Gerechtigkeit für Igel - Ronald Dworkin - E-Book

Gerechtigkeit für Igel E-Book

Ronald Dworkin

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Beschreibung

»Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß eine große Sache.« Der griechische Dichter Archilochos hat diesen Satz formuliert, Isaiah Berlin hat ihn mit seinem Tolstoi-Essay berühmt gemacht. Aber was ist diese »eine große Sache«? Ronald Dworkin liefert eine Antwort: Es sind Werte in all ihren Erscheinungsformen. Wenn wir verstehen wollen, was Wahrheit und Schönheit sind, was dem Leben Sinn verleiht, was die Moral fordert und die Gerechtigkeit verlangt, so müssen wir der Spur jener moralischen Einstellungen nachgehen, die menschliches Denken, Fühlen und Handeln durchdringen und zu einer Einheit formen. »Gerechtigkeit für Igel« ist eines jener Bücher, wie es sie in Zeiten der Füchse – der Spezialisten und Skeptiker – immer seltener gibt: eines, das aus einem einzigen Prinzip eine ganze Welt erklären und zugleich Orientierung geben möchte.

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Seitenzahl: 1131

Veröffentlichungsjahr: 2012

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»Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß eine große Sache.« Der griechische Dichter Archilochos hat diesen Satz formuliert, Isaiah Berlin hat ihn mit seinem Tolstoi-Essay berühmt gemacht. Aber was ist diese »eine große Sache«? Ronald Dworkin liefert eine Antwort: Es sind Werte in all ihren Erscheinungsformen. Wenn wir verstehen wollen, was Wahrheit und Schönheit sind, was dem Leben Sinn verleiht, was die Moral fordert und die Gerechtigkeit verlangt, so müssen wir der Spur jener moralischen Einstellungen nachgehen, die menschliches Denken, Fühlen und Handeln durchdringen und zu einer Einheit formen. Gerechtigkeit für Igel ist eines jener Bücher, wie es sie in Zeiten der Füchse – der Spezialisten und Skeptiker – immer seltener gibt: eines, das aus einem einzigen Prinzip eine ganze Welt erklären und zugleich Orientierung geben möchte.Ronald Dworkin (1931-2013) war Professor für Philosophie und Recht an der New York University sowie emeritierter Professor für Recht am University College in London. Im Suhrkamp Verlag liegen vor: Was ist Gleichheit? (stw 1886) und Bürgerrechte ernstgenommen (1984).

Ronald DworkinGerechtigkeit für Igel

Aus dem Amerikanischen von Robin Celikates und Eva Engels

Titel der Originalausgabe:

Justice for Hedgehogs

Erstmals erschienen 2011 beiThe Belknap Press of Harvard University Press

Copyright © 2011 by Ronald Dworkin

Zur Gewährleistung der Zitierbarkeit zeigen die grau hinterlegten Ziffern die jeweiligen Seitenanfänge der Printausgabe an.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2014

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2107.

© der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag Berlin 2012

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

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Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar.

