GeSALZene Morde - Sabine Hartmann - E-Book

GeSALZene Morde E-Book

Sabine Hartmann

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Beschreibung

In vino veritas – Im Wein liegt Wahrheit. Leider wird die sehr trübe, wenn der Wein vergiftet ist. In den kulinarischen Krimis aus Bad Salzdetfurth und Umgebung sind nicht nur die Getränke von fragwürdigem Genuss, sondern auch etliche heimische und außergewöhnliche Gerichte. Obwohl die Opfer nicht nur auf kulinarischem Weg um die Ecke gebracht werden, liegen einige Fälle Kriminalkommissar Justus Kramer schwer im Magen, bevor er sie mit seinem Team aufklären kann. Manchmal ist er auch auf die Mithilfe aufmerksamer Bürger angewiesen.

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GeSALZene Morde

Sabine Hartmann (Hg.)

Kulinarische Kurzkrimis

Rund um Bad Salzdetfurth

Impressum:

Hottenstein Buchverlag

An der Höhe 15

D-31079 Sibbesse

Tel. +49 5065 - 1781

Fax +49 5065 - 1824

www.hottenstein.de

[email protected]

ISBN 978-3-935928-74-8

Bearbeitung uns Satz: Andreas Hartmann und Martin Hartmann

Einbandgestaltung: Katja Jacobs/Sabine Hartmann

Fotografie und Grafik: Katja Jacobs - design of passion

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser!

Noch einmal ein Buch mit „Gesalzenen Morden“ haben wir uns gefragt? Ein klares JA ergab sich aus der positiven und überwältigenden Resonanz, mit der unser erster Band aufgenommen wurde.

In dem Buch, das Sie jetzt in der Hand halten, haben wir unsere Tatorte erweitert, über das Stadtgebiet hinaus, auf Bad Salzdetfurth und Umgebung. Diesmal können Sie auch Sibbesse, Alfeld, Diekholzen, Sehlem und viele weitere Orte entdecken. Neun Autorinnen präsentieren Ihnen spannende, humorvolle, vor allem jedoch überraschende Kurzkrimis, jede mit einer eigenen Stimme, die sich zu entdecken lohnt. Alle Krimis haben eine kulinarische Note. Es war für uns eine besondere Herausforderung, zusätzlich zu einem guten Krimi auch noch etwas „Leckeres“ einzubauen.

Wir denken, das ist uns sehr gut gelungen, und so wünschen wir Ihnen spannende Unterhaltung und kulinarische Genüsse!

Sabine Hartmann und Gisela Klauenberg

Vorwort3

Entenschiss6

Eine große Mutschel:11

Alles nach Plan12

Apfel-Brombeer-Crumble13

Wer zu viel will14

Berliner19

Valentinstagstörtchen20

Käse-Sahnetorte/-törtchen25

Super Bowl26

Party-Nachos31

Katzenkrallen32

Hochzeitsgulasch37

Lebensretter mal anders38

Obstsalat39

Lieber ohne Zucker40

Saftiger Zitronenkuchen mit Kandis46

Gebrochene Rippchen47

Die leckeren Rippchen50

Martha51

Königsberger Klopse54

Einkehr zum Roten Berg55

Pirogge57

Ananas-Orangen-Smoothie58

Sport ist Mord59

Philadelphia-Torte62

Ludwig D. und ich63

Schokocrossies66

Nur ein Treppensturz67

Würstchen im Schlafrock68

Fahrradkuriere küsst man nicht69

Kartoffelsalat79

Rosige Zeiten80

Cupcakes83

Vorwitzig84

Kabinettpudding mit Äpfeln85

Paddelschlag86

Paddeltopf87

Barmherzig88

Chinapfanne89

Curry schärft die Sinne …90

Annes Käsefrikadellen98

Unvergessen99

Chili con carne102

Nachgeholfen103

Mettigel105

Der schwarze Geist106

Kürbisgratin109

Weihnachtsbeleuchtung110

Glühwein115

Abrechnung116

Buchteln119

Der letzte Versuch120

Blätterteigteilchen122

Eine Zigarre zum Fest123

Zimtsterne124

Ausgerechnet zu Weihnachten125

Lebkuchenherzen127

Die lieben Nachbarn128

Donauwellen131

Steckbriefe der Autorinnen132

Entenschiss

Bad Salzdetfurth

Anke Viek

„Über den kulturgeschichtlichen Ursprung des Mutscheltages mit dem eigenartigen Backwerk der Mutscheln schreibt Professor Votteler in der Reutlinger Oberamtsbeschreibung:

„Das Erscheinungsfest heißt vielfach auch der Sterntag. Am Abend vor demselben wird im Bezirk außerhalb Reutlingens weißes Brot gebacken in der Form eines Sternes, dessen Zinken jedoch hervorragender und deutlicher als die des Müllerkuchens die strahlende Sonne darstellen. In Reutlingen nennt man jenes Backwerk Mutscheln. Am Abend dieses Tages verwandeln sich die Bäckerstuben in Wirtshäuser, in welchen es sehr lebhaft zugeht. Überall werden Mutscheln herausgewürfelt und Wein dazu getrunken. Wehe dem Ehemann, der an diesem Abend ohne Mutschel nach Hause kehrt! Die Hausfrau rechnet so sicher darauf, dass sie für den folgenden Tag das Frühstücksbrot abbestellt hat.“

(aus:Reutlinger Mutschelbüchle, Verlag Oertel und Spörer)

Die Würfelspiele heißen zum Beispiel „Der Wächter bläst vom Turme“, „Mauseloch“ oder „Entenschiss“.

