Gamemaker - Spiel des Verlangens - Kresley Cole - E-Book
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Gamemaker - Spiel des Verlangens E-Book

Kresley Cole

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Beschreibung

Als die Studentin Natalie Porter in einer Bar einem atemberaubend attraktiven Mann begegnet, ahnt sie noch nicht, dass es sich um den Leibwächter handelt, den ihr unbekannter Vater geschickt hat, um sie zu beschützen. Alexandr Sevastyan nimmt sie mit nach Russland in eine Welt des Reichtums und des Überflusses. Doch mit jedem Tag in seiner Gesellschaft verfällt Natalie mehr seinem düsteren Charme und seinem Versprechen, ihre verbotensten Wünsche zu erfüllen.

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Inhalt

Titel

Über dieses Buch

Prolog

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Epilog

Anmerkung der Autorin

Über die Autorin

Impressum

KRESLEY COLE

Gamemaker

Spiel des Verlangens

Ins Deutsche übertragen

von Bettina Oder

Über dieses Buch

Als die junge Studentin Natalie Porter eines Abends in einer Bar einem fremden, aber atemberaubend attraktiven Mann begegnet, ahnt sie noch nicht, dass sich ihr Leben in den nächsten Tagen völlig verändern wird. Natalie ist seit einiger Zeit auf der Suche nach ihren leiblichen Eltern, und auch ihr Vater, der mächtigste Mafiaboss Russlands, wusste lange nichts von Natalies Existenz. Doch nun hat er Alexander Sewastian, seinen engsten Vertrauten, geschickt, um Natalie so schnell wie möglich auf seinen Landsitz bei Moskau zu bringen. Natalie spürt sofort eine gefährliche Zuneigung zu ihrem geheimnisvollen Beschützer, aber auch, dass Sewastian kein Nein akzeptieren wird. Sie begibt sich mit ihm auf die Reise in eine fremde Welt aus Reichtum, Luxus – und Verführung. Denn obwohl sie weiß, dass Sewastians Loyalität zu ihrem Vater über allem steht und Natalie damit für ihn absolut tabu ist, gerät sie jeden Tag stärker in seinen Bann. Sewastian weckt eine tiefe Sehnsucht in ihr – und jeder seiner Blicke verrät, dass auch er nicht länger widerstehen kann, Natalies dunkelste Wünsche zu erfüllen …

Prolog

Von: [email protected]

Gesendet: Samstag, 14:51

An: [email protected]

Betreff: Spannen Sie mich nicht auf die Folter …

Lieber Mr Zironow,

es tut mir leid, Sie mit E-Mails zu bombardieren, aber ich bin so aufgeregt wegen der möglichen DNA-Übereinstimmung, die Sie letzten Monat entdeckt haben. Nachdem ich nun schon seit sechs Monaten nach meinen biologischen Eltern suche, würde ich schrecklich gerne hören, was es Neues gibt, selbst wenn sich der Hinweis als falsch herausgestellt haben sollte. Ich habe versucht, Sie anzurufen, aber Ihre Mailbox ist voll. Ich habe nicht genug Geld, um mit einem neuen Ermittler noch einmal von vorne anzufangen, also würden Sie bitte, bitte antworten?

Mit freundlichen Grüßen

Natalie Porter

Von: [email protected]

Gesendet: Donnerstag, 01:14

An: [email protected]

Betreff: Antwort dringend erwartet!

Lieber Mr Zironow,

langsam beginne ich mir Sorgen zu machen. Bitte antworten Sie mir. Sie haben mir solche Hoffnung gemacht, dass ich bald meine Mutter und meinen Vater finden könnte. Ich kann Ihnen meine letzten Ersparnisse überweisen. Alles, was Sie nur wollen.

Aber Sie müssen mir unbedingt antworten.

Mit freundlichen Grüßen

Natalie

Gesendet: Donnerstag, 01:15

An: [email protected]

Betreff: Mail delivery failed

The following address(es) failed: [email protected]

Mailbox is FULL

1

»Muttersöhnchen. Serienbetrüger. Spaßbremse. Niete im Bett.« Bei jedem Kerl, der die Studentenbar auf dem Campus betrat, tat ich meinen betrunkenen Freundinnen meinen ersten Eindruck kund.

Ich hatte eine geradezu unheimliche Fähigkeit, Männer zu durchschauen – ich war eine regelrechte »Mannalytikerin«. Mein Geheimnis? Ich sah immer das Negative, und die Kerle, tja, die passten sich immer meinem Urteil an.

Die Mädels am Tisch – ein paar Freundinnen meiner Zimmergenossin und ein paar von meinen – sahen mich an, als ob ich eine Comedyshow ablieferte. Ihre Komiker-Freundin. Dafür waren die Getränke gratis.

Nach der Woche, die ich hinter mir hatte, kam dieses Abendessen, das aus Tequila, Salz und Zitrone bestand, genau richtig.

»Du solltest lieber aufpassen, meine pingelige Prüde, sonst nimmst du dein Jungfernhäutchen noch mit ins Grab. Wie eine Hautwucherung«, flüsterte mir meine beste Freundin Jessica ins Ohr.

Sie allein wusste, dass ich noch Jungfrau war – und warum. »Das war ein Tiefschlag, Jess«, sagte ich ruhig. Genau wie bei ihr brauchte es einiges, um mich aus der Ruhe zu bringen, was einer der Gründe war, warum wir so gute Zimmergenossinnen waren.

Davon abgesehen waren wir so verschieden wie nur möglich. Sie hatte lange Beine, gebräunte Haut, funkelnde blaue Augen und kurz geschnittenes schwarzes Haar. Ich hingegen war klein, hatte ordentlich Oberweite, langes, rotes Haar und eine Haut, so weiß wie ein Porzellanwaschbecken.

Ich war ein lernbesessener Workaholic, der an seiner Dissertation in Geschichte arbeitete. Nach Jahren nicht abgeschlossener Seminare hatte Jess endlich einen Blick in die grundlegenden Kurse ihres Hauptfachs – Freizeitwissenschaft – geworfen und prompt entschieden, dass die Uni nur was für »jämmerliche Verlierer« wäre, die auf so einen »Scheiß« stünden. Obwohl das Semester in vollem Gang war, würde sie morgen zusammen mit ihrer reichen Familie auf eine Reise zu den griechischen Inseln aufbrechen.

Eine weitere Runde Tequila kam bei uns an, spendiert von einem Trio Verbindungsstudenten, die ein paar Tische weiter saßen. Wir hoben unsere Gläser, und dann leckten, klopften und saugten wir pflichtgemäß. Den Tequila, nicht die Jungs.

Während andere Frauen diese Typen, die man oberflächlich attraktiv hätte nennen können, angeblickt und potenzielle Partner oder auch einen guten One-Night-Stand in ihnen gesehen hätten, sah ich nur drohendes Kopfweh. Andere Frauen machten die Drinks und ihre Aufrisse heiß; mich hingegen ließ das alles einfach kalt.

So war ich nicht immer gewesen.

»Nimm dir die Jungs mal vor, Nat!«, rief unsere Freundin Polly. Sie war ein kräftiges, mit Mais gemästetes Mädchen aus Nebraska. Die Farm ihrer Familie befand sich in einer Kleinstadt bei Lincoln, nur wenige Kilometer von unserer entfernt. Das heißt, es war ja nicht mehr unsere Farm, nachdem Mom letztes Jahr alles verkauft hatte.

»Viel zu leicht«, sagte ich, da ich das Trio natürlich längst abgecheckt hatte. Der erste Kerl hatte unaufhörlich die Sportergebnisse im Fernsehen verfolgt, während sein Bein auf und ab wippte. Der zweite war ein trübseliges Häufchen Elend, dessen eigene Freunde angesichts seiner Betrunkenheit die Augen verdrehten. Der dritte war fanatisch perfekt gekleidet, gepflegt und überprüfte ständig sein Aussehen im Spiegel hinter der Bar.

»Von links nach rechts?«, fragte ich. »Unverbesserlicher Spieler, Gewohnheitstrinker, und – wie sag ich es am besten? – der Dritte verfügt über eine eher bescheidene Ausstattung.«

Ich seufzte. Yep, diese Kerle waren einfach zu leicht zu durchschauen. Wo blieb denn da der Reiz? Hier saß ich nun in derselben Bar in Lincoln, in die ich immer ging, mit denselben Leuten, mit denen ich immer rumhing. Morgen hatte ich Frühschicht in dem einen Restaurant und Spätschicht im anderen, und am Montag musste ich dann in meine Seminare gehen und unterrichten. In den letzten Wochen hatte ich durchschnittlich nicht mehr als fünf Stunden Schlaf pro Nacht gekriegt. Was machte ich überhaupt hier?

Aber schlafen konnte ich schließlich immer noch, wenn ich tot war.

»Ich habe mir meine Beute für heute Abend ausgesucht«, verkündete die schöne Jess. »Der mit der bescheidenen Ausstattung gehört mir.« Wie gewöhnlich würde sie eine weitere Eroberung abschleppen und mit zu ihm gehen, damit sie abhauen konnte, sobald sie mit ihm fertig war. »Diese Sorte Mann«, fuhr sie ungeniert fort, »sieht normalerweise zu, dass sie jegliche Defizite mit dem Mund wettmacht. Ist echt wahr.«

»Du solltest lieber aufpassen, liebe Jessebel«, ermahnte ich sie, »sonst ziehst du dir einen weiteren Bewunderer an Land, der wie eine Klette an dir klebt.«

»Ich kann doch nichts dafür, dass das hier« – sie zeigte auf ihren Schritt – »das Bermudadreieck ist und jeder Typ, der sich dorthin wagt, einfach nicht mehr wegwill.«

Ich tippte mir gegen das Kinn. »Oh, und ich dachte, du nennst es so, weil es schon so viele Matrosen eingesaugt hat.«

»Das ist absolut zutreffend«, brachte sie zwischen Anfällen schallenden Gelächters heraus.