Umschlag nach Entwürfen von Willy Fleckhaus und Rolf Staudt

Satz: Satz-Offizin Hümmer GmbH, Waldbüttelbrunn

Inhalt

Vorwort

 1. Ein Reiseführer

Teil I: Unabhängigkeit

 2. Moralische Wahrheit

 3. Externer Skeptizismus

 4. Moral und Ursachen

 5. Interner Skeptizismus

Teil II: Interpretation

 6. Moralische Verantwortung

 7. Interpretation im allgemeinen

 8. Begriffliche Interpretation

Teil III: Ethik

 9. Würde

10. Freier Wille und Verantwortung

Teil IV: Moral

11. Von der Würde zur Moral

12. Hilfe in Not

13. Schädigung

14. Verpflichtungen

Teil V: Politik

15. Politische Rechte und Begriffe

16. Gleichheit

17. Freiheit

18. Demokratie

19. Recht

Nachwort: Die Unteilbarkeit der Würde

Anmerkungen

Namenregister

9Vorwort

Es geht mir in diesem Buch nicht darum, den Überlegungen anderer Denker gerecht zu werden, sondern einen eigenständigen Ansatz vorzulegen. Wenn ich versucht hätte, zugleich anderen zu antworten, mich von ihnen abzusetzen oder ihre Einwände vorwegzunehmen, wäre das Buch länger und schwerer lesbar geworden. Wie ein anonymer Gutachter für Harvard University Press aber ganz richtig anmerkte, würde mein Vorschlag an Überzeugungskraft verlieren, wenn ich die vielen einflußreichen Theoretiker, die sich mit den hier angesprochenen Themen beschäftigen, vollständig ignorieren würde. Darum habe ich mich für den Kompromiß entschieden, einige zeitgenössische Philosophen in ausführlichen Anmerkungen zu kommentieren, die sich am Ende des Buches finden. Ich hoffe, daß es meinen Lesern dadurch leichter wird, Aspekte meiner Überlegungen in der zeitgenössischen Fachliteratur zu verorten. Dennoch sah ich mich gezwungen, mich in einigen Passagen ein wenig ausführlicher mit eventuellen Einwänden zu befassen, insbesondere im dritten Kapitel, in dem ich genauer auf einige alternative Ansätze eingehe. Wenn Sie bereits der Ansicht sind, daß es sich beim moralischen Skeptizismus um eine substantielle moralische Position handelt, werden die dort vorgetragenen Argumente weniger interessant für Sie sein. Im ersten Kapitel findet sich ein Überblick über die gesamte Argumentation, und ich habe an verschiedenen Stellen des Buches Zwischenresümees eingefügt trotz der Gefahr, mich hier und da zu wiederholen.

Daß gegen meine bisherigen Veröffentlichungen von verschiedenster Seite kritische Einwände erhoben worden sind, habe ich stets als großen Vorteil erlebt, und ich hoffe sehr, daß dieses Buch in ebenso erhellender und überzeugender Weise hinter10fragt werden wird wie meine bisherigen Werke. Um von den verfügbaren technischen Möglichkeiten zu profitieren, habe ich eine Webseite für Antworten und Korrekturen meinerseits eingerichtet: www.justiceforhedgehogs.net. Ich kann zwar nicht versprechen, auf alle Kommentare zu antworten oder alle meine Antworten dort zu veröffentlichen, werde aber mein Bestes tun, notwendige Ergänzungen und Modifikationen einzuarbeiten.

Angemessene Worte des Dankes zu finden für all die Unterstützung, die ich beim Verfassen dieses Buches erhalten habe, stellt fast den schwierigsten Teil des Schreibprozesses dar. Drei anonyme Gutachter des Verlags haben zahlreiche Verbesserungsvorschläge gemacht. Auf einer von der Boston University Law School unterstützten und von James Fleming organisierten Konferenz mit etwa 30 Vorträgen wurde eine frühere Fassung des Manuskripts diskutiert. Hierfür bin ich besonders dankbar, da ich den Vorträgen viele Hinweise entnehmen konnte, die erheblich zur Verbesserung des Buches beigetragen haben. (In den Anmerkungen weise ich auf einige Passagen hin, die ich in Reaktion auf die dort geäußerte Kritik verändert habe.) Die Konferenzbeiträge sind zusammen mit meinen Erwiderungen in Symposium: Justice for Hedgehogs: A Conference on Ronald Dworkin's Forthcoming Book, Boston University Law Review, 90 (April 2010), 2 veröffentlicht worden. Sarah Kitchell, die Chefredakteurin dieser Zeitschrift, leistete hervorragende Arbeit und hat sichergestellt, daß die Beiträge mir zum frühestmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung standen. Weil dennoch ein großer Teil meiner Erwiderungen nicht mehr in dieses Buch integriert werden konnte, könnte sich ein Blick in diese Ausgabe der Zeitschrift für meine Leserinnen und Leser durchaus lohnen.

