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Sie waren jung. Sie waren sicher. Und sie waren überzeugt, dass ihre Liebe allem standhalten würde. Doch dann trifft sie ein Verlust, der alles verändert. Eliana zieht sich zurück. Neo kämpft. Gegen das Schweigen, gegen die Distanz ... und gegen das Gefühl, immer weniger Teil ihres Lebens zu sein. Wie lange kann man jemanden lieben, der einen nicht mehr berührt? Und was bleibt, wenn Worte nicht mehr ausreichen? „Für immer und nie mehr“ ist der zweite Teil der Für-immer-Reihe ... eine Geschichte über große Liebe, tiefe Wunden und den schmerzhaften Versuch, sich selbst und einander nicht zu verlieren. Dieses Buch enthält eine Inhaltswarnung, da es sensible Themen wie Verlust, Trauer und psychische Belastung behandelt. Ein Roman, der unter die Haut geht ... roh, emotional und mit voller Wucht. Taschentücher dringend empfohlen.
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Seitenzahl: 848
Veröffentlichungsjahr: 2025
© 2025 Natt Alexy
Druck und Distribution im Auftrag der Autorin: tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: N. Höschler, Görlinger Zentrum 9, 50829 Köln, Germany.
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FÜR IMMER ... UND NIE MEHR
HINWEIS!
Dieses Buch berührt sensible Themen wie Verlust, Trauer und emotionale Ausnahmesituationen. Leser*innen, die persönliche Erfahrungen in diesen Bereichen gemacht haben, könnten emotional herausgefordert werden.
Prolog
2022
Der Wagen, der ihn abholen sollte, fuhr in einem gemütlichem Tempo in die Straße ein.
Kaum hatte Neo den Koffer wieder gegriffen, spürte er, wie gewichtig er war. Oder ... war es einfach das Gefühl der Schwere, was ihn aus diesem Grund heraus überfallen hatte?
Es war vorbei ...
Er hatte es versemmelt.
Seine Finger gruben sich in das Material des Griffes, mit der Hoffnung es könne ihm helfen, ein wenig Kontrolle zurückzugewinnen.
Seine Augen brannten.
Alles lag in Scherben.
Nicht durch einen einzigen Moment ... oder durch ein unbedachtes Wort ... sondern durch eine Kette von Entscheidungen, die ihn nun an diesen Punkt hier gebracht hatten.
Am Ende der Straße ...
»Warte.« , hörte er aus heiterem Himmel. Für einen Moment schloss er seine Augen und atmete tief durch. Irgendwie hatte er schon geahnt, dass sie ihm nachrennen würde. Schließlich hatte sie vor einigen Minuten genug mitbekommen. »Warte bitte.« Ihre Stimme war heiser. Neo musste sich ein wenig sammeln, eh er sich umdrehte. Sie rannte auf ihn zu ... barfuß auf dem kalten Pflaster ... ihre Locken, die sie von ihm geerbt hatte, waren wild vom Wind zerzaust. Ihr Gesicht wies rötliche Flecken auf und ihre Augen schimmerten glasig. Es tat ihm weh, sie so zu sehen. »Du kannst nicht ... gehen.« Ihre Stimme gab leicht auf, als sie letzten Endes vor ihm stand und wütend mit ihren Fäusten auf seine Brust hämmerte.
Er ließ sie.
Neo ließ sie auf ihn einschlagen.
Schließlich hatte er es auch verdient.
Er gestattete ihr, die Wut und die Trauer an ihm auszulassen, denn er wusste, dass es das Einzige war, was sie in diesem Moment tun konnte. Doch als ihre Schläge langsamer wurden und ihre Arme zu zittern begannen, griff er sanft nach ihren Handgelenken.
Lya blickte zu ihm auf. Ihre Unterlippe bebte.
Für einen kurzen Moment sah er nicht das sechzehnjährige Mädchen vor sich stehen, sondern das kleine Kind mit den viel zu großen Locken und den glitzernden Gummistiefeln, das ihn früher an der Hand festgehalten hatte, wenn es Angst hatte.
»Es muss sein.« , antwortete er gebrochen.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein … wir … wir sind doch eine Familie.«
Neo schluckte. Diese Worte. »Wir werden immer eine Familie sein.«
Seine Tochter sog schwach die Luft ein. Tränen liefen ihr über die Wangen. »Nein. Nein, du änderst damit alles. Du hast alles kaputt gemacht. Wieso hast du das getan?«
Er zuckte nicht einmal zusammen, nachdem sie ihm wieder auf die Brust schlug. Diesmal war es kein richtiger Schlag ... mehr eine hilflose Geste, obwohl es das schon die ganze Zeit über war. Anschließend klammerte sie sich an ihn, vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter und heulte Rotz und Wasser, als würde die Welt untergehen.
Aber tat sie das auch nicht auf irgendeine Weise?
Er legte den Arm schützend um seine Tochter und strich beruhigend über ihren Rücken. »Schh …«
Allerdings klammerte sie sich aufgrund dessen nur noch fester an ihn. »Bitte geh nicht.« , jammerte und flehte sie ihn an.
Er atmete tief ein. Versuchte, sich nicht von ihrer Verzweiflung mitreißen zu lassen. »Ich muss.«
»Nein. Red´ noch mal mit ihr.« Ihre Stimme versagte ein weiteres Mal. »Oder ... ich ... ich rede mit ihr.«
»Nein, Lya.« Neo presste kurz die Lippen aufeinander. »Das ist eine Sache zwischen deiner Mutter und mir.«
Sie riss sich von ihm los ... und trat einen Schritt zurück. »Nein, ist es nicht.« , gab sie bockig von sich. »Ich gehöre auch dazu.«
Er atmete erneut tief ein und aus. »Aber nicht in dieser Angelegenheit. Das ist unsere.«
»Ihr könnt das nicht alleine entscheiden.« Er wusste, dass er nichts sagen konnte, das sie beruhigen würde, weshalb er folgend schwieg und den Koffer wieder in Bewegung Richtung des Wagens lenkte. »Wohin gehst du jetzt? Zu ... zu Julian, oder zu ...?«
»Nein. Ich ... ich fahr´ ins Hotel.«
Ihre Lippen zitterten weiterhin. »Vielleicht … vielleicht wird es ja wieder?« Sie wich sich hektisch die Tränen weg und zog die Nase hoch.
Er zwang sich zu einem Lächeln, allein um sie aufzumuntern. »Ja, vielleicht.« Sanft strich er über ihre Wange, als er wie gehabt nähertrat. »Jetzt geh rein, Lya. Du hast nur ein Top an und keine Schuhe, es ist zu kalt.«
»Mir ist nicht kalt.«
»Natürlich nicht.« Er näselte ein kurzes Lachen und schüttelte kaum erkennbar seinen Kopf. Lya war schon immer stur gewesen. Es lag einfach an ihrem Wesen, das Gegenteil zu behaupten, selbst wenn sie wie jetzt bibbernd vor ihm stand. Er öffnete seinen Koffer und fischte einen Pulli heraus, den er ihr rasch überzog.
Lya schniefte und zog sich diesen minimal über den Mund. »Du weißt, dass du den nicht wiederbekommst, oder?« , nuschelte sie.
»Natürlich. Ich kenn dich doch.« Neo zog sie ein weiteres Mal in eine feste Umarmung und hielt sie einen Moment länger. Folgend küsste er ihre Stirn, wischte ihr mit dem Daumen noch eine Träne weg und stieg ins Auto.
»Rufst du mich nachher an?«
»Natürlich. Ich melde mich später … und jeden weiteren Tag. Ich bin nicht aus der Welt.« Neo hielt inne. Er wollte ihr noch etwas mitgeben, was ihr möglicherweise ein wenig Ruhe schenkte. »Sollen wir morgen irgendwas unternehmen?«
»Ich wollte eigentlich mit Levi ins …«
»Schon okay.« Seine Stimme klang neutral, aber sie sah, wie sein Blick aus dem Fenster an ihr vorbei glitt. »Mach dein Ding.«
Lya zögerte. Ihre Finger verkrampften sich im Ärmel seines Pullovers. »Du bist immer noch wütend, oder?«
Er atmete durch. »Ich war nicht wütend … geschockt trifft es eher. Und ... es war halt in diesem Moment ein wenig viel, als ich dich so ...« Neo stoppte ab. Er hatte nicht die Kraft, darüber zu sprechen. Die jetzige Lage beschäftigte ihn mehr. Zu viel war gerade in Bewegung ... zu viel ... war mit einem Schlag zusammengebrochen.
Ein kurzes Lächeln zuckte dennoch über seine Lippen, um ihr zu zeigen, dass er keineswegs wütend auf sie war.
Lya lächelte leicht zurück.
Neo gab dem Fahrer sein Ziel an.
»Papa, warte.« Sie hielt die Tür offen, als wolle sie verhindern, dass er wirklich verschwand. Dann fiel sie ihm abermals um den Hals, vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. »Ich will nicht, dass du gehst.«
Sein Herz zog sich zusammen. »Lya, … ich ... ich bin nicht aus der Welt.« , wiederholte er.
»Trotzdem …« Ihre Stimme klang so klein, so leise, dass er sie kaum verstand. »Geh´ bitte nicht.«
»Ich muss gehen. Deine Mutter, sie ... sie will mich nicht mehr ...« Er schluckte den Rest hinunter.
