Gesunder Kiefer - Kay Bartrow - E-Book

Gesunder Kiefer E-Book

Kay Bartrow

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Wirksam üben bei CMD, Migräne und Tinnitus

Knirschen Sie nachts mit den Zähnen? Knackt Ihr Kiefer beim Kauen? Leiden Sie häufig unter Kopfschmerzen, für die Sie keine Erklärung finden? Haben Sie Schmerzen am Ohr oder kämpfen mit Ohrgeräuschen? Dann kann die Ursache eine Störung am Kiefergelenk sein. Der Physiotherapeut Kay Bartrow unterstützt Sie bei der Linderung:

  • Diagnose-Test: Finden Sie heraus, wo genau es klemmt und ob die Beweglichkeit eingeschränkt ist.
  • Soforteffekt: Mit kleinen Übungen, die sich perfekt in den Alltag einbauen lassen, können Sie schnell und gezielt Kiefer-, Kopf- und Nackenschmerzen selbst lindern.
  • Passgenau für Ihr Problem: Ob Seiltrick, Geldtransporter oder Mundwinkelheber – stellen Sie sich ein Übungsprogramm zusammen, das speziell auf Ihre Beschwerden abgestimmt ist.

Die Alternative zur Knirscherschiene und Kopfschmerztabletten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 155

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Gesunder Kiefer

Endlich wieder entspannt und schmerzfrei: 60 Übungen mit Soforteffekt

Kay Bartrow

3., überarbeitete und erweiterte Auflage 2023

60 Abbildungen

Liebe Leserin, lieber Leser,wenn es um die eigene Gesundheit geht, darf man nichts dem Zufall überlassen. »Für eine bessere Medizin und mehr Gesundheit im Leben«: So lautet das Qualitätsversprechen der Marke Thieme. Ärztlich Tätige, Pflegekräfte, Physiotherapeuten oder Hebammen – sie alle verlassen sich darauf, dass sie von Thieme, dem führenden Anbieter von medizinischen Fachinformationen und Services, die entscheidenden Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort bekommen. So können sie die Menschen, die sich ihnen anvertrauen, bestmöglich unterstützen. Auch Sie können sich auf die TRIAS Ratgeber mit dem Thieme Qualitätssiegel verlassen! Diese Informationsangebote helfen Ihnen dabei, die richtigen Entscheidungen zu treffen, wenn es um Ihre Gesundheit geht, selbst daran mitzuwirken, gesund zu werden, sich gesund zu erhalten oder das Fortschreiten einer Erkrankung zu vermeiden. Mit einem TRIAS Titel aus dem Hause Thieme überlassen Sie Ihre Gesundheit nicht dem Zufall!Ihr TRIAS Team

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

das Kiefergelenk ist ein sehr oft benutztes Gelenk unseres Körpers – wir benötigen es, um zu sprechen, zu lachen, zu kauen, Grimassen zu schneiden … Dieses kleine Gelenk hat gleichzeitig eine große Wirkung: Wenn die feine Mechanik nicht 100-prozentig stimmt, kann das viele andere Systeme im Körper nachteilig beeinflussen. Sie leiden vielleicht häufig unter Kopfschmerzen, für die noch keine Ursache gefunden werden konnte? Oder Ihr Kiefergelenk macht knackende oder schleifende Geräusche, wenn Sie es bewegen? Oder Sie haben gar ein Ohrgeräusch, einen Tinnitus? Die Ursache kann eine Störung am Kiefergelenk sein. Umgekehrt wirken Stress, ständige Anspannung und eine schlechte Körperhaltung auf das Kiefergelenk und können es in Mitleidenschaft ziehen. Das Kiefergelenk reagiert sehr schnell auf Veränderungen der Körperhaltung, auf muskuläre Verspannungen in Schulter und Nacken und vor allem auf Stress. Dabei arbeitet das Kiefergelenk als Organ, das Stress verarbeitet – indem es uns durch übermäßige Aktivität hilft. Wie der Volksmund es treffend ausdrückt: »Da musst du dich durchbeißen.« Und das wird häufig zu wörtlich genommen. Deshalb: Machen Sie sich an den richtigen Stellen locker und stark! Wie, das zeigt Ihnen dieses Buch. Es möchte Ihnen ein Leitfaden sein und aufzeigen, welchen Einfluss das Gelenk auf die Gesundheit hat. Zuerst beschreibt es die Zusammenhänge zwischen dem Gelenk und anderen Regionen des Körpers. Mit einem Selbsttest können Sie für sich herausfinden, welche Schwierigkeiten Sie womöglich mit dem Kiefer haben – und eine Lösung für sich finden. Denn im letzten Teil des Buches finden Sie viele Übungen, die das Kiefergelenk – abhängig von der Art der Beschwerden – trainieren, sodass Beschwerden gebessert werden oder gar verschwinden. Unser Körper lebt und wächst durch Bewegung. Natürlich stets in der richtigen Dosis, denn

