Geschichte Peter Clausens - Adolf Freiherr von Knigge - E-Book

Geschichte Peter Clausens E-Book

Adolf Freiherr von Knigge

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Beschreibung

Das Dasein eines Höflings war dem Freigeist Knigge zuwider, in seinem 1785 abgeschlossenen satirischen Roman Geschichte Peter Clausens verhöhnte er die seinem Urteil nach "erbärmlichsten Hofschranzen" und das ganze "Hofgeschmeisse".

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Seitenzahl: 542

Veröffentlichungsjahr: 2012

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Geschichte Peter Clausens

Adolph Freiherr Knigge

Inhalt:

Adolf Knigge – Biografie und Bibliografie

Geschichte Peter Clausens

Erster Theil

Vorbericht

Vorrede

Erstes Capitel

Zweytes Capitel

Drittes Capitel

Viertes Capitel

Fünftes Capitel

Sechstes Capitel

Siebentes Capitel

Achtes Capitel

Neuntes Capitel

Zehntes Capitel

Elftes Capitel

Zwölftes Capitel

Dreizehntes Capitel

Vierzehntes Capitel

Fünfzehntes Capitel

Zweyter Theil

An die Leser

Erstes Capitel

Zweytes Capitel

Drittes Capitel

Viertes Capitel

Fünftes Capitel

Sechstes Capitel

Siebentes Capitel

Achtes Capitel

Neuntes Capitel

Zehntes Capitel

Elftes Capitel

Zwölftes Capitel

Dreizehntes Capitel

Dritter Theil

Vorrede

Nachricht an das Publicum

Erstes Capitel

Zweytes Capitel

Drittes Capitel

Viertes Capitel

Fünftes Capitel

Sechstes Capitel

Siebentes Capitel

Achtes Capitel

Neuntes Capitel

Zehntes Capitel

Elftes Capitel

Zwölftes Capitel

Dreyzehntes Capitel

Vierzehntes Capitel

Fünfzehntes Capitel

Sechzehntes Capitel

Geschichte Peter Clausens, A. von Knigge

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

ISBN:9783849629496

www.jazzybee-verlag.de

www.facebook.com/jazzybeeverlag

[email protected]

Adolf Knigge – Biografie und Bibliografie

Schriftsteller, geb. 16. Okt. 1752 in Bredenbeck unweit Hannover, gest. 6. Mai 1796 in Bremen, studierte in Göttingen die Rechte, ward 1771 vom Landgrafen von Hessen zum Hofjunker und Assessor der Kriegs- und Domänenkammer in Kassel ernannt, wo er sich aber bald durch amtliche und gesellige Mißhelligkeiten unmöglich machte, und führte dann eine Weile hindurch ein Wanderleben, bis er sich 1777 in Hanau niederließ, wo er, zum weimarischen Kammerherrn ernannt, als gern gesehener Kurzweilmacher viel am dortigen Hofe verkehrte. 1780 siedelte er nach Frankfurt a. M. über, wo er einige Jahre in Zurückgezogenheit lebte, um 1783 in Heidelberg, später in Hannover, 1791 in Bremen seinen Wohnsitz zu nehmen, wo er Landdrost wurde. K. wurde 1780 Mitglied des Ordens der Illuminaten und entfaltete in diesem unter dem Namen Philo eine einschneidende Tätigkeit mit polemischer Spitze gegen Jesuiten und Rosenkreuzer. Wenige Tage nach dem Verbot aller geheimen Gesellschaften in Bayern schied K. durch Vertrag aus dem Orden aus. 1788 erschien in Hannover »Philos endliche Erklärung und Antwort auf verschiedene Anforderungen und Fragen, die an ihn ergangen, seine Verbindung mit dem Orden der Illuminaten betreffend«, und 1793 von gegnerischer Seite »Die neuesten Arbeiten des Spartacus und Philo in dem Illuminatenorden jetzt zum ersten mal gedruckt, und zur Beherzigung bei gegenwärtigen Zeitläuften herausgegeben«. K. war als Romanschreiber, Popularphilosoph, dramatischer Dichter, Publizist, Musiker etc. produktiv. Seine bekannteste Schrift ist die »Über den Umgang mit Menschen« (Hannov. 1788 u. ö.; hrsg. von Berends, Gera 1904; auch in Reclams Universal-Bibliothek), eine einst vielgelesene Sammlung von Lehrsätzen, Lebensregeln und Erfahrungsmaximen, die von großer Weltbeobachtung und Menschenkenntnis zeugt, aber von einer beschränkt-egoistischen Grundansicht ausgeht. Die zahlreichen Romane Knigges (»Der Roman meines Lebens«, 1781–87, 4 Bde.; »Geschichte Peter Clausens«, 1783–85, 3 Bde.; »Geschichte des armen Herrn v. Mildenburg«, 1789–90; »Des seligen Herrn Etatsrats Samuel Konrad v. Schafskopf hinterlassene Papiere«, 1792; »Die Reise nach Braunschweig«, 1792; Neudruck in Kürschners »Deutscher Nationalliteratur«, u. a.) sind im ganzen flüchtige Arbeiten und trotz der überall darin prunkenden Stichwörter Humanität und Aufopferung ohne festen sittlichen Kern und Gehalt; am besten hat der Verfasser den niedrig-komischen Ton getroffen. Eine Sammlung von Knigges Schriften erschien in 12 Bänden (Hannov. 1804–06). Vgl. Goedeke, Adolf Freiherr K. (Hannov. 1844); »Aus einer alten Kiste. Originalbriefe, Handschriften und Dokumente aus dem Nachlaß eines bekannten Mannes« (hrsg. von Klencke, Leipz. 1853). Über Knigges Verhältnis zu den Illuminaten vgl. Kluckhohn in den »Vorträgen und Aufsätzen« (Münch. 1894).

Geschichte Peter Clausens

Erster Theil

Vorbericht

Dieser ziemlich leichtfertige Roman ist eine meiner Jugendarbeiten. Ich fand ihn beynahe fertig unter meinen Papieren liegen, las ihn durch und dachte, er verdiene nicht, ganz unterdrückt zu werden. Er ist mit einiger Laune geschrieben, und da man jetzt im Geschmack von Romanen ist, so wird auch diesen das Publicum vielleicht nicht ohne Vergnügen lesen. Viel Zeit an die Ausfeilung zu wenden, dazu habe ich weder Muße noch Lust gehabt. Bey Schriften von der Art, die flüchtig gelesen und leicht vergessen werden, erwartet man auch das nicht. Genug, wenn das Ganze nicht ganz leer von Interesse, wenn die Schreibart nicht schlecht, die Ausführung nicht langweilig ist, und wenn man hier getreue Bilder aus dem gemeinen Leben findet.

Vorrede

zu dieser neuen Ausgabe

Die gütige Nachsicht, womit das Publicum seit mehr als zehn Jahren meine literarischen Arbeiten aufgenommen hat, ist vorzüglich auch diesem im Jahre 1783 zuerst gedruckten Roman, wovon hier eine neue Ausgabe erscheint, zu Statten gekommen. Er ist in Teutschland mit Beyfall gelesen worden, und es würde schon früher eine neue Auflage davon erschienen seyn, wenn nicht die Nachdrucker dafür gesorgt hätten, daß es nie an Exemplaren fehlte.

Eine Übersetzung dieses Buchs, welche unter dem Titel: le Gil Blas allemand, ou avantures de Pierre Claus, à Paris, hôtel de Bouthillier, rue des Poitevins, 1789, herauskam, machte auch in Frankreich ihr Glück, obgleich, wie es mir scheint, die mehrsten Züge in Peter Clausens Geschichte einem Franzosen, der nicht sehr bekannt mit teutschen Sitten ist, wenn nicht ganz unverständlich, doch wenig interessant vorkommen müssen.

In das Holländische ist dieser Roman erst neuerlich übersetzt und der erste Theil in einem Jahre dreymal aufgelegt worden (Pieter Klaus, te Haarlem, by François Bohn, 1792.) Die Übersetzung ist aber auch vorzüglich gut gerathen, und die holländische Sprache hat, soviel ich davon verstehe, besondre Kraft im Ausdrucke zu Darstellung comischer Scenen von der Art, wie man sie hier antrifft.

Auch eine englische Übersetzung ist kürzlich von diesem Roman erschienen. Sie führt den Titel: The German Gil Blas; or the Adventures of Peter Claus. Translated from the German of Baron Kniegge. London 1793. 12. 3 voll. Kearsley. Fast sollte man glauben, sie sey nach dem Französischen verfaßt, weil auch hier dem Buche der Titel des »teutschen Gil Blas« beygelegt ist.

Da nun dies Buch schon in so viel Händen ist, habe ich es nicht für schicklich gehalten, bey der neuen Ausgabe wesentliche Veränderungen damit vorzunehmen, obgleich ich wohl fühle, daß sich viel daran verbessern ließe. Nur hier und da ist an Styl und Rechtschreibung ein wenig gefeilt worden.

Das ist alles, was ich dem geneigten Leser bey der neuen Auflage dieses Werks zu sagen habe. Über Plan und Zweck bey Verfertigung dieses Romans und zweyer andrer, die demselben gleichsam zu Gegenstücken dienen, habe ich mich in der Vorrede zu dem dritten Theile der Geschichte des armen Herrn von Mildenburg erklärt.

Geschrieben in Bremen   am 20. August 1793

Adolph, Freyherr Knigge

Erstes Capitel

Peters Herkunft und erste Erziehung.