Langsam löste sie sich von ihm. Sie sah ihn mit ihren blauen Augen an ... diesen Augen, die so sehr nach ihm kamen ... »Versprich mir, dass du noch mal mit ihr redest. Dass du es wenigstens versuchst.« , bettelte sie.
Er wusste, dass es sinnlos war. Alles war bereits gesagt, jede Möglichkeit ausgeschöpft. Aber wie sollte er ihr das begreiflich machen? Sie war zu jung, um das zu verstehen.
Neo wollte sie nicht noch mehr verletzen, weshalb er in dem Fall dennoch nickte.
Für einen Moment schien es, als hätte sie sich beruhigt ... bis sie plötzlich ihre Stirn runzelte. »Liebst du ... sie?« , kam flüsternd aus ihr heraus.
Er wusste, dass Lya gerade nicht von Eliana sprach. Seine Finger verkrampften sich um den Türgriff. Sekundenlang herrschte eine Stille ... dann schüttelte er langsam den Kopf. »Ich muss jetzt wirklich los, Lya. Ich melde mich nachher.« Es gab nichts mehr zu sagen ... und ... Neo tat es einfach zu weh, weiter zu reden.
Seine Tochter, die junge Frau, zu der sie herangewachsen war, nickte minimal.
Er zog die Tür zu. Als der Wagen sich endlich in Bewegung setzte, fiel sein Blick unweigerlich in den Seitenspiegel.
Sie stand immer noch da.
Barfuß auf dem kalten Asphalt und sah ihm nach.
Nie hätte er gedacht, dass es so enden würde.
1.
2018
»Hey Paul, setz’ noch ’ne Runde auf meine Rechnung.« , rief Neo über die Theke.
Seit siebzehn Jahren war die Bar Bei Pauls Oma im Keller ihr Treffpunkt. Daran hatte sich nichts geändert. Nicht die Einrichtung oder die Menschen ... im Grunde nicht mal die Musik, die aus den Boxen dröhnte. Die Zeit schien in dieser Bar stehen geblieben zu sein.
Neo drehte sich um. Am Stammtisch saßen Nora, Carina ... mittlerweile in der zwölften Woche schwanger ... und ihr Mann Marcel. Sein Blick wanderte weiter zur Tanzfläche, wo Julian und Eliana wild umher tanzten, sich lachend an den Händen hielten und den Song lautstark mitgrölten. Auch das hatte sich nie geändert.
Er schmunzelte und betrachtete die Frau, die schon so viele Jahre an seiner Seite war.
Seine Lin.
Sie hatte immer noch ihre langen dunklen Haare. Ihre Haut zierten mittlerweile einige kleine Tattoos ... im Gegensatz dazu hatte er sich nunmehr den kompletten rechten Arm und den Rücken teilweise mit bunter Ewigkeitskunst versehen lassen.
Ihre Augen funkelten im Licht der Scheinwerfer, als sie in diesem Augenblick zu ihm schaute und ihm einen Kussmund zuwarf. Sekunden später wurde sie von Julian auch schon herumgewirbelt. Ihr Lachen übertönte kurzzeitig die Musik.
»Hier, Junge.« Paul stellte ein Servierbrett mit Drinks auf die Theke. »Schaffst du das alleine rüber?«
Neo grinste. »Glaubst du, ich kann kein Tablett tragen?«
»Ich weiß, wie oft ihr schon nachbestellt habt.« , erwiderte der Inhaber der Bar trocken.
»Ach, das bisschen Alkohol.« Er zwinkerte ihm zu.
»Sag mal, produzierst du neuerdings zu viel Östrogen, oder warum hängst du hier rum wie ein Waschweib?« , ertönte Noras Stimme unerwartet neben ihm. »Und du Paulchen? Mach ma´hinne.«
»Hömma, lass den Mann doch mal atmen. Oder bist du auf der Flucht?« Neo stupste sie lachend an, während er das Tablett nahm.
Paul lehnte sich über die Theke. »Hören Sie mal, Frau Steinberg …« , begann er gespielt ernst und rümpfte demonstrativ die Nase, nachdem er sie bei ihrem Nachnamen ansprach, den sie durch die Heirat mit Julian angenommen hatte. »Wenn Ihnen der Service nicht zusagt, dann können Sie sich gerne selbst bedienen.«
Nora lachte. »Sag mal, wolltest du nicht mal ’ne neue Aushilfe einstellen?«
»Heutzutage ist das schwieriger, als du denkst.« , brummte Paul und zeigte auf eine junge Studentin am Ende des Schanktisches. »Daniela hilft mir, wenn sie Zeit hat. Ihr Bruder auch manchmal.«
»Du solltest kürzertreten.« Noras Stimme klang plötzlich sorgsamer.
Paul zuckte mit den Schultern. Vor drei Monaten hatte er seine Frau Moni verloren. Seitdem klammerte er sich an die Bar, als wäre sie das Einzige, was ihn noch auf den Beinen hielt.
»Wenn Danielas Bruder auftaucht, setz’ ich mich zu euch.« , versprach er schließlich.
Neo, der die Getränke zwischenzeitlich noch mal abgestellt hatte, nahm das Tablett gerade wieder in die Höhe und drehte sich um, als sein iPhone in der Hosentasche vibrierte. »Hol mal mein Handy raus.« , sagte er zu Nora und hielt ihr die Seite seiner Jogginghose entgegen.
»Ich fass’ dir sicher nicht in die Hose. Wer weiß, was ich da noch erwische.« , gab sie keck von sich.
»Ach komm, halt das hier fest. Bestimmt sind das unsere beiden.« Er lachte und reichte ihr stattdessen das Tablett, eh er sein Handy selbst hervorholte. »Siehste?« Er hielt Nora triumphierend das Display hin, wo Lya mit einem Herz versehen stand. »Geh schon mal vor, ich geh´ kurz raus.« Den Anruf nahm er an, während er sich durch die Menge in Richtung Ausgang drängte. »Warte einen Moment.« , sprach er in sein Handy. Draußen kam ihm auf Anhieb der frische Herbstwind entgegen. »So. Was ist los, Engelchen?«
»Levi und ich wollen Slender Man gucken, aber Tatjana lässt uns nicht.« , beschwerte sich seine dreizehnjährige Tochter Lya.
»Ihr sollt doch auf Tatjana hören.«
»Ähm … nein. Die kann uns doch nicht vorschreiben, was wir gucken und was nicht.«
»Im Grunde schon. Dafür bezahlen wir sie ja.«
»Nein. Ihr bezahlt sie, damit sie auf uns aufpasst und Essen macht.« , korrigierte sie ihn selbstbewusst.
Neo grinste. So war nun mal sein Töchterchen. »Ab wie viel Jahren ist der Film freigegeben?« , fragte er.
»Keine Ahnung.«
»Lüg nicht.«
»Vielleicht sechzehn … oder fünfzehn?«
»Deine Mutter killt mich, wenn ich jetzt ja sage.«
»Ach Papa.« Sie setzte ihre bettelnde Stimme ein. »Das bekommst du schon hin.«
Er atmete tief ein. »Was ist mit Levi? Will er ihn überhaupt gucken?«
»Leeeeeeviiiii.« Lya plärrte so laut, dass Neo das Handy kurz weghalten musste. »Sag mal meinem Papa, dass du den Film auch gucken willst!«
»Ja, will ich.« , kam es aus dem Hintergrund.
Neo konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Levi, Julians Sohn, war auf den Tag genau ein Jahr nach Lya geboren worden. Die beiden waren wie Geschwister aufgewachsen, unzertrennlich seit dem ersten Tag. Und sobald die Eltern mal ausgehen wollten, übernachteten sie immer abwechselnd gemeinsam bei dem anderen zu Hause.
Tatjana, die bereits auf sie aufpasste, seit sie drei und vier Jahre alt waren, wusste genau, wie die beiden tickten. Demzufolge war ihm klar, dass sie mit Sicherheit Nein gesagt hatte, woraufhin dieser Anruf getätigt wurde.
»Wo ist Tatjana? Gib sie mir mal.« , meinte Neo schließlich.
»Tatjaaaanaaa. Mein Papa will mit dir reden.« , rief Lya triumphierend, als hätte sie bereits ihren Willen durchgesetzt bekommen.
»Der Film ist ab sechzehn, Neo.« , erklang kurz danach, mit wenig Begeisterung ihre Stimme.
»Sie sind doch fast in dem Alter.«
»Sie sind zwölf und dreizehn. Und du weißt genau, dass sie nachher Angst haben werden.«
»Ach komm. Die sind nicht mehr klein.«
»Weiß Julian davon?« Sie wusste, dass dieser nicht so leicht nachgab, wenn sein Sohn irgendwas wollte ... im Gegensatz zu Neo, der Lya kaum etwas abschlagen konnte.
»Natürlich.« , log er, ohne mit der Wimper zu zucken.
Die kurze Pause am anderen Ende sagte ihm, dass Tatjana selbstredend nicht glaubte, was er da von sich gegeben hatte.
»Das geht auf deine Kappe, wenn sie nachher nicht schlafen können.« , meinte sie schließlich.
»Ich weiß.« , nahm er die kritische Bewertung an. Ausbaden musste er es dennoch nicht sofort, denn die Kinder schliefen heute bei Julian und Nora zu Hause.