der Gebrauch erhält,

Training kräftigt,

Überlastung schädigt.

Das gilt auch für das Kiefergelenk. Als Teil unseres Bewegungsapparats unterliegt der Kiefer denselben Gesetzen wie alle anderen Gelenke. Durch seine vielfältige Vernetzung benötigt er gleichzeitig eine besondere Form der Körperpflege. Mit dem grundlegenden Wissen, das dieses Buch vermittelt, können Sie Ihren Trainingsbedarf ermitteln sowie wichtige und erforderliche Schritte einleiten.

Dieses Buch kann auch Ärzten und Therapeuten eine erweiterte Sicht auf die Funktionsstörungen ihrer Patienten vermitteln und den Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand erweitern.

Inhaltsverzeichnis

Titelei

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Das Gelenk: Aufbau und Funktion

Klein, aber mächtig

Lage und Einfluss auf andere Körperregionen

Was kann das Gelenk stören?

Wie die Störungen entstehen

Mögliche Veränderungen am Gelenk

Wie zeigen sich Kiefergelenksstörungen?

Wie erkenne ich eine Funktionsstörung?

Das Kiefergelenk und seine Nachbarn

Ein Blick in und auf das Kiefergelenk

Symptome und ihre Auswirkungen

Das Kiefergelenk und seine Strahlkraft

Symptome am Kiefergelenk

Akute und chronische Störungen

Symptome an den Zähnen

Das lästige Zähneknirschen – Bruxismus

Symptome am Kopf und im Gesicht

Kopfschmerzen

Schmerzen im Gesicht

Symptome in Nacken und Halswirbelsäule

Symptome im Ohr

Symptome im Auge

Symptome am Hals

Körperhaltung und Stress

Stress und seine Folgen

Beste Freunde: Körperhaltung und Kiefergelenk

Wie sich Stress auswirkt

Wer untersucht wie die Kiefergelenke?

Zahnärztliche Untersuchung

Zähne und Aufbiss

»Verschobene« Zähne …

Die Untersuchung der Kiefergelenke

Physiotherapeutische Untersuchungen

Die Patientenbefragung (Anamnese)

Sichtuntersuchung (Inspektion)

Aktive Bewegungsprüfung

Neurologische Untersuchung

Passive Bewegungsprüfung

Messungen

Muskelfunktionstest

Spezielle Tests

Andere Fachdisziplinen

Wer behandelt die Kiefergelenke – und wie?

Physiotherapie

Manuelle Therapie

Propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation (PNF) = neurophysiologische Behandlung

Funktionelle Übungsbehandlungen

Zahnärztliche Therapie

Schienenversorgung

Weitere zahnärztliche Maßnahmen

Orthopädische Behandlungsmaßnahmen

Selbsttest und Übungen

Schauen Sie genau hin!