Jetzt konnten wir darüber lachen, aber ich hatte die Folgen ihrer Affären schon erlebt: die Verzweiflungsgeschenke, die nächtlichen Anrufe, das Stalking.

Was für einen Sinn sollte dieses Drama haben? Diese ganze Angst? Verabredungen, Liebe und Sex wurden allesamt überbewertet, wie ich Jess schon wiederholt zu erklären versucht hatte. Dann setzte sie immer dieses geheimnisvolle Lächeln auf und sagte: »Eines Tages wird es dich wie aus heiterem Himmel treffen. Ich hoffe nur, dass ich das miterleben darf.«

Als das Lachen abgeflaut war, meinte Polly: »Nimm dir doch den da«, und wies mit einer Hand auf die Tür.

»Na schön.« Ich seufzte aus purer Langeweile – verdien dir deinen Alk, du Comedy-Schlampe – und drehte mich zum Eingang um. Um dort den bestaussehenden Mann zu sehen, dem ich je begegnet war.

Seine Augen leuchteten golden und standen in krassem Gegensatz zu seinem dichten schwarzen Haar, das er ziemlich lang trug, sodass es bis auf den Kragen reichte. Er hatte eine römische Nase, die vermutlich schon mal gebrochen gewesen war, und eine rasiermesserdünne Narbe, die sich über beide Lippen zog. Ein Kämpfer?

Das passte allerdings nicht zu seiner teuren Kleidung: maßgefertigter schwarzer Mantel, Hemd, dunkelgraue Anzughose, schwarze Lederschuhe und Gürtel. Durch Jess hatte ich genug über Mode gelernt, um einen guten Stoff zu erkennen. Sein Outfit kostete vermutlich mehr als meine gesamte Garderobe.

Als er an der Bar stand und einen Drink bestellte, sah ich, dass er an der einen Hand drei Ringe trug sowie einen Ring am Daumen seiner anderen Hand und dass ein verrucht aussehendes Tattoo aus seinem gestärkten Kragen herauslugte.

Er war groß, schlank, aber kräftig gebaut, und sah aus wie vielleicht neunundzwanzig oder dreißig, doch sein Gesicht wirkte erschöpft wie das eines älteren Mannes. Mit diesen rauen Gesichtszügen wirkte er auf gewisse Weise gut aussehend, wenn auch nicht im klassischen Sinne.

Ihn umgab eine Aura von Ennui, doch zugleich wirkte er extrem wachsam. Was zur Hölle sollte das? Mein innerer Mannalysator surrte verwirrt. Kann nicht berechnet werden!

Ich konnte fühlen, dass meine Freundinnen mich anstarrten, aber ich stand auf dem Schlauch. »Ich … ich weiß nicht.« War er ein Raufbold, ein reicher Playboy oder beides? Zu allem Überfluss spürte ich auch noch die Kopfnote Europäer – zusammen mit starken Untertönen von Gefahr.

Er war wie ein Geschichtsbuch, das in einer Schrift verfasst war, die ich noch nie gesehen hatte. Faszinierend.

Jess kniff mich in die Seite, um meine Aufmerksamkeit auf ihr selbstgefälliges Grinsen zu lenken. »Du kannst den Mund jetzt wieder zumachen.« In herablassendem Tonfall fuhr sie fort: »Willkommen in meiner Welt – wo erste Begegnungen immer in Zeitlupe stattfinden, begleitet von dem Song ›At Last‹ in Dauerschleife.«

Oh nein, ihre Welt war voller Angst und total überdreht. Aber warum war mein Blick nur zu diesem Mann zurückgehuscht?

»Das ist ja mal ein heißes Gerät – auf eine gewisse Art. Eine Mischung aus Cagefighter und GQ-Model.« Jess hatte offenbar nicht vor, das Thema zu wechseln. »Vermutlich kriegt der mehr nackte Frauen zu sehen als eine Klobrille. Aber er hat dich dazu gebracht, zweimal hinzusehen, was ihn zu einer seltenen und wundersamen Kreatur macht, sozusagen zum Einhorn dieser Bar. Das erfordert eine nähere Begutachtung, meinst du nicht auch?«

Ich könnte ihn befragen, ihn einordnen und anschließend alle Gedanken an ihn aus meinem Kopf verbannen. Ich war beschwipst genug, um diese Möglichkeit ernsthaft in Erwägung zu ziehen. »Sollte ich mal hingehen und mich vorstellen?«

Sie nickte. »Es sei denn, du willst eine Spielverderberin sein. Und nun ziehe vertrauensvoll von hinnen, denn du siehst heute Abend einfach wunderhübsch aus.«

Jess’ Stil war sexy-glamourös! Meiner hingegen? Wenn ich dir nicht gefalle, guck doch woanders hin, du Penner! Heute Abend trug ich allerdings einen kurzen Wildlederrock, der sich eng um meine Hüften schmiegte, und ein verführerisches rotes Oberteil – eines von Jess’ trendy, tief ausgeschnittenen Teilen. Und ausnahmsweise trug ich mal keinen Minimizer-BH.

Dieses Outfit war dadurch zustande gekommen, dass sich sämtliche Klamotten, die ich normalerweise getragen hätte – Jeans und Rolli – in einem übervollen Wäschekorb befanden. Die schwarzen, kniehohen Stiefel, die Jess mir gekauft hatte, hatte ich angezogen, um ihr zu zeigen, wie sehr ich die Dinger zu schätzen wusste.

Ich erhob mich, strich mir noch einmal das wellige Haar über die Schultern und zog den Rock hinunter, was Jess dazu veranlasste, mir zur Ermutigung einmal laut auf den Hintern zu klatschen. Als ich an ihrem Tisch vorbeikam, prosteten die jämmerliche Ausstattung und der Gewohnheitstrinker mir zu, was meinem Selbstbewusstsein nicht schadete.

Als ich den halben Weg zu dem harten Kerl zurückgelegt hatte, sah er mich an. Sein Blick wurde immer intensiver, und augenblicklich fühlte sich meine Umgebung kleiner, wärmer an. Ich unterdrückte den Drang, mir Luft zuzufächeln. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich ein wenig … schwindelig.

Als ich mich neben ihn an die Bar stellte, wandte er sich mir zu. Von Nahem sah er sogar noch einschüchternder, noch attraktiver aus. Größer, als ich gedacht hatte.

Seine fesselnden Augen hatten die Farbe von Bernstein, mit einem schwarzen Kreis drum herum.

Während mir weitere Einzelheiten auffielen – vernarbte Knöchel, Tattoos auf den Fingern unter seinen Ringen, eine glatt rasierte, gemeißelte Kinnlinie –, nahm ich die Hitze wahr, die sein riesiger Körper ausstrahlte. Dann traf mich die erste Welle seines atemberaubenden Dufts.

Frisch, männlich, berauschend.

Wie aus heiterem Himmel.

Sag was, Nat. Ich musste aufschauen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Ähm, hi, ich bin Natalie.« Ich hielt ihm meine Hand hin, aber er ergriff sie nicht. Okay … Ich schluckte. »Darf ich Ihnen einen Drink ausgeben?« War das ein Wodka on the rocks, den er bestellt hatte? Er sah nicht aus, als würde er billige Cocktails trinken.

Er legte den Kopf auf die Seite und musterte mein Gesicht, genau so, wie ich die Gesichter von Männern musterte. Nach wie vor stumm wie ein Fels. Vielleicht sprach er ja nicht unsere Sprache. An der UNL gab es eine Menge ausländische Studenten. »Drink?« Ich zeigte auf sein unberührtes Glas und tat so, als würde ich etwas eingießen.

Seine Miene gab so wenig preis, dass es mir vorkam, als ob ich mit der Wand redete.

Während meine Wangen rot anliefen, murmelte ich: »Also, das ist ja prächtig gelaufen. War nett, sich mit dir zu unterhalten, Junge.« Mit gedemütigtem Lächeln drehte ich mich um –

Eine schwielige Hand schloss sich um meinen Ellenbogen, seine Ringe fühlten sich kühl an im Vergleich zu seiner Haut. Der Kontakt war so elektrisierend, dass ich erschauerte.

»Warten Sie«, sagte er. Hatte ich da den Hauch eines gerollten Rs gehört?

Mein Herz tat einen Satz. Vielleicht war er ja … Russe. Ich drehte mich wieder um, diesmal ein aufrichtiges Lächeln im Gesicht. »Kommen Sie aus Russland?«, fragte ich und fügte noch ein »Straast-wui-tje« – Hallo – hinzu.

Er hielt nach wie vor meinen Ellenbogen umfasst. Wie konnte seine Hand nur so heiß sein? Ich unterdrückte Fantasien, in denen er andere Körperteile von mir berührte und mit diesen Händen eine Spur der Hitze hinterließ …

»Dann sprechen Sie also meine Sprache?«

Bingo, ein Russe! »Ein wenig«, sagte ich entzückt. Ich konnte ihn über das Land ausquetschen, mehr über den Ort meiner Geburt erfahren! »Ich hab ein, zwei Kurse belegt.« Oder auch fünf. Für mein Studium hatte ich nachweisen müssen, dass ich eine zweite Sprache fließend beherrschte, und ich hatte Russisch gewählt.