»Ich liebe dich, Papa.« , rief Lya, die sich das Handy zurückgeholt hatte.
Neo lachte. »Ich dich auch, Schatz. Und benehmt euch.«
»Danke, Neeeeeeooooo.« , hörte er Levi laut sagen.
»Gern geschehen. Aber verpetzt mich nicht.«
»Haste gehört, Levi?« Lya kicherte dennoch, nachdem sie das ein wenig streng äußern wollte.
»Jaaaaaaa.«
Neo schnaufte lachend auf, als sich eine Bewegung im Flur bemerkbar machte. Eliana lugte hinaus. Ihre Augen waren fragend auf ihn gerichtet. »Ist was passiert?« , flüsterte sie.
Er schüttelte den Kopf, was sie anscheinend direkt beruhigte, woraufhin sie frech ihre Mundwinkel anhob, eh sie langsam einen Schlüssel hochhielt.
Neo benetzte sich die Lippen, und sein Lächeln wurde breiter. »Ähm, Schatz … ich muss jetzt auflegen. Hört auf Tatjana.«
2.
»Was wollte sie?« , fragte Eliana, während Neo zu ihr in den Flur trat.
»Ach, ... länger aufbleiben.« , log er mit Absicht, um sein Töchterchen und Levi nicht zu verraten.
»Und du hast mal wieder ja gesagt?!« Sie legte ihre Hände an die Hüften, spitzte die Lippen und hob die Augenbrauen in die Höhe.
»Du weißt doch, dass ich bei ihr schlecht nein sagen kann.« Er kniff ein Auge dabei zu und verzog seinen Mund ein wenig seitlich.
»Ja, deswegen bin ich immer die Böse und du der gute Bulle.«
Neo musste grinsen. »Unsere Rollen sind halt klar verteilt.«
»Jaja, du Idiot.«
Er drängte sie gegen die Hauswand und küsste sie. »Wolltest du mir eine Standpauke verpassen oder hab´ ich richtig gesehen und wir verschwinden kurz?!« Neo nahm ihr den Schlüssel aus der Hand und wedelte vor ihren Augen damit herum.
Eliana lächelte. »Ob kurz oder lang, ... das überlasse ich dir.«
Aufs Neue befeuchtete er seine Lippen und ergriff schließlich ihre Hand, bevor er den Pausenraum ansteuerte und eilig aufschloss. Auch hier drin hatte sich nicht viel verändert in all den Jahren.
Neo schloss sofort ab und ließ den Schlüssel stecken. »Also? Was genau kann ich für meine Schönheit tun?«
Eliana nahm ein wenig Abstand von ihm und zog langsam ihre Hose und ihre Schuhe aus. »Vielleicht fällt dir so ein, was du für mich tun könntest.«
Neo grinste erneut und kreiste den Zeigefinger in der Luft, um ihr klar zu machen, dass sie sich drehen sollte.
Eliana vollführte eine langsame Pirouette. Sie trug ein durchsichtiges schwarzes Höschen, das hinten hoch ausgeschnitten war, sodass ihre Pobacken hauptsächlich unbedeckt waren.
»Zieh´ dein Top aus.« , forderte er mit einem schelmischen Glanz in den Augen. Ohne zu zögern kam sie seiner Aufforderung nach. »Den kannst du auch gleich mit ausziehen.« , fügte er hinzu und deutete auf ihren BH, der perfekt zu ihrem Slip passte.
»Hast du es eilig?« , fragte sie, während sich ihre Augenbrauen automatisch hoben.
Neo kam auf sie zu. Unbewusst bewegte Eliana sich einige Schritte zurück, bis sie den Tisch erreichte. Mit Sorgfalt zog er daraufhin rechts ihren BH hinunter. Er neigte sich tiefer und leckte leicht über ihren Nippel, bevor er mit seinem Daumen darüber rieb.
Sie warf den Kopf in den Nacken, währenddessen Neo dies auf der anderen Seite wiederholte. »Dreh´ dich um und beug dich nach vorne.« , raunte er Sekunden später in ihr Ohr. Eliana grinste ihn an und bog sich, nachdem sie ihm den Rücken zugewendet hatte, langsam aus der Hüfte hinaus. Ihr Kreuz drückte sie durch und somit ihren Arsch nach hinten. »Spreiz´ deine Beine.«
»Wieder ein Befehl?«
»Du wolltest doch, dass ich mal den bösen Bullen spiele?!« , sagte er. »Komm schon.« Seine Hände legten sich auf ihre Pobacken, die er kräftig massierte, dabei verrutsche Elianas Höschen ein wenig, was ihm, dadurch, das sie seiner Bitte endlich nachkam und ihre Beine geringfügig spreizte, den perfekten Blick auf ihr Allerheiligstes darbot.
Ein Finger glitt direkt entlang ihres eingeklemmten Slips ... die Furche abwärts zu ihrem Lustzentrum. Er stoppte ab und zog ihr das Höschen bis zu den Knien hinunter. Dann legte er seine linke flache Hand auf ihre Scham und fuhr langsam auf und ab. Er rieb und reizte ihre mittlerweile geschwollene Lustperle derart behutsam, dass Eliana sich ihm mehr entgegendrängte, um seine Berührungen zu verstärken.
Er umkreiste schließlich die Öffnung in ihr Inneres mit einem Finger, eh er Zeige- und Mittelfinger in sie einführte.
Sie seufzte auf.
Neo bewegte die Finger mehrmals vor und zurück, bevor er diese wegnahm. »Knie dich vor mich.« Eliana gab kein Widerwort. Sie veränderte ihre Position und kniete sich auf den Boden. Sie langte nach oben und öffnete seine Hose, die sie ihm sofort, bis zu den Knöcheln hinunterzog. »Warte.« , meinte er plötzlich und ging zur Couch rüber, wo er auch auf der Stelle breitbeinig platznahm. »Knie dich zwischen meine Beine.«
Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Mit ihren Händen brachte sie sein bestes Stück zum komplett erigierten Zustand, bevor sie mit dem Daumen sein Frenulum zusätzlich massierte. Neo stöhnte auf und schloss die Augen.
Sanft nahm sie ihre Zunge mit ins Spiel und ließ diese seine Eichel verwöhnen, während sie weiter mit etwas Druck seine Männlichkeit umschloss und ihre Hand demzufolge langsam auf und ab bewegte. Die Schnelligkeit und Intensität steigerte sie von Mal zu Mal.
Seine Beine zuckten und seine Hände, die mittlerweile ihren Kopf berührten, krallten sich in Elianas Haare. »Warte. Ich will dich auch noch ficken.« , schoss es aus ihm heraus, als ihre Geschwindigkeit zunahm. »Komm her.« Er klopfte auf den Platz neben sich und zog sich währenddessen sein Shirt aus.
Sie setzte sich normal hin, doch er schüttelte sofort den Kopf, kniete sich seitlich und kreiste wiederholt mit seinem Finger, um ihr wieder mal zu signalisieren, dass sie sich umdrehen sollte.
Auf allen vieren streckte Eliana ihm ihre heiße Mitte entgegen. Neo kam näher und schob seine Härte zwischen ihre Oberschenkel und nah an ihrer Weiblichkeit vor und zurück. Immer weiter, bis sie feuchter und feuchter wurde.
Er sah hinab und beobachtete, wie sein bestes Stück nun durch ihre Labien glitt. Er konnte sich kaum noch beherrschen und bettete mit einem sauberen glatten Stoß seinen Schaft tief in sie hinein. Seine Hände umklammerten ihre Hüften.
Sein Tempo war zunächst angemessen. Nicht zu wild. Doch bald war jeder Stoß eindringlich zu spüren und Eliana wurde immer lauter. Hart und deutlich hämmerte er in sie hinein. Seine Finger gruben sich in ihre Haut, während seine Geschwindigkeit zunehmend schneller wurde.
Sie hörte, trotz ihrer eigenen Laute, seinen Körper gegen ihren klatschen. Eliana roch den berauschenden Duft ihrer vermischten Säfte. Ihre Beine wurden schwach und sie rutschte auf den Bauch, als der Orgasmus sie überrollte. Geladen von der Intensität ihres Höhepunktes schrie sie los. Auch Neo stöhnte laut auf, als er kam, sich fester in ihre Hüften krallte und letztendlich auf ihrem Rücken zusammensackte. Liebevoll küsste er ihre Schulter und lachte ein wenig. »Oh ja. Den bösen Bullen übernehm´ ich ab jetzt öfter.«
3.
»Guck, dass niemand reinkommt.« Eliana strich sich die zerzausten Haare aus dem Gesicht, nachdem sie sich mit Neo in den Flur schob. In der Nähe der Toiletten hielt sie inne, öffnete die Türe und warf einen kurzen Blick in den Spiegel. »Ich muss mich erst noch frisch machen, weil du ja meintest, du könntest mir die ganze Ladung reinpfeffern, als wär´s das heimische Schlafzimmer.«
Neo hob die Hände in einer gespielten Unschuldsgeste. »Ich war einfach zu gut bei der Sache, da konnt ich nicht mehr stoppen.«
»Ich spüre, wie alles rausläuft.« , verzog sie ihr Gesicht.
»Beschwerst dich doch sonst auch nicht.« , gab er frech zur Antwort.