Dick und fett prangte die Schlagzeile auf der Titelseite der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung:

„Dreister Überfall auf Juweliergeschäft in Alfeld – Täter erbeuten Edelsteine und Schmuck im Wert von 175 000 Euro.“

Hauptkommissar Justus Kramer warf die Zeitung in einem eleganten Bogen auf seinen Schreibtisch. Er legte die Füße darauf und sagte: „Na dann, Kollegen vom Raub, viel Spaß beim Ermitteln.“

„Du hast schon wieder gemogelt! Das war jetzt das vierte Mal. Ich hab die Schnauze voll, das macht keinen Spaß und ihr, ihr sagt überhaupt nichts dazu!“

Wütend riss Georg Jürgen den Würfelbecher aus der Hand und donnerte ihn auf den Tisch, so dass alle drei Würfel auf den Fußboden fielen.

„Oh, eine eins, eine zwei und eine drei, ein kompletter Entenschiss auf dem Fußboden, Georg, ich glaube du hast gewonnen, hihi“. Manfred kicherte vor sich hin.

„Ein Entenschiss auf dem Fußboden, ich lach mich tot!“ Daniel schlug sich vor Begeisterung auf die Schenkel und kippte dabei vom Stuhl.

„Wisst ihr was, ihr besoffenen Hinterwäldler, sauft und mogelt alleine weiter. Für mich ist das Würfeln zu Ende, ich hau ab.“

Georg nahm seinen Rucksack und griff sich die größte der Mutscheln, die auf der Anrichte lagen. “Die steht mir zu, schließlich habe ich kein einziges Mal gemogelt und ich hatte einen kompletten Entenschiss“ murmelte er vor sich hin. Er steckte sie in seinen Rucksack, verließ den Raum und knallte die Tür hinter sich zu.

Jürgen und Manfred schauten ihm nach.

„Soll er doch abhauen, er ist sowieso ein Spielverderber, so humorlos und trinkt nur Wasser und O-Saft. Wo hast du den eigentlich aufgegabelt, Daniel? Hey, Jürgen, mach noch mal voll!“ Manfred hielt Jürgen das Schnapsglas hin.

Daniel saß immer noch auf dem Fußboden und lachte sich kaputt. Plötzlich wurde er still. Er starrte auf die Anrichte.

„Jungs, ich glaube, wir haben ein Problem. Die Mutschel ist weg, er hat sie mitgenommen!“

„Na und, lass ihm doch die blöde Mutschel, da sind doch noch welche. Das ist sowieso ein bescheuertes Spiel. Typisch schwäbischer Geiz. Anstatt um ordentlich Kohle zu würfeln geht es nur um ein läppisches Hefeteil.“ Jürgen schenkte Manfred einen Schnaps ein.

Daniel rappelte sich auf. Er schaute die beiden betreten an und murmelte: „Es ist keine blöde Mutschel, es ist das Versteck. Ich hab die Klunkern da drin versteckt.“

Schlagartig waren die zwei fast wieder nüchtern. „Du hast was?“, brüllten Jürgen und Manfred wie aus einem Mund. „Bist du irre? Los, dalli dalli, nichts wie hinterher.“

Sie schnappten sich ihre Jacken und liefen hinaus. „Wartet, ich komme natürlich mit, ihr braucht doch ein Auto!“ Daniel griff seine Autoschlüssel und rannte hinterher.

Jürgen, Manfred und Daniel stürmten aus der Haustür des Dreifamilienhauses in der Bodenburger Hauptstraße.

Sie sahen, wie Georg in ein Taxi einstieg. Der Wagen fuhr nicht sofort los, Georg schien sich mit dem Fahrer zu unterhalten.

„Los, Daniel, hol dein Auto, das ist unsere einzige Chance, wir müssen den Kerl kriegen, ich versuche schon mal, ihn aufzuhalten.“ Jürgen rannte zu dem Taxi und rief: „Hey, Georg, warte, Du hast die falsche Mutschel mitgenommen, gib sie uns wieder!“

Doch der Wagen war zu weit entfernt. Gerade, als er losfuhr, bog Daniel mit seinem Wagen um die Ecke. Manfred und Jürgen sprangen hinein. „Los, gib Gummi, du bist hoffentlich nicht zu besoffen zum Fahren.“

„Jetzt erzähl uns endlich mal was über diesen Georg, wo hast du den kennen gelernt, was weißt du über ihn, wieso bringst du ihn mit zum Mutscheln?“ Manfred war stocksauer.

„Vor ein paar Tagen war ich in Bad Salzdetfurth bei der neuen Pizzeria, beim Rewe. Der Georg war auch da. Er hat sich eine Pizza zum Mitnehmen bestellt. So wie er geschwätzt hat, der Akzent, ich hab gleich gehört, das ist ein Schwabe. Ihr wisst ja, wie heimatverbunden ich bin, ich geb´s ja zu, ein bisschen verrückt in der Hinsicht. Ich hab ihn angesprochen und gefragt, woher er kommt. Aus Reutlingen hat er gesagt, stellt euch das vor, so ein Zufall, Reutlingen, und ich aus Metzingen! Das ist nur ein Katzensprung! Er erzählte, dass er erst seit einigen Monaten in Bad Salzdetfurth wohnt. Wir sind ins Gespräch gekommen und für mich war es klar, dass ich ihn zum Mutscheln einlade, ein Reutlinger!“

„Das ist ja nicht gerade üppig was du über ihn weißt. Wenn wir ihn jetzt nicht kriegen, wie sollen wir den jemals finden? Und unsere Klunkern, wenn der die Mutschel isst – Daniel, du Schwachkopf! Warum bist du bloß manchmal so naiv und blauäugig, eigentlich bist du doch gar nicht so dumm!“ Jürgen schlug ihm mit der flachen Hand auf den Hinterkopf.

