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Scheidungsanwalt Berger führt ein scheinbar geordnetes Leben, doch insgeheim sehnt er sich nach Unterwerfung. Als er der verführerischen und unbarmherzigen Elena begegnet, macht sie ihm ein verlockendes Angebot: Sechs Tage lang will sie ihm zeigen, was es wirklich bedeutet, seine geheimen Fantasien auszuleben. Was als sinnliches Abenteuer beginnt, wird schon bald zur bitteren Realität, und Berger gerät in eine gefährliche Abhängigkeit. Als ein neuer Klient in Bergers Leben tritt – Elenas eigener Ehemann, der die Scheidung anstrebt – wird er eindringlich vor ihrer Skrupellosigkeit gewarnt. Der Ehemann selbst hat jahrelang unter Elenas sadistischen Spielen gelitten und kämpft nun verzweifelt um seine Freiheit. Doch schon bald finden sich beide Männer als wechselseitig gedemütigte und keuschgehaltene Marionetten in Elenas perfidem Machtspiel wieder. Selbst als seine bürgerliche Existenz ins Wanken gerät klammert sich Berger an seine Sucht nach Demütigung. Wird er die Kraft finden, sich von Elena zu befreien – oder wird er endgültig in ihrem Netz aus Manipulation und Begierde gefangen bleiben? Ein nervenaufreibender Erotikthriller über Macht, Manipulation und die Kraft weiblicher Dominanz.
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Seitenzahl: 186
Veröffentlichungsjahr: 2024
Nadia Manard
Für sechs Tage
Herrin Elenas perfides Spiel
ISBN 978-3-96615-032-3
1. Auflage
(c) 2024 Schwarze-Zeilen Verlag
www.schwarze-zeilen.de
Alle Rechte vorbehalten.
Für Minderjährige ist dieses Buch nicht geeignet. Bitte achten Sie darauf, dass das Buch Minderjährigen nicht zugänglich gemacht wird.
Die auf dem Cover abgebildeten Personen stehen in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt dieses Buchs!
Dieses Buch entführt dich in die aufregende Welt erotischer Fantasien, in der BDSM eine zentrale Rolle spielt. Die expliziten Szenen sind intensiv, sinnlich und richten sich an Leser*innen, die offen und neugierig auf die Facetten von Dominanz, Unterwerfung und Lust im Rahmen einvernehmlicher Erwachsenenspiele sind.
Jede Handlung basiert auf dem gegenseitigen Einverständnis der Beteiligten – der Reiz entsteht durch das Spiel mit Macht und Hingabe. Doch Achtung: Dieses Buch ist nichts für Minderjährige und die beschriebenen Szenen sind keine Anleitung zum Nachspielen, sondern fiktive Fantasien, die Lust und Neugierde wecken.
Wenn du selbst BDSM praktizierst, erinnere dich immer an den Grundsatz: »Safe, Sane & Consensual« – also sicher, vernünftig und einvernehmlich und überschätze dich nicht. Respekt, Vertrauen und Kommunikation stehen im Mittelpunkt. Für Anfänger gibt es online zahlreiche Foren, um Fragen zu stellen und sich auszutauschen.
Lass dich auf diese fesselnde Lektüre ein und genieße jede Seite, wir wünschen dir viel Spaß dabei!
16. Juni
Kongresse sind Goodie-Bags für festangestellte Rechtsanwälte. Ein nettes Hotel, gutes Essen, hier und da ein Vortrag. Mir war das immer eine willkommene, aber unspektakuläre Abwechslung – bis ich Elena begegnete.
Sie saß am Podium und moderierte die Diskussion. Um ehrlich zu sein: Das Thema hatte ich sofort vergessen, ihren Nachnamen auch.
Elena trug ein Lederkostüm mit kurzem Schößchen-Blazer, das auf den Millimeter saß. Für ihre perfekte Taille hätte ich mir nichts Besseres vorstellen können.
Dazu die vollen, roten Lippen, die langen Haare. Elena schlug die Beine übereinander, lehnte sich zurück und sah in die Runde und ins Publikum. Spöttisch, streng, ich konnte es nicht recht einordnen. Aber ihre Augen meinten mich, da war ich sicher.