Er blickte sich aufmerksam um, so als ob er damit rechnete, dass ihm jederzeit jemand einen Schlag verpassen könnte. Dann sah er wieder mich an. »Von allen Männern in dieser Bar haben Sie sich ausgerechnet mich ausgesucht?« Sein Englisch war sehr gut, wenn er auch mit starkem Akzent sprach. »Suchen Sie etwa Ärger?«

Mit einem Selbstbewusstsein, das ich nicht fühlte, erwiderte ich herausfordernd: »Vielleicht.« Meine Stimme klang atemlos; ich war noch immer nicht zum Durchatmen gekommen, seit er mich zum ersten Mal berührt hatte. »Bin ich fündig geworden?«

Er blickte nach unten und schien überrascht, als er entdeckte, dass er nach wie vor meinen Arm festhielt. Abrupt ließ er mich los und schien mit jeder Sekunde wütender zu werden. »Nein, kleines Mädchen, das bist du nicht.« Mit angewiderter Miene wandte er sich ab und marschierte hinaus.

Ich starrte die Tür an, während ich mit meiner Fassungslosigkeit kämpfte. Was war denn da gerade passiert? Ich hatte doch Interesse in seinem Blick gesehen, oder hatte ich mich etwa geirrt?

Doch dann hatte er sich auf einmal wie ein Vampir aufgeführt, der gerade festgestellt hatte, dass ich ein verdammter Sonnenstrahl war.

2

»Hey, was hast du angestellt – ihn gebissen?« – »Hast du etwa seine Männlichkeit infrage gestellt?« – »Lass mich mal deinen Atem riechen.«

Ich war lange genug in der Bar geblieben, um mir den Spott meiner Freundinnen anzuhören, denn den hatte ich verdient, und schließlich war ich keine Spielverderberin. Ich bemühte mich generell, mich nicht allzu ernst zu nehmen; immerhin nannte ich mich selbst »die Mannalytikerin«. Mein Lebensmotto: Scheiß auf sie, wenn sie keinen Spaß verstehen.

Ein paar Drinks später hatte ich mich verabschiedet und mich ziemlich betrunken auf den Heimweg gemacht, in die Bude, die ich mir mit Jess teilte, ungefähr fünf Blocks entfernt.

Es waren immer noch massenweise Studenten unterwegs, die vor der Zwischenprüfung noch einmal Dampf ablassen wollten. Es war eine kühle Herbstnacht, und der Vollmond schien hell. Ich zog meine Jacke enger um mich. So kurz vor der Ernte lag der Duft des reifen Mais in der Luft – immer eine aufregende Zeit für mich, da ich in den Tiefen meines Herzens ein Farmmädchen bin.

Ein Pärchen nach dem anderen schlenderte Hand in Hand an mir vorbei, und ich sah ihnen ein wenig wehmütig hinterher. Auch wenn ich für Männer und das ganze Drama drum herum null Toleranz hatte, hätte ich nichts dagegen, jemanden zu haben, an den ich mich in diesem Winter kuscheln könnte.

Jemanden, dem auffiel, dass meine Hände kalt waren, und der sie zwischen seine nehmen würde.

Denk nicht an den Russen, denk nicht an …

Zu spät. Ich sah mich zwar nicht unbedingt händchenhaltend und Weihnachtslieder summend mit dem Kerl über den Campus spazieren, aber irgendwas hatte er schon gehabt –

Plötzlich überkam mich das Gefühl, beobachtet zu werden. Ich fuhr mit der Hand über meinen Nacken und sah mich um. Nichts als Studenten, die durch die Straßen zogen, in diverse Bars drängten oder herausströmten.

Vermutlich setzte gerade nur die Wirkung des Tequilas ein. Oder es war der Stress von dem wahnsinnigen Arbeitsprogramm diese Woche. Was die Sicherheit betraf, war das einzig Gruselige an diesem Campus seine tödliche Eintönigkeit.

Also schüttelte ich meine Unruhe ab, zog mein Handy aus der Tasche und checkte meine E-Mails. Nichts von Zironow. Langsam begann ich zu befürchten, dass mein Ermittler mich mächtig hinters Licht geführt hatte. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass mich einer von denen übers Ohr gehauen hatte. Hatte ich das Trinkgeld eines ganzen Jahres an diesen DNA-Schwachkopf vergeudet?

Ich hatte eine E-Mail von Mom, die sich fragte, warum ich so viel arbeitete, und sich Sorgen machte. Wenn sie je von meiner Suche erfuhr, würde sie es persönlich nehmen, und wir konnten nicht noch mehr Reibung zwischen uns gebrauchen.

Endlich zu Hause. Ich schlenderte den Weg entlang, der sich durch unseren Vorgarten schlängelte. Unser Haus war ein echt hübscher Bungalow aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, der Jess’ Eltern gehörte. Sie nannte ihn »das Bungaloch«; ein perfektes Beispiel für ihren Reifegrad.

Drinnen angekommen, legte ich auf dem Weg in die Küche meinen Mantel ab. Eiskaltes Gatorade, meine geheime Vorsorgemaßnahme gegen den Kater, erwartete mich.

Als ich einen Laut im Eingangsbereich des Hauses hörte, rief ich vom Kühlschrank aus: »Jess, bist du das?« Ich klang ziemlich betrunken. »Was machst du denn schon hier?« Vielleicht hatte sie ja diesmal auch einen Korb gekriegt? Dann konnten wir uns gegenseitig bemitleiden.

Keine Antwort. Ich zuckte mit den Achseln. Das Bungaloch gab mehr Geächze und Gestöhne von sich als ein Pornofilm.

Ich schloss den Kühlschrank. Die halbe Tür war mit Hochglanzbildern aus Jess’ allgegenwärtigen Modezeitschriften zugepflastert. Meine Hälfte war mit Postkarten bedeckt. Sie schickte sie von all den aufregenden Orten, die sie in jeden Ferien besuchte. Auch wenn ihre Familie mich eingeladen hatte, mitzukommen, und ich mich danach sehnte zu verreisen, war ich dauernd bis über beide Ohren mit Arbeit eingedeckt. Bislang war ich noch nicht einmal aus dem Mittleren Westen rausgekommen.

Ich hatte noch nie einen Meeresstrand gesehen, geschweige denn den Eiffelturm.

Wenn ich für jedes Mal, wenn ich diese Karten anstarrte und mir selbst das Versprechen Eines Tages … gab, einen Dollar bekommen würde …, dann bräuchte ich keine drei Jobs.

Nachdem ich meine Gatorade-Dosis runtergekippt hatte, zog ich mich leicht schlingernd in mein Zimmer zurück und steckte mir die Haare auf dem Kopf zu einem Knoten zusammen, weil ich noch in die Badewanne wollte. Einige Minuten später, als ich mich in dem dampfenden Wasser zurücklehnte, überkam mich eine zweite Welle trunkener Enttäuschung.

Nachdem mein erster Aufriss völlig in die Hose gegangen war, konnte ich nicht umhin, mich darüber zu wundern, dass Männer immer wieder Frauen anbaggerten, wo sie dabei doch immerzu riskierten, eine Abfuhr zu bekommen. Ich dachte an all die Männer, die ich schon abgewiesen hatte – hatte ich damit etwa ihr Selbstbewusstsein unwiderruflich zunichtegemacht?

Ich kapierte einfach nicht, warum der Russe so wütend geworden war. Und was zum Teufel war an mir eigentlich dermaßen abstoßend gewesen? Ich war keine Schönheit wie Jess, aber seitdem mir Brüste gewachsen waren, hatte ich mich über mangelndes Interesse vonseiten der Männerwelt eigentlich nie beklagen können.

Ich fuhr mit den Händen über meine Beine. Sie waren echt gut in Form, da ich beim Kellnern stundenlang herumlaufen musste, genau wie meine Arme, die vom Tragen der Tabletts schön schlank waren.

Meine Hände strichen zu den Hüften hinauf. Die waren zugegebenermaßen ziemlich breit, aber meine Taille war schmal. Und meine Brüste? Sie waren schön groß und wippten im Wasser, und die Nippel, die über der Wasseroberfläche tanzten, hatten die Farbe von Korallen. Ich hatte heute Abend alles gezeigt, was ich zu bieten hatte, aber dieser Russe hatte meinem Vorbau nicht einmal einen zweiten Blick gegönnt.

Was wäre geschehen, wenn ich ihn nicht abgestoßen hätte? Wie hätten sich wohl seine heißen, rauen Hände angefühlt, während sie meinen Busen kneteten? Bei dem Gedanken überkam mich eine Welle der Erregung, die so stark war, dass es mich fast überwältigte. Meine Nippel wurden noch härter. Als das Badewasser gegen sie schwappte, blieb mir die Luft weg.

Ich hatte mich nicht mal zwei Minuten mit ihm unterhalten, ihn weniger als zehn Minuten gesehen, und er hatte eine derartige Wirkung auf mich?

Scheißegal. Er konnte mich verschmähen, solange er wollte, aber er konnte mich nicht davon abhalten, von ihm zu träumen. Mit dem Gedanken Fick dich, Russe griff ich zwischen meine Beine und begann mich zu streicheln, wobei ich mir seine breiten Schultern, seine kantige Kieferpartie, seinen Mund vorstellte. Diesen verschleierten Blick seiner goldenen Augen.