Mein Vater hieß Joachim Claus und war ein ehrlicher Schuster in Eldagsen, einem kleinen Städtchen unweit Hannover. Er war durch seine Heyrath mit meiner Mutter, Leonoren Dromeyer, den vornehmsten Familien in Eldagsen verwandt geworden; denn mein Oheim, der Herr Apotheker und Bürgermeister Johann Valentin Dromeyer, trug des Sonntags und wenn er nach Hannover reiste, eine große runde Perücke, einen braunen Rock mit gelben Knöpfen und eine rothe plüschene Weste. Auch würde dieser Magnat schwerlich seine Schwester je einem Schuster gegeben haben, wenn nicht gewisse Umstände vorhergegangen wären, die mir hernach das Vergnügen verschafften, meiner Eltern Hochzeit beyzuwohnen.

Kaum war dies Hochzeitfest vorbey, auf welchem die Ärmsten von meiner Mutter Verwandten Ehren halber erschienen, der Oncle Valentin aber sich mit einer leichten Unpäßlichkeit entschuldigte, als unsre vornehmen Verwandten sich fernerhin nicht mehr um uns bekümmerten, ihre Schuhe bey einem andern Meister machen ließen und dem lieben Gotte, der so manchen Taugenichts zu ernähren hat, anheimstellten, weiter für uns zu sorgen.

Ich war sechs Jahr alt, als meine Mutter im Kindbette, zugleich mit einem kleinen Mädchen, das sie zur Welt brachte, starb; und so war ich nun fernerhin der Obhut meines Vaters überlassen, der nicht wieder heyrathen wollte, weil er außer mir keine Kinder hatte, folglich seinem Hauswesen leicht ohne Weib vorstehn konnte, übrigens auch schon in den fünfzig Jahren, die er alt geworden, ziemlich von seiner Neigung zum schönen Geschlechte zurückgekommen war. Er theilte also seine Sorgen unter der Vertreibung seines Handwerks und der Abrichtung einiger Blutfinken, die er das Trompeterstückchen und Nun ruhen alle Wälder pfeifen lehrte, um sie sodann zu verkaufen. Den kleinen Haushalt führte seine alte Schwester, und ich wurde in die Schule geschickt, woselbst der Cantor Klingenheim sich beschäftigte, einem Haufen Knaben allerley nützliche Kenntnisse einzuprügeln. Ich bekam meinen Antheil an Unterricht und Schlägen täglich zugemessen, aber ich bekenne gern, daß es mir immer mehr von letztern als ersterm trug, und dies um so mehr, da meines Vaters Vermögensumstände ihn außer Stand setzten, dem Herrn Cantor durch seine Geschenke eine andre unschuldige Gemüthsergötzung auf unsre Kosten zu verschaffen.

Es wohnte in Eldagsen ein verabschiedeter Hauptmann, von Reyerberg, der zwei Söhne hatte, die er in eben dieselbe Schule schickte, weil er nicht reich genug war, einen Hauslehrer zu besolden, oder vielmehr, weil er lieber für das Geld, das er diesem hätte geben müssen, zwey Reitpferde hielt, die er auch zuweilen an einen kleinen offnen Wagen spannte, wenn er nach Hannover fuhr, um seine Pension selbst abzuholen und einen Theil davon in dem Wirthshause zu den drey Cronen, in der Beckerstraße, zu verzehren.

Der älteste Reyerberg hieß David, der jüngste Ludwig. David war sehr sittsam, führte sich immer still und anständig auf, schmeichelte dem Herrn Cantor, hielt sich gern zu alten Leuten, ermahnte oft seinen Bruder, wenn Dieser ungezogen war: doch seines Standes nicht zu vergessen, lernte alles wohl auswendig, was ihm aufgegeben wurde, und war also bey jedermann beliebt. Dabey wußte er sich durch Klatschereyen bey dem Herrn Vater in Gunst und den armen Ludwig herabzusetzen. Übrigens war er sehr reinlich in Kleidung; und da er gar kein Geschick zu Leibesübungen hatte, gab er sich auch damit nicht ab, fiel also nie und zerriß selten etwas.

Ludwig hingegen war voll Feuers, balgte sich immer mit andern Jungen herum, lachte über alles, was ihm lächerlich vorkam, sagte immer, was er dachte, spielte seinem Lehrer und allen ernsthaften Personen, die ihm unerträglich waren, unzählige böse Streiche, wollte nichts lernen, sprach über alles, was ihm vorkam, mit Witz und grader gesunder Vernunft. Nichts war ihm unangenehmer, als geputzt zu seyn. Seine Kleider waren mehrentheils übel zugerichtet, denn er wollte jeden Sprung, jede körperliche Übung, die er sah, nachmachen, war auch sehr leicht und geschwind, fiel aber doch oft jämmerlich und wurde vom Hauptmanne und allen seinen Freunden für einen Jungen gehalten, aus dem nichts werden würde als ein liederlicher Fähndrich.

Was mich betrifft, so liebte ich den jüngsten Bruder mehr wie den hochgepriesenen David. Indessen kann ich doch nicht sagen, daß ich ganz so wild gewesen wäre wie Ludwig. Mein geringrer Stand, die Armuth und Unterdrückung meines Vaters, welches alles auf mich bey der Begegnung, die ich von Andern erfuhr, wirkte, gab meinem Geiste nicht so viel Schwung und Unabhängigkeit.

Bis in mein vierzehntes Jahr widerfuhr mir eben nichts Außerordentliches. Mein Vater hatte sein mäßiges Auskommen, war aber, wie es oft geschieht, so unzufrieden mit seinem Stande, daß er darauf fluchte und schwur, ich solle ein ganz andrer Kerl werden als er. Zu diesem Endzwecke mußte ich Musik, Rechnen, Schreiben, Lateinisch und noch überdies ein wenig Geschichte und Erdbeschreibung lernen, wofür eine adelige Dame in der Nachbarschaft, für welche mein Vater arbeitete und die sich Meiner annahm, besonders bezahlte. Meines Vaters Pläne gingen auch so hoch mit mir hinaus, daß er einen braven Schulmeister aus mir zu ziehn dachte. Aber der gute Mann erlebte es nicht, mich in einer so glänzenden Laufbahn zu sehn, denn er starb, als ich eben das fünfzehnte Jahr erreicht hatte. Seine Schwester war ihm kurz vorher vorausgegangen.

Es war an einem schwülen Sommertage, als er aus Galenberg, wohin er Schuhe gebracht hatte, erhitzt nach Hause kam, zu voreilig kalt trank und augenblicklich krank wurde. Er lag nur neun Tage, während welcher Zeit ich einstmals Arbeit zu der gnädigen Frau, welche für mich einen Theil des Schulgeldes bezahlte, tragen mußte. Sie erkundigte sich nach meinem Vater, und als ich ihr die mißlichen Umstände meldete, in welchen er war, versprach sie mir, sich Meiner anzunehmen, im Fall mein Vater etwa sterben sollte.

Sobald dieser nun tot war, ließ mein Herr Vetter Valentin von Magistrats wegen alles im Hause versiegeln. Er kündigte mir dabey in harten Ausdrücken an, daß die Umstände so wären, daß die Schulden für geliefertes Leder und dergleichen den Werth der Verlassenschaft weit überschritten. »Nun Peter!« rief er trotzig aus. »Siehe zu, wie Du durch die Welt kommst! Der hochlöbliche Magistrat wird Dir einen Vormund setzen. Aber wo nichts ist, da hat gleichsam der Kaiser sein Recht verloren; und wenn die Büchsen leer sind, kann ich nichts herausnehmen. Hätte Dein Vater, Gott habe ihn selig! nicht einen dummen Hochmuth im Kopfe gehabt und hätte Dich ein ehrliches Handwerk lernen lassen, so wüßtest Du, wo aus oder ein, statt daß Du jetzt dem Stadt- Aerario zur Last fallen mußt.«

Ich stellte dem Herrn Bürgermeister vor, daß ich schon selbst für mich sorgen würde, indem die Frau von Lathausen sich Meiner anzunehmen versprochen hätte – darauf ließ ich meine Verlassenschaft im Stiche und ging gradeswegs zu meiner Gönnerin.

Zweytes Capitel

Er wird Bedienter bey einer adeligen Dame. Was er dort erlebt, und warum er diesen Dienst verlassen muß.

Meine ganze Habseligkeit bestand, außer der Kleidung, welche ich am Leibe, und einigem kleinen Hausrathe, den ich in der Tasche hatte, in einem Bündelchen, darin ich zwey Hemden führte, nebst einem Paar schwarzen wollenen Strümpfen, zwey Kämmen und einem Viertel-Lotterie-Lose, das mein Vater kurz vor seinem Tode an sich gekauft und der hochlöbliche Magistrat nicht mit in Arrest genommen hatte. Ich nahm Abschied von dem Herrn Bürgermeister, der mir drey Mariengroschen und eine Vermahnung, welche ungefähr ebensoviel werth seyn mochte, auf den Weg gab, und ging mit diesem Reichthume sorglos zu der Frau von Lathausen. Diese nahm mich, ihrem Versprechen gemäß, sehr gütig auf, ließ mir wenig Tage nachher aus einem alten Überrocke eine neue Livree machen. Der Jäger mußte mich unterrichten, wie ich mich bey der Aufwartung zu verhalten hätte, wie ich die gnädige Frau und alle übrigen Leute im Hause nennen müßte, und so wurde ich dann ein Stück von einem Bedienten.

