15,00 €
Es gab in der Kirchengeschichte immer wieder Situationen, in welchen die Gläubigen zeit- oder gebietsweise ohne Seelsorger waren. Zur Zeit des "Kulturkampfs" in Deutschland (1871 und 1878) waren viele katholische Gemeinden ihrer Seelsorger beraubt, die Bischöfe mußten oftmals ins Exil und von dort aus ihre Herde leiten. Es lassen sich für unsere Zeit gewisse Parallelen und Analogien herstellen, welche uns helfen können, mit unserer Situation besser zurechtzukommen. Aus diesem Anlaß entstand damals ein Büchlein, welches auf den Anweisungen des Bischofs von Paderborn, Martin Konrad, an seine Diözesanen beruht. Das Büchlein ist vor allem deshalb eine unschätzbare Hilfe, weil es uns im wahrhaft kirchlichen Geist unterweist, wie wir mit unserer Notsituation umzugehen haben. Es belehrt uns, dass der Glaube das Wichtigste im christlichen Leben ist und, daß wir um der hl. Messe und der Sakramente willen, gerade wegen ihres Wertes, keine Kompromisse oder Zugeständnisse machen dürfen und wie wir das Fehlen der Sakramente notfalls anderweitig ersetzen können. Hier wird bis ins Detail beschrieben, wie wir eine Meßandacht feiern, wie wir eine Taufe oder ein Begräbnis vornehmen und wie wir einen Sterbenden begleiten sollen, wenn kein Priester da ist. Ein eigener Gebetsanhang ergänzt und bereichert diesen praktischen Teil. Das Buch stellt einen unersetzlichen Schatz dar für alle in der Seelsorge Beauftragten und der in keinem katholischen Haushalt heute fehlen sollte.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 162
Veröffentlichungsjahr: 2021
GEMEINDEN
OHNE SEELSORGER
BAND II
GEBETSBUCH
Zum Gebrauch in Familie und Kirche
Herausgegeben im Auftrag vonBISCHOF KONRAD MARTIN, PADERBORN
Mit kirchlicher Approbation
Paderborn, 1876 Druck u. Verlag der Junfermann’schen Buchhandlung (J. C. Pape Wwe)
© 2021 Neuauflage, Rosa Hofer
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44,
22359 Hamburg
978-3-7497-3734-5 (Paperback)
978-3-7497-3735-2 (Hardcover)
978-3-7497-3736-9 (e-Book)
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
SEHT HIER MEIN HERZ,
WELCHES DIE MENSCHEN SO SEHR GELIEBT HAT
„BETET OHNE UNTERLASS!“
1 Thess 5, 16
„WO ZWEI ODER DREIIN MEINEM NAMEN VERSAMMELT SIND,DA BIN ICH MITTEN UNTER IHNEN.“Mt 18,20
Inhaltsverzeichnis
Trost- und Mahnworte
Kurze Belehrung über den Ablaß
Ablaß-Abkürzungen
Sterbe-Ablaß
Morgengebet
Abendgebet
Gewissenserforschung
Litanei von der Liebesreue (v. Papst Pius VI.)