„Ich wollte es euch heute Abend noch sagen. Ich kann doch nicht ahnen, dass er die Mutschel mitnimmt! Ich fand, das war ein gutes Versteck, solange die Beute in meiner Wohnung ist“, verteidigte Daniel sich. „Ich habe oben ein Stück abgeschnitten, das Ding ausgehöhlt, rein mit den Steinen, mit Pattex den Deckel wieder draufgeklebt. Ihr geht klauen und ich soll für einen Minianteil die Beute verstecken und verticken, und jetzt macht ihr mich auch noch blöd an.“

Sie rasten weiter durch die Nacht, dem Taxi hinterher.

Ein Mann saß auf einem Stapel Baumstämme, den Kopf an die Hölzer gelehnt. Das Basecap war ihm ins Gesicht gerutscht. Trotz der eisigen Kälte an diesem Morgen des elften Januar war er nur mit einem kurzärmeligen T-Shirt und einer Boxershorts bekleidet.

Henning Bäumer trat näher und sprach ihn an: „Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Brauchen Sie Hilfe?“ Er berührte den Mann an der Schulter. Der Körper kippte zur Seite, er war steif. Seine Hände waren hinter dem Rücken zusammengebunden.

„Ach du lieber mein Vater, der ist mausetot.“ Bäumer holte sein Handy aus der Jackentasche und wählte die Eins Eins Null. „Guten Morgen, Henning Bäumer mein Name. Ich bin der Revierförster vom Maientalwald in Bad Salzdetfurth, ich habe gerade einen Toten gefunden. Im Maiental, bei der Weggabelung, wo es zum alten Forsthaus geht.“

Erst jetzt wurde Bäumer richtig bewusst, dass er gerade eine Leiche gefunden hatte.

Er setzte sich auf einen Baumstamm und atmete tief durch. Seine Hündin Tessa stromerte im Wald. „Tessa, hierher“, rief Bäumer, „nicht dass der Hund noch Spuren zertrampelt.“ Tessa folgte sofort, schließlich war sie eine gut ausgebildete Jagdhündin. Und sie hatte Beute dabei – in der Schnauze trug sie etwas. „Nanu, was hast du denn da gefunden? Was ist denn das? Sicher ist sicher, vielleicht hat es was mit der Leiche zu tun.“ Bäumer nahm es an sich und steckte es in seinen Rucksack.

Kriminalhauptkommissar Justus Kramer war zehn Minuten später mit seinem Team am Fundort der Leiche. „Ich hoffe, Sie haben nichts verändert“, sagte er zu dem Förster.

„Ich habe den Mann an der Schulter angefasst, ich wusste ja nicht, dass er tot ist. Er ist umgekippt, so liegt er jetzt noch da. Und das hier, das hat mein Hund gefunden. Ich weiß nicht genau, wo. Er kam damit aus dem Wald, ein Stück weiter vorne. Hat das vielleicht einen Zusammenhang mit dem Toten?“

Er holte es aus seinem Rucksack: Ein großes, sternförmiges Gebäckstück, etwa 35 Zentimeter im Durchmesser. Es war hübsch verziert mit geflochtenen Zöpfen und allerlei runden und viereckigen Ornamenten. An zwei der Zacken war es ein wenig angeknabbert.

„Was ist denn das? Kann gut sein, dass es mit dem Fall zu tun hat.“ Justus steckte den Stern in einen großen Plastikbeutel.

Die Männer der Spurensicherung suchten inzwischen den Fundort ab.

„Gibt es Reifenspuren?“, rief Kramer den Männern zu.

„Ja, aber sie sind nicht mehr zu verwerten. Zugeschneit und plattgefahren.“

Unterdessen war der Pathologe eingetroffen. Er begann sofort den Toten zu untersuchen. „Außer den gefesselten Händen kann ich keine Zeichen von Gewalteinwirkung erkennen. Es ist gut möglich, dass er erfroren ist. Genaueres erst nach der Obduktion.“

Justus Kramer saß in seinem Büro und dachte nach. Er zog sich Gummihandschuhe an und holte das merkwürdige Hefegebäck aus der Plastiktüte. Er nahm es in die Hände und drehte es hin und her. „Das ist ein richtiges Kunstwerk, was ist das bloß? So was habe ich hier beim Bäcker noch nie gesehen.“ Er schüttelte den Hefestern kräftig hin und her und sagte: “Hey, mein lieber Stern, du bist eine wichtige Spur, ein Zeuge vielleicht. Sag mir bitte, was du gesehen hast.“

Plötzlich löste sich das obere Teil des Gebäcks, fiel hinunter und ein kleines Samtsäckchen plumpste hinterher. Justus öffnete es und schaute hinein. Es waren Juwelen darin.

„Damit ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser Hefestern etwas mit dem Toten zu tun hat.“ Justus brachte das Gebäck und die Edelsteine zur Spurensicherung. „Schaut euch das hier mal ganz genau an. Ich hoffe, ihr findet Fingerabdrücke.“

Am Nachmittag lag der Obduktionsbericht vor: Der Todeszeitpunkt war etwa vier Uhr am Morgen. Der Mann war nicht erfroren, er war vollgepumpt mit Heroin. Das hatte er sich mit Sicherheit nicht selbst gespritzt. Die Einstichstelle lag gut versteckt, im Nacken, unter dem Haaransatz. Vermutlich hatte ihm jemand mit Gewalt das Heroin injiziert. Dafür sprach auch die Fesselung der Hände. Darüber hinaus hatte er Reste von Nitrazepam, einem starken Schlafmittel, im Blut. Andere Spuren von Gewalteinwirkung oder Abwehrverletzungen gab es nicht. Der Mann war eindeutig Opfer eines Gewaltverbrechens.