Der Fragebogen

Interpretieren Sie das Ergebnis

Prüfen Sie die Beweglichkeit

Mundschluss

Mundöffnung

Seitliche Verschiebung

Vorschub des Unterkiefers

Rückschub des Unterkiefers

Unterstützen Sie Ihre Genesung

Wenn die Muskeln schmerzen

1 Mundbremse

2 Kieferschieber

3 Kieferdrücker

4 Holzbeißer

5 & 6 Holzschieber

7 Kieferwippe

8 Seiltrick

9 Äußerer Mundwinkelheber

10 Innerer Mundwinkelheber

11 Stirnentspanner

12 Geldtransporter

Wenn die Kieferregion schmerzt

13 Mund-auf-Kontrolleur

14 Rechter Kinnwackler

15 Vorderer Kinnwackler oder Schmollmund

16 Mund-zu-Kontrolleur

17 Linker Kinnwackler

18 Hinterer Kinnwackler oder Skeptischer Gucker

19 Ballhalter

20 Ballverdreher

21 Ballverschieber

22 Einhändiger Mundöffner

23 Beidhändiger Mundöffner

Wenn das Kiefergelenk knackt oder reibt

24 Anti-Knack zur Seite

25 Anti-Knack nach vorn und hinten

26 Zunge-Zahn-Zuoberst

27 Zunge-Zahn-Zuunterst

28 Watteweicher Anti-Knack

29 Zunge-Zahn auf Holz

30 Zunge-Ecke oben-links

31 Zunge-Ecke unten-links

32 Zunge-Ecke oben-rechts

33 Zunge-Ecke unten-rechts

34 Zungenzieher rechts

35 Zungenzieher links

Wie Sie Wärme und Kälte nutzen

Den ganzen Körper trainieren

Stärken Sie Ihre Halswirbelsäule

36 Hals-im-Lot

37 Kinntacker

38 Hans-guck-in-die-Luft

39 Luftballon-Halter

40 Handtuchhalter links

41 Handtuchhalter rechts

42 Handtuch-Gruß

43 Handtuch-Kipper

Lockern Sie Ihre Schultern

44 Armpendel

Bleiben Sie aufrecht – die gute Körperhaltung

45 Diagonaler Vierfuß

46 Seitlicher Vierfuß

47 Straffer-Bauchtrainer

48 Intensiver Straffer-Bauchtrainer

49 Beinklapper

50 Bein-Oberkörper-Klapper

Machen Sie Ihre Brustwirbelsäule beweglich

51 Haltung-Zeiger

52 Oberkörper-Dreher rechts

53 Oberkörper-Dreher links

54 Hängenlasser

55 Hochkommer

56 Vierfuß-Dreher oben

57 Vierfuß-Dreher unten

Entspannen Sie sich

58 Wirbel-Entspanner

59 Bein-Beweger

60 Lendenwirbel-Hebel

Fachliteratur

Ratgeberliteratur

Autorenvorstellung

Sachverzeichnis

Impressum

Das Gelenk: Aufbau und Funktion

Um Probleme mit dem Kiefergelenk zu verstehen, muss man wissen, wie es funktioniert. Bei diesem filigranen Gebilde sind alle Strukturen fein miteinander verzahnt.

Klein, aber mächtig

Wenn das Kiefergelenk geschädigt ist, kann das durch die räumliche Nähe oder durch Fehlhaltungen auf Auge, Ohr und ganze Bewegungsabläufe im Körper ausstrahlen.

Lage und Einfluss auf andere Körperregionen

Das Kiefergelenk liegt recht zentral im Gesichts- bzw. im Schädelbereich und hat viele Einflüsse auf den gesamten Körper und seine Funktionen. Angrenzende Körperregionen wie z. B. die Augen, Ohren, der Halswirbelsäulenbereich oder auch der vordere Hals und die Schultern sind über Muskeln und die zugehörigen Nerven direkt mit dem Kiefergelenk verbunden und können durch Störungen der Kiefergelenksfunktion beeinträchtigt werden.

Wichtig

Eine Kiefergelenksstörung kann sich hinter anderen Beschwerden wie Kopf-, Gesichts- oder Zahnschmerzen, Sehstörungen oder auch Ohrproblemen verbergen.

Das führt häufig dazu, dass Kiefergelenksstörungen (sogenannte kraniomandibuläre Dysfunktionen) nicht erkannt und deshalb auch nicht behandelt werden können. In der ▶ Tabelle sind mögliche Symptome (Krankheitszeichen) in den Körperregionen aufgeführt, die eine Kieferstörung hervorrufen kann.

Krankheitszeichen, die auf eine Kieferstörung hinweisen können.

Körperregion

Krankheitszeichen mit möglicher Beteiligung des Kiefergelenks

Kopf

Kopfschmerzen

Druckgefühl, Spannungsgefühl

Kribbeln

Schwindel

Gesicht

Gesichtsschmerzen

Taubheitsgefühle

Kribbeln

Kiefergelenk (lokal)

Kiefergelenkschmerzen

Mundsperre

Aufbissschmerz

Schmerzen bei direktem Druck

Kauschmerzen

Zähne

Zahnschmerzen

Augen

Sehstörungen (verschwommenes Sehen)

verstärktes Tränen der Augen

verstärktes Druckgefühl hinter den Augen

Schwindel

Ohren

plötzlich auftretende Hörprobleme

Ohrgeräusche (Tinnitus: z. B. Rauschen, Pfeifen, Dröhnen, Summen usw.)