Ich hatte nicht unbedingt in der ersten Reihe sitzen wollen, war aber vom Veranstalter dorthin beordert worden.
Jedenfalls verschaffte mir dieser Platz den unverstellten Blick auf die Hügel, die die High Heels an der Oberseite von Elenas Füßen zum Vorschein brachten. Besser vielleicht: drückten.
Wie hießen die Hügel eigentlich? Vielleicht Mittelfuß. Oder Spann. Ja, Spann, das konnte es sein. Ich stellte mir Elenas Haut unter ihren Nylons vor.
»Doktor Berger. Sie können den Fall sicher beurteilen.«
Sie meinte mich, im Publikum.
Ich werde oft um Stellungnahmen gebeten und unter normalen Umständen hätte ich mühelos ein kleines Referat gehalten. Aber von Elena angesprochen spürte ich, wie sich auf meiner Stirn Schweißperlen bildeten. Wie ich irgendwas sagen wollte, aber nicht wusste, was. Ich kannte das Thema nicht, hatte nicht aufgepasst, hatte nur Elena im Kopf gehabt.
»Nun«, hörte ich mich sagen, hob leicht die Hände vom Schoß und deutete ein Schulterzucken an. In Wahrheit war ich froh, dass mir nicht herausgerutscht war, was meine Gedanken bestimmte. »Eleganz« oder »streng« oder etwas in dieser Art. Mein Puls raste, er hämmerte bis in die Ohren.
»Ach. Ach, ja. Wenn der Staatsanwalt den selbstmitleidigen Einlassungen des Angeklagten folgt, der mehrere Ladendiebstähle begangen hat, dann finden Sie das …«, Elena lächelte in die Runde, »dann finden Sie das zum Schulterzucken. Gut, dass wir darüber geredet haben.«
Gelächter im Publikum, Applaus für Elena.
Ich habe immer behauptet, dass ich nicht rot werde. Dass ich nicht der Typ bin. Aber kaum, dass Elena ausgesprochen hatte, spürte ich, wie sich die Röte von den Kiefern aufwärts bis zur Stirn zog.
Elenas linker Fuß wippte. Ich musste die herrliche Wölbung wieder ansehen. Und wieder. Und wieder. Und ihre schlanken Handgelenke, ihre grazilen Finger mit den rot lackierten Nägeln, ihre Brüste unter der kurzen Blazer-Jacke … aber waren es nicht ihre Augenbrauen? Wie sie sich immer wieder hoben, wenn sie mich ansah? Die Katzenaugen? Lag nicht ein Lauern darin?
»Doktor Berger, Sie können sicher eine Einschätzung zum Fall geben?«
Himmel, nein. Konnte ich nicht. Ich strich mir die Haare zurück. Dass sie voll und glänzend und wellig sind, dass ich üblicherweise entsprechend auftrete, nämlich durchaus eitel – egal. Dass ich Einschätzungen normalerweise aus dem Ärmel schüttle – egal.
Und eine weitere Blamage – unmöglich. Ich saß inmitten eines Fachpublikums, aber vor allem wollte ich vor Elena nicht versagen.
So wagte ich mich weit vor: »Ich verstehe nicht ganz, weshalb Sie ausgerechnet mich fragen. Sie sehen doch, dass … dass ich zu tun habe.« Während ich mich das sagen hörte, hielt ich schon das Handy, als hätte ich gerade Nachrichten beantwortet.
»So, so«, Elena klopfte mit den Fingerspitzen aufs Handmikrophon, führte es dann in Sprechhöhe und sagte: »Das wird noch ein Nachspiel haben.« Dann tat sie, als hätte sie einen guten Witz gemacht. Das Publikum johlte.
Erst meinte ich zu spüren, dass mehr dahintersteckte. Dann war mir klar, dass ich mir einfach wünschte, es wäre so.
Ehrlich gesagt wollte ich nach dem ersten Kongress-Tag nichts, als mir Erleichterung verschaffen. Mich hinlegen, ihn in die Hand nehmen, und dann …
Das Hotelzimmer war Premium. Platz für zwei, aber alles elegant so drapiert, dass ich einfach ein Doppelbett für mich hatte. Ich nahm eine Piccolo-Flasche Sekt aus der Minibar, schraubte den Metallverschluss ab und verzichtete auf ein Glas.
