlanken Fingern saßen; Geschenke des Reichskönigs Warager Ase Torgaard an den Gelehrten. Als das Boot auf die Treppe zuhielt, erkannte Warga auch, dass außer vier Ingamännern aus Cuzco der Leiter des Königlichen Reichsamtes für Bodenpflege und Ernährung unter dem Sonnensegel saß, außerdem neben ihm ein Herr der Sicherheitswache von Asgard, dessen Bronzehelm deutlich aus dem Schatten hervorleuchtete. Den unmittelbaren Ratgeber des Königs, Herrn Wigrid Ase Torsta, kannte sie nur dem Namen nach, hatte ihn auch mitunter bei Festen der landwirtschaftlichen Bezirksverwaltung gesehen, und die Anwesenheit nur dieses Herrn machte ihr ein wenig Herzklopfen. Dafür kannte sie den jungen Kriegsmann um so besser. Das war ihr Vetter Baldur Ase Wieborg, der einzige Sohn des Asen Evin Wieborg aus Thule, das nördlich der engelländischen Mark lag und als Stammland der atlantischen Asen galt. Baldur Wieborg hatte trotz seiner Jugend und als einfacher Bauernsohn über Erwarten schnell in der Kriegsschule von Asgard seine Prüfungen mit Auszeichnung bestanden, und führte augenblicklich bis zu seiner Abordnung in irgendeine Grenzmark des Reiches die dritte Hundertschaft auf der Troia, wie man die Burg Asgard auch nannte. Bei Kriegsleuten und Schwertführern nannte man ihn mit einer gewissen Zärtlichkeit nur mit dem Vornamen Baldur, weil eine strahlende Jugendlichkeit von ihm ausging, der sich mancher verhärtete Charakter beugen musste, ob er wollte oder nicht. Bei der jungen Weiblichkeit der Hauptstadt war Herr Wieborg wohlbekannt, wenn auch selten gesehen. Während andere Jungmänner gemeinsam mit den Mädchen am Strande oder in den Kanälen badeten oder in den Kampfbahnen ihre Kräfte maßen, pflegte Baldur Wieborg die körperliche Erholung und Stärkung gemeinsam mit seinen Kriegsleuten zu suchen und nur selten in den öffentlichen Bädern zu erscheinen. In den geselligen Veranstaltungen der ständischen Gesellschaften erschien er mitunter und war gerne gesehen, weil sein Auftreten bescheiden und sicher war wie das eines gereisten Menschen. Auch sah man seinen hohen Adlerhelm häufig in den Schauspielrunden und auf den Wagenrennplätzen der Hauptstadt, und seine Leistungen als Rennreiter der Königlichen Kampfbahn auf dem Idafelde waren weiten Kreisen bekannt. Gleichwohl wusste man von dem jungen Hauptmann nicht viel. Tüchtige Hauptleute gab es in Atlantis wie Sand am Meere, schön und grade gewachsen waren diese blonden Männer mit ihren grauen, weitspähenden Augen nahezu alle, und die seltene Auszeichnung durch die Kriegsschule für wissenschaftliche Leistungen konnte man Herrn Baldur Wieborg nicht ansehen, wenn er im schmucklosen Waffenrock die Ratsräume für Krieg auf der Asgard betrat oder verließ. Warga Gadirus zerbrach sich den Kopf, warum grade ihr Vetter dazu ausersehen war, die Gäste aus Cuzco durch ihre Gartenbauschule zu führen, aber das Rätsel löste sich schnell. Herr Wieborg war nicht in seiner Eigenschaft als Kriegshauptmann anwesend, sondern als amtlicher Übersetzer, denn die Ingas sprachen nur ihre Heimatsprache. Wargas Vater, der Hochschullehrer Weeling Gadirus, sprach das Arowak der Cuzcos sehr mangelhaft, und es gab in Atlantis nur wenige Männer, die sich die Sprache des Grenzlandvolkes in den ragenden Bergen der Anden angeeignet hatten. So war man offenbar auf den Hauptmann Wieborg gekommen, von dem bekannt war, dass er in der Erwartung seiner Versetzung nach Tiahusinyu-Hochland die Sprache des Grenzvolkes gelernt hatte. Warga hatte das zweifelhafte Vergnügen, sich von den schlitzäugigen Ratsherren des Ingas die weiße Hand küssen zu lassen, und sie freute sich, dass Baldur Wieborg diesem Beispiel diesmal nicht folgte, obschon er es sonst ganz gerne tat; denn die Hand der jungen Gärtnerin war nicht so hässlich, dass ein Männermund vor Schaudern auf halbem Wege stehen blieb. Als die Lerngesellschaft mit ihren Begleitern das Schulgebäude betreten hatte, tauchte Warga die Hände schnell in eine mit Wasser gefüllte Schale, und Herr Wieborg, der Verständnis dafür hatte, reichte ihr mit einem Lächeln das Handtuch. „Versäumtes kann man nachholen“, sagte er leise. Und Warga wusste, was der Hauptmann damit meinte.