Bevor Eliana etwas erwidern konnte, öffnete sich die Tür zur Bar, und Nora kam ihnen entgegen. Ihr Blick wanderte skeptisch zwischen den beiden hin und her, eh sich ihre Lippen zu einem vielsagenden Lächeln verzogen. »Aha.« , war das Erste, was aus ihrem Mund kam. »Was wollte Lya?« , fragte sie, nachdem sie dann doch umschwenkte, während sie Eliana dennoch eingehender musterte.
Neo winkte ab. »Nichts Besonderes.«
Nora zog eine Augenbraue hoch. »Ihr kommt mir manchmal vor wie Teenager, die gerade entdeckt haben, was man alles Tolles miteinander anstellen kann.«
Neo verdrehte grinsend die Augen. »Denk, was du willst.«
Die Blondine klopfte ihrer Freundin auf die Schulter. »Geh schon rein, ich leiste dir Gesellschaft.« Eliana verschwand sofort in die sanitäre Einrichtung, während Neo belustigt in die Bar zurückkehrte. »Du solltest dir hier langsam Ersatzklamotten deponieren.« Nora lehnte sich an die Tür, um sicherzustellen, dass niemand hereinkommen konnte. »Ist ja nicht das erste Mal, dass du in diese Lage gerätst.«
Eliana zog demonstrativ die Nase kraus. »Ja, ich weiß.«
»Na, komm schon. Zieh dich aus.«
Sie löste den Knopf ihrer Hose, während sie Nora einen schiefen Blick zuwarf. »Vielleicht kannst du dich trotzdem umdrehen?«
»Süße, wie dir bewusst sein sollte, hab ich euch beide schon in wesentlich kompromittierenderen Situationen erwischt.« , sprach sie. »Erinnerst du dich an den Esszimmertisch?«
Eliana ließ den Kopf sinken. »Glaub mir, ich versuche, das zu verdrängen, seitdem es geschehen ist.«
»Ich kann´s nicht vergessen. Vor allem, weil am nächsten Tag Neos Geburtstag war ... und ich Kuchen auf diesem Tisch serviert habe.«
Eliana lachte und fuhr sich durch das Haar. »Mir war das so peinlich.«
»Ach was soll’s, ich kenne euch lange genug. Daher ...« Sie verzog ihr Gesicht zu einer gleichgültigen Mimik. Ihr Blick wanderte folgend auf Elianas untere Hälfte. »Ja jetzt mach dich mal fertig, bevor der Schnodder weiter an deinem Möschen klebt. Hopp Hopp Höschen runter.«
»Bitte, gib mir jetzt keine Befehle.«
»Warum?« , fragte sie und verzog dann ihr Gesicht. »Habt ihr Räuber und Gendarm gespielt?«
Eliana zog nun endlich ihren Slip aus und wusch diesen unter dem Wasserhahn aus, bevor sie sich zusätzlich ein paar Tücher nahm und sich untenrum ein wenig säuberte. »Es geht um ... Lya.« , sprach sie, um ihr von vorhin zu erzählen, und was ihr quasi auf der Seele brannte.
Nora runzelte die Stirn.»Sprechen wir jetzt aneinander vorbei? Ihr hattet Sex, oder?«
Eliana wedelte ihren nassen Slip kurz rum. »Jaaaaa.«
»Was hat Lya damit zu tun?«
»Nichts. Nein, ich meinte wegen der Befehle.« Sie stöhnte für einen Moment auf. »Auf jeden Fall ... Sie wollte länger wach bleiben. Ich finde das nicht schlimm, aber sie fragt immer Neo, weil sie genau weiß, dass er zu allem Ja sagt. Und ich? Ich bin immer wieder die Böse.«
»Klar. Er ist eben der lockere Part ... und du bist die Vernünftige.«
Eliana atmete tief ein. »Ich wäre aber gern mal die ... Unvernünftige.«
Ihre Freundin schmunzelte. »Oh, Süße … was erwartest du denn? Du hast schließlich ein Kind mit einem Kind.«
»Ja … wir waren jung, als wir …«
»Nein. Nein. Nein. Nein.« Nora hob eine Hand und unterbrach sie kopfschüttelnd. »Ich meine, jetzt. Neo ist doch nicht erwachsen. Und das wird er auch nie.«
Eliana hielt ihr nasses Höschen unter den warmen Luftstrom des Trockners. »Jetzt übertreibst du.«
»Natürlich ist er erwachsen, aber doch nicht … so richtig. Und Lya … die Zwei waren vom ersten Tag an ein Herz und eine Seele. Sie ist ein Papakind durch und durch, und das heißt nicht, dass sie dich weniger liebt. So geht es vielen Mädchen. Der Papa ist der Held.«
»Aber genau das denke ich manchmal.«
»Was?«
»Dass sie ihn mehr liebt, weil er zu allem Ja sagt oder sogar mit ihr die Scheiße baut. Und ich bin immer die mit dem erhobenen Finger, die alles verbietet.«
»Daran ist aber nichts Schlimmes. Stell dir mal vor, ihr wärt beide so locker?«
»Trotzdem hätte ich auch gerne, dass wir manchmal die Rollen tauschen.« , gab sie zu.
»Glaub mir. Er wird nicht immer so locker sein. Warte ab, bis die ersten Jungs bei euch klingeln.«
Elianas Mundwinkel hoben sich leicht an. »Ja, du hast recht. Aber damit haben wir ja noch ein wenig Zeit.«
»Na ja, Lya ist dreizehn. Ich hatte meinen ersten Freund mit zwölf.«
»Trotzdem. Die beiden sind sich einfach zu ähnlich.« Eliana seufzte nachdenklich.
»Hast du etwa was anderes erwartet?« Nora drehte sich grinsend zu ihr um. »Hömma, ihr pimpert so viel, dein ganzer Uterus besteht nur aus Neo-DNA. War doch klar, dass du seinen Zwilling gebärst.«
»So schlimm ist es auch wieder nicht.« , verteidigte sie sich. »Die zwei … ticken halt einfach gleich.«
»Kinder kommen nie auf Fremde.«
»Na ja, Levi ist ja die perfekte Mischung aus Julian und dir. Aber in Lya finde ich irgendwie nichts von mir … außer, dass sie weiblich ist.«
»Ach Lya hat auch viele Züge von dir. Glaub mir.« , sagte sie und stemmte sich gegen die Tür, als jemand von draußen dagegen drückte. »Beseeeeetzt.« , rief sie laut.
»Ey, ich muss mal.« Carinas Stimme kam genervt von der anderen Seite. »Was macht ihr denn da drin?« Eliana zog ihren klammen Slip wieder an und gab Nora das Zeichen, die Tür zu öffnen. Carina stürmte sofort ins Innere, warf einen irritierten Blick auf ihre Freundin, die nur mit Schlüpfer und Top dastand, und verschwand dann in einer der Kabinen. Nach wenigen Sekunden kam sie wieder heraus und wusch sich die Hände. »Ihr könnt doch hier nicht das Klo blockieren.«
»Ging nicht anders.« Eliana hüpfte auf der Stelle, um ihre Hose hochzuziehen.
»Hat Neo wieder Schweinereien hinterlassen?« , hakte Carina nach.
»Ein wenig.«
»Wird sich wohl nie ändern. Ich seh euch schon mit sechzig mit dem Rollator in eure Bumskammer verschwinden.«
Nora lachte.
»Also wenn ich mit sechzig schon einen Rollator brauche, dann …«
»Dann hat Neo zu oft die Hüften kreisen lassen.« Ihre blonde Freundin prustete los, als sie Eliana unterbrach. »Der braucht bestimmt irgendwann ein künstliches Hüftgelenk oder so.«
»Boah, das ist so widerlich. Mein Tanga ist noch nass.« Sie verzog das Gesicht.
»Selber schuld, wenn man nicht warten kann, bis man zu Hause ist.«
Eliana warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel. »Ich hol´mir bestimmt eine Blasenentzündung.« , sprach sie und öffnete die Türe.
Mit ihren Freundinnen verließ sie die Räumlichkeit ... und verdrängte für den Moment, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie wieder die Böse sein würde.
4.
»Hast du den Kindern erlaubt, einen Horrorfilm zu schauen?« Eliana stürmte ins Badezimmer, wo Neo gerade mit einem Handtuch um die Hüfte dastand. Er war mitten beim Rasieren, hielt kurz inne und blickte sie ohne ein Wort zu sagen an. »Hast du? Oder hast du nicht?« , fügte sie dem bei.