Als es an der Tür klopfte, war ich nicht begeistert und ignorierte das Geräusch.
»Doktor Berger?« Das klang fragend. Ich war hundertprozentig sicher, dass ich Elenas Stimme hörte.
Ich schlich zur Fensterwand, fand den Schalter und ließ die Rollos runter. Ich wusste nicht einmal, warum ich das tat. Bis jetzt nehme ich an, dass ich einen unbeobachteten Raum schaffen wollte.
»Doktor Berger!« Der Ton hatte sich gewandelt und Elena fragte energischer.
Ich trug meinen teuren, schwarz-weiß-gestreiften Seidenpyjama. Und ich spürte nicht nur, ich sah, dass sich in der Hose etwas regte. Verzweifelt versuchte ich, an einen komplizierten Rechtsfall zu denken, sogar die Einkaufsliste von gestern rief ich mir in Erinnerung und öffnete die Zimmertür.
Tatsächlich stand Elena vor mir.
Wieder strich ich mir die Haare zurück, diesmal mit beiden Händen.
»Ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten.«
Ich nickte hilflos.
»Herr Doktor Berger«, sie sah sich in meinem Zimmer um, »ich habe großes Interesse daran, dass der Kongress ertragreich verläuft. Das ist aber nicht möglich, wenn Sie Ihre Mitarbeit verweigern.«
»Ich wollte meine Mitarbeit nicht verweigern …« ich spürte, wie ich Elena anstarrte.
»Ich habe den Eindruck, dass Sie heute keine Worte finden. Der Ruf, der Ihnen vorauseilt, ist aber ein völlig anderer. Was machen wir?«
Ich zuckte die Schultern, ein Schweißtropfen rann die rechte Schläfe entlang.
»Sie benötigen offenbar Hilfe. Als Moderatorin von Diskussion bin ich geübt darin, meine Gesprächspartner aufzulockern … sofern sie mitmachen.«
»Fühlen Sie sich frei … gerne … was immer Sie wollen.«
»Soso. Das ist Ihr Ernst?«
Ich nickte. Automatisch, wie eine Aufziehpuppe.
Meiner Erektion hatte ich keinen Einhalt gebieten können.
Elena deutete mit spitzem Zeigefinger darauf und sagte: »Was soll das?«
Bevor mir auch nur irgendeine sinnvolle Entgegnung einfallen wollte, saß sie auf dem Schreibtisch, der an der Wand stand – den Rücken kerzengerade, die Beine übereinandergeschlagen. Es war einer dieser typischen Hotelzimmer-Schreibtische mit Bankerlampe, Info-Mappe und Tablett mit Sekt- und Wassergläsern. Denen, die ich vorher verschmäht hatte.
Elena betrachtete abwechselnd ihre perfekt manikürten Fingernägel und mich. Sie legte die Arme auf die überschlagenen Beine und umfing das obere Knie mit den Händen. »Na? Ist das eine Waffe oder eine Banane, oder freust du dich nur, mich zu sehen?«
»Das ist doch aus …« Ich grinste schief. Das war aus einem Film, aber mir fiel nicht ein, aus welchem. Mein Puls wummerte. Ja, ich freute mich, sie zu sehen. Aber nicht nur das. Ich war nervös wie ein Schuljunge vor der Lehrerin.
Ich wollte meine Schlagfertigkeit wieder, brachte aber nur ein Stammeln zuwege.