Auf dem Stern waren etliche Fingerabdrücke von insgesamt sechs verschiedenen Personen. An den Juwelen gab es keine Abdrücke. Offensichtlich hatten die Diebe sie sorgfältig abgewischt.

Justus Kramer hatte Kontakt zu seinen Alfelder Kollegen aufgenommen, die in dem Juwelenraub ermittelten. Sie hatten kaum Ergebnisse: Der Überfall war nachts geschehen, der oder die Täter hatten sowohl das Gitter vor der Ladentür als auch die Tür selbst ziemlich professionell geknackt. Von den Anwohnern hatte niemand etwas bemerkt.

Die einzige Spur, sowohl im Fall des Raubes als auch im Mordfall, war der Hefestern.

Die Polizei veröffentlichte am nächsten Tag einen Artikel zu dem Todesfall und ein Foto des Sterns in der HAZ und in der RUBS in der Hoffnung, einen Hinweis auf dieHerkunft des Gebäcks zu bekommen.

Tatsächlich meldete sich schon morgens ein Bäcker aus Bad Salzdetfurth. Er selbst habe dieses wunderschöne Gebäck hergestellt. Es sei eine Mutschel. Seit drei Jahren würde er jedes Jahr so um den zehnten Januar mehrere Mutscheln backen, für den Daniel Reusch, aus Bodenburg, der würde sie bei ihm in Auftrag geben. Er sei immer sehr zufrieden mit seiner Backkunst. Er und seine Freunde würden um die Mutscheln würfeln, das sei eine Tradition aus seiner Heimat. Der Herr Reusch sei ein Schwabe.

Kramers Kollege, Rudi Merten, hatte recherchiert, ob Daniel Reusch bereits polizeilich bekannt war, und er war fündig geworden. In seiner Heimatstadt Metzingen in Baden Württemberg war Reusch durch Beschaffungskriminalität aufgefallen. Er war heroinabhängig gewesen. Nach einer kurzen Haftstrafe und anschließendem Entzug war er vor drei Jahren nach Bad Salzdetfurth gezogen, genau gesagt nach Bodenburg. Ein Cousin wohnte hier und hatte ihm Arbeit bei der Firma Bosch Blaupunktin Hildesheim besorgt. Er sollte weit weg von seinen ehemaligen Freunden und seinem Umfeld einen Neuanfang machen.

„Mal sehen, was aus dem Neuanfang geworden ist.“ Justus Kramer und Rudi Merten standen vor der Wohnungstür von Daniel Reusch.

Ein Mann Anfang dreißig, offensichtlich noch verschlafen, bekleidet mit einem Jogginganzug, öffnete die Tür.

„Guten Tag, Kripo Bad Salzdetfurth, Kramer mein Name, und das ist mein Kollege Merten. Herr Reusch?“

„Ja, ich bin Daniel Reusch. Was wollen Sie von mir?“

„Wir ermitteln in einem Mordfall und haben einige Fragen an Sie.“

Justus Kramer holte die Mutschel aus einer Plastiktüte und hielt sie Daniel direkt vor das Gesicht. „Kennen Sie das, Herr Reusch?“

Daniel starrte auf das Gebäck. Er wirkte völlig geschockt und stammelte: „Wie, woher, das ist doch meine äh, ich wollte sagen, so was kenne ich, das ist eine Mutschel, wo haben Sie die denn gefunden, äh, wo haben Sie die her?“

„Sie wurde an einem Tatort gefunden, ein Mann wurde ermordet. Wir glauben, dass der Täter auf der Suche nach diesem Backwerk war, denn gefüllt war es pikanterweise mit Juwelen, die aus einem Raubüberfall in Alfeld stammen. Mir scheint, Sie kennen diesen Stern?“

Daniel schaute zu Boden. Er verschränkte die Finger ineinander bis die Knochen knackten und murmelte vor sich hin. Nach einigen Minuten sah er Justus Kramer an und sagte mit fester Stimme „Nein, damit habe ich nichts zu tun! Mord, niemals! Okay, ich gestehe, ich wusste, dass die Juwelen aus dem Raub in Alfeld in der Mutschel sind. Ich habe sie selbst hinein getan, allerdings habe ich auch mit dem Raub nichts zu tun. Ich hab nur die Beute versteckt. Geklaut haben sie Jürgen und Manfred, die waren es.“

„Wie heißen die beiden mit Nachnamen und wo wohnen sie?“, fragte Kramer.

„Jürgen Sommertag und Manfred Winterlich, es sind Kumpel von mir, aber hier hört die Freundschaft auf, ich kann sie nicht decken, einen Mord lasse ich mir nicht anhängen. Jürgen und Manfred können bestätigen, dass ich es nicht war.“

„Herr Reusch, ich muss Sie bitten, uns aufs Revier zu begleiten, wir werden Sie dort weiter vernehmen und auch Ihre Freunde vorladen.“

„So, Herr Winterlich, berichten Sie mir, was am Abend des zehnten Januar geschehen ist.“ Man-fred Winterlich saß im Vernehmungsraum Justus Kramer gegenüber, ein Mikrofon stand auf dem Tisch.