„Vielleicht das nächste Mal“, nickte das junge Mädchen, und Baldur Wieborg strahlte vor Heiterkeit über die Fähigkeit seiner schlanken Base und Freundin, Gedanken zu erraten. Warga aber musste unwillkürlich daran denken, wie richtig der Name Baldur für diesen Menschen war. Der Leiter des landwirtschaftlichen Reichsamtes, Wigrid Ase Torsta, winkte dem Hauptmann. Die Beantwortung der Fragen begann. Auskünfte der Schulleiterin wurden von Herrn Wieborg schnell und scheinbar mühelos übersetzt, aber der Staatsrechtslehrer Weeling Gadirus blickte mitunter überrascht auf, denn es schien ihm, als sei die Auskunft, die den Cuzcos in ihrer Landessprache erteilt wurde, nicht immer ganz richtig. Während der Hauptmann, umgeben von den kleinen Gestalten der ausländischen Gäste, durch den Mustergarten der Warga Gadirus wanderte, konnte der Staatsrechtslehrer seine Aufmerksamkeit nicht mehr auf den Sinn der fremden Sprache richten, da Herr Wigrid Torsta ihn mit einigen Neuigkeiten aus der Asgard in Anspruch nahm. Ziemlich verlassen schlenderte Warga zwischen den beiden Männergruppen auf den gepflegten Wegen und war froh, dass Baldur Wieborg sie nicht mit allzu vielen Fragen belästigte. Der junge Hauptmann hatte vielmehr die Führung übernommen und gurgelte die fremden Worte der Cuzcos mit einer Meisterschaft hervor, dass die Gärtnerin ein belustigtes Lächeln nicht verbergen konnte. Sie wunderte sich auch nicht, dass sich die Schlitzaugen der Gäste mitunter auf sie zurückdrehten und dass ihre Blicke mit wachsender Hochachtung an ihrem sonnengebräunten Gesicht hafteten. Ihr Vetter schien den Braunhäuten ja Wunderdinge zu erzählen. Herr Wieborg wendete sich langsam um. „Frau Warga, ich muss den Burschen eine Frage beantworten, die etwas schwierig ist“, sagte er mit heimlichem Lachen. „Der Kazike Paczi Manca will wissen, ob du eine richtige Göttin oder nur göttlichen Ursprunges seist. Was soll ich antworten?“ Der gutmütige, offene Blick des hochgewachsenen Kriegsmannes verriet, dass diese Frage ohne jede Bosheit gestellt war. Wieborg stammte aus dem weißen Nordland, das die Atlanter Thule nannten, und die Verwandtschaft mit Gadirus war nur eine entfernte. Er nahm ohne weiteres an, Warga sei eine reinblütige Asin, also ein Sonnenkind, wie er selbst. Die junge Gärtnerin aber fühlte, wie eine ohnmächtige Erbitterung wegen dieser im scherzenden Ton gestellten Frage in ihr emporquoll. Ihre Mutter entstammte einer durch asisches Blut verfeinerten Mischrasse mit Eingeborenen der südlichen Reichsinsel Murnaat, und der Blick, der den Hauptmann nun aus blauen, bösen Augen traf, war alles andere als freundlich.

„Ich bin vom Rasseamt in Asgard als vollblütige Asin anerkannt“, stieß sie leidenschaftlich hervor, doch tat ihr ihre Heftigkeit sofort leid, als sie sah, wie betreten der junge Schwertführer wurde und wie hilflos seine quellklaren, grauen Sterne unter der hohen, helmverhüllten Stirn in den ihren ruhten.

„Ich bedaure“, versicherte Wieborg. „Aber ich hoffte, dich mit meiner Frage zu belustigen, nicht zu kränken. Doch die Frage war dumm und selbstverständlich; ich werde sie allein beantworten.“ Und der Kazike Paczi Manca erhielt die bündige Auskunft, die Leiterin der Gartenbauschule sei, wie die Gäste ganz richtig annähmen, aus göttlichem Geschlecht, wie es alle reinblütigen Asen seien. Aus den schönen dunkelblauen Augen der Gärtnerin rollten zwei Zornestränen bis auf die runden, braunen Backen, wurden dort von ihrer verarbeiteten Hand abgefangen, und dann war wieder Ruhe über dem aufbegehrenden Abgrund einer Frauenseele. Weeling Ase Gadirus aber, der die kurze Zwiesprache zwischen dem Asgardhauptmann und seinem blühenden Kind mitgehört hatte, musste alle Aufmerksamkeit aufbieten, um dem Vortrag des hohen Regierungsbeamten Wigrid Torsta zu folgen, der doch sehr klug über die letzten Veränderungen in der Stellenbesetzung bei der höheren Geistlichkeit namentlich in den Mittel- und Südstaaten der atlantischen Inseln plauderte; und über die neuen geistlichen Fürsorgeschulen für unterrassige Eingeborene; und die Seelsorge für die Galeerenruderer und Hafenarbeiter. Der oberste Landwirtschaftsführer des Reiches erzählte alle diese Dinge mit verhaltenem Spott, und darüber wunderte sich Weeling Ase Gadirus nicht. Es war bekannt, dass Herr Torsta, ein wie Baldur Wieborg aus dem nordischen Bauernstande hervorgegangener Beamter, ein erbitterter Gegner aller Ausnahmerechte für Boden und Steuer war, deren sich die Hohe Sonnenpforte, die Tempelverwaltung in Atlantis, in den legten Jahrhunderten, in wachsendem Maße erfreute. Und alle diese Neueinrichtungen waren solche bevorzugter Art, vor denen die bürgerlichen Gesetze Halt zu machen pflegten. Der Staatsrechtslehrer überwand den peinlichen Eindruck, den die Frage des jungen Wieborg auch auf ihn gemacht hatte, und äußerte die Vermutung, die Übersetzung der Antwort auf die Fragen der Gäste scheine ihm nicht immer zuverlässig zu sein.