Die Großzügigkeit vieler meiner Kollegen ist bemerkenswert. Kit Fine hat meine Ausführungen über Wahrheit im achten Kapitel gelesen, Terence Irwin die über Platon und Aristoteles im neunten Kapitel, Barbara Herman die Teile über Kant 11im elften Kapitel, Thomas Scanlon den Abschnitt über Versprechen in Kapitel 14, Samuel Freeman die Diskussion seiner eigenen Arbeiten und jener von John Rawls in verschiedenen Teilen des Buches und Thomas Nagel meine zahlreichen Ausführungen zu seinen Überlegungen, die sich durch das ganze Buch ziehen. Von Simon Blackburn und David Wiggins habe ich hilfreiche Rückmeldungen zu meiner Erörterung ihrer Positionen in einer der langen Anmerkungen erhalten. Sharon Street hat ihre Argumente gegen moralische Objektivität, auf die ich in den Anmerkungen zum vierten Kapitel eingehe, ausführlich mit mir diskutiert. Stephen Guest hat das gesamte Manuskript gelesen und zahlreiche Verbesserungs- und Korrekturvorschläge gemacht. Charles Fried hat an der Harvard Law School ein Seminar über das Manuskript abgehalten und die Reaktionen seiner Studierenden ebenso wie seine eigenen, die beide sehr hilfreich waren, mit mir geteilt. Michael Smith stand mit mir in brieflichem Austausch über die Fragen, die er in seinem Beitrag für die Boston University Law Review aufgeworfen hatte. Kevin Davis und Liam Murphy haben mit mir über Versprechen diskutiert. Ich habe sehr von den Diskussionen mehrerer Kapitel im New York University Colloquium on Legal, Political and Social Philosophy sowie in einem vergleichbaren Kolloquium an der UCLA Law School, das von Mark Greenberg und Seana Shiffrin organisiert wird, profitiert. Drucilla Cornell und Nick Friedman setzen sich mit dem Manuskript ausführlich in ihrem Artikel »The Significance of Dworkin's Non-Positivist Jurisprudence for Law in the Post-Colony« auseinander (Malawi Law Journal, 4 [2010], 1).

Ich danke der NYU Filomen D'Agostino Foundation für die finanzielle Unterstützung, die es mir ermöglicht hat, während der Sommermonate an diesem Buch zu arbeiten, sowie der NYU Law School für das Programm zur Forschungsförderung, das es mir erlaubt hat, eine Reihe herausragender Assistenten zu beschäftigen. An substantiellen Teilen des Buches haben unter anderem Mihailis Diamantis, Melis Erdur, Alex Guerrero, 12Hyunseop Kim, Karl Schafer, Jeff Sebo und Jonathan Simon mitgearbeitet. Jeff Sebo hat das gesamte Manuskript akribisch durchgesehen, und seine kritischen Kommentare waren außerordentlich hilfreich. Gemeinsam haben meine Assistenten beinahe alle Belege in den Anmerkungen zusammengestellt, wofür ich ihnen besonders dankbar bin. Irene Brendel hat zahlreiche scharfsinnige Gedanken zur Frage der Interpretation beigesteuert. Lavinia Barbu ist die außergewöhnlichste Assistentin, die ich kenne, und in tausend Hinsichten unersetzlich. Schließlich noch ein etwas anderer Dank. Es gehört zu meinem unvergleichlichen Glück, drei der größten Philosophen unserer Zeit zu meinen Freunden zählen zu können: Thomas Nagel, Thomas Scanlon und den verstorbenen Bernard Williams. Ihr Einfluß auf dieses Buch läßt sich am schnellsten durch einen Blick in das Register demonstrieren, aber ich hoffe, daß er ebenso auf jeder einzelnen Seite ersichtlich ist.