Unbeeindruckt fuhr er sich mit der Klinge übers Kinn, während sein Blick wieder auf sein Spiegelbild gerichtet war. »Weißt du die Antwort nicht längst?«
Eliana verschränkte wütend die Arme vor ihrer Brust. »Was denkst du wohl?«
Neo atmete tief ein und aus und setzte den Rasierer ab, eh er sich zu ihr umdrehte. »Was hätte ich denn tun sollen? Lya hat gefragt und …«
»Ja, genau.« Sie funkelte ihn an. »Lya hat gefragt ... und natürlich muss Papa sofort Ja sagen.«
Mit einem weiteren tiefen Atemzug ließ Neo sich gegen das Waschbecken sinken. »Echt jetzt? Willst du mir daraus einen Strick drehen?«
Eliana knallte die Badezimmertür zu, als er sich das Gesicht wusch und anschließend an ihr vorbeiging und in den Flur trat, woraufhin sie ihm folgte. »Du verstehst einfach das Grundprinzip nicht. Du kannst nicht immer zu allem Ja und Amen sagen.«
»’kay.«
»Sag nicht einfach okay.«
Seine Stirn runzelte sich. »Was war jetzt wieder falsch?«
»Du sagst okay, aber du meinst es nicht so.«
Neo schnaufte kurz auf, während sie in der Küche eine Tasche mit Tupperdosen füllte. Lässig lehnte er sich gegen den Türrahmen. »Doch, klar. Aber… sie ist mein kleines Mädchen, und ...«
»Genau. Sie ist ein kleines Mädchen.« Eliana drehte sich ruckartig um. »Also behandle sie auch so.«
Ein pikarisches Grinsen huschte über Neos Lippen. Er trat hinter sie, legte seine Arme um ihre Taille und drückte sie sanft an sich. Sein Atem streifte ihren Nacken. »Okay. Ich besser´mich ... aber eine Frage hätte ich jetzt noch.«
»Und die wäre?«
»Wie kann ich es wieder gutmachen?« Seine Stimmlage zeigte genau, was er damit bezwecken wollte.
»Du weißt, dass Julian und Nora mit den Kindern gleich hier aufkreuzen.«
Neo warf einen schnellen Blick zur Uhr. »Zehn Minuten? Krieg ich hin. Mit kleinem Vorspiel.«
»Vergiss es.« Lachend schob Eliana ihn von sich. »Mach dich lieber fertig. Julian hat dich eh auf dem Kieker.«
»Höh? Wieso das denn?« Er zog skeptisch die Augenbrauen zusammen.
»Weil Levi und Lya nach dem Film Angst hatten ... und deswegen bei Julian und Nora im Bett geschlafen haben.«
»Oh.«
»Ja. Genau. Oh.« Sie stieß ihn sanft in Richtung Flur. »Jetzt mach dich fertig. Wir wollten gleich los.«
Neo schlurfte voran, hielt dann jedoch noch mal inne und drehte sich mit einem verwirrten Ausdruck zu ihr um. »Wohin wollten wir denn?«
Eliana stoppte mitten in der Bewegung, nachdem sie wieder dabei gewesen war, Obst und Gemüse in Tupperdosen zu packen. »Ist das jetzt dein Ernst?«
»Nein. Nein. Ich weiß genau, wohin wir wollten.« Er grunzte kurz auf.
»Du ...« Die Hausklingel unterbrach Eliana. »Toll, da sind sie schon.« Sie warf ihm einen warnenden Blick zu, scheuchte ihn mit einer Handbewegung zurück ins Badezimmer und eilte dann selbst zum Eingang.
Als sie die Tür öffnete, strahlten Lya und Levi sie mit einem Unschuldsblick an.
»Die parken noch.« , meinte Levi und trat als Erster ein. Der blonde Junge war das perfekte Ebenbild seines Vaters ... nur die Augenfarbe hatte er von Nora geerbt. Inzwischen überragte er sogar Lya, obwohl sie ein Jahr älter war.
Diese mogelte sich an ihm vorbei und sah sich suchend um. »Wo ist Papa?«
»Keine Sorge, ich hab ihn nicht gefressen.« Eliana deutete mit dem Kopf in Richtung Badezimmer. »Er macht sich noch fertig.«
Lya sah kurz zu der geschlossenen Türe, nickte und warf Levi folgend einen Blick zu. »Komm, wir gehen in mein Zimmer.«
Er kam nicht mal dazu, zu antworten, denn sie fasste ihn bereits am T-Shirt und zog ihn mit sich.
Eliana blieb an der Tür stehen, bis sie Nora auf der Einfahrt entdeckte. »Wie weit seid ihr?« , fragte ihre Freundin, während sie sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
»Neo muss sich noch fertigmachen.«
Selbst aus der Ferne konnte Eliana erkennen, wie Nora mit den Augen rollte. Dann drehte sie sich um und rief Julian zu. »Dauert noch. Also such dir in Ruhe einen Parkplatz.«
Mit einem Lächeln kam sie hinein und zog ihre Jacke aus. »Na ... Wo ist mein Schlafräuber?«
Neo trat in dieser Sekunde oben ohne aus dem Badezimmer. »Liebste Schwägerin.«, grinste er die Frau seines besten Freundes breit an.
»Steck dir das mal sonst wohin. Ich sag dir eins ... wenn Levi das nächste Mal bei euch übernachtet, packe ich ihm so viel Zucker und Koffein ein, dass du in der Nacht nicht ein einziges Mal zum Schiffe versenken kommst ... geschweige denn zum Schlafen.«
»Bist du immer so mürrisch, wenn du untervögelt bist?« Neo zwinkerte ihr zu und schlenderte wie gehabt in Richtung Küche.
Nora zischte nur kurz und folgte Eliana. »Hast du schon von dem neuen Jungen in der Klasse gehört?« , wollte die Blondine von ihr wissen, während sie sich auf einen der Hocker an der Kochinsel setzte.
Eliana runzelte die Stirn. »Nein, wieso?«
»Er soll süß sein.«
Neo zog die Augenbrauen hoch. »Lass mal lieber die Sechstklässler in Ruhe.« Er öffnete den Kühlschrank und nahm sich eine Wasserflasche.
»Ich rede nicht von mir, du Honk.« Nora wandte sich wieder Eliana zu. »Lya hat von ihm geschwärmt. Er ...« Ihr Blick fiel abermals zu dem Lockenkopf, der sie ebenso ansah. »Halt mal die Ohren zu, Neo.«
»Nee nee, pack ruhig aus.« , sagte er und setzte sich interessiert auf einen der anderen Hocker.
Inzwischen kam Julian zur nur angelehnten Tür herein. »Sag mal, warum ist Levi ohne Jacke raus?«
»Ach, die paar Schritte.« , winkte Nora ab. Dann richtete sie ihren Blick wieder auf Eliana. »Wo war ich? Ach ja, Schwimmunterricht. Er …«
»Verpetzt du jetzt etwa Lya?« , unterbrach sie dieses Mal ihr Mann.
»Lya hat nie gesagt, dass es ein Geheimnis ist. Und woher weißt du überhaupt davon?«
Julian atmete tief ein und betrachtete sie mit einem vielsagenden Blick. »Ich lag mit im Bett. Falls du dich erinnerst. Mir gehörte nicht mal ein Viertel der Matratze.« Er hielt Daumen und Zeigefinger nur wenige Zentimeter auseinander. »Ganz links, begraben unter Levis Mauken. Ohne Eintritt ins Land der Träume.«
»Übertreib´ mal nicht.«
»Könnten wir jetzt mal zum Punkt kommen?« , warf Eliana ein, die endlich wissen wollte, wie es weiterging.
»Also…« Nora lehnte sich dieses Mal verschwörerisch nach vorne. »Er hat die Haare bis hier.« Sie hielt eine Hand unter ihre Wangenknochen. »Und wenn er aus dem Wasser kommt, dann wirft er immer so den Kopf, weil die Haare ihm nass ins Gesicht kleben. Und Lya findet das voll …« Sie machte eine Pause und linste zu Neo. »Sagen wir mal ... interessant. Weil der liebe Papa anwesend ist.«
Julian schüttelte grinsend den Kopf. »Das hat sie definitiv nicht gesagt.«
»Warum hat sie dir das erzählt und nicht mir?«Eliana wirkte enttäuscht. Es war schließlich ihre Tochter. Sollte sie da nicht solche Dinge mit ihr besprechen?
»Das ist doch jetzt Nebensache.« Nora winkte ab. »Sie wird es dir sicher noch erzählen. Aber sie war ja auch gestern nach der Schule direkt bei mir, also hatte sie gar keine Gelegenheit dazu.« Sie beugte sich näher zu ihrer Freundin hin. »Aber worauf ich eigentlich hinauswollte … unser Gespräch von gestern auf der Toilette. Du erinnerst dich? Lya wird langsam flügge.«
»Meine Lya ist dreizehn.« Neo schüttelte entschieden den Kopf. »Keine Ahnung, was du da in ein harmloses Gespräch reininterpretierst, aber … sie ist in Levis Klasse nach der blöden Nichtversetzung. Da sind alle ein Jahr jünger als sie. Also quasi sind das alles noch Kinder.«
»Der Neue ist wohl in ihrem Alter.« , grinste Nora frech. »Ob du es willst oder nicht ... dein kleines Mädchen sieht sich bereits um. Und noch ein paar Jahre weiter … und sie wird mit irgendeinem Typen nackt ins Schwimmbad einbrechen.«
Neo schüttelte erneut seinen Kopf. »Nein. Niemals. Meine Kleine wird sowas nicht machen.«
»Ach, aber du hattest kein Problem damit, mit uns damals ins Freibad einzubrechen?«
»Das war etwas ganz anderes.«
»Im Grunde nicht.« Die Blondine zuckte mit den Schultern. »Es wird dasselbe sein, mein Lieber ... nur eine andere Generation.«
Bevor Neo darauf antworten konnte, kamen beide Nachkömmlinge in die Küche. Lya lief sofort zu ihrem Vater und umarmte ihn endlos lange, während sie sich eine Portion Liebkosung von ihm abholte.
»Fahren wir jetzt endlich in den Zoo?« , fragte Levi die Erwachsenen.