Sogar im Wasser spürte ich deutlich, wie feucht ich geworden war. Mein Zeigefinger glitt über meine Schamlippen, teilte sie. Als ich meine Klitoris erreichte, fühlte sie sich geschwollen und supersensibel an.

Vor Verlangen stieß ich einen Seufzer aus und begann, meine Knospe in langsamen Kreisen zu reiben. Meine Lider schlossen sich und meine Knie sanken gegen die Seiten der Badewanne. Mit meiner freien Hand streichelte ich meine Brüste und bearbeitete meine Nippel mit dem Daumen, bis sie prall und fest waren.

Ich überlegte, ob ich einen meiner erprobten Vibratoren unter dem Bett hervorholen sollte, aber dann stellte ich mir den Russen dabei vor, wie er meinen Oberkörper mit Küssen bedeckte, und mir wurde klar, dass ich die Dienste meines batteriebetriebenen Freundes diesmal nicht brauchen würde.

Auch wenn mich noch kein Kerl mit der Zunge verwöhnt hatte, konnte ich den dunklen Kopf des Russen geradezu zwischen meinen Schenkeln sehen, wie er begann, mich zu lecken. Bei der nächsten Berührung wand ich mich im Wasser und schnappte nach Luft. Seine Lippen würden sich fest gegen meine nasse Haut drücken, während er mich gierig mit der Zunge bearbeitete. Er würde es darauf anlegen, mich immer feuchter zu machen, und ich würde seinem Wunsch entsprechen.

In diesem Traum lag nicht mein eigener Finger an meiner sehnsüchtig pochenden Klit, sondern seine gierige Zunge.

Als mein Körper kurz vor dem Orgasmus erstarrte, schien sich alles in mir zusammenzuziehen, wie bei einem Stern, der kurz vor der Explosion steht. Ich rieb meine Handfläche über meine harten Nippel, ein weiterer intensiver Reiz. So kurz davor, nur noch einige wenige Bewegungen … Ich öffnete meine Augen einen Spalt, um mich zu beobachten, wie ich mich in meiner Erregung wand. Da erspähte ich aus den Augenwinkeln etwas wirklich Seltsames … ich bildete mir ein, durch die Dampfschwaden hindurch den Russen zu sehen.

Er stand in der Tür und blickte mit glühenden Augen auf mich hinab.

Seine breite Brust hob und senkte sich heftig, während er mit den Zähnen knirschte.

Seine Muskeln waren angespannt, als ob er kurz davorstände, über mich herzufallen.

Ich versuchte, mit zusammengekniffenen Augen durch den Dunst hindurchzusehen. Es musste sich um ein Fantasiegebilde meines benebelten Verstandes handeln. War ich denn dermaßen betrunken? Ich stand so kurz davor zu kommen; meine Zehen verkrampften sich bereits. Als ich in die hypnotisierenden Augen dieses Trugbilds blickte, beschloss mein Finger, noch einmal über meine Klit zu fahren, sodass ich erschauerte.

Der Russe stieß scharf den Atem aus, seine großen Hände öffneten und schlossen sich. Seine Miene verriet, dass er mich gleich packen und Stück für Stück verschlingen würde.

So kurz davor … bis mir schließlich dämmerte, dass er tatsächlich in der Tür zu meinem Badezimmer stand.

Der Russe war in mein Haus eingebrochen und spionierte mir hinterher wie so ein Psycho!

Mit einem Schlag saß ich aufrecht in der Wanne und holte tief Luft, um einen Schrei auszustoßen, aber er fuhr mir über den Mund: »Bedecke dich, Natalie.« Seine Stimme war rau, die Brauen zusammengezogen. »Wir müssen reden.« Mit einem üblen russischen Fluch auf den Lippen verließ er das Bad.

Mich bedecken? Reden?

Nächtliche Stalker-Serienmörder laberten doch nicht so einen Scheiß!

Ich war so verwirrt, dass ich nicht mal einen Schrei zustande brachte. Mein Mund bewegte sich, aber es kamen keine Worte heraus. Hastig kletterte ich aus der Wanne, griff nach einem Handtuch und wickelte mich darin ein. Sogar in dieser Aufregung sog ich zischend den Atem ein, als der Frottee über meine Nippel rieb.

Ich sah mich nach einer Waffe um, griff mir schließlich den Deckel des Spülkastens und schwang ihn mir über die Schulter wie einen Baseballschläger. Aus der Sicherheit des Badezimmers heraus rief ich: »Ich weiß nicht, was Sie in meinem Haus tun, aber Sie müssen es auf der Stelle verlassen. Sonst rufe ich die Polizei!«

»Ihr Vater hat mich hergeschickt«, erwiderte er von meinem Schlafzimmer aus.

Ich geriet ins Schwanken und ließ meine improvisierte Waffe ein wenig sinken. Angesichts seines russischen Akzents – und des Timings – wusste ich, dass er über meinen biologischen Vater sprechen musste. Dennoch sagte ich: »Mein Vater ist vor sechs Jahren gestorben.«

»Sie wissen, dass ich nicht ihn meine.«

»Was wissen Sie von ihm?«, fragte ich hastig. »Wer sind Sie? Warum sind Sie in mein Haus eingebrochen?«

»Eingebrochen?« Ein spöttisches Schnauben. »Ihr Schlüssel lag unter einem Plastikstein. Wo ihn jeder finden kann«, fügte er in tadelndem Tonfall hinzu. »Ihr Vater ist ein sehr wichtiger – und wohlhabender – Mann. Er hat mir die Aufgabe übertragen, Ihr neuer Bodyguard zu sein.«

»Bodyguard! Warum sollte ich denn einen Bodyguard brauchen?«

»Jeder, der einer Familie angehört, die über ein Vermögen in zehnstelliger Höhe verfügt« – mir blieb die Luft weg – »braucht Schutz.«

»Sie wollen damit sagen, er ist ein … Milliardär?« Wollte der Typ mich verarschen? Vielleicht meinte er Rubel oder so was.

»Korrekt. Sein Name ist Pawel Kowalew. Er hat erst vor Kurzem von Ihrer Existenz erfahren, durch den Ermittler, den Sie angeheuert haben.«

Jetzt kannte ich den Namen meines Vaters.

Ursprünglich hatte ich etwas über meine biologischen Eltern erfahren wollen, weil ich generell unglaublich neugierig war. Dann fiel mir ein, dass ich diese Neugier möglicherweise von meinen Eltern geerbt haben könnte.

Ich hatte mir einen Mann und eine Frau in den Vierzigern vorgestellt, die ständig über das Kind nachgrübelten, das sie vor vierundzwanzig Jahren einem russischen Waisenhaus überlassen hatten. Dieser Gedanke hatte mich dazu gebracht, einen weiteren Job anzunehmen, um unablässig weiterzuforschen. Ich hatte nicht nur um meinetwillen Nachforschungen angestellt, sondern auch um ihretwillen.

Er sollte gar nicht gewusst haben, dass ich existierte? Dann runzelte ich die Stirn. »Mein Ermittler, Zironow. Er hat meine E-Mails und Anrufe nicht mehr beantwortet.«

»Er wurde darauf hingewiesen, dass wir uns ab sofort intern um diese Angelegenheit kümmern würden.«

»Oh.« Danke, dass Sie mir Bescheid gesagt haben, Blödmann. Wenigstens war ich nicht wieder übers Ohr gehauen worden. Nein, ich hatte … Erfolg gehabt.

Nachdem ich sechs Jahre lang gesucht hatte.

Der Schock ließ mich schwanken – und die Nachwirkungen des Tequilas. Ich brachte den Deckel des Spülkastens dorthin zurück, wo er hingehörte, ehe er noch wie ein Cartoon-Amboss auf meinem Kopf landete. »Wenn Sie mein Bodyguard sind, warum haben Sie mir dann im Bad hinterherspioniert?« Ich schnappte mir meinen rosa Bademantel und tauschte ihn eilig gegen das Handtuch aus. »Na?«

Schweigen. Als ich gar nichts hörte, überfiel mich die seltsame Panik, dass dieser Mann – eine neue Quelle von Antworten, die meine Neugier stillen konnte – genauso rasch verschwunden wie aufgetaucht war. »Sind Sie noch da?«

Ich streckte meinen Kopf aus dem Badezimmer, während ich mich bemühte, nicht daran zu denken, wie kurz mein seidener Bademantel war – und wobei der Russe mich eben erwischt hatte; er war nirgends zu sehen. Also tapste ich vorsichtig auf mein Zimmer zu. »Sie haben mir meine Frage noch nicht beantwortet. Hey, was machen Sie in meinem Schrank?«

Er kam aus meinem begehbaren Kleiderschrank. »Wo sind Ihre Koffer?«

»Was hat das denn damit zu tun?« Ich hatte gar keine Koffer. Die Sachen für die Uni hatte ich in Wäschekörben und Kisten transportiert.

Er musterte mich in meinem Bademantel, wobei sein Blick auf bestimmten Körperpartien länger verweilte. Schließlich schien er sich zusammenzureißen, packte meine geräumige Büchertasche und kippte die darin steckenden Bücher aus der Bibliothek auf den Boden. Die Geschichte der Sexualität. Die Grenzen des Eros. Ein Dorn im Fleisch.

»Was soll das, Russe?!« Wenn ihm die Titel aufgefallen sein sollten – mein Forschungsgebiet war die historische Erforschung von Frauen und Gender –, brachten sie ihn jedenfalls nicht aus der Fassung.