Die Schöpferin meines Glücks war eine Dame von etwa vierzig Jahren, sehr tugendhaft – ob aus Mangel an Temperament und Gelegenheit, aus Furcht oder weil sie nie sehr schön gewesen war, immer auf dem Lande gelebt und weil kein Verführer ihr die Ehre erwiesen hatte, Pläne auf sie zu machen – wer kann von allen unsern Tugenden die Quelle entdecken? – Genug, sie war eine sehr tugendhafte Witwe, sprach viel von Zucht und Sitten, war äußerst strenge in ihren Urtheilen über Andre und konnte besonders nicht leiden, wenn unter ihrem Hausgesinde kleine Liebschaften vorfielen. Doch gab es zwey Leute, denen sie alle Schwachheiten nachsah, und diese zwey Leute waren: ein junger hübscher Vetter, Herr von Redmer, und ihr Kammermädchen, die Jungfer Nagelborn.

Der Herr von Redmer war Lieutenant in *** Diensten. Es hätte vielleicht ein guter Mensch aus ihm werden können, wenn er nicht in der Jugend von seinen Eltern und nachher, seiner schönen Figur wegen, von Frauenzimmern zu sehr wäre verzogen worden. Man sagt es den armen Weibern nach, daß sie viel dazu beytragen sollen, hübsche Jünglinge eitel und thöricht zu machen, welche dann hernach, wann die Frühlingsjahre vorbey sind, langweilige kraftlose Männer und zuletzt kindische lächerliche Greise werden. Ich habe in der Folge der Zeit wirklich oft Gelegenheit gehabt zu bemerken, daß dieser Vorwurf einigen Grund haben könnte. Auch kluge Frauen, bey denen der Körper mitspricht, sind sehr geneigt, einen jungen Laffen, und wäre er ein noch so leerer Kopf, einem Paar rother Wangen und runder Waden wegen recht artig zu finden. Ihr erster Lobspruch auf einen Menschen, der ihnen gefällt, lautet gewöhnlich: »Das ist ein hübscher Mann«, indes wir Männer, auch da, wo uns weibliche Schönheit rührt, unser Urtheil aus einer Art Schamhaftigkeit damit zu rechtfertigen pflegen, daß wir hinzusetzen: »Die Frau scheint viel Güte, Verstand oder dgl. zu haben.« Doch das gehört nicht hierher – Genug, der Herr von Redmer war ausnehmend zufrieden mit seiner Person, äußerst vorlaut, von der hohen Würde seiner innern und äußern Vorzüge überzeugt, von der Wichtigkeit seines Officierstandes eingenommen und so geschwätzig, daß er das Wasser seiner Beredsamkeit nicht halten konnte, wenn irgend dazu gepfiffen wurde, obgleich er mehrentheils die schalsten Dinge sagte. Da er ein wenig in einer Postkutsche herumgereist war, folglich viel Postmeister hatte kennengelernt, bildete er sich ein, er habe die Welt gesehn und beobachtet; und weil er einige Höfe besucht hatte, meinte er, er habe Menschenkenntnis, feine Welt, französische Lebensart. Das machte ihn, wenigstens in solchen Gesellschaften, wo man auf Character, Bescheidenheit, Talente und Kenntnisse sah, unerträglich. Aber wer das nicht merkte, war mein Herr von Redmer; Seine Eigenliebe ließ das nicht zu. Voll Selbstgenügsamkeit schob er seine lange Figur aller Orten hervor, mischte sich in alles und übersah in seinem Sinne alle Leute – Kurz! er war so, wie ich nachher manche junge Officiere gesehn habe. Nicht selten sprach er Zweydeutigkeiten, die seine gnädige Frau Base, bey welcher er zuweilen und grade damals, als ich in ihren Dienst trat, seinen Urlaub aushielt, gewiß von keinem Andern ohne Entsetzen würde angehört haben. Aber was soll man machen? Sie mußte wohl wissen, daß er es so böse damit nicht meinte, und so pflegte sie denn gewöhnlich nichts weiter zu sagen, als: »Pfuy! böser Mensch!« oder so etwas.

Jungfer Nagelborn war ein volljähriges Frauenzimmer, etwas lang, mager und bräunlich, übrigens nicht übel gewachsen. Ein halbes Dutzend Zähne mochten ihr wohl an derjenigen Anzahl fehlen, welche in des Ritters Linné Systeme stehen, allein da sie den Mund sehr behutsam öffnete und, wenn sie lachte, die Hand vorhielt, fiel dies nicht besonders in die Augen. Ad vocem Augen dient zur Nachricht, daß die ihrigen ungefähr wie geschmolzenes Calphonium aussahen und viel zu fordern schienen; Ihr Haar aber war pechrabenschwarz – So viel von ihrer Person!

Dies züchtige Frauenzimmer hatte viel Gewalt über ihre gnädige Frau, welche sich so sehr an dieselbe gewöhnt hatte, daß sie kein Geheimnis vor ihr verbarg. Sie führte den Haushalt, war zugleich Kammermädchen, und alles was sie that war wohlgethan. Auch war sie von gar guter, plauderhafter Gemüthsart, lobte immer den Herrn Lieutenant von Redmer, wußte alle kleinen Geschichtchen aus der Nachbarschaft zu erzählen und schimpfte tapfer auf alle Mädchen, die so dumm gewesen waren, Kinder zu bekommen.

Jungfer Nagelborn hatte übrigens ein zärtliches Herz, und, ich kann es ihr nicht anders nachsagen, sie nahm sich vom ersten Augenblicke meines Eintritts in das Haus sehr gütig Meiner an. Sie sprach freundlich mit mir, nannte mich »mein lieber Peter!«, steckte mir zuweilen einen bessern Bissen vom herrschaftlichen Tische zu und kniff mich wohl gar dabey in den Arm oder in die Backe. Zuweilen rief sie mich des Morgens mit einer Art von Heimlichkeit in ihr Zimmer, um mir ein Schälchen Caffee zu geben, und wenn dann das Halstuch, das ihre platte Brust deckte, von ungefähr aus seiner Richtung gekommen war und ich dies in meiner Unschuld nicht bemerkte, schob sie es doch bey dem geringsten Geräusche, das etwa draußen entstand, zurecht und sagte wohl dabey: »Ey Du Himmel! Das ist nicht, wie es seyn sollte. Wenn mich jemand so bey einem hübschen jungen Purschen sitzen sähe, so sollte er wohl etwas Böses davon denken.« – Unglücklicherweise war ich noch so neu in der Welt, daß Caffee, Pasteten, Wein, Nuditäten und schöne Worte vergebens an mir verschwendet wurden.

Aber meine Blödigkeit dauerte nicht lange. An einem Morgen kam der Jude aus Eldagsen eilig geritten und verkündigte mir, das Lotterielos, wovon ich den vierten Theil besaß, habe zweyhundert Thaler gewonnen. Wer war froher wie ich! Ich fand es billig, dem Juden ein Geschenk zu machen, allein weil ich kein bares Geld hatte, rechneten wir zusammen ab; und nach Vergütung seiner Reisekosten, dem Geschenke für ihn und den kleinen, höchst billigen Procenten zu Bestreitung der Unkosten an die landesväterliche Lotteriedirection (die überhaupt nur für das Beste der Menschheit arbeiten und, wie die Bilanz am Ende der gedruckten Pläne bezeugt, gar keinen Vortheil für sich verlangen); nach Abzug alles dessen bekam ich noch siebenundzwanzig Thaler, ein grünes lackiertes Zahnstocher-Etui, eine schwarze Schnupftabaksdose und eine Halsbindenschnalle von Glassteinen heraus. Der Jude bat mich, ich weiß nicht warum, die Sache zu verschweigen, welches ich auch that und das Geld in der Stille behielt.

Aber ich glaube, der Teufel, salva venia! fährt in uns, wenn wir reich werden. Wenigstens hat man alsdann gleich eine solche Zuversicht zu seiner werthen Person, daß uns kein Rock mehr weit genug ist; es geht alles oben hinaus. Doch daran sind oft andre Leute Schuld, und ich habe, wie ich nachher in der Fremde herumgekommen bin, die elendesten, an Leib und Seele hospitalsfähigen Menschen angetroffen, die, wenn sie nur viel Geld hatten und täglich Gäste füttern konnten, von einem Haufen Schmarotzer so geschmeichelt wurden, daß sie sich für gar außerordentliche Leute hielten. Es gab zwar unter diesem Haufen auch Personen, welche solchen Mäcenaten nur aus Spott also begegneten, sie genug fühlen ließen, daß sie mehr der guten Gesellschaft, die sie bey ihnen antrafen, als des Wirths wegen dahin kämen, und solche Häuser wie einen Gasthof betrachteten. Aber glücklicherweise merken das solche Menschen nicht, und man befindet sich indessen recht wohl bey ihnen, scherzt, schmaust, lacht auf ihre Unkosten, und sie sind Könige in ihrer Einbildung.