Neo drückte derweil einen Kuss auf Lyas Stirn. »Ja, lasst uns los.«
5.
»Rechts oder links?« Neo drehte sich in alle Richtungen.
»Geradeaus.« Julian deutete mit dem Kopf nach vorn. »Immer der Nase nach.«
Während Lya und Levi vorausliefen, folgten die vier Erwachsenen ihnen in einem langsamen Tempo.
»Wer hatte eigentlich die glorreiche Idee, nach einer durchzechten Nacht in den Zoo zu fahren?« , fragte Neo skeptisch.
»Du verdrehst da was, Schätzelein.« , sprach Nora mit belehrendem Tonfall. »Wir wollten mit den Kindern in den Zoo, aber ihr Herren der Schöpfung wart es dann, die unbedingt noch bei Paul vorbeischauen mussten.«
»Dem geht’s echt beschissen, findet ihr nicht?« Eliana beobachtete ein älteres Ehepaar, das langsam an ihnen vorbeiging.
»Natürlich.« Nora sah ebenfalls zu diesem Pärchen. »Überleg´ doch mal, wie lange er mit seiner Frau zusammen war.« Ohne Vorwarnung drückte sie dabei Julian ihre Tasche in die Hand.
»Was soll ich damit?« Er hielt das Ding auf Armlänge von sich weg und musterte es kritisch.
»Tragen.«
»Das ist ’ne Frauenhandtasche.«
»Und?« Sie sah ihn fragend an.
»Ich lauf doch nicht mit ’ner Handtasche durch den Zoo. Hast du ’ne Scheibe oder was!?«
»Die ist schwer.«
»Ja dann pack doch nicht so viel rein.«
»Oder nimm einen Rucksack, so wie ich.« Eliana grinste und übergab Neo diesen, den er sich direkt über die Schulter warf.
»Ja, klar. Wie bei einem Schulausflug, oder was?« Nora verdrehte die Augen und nahm Julian wieder die Tasche ab.
»Dann pack demnächst doch nicht so viel Kram ein.« , wiederholte er. »Was hast du überhaupt da drin?«
»Getränke. Snacks. Wir haben Kinder, falls dir das entgangen ist.«
»Die sind doch keine Babys mehr. Wir müssen hier keine Windeln oder Milchpulver mitschleppen.« Julian schaute zu den zweien, die sich weiter vorne ein Gehege ansahen. »Levi, runter da.« Sein Sohn war gerade dabei, sich über die Absperrung zu beugen, auf die beide geklettert waren.
»Ich hab gar nichts gemacht.« Er stoppte in seiner Bewegung ab.
»Runter.« Julians Ton wurde eindringlicher.
»Sei nicht immer so streng.« Nora schüttelte den Kopf und richtete sich folgend ebenfalls an ihren Sohn. »Levi, wenn du nicht sofort deinen Arsch da runterbewegst, dann …«
»Boah, ihr seid so peinlich.« , murrte ihr Sohnemann und sprang schnell zurück auf den Boden.
»Ich zeig dir gleich peinlich, wenn Mama dir hier vor allen Leuten einen fetten Schmatzer aufdrückt.« Nora spitzte die Lippen spielerisch.
Lya lachte laut los, während Levi panisch an ihr zog und sie zum nächsten Gehege daraufhin rannten.
»Siehst du?« Eliana grinste Neo an. »So macht man das.«
»Ich soll mein Kind also mit Kuss-Drohungen erziehen?« Neo kam näher, griff sie sanft am Kinn und drückte seiner Lebensgefährtin einen übertrieben lauten Kuss auf den Mund.
»Nein, du Spinner. Ich meine, die beiden sind sich einig. Julian sagt Nein. Nora sagt Nein. Einheitliche Front.«
»Ich hätte auch Nein gesagt.«
»Nein. Du hättest Lya wahrscheinlich eher gezeigt, wie man noch besser klettert.«
Neo verzog das Gesicht und deutete auf das Gehege. »Was is´n dadrin? Otter?« Er schlenderte näher, um sich zu vergewissern. »Also gefährlich wäre das nicht gewesen. Keine Sorge, wenn Lya mal auf die Idee kommt, zu den Löwen zu klettern, halte ich sie natürlich auf und steh´ nicht als Cheerleader daneben und feuere sie an.«
»Wäre aber definitiv ein nächster Musik-Videodreh im Zoo wert.« Julian lachte, während er sich an die Anfangszeiten erinnerte, als sie dies tatsächlich mal durchgezogen hatten. Damals, als sie noch in winzigen Clubs spielten und Musikvideos heimlich mit einer wackligen Handykamera drehten. Mittlerweile füllten sie mit ihrer Band FAD große Hallen, tourten quer durchs Land und ihre Songs liefen im Radio. Der Beruf des Musikers war längst nicht mehr nur ein Traum, sondern ihre Realität. »Statt Hasenkostüm schlüpfst du dieses Mal schlicht und einfach in ein sexy Cheerleader-Kostüm.«
Neo zog nachdenklich die Mundwinkel nach unten.
»Besser nicht.« , meinte Eliana. »Sonst kann er sich ja gar kein Shirt vom Leibe reißen, und all die jungen Mädels zum Kreischen bringen.«
»There’s no business like Showbusiness.« , erwiderte er.
»Jaja, Showbusiness.« Sie verdrehte die Augen und nickte spöttisch mit dem Kopf. Es war nur Bühnen-Neo, das wusste sie. Der Entertainer, der genau verstand, wie er sein Publikum nicht nur mit seiner tiefen rauchigen Stimme begeistern konnte. Doch das machte es nicht einfacher mitanzusehen, wie die weiblichen Fans ihn anschmachteten, ihm fanatische Blicke zuwarfen oder gar schrien, sobald er sein Shirt fallen ließ. Es gehörte dazu ... sie wusste das ... aber es änderte nichts an dem unguten Gefühl, das sich in ihr ausbreitete, wenn sie sah, wie sie ihn förmlich verschlangen.
»I want to see more happy People.« , sang Neo laut und mit gewohnt tiefer leicht kratziger Stimme.
»Deine Lebensaufgabe, wa’?«
»Er könnte aber auch als Ausgleich das Röckchen heben.« , warf Julian mit einem Grinsen ein.
»Oder es einfach sein lassen.« , meinte sie mit einem Lächeln, das genug aussagte.
»Sei mal nicht so eifersüchtig. Aus dem Alter sind wir raus.« Julian nahm jetzt doch Noras Handtasche ab und warf sie sich über die Schulter. »Uns werdet ihr nicht mehr los. Dafür habt ihr uns schon zu lange an der Backe und uns dazu noch total verzogen. Wer würde uns da freiwillig aufnehmen?«
»Gegenfrage … wer würde es freiwillig mit euch aushalten, außer uns?!«
Julian legte seinen Arm um Noras Schulter und küsste ihre Schläfe nach dieser Frage. »Euch würde ja auch keiner mehr nehmen.« , fügte er dem bei.
»Arschloch.« , sagte sie lachend und haute ihm gegen die Brust.
»Is’ so. Wir vier sind mittlerweile aufeinander abgestimmt. Das kann man nicht mehr trennen.«
»Papaaaaa.« , rief Lya aus der Ferne mit ihrer gewohnt beschlagenen Stimme. »Können wir ein Eis kaufen?«
»Klar.« , grölte ihr Vater zurück, griff in seine Hosentasche und reichte ihr ein wenig Geld, nachdem sie angelaufen kam.
»Wieder der gute Cop.« , murrte Eliana währenddessen leise.
»Warte, Lya.« Neo rief sie zurück.
»Was denn?« Irritiert sah sie ihn an.
»Frag bitte auch deine Mutter.«
»Dein Ernst?« Sie zog die Augenbrauen zusammen und sah ihrem Vater dabei gleich noch ähnlicher.
»Mach schon.«
Lya drehte sich genervt zu ihrem weiblichen Elternteil. »Dürfen wir uns ein Eis holen?«
Diese warf Neo einen bösen Blick zu, bevor sie sprach. »Natürlich, Lya.« Ihre Tochter rannte sofort zurück zu Levi, der schon auf sie wartete. »Dein Ernst?« , stellte Eliana nun Neo dieselbe Frage.
»Was denn? Du wolltest doch, dass wir an einem Strang ziehen.«
»Aber doch nicht bei so etwas Belanglosem.«
»Das Klettern von Levi war auch belanglos.«
»Ja in deiner kleinen Blase vielleicht.«
Neo grinste und konterte mit einer Songzeile von FAD. »Jeder weiß es besser, jeder hat ’ne Sicht, doch ich bleib in meiner kleinen Blase ... mehr brauch ich nicht.«
»Wer hätte gedacht, dass die zwei mit ihren idiotischen Texten auch noch irgendwann Geld verdienen.« , sagte Nora trocken und hakte sich bei Eliana unter.
»Komm, Schätzelein.« , meinte stattdessen Julian, schob sich die Handtasche eleganter über die Schulter, setzte eine übertriebene Pose auf und stolzierte mit Neo voraus.
Levi und Lya kamen zeitgleich mit je einer fetten Softeis-Tüte die Ecke rum. »Boah, ihr seid sooo peinlich.« Levi verzog das Gesicht und zog Lya am Arm mit sich, um möglichst viel Abstand zwischen sich und die Erwachsenen zu bringen.