Als er mir die leere Tasche zuwarf, fing ich sie nur mit Mühe. »Packen Sie bloß das Notwendigste ein. Alles andere bekommen Sie von uns.«

Ich starrte auf die Tasche hinab und dann wieder zu ihm hinüber. »Ich tue gar nichts, ehe Sie mir nicht erzählen, wohin Sie mich bringen wollen. Und warum das nicht bis morgen warten kann. Schließlich könnten Sie ja auch ein Menschenhändler sein oder so was!«

»Und das ist also meine Methode?« Er seufzte in einer Art überraschter Ungeduld, als ob noch nie zuvor jemand auf die Idee gekommen wäre, ihm zu widersprechen; als hätte er das schon mit hundert anderen jungen Frauen gemacht, die allesamt mit einem Sofort, mein Herr angefangen hätten zu packen. »Mein Name ist Alexander Sewastian. Nennen Sie mich Sewastian.« Wie Sebastian mit einem w. »Ich arbeite schon seit Jahren für Ihren Vater. Kowalew kann es kaum erwarten, Sie kennenzulernen.« Wie zu sich selbst fügte er noch hinzu: »So ungeduldig habe ich ihn noch nie erlebt.«

»Wie kann er denn so sicher sein, dass ich seine Tochter bin? Zironow könnte auch einen Fehler begangen haben.«

»Njet.« Njet war ein eindeutiges Nein; net hingegen wäre ein sanftes Nein gewesen. »Sie haben Ihre DNA zur Verfügung gestellt. Kowalew hatte seine bereits in den Akten. Es besteht kein Zweifel.«

»Wenn er so versessen darauf ist, mich kennenzulernen, warum ist er denn dann nicht selbst gekommen? Warum hat er mich nicht einfach angerufen?«

»Wie ich schon sagte, ist er in Russland ein wichtiger Mann, und er ist gegenwärtig mit Problemen bei seiner Arbeit beschäftigt, um die sich niemand außer ihm selbst kümmern kann. Er vertraut mir uneingeschränkt.« Sewastian trat an mein Schlafzimmerfenster und spähte mit derselben Vorsicht durch die Schlitze der Jalousien, die mir schon in der Bar aufgefallen war. »Wenn Sie jetzt Ihre Tasche packen und mit mir in ein Flugzeug steigen, wird er Sie in weniger als vierzehn Stunden auf seinem Besitz außerhalb von Moskau begrüßen. Dies ist der Wunsch Ihres Vaters – ein Wunsch, den ich erfüllen werde.«

Mein Mannalysator mochte außer Betrieb sein, aber mein Detektor für Bockmist funktionierte bestens. Gegen jede Wahrscheinlichkeit begann ich diesem Kerl zu glauben.

Dann setzte mein Sinn für die Realität wieder ein. »Aber ich muss morgen zur Arbeit.« Das hätte ich allerdings nicht mehr nötig, wenn meine Suche endlich vorbei wäre. »Und zum Unterricht!« Sobald die Worte ausgesprochen waren, kam ich mir ziemlich albern vor. Was wusste dieser riesige tätowierte Russe schon von einem Hochschulabschluss? Warum sollte ihn das interessieren?

Zu meiner Überraschung sagte er: »Ihr Studium ist Ihnen wichtig. Das verstehen wir. Aber Ihr Vater möchte Sie jetzt in Russland sehen. Weder nächsten Monat noch nächstes Jahr. Sie reisen noch heute Nacht ab.«

»Bekommt er immer, was er will?«

»Ohne Ausnahme.« Sewastian warf einen Blick auf seine teuer wirkende Uhr. »Unser Flug geht in einer Stunde. Auf dem Weg zum Flughafen werde ich mehr erklären.«

Flughafen? Flug? Ich war noch nie geflogen. In weniger als einem Tag könnte ich in Russland sein. Denk nicht an die Postkarten, denk nicht an die …

Sogar Jess war noch nie in Russland gewesen!

Dann richtete ich mich auf. »Noch mal – warum die Eile? Und überhaupt, ich besitze gar keinen Pass! Wie soll ich denn ohne Pass nach Moskau kommen?«

»Darum kümmere ich mich. Das ist kein Problem.« Sewastian knipste die Lampe neben meinem Bett aus, sodass das Zimmer in Dämmerlicht getaucht war.

»Wie kann das kein Problem sein?« Ich warf einen Blick auf die Tattoos auf seinen vernarbten Fingern, und mir kam ein übler Verdacht, den ich zu ignorieren versuchte. Nein, auf gar keinen Fall …

»Ich verstehe, dass Sie das alles erst einmal verarbeiten müssen, aber ab sofort ist alles anders für Sie, Natalie. Einige Regeln … gelten nicht mehr.«

Ich straffte meine Schultern. »Das reicht mir ni–«

»Ich will es mal ganz einfach ausdrücken«, unterbrach er mich. »Ich werde dieses Haus in fünf Minuten verlassen. Entweder kommen Sie dann mit mir, angezogen und mit einer gepackten Tasche, oder aber sie verlassen das Haus in diesem kleinen Bademantel« – seine durchdringenden Augen musterten mich, nicht zuletzt meine Nippel, die sich gegen die Seide drückten – »und zwar über meine Schulter geworfen. Sie haben die Wahl.«

Ich öffnete den Mund. Sein Ton und seine Haltung ließen keinen Zweifel daran, dass es ihm todernst war. Er würde mich kidnappen. Dieser Bodyguard eines Rubel-Milliardärs würde seinen Job ausführen – basta. Trotzdem wagte ich es, eine weitere Frage zu stellen. »Warum haben Sie meine Mutter mit keinem Wort erwähnt?«

Als seine Augen schmal wurden, gewann ich erneut den Eindruck, dass es nicht viele Menschen gab, die diesen Mann herausforderten.

»Vier Minuten.«

Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich mach da nicht mit, Sewastian. Nicht ohne weitere Antworten.«

»Die werde ich Ihnen geben, sobald wir unterwegs sind. Versprochen.«

Was könnte schlimmstenfalls passieren? Wenn mir nicht gefiel, was er zu sagen hatte, konnte ich am Flughafen weglaufen, direkt in die Arme der Sicherheitswachen.

Sewastian kam zu mir herüber und baute sich vor mir auf. Das weiche Licht schmeichelte seinen harten Zügen, die beinahe zu maskulin waren. Sein kantiger Kiefer war breit, der Rücken seiner Adlernase leicht schief, was ihn wie einen Verbrecher aussehen ließ. Aber alles in allem war er umwerfend attraktiv, mit dieser gefährlichen Aura, die ihn umgab.

»Sie müssen mir vertrauen, Kleines«, sagte er und streckte die Hand aus, um sie mir sanft unters Kinn zu legen.

Bei seiner Berührung erfüllte mich sofort wieder diese schwindelerregende Hitze. Daran war nur der Alkohol schuld, beruhigte ich mich, oder die dauernde Erschöpfung machte sich endlich bemerkbar. Oder aber mein unterbrochenes Bad.

»Sie wissen, dass ich nicht die Absicht habe, Ihnen Schaden zuzufügen«, murmelte er. »Sonst hätte ich Sie vorhin in der Bar mitnehmen und irgendwohin bringen können, wo wir beide allein gewesen wären.« Bei dem Gedanken atmete ich nur noch ganz flach. »Wären Sie etwa nicht mitgekommen?«

Doch, auf der Stelle.

Er beugte sich zu meinem Ohr hinab. »Genau, Natalja. Sie wären überall hingegangen, wohin ich Sie geführt hätte.«

»Äm … äh …« Ich war noch dabei, mich davon zu erholen, wie mein Name mit seinem rauen Akzent geklungen hatte, als ich seinen warmen Atem spürte. Oh Gott, hatten seine Lippen etwa gerade mein Ohr gestreift? Sein Duft und seine Hitze hatten mich schon fertiggemacht; bei dieser flüchtigen Berührung wurden mir die Knie weich.

Er zog sich mit unergründlicher Miene zurück. »Also, warum hören Sie nicht auf, so zu tun, als ob Sie sich nicht schon entschieden hätten, mitzukommen?«

»Wie bitte?«

»Sie hatten sich schon in dem Moment entschieden, in dem sie die Wörter Russland, Vater und gehen gehört haben.« Er presste seine Lippen aufeinander, sodass sich seine rasiermesserdünne Narbe weiß färbte.

»So kann man das nicht sagen …«

»Die Zeit ist um, Kleines.« Er bückte sich, um mir einen Arm um den Hintern zu legen, und warf mich über seine Schulter.

3

»Setzen Sie mich ab!«, kreischte ich. Ich wand mich auf den Schultern dieses Neandertalers, während er durch die Haustür schritt. »Das können Sie nicht tun!«

Er packte meinen Hintern noch ein wenig fester. »Ich tue es aber gerade.« Sein Ton war gleichmütig; er war nicht mal außer Atem.

Noch einmal krümmte ich mich in dem vergeblichen Versuch, mich zu befreien. »Bitte setzen Sie mich ab. Wir gehen wieder rein« – ich werde mich schleunigst aus dem Staub machen – »und dann werde ich packen, so wie Sie gesagt haben.«

Drei Passanten kamen den Gehweg entlanggeschlendert; riesige, muskelbepackte Kerle in Collegejacken. Footballspieler der Huskers! Sie blieben stehen und starrten uns an.