13Kapitel 1Ein Reiseführer

Füchse und Igel

In diesem Buch verteidige ich eine philosophische These, die von weitreichender Bedeutung ist und eine lange Tradition hat: die These von der Einheit der Werte. Es handelt sich also trotz des Titels, im Amerikanischen Justice for Hedgehogs, nicht um ein Plädoyer für Tierrechte oder die Bestrafung gieriger Hedgefonds-Manager. Ich spiele vielmehr auf einen Vers des altgriechischen Dichters Archilochos an, dessen heutige Bekanntheit vor allem auf Isaiah Berlin zurückgeht: Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß eine große Sache.1 Werte sind eine große Sache. Nicht nur bildet die Wahrheit über die gelungene Lebensführung, das gute Leben und all das, was wir lieben und wertschätzen, ein zusammenhängendes Ganzes, diese unterschiedlichen Aspekte der Wahrheit stützen sich zudem wechselseitig: Wenn wir in einer dieser Fragen Position beziehen, dann muß der entsprechende Ansatz sich letztlich auch in Anbetracht von Argumenten bewähren, die wir mit Bezug auf die anderen Aspekte überzeugend finden. Diese Einheit will ich hier zumindest für Werte im Bereich der Moral und der Ethik aufzeigen, indem ich eine Theorie entwickle, die sowohl beschreibt, was eine gelungene Lebensführung ausmacht, als auch klärt, was wir in unserem Verhalten anderen gegenüber tun oder unterlassen müssen, um ein solches Leben führen zu können.

Meine Erörterung des Gedankens, daß ethische und moralische Werte voneinander abhängen, ist zum einen ein Credo – ein Plädoyer für eine bestimmte Lebensweise. Zugleich handelt es sich aber um eine umfassende und komplexe philosophische 14Theorie. Intellektuelle Verantwortlichkeit im Umgang mit Werten ist selbst ein wichtiger Wert, und deshalb muß ich mich hier einer ganzen Reihe philosophischer Fragen widmen, die für gewöhnlich nicht in ein und demselben Buch abgehandelt werden. In den folgenden Kapiteln werde ich nicht nur auf die Metaphysik von Werten, das Wesen der Wahrheit und der Interpretation, die Bedingungen wirklicher Einigkeit und Uneinigkeit, das Phänomen der moralischen Verantwortlichkeit und das sogenannte Problem der Willensfreiheit eingehen, sondern auch auf traditionellere Probleme der Ethik, der Moralphilosophie und der Rechtstheorie. Der Grundgedanke, dem der Titel dieses Buches geschuldet ist, erfreut sich gegenwärtig keiner großen Beliebtheit – der Fuchs beherrscht nun schon seit einigen Jahrzehnten die akademische und literarische Philosophie, insbesondere in der anglo-amerikanischen Tradition.2 Anhänger des Igels werden als naiv oder als Quacksalber betrachtet, die unter Umständen sogar gefährlich sein könnten. Ich werde versuchen, die Wurzeln dieser Einschätzung herauszuarbeiten, indem ich die Annahmen identifiziere, die diesem Argwohn zugrunde liegen. In diesem einleitenden Kapitel will ich den Gang der Argumentation vorzeichnen, der uns zeigen wird, wo wir diese Wurzeln meines Erachtens zu suchen haben.

Eine solche vorgreifende Zusammenfassung könnte im Prinzip an jedem Kapitel ansetzen und von dort ausfächernd die Implikationen jenes Kapitels für den Rest des Buches ausbuchstabieren. Mir scheint es jedoch am besten zu sein, vom Ende des Buches her zu beginnen, mit den Fragen der politischen Moral und der Gerechtigkeit, um vor allem den an politischen Fragen interessierten Leserinnen und Lesern ein Vorverständnis davon zu ermöglichen, warum ich der Meinung bin, daß bestimmte eher abstrakte philosophische Überlegungen nötig sind, um zu einer Erörterung der für sie interessanten Fragen zu kommen. Zugleich kann eine solche Zusammenfassung hoffentlich dazu beitragen, jenen Leserinnen und Lesern, die 15sich vor allem für klassische philosophische Fragen etwa der Metaethik, der Metaphysik und der Theorie der Bedeutung interessieren, die ihnen vielleicht abstrus erscheinende praktische Bedeutung jener abstrakten Probleme näherzubringen.