Tischgebet
Der Engel des Herrn
Stoßgebete
ERSTE MESSANDACHT nach der Ordnung, wie der Priester das Meßopfer darbringt
Zum Eingang
Zum Kyrie
Zum Gloria
Zu den Kollekten oder Sammelgebeten
Zur Epistel und zum Evangelium
Zum Credo
Glaube, Hoffnung, Liebe (Ablaßgebet)
Zum Offertorium
Aufopferung aller heiligen Messen (Ablaßgebet)
Zur Präfation
Vor der Wandlung
Zur Wandlung
Zum Pater noster und Memento (Andenken) für die Verstorbenen
Zum Agnus Dei
Zur Kommunion
Zu den letzten Gebeten (Hohepriesterliches Gebet)
Zum Segen (Ablaßgebet)
Zum Abschluß (Evangelium nach Johannes)
ZWEITE MESSANDACHT zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria
Zum Eingang
Zum Kyrie
Zum Gloria
Zu den Kollekten oder Sammelgebeten
Zur Epistel und zum Evangelium
Zum Credo
Glaubensübung (Ablaßgebet)
Zum Offertorium
Aufopferung aller heiligen Messen (Ablaßgebet)
Zur Präfation
Vor der Wandlung
Zur Wandlung
Zum Pater noster und Memento für die Verstorbenen
Zum Agnus Dei
Zur Kommunion
Zu den letzten Gebeten (Ablaßgebet zur allerseligsten Jungfrau)
Zum Segen (Ablaßgebet)
Zum Abschluß (Evangelium nach Johannes)
DRITTE MESSANDACHT um einen seligen Tod
Zum Eingang
Zum Kyrie
Zum Gloria
Zu den Kollekten oder Sammelgebeten
Zur Epistel und zum Evangelium
Zum Credo
Glaube, Hoffnung, Liebe (Ablaßgebet)
Zum Offertorium
Aufopferung aller heiligen Messen (Ablaßgebet)
Zur Präfation
Vor der Wandlung
Zur Wandlung
Nach der Wandlung (Ablaßgebet um göttlichen Beistand am Lebensende)
Zur Kommunion
Zu den letzten Gebeten (Ablaßgebet um die hl. Sterbesakramente)
Zum Segen (Ablaßgebet)
Zum Abschluß (Evangelium nach Johannes)
VIERTE MESSANDACHT für die Abgestorbenen
Zum Eingang
Zum Kyrie
Zu den Kollekten (Aufopferungsgebet für die Verstorbenen)
Zur Epistel und zum Evangelium (aus der Handpostille vom Allerseelentag)
Zum Offertorium
Aufopferung aller heiligen Messen (Ablaßgebet)
Zur Präfation
Vor der Wandlung
Zur Wandlung
Zum Memento für die Verstorbenen
Zum Agnus Dei
Zur Kommunion
Zu den letzten Gebeten (Das Libera me Domine)
Zum Abschluß (Evangelium nach Johannes)
ERSTE NACHMITTAGSANDACHT zum göttlichen Herzen Jesu
Zum Segen am Anfang
Ablaßgebet
Gebetskränzlein zum Herzen Jesu (Ablaßgebet)
Ehrenersatzleistung zum heiligsten Herzen Jesu
Litanei zum Göttlichen Herzen Jesu
Zum Segen am Schluß
ZWEITE NACHMITTAGSANDACHT zum bitteren Leiden und kostbaren Blute Jesu Christi und um die Gnade eines seligen Todes
Zum Segen am Anfang
Ablaßgebet
Andenken an die Todesangst Jesu
Die sieben Worte Jesu am Kreuze
Gebet zur schmerzhaften Mutter
Gebet zur Zeit der Trübsal (Ablaßgebet)
Zum Segen am Schluß
DER HEILIGE ROSENKRANZ für Kirche und Haus
Zum Segen am Anfang
Der freudenreiche Rosenkranz um Gnade in der gegenwärtigen Trübsal
Das Memorare oder Gedenke, o gütigste Jungfrau Maria (Ablaßgebet)
Der schmerzhafte Rosenkranz um einen seligen Tod
Ablaßgebet um die hl. Sterbesakramente
Der glorreiche Rosenkranz für die Anliegen der Kirche
Vorbereitungsgebet
Gebet zu Maria Königin des Friedens