Ich hing mit dem Kopf nach unten, das Blut schoss mir nur so in den Kopf, und ich öffnete den Mund, um um Hilfe zu schreien – und dann zögerte ich. Glaubte ich, was Sewastian mir erzählt hatte? Wurde ich gerade von diesem überheblichen Bodyguard bedrängt – oder entführte er mich? Wenn ich jetzt schrie, würden diese Sportskanonen Sewastian eine kräftige Abreibung verpassen – und das würde mir nicht helfen, nach Russland zu kommen …

Diese Entscheidung wurde mir genau wie die letzte kurzerhand abgenommen. Sewastian drehte sich zu ihnen um und schüttelte langsam den Kopf. Der Blick, den er ihnen zugeworfen haben musste, brachte drei riesige Footballspieler dazu, schleunigst das Weite zu suchen.

Während sie sich davonmachten, bearbeitete ich frustriert Sewastians Rücken mit den Fäusten, bis ich zu meinem Entsetzen ein Holster fühlte. Er trug eine Waffe! Ich hatte jedoch keine Zeit, den Schock zu verarbeiten, als er mich schon auf den Vordersitz eines luxuriösen Mercedes setzte.

Sobald er die Tür zugeworfen hatte, stürzte ich mich auf den Griff, aber er hatte bereits auf die Fernbedienung gedrückt und die Tür verschlossen.

An seiner Tür angekommen, warf er mir durch das Fenster einen warnenden Blick zu. Er wusste, dass er die Verriegelung aufheben musste, um selbst ins Auto zu steigen, was mir eine Chance zur Flucht verschaffen würde. Das Aufschließspiel. Ich würde den richtigen Moment abpassen und mit meinen blitzschnellen Reflexen …

Mist! Er hatte die Tür geöffnet und gleich wieder auf den Sperrknopf gedrückt, ehe ich meine Tür hatte öffnen können.

Er schob seinen großen Körper in den Wagen. »Ich wünsche Ihnen mehr Glück beim nächsten Mal.«

»Das ist eine Entführung!«

»Ich habe Ihnen meine Absichten erklärt. Habe Ihnen Zeit gelassen.« Er startete den Motor und fuhr auf die Straße. »Eins müssen Sie über mich wissen, Natalie: Ich tue genau das, was ich sage. Immer.« Mühelos kurvte er durch die Straßen, als würde er die Stadt genauso gut kennen wie ich. »Und jetzt sage ich Ihnen, dass ich Sie sicher zu Ihrem Vater nach Russland bringen werde.«

»Was glauben Sie, wie Sie mich so durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen schleusen werden?« Ich zeigte auf meinen Bademantel. »Ich habe ja nicht mal meine Handtasche dabei.«

»Wir fahren zu einem Privatflughafen. Und wenn wir in Moskau landen, wird man Ihnen Ihre neue Garderobe in den Jet bringen.«

Neue Garderobe? Jet? Meinte er das ernst?

Sein Blick landete auf meinen Beinen, auf meinen zur Hälfte nackten Schenkeln. Dieser eine dunkle Blick reichte, dass sich meine Haut rötete. Ich musste unwillkürlich daran denken, wie er mich im Bad angesehen hatte.

Wie ein hungriges Raubtier, das eine zarte Beute beäugt.

Als hätte er mich bereits gefangen. Als könnte er mit mir machen, was er wollte. Ich erschauerte.

»Ist Ihnen kalt?«, fragte er. »Sie sehen aus, als ob Sie frieren.«

Als ob ich friere? Oh. Weil meine Nippel immer noch hart sind. Mir war wirklich kalt, aber darüber hinaus litt mein Körper auch noch an den Nachwirkungen meines unterbrochenen Masturbationsversuchs. Ich war so kurz davor gewesen, ganz auf mich konzentriert …

In gewisser Weise fühlte ich mich gerade genauso. Angespannt. Meine Haut prickelte jedes Mal, wenn er mich ansah.

Als ich ihm nicht antwortete, drehte Sewastian die Heizung auf, sodass heiße Luft gegen meinen Oberkörper blies, über die hyperempfindlichen Spitzen meiner Brüste. Ich hätte beinahe aufgeschrien, als ich fühlte, wie die Sitzheizung meine Pobacken röstete. In der Enge des Wagens traf mich eine weitere Wolke des atemberaubenden Dufts des Russen.

So viele Reize. Ob er wohl sehen konnte, dass ich am ganzen Körper bebte?

Sobald wir uns auf dem Highway befanden, der aus der Stadt hinausführte, und der Wagen mit hundertdreißig Stundenkilometern dahinschnurrte, befahl er: »Legen Sie den Sicherheitsgurt an.«

Sein Tonfall gefiel mir ganz und gar nicht; davon bekam ich in meinem Kellnerinnenjob weiß Gott schon genug zu hören. »Sonst was?« Ich kniff die Augen zusammen. »Und haben Sie mich vorhin echt Kleines genannt?«

»Wenn ich Ihnen befehle, etwas zu tun, dann liegt es in Ihrem eigenen Interesse, es auch zu tun, Kleines.« Ohne Vorwarnung griff er über mich hinweg, um an meinem Sicherheitsgurt zu zerren, wobei sein Unterarm grob meine Brüste streifte und mein Kopf sich mit seinem Duft füllte. Ich rutschte auf dem heißen Sitz hin und her, fühlte mich von diesem arroganten Kerl total aus der Fassung gebracht.

Ich erinnerte mich daran, wie ich einmal nach einem Footballspiel beim Trinken in der Öffentlichkeit erwischt worden war. Ich hatte mich dazu gezwungen, mich zusammenzureißen, um dem Cop die kostspielige Vorladung auszureden. Hör auf zu kichern, Nat, und antworte dem netten Polizisten! Nicht Pilozist, du Doofi! Fass ja nicht seine Dienstmarke an, auch wenn sie noch so schön glänzt. Fass ja nicht – Verdammt, Nat!

Genauso fühlte ich mich jetzt. Wie unter Drogeneinfluss.

Sewastian hatte eine Wirkung auf mich, die ich einfach nicht abschütteln konnte. Ich fühlte mich auf verwirrende Art zu ihm hingezogen, als ob eine unerklärliche Verbindung zwischen uns bestünde.

Und ganz gleich, wie schlecht die Idee auch war, wünschte ich mir immer noch, seine Dienstmarke zu berühren – metaphorisch gesprochen.

Nein, nein, nein. Ich musste mich darauf konzentrieren, weitere Informationen aus ihm rauszukitzeln. »Halten Sie Ihre Versprechen, Sewastian?«

»Nur Ihnen und Ihrem Vater gegenüber.«

»Sie haben mir Antworten versprochen.«

Seine Hände umklammerten das Steuer, sodass sich seine sexy Ringe in das Leder gruben. »Sobald wir an Bord des Flugzeugs sind.«

»Warum nicht jetzt? Ich muss mehr über meine Eltern wissen.«

Er ließ sich nicht dazu herab, mir zu antworten, sondern warf lediglich mit dieser argwöhnischen Wachsamkeit einen Blick in den Rückspiegel.

Da fiel mir sein Verhalten in meinem Zimmer ein, wie er durch die Jalousien hindurch einen prüfenden Blick auf die Straße geworfen hatte. »Wieso diese Paranoia? Wir sind in Lincoln, Nebraska. Das Gefährlichste, was hier je passiert ist, war, als dieses russische Arschloch eine nichtsahnende Studentin entführt hat – in ihrem Bademantel.«

Er drückte aufs Gaspedal.

»Werden wir … werden wir etwa verfolgt?«

Ein weiterer Blick in den Rückspiegel. »Im Moment nicht.«

»Das bedeutet, dass wir möglicherweise in der Vergangenheit verfolgt wurden oder aber in der Zukunft verfolgt werden könnten?« Das war wirklich eine seltsame Geschichte. »Bin ich irgendwie in Gefahr?« Angesichts der Angst über meine unmittelbare Zukunft, traten die Fragen über meine Eltern und meine Vergangenheit in den Hintergrund.

»Es besteht immer die Gefahr einer Entführung, um Lösegeld zu erpressen«, erwiderte er widerwillig.

Ich kniff die Augen zusammen. »Das kauf ich Ihnen nicht ab. Was Sie gerade beschrieben haben, klingt wie ein chronisches Problem, oder wie ein grundsätzliches. Dass Sie in mein Haus eingebrochen sind und von mir verlangt haben, es innerhalb von fünf Minuten zu verlassen, klingt dagegen nach einem akuten Problem. Also, was ist in der Zeit passiert, nachdem ich Sie in der Bar gesehen habe und ehe Sie mein Haus betreten haben?«

Ein Blick von der Seite. »Ich glaube, Sie haben die Gerissenheit Ihres Vaters geerbt.«

»Antworten Sie. Was ist passiert?«

»Kowalew hat mich angerufen und mir den Befehl erteilt, Sie in ein Flugzeug zu setzen. Und das bedeutet, dass es so gut wie erledigt ist.«

Mir kam plötzlich ein Gedanke. »Wie lange sind Sie eigentlich schon mein Bodyguard, Sewastian?«

»Nicht lange«, antwortete er ausweichend.

»Wie lange?«

Er hob seine breiten Schultern. »Etwas über einen Monat.«

Und ich hatte keine Ahnung gehabt. »Sind Sie mir überallhin gefolgt? Und haben mich die ganze Zeit beobachtet?«

Ein Muskel an seinem breiten Kiefer zuckte. »Ich habe auf Sie aufgepasst.«

Dann kannte er mich also besser, als ich mir vorstellen konnte. Was hielt ein Mann wie er wohl von mir?