»Gut, du hast mir etwas zu sagen, aber du weißt offenbar nicht, was. Dann lass‘ dir helfen. Wie kommst du eigentlich dazu, mir im vollen Saal so unpassende Antworten zu geben? Wie kommst du dazu, auf einen teuer bezahlten Kongress zu fahren und dort unaufmerksam zu sein? Was würde deine Chefin dazu sagen … oder dein Chef?«
»Meine Chefin ist so der Kumpeltyp.« Während ich es aussprach, wurde mir klar, dass sie eins zu eins das Gegenteil von Elena ist. Sie trägt Schlabbersachen und Gesundheitsschuhe und sagt immer, was ihr gerade durch den Kopf geht. Es umgibt sie kein Geheimnis. Und sie ist kein bisschen streng. »Sie würde mich dafür nicht rügen. Sie will, dass ich es … bequem habe.«
»Das merke ich. Dein schlechtes Benehmen ist wahrscheinlich eine Folge davon.«
»Ja, das kann sein.«
»Vielleicht solltest du dir mal überlegen, wie man sich einer Frau gegenüber verhält.«
In diesem Moment geschah etwas mit mir. In Gedanken war ich nicht mehr der einigermaßen bekannte Scheidungsanwalt. Ich war zuerst der Michael, der ich als Jugendlicher gewesen war, dann der Zwanzigjährige. Als Jugendlicher begann ich, von ritterlich dienenden Minnesängern zu träumen. Wie sie die adeligen Frauen anbeteten, wie sie vor ihnen knieten. Nur, dass meine Fantasie zu dem, was ich in den Geschichtsstunden in der Schule hörte, noch Grausamkeit um Grausamkeit hinzufügte. Die adelige Frau war herrisch, unnahbar, stolz und schön. Und ich kniete, hob ihr Taschentuch vom Boden und reichte es ihr mit unterwürfiger Geste hin. Las ihr alle Wünsche von den Augen ab oder leckte auf, wenn sie auf den Boden spuckte.
Zum Dank wurde ich selten gelobt, meist geohrfeigt. Aber ich genoss die Demütigungen. Wie auch die seltenen, freundlichen Gesten. Ich genoss es, die elegante, stolze Frau zu bewundern und für die kleinste, falsche Bewegung zurechtgewiesen zu werden.
»Hörst du mir eigentlich zu?« Elena sah mich an und schüttelte missbilligend den Kopf.
»Ja … ich … ich will etwas sagen.«
»Das hoffe ich. Und ich hoffe, dass du eine gute Entschuldigung hast. Es gibt nämlich noch ein Problem. Ich merke mir das, wenn jemand sich nicht beherrschen kann.«
Jetzt, wo sie es so direkt ansprach, kam mir der steife Schwanz, mit dem ich sie vorhin begrüßt hatte, noch unpassender vor. Und immer noch war ich sicher, dass sie mit ihren Blicken vom Podium aus genau mich gemeint hatte.
Und so erzählte ich Elena von meiner Verwirrung. Davon, dass ich eine klare Vorstellung davon hatte, wie man sich einer Dame gegenüber verhielt. Und ich erzählte ihr von mir als Zwanzigjährigem. Ja, es hatte nicht wenige Angebote zum Sex gegeben. Man sagte mir nach, dass ich nicht schlecht aussah. Im Studium hatte ich sogar gemodelt. Das konnte Elena glauben oder nicht, aber ich war Model für Badehosen und Sportbekleidung gewesen.
»Kommt jetzt eine ausführliche Story zu deiner Schönheit oder doch etwas anderes?«
»Oh … Verzeihung. Ich … ich …«
Ich konzentrierte mich darauf, mich nicht in Details zu verlieren, sondern erzählte, dass ich zwar Sex gehabt hatte, aber dass der mich nie wirklich zufriedenstellte.
»Und deshalb steht er dir, wenn ich ins Zimmer komme?« Elena sah mich an, als wäre ich komplett verrückt. Wieder zuckte ich die Schultern. Wie vorhin, wie am Nachmittag im Publikum. »Ich … ich kann das alles nicht erklären …«
Meine Gedanken kreisten, ich sah Elenas Eleganz und Strenge. Hier saß meine fleischgewordene, lang verdrängte Fantasie.
»Ich werde dir jetzt mal etwas sagen. Wie ich dich einschätze, wirst du ganz einfach Bilder von dominanten Frauen im Kopf haben und pausenlos darauf wichsen.«
Wieder spürte ich die Röte von den Kiefern nach oben hochziehen, bis es pochte.
Täuschte ich mich, oder huschte der Anflug eines Lächelns über Elenas Gesicht? Und falls ich mich nicht täuschte: War das nicht ein unsagbar spöttisches Lächeln?
»Hör‘ mir gefälligst zu, du Träumer. Wenn ich mir ansehe, welchen Anblick du mir zumutest, dann gehe ich davon aus, dass du mit deinem Schwanz ein mittelgroßes bis sehr großes Problem hast.«
Während Elena sprach, bemerkte ich, dass sich unter meiner Seidenhose wieder etwas bewegte. Ich hoffte, dass Elena es nicht bemerkte.