DER HEILIGE KREUZWEG für die Anliegen der heiligen Kirche
DIE SPENDUNG DER HL. TAUFE, wenn kein Priester zu haben ist
BEERDIGUNG eines Erwachsenen ohne Priester
Gebet im Sterbehaus am Sarg
Gebet auf dem Weg zum Gottesacker
Gebet bei der Einsenkung des Sargs in das Grab
Gebet am Schluß des Begräbnisses
BEERDIGUNG eines in der Taufunschuld gestorbenen Kindes ohne Priester
Gebet im Sterbehaus am Sarg
Gebet auf dem Weg zum Gottesacker
Gebet bei der Einsenkung des Sargs in das Grab
Gebet am Schluß des Begräbnisses
Monatliche Vorbereitung auf den Tod
Vorbereitungsgebet
Anrufung des Heiligen Geistes
Gewissenserforschung und Erweckung von Reue und Leid
Reuegebet bei schweren Sünden
Gebet der vollkommenen Reue
Merke dir noch diese Regeln
Gebet zum Schluß
Geistliches Testament (von Gesunden und Kranken zu sprechen)
Nachwort
Von demselben Verfasser, Lehr- u. Trostbüchlein
Trost- und Mahnworte
Vielgeliebte in Christo! „Wie lange noch, o Herr, wie lange?“ so habt ihr wohl schon oftmals geseufzt. Wann endlich wird die Stunde schlagen, wo wieder ein Priester in unsere Mitte einzieht, um in unserer Kirche das hl. Opfer darzubringen und uns Verlassene mit den Tröstungen der hl. Religion zu beglücken? Doch habet Geduld, bewahret die Hoffnung und das Vertrauen! Gottes Ratschlüsse sind unerforschlich und gerecht sind seine Wege. Viertausend Jahre lang mußten die Gerechten der Vorzeit auf die Ankunft des Erlösers harren; vierhundert Jahre dauerte der Aufenthalt des Volkes Israel in Ägypten, vierzig Jahre der Zug in der Wüste, siebzig Jahre die babylonische Gefangenschaft; dreißig Jahre lang erduldete der göttliche Heiland Armut, Verachtung und Verfolgung in seinem Erdenwandel, dreihundert Jahre hindurch ließ er im Anfange die in seinem Blut gestiftete Kirche den bittersten Leidenskelch trinken. Dürfen wir uns da wundern, wenn die Kirche und wir selbst jetzt einige Jahre lang Trübsal leiden? Und lebt denn der alte Gott nicht mehr, jener starke und treue Gott, der sein auserwähltes Volk im Alten Bunde so oftmals aus seinen Bedrängnissen errettet, der die Kirche des Neuen Bundes zu allen Zeiten so väterlich geliebt, beschützt und wunderbar erhalten hat?
Die gegenwärtige Heimsuchung ist eine Züchtigung und eine Prüfung. Sie ist eine wohlverdiente Züchtigung für die unerhörte Lauigkeit und Undankbarkeit, womit wir Gott in den Tagen des Glückes beleidigt haben. So viele, viele Katholiken wussten den Wert des Priesters nicht zu schätzen: das hl. Meßopfer, die Predigt, die Sakramente wurden vernachlässigt. Jetzt erkennt ihr, was ihr verloren, jetzt hungert und durstet ihr nach jener himmlischen Speise, woran ihr früher so wenig Geschmack fandet. Darum klaget euch reumütig vor dem Herrn eures Undankes, eurer Unwürdigkeit an. Sprechet: „Unsere Vergehen und unsere Sünden sind auf uns, und in diesen schmachten wir dahin. Wir haben gesündigt, wir haben Bosheit verübt, wir haben gottlos gehandelt und sind abgewichen vom Herrn!