Als er an einer obskuren Ausfahrt vom Highway abbog, rief ich: »Moment mal! Wo fahren wir denn hin? Hier gibt es gar keinen Flughafen. Nicht mal einen ganz kleinen, für VIPs oder so.«

»Ich musste mir einen alternativen Abflugort ausdenken.«

Eine Alternative? Ich hatte mir selbst das Versprechen gegeben, dass ich in die Arme eines Sicherheitsmannes flüchten würde, wenn mir seine Antworten nicht gefielen, doch langsam überkamen mich Zweifel, dass ich überhaupt eine Wache zu Gesicht bekommen würde.

Nach ein paar Kilometern bog er in eine ungeteerte Straße ein, die durch ein Maisfeld hindurchführte. Wir fuhren und fuhren, bis endlich eine Lichtung vor uns auftauchte; es sah aus wie eine Rollbahn für Sprühflugzeuge. Am einen Ende wartete ein Jet mit blinkenden Lichtern, dessen Motoren in der Nachtluft Hitze abstrahlten.

Um mich nach Russland zu bringen. Das alles war … real.

Sewastian parkte in der Nähe des Jets, öffnete seine Tür jedoch nicht. »Ich weiß, dass Sie Fragen haben«, sagte er in milderem Ton. »Ich werde sie beantworten, soweit ich kann, sobald wir in der Luft sind. Aber Sie müssen mir glauben, Natalie, Sie werden diesen Schritt nicht bereuen. Sie werden Ihr neues Leben sehr genießen.«

»N-Neues Leben?«, stotterte ich. »Wovon reden Sie überhaupt? Zufällig gefällt mir mein jetziges Leben sehr gut.«

»Wirklich, Kleines? Sie haben nach ihm gesucht«, sagte Sewastian. »Unermüdlich. Irgendetwas hat Sie angetrieben.«

Ich wandte den Blick ab. Dem konnte ich nicht widersprechen.

»Jetzt müssen Sie nie wieder arbeiten, können sich alles kaufen, was Sie wollen, Sie können die ganze Welt bereisen, all die Orte auf den Postkarten sehen, die an Ihrem Kühlschrank hängen.«

Mein Traum. »Ich muss gerade eine ganze Menge verarbeiten, und große Entscheidungen treffe ich nicht gerne unter Druck.«

»Wird es Ihnen reichen, zu wissen, dass Kowalew ein guter Mann ist und dass er all die Jahre wiedergutmachen will, die er nicht mit Ihnen verbringen konnte?«

»Wenn Sie an meiner Stelle wären, könnten Sie diesen Schritt tun?«

Er nickte zuversichtlich. »Als ich begann, für Kowalews Organisation zu arbeiten, vertraute ich darauf, dass mein Leben besser sein würde, wenn er darin eine Rolle spielt. Ich habe meinen Entschluss nie bereut.« Er musste erkennen, dass ich immer noch nicht überzeugt war. Frustiert stieß er den Atem aus und befahl: »Bleiben Sie einfach hier.«

Er stieg aus dem Wagen und ging mit langen Schritten auf den Jet zu. Der Pilot, ein großer, muskulöser Blonder in Uniform, kam ihm aufgeregt gestikulierend am Fuß der Treppe entgegen und redete erregt auf ihn ein. Ich konnte zwar den russischen Tonfall heraushören, aber bei dem Lärm der summenden Motoren die Worte nicht verstehen.

Aus reiner Gewohnheit musterte ich den Mann von Kopf bis Fuß; mir fiel auf, dass sein abgetragener Gürtel enger geschnallt war als gewöhnlich und seine Schuhe makellos poliert waren. Eine kürzlich überstandene Krankheit? Jede Menge Freizeit? Dann sah ich seine Hände, sah dieselbe Art Tattoos, die auch Sewastians Finger schmückten.

Da konnte ich den Verdacht, der an mir nagte, nicht länger unterdrücken. Ich hatte sämtliche Aspekte meines Geburtslandes lange genug studiert, um über die Russkaja Mafia Bescheid zu wissen – und darüber, dass sie auf solche Tattoos stand.

Allerdings: Wie standen die Chancen, dass ein Milliardär dort drüben nicht auf irgendeine Weise mit der Mafia verbunden war? Ganz abgesehen davon, dass Sewastian mich entführt hatte, um mich – ohne Reisepass – ins Land zu schmuggeln.

Hatte ich so lange gespart und geackert und gesucht, nur um am Ende bei einem Mafioso-Vater zu landen?

Der Pilot machte seinen Gefühlen weiterhin Luft, während meine Gedanken durch meinen Kopf rasten.

Dann machte Sewastian plötzlich wortlos einen bedrohlichen Schritt vorwärts; der Pilot wich mit erhobenen Händen zurück.

Ein einziger Schritt hatte den riesigen Piloten eingeschüchtert. Vielleicht hätte Sewastian es tatsächlich mit den drei Sportskanonen aufnehmen können. Weil er gefährlich war.

Und er wollte mich in seine Welt hineinziehen.

Folge diesem logischen Gedankengang, Nat. Wenn Kowalew zur Mafia gehörte, dann konnte dieser übereilte nächtliche Ausflug ins Heimatland nichts Gutes bedeuten.

Glaubte ich, dass ich mich in Gefahr befand? Vielleicht. Vertraute ich darauf, dass Sewastian mich beschützen würde? Würde ich mich selbst beschützen können?

In diesem Moment beschloss ich, auf dieses »neue Leben« zu verzichten, das sich irgendein Fremder auf der anderen Seite der Welt für mich ausgemalt hatte. Wenn Kowalew mit mir reden wollte, konnte er das am Telefon tun!

Und Sewastian? Ich verspürte nach wie vor diese verwirrende Anziehungskraft, dieses seltsame Gefühl der Verbundenheit. Ich zwang mich, es zu ignorieren.

Da er immer noch beschäftigt war, öffnete ich behutsam meine Tür und schlüpfte hinaus. Ich zog meinen Bademantel eng um mich und schlich mich zu dem Maisfeld hinüber. Natürlich stand ausgerechnet in dieser Nacht, in der ich vor der Mafia fliehen musste, der Mond als hell strahlende Kugel am Himmel. Wenigstens würde mir das Feld Deckung bieten. So kurz vor der Ernte waren die Pflanzen hoch und die Blätter dicht.

Ich war schon fast da. Mein Atem dampfte. Fast –

»Natalie!«, brüllte Sewastian. »Nicht weglaufen!«

Ich begann zu rennen und flüchtete mich ins Feld.

4

Maisblätter klatschten mir ins Gesicht, blieben in meinen Haaren hängen. Meine nackten Füße ließen lose Erde hochspritzen.

Wie viel Vorsprung ich wohl haben mochte? Ob er bereits hinter mir her durch den Mais stürzte?

»Hören Sie damit auf, Natalie!«

Ich stieß einen Schrei aus. Mein Gott, war er schnell! Zuvor hatte ich mich schon wie ein Beutetier gefühlt; jetzt war ich es tatsächlich. Dieser Mann jagte mich, wollte mich einfangen! Ich strengte mich noch mehr an, rannte noch schneller.

In der einen Sekunde floh ich, so schnell ich konnte, in der nächsten flog ich durch die Luft. Er hatte sich auf mich gestürzt, mich um die Taille gepackt. Im letzten Moment drehte er sich noch herum, sodass er auf dem Rücken landete und so meinen Aufprall abfing, während wir die Maispflanzen unter uns zerquetschten.

»Verdammt noch mal! Lassen Sie mich los!« Ich wehrte mich nach Kräften gegen ihn, hätte aber genauso gut gegen einen Schraubstock aus Stahl kämpfen können.

Ehe ich auch nur blinzeln konnte, hatte er mich schon mit dem Rücken auf eine Matte aus Blättern geworfen.

»Runter von mir!« Ich trommelte mit beiden Fäusten gegen seine Brust.

Riesenhaft und wütend lag er über mir. Er drängte sine Hüften zwischen meine Beine und packte meine Hände mit seiner großen Hand. »Laufen Sie nie wieder vor mir weg.« Der Mond schien auf ihn hinab und hob die markanten Linien seines Gesichts hervor. Er schien gegen seinen Zorn anzukämpfen, seine eiserne Selbstbeherrschung zurückzugewinnen.

»Lassen Sie mich los!«

Über die vertrauten Gerüche der fruchtbaren Erde, den reifen Feldfrüchten und der kalten Nacht hinweg machte ich seinen Duft aus: Aggression und pure Maskulinität. Sein Hemd stand ein Stück weit offen, und ich konnte mehr von seiner Haut sowie den Rand eines weiteren Tattoos sehen, das nicht ganz von dem Stoff bedeckt wurde.

»Sewastian, lassen Sie mich los. Bitte.«

Bei diesem Wort lockerte sich sein Griff um meine Handgelenke ein wenig. »Ich will Ihnen nicht wehtun«, sagte er rau. »Ich will Sie nur beschützen.« Hinter dieser undurchdringlichen Maske ging so viel vor, doch ich vermochte nur wenig zu erkennen.

Im Mondlicht warfen seine markanten Wangenknochen tiefe Schatten auf seine hageren Wangen. Sein schwarzes, bis auf den Kragen reichendes Haar glänzte wie Federn eines Raben; die Strähnen fielen ihm ins Gesicht und schwangen auf beinahe hypnotische Weise hin und her.

»Sie müssen bei mir bleiben«, knurrte er. Sein Blick hing an meinen Lippen, seine Brauen waren zusammengezogen. Er sah aus, als ob er sich mit aller Kraft abmühte, mich nicht zu küssen.