„Dies Vorgehen des Hauptmanns Wieborg hat meine Billigung“, erwiderte Herr Torsta ruhig. „Der König erwartet es auch nicht anders. Was an Auskünften für Staaten und Reich zuträglich ist und was nicht, muss uns, den verantwortlichen Räten, überlassen bleiben. Ich schätze mich glücklich, in Ihrem jungen Verwandten Baldur Wieborg einen klugen und verständnisvollen Kopf gefunden zu haben, der es versteht, unsere Gaste aus Cuzco zufrieden zu stellen, ohne dass wichtige Belange des Reiches ohne Not preisgegeben werden. Leider habe ich es nicht verhindern können, dass zur Besichtigung der Reichs-Sonnenwarten und der Priesterschulen in den Tempelbezirken die Führung durch sprachkundige Geistliche erfolgt, die sich die Teilnahme des Hauptmanns Wieborg verbeten haben.“ Der Staatsrechtslehrer hemmte den Schritt, um zu verhindern, dass das Gespräch von seiner Tochter mitgehört wurde. Im Laufe der Unterhaltung vergaß er aber diese Absicht, so dass Warga Gadirus Gelegenheit erhielt, manches Wissenswerte zu erfahren, was für ihre Zukunft nicht ohne Bedeutung blieb.

„Mißt man dem jungen Wieborg bei der Hohen Sonnenpforte so große Bedeutung bei, dass seine Gegenwart bei der Führung durch die Tempel und Sternwarten ausdrücklich als unerwünscht bezeichnet wurde?“, fragte der Hochschullehrer überrascht.

„Scheinbar ist es so“, lächelte Herr Wigrid Torsta. „Priesterliche Herren wittern einen freien Kopf und eine noch freiere Seele um den ganzen Erdball gegen den Wind, auch wenn die Seele im Leibe eines unbedeutenden Schwertführers von Asgard steckt. Wenn sich ein Kriegsmann mit Sternkunde beschäftigt, so ist das schon verdächtig …“

„Ich bitte dich, Herr Torsta!“, warf Weeling Ase Gadirus ein. „Wieborg ist Nordlandsritter und von Jugend auf Seefahrer gewesen, wie fast alle Nordleute. Unsere besten Köpfe auf den Sonnenwarten des Reiches sitzen auf breiten Wikingerschultern.“

„Die besten ja, das gebe ich zu“, entgegnete der hohe Beamte. „Ob sie aber auch in den wichtigsten Warten sitzen? Ich glaube, hierüber lässt sich streiten.“

„Richtig, aber die Stellenbesetzung in den Sternwarten regelt nicht der König unmittelbar, sondern auf Vorschlag der Hohen Sonnenpforte“, sagte der Staatsrechtslehrer mit einem Anflug von Bitterkeit. „Das Reich hat sich in der Vergangenheit auch hier wichtiger Rechte begeben. Es ist leichter, Burgen aufzugeben als zu gewinnen. Als unabhängiger Hochschullehrer kann ich da nur sagen, dass die bürgerliche Verwaltung in dieser Frage – versagt hat.“

Wigrid Ase Torsta lächelte hierauf etwas boshaft und machte die Bemerkung, dies Versagen sei für den Sohn des Staatsrechtslehrers, den Kammerherrn der Pforte Odil Gadirus, nicht ohne Vorteil gewesen. „Auch das ist richtig“, bestätigte der andere, ohne den Spott zu beachten.

„Für mich und meinen Jungen liegt sogar eine kleine Kränkung in dieser – Bevorzugung durch den Ehrwürdigen in Urd, wenn man es so nennen will. Die Hohe Sonnenpforte durchbricht nicht ungern die ungeschriebenen Gesetze der Asen, dass mindestens die hohen und höchsten Staatsstellen von reinblütigen Nordländern besetzt werden sollen. Ist die Anerkennung meiner Kinder als vollgültige Asen nicht schon eine deutliche Lockerung des Gesetzes? Sollte nicht auch hier ein abermaliges Versagen der bürgerlichen Verwaltung vorliegen, oder drängt etwa die Zeit zu neuen Formen, weil die alten sich überlebt haben? Auch dies ist eine Frage, die der Überlegung wert ist.“

Herr Torsta schwieg. Er dachte als nordischer Bauernsohn in diesen Dingen sehr rücksichtslos. Ließ er doch die berühmten Pferde auf den atlantischen Inseln Paardegatt und Gaatland auch nicht durch wahllose Zucht verderben, deshalb war für ihn die Aufzucht reinrassiger nordischer Menschen eine Selbstverständlichkeit, die nicht ungestraft durchbrochen werden durfte. Was beim Pferde erzwungen wurde, musste vom denkenden nordischen Menschen doppelt und dreifach, und zwar freiwillig, beachtet werden. Leider dachte man beim obersten Rasseamt des Reiches nicht immer so folgerichtig. Das lag an Schwierigkeiten, die bei einer Gesamtbevölkerung von über vierzig Millionen Menschen allein auf den atlantischen Inseln auftreten mussten, wobei der Anteil der reinrassigen Herrenschicht mit kaum zwei Millionen angebt, werden konnte. Und unter dieser Zahl befand sich ein hoher Hundertste sogenannter „Anerkannter“, also in Wahrheit nicht mehr völlig reinblütiger Asen. Die Hohe Sonnenpforte stellte sich im begreiflichen Wunsche nach Mehrung ihres geistlichen Einflusses auf die rechtlosen Massen dem Bestreben weiter Kreise nach „Anerkennung“ entgegen und wurde in dieser Richtung durch das Fehlen eines geschriebenen Rassegesetzes unterstützt. Sie rechnete mit dem endlichen Abschmelzen des Blockes der reinrassigen Asen und zog Nichtanerkannte und Anerkannte durch Bevorzugung auf vielen Gebieten in ihren Bann. Das Wachsen des inneren Gegensatzes, das weitere Aufreißen der Spalte zwischen Volk und asischer Herrenschicht war eine der Voraussetzungen ihrer priesterlichen Machtentfaltung. Deshalb erfreuten sich sogenannte „Anerkannte“, denen der stumme Makel der fehlenden Vollgültigkeit trotz amtlicher Anerkennung anhaftete, der besonderen Förderung durch die Hohe Sonnenpforte. Und in diesem Sinne war es zu verstehen, dass der Staatsrechtslehrer Gadirus bei der Bevorzugung seines Sohnes, des Kammerherren Odil Gadirus, von einer Kränkung sprechen durfte.