„Daniel hatte uns zu diesem komischen Würfelspiel eingeladen. Es war noch ein Fremder dabei, Georg hieß der. Ich weiß überhaupt nichts über den. Wir haben gewürfelt und getrunken. Daniel war ziemlich schnell angeschickert. Er fing an, sich damit zu brüsten, er habe einen Juwelier überfallen und die Edelsteine in dem großen Hefestern versteckt. `Wie blöd war das denn´, dachte ich, uns kann er ja so was erzählen, aber diesem Fremden doch nicht. Und es hat gar nicht lange gedauert, da schnappte sich Georg tatsächlich den Stern und haute ab. Daniel hinterher, wir haben dann nur noch gehört, wie Reifen quietschten. Daniel kam nach ungefähr einer Stunde zurück. Er war stocksauer und meinte, die Beute sei verloren, aber der Georg habe seinen Lohn für den Diebstahl bekommen, er sitze im Maiental und müsse frieren, was auch immer er damit meinte. Dann hat er uns rausgeschmissen und wir haben ihn erst heute wieder gesehen.“

„Na, Rudi, was sagst du zu den beiden?“ Rudi Merten hatte zeitgleich Jürgen Sommertag vernommen und seine Schilderung der Ereignisse des Abends stimmten, bis auf unwesentliche Kleinigkeiten, mit der Aussage von Manfred Winterlich überein.

„Na ja, sie könnten sich abgesprochen haben, sie haben den Artikel in der Zeitung gelesen und das Foto von der Mutschel gesehen. Andererseits – sie haben eine weiße Weste, Daniel Reusch hat schon einiges auf dem Kerbholz, und wenn man seine Vergangenheit betrachtet: er konnte am ehesten von den Dreien Heroin besorgen, beziehungsweise, er muss es ja schon bei sich gehabt haben. Warum also sollten sie lügen?“

Kramer wandte ein: „Was nicht dazu passt ist, dass Daniel Reusch einen recht unbedarften Eindruck macht, der Raubüberfall aber sehr professionell ausgeführt wurde.“

„Das stimmt schon, Justus, aber naive Menschen sind ja nicht zwangsläufig dumm und unprofessionell. Sein Verhalten hinterher, mit der Tat zu prahlen, das passt wieder zu seiner Unbedarftheit.“

„Okay, Rudi, dann gehen wir erst mal davon aus, dass Sommertag und Winterlich die Wahrheit sagen. Lass uns überlegen, wie es gewesen sein könnte.“

Kramer konfrontierte Daniel Reusch mit der Aussage seiner Freunde.

„Was?“, brüllte Daniel „So ein Quatsch! Wir haben alle zusammen Georg verfolgt, er ist mit einem Taxi weggefahren. Als Georg noch da war, habe ich überhaupt nichts von den Juwelen in der Mutschel erzählt, ich war gar nicht so besoffen, ich konnte noch Auto fahren. Die beiden haben die Juwelen geklaut. Das Taxi, in dem Georg getürmt ist, haben wir kurz vor Bad Salzdetfurth verloren. So ein blödes Wildschwein kam plötzlich von rechts, aus dem Feld, ich musste eine Vollbremsung hinlegen, und weg war´s, das Auto, samt Georg, futsch die Klunkern. Und ich hatte den Stern doch nicht, ich habe keine Ahnung, wo Georg damit hin ist. Ich weiß ja gar nicht, wie er mit Nachnamen heißt und wo er wohnt. Das kann doch alles nicht wahr sein, diese beiden Schurken, sie lügen, ich bin unschuldig!“

Daniel schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte verzweifelt den Kopf. Plötzlich schaute er auf.

„Halt, jetzt fällt mir noch was ein. Als ich Georg kennen gelernt habe, in der Pizzeria, beim Rewe, da war auch ein Taxi, und der Fahrer setzte sich ganz dicht zu uns. Ich glaube, er hörte uns zu, gesagt hat er nichts. Ich fand das unangenehm, habe mir aber nichts weiter dabei gedacht – bis jetzt.Wenn das derselbe Taxifahrer ist? Das war echt auffällig, der wollte irgendwas von Georg, bestimmt. Und noch was: Das kann doch kein Zufall sein, dass ein Taxi mitten in der Nacht genau zur richtigen Zeit in der Nähe von meiner Wohnung steht, ohne dass ich es gerufen habe? Sie müssen den Taxifahrer suchen!“

Kramer ließ sich nicht beirren: „Sagen Sie mir nicht, was ich zu tun habe! Wir werden unsere Arbeit schon richtig machen. Ich sage Ihnen jetzt, was wir vermuten: Sie haben das Taxi verfolgt, bis zum Gasthaus im Maiental. Dort ist Georg Keppler ausgestiegen. Ja, wir haben herausgefunden dass sein Name Georg Kepplerwar und er im Maiental wohnte. Sie haben ihn angesprochen, er sagte, er hätte die Mutschel nicht mehr, er hätte sie weggeworfen, in den Wald. Sie haben ihn gezwungen, das Teil zu suchen, er hat es nicht gefunden. Wahrscheinlich hatten Tiere es schon weggetragen, es war nämlich angefressen. Sie waren so wütend, dass Sie ihm eine Überdosis Heroin verpassten. Um ganz sicher zu gehen, zogen Sie ihn aus. Sollte das Heroin ihn nicht umbringen, würde der Frost den Rest erledigen.“

„Nein, ich schwöre, ich war es nicht! Selbst wenn ich Heroin hätte, ich würde es niemals so verschwenden. Verdammt noch Mal, ich bin kein Mörder! Sie reden absoluten Schwachsinn. Was kann ich nur tun, damit Sie mir glauben?“

„Wir werden schon herausfinden, was genau im Maiental passiert ist. Daniel Reusch, ich verhafte Sie wegen des dringenden Verdachts, Georg Keppler getötet sowie den Raubüberfall in Alfeld begangen zu haben.“

Jürgen und Manfred verließen das Kommissariat. „Meinst du nicht, das war zu hart, Daniel so ans Messer zu liefern und ihm auch noch einen Mord anzuhängen?“ Jürgen schaute Manfred zweifelnd an.