Mein Reichthum war freylich nicht ganz außerordentlich; unterdessen schienen mir dreyßig Thaler immer ebensoviel wie einem Banquier seine tausende, und da ich hie und da nicht unterlassen konnte, meine blanken Thaler vorzuzeigen, fand ich auch (ich kann es ohne mich zu rühmen sagen) viel Freunde im Dorfe. Die Leute fingen an zu finden, daß ich ein hübscher artiger Junge wäre. Ein Barbier, der auch zugleich Musik trieb und neben der Klistierspritze noch ein andres Instrument, die Violine, cultiviert hatte, auch bey allen Kirchenmusiken an hohen Festtagen gebraucht wurde, da er dann zugleich geigte und sehr fistulös sang, machte sich bekannt mit mir. Er fand, daß ich Genie zu allem hatte, wie es der Fall bey allen Leuten ist, die Geld haben, und bat mich um Gotteswillen, doch ja die Musik nicht liegen zu lassen. Wir übten uns also fleißig miteinander, und die Jungfer Nagelborn fand ein nicht geringes Vergnügen an unsern Bogenstrichen. Dabey nahm sie oft mein grünes Etui in die Hand, bewunderte es, und in einem Anfalle von Freygebigkeit (wie denn überhaupt die Musik sehr weich macht) schenkte ich ihr dasselbe. Hierdurch und durch meine immerwährende Aufmerksamkeit für sie wurde sie mir täglich mehr zugethan. Die alten Jungfern nehmen sich gern, wie man sagt, der Knaben, die mannbar werden, an, um sie vor Verführungen zu warnen. Indessen lockte mich, ihrer Aufsicht ungeachtet, Herr Haber, der Barbier, zuweilen mit sich in das Wirthshaus. Es fügte sich dann gewöhnlich, daß er grade kein Geld bey sich hatte; also bezahlte ich für uns beyde, und wenn ich nach Hause kam, waren meine Lebensgeister so herrlich in Bewegung gesetzt, daß Jungfer Nagelborn keinen Beruf fand, mich von der Gesellschaft dieses musikalischen Wundarztes abzuhalten. Weil sie aber nichts dagegen hatte, daß ich in das Wirthshaus ging, erfuhr es auch die gnädige Frau nicht, bey welcher sie mich überhaupt sehr in Gunst setzte.

Die vielen leichtfertigen Reden, welche ich im Wirthshaus hörte, und von der andern Seite die menschenfreundlichen Zuvorkommungen der Kammerjungfer siegten endlich über meine Blödigkeit. Ich wagte allerley Freyheiten, und da meine erfahrne Schöne meinem ersten Angriffe nicht sehr tapfer widerstand, vielmehr immer mehr Blöße gab, wurden wir bald im höchsten Grade vertraulich. Ich darf nicht vergessen zu erwähnen, daß ich einst in der gnädigen Frau Zimmer ein Buch voll muthwilliger Gedichte von einem unsrer neuen teutschen Schriftsteller fand, daß ich glaubte, was eine so züchtige Dame wie die Frau von Lathausen lesen dürfte, das werde auch mir nicht schaden können, daß ich aber nachher wohl fühlte, wie leicht solche Bücher die wachsenden Begierden junger Leute entzünden und wie gut es wäre, wenn auch Witwen dergleichen ungelesen ließen.

Drittehalb Jahre waren seit meinem Eintritte in das adelige Haus verstrichen, und der Herr von Redmer hatte wiederum einen Winter bey uns hingebracht, als die Zeit herannahete, da er zurück in die Garnison mußte. Den Tag vor seiner Abreise fuhr die Herrschaft zu einem benachbarten Edelmanne nach Pattensen, wo der Herr Vetter Abschied nehmen wollte. Der Jäger ging mit, und ich blieb mit der liebenswürdigen Jungfer Nagelborn allein zu Hause. Wir ließen es uns gut seyn, hatten eine Bouteille Wein, Kuchen u.d.gl. vor uns stehn und führten uns dabey nicht ganz in allen Ehren auf. Da wir also nur mit uns selber beschäftigt waren, hörten wir nicht, daß unterdessen die Kutsche wieder zurückkam (denn die benachbarte Familie war nicht zu Hause gewesen), und wie groß war unser Schrecken, als sich die Thür öffnete, die gnädige Frau und der Herr Lieutenant hereintraten und uns in einer nicht sehr consistorialrechten Beschäftigung antrafen. Herr von Redmer schlug ein so gewaltiges Gelächter auf und ließ seinen Witz auf Unkosten der armen Jungfer so beißend heraus, daß ich nicht weiß, ob uns mehr dieser Spott oder der Dame Schimpfworte demüthigten. Allein diese brach in ein fürchterliches Toben aus – Es war auch wahrlich kein Spaß, sich bey solchen Gelegenheiten nicht besser vorzusehn. –

Ich stand da wie ein armer Sünder und erwartete mein Urtheil. Dies blieb nicht lange aus. War es aber, weil die gnädige Frau geheime Ursachen hatte, der Kammerjungfer ihre Sünden zu verzeihn, oder damit es nicht ruchbar werden sollte, daß ihre Vertraute sich so weit vergessen hatte, oder war Diese ihr so unentbehrlich geworden, daß sie darüber wider ihre Natur tolerant gegen weibliche Gebrechen war, oder ging es nach dem gewöhnlichen Laufe der Welt, daß die kleinern Unschuldigen für die vornehmen Sünder büßen müssen – Genug! die bejahrte Schöne wurde begnadigt und ich zum Hause hinausgejagt.

Doch fand ich an dem viel nachsichtigern Herrn Lieutenant einen Beschützer. Er versprach mir heimlich, mich in seine Dienste zu nehmen, und als er des folgenden Morgens wegfuhr, mußte ich ein Stück Weges vorausgehn, da er mich dann mit aufsitzen ließ und also zum Regiment führte.

Drittes Capitel

Was Peter Clausen in der *** Garnison begegnet; wen er dort antrifft und wie er lebt.

Die Übereinkunft, welche der Herr von Redmer mit mir wegen meiner künftigen Versorgung getroffen hatte, war, wie ich schon erwähnt habe, ich sollte bey ihm Bedienter werden. Allein sein Eifer für seines Herrn Dienst schien ihm heiliger wie sein gegebnes Wort. Er fand an mir einen wohlgebaueten Jüngling im besten Wachsthume. Kaum waren wir daher an den Ort unsrer Bestimmung gekommen, als ich unter eine hölzerne Maschine gestellt wurde, an welcher man die Verdienste Derer nach Zollen abmißt, die für das Vaterland streiten sollen. Man fand mich sehr tüchtig, für die gerechte Sache und um das Gleichgewicht von Europa mit erhalten zu helfen, meine graden Glieder daran zu wagen, und ließ mich also, ohne sich um meine Neigung zu bekümmern, Soldat werden. Vergebens reclamierte ich die Freyheitsrechte der Menschheit, die Rechte meines hannoverschen, noch nicht an Sclaverey gewöhnten Vaterlandes, das Ehrenwort eines Cavaliers – Es hieß immer: »Der Herr braucht Leute; Du kannst da Ehre einernten, und wenn Du Dich gut aufführst, einmal Unterofficier, vielleicht gar Officier werden.« Ich versicherte, es fehle mir durchaus an Muth und Tapferkeit; aber man bedeutete mich, diese hohen Tugenden würden theils gar nicht mehr zum Krieg führen erfordert, theils durch gewisse fühlbare Mittel den Helden niedrer Classe eingeprägt. Die Officiere aber würden durch Ehrgeiz festgehalten, daß sie stehnbleiben müßten; doch habe man Beyspiele, daß Leute, die es hernach bis zum Obersten gebracht, in der ersten Schlacht, der sie beygewohnt hätten, fortgelaufen wären. Die Tapferkeit sey heut zu Tage ein Ding, das man lernen könne wie die Regula de Tri. Was war also zu thun? Ich faßte mich in Geduld, und nachdem ich nur erst die schwere Kunst, meine Brüder von der Erde zu vertilgen, systematisch im Kopfe oder vielmehr im Griffe hatte, wobey es zuweilen einige Schläge setzte, fing mein Zustand an, mir leidlicher vorzukommen, wie man sich überhaupt an alles gewöhnen kann. Ich aß mein grobes Brot mit frohem Sinne, trank so klares Wasser dazu, als ich bekommen konnte, ließ meinen Körper in ein enges Röckchen spannen, meine Waden in Gamaschen einzwängen und fühlte zuletzt diese Grade der Tortur nicht mehr.

Während dies mit mir vorging, hatten meine ehemaligen Gespielen, die jungen Herrn von Reyerberg, auch ihren Geburthsort verlassen. Sie waren beyde zuerst nach Closter Bergen auf das Gymnasium gekommen. Die Art, wie dort die jungen Leute damals gebildet wurden, trug alles dazu bey, die Anlage des ältesten Bruders zu einem sittsamen, heuchlerischen, nur nach der äußern Form und der Meinung andrer Menschen gerichteten Tugendwandel auszubilden. David wurde also bald allen Mitschülern zum Muster dargestellt. Er war in Gesellschaften erwachsener Personen gern gesehn, kramte da seine affenmäßige Weisheit aus, lernte bald den Ton der sogenannten großen Welt, spielte Kartenspiele mit Feinheit und Begierde, sah, wenn er konnte, seinem Nachbar in die Karte, gab, wenn er gewann, von dem Gewinnste dem ersten Armen, der ihm in Gegenwart andrer Leute begegnete, seinen Antheil, ließ sich von dem Reste ein Gebethbuch in schönen Saffian einbinden und war allgemein geehrt und geliebt. Ludwig hingegen konnte sich durchaus nicht an den Schulzwang und an die falsche Frömmigkeit gewöhnen; und als er einmal bey einer Gelegenheit die Lehrer und seinen Bruder ein Pack Scheinheilige genannt hatte und deswegen gezüchtigt werden sollte, entwischte er, nahm seinen Hut, ließ alle seine Sachen zurück und lief, ohne einen Heller Geld zu haben, fort in Gottes weite Welt hinein.