Schwindel

Hals

Schluckbeschwerden

vermehrt auftretende Heiserkeit

Kloßgefühl im Hals

raues Gefühl im Hals

Nacken

Verspannungen im Nacken

Nackenschmerzen

Bewegungseinschränkungen bei Kopfbewegungen (vor allem Drehbewegungen können sich steif zeigen)

Schulter

Schulterschmerzen

Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich

von der Schulter in den Hals-Kopf-Bereich ausstrahlende Schmerzen

Was ist eine CMD (kraniomandibuläre Dysfunktion)?

Von einer CMD spricht man bei Funktionsstörungen zwischen Ober- und Unterkiefer und an den beteiligten Muskeln und Nerven. Dabei können örtlich begrenzte Krankheitszeichen (lokale Symptome) oder auch Krankheitszeichen in entfernter gelegenen Körperabschnitten (entfernte Symptome) auftreten (vergleiche dazu die Tabelle oben). Das heißt, diese Funktionsstörungen können sich von Patient zu Patient (von Mensch zu Mensch) in verschiedener Art und Weise zeigen und auswirken.

Wenn man den neuesten medizinischen Untersuchungen zum Thema Kieferstörungen Glauben schenkt, sind immerhin bei über 70 % der Bevölkerung in Deutschland Symptome einer Kiefergelenksstörung zu finden. Bei 10 bis 15 % dieser Gruppe ist der Leidensdruck durch Bewegungseinschränkungen oder Schmerzen so groß, dass eine Behandlung der Kiefergelenke erforderlich wird, um eine weitreichende Beeinträchtigung der Lebensqualität zu vermeiden. Weil Störungen der Kiefergelenksfunktion so unterschiedliche Krankheitszeichen haben, ist das auch eine der größten Schwierigkeiten, mit denen die Betroffenen und die beteiligten Ärzte zu kämpfen haben. Häufig sind die Symptome in anderen Körperregionen deutlicher zu finden, und es lässt sich kein direkt erkennbarer Zusammenhang mit dem Kiefergelenk herstellen.

Was kann das Gelenk stören?

Die Kiefergelenke stellen die bewegliche Verbindung von Oberkiefer und Unterkiefer dar, bei deren ungestörter Funktion der Mensch sprechen, essen und schlucken kann. Diese primären Funktionen werden durch eine optimale Zusammenarbeit aller beteiligten Strukturen, wie z. B. der Muskeln und Nerven, aber auch der Zähne, gewährleistet.

Wichtig

Wie die Funktion der meisten Gelenke wird auch die der Kiefergelenke häufig durch Überbeanspruchung oder direkte Verletzung gestört.

Eine lange andauernde Überbeanspruchung kann dabei die Funktionen genauso stören wie eine direkte Verletzung durch einen Unfall. Lange bestehende Belastungen der Kiefergelenke können die Entstehung einer Arthrose und andere einschränkende Veränderungen begünstigen. Auch werden dabei die umgebenden Muskeln und Nerven negativ in ihrer Funktion verändert. Zu diesem sogenannten Fehlgebrauch (Parafunktionen) gehören z. B.:

Zähneknirschen (die Zähne von Ober- und Unterkiefer schieben sich übereinander)

Zähnepressen (die Zähne werden stark aufeinandergepresst)

Wangen- und Lippenbeißen

Wangen ansaugen

Was die Kiefergelenke stark beansprucht oder verletzt.