„Ach was, das hat er verdient, der Depp. Unsere Beute! Was für eine bescheuerte Idee! Und wenn die doch noch auf uns gekommen wären? Schließlich wollte er uns verraten. Der hat tatsächlich geglaubt, wir würden uns selbst belasten. Jetzt sind wir sicher. Außerdem – sein Leben ist schon verpfuscht, uns steht noch die ganze Welt offen.“

Der Mann schaute zufrieden auf die aufgeschlagene Hildesheimer Zeitung:

„Mord im Maiental – Tatverdächtiger verhaftet“

„Na. Da habt ihr den Falschen erwischt! Das tut mir sehr leid für den Mann.“

Er stand auf, stellte sich ans Fenster und schaute hinaus, in Richtung Maiental. Dann begann er zu sprechen:

„Lieber Georg, wie du mir, so ich dir, oder besser gesagt: was du meiner Tochter angetan hast, hast du jetzt selbst erlitten.

Drogen hast du ihr angedreht, gedealt bei der Schule. Ich weiß es genau.

Die Polizei? Nee, die machen doch sowieso nichts, das habe ich selbst in die Hand genommen.

Man hat sie gefunden, meine Kleine, am dreißigsten November. Eiskalt war die Nacht. Die Dosis war viel zu hoch, ich wünsche ihr so sehr, dass sie schnell gestorben ist und nicht gelitten hat.

Ich hab dich schon lange beobachtet und auf die richtige Gelegenheit gewartet.

Es war gar nicht so einfach, das Heroin zu besorgen. Aber es musste sein. Du solltest genau das gleiche erleiden wie meine Juliane.

Dafür war der Rest einfach. Du bist freiwillig in mein Taxi eingestiegen. Völlig arglos. Ich habe dir einen heißen Tee angeboten. „Das gehört bei uns mit zum Service“ hab ich gesagt.

Du bist eingeschlafen. Im Tee war ein Schlafmittel.

Ich habe dich ausgezogen, du solltest erst noch ein bisschen frieren. Die Hände habe ich dir hinter dem Rücken zusammengebunden, ich habe dich auf den Baumstamm gesetzt und dir das Heroin ins Genick gespritzt.

Du bist aufgewacht, hast versucht, aufzustehen. Aber du warst schon zu benommen.

Ich habe zugeschaut, wie du gezittert hast, wie du nach Luft gerungen hast. Ja, Heroin mit Nitrazepam, das ist nicht schön.

Und der hübsche Sternkuchen? Für die Tiere des Waldes!“

Eine große Mutschel:

Zutaten:

250 ml Milch

100g Butter oder Margarine

500 g Weizenmehl

½ Würfel frische Hefe

1 Eiweiß (Größe M)

50 g Zucker

1 TL Salz

1 Eigelb und 1 EL Milch zum Bestreichen

Zubereitung:

Die Milch erwärmen und Butter/Margarine darin zerlassen.

Das Mehl in eine Rührschüssel geben, Hefe darauf bröckeln, die übrigen Zutaten hinzufügen und mit dem Mixer (Knethaken) zu einem glatten Teig verarbeiten.

Den Teig zugedeckt ca. 30 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen, er soll sich sichtbar vergrößert haben.

Den Teig auf bemehlter Arbeitsfläche noch einmal kurz durchkneten und zu einer Kugel formen. Etwa ¼ des Teiges für die Verzierung abnehmen. Übrigen Teig erneut zu einer Kugel formen und auf dem Backblech so zu einem Kreis (ca. 25 cm Durchmesser) flach drücken, dass in der Mitte eine leichte Erhöhung bleibt. Den dünneren Rand achtmal in gleichmäßigen Abständen etwa 4 cm einschneiden.

Übrigen Teig in sechs gleich große Stücke teilen. Drei Teigstücke zu dünnen, etwa 40 cm langen Rollen formen und zu einem Zopf flechten. Den Zopf um die Erhöhung legen. Aus den anderen Teilen je drei gleich große Stücke formen und zu dünnen Rollen von ca. 15 cm Länge formen. Diese als Schnecken und Brezeln modellieren und jeweils auf eine Zacke und in die Mitte legen. Nochmal 20 Minuten gehen lassen.

Eigelb mit Milch verrühren, Mutschel damit bestreichen und im vorgeheizten Backofen (200°C, Heißluft 180°C) etwa 20 – 25 Minuten backen.

Und wenn Sie Lust haben, würfeln Sie um die Mutschel!

Entenschiss:

Es wird mit drei Würfeln gespielt. Es zählen nur Würfe, die gleichzeitig die Augen 1,2 und 3 (Entenschiss) enthalten. Nach Vereinbarung kann auch zwei- oder dreimal geworfen werden.

Wer keinen solchen Wurf hat erhält einen Strich. Gewonnen hat, wer die meisten Entenschisse in zehn Runden hat.

Alles nach Plan

Wrisbergholzen

Katja Jacobs

Er sitzt an einem Esstisch, der mit Blumen und Kerzen dekoriert ist, mit dem Blick in den Garten.