Nachdem er, ohne sich umzusehn, lange so fortgegangen war, wendete er sich, ermüdet vom Gehn und hungrig, an einen Dorfpfarrer, sechs Stunden von Closter Bergen, und erzählte ihm, voll Zutrauen zu seiner Redlichkeit und Menschenliebe, seine Geschichte. Der Herr Pastor zuckte die Achseln, erkundigte sich nach des Vaters Vermögensumständen und schickte darauf zu dem Herrn Amtmann, welcher den armen Jungen in Verhaft nehmen ließ, an den alten Reyerberg schrieb und, nach Erstattung aller Unkosten, demselben seinen Sohn auslieferte. Der Herr Hauptmann wüthete wie ein Türke, fragte alle Geistlichen der Nachbarschaft um Rath, was nun zu thun sey, und der allgemeine Schluß fiel dahin aus, den ungerathenen Buben zur Züchtigung eine Zeitlang die Muskete tragen zu lassen. Hiervon wurde kaum meinem gestrengen Herrn Lieutenant ein Wink gegeben, als er den jungen Menschen durch einen Unterofficier abholen ließ, für ihn bestens zu sorgen versprach; und so hatte mich denn auf einmal das Schicksal wieder mit meinem Jugendfreunde vereinigt.

Es ist gewiß eine sehr falsche Curart, einen Jüngling, der unsittlich lebt, zur Strafe mit Menschen umgehn zu lassen, die noch schlechtere Sitten haben. Viel besser ist es, dem Ehrgeize eines Solchen dadurch einen neuen Sporn zu geben, daß man ihn mit Leuten in Verbindung bringe, die gleiche Talente, gleiche Erziehung mit ihm genossen haben, ihn aber an Tugend, Klugheit im Umgange und Aufmerksamkeit auf sich selbst übertreffen. Von dieser Behandlungsart habe ich oft, von jener aber noch nie gute Folgen gesehn, welches denn auch bey dem jungen Reyerberg eintraf. Er fing nun an, aus einer Art von Verzweiflung so liederlich zu werden, daß er täglich tiefer in seinen und andrer Leute Augen sank. Da meine Gesellschaft sein einziger Trost war, erweckte mich bald sein Mißmuth aus meiner Schlafsucht; zugleich zog er mich aber auch in diejenige Lebensart mit hin, welcher er sich ergeben hatte, um sich gegen sein Schicksal durch Übertäubung zu waffnen.

Ich hatte noch einige Louisd'or von meinem Lotteriegewinnste und dem mir aufgedrungnen Handgelde übrig, und Ludwig bekam theils zuweilen etwas von unserm Herrn Lieutenant vorgestreckt, theils, weil man seine Geschichte wußte und glauben mochte, sein Vater werde ihn nicht lange in diesem Zustande lassen, fand er auch Leute, die ihm Credit gaben.

Bey demselben Regimente diente ein Mann von etwa vierunddreyßig Jahren, der elf Jahre des Studierens wegen auf Universitäten gewesen, seiner wilden Aufführung und Schlägereyen halber aber aus Göttingen, Jena und Halle fortgeschickt worden, hernach in österreichsche Dienste gegangen, dort desertiert und nun zu den *** übergegangen war. Dieser hieß Haudritz, war der ungerathne Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns in Kleve, ein Mensch voll Talente, voll Genie, aber ein durchtriebner Bösewicht, von Grund aus verderbt, ohne Gefühl und also beynahe keiner Besserung fähig. In dieses gefährlichen Menschen Klauen geriethen wir. Er merkte, daß wir ein bißchen Geld hatten, und zehrte also mit uns. Die Annehmlichkeit seines Umgangs, der durch die Erfahrungen aus den mannigfaltigen Lagen, darin er gelebt hatte, interessant wurde, zog uns in seine Schlinge. Unser Kleeblatt schloß sich nun fest aneinander; wir begingen so viel böse Streiche und lebten (insofern es die militairische Zucht zuließ) so lange ausschweifend und wild, bis keiner mehr weder Geld noch Credit hatte. Herr von Redmer hätte bessere Aufsicht auf uns haben sollen, allein der war mit andern Dingen beschäftigt, lief zu den Damen, spielte den Stutzer, trug seine Weisheit in alle Gesellschaften umher, wo er sie an den Mann bringen konnte, und bekümmerte sich wenig um uns, bis wir endlich, wegen kleiner, kürzlich verübten Bubenstücke an einem Commissair, alle Drey auf acht Tage in Arrest kamen.

Viertes Capitel

Bild des französischen Commissairs, mit welchem der Herr von Redmer in Streit geräth. Peter desertiert nebst zwey Cameraden.

Der Commissair, auf dessen Ansuchen wir gefangen gesetzt und täglich ein paar Stunden krummgeschlossen wurden, war einer von den ausländischen verdienstvollen Männern, welche, wenn sie in Frankreich als Perückenmacher, Kuppler, Finanz-Unterbedienten, Beutelschneider oder dergleichen ihr Glück nicht höher haben bringen können, als daß sie etwa im Begriff stehen, in einer geschlossenen Gesellschaft mit braunen Wämsern auf den Ruderbänken sich zur See hervorzuthun, und ihnen diese Lebensart nicht gefällt, alsdann ihr undankbares Vaterland verlassen, um an irgendeinem teutschen Hofe als Marquis aufzutreten, die Sitten zu verfeinern, für die menus plaisirs der kleinen Potentaten zu sorgen oder ihnen das Recht abzupachten, ihre Unterthanen zu mißhandeln und die Fremden zu chicanieren. Dieser war vor etwa sechs Jahren nach *** gekommen, in einem abgeschabten verbleichten grünen Rocke, an dem man nirgends die rechte Farbe erkennen konnte als da, wo ihn der Riemen, an welchem sein Bündelchen gehangen, gegen die Sonnenstrahlen geschützt hatte. An den Falten seiner herunterhängenden Strümpfe konnte man das Journal seiner Fußreisen lesen, und ein kleines Hütchen, das schon mancher Stutzer als Chapeau bas getragen hatte, bedeckte den windvollen Kopf, hinter welchem an siebenzehn Haaren ein kleiner zerrissener Haarbeutel angeknüpft war. In diesem Aufzuge, sage ich, war er nach *** gekommen und hatte mitleidige Seelen oft um eine petitte charité gebeten – Ayés pitié, Monseigneur, d'un pauvre financier de France, qui vient s'établir ici, et se faire fermier de douane, mais qui n'a pas le sol, ayant mangé tout son bien en voyage dans ce fouttu païs de l'Allemagne – So war sein bescheidner Einzug gewesen, jetzt rollte er in einer lackierten Kutsche durch die Gassen.

Ich und meine lustige Gesellschaft, wir konnten den Kerl durchaus nicht leiden. Es ärgerte uns, daß dieser Taugenichts eine so glänzende Rolle spielte, indes wir schildern mußten. Abgerechnet, daß aus uns also Neid sprach, weil wir selbst gern in der lackierten Kutsche gefahren wären, waren wir auch nicht Politiker genug, um zu fühlen, mit welcher Feinheit der Monarch jedes auch noch so verächtliche Subject da anzustellen weiß, wo er es als Maschine brauchen kann, seinen tief durchgedachten Plan auszuführen. Wir waren daher längst entschlossen, dem Franzmanne einen Possen zu spielen, hatten schon alle Vorbereitungen dazu gemacht, und eines Abends, als wir aus dem Wirthshause kamen, schritten wir zum Werke.

Wir wußten nämlich, daß seine schöne Carosse, an welche er das selbst erfundne Wappen seines Marquisats hatte malen lassen, des Nachts, wenn es trocknes Wetter war, vor dem Hause auf der Gasse stehn blieb. Da hatten wir nun schwarze und gelbe Ölfarbe gekauft, in der Absicht, den ganzen Kasten damit anzustreichen und sodann Galgen und Rad darauf zu pinseln. Zugleich wollten wir lange Rinderdärme, mit denen wir uns auch versehn hatten, an einen nahegelegenen Springbrunnen binden und von da über die Gasse in seinen Keller leiten, damit die Nacht hindurch sein ganzes Unterhaus unter Wasser gesetzt würde. Hätten wir die Zeit abgewartet und, welches wir schon oft gethan hatten, uns um Mitternacht aus den Casernen geschlichen, so wäre unser Bubenstück ungestraft verübt worden. Allein wir waren zu begierig darauf, hatten auch ein bißchen zu viel getrunken, um vorsichtig zu seyn, und legten also eben Hand an das Werk, als wir überrascht, erkannt, verklagt und verurtheilt wurden.