»Genau das«, sagte sie aber und deutete mit dem Zeigefinger auf meinen Schwanz, »sei froh, dass ich nicht das mache, was mir dazu einfällt!«
»Das … das würde ich mir wünschen …« Kaum, dass mir das herausgerutscht war, bereute ich es schon.
Elena sah mich lange an und sagte kein Wort. Als ich mich für meinen übergriffigen Vorstoß entschuldigen wollte, lehnte sie sich zurück, verschränkte die Arme und schlug die Beine in die andere Richtung übereinander. Dabei verlor sie einen ihrer lackroten Schuhe oder sie streifte ihn ab – das weiß ich bis heute nicht.
Sofort wollte ich aufspringen. Schon, um in die Nähe ihrer Füße zu kommen.
»Du bleibst, wo du bist!«, sagte sie, und ich machte wahrscheinlich ein Gesicht wie vorhin im Publikum.
»Und falls du dir jetzt überlegst, warum du nicht einfach zu mir rennen kannst, und dein Gesicht an meinen Fuß pressen – was dir vermutlich gefallen würde – dann lass‘ dir sagen, dass du weit, meilenweit von meiner Erlaubnis entfernt bist.«
»Was kann ich tun, um … um eine Erlaubnis zu bekommen?«
»Du kannst gar nichts tun. Wenn überhaupt jemals, dann würde ich es mit Online-Erziehung versuchen, um zu sehen, ob du was taugst. Aber da bin ich nicht optimistisch. Hättest du wenigstens eine Idee, wie man mich anspricht?«
»Herrin? Oder Domina?«
»Blödsinn. Nicht, weil die Anrede falsch ist, sondern weil mein Name fehlt. Wenn ein Mann mir nahekommt und er mich interessiert, dann bin Lady Elena. Und so endet jeder seiner Sätze, wenn er etwas gefragt wird. Und so beginnt jeder seiner Sätze, wenn er sich zu Wort meldet, falls ihm das erlaubt ist. Verstehst du das?«
Ich nickte.
»Mir sind Benennungen nicht wichtig, aber irgendeinen Namen muss das Kind ja haben. Also: Wenn du mein Sklave wärst, würdest du mich jetzt sofort um eine Strafe bitten. Dir ist klar, weshalb?«
»Ja, Lady Elena. Weil ich genickt habe, anstatt zu antworten, wie es mir zukommt.«
Sie musterte mich von oben nach unten und wippte mit dem oberen Bein.
»Darf ich Ihnen Ihren Schuh bringen, Lady Elena?«
Sie sah mich durchdringend und kopfschüttelnd an. »Natürlich bringst du ihn mir nicht, denn du bist ja nicht mein Sklave.«
»Würden Sie mich probeweise als Ihren Sklaven annehmen, Lady Elena?«
»Immerhin scheinst du lernfähig zu sein. Aber meine Antwort ist Nein. Meinst du, ich habe Lust, pausenlos deinen aufgerichteten Schwanz zu sehen?«
»Nein, Lady Elena.«
»Ich kann dir das sogar demonstrieren.« Elena rutschte gewandt vom Tisch, stellte sich vor mir auf, sah mich an und sprach von den Regeln, die ein Sklave, der ihr diente, zu befolgen hatte. Es war nicht so, dass er sich ihr unterwarf. Seine Unterwerfung war lediglich die Voraussetzung. Danach unterwarf sie ihn. Sie, Lady Elena, unterwarf. Darum ging es. Und das hieß, dass ein Mann ab diesem Moment seine eignen Interessen gefälligst hintanzustellen hatte. Ja, es war nett, wenn da jemand von der mittelalterlichen Minne träumte. Nur interessierte sie das nicht. Und, ja, es konnte passieren, dass so ein Träumer sich Strafen gegenübersah, die ihm mittelalterlich erscheinen mochten. Und trotzdem waren das Kleinigkeiten, die maximal für den Auftakt mit einem unterwerfungswilligen Großmaul taugten. Denn mit körperlichen Strafen fing es an, aber darum ging es nicht.