Wrisbergholzen liegt so nah am Wald, dass er diesen, trotz des tiefen Nebels, noch gut erkennen kann.

Das Feuer im Kamin knistert, das Abendessen war hervorragend, und er fühlt sich seit langem wieder wohl.

Die letzten zwei Monate waren nicht leicht für ihn. Seit vier Jahren kommt er mit seinem Job gut durchs Leben. Manch einer wird seine Tätigkeit vielleicht nicht als Job betiteln, für ihn ist sie das.

In den letzten vier Jahren hatte er traumhafte Zeiten mit achtzehn Frauen erlebt. Eigentlich mit siebzehn Frauen. Die letzte traumhafte Zeit endete tragisch.

Sie war zu neugierig, zu misstrauisch undzu clever. Mit Misstrauen und Neugier konnte er gut umgehen, kombiniert mit Cleverness wurde es ihm jedoch gefährlich.

Vor seinem inneren Auge zuckt kurz das Bild der unnatürlich verdrehten Frau am Fuß der Treppe auf. Es war nicht sein Plan gewesen, sie die Treppe hinunter zu stürzen, aber er konnte es nicht vermeiden. Das Schlimmste war jedoch, dass sie noch lebte. Erst nach drei Schlägen mit einer Pfanne war sie endlich tot.

Ein Kopfschütteln verscheucht das Bild aus seinem Kopf. Nach zwei Monaten wieder ein erstes Date. Der erste Anfang ist getan. Jetzt kommt der Punkt, an dem er sich für eine seiner zwei Taktiken entscheiden muss. Entweder den nächst besten Zeitpunkt abwarten, sich die wertvollsten Sachen schnappen und verschwinden, oder er lässt sich mehr Zeit. In drei Wochen wäre sie wahrscheinlich bereit, ihm ihren Schlüssel zu überlassen, wenn er erneut die Geschichte des Kammerjägers oder die der hysterischen Nochehefrau auftischte. Dann würde er in Seelenruhe eine größere Beute aus der Angelegenheit ziehen.

Die Entscheidung für die zweite Variante ist gefallen. Diese Frau scheint ihm nicht übermäßig clever, und warum nicht noch ein paar heiße Nächte dazu buchen?

Aus der Küche hinter ihm kommt ein angenehm süßer Geruch.

Plötzlich durchfährt ihn ein ungeheurer Schmerz, der seine Gedanken augenblicklich zum Erliegen bringt. Er will schreien, aber er kann nicht. Die Luft zum Atmen bleibt ihm weg, da sieht er die Spitze der Klinge, die schräg aus seiner Brust ragt.

Ihre Hand liegt auf seiner Schulter, als sie sich zu ihm herunter beugt und ihm in sein Ohr flüstert:„Zwei Monate brauchte ich, dich zu finden und anzulocken. Zwei Monate habe ich gebangt, diesen Augenblick nie erleben zu dürfen.“

Sein kraftloser Körper rutscht langsam vom Stuhl und schlägt hart auf den Fliesen auf.

„Kein Gericht der Welt hätte dich hart genug für den Mord an meiner Schwester bestraft.“

Nach einem kurzen Röcheln weicht das Leben endgültig aus seinem Körper.

Sie bleibt eine Weile über der Leiche stehen und atmet tief durch. Anschließend füllt sie ihr Weinglas, holt sich einen Teller mit heißem Brombeercrumble aus der Küche und macht es sich vor dem Kamin gemütlich.

Mit dem süßen Beigeschmack von Rache genießt sie in Seelenruhe ihr Lieblingsdessert.

Apfel-Brombeer-Crumble

Zutaten (für 2-3 Portionen)

120gMehl

90gZucker

1 Msp. geriebene Muskatnuss

110gweiche Butter

400gÄpfel (z.B. Elster)

200gBrombeeren

2 Elbrauner Zucker

2 TlOrangensaft

1/2 TlZimtpulver

Zubereitung

Mehl, Zucker, Muskatnuss und Butter in einer Schüssel zuerst mit den Knethaken des Handrührers, dann mit den Händen zu Streuseln verarbeiten.

Die Äpfel schälen, vierteln, entkernen und die Viertel quer in Spalten schneiden. Dann die Brombeeren verlesen und mit den Apfelspalten, braunem Zucker, Orangensaft und Zimt vermischen.

Die Obstmischung anschließend in eine Auflaufform (ca. 18 x 18 cm) geben und die Streusel gleichmäßig darauf verteilen.

Im Ofen bei 210 Grad (Umluft 190 Grad) in der Ofenmitte 25-30 Minuten backen.

Schmeckt auch ohne Rache.

Wer zu viel will

Diekholzen

Diana Naumann

„Liebe Närrinnen und Narren, es tut mir leid diese Sitzung abbrechen zu müssen, aber es ist ein entsetzliches Unglück passiert“ entschuldigte sich der Elferratsvorsitzende.

Lautes Murren ging durch die etwa zweihundert Kostümierten, die Ersten standen schon auf, um zum Ausgang zu gehen, bevor das Gedränge zu groß würde. Ganz hinten in der Ecke nahm ein als Darth Vader verkleideter Zuschauer die Maske ab und versuchte die Masse zu beruhigen: „Liebe Bürgerinnen und Bürger, bitte folgen sie den Anweisungen der Ordner, sicher gibt es einen wichtigen Grund für diese Maßnahme. Wir werden sie morgen genauestens informieren.“

„Muss der sich schon wieder aufspielen? Typisch Politiker, und der Schön ist der Schlimmste“, brummte Gustav Thiele und erhob sich, um mit seinem Schwiegersohn und seiner Tochter zum Ausgang zu gehen.