Weil indessen der vorgehabte Frevel nicht vollführt worden war, kam der Commissair nach einem paar Tagen selbst auf die Wache, um die Officiere zu vermögen, für uns um Milderung der Strafe zu bitten. Herr von Redmer hatte grade nebst einem Capitain die Hauptwache, als das ausländische Thier hereintrat. Die beyden Officiere spielten nebst zwey jungen fremden Reisenden, welche Vettern des Hauptmanns waren, in Garten. Wir wurden hereingerufen; man eröffnete uns die gute Absicht des Commissairs, und es wurde beschlossen, den folgenden Tag auf der Parade dem Gouverneur Bericht davon zu erstatten. Unterdessen hatte der Herr von Redmer den Franzosen gebeten, diesen Abend mit der Gesellschaft auf der Wache zuzubringen und zu speisen, vermuthlich um seinen Spaß mit ihm zu haben. Bey der Mahlzeit wurde tapfer getrunken; es wurden feine Weine und Liqueurs hergegeben, und mein Commissair fing an, beredt zu werden. Redmer, dem auch der Rebensaft die Zunge gelöset hatte, wie er denn überhaupt nicht ungern schwatzte, fing an, vom hochseligen Herrn zu reden. Der Herr Lieutenant fing an, kreuz und quer über die *** Verfassung zu raisonnieren, behauptete: der vorige Herr habe einen wahren Geist von Würde und Selbständigkeit unter seine Unterthanen gebracht und durch eignes Beyspiel von strenger Tugend, häuslicher Pflichterfüllung und Gottesfurcht die Richtigkeit seiner Theorie bewiesen. Seine Militairverfassung habe nicht auf Willkür und Despotismus, sondern auf Muth, Unerschrockenheit und darauf beruht, daß wenn nur jeder Einzelne seine Schuldigkeit gethan, er, der Monarch selbst, ihn nicht habe antasten können, ohne das ganze Corps gegen sich aufzubringen. Da er auf diese Art seinen eignen Leidenschaften einen Riegel vorgeschoben und jedem, der seinen Platz recht erfüllte, den Preis seiner Arbeit selbst zu erringen in die Hände gegeben hätte, sey dies wohl das höchste Ideal eines militairischen Staats gewesen, in welchem der Herr grade das vorgestellt habe, was Fürsten billig vorstellen sollen, nämlich Vorsteher des Volks – Ein Staat, der, wenn er zweyhundert Jahre also gestanden, im Kleinen mächtiger wie der römische geworden wäre. Der jetzige Herr habe dies alles zu zerstören und nur nach Willkür zu leiten getrachtet – Der arme Redmer! Vermuthlich hat man in seiner Einbildung seine Verdienste noch nicht genug belohnt. Er bedachte nicht, daß ein großer Herr, der alles aus sich selbst nimmt, alles mit eignen Augen sieht, dem nicht das Geringste entwischt, der das Gleichgewicht in allen Ständen, in allen noch so entfernten Ecken zu erhalten weiß – daß ein solcher Herr ein Phänomen ist, dessen Glanz ein junger Mensch nicht einmal durch ein geblendetes Glas anschauen darf.

Je mehr er aber sprach und ihm widersprochen wurde, um desto mehr erhitzte er sich. Er redete auch gegen die Zolldirection, gegen die Franzosen, bediente sich unehrerbiethiger Worte und wurde endlich sogar gegen den Capitain, der ihm das Gegentheil hielt, beleidigend grob – Die Gesellschaft ging stürmisch auseinander, und am folgenden Tage wurde der ganze Vorfall gehörigen Orts angebracht.

Was die Sache schlimmer machte, war, daß sie auf der Wache vorgefallen war. Der Herr von Redmer kam auf einige Zeit nach *** und wurde sodann zur Strafe bey einem Garnisonsregimente angesetzt, wo er vielleicht noch jetzt steht.

Unterdessen kamen wir den zweyten Morgen aus unsrem Arreste los. Allein bey der Compagnie wurde ein Lieutenant angesetzt, der äußerst grob und ungeschliffen mit uns umging. Wir verloren auch den geringsten Schatten von Freyheit, setzten aber nichtsdestoweniger, so viel es die Umstände litten, unsre vorige Lebensart fort, und da wir kein Geld mehr hatten, erlaubten wir uns allerley Mittel, auf andrer Leute Unkosten zu zehren.

Wir hatten uns einen heimlichen Eingang in den Keller eines reichen Weinhändlers gemacht. Dieser Keller lag abgelegen von der Wohnung des Eigenthümers, und wir schlichen, als Bänderknechte gekleidet, des Nachts hin, zogen durch Strohhalme flaschenweise den Wein aus den Fässern, aus Furcht, er möchte zu alt darin werden, und tranken ihn auf die Gesundheit des braven Kaufmanns hinunter. Hernach, wenn wir unsre Ladung hatten, fingen wir gewöhnlich allerley Lärm auf der Gasse an.

Einstmals, als Haudritz und ich (denn Reyerberg war an einem Thore auf der Wache) ziemlich benebelt wieder durch das Fenster in die Caserne steigen wollten, rief uns ein Camerad zu: Man habe uns vermißt, gesucht, und es werde böse Händel geben. Wir kannten die Strenge unsrer Officiere, fürchteten, man möchte uns eine militairische Schröpfcur verordnen, welche wir für unsre Gesundheitsumstände nicht nöthig hielten. Da wir uns nun längst vorgenommen hatten, aus der Sclaverey zu entwischen, wurden wir itzt gleich darüber einig, noch in dieser Nacht zu desertieren. Wir liefen daher augenblicklich an das Thor, wo Reyerberg war. Er stand, zu unserm Glücke, auf dem Walle Schildwache. Wir stiegen über eine Mauer, krochen hinauf zu unserm Freunde und beredeten ihn, Gefahr und Freyheit mit uns zu theilen. Er war bereit dazu, nur kam es darauf an, auf welche Art wir den steilen Wall und die noch steilere Grundmauer hinunter in den Graben kommen sollten, welcher eben abgelassen, folglich ziemlich trocken war. Hier kam uns Haudritzens Erfindungsgeist zu Hilfe. Wir rissen drey Pfähle aus, an welche junge Bäume gebunden waren, und spitzten dieselben unten zu wie Besenstiele – Es war keine Zeit zu verlieren, denn die Runde würde uns ertappt haben, wenn wir noch eine halbe Viertelstunde länger verzogen hätten. Wir nahmen daher, wie die Caminfeger zu thun pflegen, wenn sie in einen Schornstein hinunterfahren, unsre Besenstiele zwischen die Beine, die Spitzen hinten in die Wand gedrückt, hielten das Vordertheil mit den Händen fest, setzten uns darauf und rutschten also ohne Schaden zu nehmen hinunter, kamen glücklich durch den Graben, waren aber auch kaum am andern Ende, als wir schon oben die Runde kommen und den Lärm hörten, welchen Reyerbergs Vermissung verursachte.

Wir liefen nun durch Hecken, Gärten, Graben und Bäche immer fort. Man schoß eine Canone ab, um den benachbarten Dorfschaften ein Zeichen zu geben – Wir waren in Todesängsten – doch beflügelte die Furcht unsre Beine. Wir liefen die ganze Nacht durch und kamen, unter tausend Schwierigkeiten und Gefahren, deren Erzählung vermuthlich den Leser ermüden würde, glücklich über die Grenze.

Fünftes Capitel

Peter Claus und seine Gehilfen wandern nach Braunschweig. Wie sie sich unterwegens und dort auf eine ehrliche Art durchhelfen.

Jetzt war die Frage, wohin wir unsre Schritte leiten und was wir anfangen sollten, Unterhalt zu finden. Unsre Entweichung war so eilig zugegangen, daß keiner von uns Zeit gehabt hatte, sich mit eigenem oder fremdem Gelde zu versehn. Als indes der Morgen herankam und wir uns außer den *** Staaten sahen, fingen Hunger und Durst an, sich bey uns zu melden. Es wurde deswegen ein Kriegsrath gehalten, in welchem der erfahrne, an Einfällen unerschöpfliche Haudritz den Vorsitz hatte. Man untersuchte den Cassenbestand und entdeckte, daß derselbe sich nicht höher als auf einen Groschen und vier Pfennige belief, welche Reyerberg bey sich führte. Bey diesen traurigen Umständen wurde beschlossen, wir wollten zuerst die Mildthätigkeit guter Menschen um Hilfe ansprechen, und wenn wir eine kleine Summe würden erbettelt haben, unsre Röcke gegen andre Kleider vertauschen, sodann, weil eben die Zeit der braunschweigschen Messe herannahete, diese große Stadt besuchen, um bey der Menge dahin kommender Fremden unser Heil zu versuchen, entweder als Bediente oder, wenn es gar nicht anders seyn könnte, in herzoglichen Diensten als Soldaten anzukommen.

Als wir eben hierüber einig geworden waren, hörten wir in einem nahe gelegnen Dorfe zur Kirche läuten, denn es war Sonntag. Wir wendeten desfalls unsre Schritte dahin und dachten, an einem Tage, der zum Gottesdienst bestimmt ist, würden die Menschen auch zum höchsten Gottesdienste, zu der Erfüllung ihrer Pflichten, zur Wohlthätigkeit, am besten vorbereitet seyn. Der Pfarrer stand schon auf der Canzel, als wir in das Bethhaus traten. Es war gegen die Mitte des Augustmonats und das Evangelium Math. Cap. VII. v. 15. Dies gab dem Redner Gelegenheit, von guten Werken zu predigen. Er ermahnte auch seine Zuhörer mit so viel Salbung, gute, wohlthätige Früchte zu bringen, daß er selbst gegen das Ende der Predigt wie ein Schloßhund heulte. Der dicke Mann schimpfte dermaßen gegen die Hartherzigkeit, daß er pechbraun dabey wurde – Eine solche Predigt, meinten wir, gehöre dazu, das ganze Dorf zu der edlen christlichen Freygebigkeit vorzubereiten, welche wir nach der Kirche auf die Probe zu setzen beschlossen hatten. Sobald also der geistliche Mann etwa zu Hause seyn und Mantel und Kragen abgelegt haben konnte, gingen wir demüthig seinem Hause zu.