»Lady Elena, worum geht es dann?«
Sie verdrehte die Augen. Es ging ums Ganze, aber ein Wichser wie ich kriegte wohl schon Stielaugen, wenn von ein wenig Aua die Rede war.
Zum Beispiel von Tatzen mit einem schweren Gummipaddle auf die Handinnenfläche, und selbstverständlich hatte der Sklave die Hand freiwillig zu präsentieren. Sie gab sich nicht mit langwierigen Fixierungen ab, es sei denn, sie hatte Lust dazu. Oder Wachs und Klammern an den Hoden, und wenn es ihr gefiel, kam die Eichel dran. Die Nippel – ja, die vielleicht auch. Und zugegeben liebte sie sie perfide Quälereien aller Art. »Zum Beispiel gibt es Männer, die haben mit mir ihre erste Bekanntschaft mit Dilatatoren gemacht. Du weißt, was das ist?« Elena sah mich aufmerksam an.
»Ja«, sagte ich, »das ist ein medizinischer Metallstab. Wahrscheinlich denken Sie an die männliche Harnröhre.«
»Sag‘, bist du verrückt?«
Ich schüttelte den Kopf und überlegte fieberhaft. Dilatatoren, das waren medizinische Metallstäbe, vorn abgerundet, in unterschiedlichen Durchmessern …
»Wie hat jeder Satz zu enden, wenn du auf eine Frage antwortest?«
»Mit ‚Lady Elena‘.«
»Wenn ich dabei wäre, mir einen wie dich nach seiner fadenscheinigen und in aller Regel schwanzgesteuerten Unterwerfung vorzunehmen, dann würde er jetzt die gesamte Zimmerpflanzenbotanik im Hotel durchkämmen. Und wonach?«
Ich überlegte, hatte aber keine Idee.
»Nach einem Bambusrohrstock. Und wofür, das sollte selbst dir klar sein.«
»Ja, Lady Elena.«
»Na?«
»Um ihn zu bestrafen.«
»Vielleicht würde ich dich jetzt erst mal ohrfeigen. Oder du dürfest wieder im Hotelgarten suchen, diesmal nach Brennnesseln. Warum, das frage ich dich nicht, weil du nicht mal die Anrede zustande bringst. Und wärst du mein Sklave, dann hättest du schon jetzt so viele Bestrafungen eingesammelt, dass ich überlegen müsste, ob das Sinn macht.«
»Entschuldigen Sie, Lady Elena.«
Sie wippte mit dem Fuß und lächelte. »Und jetzt komme ich zu dem, was ich dir demonstrieren wollte. Zum Thema des daueraufgerichteten Schwanzes, den ich nicht sehen will.« Sie sagte es trocken, wie eine Ärztin und deutete kopfschüttelnd zwischen meine Beine. »Das wird immer schlimmer. Kapierst du das? Du hast dich nicht im Griff.«
Ohne weiteren Kommentar ging sie zur Tür. Im Hinausgehen sagte Elena noch: »Und es ist mir egal, was du heute noch treibst. Ich will es mir nicht vorstellen, wirklich nicht. Jedenfalls hast du mich morgen, am Kongress, mit meinem Nachnamen anzusprechen, oder du lässt es bleiben. Haben wir uns verstanden?«
»Ja, Lady Elena.«
Und weg war sie. Zuerst verzichtete ich darauf, mir Vorwürfe zu machen. Dann sah ich die Sache aber nüchtern an: Mit erigiertem Schwanz hatte ich sie empfangen, ihr meine Jugendfantasien erzählt, sie danach wieder mit meiner Erregtheit bedrängt, als sie mir die grundlegendsten Regeln vorstellte. Nein, das war nicht gut gelaufen. Eher mies.
Wenigstens ihren Nachnamen konnte ich noch googeln oder am Kongressprogramm nachsehen. Aber ich schaffte es nicht, sondern legte mich ins Bett und tat das, wobei sie mich unterbrochen hatte. Die Erleichterung danach stellte sich nur kurzfristig ein, und ich spülte die Frustration mit einem Bier aus der Minibar hinunter.