“ Ez. 33. Dan. 9. Diese Heimsuchung ist aber auch eine Prüfung, und zwar für die ganze Kirche, für die frommen und auch für alle bußfertigen Gläubigen. Der Herr will seine Kirche aus dieser Trübsal zum herrlichsten Triumphe führen, um dadurch vor aller Welt ihre Göttlichkeit erstrahlen zu lassen. Seine Auserwählten aber prüft er, wie das Gold im Feuer, zur Bewährung ihrer Treue und zur Vermehrung ihrer dereinstigen himmlischen Glorie. „Weil du angenehm warst vor Gott, sprach der Engel Raphael zu Tobias, darum war es notwendig, daß die Prüfung dich bewähre.“ Tob. 12. Darum tröstet euch! Nicht um euch zu verderben, sondern um euch zu retten und eure Verdienste zu vermehren, läßt Gott diese Leiden über euch kommen. Stehet fest, wanket nicht, zaget nicht! Der Himmel blickt mit Wohlgefallen auf eure Treue herab. Die heilige Kirche hat euch ganz besonders in ihr Herz eingeschlossen. Ihr seid ihre Schmerzenskinder, aber auch ihr Trost. Eure heilige Mutter grüßt euch mit den Worten des Apostels Paulus: „Meine geliebtesten und ersehntesten Kinder, meine Freude und Krone! stehet fest im Herrn, Geliebteste!“ Phil. 3. Ja, stehet fest im Glauben, wachset in der Liebe, bringet würdige Früchte der Buße! Dann wird eure Traurigkeit in Freude, eure Entbehrung in reichsten Segen verwandelt werden; denn „die in Tränen säen, werden in Freuden ernten.“ Ps. 125. Für das Übrige lasset Gott sorgen, der zur rechten Zeit die Hilfe bringen wird.
Wenn die Herde ihren Hirten verloren, dann ist das eine günstige Gelegenheit für Diebe und Räuber. Hütet euch vor falschen Propheten, welche vielleicht mit gleißnerischen Reden oder verfänglichen Schriften euch euren katholischen Glauben zu rauben versuchen. Eine unbewachte Herde ist den Angriffen reißender Tiere ausgesetzt. Die wilden Tiere der Unterwelt, die höllischen Geister haben es auf euch abgesehen. Euch namentlich gilt das Wort des hl. Petrus: „Brüder, seid nüchtern und wachet: denn euer Widersacher, der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe, suchend, wen er verschlingen möge; ihm widerstehet standhaft im Glauben!“ 1 Petr 5. Ohne eure Einwilligung kann der Teufel euch nichts anhaben: aber er stellt überall seine Netze auf, er legt Fußangeln und lauert, ob ihr nicht freiwillig hineinlauft, um alsdann über euch herzufallen und euch zu erwürgen. Diese Netze und Fußangeln sind insbesondere die sündhaften Gelegenheiten, z. B. Tanzlustbarkeiten, einsame Zusammenkünfte, nächtliche Bekanntschaften. O fliehet sie! Eltern, Herrschaften, Meister und Vorgesetzte: haltet eure Kinder, eure Untergebenen davon zurück! Ihr traget jetzt eine viel größere Verantwortlichkeit, es wartet auf euch ein viel strengeres Gericht, ein Gericht ohne Schonung und Erbarmen, wenn durch eure Schuld eine euch anvertraute Seele verloren geht. Wenn ihr aber jetzt eure Pflichten treu erfüllt und die Seelen eurer Kinder, eurer Untergebenen vor dem Verderben bewahrt, dann werdet ihr an Gott einen gnädigen Richter und einen unendlich freigebigen Vergelter finden.