Die Ingaleute waren mit ihrem Führer inmitten der sauber gepflegten Anlagen für Heilkräuter und Giftpflanzen stehengeblieben, denn der Inga von Cuzco hatte die Aufmerksamkeit seiner Räte grade auf diese wunderbaren Kräuter gelenkt, die das Reich der Sonnenkinder in geheimnisvoll verborgenen Gärten hegen sollte. Wahrscheinlich gedachte der Inga seine neu zu erwerbenden Kenntnisse in dieser Hinsicht zur wirkungsvollen Behandlung unliebsamer Verwandter zu benntzen, denn sonderbarerweise hatten die Gesandten aus Cuzco wiederholt nach den berühmten Giftgärten gefragt. Und nun standen die schiefäugigen Herren unmittelbar vor dem Wunder, das ihnen plötzlich gar nicht mehr als ein Wunder erschien, denn hier wurde alles mit einer Selbstverständlichkeit gezeigt und erklärt, als wenn es in Atlantis nichts gäbe, was man wildfremden Gästen verheimlichen müsse. Wieder grinste Paczi Manca die schöne, hohe Warga Gadirus an, die ein Götterkind war, wie er jetzt wusste, und die sich dennoch herbeiließ, ihm, dem braunen, affenartigen Cuzco, Rede und Antwort zu stehen. Er ließ sich den Chinastrauch und den Kaffeebusch zeigen, durfte einige Blätter der Cocapflanze abreißen, betrachtete ehrfürchtig die roten Mohnfelder, in denen junge Mädchen mit Holzmessern den weißen Saft abstrichen, der aus eingeschnittenen Kelchen hervorquoll und der zu mannigfachen Heilmitteln verarbeitet wurde, ließ sich den Zweck des betäubenden Hanfes erklären, von dessen schmerzlindernder Wirkung er noch nichts gehört hatte, und roch neugierig an den Blättern und Blüten der neu gepflanzten kleinen Kampferbäume, die im Wechsel mit verschiedenen Teebüschen unter schattenden Mattenreihen wuchsen. An der Verladebühne am linden Kanal war ein großes Handelsschiff angekommen. Lastträger brachten Kisten mit frischen und getrockneten Gemüsen an Bord, und der fröhliche Lärm des neuen Gärtnerjahrganges hallte über die langsam fließende Fläche des „Linden“. Auch das erfuhren die Fremden, warum der Kanal der „Linde“ genannt wurde. Er wurde von heißen Quellen gespeist, die am Fuße des gebirgigen und vulkanischen Hinterlandes entsprangen und die, abzweigend vom linden Kanal, in unzähligen Nebenleitungen der Bewässerung der Gartenanlagen der Millionenstadt dienten. Selbst über die Kanalbrücken hinweg führten Sonderleitungen in die Wohnviertel der Weltstadt und versorgten die einzelnen Haushaltungen mit ihren kleineren und größeren Gärten mit warmem Wasser. Dass die riesigen Äcker, Wiesen und Gärtnereien auf dem Idafelde sich zuerst dieses Segens der vulkanischen Heimat bedienten, war selbstverständlich. Bodenheizung mit warmem Wasser, das war das Geheimnis der überwältigenden Fruchtbarkeit der weltberühmten Gärten von Atlantis, die mehrere Ernten im Sonnenjahre brachten, und das in einer Üppigkeit, die auf den kalten Höhen des Ingalandes völlig unbekannt war. Dass bei solcher Wuchskraft jedes Unkraut unnachsichtlich ausgerottet werden musste, war für die Asen natürlich; dass aber hierfür ernste, unablässige Arbeit in täglich mehrmaliger Ablösung notwendig war, wurde den Schlitzaugen doch nicht ganz klar. Sie begnügten sich mit der Überzeugung, hier seien eben weiße Götter am Werke, und denen müsse alles gelingen. Von straffer Durchführung kurzer Arbeitszeit für den Einzelnen, von Lern- und Arbeitspflicht der gesamten asischen Bevölkerung, von der Zweckmäßigkeit geringer, aber auskömmlicher Arbeitsentlohnung verstanden sie nichts. Sie wunderten sich höchstens, dass das Geld nur aus runden Messingplättchen vermiedener Größen und Wertbezeichnungen bestand, wo doch weltbekannt war, dass in der Asgard die Saalwände der großen Pfeilerhalle mit Gold belegt waren, und Säulen und Bildwerke sogar ganz aus Gold bestanden. Von einer gesetzlichen Regelung der Grundstücksbewirtschaftung hatten sie kaum eine Ahnung. Sie hätten es auch nicht verstanden, wenn ihnen klar gemacht worden wäre, dass die sechzigtausend landwirtschaftlichen Grundstücke allein auf dem Idafelde nur als Lehen zugeteilt seien, und dass sie dem Lehnsmann entzogen werden konnten, wenn er zum Beispiel das Unkraut überhandnehmen ließ. Baldur Wieborg beobachtete mit einem leisen Lächeln den tiefen Eindruck, den die in der Ferne aufragende Burg Asgard auf die Fremden machte. Die Troia von Atlantis flammte im Glanze der Morgensonne wie eine rotglühende Riesenfackel, unterbaut von einem silberglänzenden sprühenden Rundwall. Die fremden Herren ließen es sich nicht ausreden, die Asgard sei aus reinem Gold und Silber erbaut, jedenfalls pflegten sie dies zu Haufe zu erzählen, obschon die Auskünfte, die sie in Atlantis erhalten hatten, gewöhnlich richtig lauteten. Die gewaltigen dreifachen Rundmauern waren mit wohlfeileren Metallen bekleidet, mit stahlhartem Messing und mit einer Zinn-Silbermischung, deren Verwendung zu Waffen und Hausrat jederzeit bei einem Gang durch die Straßen beobachtet werden konnte. Paczi Manca murmelte in tiefer Versunkenheit. „Gold. Gold!“, und Baldur Wieborg wandte sich mit einem belustigten Lächeln ab. Dem unverständlichen Zauber des Goldes unterlagen eben solche Halbaffen, wie die Ingagesandten, ohne Widerstand. Ob es sich dabei um Gold oder um Messing handelte, schien gleichgültig zu sein. Die ausländischen Gäste hielten in Atlantis alles für Gold, was glänzte. Der junge Hauptmann hatte weder Vermögen noch wesentlichen Schmuck. Sein Haus, das auf der ersten Plattform der Asgard stand, hatte er von der Reichsregierung als Königslehen erhalten, klein und unscheinbar wie die Wohnungen selbst der höchsten Würdenträger; und das Land, auf dem es stand, war Staatslehen, unverkäuflich und daher für den Inhaber gewissermaßen wertlos. Mit Gold war in Atlantis auch nicht ein einfacher Sandalenriemen zu kaufen; man musste sich zu diesem Zweck vorher schon die nötigen Messingmünzen verdienen. Das Reich gehörte den Asen, und selbst der König wohnte auf der Asgard in Allvaters Lehen.