17. Juni
Für die Kongress-Teilnehmer war im Hotel ein eigener Frühstücksbereich reserviert. Gekochte Eier, frische Brötchen, Speck – das alles gehörte dazu, damit der Alltag ein wenig außen vor blieb. Mein Schädel brummte noch von gestern, zugleich war da diese unglaubliche Lady, neben der ich zum kleinen Wichser wurde. Ich suchte Elena und setzte mich an den Tisch neben ihrem. Woher ich den Mut nahm, weiß ich nicht. Vielleicht wollte ich endlich diszipliniert werden, vielleicht auch nur in ihrer Nähe sein.
Sie sah mich nur kurz von der Seite an, goss sich dann in der überlegenen Gelassenheit, die ich nun schon kannte, Kaffee ein. Wie ich bald darauf feststellte, begrüßten einige der Referenten sie freundlich und mit Respekt. Ja, es war selbstverständlich, dass man sich auf die Moderation konzentrieren musste. Ja, völlig klar, dass man davor keine Alltagskonversation brauchen konnte.
Auf Elenas Tisch stand eine Tafel mit der Aufschrift: No other guests!
An meinem nahm eine freundliche Kollegin Platz. Jeans, Blümchen-Shirt, vielleicht fünf Kilo über dem Normalgewicht. Durchaus nicht unattraktiv, aber für mich völlig uninteressant. Das Geheimnis fehlte. Und die fordernde Eleganz, mit der Elena einem ihre Weiblichkeit vor die Nase hielt.
Wie es mir so gefiel, wollte die Kollegin wissen, nahm ein Brötchen, schnitt es in zwei Hälften, streckte sich gemütlich und biss ebenso gemütlich hinein.
Himmel, hatte das Schicksal mir diese nette Frau beschert, damit ich sehen konnte, was ich an Elena haben konnte, aber nie bekommen würde?
Elena führte die Kongressgäste locker durch den Vormittag, fragt dort und da ins Publikum, um schließlich wieder bei mir zu landen.
»Doktor Berger, Sie haben ja bereits gestern durch Ihre klarsichtigen Analysen den Tag bereichert …«
Gelächter.
»Im Ernst«, Elena zwinkerte mir mit einem Auge zu, »im Ernst: Sie sind ein viel beschäftigter Mann. Sicher können Sie uns …«
Das Zwinkern. Es brachte mich um den Verstand. Gab es doch noch eine Chance? Wusste sie, wie schwierig das alles für mich war?
»… also, wir hören.«
Ich bin beruflich erfahren. Ein, zwei Fehler kann man sich leisten, drei nicht. Und es ist besser, gesundheitliche Probleme vorzuschützen, als in den Verdacht der Inkompetenz zu geraten.
»Sehr, sehr gerne …«, sagte ich also, »…wirklich gerne, aber ich … mir ist nicht gut. Das … das war schon gestern so. Üblicherweise können Sie auf meine Stellungnahmen zählen …«
Eine Krankenschwester eilte auf mich zu, maß mir Blutdruck, Puls und Blutzucker. Alles in Ordnung, nur der Blutdruck durfte ein klein wenig niedriger sein, aber das konnte auch die Aufregung …
Am Nachmittag stand alles im Zeichen der Abreise. Ich fühlte mich mickrig und als Versager, als Idiot, der die vielleicht beste und einzige Chance auf sexuelle Erfüllung hatte sausen lassen. Und warum? Nur, weil er sich nicht beherrschen konnte.
Ich packte meine Koffer, verdrängte alles, so gut ich konnte. Morgen würde ich mich wieder meiner Arbeit widmen und Elena vergessen. Das hoffte ich jedenfalls.
Und dann stand sie in meinem Zimmer. Sie hatte nicht geklopft, sondern war einfach da.
»Keine Ahnung«, sagte sie, »keine Ahnung, warum ich mich überhaupt mir dir abgegeben habe. Aber du kannst stolz sein.«
Einen kurzen Moment glaubte ich ihr das und überlegte sogar selbst. Ja, ich war nicht hässlich. Immerhin hatte ich mir Mühe gegeben …
»Du kannst stolz darauf sein«, sagte Elena, »dass du ein so mieser, kleiner Wichser bist, dass du meine sadistischen Lüste anregst. Denn das hat in letzter Zeit niemand geschafft.«
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