Die göttliche Barmherzigkeit gleicht einem unermeßlichen Meer, worin Gnaden in Überfluß sind für alle, die danach verlangen. Mag auch der Zutritt zu den ordentlichen Gnadenkanälen, den hl. Sakramenten euch jetzt sehr erschwert, ja unter Umständen unmöglich sein: keine Macht kann Gott den höchsten Herrn hindern, euch dennoch seine Gnade zufließen zu lassen, gleichwie keine Macht ihn hindern kann, Tau und Regen auf die Erde zu senden, wohin und wieviel er will. Aber Gott will um seine Gnade gebeten sein. Darum ist die Pflege des Gebetes namentlich für euch von der allergrößten Wichtigkeit. „Das Gebet des Gerechten, sagt der hl. Augustinus, ist ein Schlüssel zum Himmel.“ Wenn ihr dieses Gnadenmittel eifrig benutzt, dann braucht ihr vor der ganzen Hölle nicht bange zu sein; wer dasselbe aber vernachlässigt, setzt seine Seele der größten Gefahr aus. Jeder von euch mache es sich in diesen schweren Zeiten zum unverbrüchlichen Gesetze, sein Morgen- und Abendgebet treu zu verrichten. Wem seine Arbeiten zu andern mündlichen Gebeten wenig oder keine Zeit lassen, der erneuere tagsüber öfters die gute Meinung; dadurch wird das ganze Tagewerk zu einem ununterbrochenen Gebet und angenehmen Brandopfer vor Gott. Betet in Versuchungen, wenn ihr in eine Sünde gefallen, wenn Traurigkeit oder andere Leiden euer Herz beschwert; ganz besonders betet in Krankheit und Todesgefahr! Eure Gebete seien andächtig, vertrauensvoll, beharrlich: dann ist die Erhörung gewiss.
Eine besondere Verheißung hat das gemeinschaftliche Gebet. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Mt. 18, 20. Möge doch in allen Familien bei euch, wo seither keine gemeinschaftliche Hausandacht stattfand, diese schöne Sitte jetzt eingeführt werden! In jedem Hause sei gemeinschaftliches Abendgebet, woran alle teilnehmen. Sollten am Morgengebete nicht alle sich beteiligen können, dann sollen wenigstens die Kinder und die nicht Verhinderten zusammen beten.
Im gegenwärtigen Büchlein findet ihr eine Sammlung eigens für eure Verhältnisse ausgewählter Gebete für Kirche und Haus. Dieselben sind größtenteils aus den kirchlichen Ablaßgebeten, dem Brevier, Missale und der Heiligen Schrift entnommen: alles aber, was aus diesen Schatzkammern kommt, ist echtes gediegenes Gold. Einen besonderen Wert haben für euch, denen so viele Gnadenquellen abgeschnitten sind, die mit Ablässen verbundenen Gebete. „Die mit Ablässen versehenen Gebete, sagt der gelehrte und fromme P. Faber, haben verschiedene Vorteile. Wir sind versichert, daß sie von der Kirche gutgeheißen, ja mehr als gutgeheißen sind, indem sie dieselben überdies noch mit Ablässen begnadigt hat. Wir wissen, daß unzählige fromme Seelen sie jeden Tag gebrauchen, und indem wir uns mit ihnen vereinigen, gehen wir tiefer ein in die Gemeinschaft der Heiligen und in das Leben der Kirche, welches ihre Einheit ist. Diese Gebete leiten uns an, in einer Weise und um Dinge zu beten, welche die Kirche verlangt. Wir erreichen durch die Ablaßgebete mehrere Zwecke auf einmal: denn indem wir sie gebrauchen, beten wir nicht bloß, sondern wir verehren auch die Schlüsselgewalt der Kirche, wir ehren Jesus, seine göttliche Mutter und die Heiligen, wir werden frei von unseren zeitlichen Strafen, oder, was noch mehr ist, wir erlösen die Seelen des Fegfeuers und erfreuen Gott.“ Letzteres, die Erlösung der Armen Seelen durch die heiligen Ablässe, muß euch umso mehr angelegen sein, da ihr kein Meßopfer mehr habt.
Die Meßandachten sind nach der Ordnung des römischen Missale, wonach der Priester die heilige Messe feiert, eingerichtet und auf die Dauer eines Hochamtes berechnet. Sie können aber leicht auf die Dauer einer stillen Messe abgekürzt werden, indem man auf den Eingang gleich die Opferung, auf die Präfation die Wandlung, auf die Kommunion den Segen und Schluß folgen läßt mit Auslassung der dazwischenliegenden Teile. In dieser abgekürzten Form könnte mit großem Nutzen auch an Wochentagen die Meßandacht gehalten werden.