„Was bezwecken die Menschen nun mit ihrem Besuch?“, fragte Warga Gadirus ihren Vetter Wieborg, als die Besichtigung zu Ende ging und die Gäste zur Belohnung für ihren Lernfleiß im Schulhause große Schalen süßer Erdbeeren vertilgten, die mit weißer Sahne übergossen waren.

„Sie wollen unsere Reichsverfassung in ihrem Ingareiche einführen“, lachte Baldur Wieborg mit strahlenden Augen und hatte Wargas böse Blicke schon vergeben. „Die Einrichtung des Bundesstaates dagegen wollen sie nicht haben. Vermutlich wird es ein schrecklicher Unfug werden. Von dem inneren Wesen unseres staatlichen Aufbaues haben die armen Kerle kaum einen Schimmer. Ich habe mich aber von dem Kaziken Manca ins Bild setzen lasten. Der Inga soll Gott und Alleinherrscher werden, Vertreter der Sonne. Sonne in Person, und die anderen alle – Hörige. Sie sollen zu essen bekommen, sollen arbeiten, im Alter versorgt werden, Haus und Land als Lehen bekommen. Im Ganzen also ein furchtbares Gemisch aus unverstandenen asischen Grundsätzen. Nur lernen sollen die Leute nichts, denn der Inga will gleichzeitig höchster Priester werden. Wenn das so ist, hat er mit seinem Wunsche schon recht, seine Hörigen im Dunkel der Unwissenheit zu lassen.“

„Sie wollen also in Cuzco das in vollendeter Form einführen, worauf die Entwicklung im Reiche hindrängt“, erwiderte Warga Gadirus. Baldur Wieborg ließ die Augen seiner Verwandten nicht los. Sein braungebranntes, schmales Gesicht wurde undurchdringlich, forschend tauchten die hellen, grauen Lichter in die Tiefen der dunkelblauen Sterne unter weißer reiner Stirn, als wollte er aus ihnen lesen, woher eine junge Gärtnerin solche Erkenntnis habe. Kannte dies junge Mädchen die Gefahren der Entwicklung, die die Zustände im Reich, in den Staaten und den Grenzmarken nahmen, wenn nicht jemand kam, der mit starker Hand das Steuer herumwarf? Wusste sie im tiefsten Sinne des Wortes, dass nicht alles Gold war, was in Atlantis glänzte? Im Herzen der schönen Gärtnerin flackerte eine geheime Furcht auf, die sie sich nicht erklären konnte. Die grauen Lichter ihres Vetters peinigten sie plötzlich. Sie fühlte, in diesem Augenblick forderte der Hauptmann Leib und Leben von ihr, unentrinnbar wie das Schicksal waren die feinen Fäden, die sich wie zähe Schlingen um ihre Seele wanden. „Bist du mein Bundesgenosse, Warga?“, fragte der Hauptmann ernst.