Justus Kramers Handy piepste, und Annabell sah ihn vorwurfsvoll an: „Ich dachte, du hättest das Ding wenigstens heute zuhause gelassen oder es zumindest ausgemacht.“

„Tut mir leid“, sagte der Polizist, während er auf den Annahmeknopf drückte.

Er lauschte kurz und sagte dann: „Im Kronprinzen? Ich bin schon vor Ort, der Doc kommt auch?“ Justus wandte sich um. „Ich muss hinter die Bühne, wartet ihr auf mich? Bitte“, erklärte Justus seiner Frau das Telefonat.

Er und Annabell waren als Clowns verkleidet und sein Schwiegervater als Einstein.

„Wir warten hier, aber glaubst es ist eine gute Idee, in diesem Aufzug eine Ermittlung zu starten?“, fragte Annabell.

„Zeit zum Umkleiden bleibt mir wohl kaum, hinter der Bühne liegt ein Toter.“

Justus ging hinter die Bühne, der Notarzt war bereits vor Ort und erklärte: „Ich weiß nicht, ob die Polizei hier richtig ist. So wie es aussieht, ist er an einem Asthmaanfall verstorben.

„Und was heißt das auf Deutsch?“, fragte Justus.

„Er scheint einen Atemnotanfall gehabt zu haben. Vielleicht reagiert er auf irgendetwas allergisch.“

„Unser Gerichtsmediziner wird ihn sich trotzdem ansehen.“

Der Notarzt brummte etwas und räumte seine Sachen zusammen.

Im selben Moment kam der Gerichtsmediziner und warf einen befremdeten Blick auf Justus.

„Sag jetzt nichts“, bat dieser.

„Ich wusste ja, dass bei uns einige Clowns arbeiten, aber dass du auch dazu gehörst…“, ignorierte dieser die Bitte.

Justus verdrehte die Augen und fragte: „Wann kann ich mit dem Ende der Obduktion rechnen?“

„Ich melde mich morgen, fahr nach Hause, damit du aus den Fetzen rauskommst.“

Justus folgte seiner Frau und seinem Schwiegervater zum Auto.

„Du glaubst ernsthaft, dass das ein neuer Fall für euch wird?“, fragte Gustav.

„Auf jeden Fall stimmt da etwas nicht, wenn du Asthma oder eine Allergie hast, versuchst du dem Auslöser doch aus dem Weg zu gehen oder hast zumindest ein Gegenmittel parat, wenn die Gefahr einer Reaktion besteht oder nicht?“

Annabell und ihr Vater mussten ihm zustimmen.

Am nächsten Morgen rief der Chef nach Justus und seinem Kollegen Rudi Merten.

„Herr Schön hat bereits nachgefragt, wie wir in unserem neuen Fall weiterkommen.“

„Bisher ist noch nicht einmal sicher, ob es einen neuen Fall gibt, warum mischt sich ein Politiker überhaupt in unsere Arbeit ein?“, murrte Rudi.

„Vielleicht will er Pluspunkte bei den Bürgern sammeln. Also haltet euch ran, damit wir uns bald öffentlich dazu äußern können.“

Die beiden Kommissare nickten und gingen in die Gerichtsmedizin.

„Und was hast du für uns?“ fragte Rudi

„Unser Opfer Georg Fassmann ist an einem Asthmaanfall gestorben…“

„Also nichts für uns, vielen Dank, komm Justus, wir haben auch noch anderes zu tun“, unterbrach Rudi Merten Doktor Müller und handelte sich einen bösen Blick von ihm ein.

„Also todesursächlich ist ein Asthmaanfall infolge eines anaphylaktischem Schocks“, fuhr Doktor Müller fort und machte eine Kunstpause. Justus tat ihm den Gefallen nachzufragen. „Das heißt?“

„Das heißt, er hat tatsächlich auf etwas allergisch reagiert. Auf Lindenblütenpollen.“

„Lindenblütenpollen, mitten im Februar?“

„Ja. Es gibt zwar auch im Februar Pollenflug, aber um die Konsistenz zu erreichen, welche ich auf den Schleimhäuten und in den Bindehäuten der Augen feststellen konnte, muss er sein Gesicht mindestens in einen ganzen Strauß mit reifen Lindenblüten gesteckt haben. Das halte ich für eher ausgeschlossen, wenn ihm seine Allergie bekannt war.“

„Also doch ein Fall für uns“, stellte Justus trocken fest.

„Hast du eine Idee, wie der Pollen auf seine Schleimhäute und in seine Augen gekommen ist?“

„Hier diesen Papierschnipsel habe ich in seinem Rachen gefunden, so wie es aussieht, wurde der Pollen in einem Blatt Papier gelagert.“

„Du meinst, er hat Papier gegessen“, fragte Justus erstaunt.

„Nicht freiwillig zumindest, Verletzungen am Mundwinkel und am Gaumen beweisen, dass es ihm gewaltsam in den Mund gesteckt wurde. Außerdem hat er kurz vor seinem Tod noch einen halben Berliner mit Marmeladenfüllung gegessen.“

„Könnten die Pollen dann nicht auch darin gewesen sein?“

„Ausschließen kann ich das bis jetzt noch nicht, dazu müsstet ihr mir die Reste des Berliners bringen und das Papier mit seinem Speichel.“

„Danke, wir melden uns. Rudi, ruf Meier an, ob er und sein Team irgendetwas in der Richtung gefunden haben.“

Während Rudi Merten nach seinem Handy griff, verließen sie gemeinsam die Gerichtsmedizin.