Wir sahen ihn im Hofe vor der Thür stehen, wo er, mit einer Pfeife im Munde, gegen einen Bauern stritt, welcher ihn in den kläglichsten Ausdrücken beschwur, sein achtes Kind, in Betracht seiner großen Dürftigkeit, unentgeltlich zu taufen, aber der Pharisäer überhäufte den armen Mann mit Schmähungen und jagte den weinenden Vater, ohne ihm seine Bitte zu gewähren, fort. Dies war nun freylich keine Ermunterung, ihm unser Anliegen vorzutragen; dennoch wagten wir es und erzählten ihm mit aller Offenherzigkeit, wie man uns betrogen und gezwungen habe, Soldaten zu werden (dies paßte eigentlich auf Haudritz nicht mit) und wie wir endlich, um das Joch der Sclaverey abzuschütteln, entwischt wären, in der Absicht, auf andre ehrliche Art unser Brot zu verdienen. – Aber da hätten Ew. Hochwürden den heiligen Mann, der von der Wohlthätigkeit gepredigt hatte, ja! mein Herr! da hätten Sie ihn sollen toben hören. Er nannte uns Landläufer, drohete uns festsetzen und ausliefern zu lassen; allein wir eilten von ihm weg, nachdem wir ihm einige beißende Dinge gesagt hatten, die er vielleicht nicht einmal verstand, weil sein Geist schon mit der Mahlzeit beschäftigt war, zu welcher ihn seine Frau rief.

In der Hoffnung, daß indessen die Predigt eine bessere Wirkung auf das Herz der Zuhörer als auf den Redner selbst gemacht haben würde, gingen wir von Haus zu Haus – Traurige Erfahrung! Von den Leuten, bey denen irgend einiger Wohlstand zu herrschen schien, bekamen wir nicht nur kein Geld, sondern noch böse Worte obendrein, die Armen aber hatten selbst nichts. Der einzige Bauer, den wir bey dem Pfarrer angetroffen hatten, rief uns von freyen Stücken zu sich herein. Er war noch ganz traurig, setzte uns ein bißchen Brot und ein Glas Branntwein vor und entschuldigte sich, daß er nicht mehr zu geben habe. Der gute Reyerberg wollte, in einer Aufwallung von Großmuth, unsre ganze Barschaft zur Vergeltung dieser wahrhaftig edeln Gastfreundschaft hingeben, aber der arme Bauer nahm durchaus nichts. Indes biß Haudritz, voll Unwillen über das Menschengeschlecht, die Zähne zusammen, und da er sich im Stillen einen Plan entworfen hatte, kaufte er für vier Pfennige einen Topf und ging mit uns zum Dorfe hinaus.

Wir schritten, ohne miteinander zu reden, ein Stück Weges fort, bis wir einen grünen Rasenplatz am Ufer eines Bachs antrafen, woselbst wir uns hinsetzten, da dann Haudritz also zu reden anfing: »Da seht Ihr nun, wie die Schelme, die Menschen, sind! Der Bösewicht lebt im Überflusse, der Redliche von Noth und Armuth zu Boden gedrückt. Die Lehrer der Religion sind Heuchler, begnügen sich zu predigen, was sie selbst nicht Lust haben auszuüben, und von den Zuhörern nimmt jeder so viel für sich heraus, als mit seinem Eigennutze bestehn kann. Der aufrichtige Mann ist nirgends an seinem Platze, und der Bösewicht erlangt, was er will. Ist es ein Wunder, wenn zuletzt niemand mehr auf seine eignen Unkosten ehrlich seyn will? Ist es Wunder, daß, wenn dann Betrug täglich allgemeiner wird, auch die Besten nicht mehr trauen und glauben wollen? Ist es Wunder, daß endlich, sobald alles Zutraun wegfällt, niemand mehr sich die Mühe gibt, als ein redlicher Kerl zu verhungern, wenn er auch nicht einmal mehr durch äußere Achtung belohnt wird? Die Welt will betrogen seyn; so laßt sie uns dann betrügen! Ich habe mir allerley Pläne ausgesonnen, bey denen wir wahrlich nicht verhungern werden, und wenn Ihr folgen wollt, so sollen unsre Umstände bald anders aussehn.«

Ich sah wohl die große Lücke in diesem Systeme, fühlte wohl, daß hier auf die innere Beruhigung, welche Rechtschaffenheit und Religion der Seele gewähren und sie mit stillem Frieden erfüllen, gar nicht gerechnet war; aber ich ersuche Sie, lieber Herr Geheimrath! dabey zu überlegen, daß man die Stärke dieser Gründe viel besser empfindet, wenn man reichlich besoldet wird; wenn die Augen des Publicums auf uns gerichtet sind; wenn kein Reiz da ist, anders zu handeln; viel besser, als wenn man in seinen besten Jahren, unsicher und ohne Namen in der Welt umherirrend, von den mächtigen Buben gedrückt, mit Mangel, Noth, Hunger und Durst kämpft – Kurz! wir versprachen zu folgen, und wer in denselben Umständen, mit denselben Leidenschaften und Anlagen, anders handeln würde, der – nun! der ist besser wie wir –

Wir fingen nunmehr sogleich unsre Unternehmungen an. Haudritz lief mit seinem Topfe in ein nahgelegnes Dorf. Daselbst weinte er bittre Thränen, in allen Häusern, klagte: er sey ein armer verabschiedeter Soldat; seine Frau und vier unmündige Kinder lägen in der Nähe krank, kümmerlich, elend. Er bat nicht um Geld, nur um ein bißchen Suppe und um ein altes Hemd. Die Art, wie er dies den theils mitleidigen, theils eiteln Seelen vorbrachte, rührte Weiber und Männer. Man gab keine Suppe, man gab Geld, und als er abends an einen von uns verabredeten Ort kam, brachte er, nebst einem vollen Magen, noch einen Thaler und sieben gute Groschen mit.

Ich hatte mir zwey Krücken im Walde geschnitten, die Füße mit unsern Schnupftüchern umwunden, und in dieser Verfassung hinkte ich in ein benachbartes Städtchen, erzählte, nicht ohne innern Widerwillen, eine Fabel, welche Haudritz mich gelehrt hatte, und bewegte das Mitleid der Leute dahin, daß sie mir, besonders die alten Jungfern, so viel Brot, klingende Münze und Segenswünsche auf den Weg gaben, daß, wenn die letztern mich nicht in den Himmel brachten, ich doch von dem ersten sehr viel an andre Bettler gegen Heller vertauschen und meinen Gefährten noch einen Gulden bar mitbringen konnte.

Reyerberg, welcher Seitengewehr mit sich führte, gab sich für einen beurlaubten preußischen Soldaten aus, dem die österreichschen Werber schelmischerweise seinen Paß und sein Geld des Nachts im Wirthshause abgenommen hätten. Durch diese Erzählung erpreßte er auf den benachbarten adeligen Gütern etwas über einen französischen Laubthaler.

Bey diesen herrlichen Fortschritten unsrer Schelmereyen und der reichlichen Einnahme, welche wir dadurch erhielten, ist es leicht zu denken, daß wir dies edle Handwerk so lange forttrieben, bis wir die ganze Gegend in Contribution gesetzt hatten, welches alles glücklich von Statten ging. Wir spielten nicht allzeit dieselbe Comödie, und Haudritz besonders wußte seine Erzählungen nach den Physiognomien und dem Rufe der Leute, mit denen er zu thun hatte, einzurichten. Wo er nicht glaubte, es mit Klagliedern durchsetzen zu können, da machte er den lustigen, sich auf Gott und gute Leute verlassenden Bettler, sang in den Bierhäusern ein fröhliches Stückchen und bey alten Weibern ein geistliches Lied; die Heuchler schmeichelte er durch die Versicherung, man spreche in der ganzen Gegend von ihrer Wohlthätigkeit und Gottesfurcht, und bey alten Edelleuten gab er sich für einen Cavalier aus, der das Unglück gehabt habe, jemand im Duell zu erstechen, und nun in einem Soldatenkleide auf der Flucht sey. Mit unwissenden Pfarrern sprach er lateinisch und mit Leuten, die schlecht französisch redeten, französisch; kurz! er log sich mit unverschämter Frechheit durch, wurde freylich, wie sich jeder Betrug bestraft, zuweilen, wenn er dieselben Leute an einem dritten Orte antraf und er indessen vergessen hatte, welchen Namen er sich das erstemal gegeben, sehr beschämt, entriß sich mit genauer Noth der Ahndung, wurde auch wohl durch die übermäßige Höflichkeit eines Gerichtsdieners über die Grenze gebracht – Aber unterdessen stiegen doch unsre Fonds, und als wir nach Helmstedt im Braunschweigschen kamen, hatten wir drey Louisd'or und ein Paar Thaler Barschaften. Wir verkauften aber erst in Schöppenstedt unsre Röcke, die von der letzten Revue und also noch ziemlich neu waren. Da Haudritz und ich den Abend der Entweichung aus der Garnison über unsre Montierungen her noch alte geliehene Überröcke gezogen hatten, um uns bey unsern Bubenstücken unkenntlich zu machen, diese Überröcke aber zu schwer fortzubringen gewesen waren, hatten wir dieselben schon vorher verhandelt. In Schöppenstedt nun veränderten wir unsre ganze Garderobe, schrieben uns selbst allerley falsche Attestate und gingen dann nach Helmstedt, wo wir uns für Studenten ausgaben, die, mitten in ihren Studien, in ihr Vaterland zurück müßten, weil ihre Eltern durch Brandschaden unglücklich geworden wären. Diese neue Practik brachte uns dort viel freye Mahlzeiten und zwölf Thaler an Gelde ein, wodurch dann unsre Gasse auf dreyunddreyßig und einen halben Thaler stieg, und nun setzten wir unsre Reise über Schöningen nach Braunschweig fort.