Ebenso können die Nachmittagsandachten nach Bedürfnis abgekürzt und auch als Hausandacht in der Familie oder von Einzelnen gebraucht werden. Die in der Gemeinde von früher üblichen Bruderschaftsandachten bleiben; man kann dann aber abwechselnd auch eine Andacht aus diesem Büchlein nehmen. Jeder Einzelne kann alle diese Andachten, und insbesondere die Ablaßgebete, auch für sich allein verrichten. Benutzet denn eifrig und mit frommem Sinne, was euch hier geboten wird. Ihr werdet alsdann in steter lebendiger Vereinigung mit dem Opfer, dem Gebete und den Gnaden der heiligen Kirche bleiben. Daß übrigens diejenigen, welche an Sonn- und Feiertagen auswärts eine heilige Messe hören können, diese Pflicht in keiner Weise, weder durch Hausandacht noch durch Teilnahme am Laiengottesdienste in der Kirche zu ersetzen vermögen, versteht sich von selbst und sei hier nur noch einmal in Erinnerung gebracht.
Noch ein Trost für euch. In jeder Messe bringt der Priester vor der Wandlung das hl. Opfer Gott dar „für alle Rechtgläubigen und Bekenner des katholischen und apostolischen Glaubens.“ Ihr seid also in alle hl. Messen eingeschlossen: von tausend und tausend Altären steigen alle Tage auch für euch Gebete und Opfer zum Himmel hinauf. Auch wird außerdem noch viel für euch gebetet.
Nun lebet alle wohl in den heiligsten Herzen Jesu und Mariä! „Seid stark im Herrn und in der Macht seiner Kraft. Ziehet an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnet gegen die Nachstellungen des Teufels: denn wir haben nicht bloß zu kämpfen wider Fleisch und Blut, sondern wider die Oberherrschaften und Mächte, wider die Beherrscher der Welt in dieser Finsternis, wider die Geister der Bosheit in der Luft. Darum ergreifet die Waffenrüstung Gottes, damit ihr am bösen Tage widerstehen und in allem unverletzt aushalten könnet. Stehet denn, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit, und beschuhet an den Füßen mit der Bereitschaft für das Evangelium des Friedens. Vor allem ergreifet den Schild des Glaubens, mit welchem ihr alle feurigen Pfeile des bösen Feindes auslöschen könnt: und nehmet den Helm des Heiles und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes. Mit allem Gebete und Flehen betet zu aller Zeit im Geiste, und wachet darin in aller Beharrlichkeit und in Fürbitte für alle Geheiligten! — Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.“
Eph. 6 und 2 Kor. 13.
Bischof Konrad Martin
Kurze Belehrung über den Ablaß
Der Ablaß ist eine außerhalb des Bußsakramentes aus dem Kirchenschatze erteilte Nachlassung der zeitlichen Sündenstrafen, welche nach bereits vergebener Sündenschuld entweder hier auf Erden oder im Fegfeuer noch abzutragen bleiben. Es ist feierlich erklärter Glaubenssatz: „daß die katholische Kirche die Gewalt hat, Ablässe zu erteilen und daß der Gebrauch der Ablässe dem christlichen Volke sehr heilsam ist.“ Konzil von Trient, 25. Sitzung.