„Ich verstehe dich nicht“, log die Gärtnerin unruhig.

„Du hast mich verstanden“, widersprach Herr Wieborg. „Ich kann Bundesgenossen bitter nötig brauchen. Bundesgenossen mit hellem, freiem Geist, die tief empfunden und verstanden haben, worum es geht. Und es geht um viel, um alles.“

„Du suchst deine Bundesgenossen beim Blutsfeind“, sagte Warga bitter.

„Sollte ich wirklich ein solcher Tor sein?“, fragte Baldur Wieborg, und sein strahlendes, sieghaftes Lächeln glitt nieder über die mächtigen, königlichen Züge. „Ich wittere die Freunde meines Geistes. Mehr brauche ich nicht.“

„Ich bin nur eine anerkannte Asin. Du wusstest es nicht. Ich erkannte es aus deiner harmlosen Frage im Gartens und ich war so töricht, mich gekränkt zu fühlen.“

„Weder du noch ich können Geschehenes ungeschehen machen, Warga“, erklärte der Kriegsmann ohne Besinnen.

„Wir können die Stammesgeschichte der Nordrasse nicht zurückdrehen, können die Schuld der Eltern nicht tilgen, nicht dunkles Blut aus den Adern pumpen und durch helles ersetzen. Wer aus Mischblut stammt, steht am Scheidewege des Geistes. Neues zu schaffen aus dem, was ist, oder das Gewesene und Bestehende seinen Gang weitergehen lassen, bis zum bitteren Ende. Stelle an dich die Frage. Erneuerung aus nordischem Geist oder weiteres Abgleiten in die Unfreiheit des Blutes und der Seele.“

„Frage und Antwort sind uralt und schon tausendfach erwogen“, erwiderte Warga mit klopfendem Herzen.

„Viele vor uns haben die Lösung gesucht, mit Verhandeln, mit Verboten, mit Gewalt. Was war der Erfolg? – Und nun auch du? Ein Schwertführer ruft das Schwert.“ Baldur Wieborg schüttelte den Kopf.

„Ist nicht auch die Schärfe des Geistes, der Überzeugung, der wasserhellen Klarheit eine schneidende Waffe, mitunter bester als die tote Klinge, die an meiner Seite hängt?“, fragte er ruhig. „Es spricht sich so leicht am linden Kanal von neuen Zielen, aber ein Blick auf unsere Asgard und die Stadt der Hohen Sonnenpforte in Urd lässt die Wucht der geschichtlich gewordenen Tatsachen schwerer lasten, als eine Gärtnerin und jedenfalls auch ein Schwertführer Wieborg ahnen.“

„Das ist mir sehr lieb“, sagte der Hauptmann mit einem Aufatmen. Warga sah den Freund verwundert an.

„Ich verstehe nicht, was dir lieb ist.“

„Neben deiner Gegenwart diese Erkenntnis einer Gärtnerin“, lächelte der Hauptmann. „Sie ist selten. Die meisten Menschen kennen solche Schwierigkeiten nicht, und wenn sie sie erkennen, dann sind sie zu schwach, sie zu meistern. Kennen, erkennen und meistern machen das aus, was ich brauche. Auch bei dir. – Wir wollen nun sehen, ob unsere Gäste aus Tiahusinyu ihre Erdbeeren gegessen haben.“ Wieborg wandte sich zur Tür des Nebenraumes, in dem die Gäste saßen. Unter dem Sturz, den sein Helm fast berührte, wandte er sich um.

„Also doch mein Bundesgenosse?“, fragte er mit bezwingender Bewegung.

„Vielleicht“, erwiderte die Gärtnerin fast gegen ihren Willen.

„Ich bin noch jung und kenne Frauen nicht“, kam es leicht und fröhlich zurück. „Man hat mir aber erzählt, bei Mädchen habe ‚Vielleicht’ mitunter die Bedeutung von ‚Ja’. Ob auch bei Gärtnerinnen, weiß ich nicht, hoffe es aber.“

„Ich werde mit meinem Bruder sprechen“, erklärte Warga Gadirus. „Ich aber werde eher bei Odil auf der Sonnenwarte sein als du, denn nach dieser Führung habe ich dank der Vorliebe der Götzenpriesterschaft von Urd für meine Person einige Stunden Freizeit.“

„Bei einem Mann wie Odil hast du es nicht so leicht, wie bei einer kleinen Gärtnerin“, meinte das junge Mädchen.

„Ich liebe die selbständigen Köpfe“, lachte der Hauptmann und ging durch die Tür. – Wenige Tage darauf kam der Staatsrechtslehrer Weeling Ase Gadirus mit unzufriedenem Antlitz in sein Haus und suchte und fand seine Tochter im Hausgärtchen hinter der kleinen Pfeilerhalle. Sie saß im kurzgeschnittenen Rasen am Rande des Wasserbeckens und fütterte die Fische.

„Woher hast du die guten Verbindungen mit der Hohen Sonnenpforte, mein Kind?“, fragte der Gelehrte und setzte sich auf den steinernen Rand des Beckens.

„Sollte mein Herr Vater solche Verbindungen nicht eher haben als ich?“, lachte Warga harmlos.