Überbeanspruchungen

direkte Verletzungen

langes ungewohntes Kauen (auch exzessives Kaugummikauen)

langes ungewohntes Mundöffnen (z. B. bei längeren Zahnbehandlungen)

festes bzw. hartes Zubeißen, zu schnelle und zu große Unterkieferbewegungen (Mundbewegungen wie z. B. das Gähnen)

Knochenbrüche (Unterkieferbruch) als Unfall- oder Sturzfolge

Kapsel-, Bänderverletzungen durch extreme Belastungen (z. B. Sportverletzung: Ball an den Kopf bekommen oder im Kontaktsport: ein Schlag/Tritt an den Unterkiefer)

Muskelverletzungen (wie z. B. Zerrung, Faserriss usw.), Nervenverletzungen (z. B. durch eine Injektionsverletzung beim Zahnarzt)

Das Kiefersystem ist eines der sensibelsten Systeme unseres Körpers und es reagiert auf kleinste Veränderungen. Jeder, der schon einmal ein kleines Stück Apfelschale (mit einer Stärke von etwa 0,1 Millimeter) zwischen den Zähnen stecken hatte, weiß, wie sehr dieses kleine Stück quälen kann. So existieren viele auslösende Faktoren, die das Kiefersystem negativ beeinflussen können. Die wichtigsten sind in der Tabelle auf der folgenden Seite dargestellt.

Was eine CMD auslöst.

Zustand der Zähne/Zusammenpassen von Ober- und Unterkiefer (Aufbiss – auch Okklusion genannt)

körperliche Veränderungen

Psyche

fehlende Zähne (Stütz-, Kontaktverlust)

neue Zahnfüllungen

nicht 100 %ig passender Zahnersatz

Kiefer- oder Zahnfehlstellungen

arthrotische Veränderungen (verstärkte Abnutzung) der Kiefergelenke

Parafunktionen (siehe Tab. oben)

Körperhaltung (z. B. stärkere Belastung und Fehlpositionierung der Kiefergelenke bei vielem Sitzen)

Kaugummikauen, Rauchen usw.

Stress in Beruf und Familie (alles, was Stress auslöst und verstärkt)

Aggressionen

Angst

Perfektionismus

Wie die Störungen entstehen

Zum einen können bereits bestehende strukturelle Veränderungen, z. B. an den Zähnen (fehlende Zähne, neue Füllungen, Brücken usw.), oder auch funktionelle Veränderungen, wie z. B. eine verspannte Kaumuskulatur, die Funktion der Kiefergelenke beeinflussen. In diesem Zusammenhang spricht man auch von prädisponierenden – vorbelastenden – Faktoren, die das Entstehen von Kiefergelenksstörungen begünstigen und erklären können.

Was eine Kiefergelenkstörung auslösen kann.

Zum anderen gibt es sogenannte initiierende – also auslösende – Faktoren wie z. B. eine Verletzung der Kiefergelenke oder eine Überbeanspruchung bei exzessivem Kaugummikauen. Weitere »unterhaltende« Faktoren sind z. B. Stress oder eine neue ungewohnte Körperhaltung (auch eine zwanghaft eingenommene Körperhaltung bei ungewohnten oder neuen Tätigkeiten kann dazu beitragen). Häufig finden sich bei Betroffenen viele der hier aufgelisteten Entstehungsfaktoren.

Mögliche Veränderungen am Gelenk

Schäden am und Probleme mit dem Kiefergelenk, die eine Beeinträchtigung zur Folge haben, lassen sich in drei Gruppen einteilen.

Strukturelle Veränderungen

Zahnveränderungen

fehlende Zähne

neue Füllungen, Inlays, Brücken, Kronen oder Implantate

knöcherne Veränderungen

Fraktur (Bruch) des Unterkiefers

Arthrose (Abnutzung) am Kiefergelenk → Entrundung der Gelenkflächen

muskuläre Veränderungen

dauerhaft verspannte Kaumuskulatur

Auslösende Faktoren

Überbeanspruchung

exzessives Kaugummikauen

ungewohnt langes Reden

ungewohnt große Bewegungen, z. B. beim Gähnen

starkes Zubeißen bei harten Speisen

Verletzung

direkte Verletzung durch einen Schlag oder einen Tritt gegen den Kiefer

Sportverletzungen durch Kontakt mit dem Sportgerät (Ball oder z. B. Squash-Schläger)

Unterhaltende Faktoren

Stress

beruflicher Stress

emotionale Stressbelastung (Beziehung, Scheidung usw.)

Perfektionismus (immer allen alles recht machen wollen; nicht »Nein« sagen können)

Körperhaltung/Belastung

dauerhafte Überlastung des Kiefersystems

überwiegend sitzende Tätigkeiten ohne adäquaten Ausgleich (z. B. Sport)

Wie zeigen sich Kiefergelenksstörungen?