Es gibt vollkommene und unvollkommene Ablässe. Ein vollkommener Ablaß ist die Nachlassung aller für die bereits vergebenen Sünden noch abzutragenden Strafen; ein unvollkommener Ablaß ist die Nachlassung eines Teiles dieser Strafen. Die unvollkommenen Ablässe werden in der Regel nach Tagen und Jahren bestimmt. Ein Ablaß von z. B. 40 oder 100 Tagen, von 3 Jahren will nicht sagen, daß derjenige, welcher einen solchen Ablaß gewinnt, nun 40 oder 100 Tage oder 3 Jahre weniger auf Erden oder im Fegfeuer zu büßen habe, sondern es bedeutet die Nachlassung von so viel zeitlicher Strafe, als ehemals durch eine nach den alten Satzungen bestimmte Kirchenbuße von dieser Dauer an zeitlicher Sündenstrafe vor Gott abgetragen wurde. Die alten Kirchenbußen waren aber sehr streng; für öffentliche Sünden mußte damals meistens auch öffentlich gebüßt werden. Eine Quadragene war in jenen alten Zeiten eine verschärfte äußerst strenge Buße von 40 Tagen. — Bei vielen Ablässen erklärt die Kirche, daß man dieselben entweder für sich selbst gewinnen, oder sie den Abgestorbenen zuwenden könne.
Ablaßbedingungen. Für alle Ablässe, sowohl vollkommene, als unvollkommene wird als wesentliche Bedingung gefordert der Stand der heiligmachenden Gnade. Im Stande der Ungnade kann man keinen Ablaß gewinnen, wie man auch alsdann nichts für den Himmel verdienen kann. Sollte also jemand in eine schwere Sünde gefallen sein, so müßte er, um einen Ablaß zu gewinnen, zuvor beichten oder eine wahre vollkommene Reue mit dem Vorsatze, sobald als möglich zu beichten, erwecken. Ferner wird erfordert eine reumütige Gesinnung. Weil nämlich die Strafe nicht nachgelassen werden kann, bevor die Schuld vergeben ist, eine Vergebung der Schuld aber von Seiten Gottes nicht möglich ist, ohne eine wahre Reue auf Seite des Menschen, so kann man nur für jene Sünden einen Ablaß gewinnen, welche man wahrhaft bereut und verabscheuet hat. Man braucht indes nicht jedes Mal wenn man einen Ablaß gewinnen will, eine ausdrückliche Reue zu erwecken, sondern es genügt, daß man die Sünden früher bereut hat und daß diese reumütige Gesinnung noch fortdauert. Nur wer in schwere Sünde gefallen, müßte wie gesagt, vorher ausdrücklich die vollkommene Reue erwecken, falls er keine Gelegenheit hat zu beichten. Drittens wird für alle Ablässe gefordert, daß man die vorgeschriebenen Gebete oder Werke vollständig und genau nach der Vorschrift verrichte, und daß man die Meinung habe, den Ablaß zu gewinnen; doch genügt die des Morgens auf die Gewinnung der Ablässe gerichtete Meinung für alle Ablässe, die den Tag über zu gewinnen sind und braucht man dann nachher in den einzelnen Fällen, z. B. bei Verrichtung eines Ablaßgebetes nicht wieder ausdrücklich an den Ablaß zu denken, ja es ist nicht einmal nötig zu wissen, welches der mit dem Gebete rc. verbundene Ablaß ist oder ob ein solcher Ablaß besteht.
Die Gebete, für welche Ablässe verliehen sind, müssen nicht bloß innerlich oder durch bloßes Ablesen mit den Augen aus dem Buche, sondern zugleich mündlich verrichtet werden; doch wird kein lautes Beten gefordert, man braucht sich auch selber nicht zu hören, sondern man muß nur die Worte bilden mit einiger Bewegung der Zunge und der Lippen. Wird ein Ablaßgebet z. B. der Engel des Herrn, die Muttergottes-Litanei, der Rosenkranz ect. von mehreren gemeinschaftlich und abwechselnd gebetet, so braucht jeder Teil, während der andere Teil laut betet, die Worte nicht mitzusprechen, sondern nur andächtig zuzuhören. Ist aber das betreffende Gebet kein Wechselgebet, sondern wird es ganz von jemandem vorgebetet (z. B. unten die Aufopferung aller hl. Messen beim Offertorium), dann müssen die Übrigen das Gebet mündlich (doch nicht laut, nicht vernehmbar) mitsprechen.