„Es scheint mir nicht so zu sein“, erwiderte Herr Gadirus. „Odil teilte mir heute morgen mit, der Ehrwürdige Vater der Hohen Sonnenpforte bitte um meinen Besuch. – Da habe ich mich in die Tempelstadt nach Urd hinaustragen lassen und brauchte gar nicht lange zu warten.“ Gadirus machte absichtlich eine Pause und beobachtete das Mädchen, um den Eindruck seiner Worte zu prüfen. Als es schwieg, fuhr er fort. „Der Ehrwürdige Vater fragte mich, ob meine Tochter Warga Ase Gadirus die Leitung der heiligen Gärten in der Tempelstadt von Urd übernehmen wolle. Die Gesandten aus Cuzco seien des Lobes voll gewesen, und auch Herr Amenor Lochi selbst war der Ansicht, er könne seine wertvollen Parks in keine besseren Hände geben, als in die deinen. – Ob dein Bruder Odil seine Hand dabei im Spiele hat, weiß ich nicht, doch ist es immerhin denkbar. Er ist nicht umsonst Kammerherr des Papas von Urd.“

„Odil?“, fragte Warga überrascht und musste an Baldur Wieborg denken, der gesagt hatte, er werde eher auf der Sonnenwarte sein als sie.

„Nun, ich würde mich wundern, wenn der Junge bei der Pforte um eine gute Stellung für seine Schwester gebeten haben sollte“, meinte der alte Gelehrte vorsichtig. „Es ist nicht seine Art.“

„Vielleicht hat er es dennoch getan“, sagte Warga leise.

Weeling Gadirus nickte. „Also weißt du mehr, mein Kind als dein Vater ahnte.

Ich will dir nicht abraten, Warga. Dir ist bekannt, wie günstig die hohen Stellen bei der Pforte zu sein pflegen, dass es Stellen mit Ausnahmebehandlung sind, dass statt unserer einfachen Wohnungen Paläste die Auserwählten aufnehmen, dass unser asisches Bodenrecht dort nicht gilt und Haus und Land, das der Ehrwürdige Vater vergibt, erbliches Eigentum werden. Du weißt, wie sehr ich dir als dein Vater jede bevorzugte Behandlung gönnen möchte, die in Atlantis nur sehr wenigen zuteilwird …“

„Was sagt die Mutter dazu?“, fragte Warga mit einem Lächeln.

„Sie war einverstanden.“ „

Ich bin es auch und werde dem Ehrwürdigen Nachricht geben, dass ich in dankbarer Verehrung die hohe Auszeichnung annehme“, erklärte die junge Gärtnerin bestimmt. Der Staatsrechtslehrer senkte die hohe weiße Stirn.

„Es ist eine Bindung fürs Leben, Warga, sofern du deine Pflicht erfüllst, woran ich nicht zweifle“, sagte er langsam und mit schmerzlicher Betonung.

„Du wirst dich mit einem Götterdienst abfinden müssen, der von Aberglauben und Priesterwahn durchsetzt ist, der den Wunderglauben fordert, der die Vergötzung priesterlicher Herrenmenschen zur Grundlage hat. Auch wirst du dich mit einem Heer fremder Götter abfinden müssen, die du bisher kaum dem Namen nach kanntest. Vielleicht ist dein Ja mit einer glänzenden, hochbezahlten Stellung noch zu billig erkauft. Wer in die Hohe Sonnenpforte eingeht, verlernt schnell die Erinnerung an seinen freien asischen Geist, man sagt, die nordische Seele lerne bald auf krummen Wegen wandern, wenn der Leib durch die schnurgeraden Straßen der Priesterstadt gehe. Und alle Blumenpracht der Tempelgärten soll die zertretene weiße Rose seelischer Freiheit nicht ersetzen können. So denkt dein Bruder Odil im innersten Herzen auch, der doch in voller Unabhängigkeit als wissenschaftlicher Arbeiter auf der alten Sonnenwarte von Agni sitzt und dem geistlichen Zwang der Hohen Pforte nahezu entzogen ist.“

Warga setzte sich neben den Vater auf die Steinbrüstung des Wasserbeckens und ergriff seine schmale Hand. „Du sprichst, als habest du alle Priesterschulen in Atlantis besucht und seist mit dem Urteil ‚Ungeeignet für den priesterlichen Beruf‘ entlassen worden“, lachte sie mit einer kleiner Bosheit.

„Ich bin überzeugt, dass diese Beurteilung noch sehr wohlwollend wäre, ja, dass ich schon nach Ableistung des ersten Schulungsjahrganges mit wohltuender Schnelligkeit dem bürgerlichen Leben zurückgegeben worden wäre“, erwiderte Weeling Gadirus ebenso.

„Dabei weißt du, ich gehöre nicht zu den Unentwegten, deren Seelenvereisung als Gegenwirkung gegen die Auswüchse des atlantischen Götterglaubens zur völligen Verneinung des Göttlichen in der Natur und in der Menschenseele geführt hat. Ich bin der Überzeugung, die nordische Rasse trage eine schwere Verantwortung, die sie der allväterlichen Macht schulde, dieser Macht, die wir nicht kennen, die wir aber im Wirken und Streben unserer Seelen, unseres Charakters, unserer Fähigkeiten ahnen, und die wir in der Gesetzmäßigkeit des göttlichen Sinnbildes, der Sonne, zu finden glauben; deren Wesen nicht starre Unabänderlichkeit ist, sondern fließende Entwicklung; die auch vor dem Gang der Sonnen nicht haltmachen wird, wenn die Zeit dazu gekommen ist.“

„Auch der Ehrwürdige Vater leugnet die Gottheit nicht“, warf die Tochter des Gadirus ein, als wolle sie das Gespräch auf eine bestimmte Bahn führen.