Küssen? Was war denn hier bloß los? Verwirrung begann meine Panik zu verdrängen. Ich verfügte über keinerlei Erfahrung, auf die ich mich in meiner misslichen Lage stützen könnte – weil ich mich noch nie in einer solchen Situation befunden hatte.

Eine Situation, in der es um Sex ging und die völlig außer Kontrolle geraten war.

Ich befand mich mit einem mysteriösen Fremden in einer höchst brenzligen Lage, aber ich verspürte keine Furcht. Eher so etwas wie … gespannte Erwartung. Und ich hatte den Verdacht, dass der Mangel an Kontrolle dies noch verstärkte.

Machte Gefahr mich an? Die Anspannung zwischen uns schien sich zu verändern. So reibungslos, wie ein Motor in einen anderen Gang schaltete, verwandelte sich meine Verwirrung in eine diffuse Hitze. Ich hatte gar nicht gewusst, dass so etwas in mir schlummerte! Wer bin ich?

Als mein Blick nach unten wanderte, entdeckte ich schemenhaft die Beule in seiner Hose. Ich war ihm also nicht gleichgültig! Auch wenn er mich in der Bar verschmäht hatte, konnte er seine Erektion nicht verbergen, die sich danach sehnte, aus der Enge seiner Hose befreit zu werden.

Bei diesem Anblick begann Erregung meine Denkprozesse zu behindern, als wären in meinem Kopf dichte Nebelschwaden aufgezogen. Ich hatte schon mal den Ausdruck blind vor Lust gehört. Das war es wohl, worauf ich geradewegs zusteuerte.

»Sewastian?« Ein Gefühl der Nähe wallte in mir auf. Verlangen, Begehren und noch etwas anderes. »Was wollen Sie von mir?«

Keine Antwort. Ich konnte lediglich unsere Atemzüge hören.

In dieser Situation wäre es ein Leichtes für ihn, seinen Reißverschluss zu öffnen und in der nächsten Sekunde schon in mir zu sein, mich auf dem Boden zu nehmen. Wie Tiere im Dreck.

Er. In mir. Hier.

Schon bei dem Gedanken begann mein Körper vor einem Verlangen zu vibrieren, das so groß war, dass ich ihm vermutlich alles erlaubt hätte, was er mit mir anstellen wollte. Meine geradezu überwältigende sexuelle Erregung begann mich mehr zu verunsichern als diese ganze Situation. In seiner Gegenwart verfügte ich über keinerlei Selbstbeherrschung. Ich musste weg!

Heftig schüttelte ich den Kopf. »Sie lassen mich jetzt auf der Stelle los.« Ich wehrte mich gegen seinen Griff, bohrte die nackten Fersen in den Boden, um mich nach hinten zu schieben, schaffte jedoch kaum einen halben Meter.

Er sah mich an, als ob ich wahnsinnig wäre, dass ich es wagte, ihm zu trotzen. Warum hatte ich nur keine Angst vor ihm? Stattdessen war ich stinksauer auf ihn, und auf meinen Körper, der machte, was er wollte. Noch einmal stemmte ich die Fersen in den Boden, ein ordentlicher Ruck nach hinten.

Da umfasste er mit seiner freien Hand meine Taille und zog mich einfach zurück, wobei er mich zwang, die Schenkel noch weiter zu öffnen.

Sein Blick wanderte nach unten. Seine Augen wurden groß, ehe er sie angespannt zusammenkniff.

Ich spürte kalte Luft zwischen meinen Beinen, und im gleichen Moment entdeckte ich, dass sich mein Bademantel an der vom Gürtel zusammengehaltenen Taille geöffnet hatte. Alles darunter lag frei.

Meine nackte Haut leuchtete im Mondschein, die getrimmten roten Locken hoben sich davon ab.

Ich war zu entsetzt, um zu reagieren, fühlte mich von seinem Blick aufgespießt. Seine Lider wurden schwer, seine Nasenlöcher blähten sich auf. Sein breiter Brustkorb schien um jeden Atemzug kämpfen zu müssen. Von der Taille abwärts war ich nackt, aber ich hatte keine Möglichkeit, mich zu bedecken. Ich verdrehte die Arme, um meine Handgelenke frei zu bekommen – bis ich seinen Blick sah.

Dunkel, hungrig, glutheiß. Gefährlich. Wie zuvor fühlte ich mich wie ein Beutetier, mit dem er nach seinem Willen verfahren konnte.

Meine Wut schwand dahin. Als mein Körper beschloss, unter dem seinen dahinzuschmelzen, nickte er kurz, als ob ich ihm einen Gefallen getan hätte, und seine freie Hand landete auf meiner bloßen Hüfte. Haut auf Haut. Die Berührung löste ein Stöhnen aus. Ich erschauerte angesichts der elektrischen Hitze seiner rauen Hand. Hatte ich mir nicht vorgestellt, wie es wäre, wenn mich diese Hände überall massierten?

Zitternd sah ich zu, wie er mit seinem beringten Daumen von meiner Hüfte aus in Richtung Schamhügel fuhr, bis dessen Spitze über den Rand meiner Locken strich. Das war so langsam und unerwartet, so zärtlich, dass ich mir ein Seufzen nicht verkneifen konnte.

Er berührte mich, als ob er eine Art … Ehrfurcht verspürte.

Von jener eisernen Selbstbeherrschung war keine Spur mehr zu sehen; stattdessen wirkte er verloren.

Wie vermutlich auch ich in diesem Moment.

Sein Schwanz pulsierte in seiner Hose, zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Beim Anblick dieser langen, schweren Erektion zog sich alles in mir vor Verlangen zusammen. »Sewastian?«, murmelte ich, während meine Hüften kreisten. »Was tust du nur mit mir?« Irgendwie hatte er mich verzaubert, mich dazu gebracht, mich leer und verzweifelt zu fühlen.

Zum zweiten Mal heute Nacht war ich auf dem besten Weg zu einem Orgasmus.

Immer noch vollkommen auf die Stelle zwischen meinen Beinen fixiert, stieß er mit rauer Stimme ein paar Worte auf Russisch hervor, sinngemäß, niemand könne von ihm verlangen, sich angesichts dieses Anblickes zu beherrschen. Das könne niemand von ihm erwarten.

Ich war in meinem ganzen Leben noch nie derartig durcheinander gewesen. »Wirst du … wirst du mich küssen?«

»Willst du, dass ein Mann wie ich deinen Mund berührt?«, brachte er mit stärkerem Akzent, als ich bislang von ihm gewohnt war, hervor. Sein Daumenring glitzerte, als er mich ein weiteres Mal langsam streichelte.

Gute Frage. Ich beantwortete sie mir selbst, als folgende Worte aus meinem Mund sprudelten: »Versuch es, dann wirst du es schon sehen.«

»Glaubst du denn, ich würde es bei einem Kuss belassen?«

»Denkst du, ich würde das wollen?«

Meine Antwort schien ihn aus seiner Betäubung zu wecken. Seine Hand zuckte zurück, als ob er sich verbrannt hätte; seine Miene verwandelte sich – von verloren zu angewidert. Wieder befahl er mir: »Bedecke dich.« Jetzt war er so wütend, wie ich eben gewesen war, aber ich hatte keine Ahnung, was ich falsch gemacht hatte.

Ich zog den Bademantel zurecht, während er sich hochstemmte.

Als er meine Hand packte und mich mit einem Ruck auf die Füße zerrte, setzte mein Verstand wieder ein, als hätte die Natalie, die ich mein ganzes Leben lang gekannt hatte, beschlossen, sich uns wieder anzuschließen.

Was für ein Wahnsinn hatte mich da gerade überkommen? Mit zitternder Hand hielt ich meinen Bademantel zusammen. Ich hatte zugelassen, dass dieser Mann, dieser Fremde, mich berührte, und hatte vor lauter Verlangen nach mehr auch noch mit den Hüften gekreist.

Wenn er Anstalten gemacht hätte, mich dort auf dem Boden zu nehmen … ich glaube, ich hätte ihn gewähren lassen.

Die Faust um meinen Oberarm geschlossen, zerrte er mich mit sich. »Solltest du noch einmal vor mir weglaufen, werde ich dich wieder einfangen. Das ist mein Job.« Er sah mir in die Augen. »Und dann werde ich dich übers Knie legen und deinen prallen Hintern so lange versohlen, bis du deine Lektion gelernt hast.«

Bei diesen Worten geriet ich ins Stolpern, aber er zog mich wieder hoch. Er marschierte einfach weiter, während er mit finsterer Miene auf meine hüpfenden Brüste hinabsah.

Ohne BH in Seide. Da blieb nichts der Vorstellungskraft überlassen. »Ich werde nicht weglaufen, solange du mich zu nichts zwingst. Ich will nicht mit dir kommen. Ich weiß, was du bist. Du gehörst zur Mafia, und das bedeutet, dass mein Vater das auch tut.« Leugne es, leugne es. Lach mir ins Gesicht.

Sewastian schob den Unterkiefer vor und zerrte mich noch schneller weiter.

Kein Widerspruch. Mein Vater, dieser Mann, der Pilot … sie alle gehörten der Mafia an.

»Du kannst mich nicht zwingen, zu ihm zu – Au!« Ein plötzlicher scharfer Schmerz fuhr in meine nackten Füße; ich war in Dornen getreten.

Ohne seine Geschwindigkeit auch nur zu drosseln, hob Sewastian mich auf, als ob ich federleicht wäre.