Gerechtigkeit

Gleichheit. Um legitim zu sein, muß eine Regierung sich an zwei übergeordnete Prinzipien halten. Sie muß zum einen das Schicksal aller ihr unterstehenden Personen gleichermaßen berücksichtigen und zum anderen der Verantwortung und dem Recht einer jeden Person, selbst zu entscheiden, wie sie ihrem Leben Wert verleihen will, höchste Achtung zollen. Mit Hilfe dieser Leitprinzipien lassen sich jene Theorien der distributiven Gerechtigkeit – also Theorien, die festlegen, welche Ressourcen und Chancen eine Regierung den von ihr beherrschten Menschen zur Verfügung stellen sollte – auszeichnen, die plausibel sind. Ich formuliere das Problem auf diese Art – was sollte eine Regierung tun? –, weil die Verteilung von Ressourcen immer die Folge öffentlicher Gesetze und politischer Maßnahmen ist. Es gibt keine politisch neutrale Verteilung. Über welche Ressourcen und Chancen ein Mensch mit einer bestimmten Kombination persönlicher Merkmale wie Talent, Persönlichkeit und Glück letztendlich verfügt, hängt immer von den Gesetzen des Staates ab, in dem er lebt. Aus diesem Grund muß jede konkrete Verteilung gerechtfertigt werden, indem gezeigt wird, inwiefern das Handeln der Regierung den beiden Grundprinzipien der gleichen Berücksichtigung aller und der umfassenden Achtung der individuellen Verantwortung gerecht wird.

In einem dem Laisser-faire-Prinzip folgenden Wirtschaftssystem wird nichts unternommen, um die Folgen eines freien Markts zu beeinflussen, auf dem Menschen entsprechend ihrer Wünsche und Möglichkeiten mit Waren und Arbeitskraft handeln. Ein solches System ist keineswegs Ausdruck einer glei16chen Berücksichtigung aller. Jeder, der aufgrund eines solchen Systems verarmt, ist dazu berechtigt, die folgende Frage zu stellen: »In einer anderen Rechtsordnung, die stärker reguliert und umverteilt, hätte ich bessere Chancen gehabt. Wie kann meine Regierung behaupten, daß dieses System sich gleichermaßen um meine Belange schert?« Hier einfach zu antworten, daß jeder Verantwortung für sein eigenes Los übernehmen müsse, greift zu kurz. Die Stellung des einzelnen in einem solchen Wirtschaftssystem wird von vielen Faktoren bestimmt, für die wir nicht verantwortlich sind, etwa von der genetischen Ausstattung, angeborenen Talenten sowie all jenen glücklichen Fügungen und all dem Pech, vom dem man im Laufe eines Lebens betroffen ist. Das obenerwähnte zweite Prinzip, das die persönliche Verantwortung betont, gibt einer Regierung keineswegs das Recht, dies zu leugnen.

Andererseits könnte man sich auch eine Regierung vorstellen, die für das andere Extrem optiert und dafür sorgt, daß alle unabhängig davon, welche Entscheidungen sie in ihrem Leben treffen, über den gleichen Wohlstand verfügen. Eine solche Regierung könnte etwa wie bei einem Monopoly-Spiel alle paar Jahre das Eigentum aller einziehen, um es in gleich großen Anteilen neu zu verteilen. Ein solches Vorgehen wäre nicht mit der geforderten Achtung für die Verantwortung der Menschen, etwas aus ihrem Leben zu machen, zu vereinbaren, da aus ihren Entscheidungen – etwa mit Bezug auf Arbeit und Freizeit sowie Sparen und Investieren – keinerlei persönliche Konsequenzen entstehen würden. Zur Verantwortlichkeit gehört, daß wir bei unseren Entscheidungen deren Kosten für andere berücksichtigen müssen. Wenn ich mir mein Leben recht gemütlich einrichte oder aufgrund meiner Berufswahl im Hinblick auf die existierende Nachfrage oder die Bedürfnisse anderer weniger zu bieten habe, als es in anderen Karrieren der Fall gewesen wäre, dann bin ich selbst verantwortlich für die Kosten, die aus dieser Entscheidung entstehen, und darum ist es richtig, wenn ich in der Folge weniger besitze.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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