Wären wir noch keine Bösewichte gewesen, so hätten wir es durch die Erfahrungen, welche wir auf diesen verschiednen Wegen machten, werden müssen. Wir sahen so mancherley Arten von Menschen und hatten Gelegenheit, sie in der Stille zu beobachten, weil man sich gegen Bettler nicht so in Acht nimmt, und da erblickten wir dann aller Orten, in allen Ständen, Betrug und Verstellung in verschiednen Gestalten und Kleidern. Am genauesten hatten wir Gelegenheit, die Schelmereyen der Gastwirthe und Fuhrleute kennenzulernen. In Schöningen schliefen zugleich mit uns im Wirthshause einige Karrenführer, welche Wein nach Braunschweig bringen sollten. Die Fässer waren versiegelt, und dennoch wußten sie den Wein herauszubringen, schoben leise einen Reif zurück, bohrten ein kleines Loch darunter in das Faß, zogen durch einen Federkiel einige Flaschen heraus, indem sie durch ein andres Loch Luft hineinbliesen. Alsdann wurde das Fehlende durch Wasser und etwas Branntwein ersetzt; in die Löcher steckte man kleine hölzerne Pfropfe, welche oben gleichgeschnitten wurden. Darauf schlugen sie den Reif wieder fest und verkauften dem Wirthe die einzelnen Bouteillen um eine Kleinigkeit.

Ich würde nicht fertig werden, wenn ich alle die verschiednen Betrügereyen erzählen wollte, welche wir aller Orten wahrnahmen, wodurch wir täglich in der bösen Meinung, die wir von den Menschen hatten, bestärkt und von unsrer Seite gleichfalls schlecht zu handeln angereizt wurden, ja! uns, nach unsrer falschen Philosophie, dazu berechtigt glaubten.

Endlich kamen wir nach Braunschweig. Die Messe war kaum angegangen, und es kam nun darauf an, hier, wo so viel Menschen des Gewinnstes wegen sich versammelt hatten, auch für uns ein Stück Brot zu finden; unsre bessern Geldumstände hatten uns aber schon so übermüthig gemacht, daß vom Betteln gar nicht mehr die Rede war. Da nun die Schelmereyen so gut und glücklich abgingen, vergaßen wir auch darüber unsern Endzweck, Dienste zu suchen, und dachten nur daran, zu mausen, wo eine Gelegenheit zu machen war. Dies edle Handwerk aber trieben wir ordentlich methodisch, durchstrichen zuerst des Abends die ganze Stadt, um uns zu orientieren, quartierten uns sodann auf die Nacht in ein ziemlich berüchtigtes Wirthshaus vor dem Augustthore ein. Der Wirth hieß Danehl; das Haus lag an der Straße, welche nach Wolfenbüttel führt, und von da durchsuchte täglich Jeder besonders einen Theil der Stadt, damit unsre Gesichtszüge in den übrigen Quartieren nicht bekannt werden möchten.

Des Morgens eines Ziehungstags der Zahlenlotterie ging ich vor dem Hause eines Gewürzkrämers vorbey, da eben dieser aus seinem Fenster mit einem gegenüber wohnenden Schneidermeister sprach: »Lat Hey sek vertellen, Herr Naber!« hörte ich ihn sagen. »In twey Stunnen is min Schicksal entscheden. Komt mine Lottonummern herut; so bin ek up Tit-Lebens en glücklichen Kerel.« Er fügte noch hinzu: Er wolle Demjenigen zehn Thaler schenken, welcher ihm diese Nachricht brächte. Der Herr Nachbar fragte, welche Nummern er besetzt hätte; der Krämer nannte sie, und ich schrieb sie auf, ohne mich nur einmal umzusehn, ging augenblicklich von da zu einem Collecteur und nahm für eine Kleinigkeit ein Zettel auf dieselben Zahlen.

Sobald das Lotto gezogen wurde, ging ich hin, auf den Platz vor Lutterlohs Hause, und als drey Nummern aus dem Rade heraus waren, lief ich schnell in die Gasse, wo der Gewürzkrämer wohnte, hielt immer mein Lottozettel in die Luft, rief und jauchzte laut, und stellte mich fast rasend von Freude. Der Mann stand voll Erwartung vor seiner Hausthür. Unmöglich konnte er bemerkt haben, daß unter der Menge Vorübergehender grade ich diesen Morgen sein Gespräch mit angehört hatte: »Was hat Er? guter Freund!« rief er mir zu. »Weswegen freuet Er Sich so sehr?« Ich antwortete nur flüchtig, als wenn mir nichts daran gelegen wäre, ihm diesen Bescheid zu geben: ich sey so glücklich gewesen, durch eine Terne drey Reichsthaler zu gewinnen. »Was ist denn herausgekommen? Lasse Er doch sein Zettel sehn!« fiel mir der ungeduldige Krämer in die Rede. Ich zeigte es ihm; er fand drey seiner Zahlen – »Ists möglich?« schrie er, »das ist gezogen worden, und Er hat nur drey Thaler dabey gewonnen? Armer Mann! Komme Er her! Ich habe dieselben Nummern; Sie bringen mir einige tausend ein. Für Seine gute Nachricht soll Er zwey Pistolen geschenkt haben. Darauf habe ich mich verheißen.« Und so zog er mich in den Laden, verkündigte dem ganzen Hause seine Freude, drückte mir das Geld in die Hand. Ich bedankte mich; lief fort, und nicht Eine seiner Zahlen war herausgekommen.

Haudritz und Reyerberg hatten Fuhrmannskittel angezogen und einen falschen Frachtbrief geschrieben, als wenn sie einem Speditionshändler sechs große Fässer voll Caffee brächten, mit der Bitte, diese Ware bis zur Abforderung bey sich stehn zu lassen. »Ich kann Euch die Last nicht vor das Haus bringen«, sagte Haudritz, »und muß auch noch heute wieder fort. Bezahlet mir nur die Fracht! Mein Knecht soll hier bleiben und mit Euch in die Herberge gehn, wo Ihr die Fässer nach Gefallen abholen lassen könnt. Die Abgaben sind berichtigt.« Der Kaufmann bezahlte die laut Frachtzettel accordierten zwanzig Thaler, Haudritz ging fort, und Reyerberg blieb. Der Kaufmann ging indessen in sein Hinterstübchen, um sich anzukleiden, und Reyerberg blieb im Laden stehn, ging von Zeit zu Zeit an die Hausthür, wischte endlich, da die Leute im Comtoir zu beschäftigt waren, um genau auf ihn Acht zu geben, hinaus auf die Gasse, sodann um die Ecke herum, zog geschwind sein Fuhrmannshemd über den Kopf her aus, warf es von sich und ging, als wenn ihn nichts anfechten könnte, langsam weiter. Ehe Lärm in und vor dem Hause über seine Verschwindung entstand, war nirgends kein Fuhrmann mehr zu sehn. Vielleicht würde dieser Schelmstreich nicht so gut gerathen seyn, wenn meine Gefährten nicht gewußt hätten, daß der Mann, mit dem sie es zu thun hatten, schon früh morgens sich in Branntwein zu betrinken pflegte, wodurch nicht nur er zu vorsichtiger Behandlung seiner Geschäfte untüchtig wurde, sondern auch unter seinen Handlungsbedienten eine unverzeyhliche Sorglosigkeit herrschte.

Zu einiger Entschuldigung der Lebensart, welche wir itzt führten, muß ich sagen, daß wir (wenigstens Reyerberg und ich) anfingen, uns für Werkzeuge der Vorsehung anzusehn, um die Thorheiten und Betrügereyen der Menschen zu bestrafen, daß wir desfalls keinen Mann kränkten, von dem der Ruf uns sagte, er sey redlich und weise. Dies rechtfertigt freylich unsre Diebstähle nicht, ich führe es aber nur an, um dem Leser zu zeigen, wie die Menschen so leicht für jedes ihrer Verbrechen eine Beruhigung zu finden wissen.

Unsre Capitalien waren durch diese und unzählige andre dergleichen Cameraloperationen bis auf neunzig Thaler angewachsen. Dabey waren wir ziemlich gut in Kleidung und Wäsche und zehrten mehrentheils unentgeltlich: denn wenn junge unerfahrne Leute auf Angotts Keller oder sonst in die Wirthshäuser kamen, ließen wir uns mit denselben in ein Gespräch ein, schmeichelten ihre Eitelkeit, lobten ihre Feinheit in Billard- und Kartenspielen, gewannen ihnen dann das Geld ab oder ließen uns wenigstens von ihnen frey halten. Endlich bekamen wir einmal Lust, auf die Mascarade zu gehn, um an der Pharaobank unser Glück zu versuchen; und wie das leichtfertige Glück mehrentheils solche Menschen sucht, welche keine dauerhafteren Freuden verdienen, hingegen diejenigen durch Widerwärtigkeiten warnet, welche in der Rechtschaffenheit sich ohne den Besitz eitler Schätze entschädigen können, so gewannen wir, im Müßiggange und in Schelmerey versunkene Jünglinge, in kurzer Zeit beynahe achthundert Thaler.