6.
»Mamaaaaaa.«
»Was ist los?« , rief Eliana zurück.
»Wie lange braucht das Popcorn noch?« , jammerte Lya theatralisch laut.
»Eine Minute.«
»Du weißt, dass du es ein bisschen höher stellen musst.« , rief nun zusätzlich Neo belehrend von der großen Wohnlandschaft in U-Form aus.
»Mache ich das erste Mal Popcorn?«
»Nee, aber letztens waren auch noch voll viele ungepoppt.« , äußerte er sich dazu.
»Ich könnte jetzt was zu deiner späteren Nachtlage sagen, aber da Lya neben dir liegt, lass ich es lieber.« , sprach sie laut zurück.
Eliana hörte allerdings sofort, wie ihre gemeinsame Tochter ein gespieltes Kotzgeräusch von sich gab und Neo daraufhin zu lachen begann. »Ja, da reden wir später drüber.« , stimmte er ihr zu.
»Iiih, hört auf jetzt.« Lya streckte ihren Kopf nach oben und sah ihre Mutter an.
»Ach, da fällt mir gerade etwas ein.« , setzte Eliana an und schüttete das fertige Popcorn in eine Schüssel, nachdem sie es mehrmals geschüttelt hatte. »Wie heißt denn der Neue in deiner Klasse?«
Lya grinste verlegen. »Luca.«
»Oh Lucaaa. Und wie sieht er aus?« Eliana reichte ihr die Schale und umrundete die Couch, bevor sie neben ihr seitlich Platz nahm, während Neo und Lya sich den breiteren Ottomanen teilten.
»Er hat dunkle Haare und den Haarschnitt so wie … wie hieß der Typ von Titanic nochmal?«
»Leonardo DiCaprio.«
»Ja genau.« , schwärmte Lya und drehte sich mehr in die Richtung ihrer Mutter. »Ich hab ein Foto. Soll ich dir ma´ zeigen?«
»Klar.« Sie nickte auf Anhieb, weil sie sich freute, dass ihre Tochter sie anscheinend doch als Vertraute ansah.
Lya sprang auf und rannte in ihr Zimmer.
»Denkst du echt, ich will den Blödmann jetzt sehen?« Neo sah Eliana nicht gerade gut gelaunt an.
Auf irgendeine Art und Weise amüsierte sie dieser Anblick. »Lass sie doch.«
»Nee.«
Eliana lehnte sich zu ihm rüber und warf ihm einen Luftkuss zu. »Du hast nur Angst, dass jemand deinen Platz in ihrem Herzen übernehmen könnte.«
Lya kam wie gehabt angerannt und setzte sich nun näher zu ihrer Mutter hin, bevor sie ihr das Handy hinhielt. »Und?«
»Oh. Ja. Er ist süß.« , gab sie von sich. »Guck mal Neo. Ist er nicht süß?«
»Nee.« Beleidigt sah er auf den Fernseher, ohne auch nur einmal auf das ihm hingehaltene Bild auf dem iPhone zu sehen.
»Du hast gar nicht geguckt.« , meinte Lya und stupste ihn an, als sie sich streckte, bevor sie ihm das Display nun direkt vor die Nase hielt.
»Ja. Nett.« , brummte er.
»Och Papa. Sei mal ehrlich.«
»Ja, nett. Sagte ich doch.«
»Er beobachtet mich immer.« , schwärmte sie erneut und zeigte ihrer Mutter ein weiteres Bild. »Im Unterricht.«
Eliana warf Neo einen prüfenden Blick zu, der sich daraufhin abrupt aufsetzte. »Wie alt ist der?« , horchte er nach.
»Dreizehn.«
Er schüttelte den Kopf und sah Eliana mit ernster Miene an. »Nee.«
Lya drehte sich zu ihm. »Was, nee?«
»Ja, einfach … nee.« Er stand auf und steuerte in die offenstehende Küche.
Seine Tochter beobachtete ihn misstrauisch und lehnte sich über die Couch. »Wer hat eigentlich bei euch den ersten Schritt gemacht?« , fragte sie ihn.
Neo griff nach einer Bierflasche im Kühlschrank, öffnete sie mit einem kurzen Zischen und nahm einen Schluck. »Was meinst du?«
»Na, wer hat wen angesprochen?«
»Ich hab deine Mutter angesprochen.« , behauptete Neo mit gespielter Überzeugung.
Ein kurzes Grunzen von Eliana war zu hören.
Lya ließ ihren Blick zwischen ihren Eltern hin und her wandern. »Hast du etwa Papa angesprochen?«
»Ja komm, Lin. Hast du den Onkel-Papa etwa angesprochen?« Neo marschierte zurück ins Wohnzimmer, setzte zum Sprung an und hopste über die Couchlehne. Dabei schwappte etwas Bier aus der Flasche auf seine Hand.
Eliana stöhnte genervt über seine Ungeschicklichkeit. »Nein, aber trotzdem war ich diejenige, die den ersten Schritt gemacht hat.« Jetzt war es Neo, der schnaubte. »Etwa nicht?« , fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Nö.« Er grinste breit. »Weißt du, wie ihr erster Schritt aussah? Sie hat mir die Tür ins Gesicht geschlagen.«
Lya riss erschrocken die Augen auf. »Was? Echt jetzt?«
»Nicht mit Absicht.« , verteidigte sich Eliana sofort. »Dein lieber Vater stand halt direkt hinter der Tür. Im Grunde war er selbst schuld.«
Lyas Mimik änderte sich. »Hmm. Also soll ich ihn jetzt ansprechen oder nicht?«
»Nicht.« , schoss es sofort aus Neo heraus.
»Soll ich warten?«
»Oh ja. Warte bitte.« Er nahm erneut einen Schluck aus der Flasche. »Am besten bis du Ende zwanzig bist.«
Mit skeptisch gerunzelter Stirn sah Lya ihn an und wandte sich dann an ihre Mutter. »Wie alt warst du, als du mit Papa zusammengekommen bist?«
»Fünfundzwanzig.« , schoss es erneut aus Neo heraus, noch bevor Eliana überhaupt den Mund aufmachen konnte.
Lya schüttelte ungläubig den Kopf. »Kann ja nicht sein. Mama war einundzwanzig, als ich geboren wurde.«
»Die lügt.« , murmelte Neo mit vollem Mund, während er sich eine Handvoll Popcorn reinschob. »In Wahrheit ist sie viel älter.«
»Idiot.« Eliana warf ihm ein paar Popcorn-Kerne entgegen, die er mit einem gespielt empörten Ausdruck abwehrte. Anschließend sprach sie wieder mit ihrer Tochter. »Lya, wenn du ihn süß findest und denkst, dass er genauso empfindet, dann sende ihm ein paar Signale rüber.«
»Nee nee. Sie sendet gar nix.« Neo richtete sich demonstrativ auf und klopfte sich auf die Brust. »Ansonsten lernt ihr hier alle mal die Störungsquelle höchstpersönlich kennen.«
»Nee sorry, Papa.« , sagte Lya grinsend. »Aber da höre ich lieber auf Mama. Weil was Jungs angeht, hast du echt gar keinen Plan.«
»Gerade weil ich genau weiß, wie der Hase hoppelt, solltest du lieber auf mich hören.«
Seine Tochter schüttelte entschieden den Kopf. Dann sah sie wieder zu ihrer Mutter hin. »Hilfst du mir kurz, was ich morgen anziehen könnte?«
»Klar.« Sie stand auf und folgte Lya aus dem Wohnzimmer.
Neo räusperte sich lautstark. »Wir wollten eigentlich einen Film gucken.«
»Ja, später.« , riefen beide im Chor aus dem Flur.
Neo sah sich um. Er nahm sich erneut ein wenig Popcorn und starrte gedankenverloren auf den Fernseher. »Eben noch Puppen gespielt, jetzt steht sie auf Jungs.« , murmelte er in sich hinein und zog eine Grimasse.
Nein, das ging ihm definitiv zu schnell.
Er wusste ja, dass dieser Moment irgendwann kommen würde. Dass sein kleines Mädchen eines Tages nicht mehr nur Papas Prinzessin, sondern eine junge Frau sein würde. Aber warum verdammt noch mal musste es jetzt schon passieren?
7.
»Ich finde es nicht gut, dass du sie so ermutigst.« Neo lehnte sich gegen den Türrahmen des Schlafzimmers, nur mit Boxershorts bekleidet, während er Eliana mit einem argwöhnischen Blick musterte. Seine Stimme war vernünftig, aber nicht ohne Vorwurf. Ihm gefiel die momentane Situation kein bisschen und das sollte sie auch wissen.