„Das sagt meine kluge Warga“, entgegnete der Hochschullehrer.

„Aber die kluge Warga weiß, dass der Gegenpol des Göttlichen unter der Schwelle – der Hohen Sonnenpforte liegt“, nickte die Gärtnerin mit einem halben Lächeln.

Herr Weeling Ase Gadirus nahm die verarbeiteten Hände seines schönen Kindes in die seinen und blickte voll Staunen und Rührung in die blauen Augen des jungen Mädchens. Einen Augenblick dämmerte in ihm die Erkenntnis auf, der Entschluss seiner Tochter, das Angebot des ersten Geistlichen des Reiches anzunehmen, habe besondere, tiefere Gründe und Hintergründe, aber dann wies er diesen Gedanken von sich. Wie sollte es möglich sein, dass ein junges Ding wie seine Warga planvoll denken könne wie ein gereifter Mann, dass sie als Feindin in den glänzenden Zwinger der Hohen Sonnenpforte einzuziehen gedächte, unter königlicher Missachtung aller Ausnahmerechte, die ihr der Dienst bei der Priesterlichen Verwaltung des Reiches gewähren würde? An der Einfahrt zum Stichkanal, an dem Gadirus‘ Haus stand, ertönte die Glocke einer Kleingaleere, die an der Kreuzung der Wasserstraßen vor Zusammenstößen warnte.

„Die Mutter!“, rief Warga Gadirus und machte sich von ihres Vaters Händen los. Vater und Tochter traten an die Steintreppe und erwiderten die fröhlichen Winke, die aus dem Boot herübergrüßten. Mit der Geschicklichkeit, die jahrelange Gewohnheit gibt, sprang Wargas Mutter ans Land, und, wie es nicht mehr als recht war bei solchem Glück, das der Tochter widerfahren, schloss sie ihr schönes Kind in die Arme, als sei es ausgemacht, dass eine Ablehnung des Anerbietens der Hohen Sonnenpforte außerhalb des Bereiches der Möglichkeit liegen müsse. Und der inzwischen erfolgte Entschluss Wargas gab ihr recht. „Ich werde den Ehrwürdigen Vater bitten, mir eine Unterredung zu gewähren, denn ich muss mich doch für das Glück meines Kindes bedanken“, sagte sie mit großer Lebhaftigkeit, die ihr das südliche Blut ihrer ägyptischen Ahnen verlieh. „Freust du dich denn auch, mein Mädchen?“, fragte sie gleich darauf.

„Sehr, Frau Mutter“, antwortete Warga Gadirus.

IM KRIEGSAMT

Wenn man die mächtige, granitne Pfeilerbrücke über den innersten Ringkanal der Stadt Atlantis überschritten hatte, den Kanal, der nach der Beschreibung Platons in einer Breite von sechshundert Fuß den dreifachen Riesenwall der Burg Asgard umschloss, so kam man an einer Doppelwache von messingblitzenden Kriegsleuten vorüber in ein tunnelartiges Tor. Es durchstieß die erdrückende Tiefe des untersten Mauerwalles und mündete zunächst auf einem engen Hof, dessen Stirnwand mit drohenden Schießscharten den Tunnelausgang beherrschte. Der Hof machte den Eindruck eines tief im Erdinnern liegenden Schachtes, und wer den Blick nach oben richtete, konnte bei hellem Tage die Sterne am schwarzblauen Himmel blinken sehen. Dennoch war es in dem Hofschacht nicht dunkel, weil die zinnbekleideten hochstrebenden Mauern ein mattes, aber völlig ausreichendes Licht auf den mit hellgrauen Marmorplatten belegten Fußboden streuten. Außerhalb der Tunnelmitte führten zu beiden Seiten weitere Tore in das Innere der Burg, um sich hinter dem mit Kampfscharten versehenen Raum wieder zu vereinigen und als Gewölbegang die Gesamtmasse der Festung zu durchdringen. Jenseits erreichte der Tunnel in gleicher Sperranordnung abermals den Rundkanal, der von einer ähnlichen überdachten und turmbewehrten Pfeilerbrücke überspannt wurde, wie auf der anderen Seite. Gleich hinter der inneren Sperrfeste stieg der Weg in zwei neuen Tunneltoren rechts und links der Hofhalle in sanfter Steigung seitlich an, so dass Wagen und Reiter, wenn auch nicht grade bequem, zu den Plattformen der zweiten und dritten Umwallung hinaufgelangen konnten. Für Fußgänger stiegen dicht neben den genannten Tunneltoren sehr enge und ebenso steile steinerne Treppen auf, die ohne jeden Knick und ohne Ruheabsatz in je achtundsechzig überhöhten Steigungen unmittelbar zum Ersten der Umgänge führten. Die Tunnel- und Treppenzugänge lagen unter der Drohung der seitlichen Hofwände, die außer mehreren bronzebeschlagenen Eichentüren nur eine Reihe langer und sehr schmaler Schießluken zeigten. So hell und strahlend die Burg der nordischen Asen draußen im blendenden Sonnenlicht des ewigen Frühlings der niederen Breiten lag, hier drinnen drückte der kriegerische Ernst eines willensstarken Herrenvolkes wuchtend auf die Seele eines jeden der seltenen Besucher, die Zugang zur Troia von Atlantis erhielten.