Eliana schmunzelte über seine Bemerkung und huschte an ihm vorbei ins Zimmer. Mit einer selbstverständlichen Gelassenheit krabbelte sie auf ihre Bettseite, während der Saum des Shirts, das sie trug, ihren Po nur minimal bedeckte. »Du übertreibst.«
Neo schloss die Tür hinter sich. »Ich meine das ernst. Du machst das doch nur, um mich zu ärgern.«
»Quatsch. Sie ist dreizehn, nicht drei. Und mal ehrlich, ... ich will gar nicht wissen, woran du in dem Alter schon alles gedacht hast, wenn man deine Sorge da mit einbezieht.«
Er ließ sich tief einatmend auf die andere Seite des Bettes fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Glaub mir, du willst noch viel weniger wissen, was ich in dem Alter schon alles gemacht habe.«
Eliana hob eine Braue und sah ihn herausfordernd an. »Interessant, dass du sie vorhin noch als Kind bezeichnet hast, wenn du da anscheinend bereits ... hinter jedem Rock her warst.«
Neo drehte sich auf die Seite, stützte sich auf einen Arm und sah sie direkt an. »Ist sie ja auch.« Sein Blick wurde nachdenklicher. »Findest du nicht, das alles geht viel zu schnell?«
»Was genau meinst du?«
Er rieb sich kurz die Schläfen. »Vor ein paar Jahren habe ich sie noch im Kinderwagen durch die Gegend geschoben. Und jetzt … jetzt will sie sich hübsch machen für irgendeinen … wie hieß der noch mal?«
»Luca.«
Neo verzog das Gesicht, als würde der Name allein ihm Kopfschmerzen bereiten. »Lucaaa.« Er streckte die Zunge zum Ende hin hinaus. »Ich mag ihn jetzt schon nicht.«
Eliana lachte und kam näher. »Du bist unmöglich. Sie wird noch für viele Jungs schwärmen ... das gehört nun mal dazu. So sind wir halt.«
Neo blickte zu ihr. »Schwärmst du etwa auch für viele, oder was willst du mir damit sagen?«
Sie grinste pikarisch. »Nur für dich … das weißt du doch.« Er rückte auf Anhieb näher und küsste sie. Seine Zungenspitze neckte spielerisch die ihre, während seine Hand langsam über ihren Rücken hinabstrich. »Neeeeeoo, dann schließ vorher die Tür ab.«
Mit einem leisen Aufstöhnen löste er sich von ihr, rollte zur Seite und schwang sich aus dem Bett. Sekunden später klickte das Schloss, und er legte sich mit einem zufriedenen Grinsen auf sie drauf. »Wo waren wir stehengeblieben?«
Er stützte sich mit beiden Armen neben ihrem Kopf ab, sein Gesicht so nah, dass sie seinen Atem spüren konnte. Die Wärme seines Körpers umfing sie und sein Blick sagte genug aus. Als er sich weiter über sie beugte, spürte sie seine Härte gegen ihre Mitte drücken. »Bist du so schon ins Bett gekommen?« Sie lachte leise.
»Wenn du mir vorher schon deinen Hintern entgegenstreckst als du ins Bett geklettert bist … was erwartest du dann?« Seine Stimme war rau, während er sich an ihr rieb. Seine Lippen legte er erneut auf ihre.
Ihre Küsse wurden drängender, nachdem Eliana sich mehr und mehr an ihn schmiegte. Ohne ein einziges Mal voneinander abzulassen, schafften sie es, sich gegenseitig von den letzten Stoffschichten zu befreien. Ihre Finger streichelten seine Haut.
Ein leises Stöhnen entfloh ihr, als er sich seinen Weg über ihren Körper hinabbahnte. Sein Mund hinterließ eine heiße Spur und seine Hände erkundeten jede Linie, jeden Winkel, als würde er sie zum ersten Mal berühren.
Ihr Atem ging schneller ... ihre Finger vergruben sich in dem Laken, als er ihren Körper auf diese Weise verwöhnte, nachdem seine Zunge kühl und feucht ihr süßes Zentrum berührte und umkreiste. Er blieb direkt bei einem gewissen Tempo und sie biss sich auf die Unterlippe, spürte, wie sich die Spannung in ihr aufbaute, während seine Lippen und Zunge sie dorthin führten, wohin sie sich sehnte.
Als die Welle der Lust sie erreichte, presste sie sich kurz ein Kissen vors Gesicht, um ihre aufkommenden Laute zu dämpfen. Neo grinste frech. Sie lockte ihn daraufhin mit ihrem Zeigefinger hinauf und ließ sich von ihm küssen. Es machte sie umso mehr an zu wissen, dass diese Zunge so eben noch von ihr gekostet hatte.
Mit einem Schubser drehte sie ihn auf den Rücken und beugte sich gewiss über seine Lenden. Während sie sofort seine Eichel mit ihrem Mund liebkoste, begann sie gleichzeitig den Schaft und die Wurzel mit den Händen zu bearbeiten.
Sie ließ sich Zeit dabei. Sie hörte ihm gerne im Zuge dessen zu, wie er es genoss.
Nach all den Jahren wussten sie genau, was dem anderen gefiel. Dies machte ihr Sexleben jedoch nicht langweilig, geschweige denn eintönig ... ganz im Gegenteil, sie konnten sich einfach fallen lassen.
Als Eliana eine Pause einlegte, konnte sie sich selber kaum noch beherrschen. Sie wollte ihn endlich spüren. Ihre Küsse bedeckten seinen Bauch, bevor sie auf ihn kletterte. Neo sah sie an, als sie sein bestes Stück langsam in ihr feuchtes Inneres hineingleiten ließ. Sie bewegte sich nur kurz, dann ging sie vorsichtig mit ihrem Oberkörper nach hinten. So weit, bis sie sich mit den Händen aufstützen konnte.
Im gemäßigten Tempo ließ sie ihn auf diese Art und Weise hinaus und wieder in ihre Feuchtigkeit gleiten. Neos Blick war nun auf ihre Mitte gerichtet. Er genoss diesen Anblick regelrecht.
Bis ihre Arme taub wurden, so lange ließ sie ihn diese Aussicht gewähren, dann richtete sie sich auf und krallte sich leicht in seine Brust, während sie sich im stürmischeren Tempo vor und zurück bewegte.
Er packte dabei an ihre Taille und wanderte hinauf zu ihrer Oberweite, die förmlich im Takt wippten.
Sie wechselte in ihrer Bewegung von schnell zu langsam ... wieder hin zu schnell ... bis ... die heiße Welle sie beide durchfuhr und Eliana sich abermals drosseln musste mit der Lautstärke.
Sie ließ sich schwer atmend auf Neos Brust sinken. Ihr Leib war noch von Nachbeben durchzogen. Ihre Haut war warm, leicht feucht, ihr Herz schlug wild gegen seins. Gleichzeitig spürte sie, wie auch er langsam zur Ruhe kam, sein Atem tiefer und gleichmäßiger wurde, nachdem beide fast zeitlich übereinstimmend den Höhepunkt erreicht hatten.
»Was ist jetzt?« , fragte sie schließlich mit einem leichten Lachen, angesteckt von seiner entspannten Heiterkeit, als er urplötzlich loslachte.
Neo schmunzelte und fuhr sich durch die zerzausten Locken. »Keine Ahnung. Irgendwie musste ich gerade an unser erstes Mal denken.«
Eliana sah ihn mit schiefgelegtem Blick an. »Und das fandest du witzig?«
Er lachte leise. »Nein, aber wir waren damals schon verdammt unbeholfen, oder nicht?«
Ein warmes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie sich mit dem Kopf an seiner Schulter anlehnte. »Ja, vielleicht ein wenig.« Ihre Stimme klang feinfühlig, während sie weitersprach. »Aber damals schon, hast du mich so festgehalten, als würdest du mich nie wieder loslassen wollen.«
Er umarmte sie fester. »Ich liebe dich, Lin. Heute noch genauso stark wie damals.«
»Und ich dich erst.«
Ein Lächeln umspielte seine Lippen, bevor er sanft ihr Kinn anhob und einen flüchtigen Kuss auf ihre Nasenspitze drückte. »Kommst du an ein Handtuch oder so?«
Eliana schüttelte lachend den Kopf.
Neo griff daraufhin nach dem Shirt, das sie kurz zuvor noch getragen hatte, hielt es prüfend in die Luft und zog eine Augenbraue hoch. »Dann muss das wohl herhalten.«
8.
»Und was genau soll ich jetzt mit Levi machen?« Julian hielt die Hand hin, nachdem Neo ihm eine Red-Bull-Dose reichte und sich schließlich neben ihm vor den Bildschirmen im Musikstudio niederließ.
»Rede mit ihm.« Neo lehnte sich entspannt zurück. »Er soll diesen Typen von Lya fernhalten.«
Julian lachte. »Und wie genau stellst du dir das vor? Soll er ihren Bodyguard spielen, oder was?«
»Keine Ahnung. Er soll dem einfach klarmachen, dass er die Finger von meiner Tochter lassen soll.«
»Die sind zwölf.« , erinnerte er seinen besten Freund daran. »Und ...«
»… und dreizehn.« Neo unterbrach ihn mit einem ernsten Blick.
Julian schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Bruder, in dem Alter fängt das halt an. Glaubst du, ich hab Levi noch nie dabei erwischt, wie er auf Ärsche oder Titten schielt?«
»Du hast gut reden. Du stehst ja auf der anderen Seite. Aber mir gehört das Mädchen, das begafft wird.«
»Mädchen sind schlimmer.«
»Inwiefern?«
»Schau dir doch unsere Konzerte an. Die jungen Mädels gehen da doch ganz anders ab als Jungs. Die rasten richtig aus, sobald du nur dein Shirt kurz anhebst. Jungs sind, was das angeht, ein paar Schritte hinterher.«
Neo zog eine Augenbraue hoch und setzte sich aufrechter hin. »Du sagtest doch gerade selbst, dass Levi guckt.«