Sehr häufig sind Gelenkgeräusche (Knacken oder Reiben) bei Bewegungen des Kiefers sowie muskuläre Verspannungen, die sich meist auf leichten Druck von außen zeigen. Durch mechanische Reizung der Nerven in der Kieferregion (z. B. durch Reiben der Nerven an Knochen oder anderen Strukturen) kann sich ein Schmerz auch auf die Gesichts- oder Kopfregion ausdehnen und für Gesichts- oder Kopfschmerzen sorgen.

Im weiteren Verlauf können sich solche Kiefergelenksstörungen auch auf die unmittelbar angrenzenden Körperregionen ausdehnen. Sie können Schmerzen in Schulter und Nacken, muskuläre Verspannungen oder Störungen in weiteren Bereichen verursachen, siehe dazu die ▶ Tabelle.

Wie erkenne ich eine Funktionsstörung?

Da sich Störungen der Kiefergelenke auf unterschiedlichste Arten zeigen, sollte eine gesicherte Diagnose stets ärztlich (in der Zahnarzt- oder Kieferorthopädiepraxis) oder physiotherapeutisch (in einer spezialisierten Fachpraxis) abgesichert werden. Bei Beschwerden in einem der genannten Körperbereiche kann es hilfreich sein, die Funktionen der Kiefergelenke genauer analysieren zu lassen, zunächst etwa mit einem einfachen Fragebogen.

Wo finde ich Hilfe?

Die meisten Menschen mit Beschwerden suchen bei Symptomen zuerst eine hausärztliche oder zahnärztliche Praxis auf. Erkundigen Sie sich dort, wo Ihnen am besten geholfen werden kann.

Je nach Art der Beschwerden ist eine Untersuchung beim zuständigen Facharzt unerlässlich. Die Tabelle unten zeigt eine kleine Aufstellung von möglichen Beschwerden mit der zugehörigen medizinischen Fachdisziplin, die eine erste Entscheidungshilfe geben kann. Eine wichtige Anlaufstelle für Untersuchungen und Hilfestellungen ist sicherlich die Zahnarzt- oder auch eine kieferorthopädische Praxis. Dort wird man dann das weitere Vorgehen mit Ihnen besprechen und eine geeignete Therapie einleiten.

Bei diesen Symptomen ist eine einleitende Untersuchung der Region, die die Beschwerden aufweist, durch den zuständigen Facharzt zu empfehlen. Kann dabei keine befriedigende Erklärung der Beschwerden gefunden werden, sind weitere Untersuchungen sinnvoll.

Krankheitszeichen – wen suche ich auf?

Krankheitszeichen

Primär zuständige medizinische Fachdisziplin

Beschwerden im Kopfbereich

chronische Kopfschmerzen, Druckgefühl – Spannungsgefühl, Kribbeln, Schwindel, Beschwerden im Gesichtsbereich, Gesichtsschmerzen, Taubheitsgefühle, Kribbeln

Neurologe

Kiefergelenkschmerzen

Mundsperre, Aufbissschmerz, Schmerzen auf direkten Druck, Kauschmerzen

Zahnarzt/Kieferorthopäde

Zahnschmerzen

Zahnarzt

Sehstörungen(verschwommenes Sehen)

verstärktes Tränen der Augen, verstärktes Druckgefühl hinter den Augen, Schwindel

Augenarzt

Beschwerden am Ohr

plötzlich auftretende Hörprobleme, Ohrgeräusche (Tinnitus: z. B. Rauschen, Pfeifen, Dröhnen, Summen usw.), Schwindel, Beschwerden im Hals, Schluckbeschwerden, vermehrt auftretende Heiserkeit, Kloßgefühl im Hals, raues Gefühl im Hals

HNO-Arzt

Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule

Verspannungen im Nacken, Nackenschmerzen, Bewegungseinschränkungen bei Kopfbewegungen (v. a. Drehbewegungen können schwierig sein), Beschwerden im Schulterbereich, Schulterschmerzen, Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich, von der Schulter in den Hals-Kopf-Bereich ausstrahlende Schmerzen

Orthopäde

Das Kiefergelenk und seine Nachbarn

An Kopf und Hals liegen verschiedene Strukturen (Nerven, Muskeln) beieinander. Ist das Gleichgewicht gestört oder reibt etwa ein Nerv an einem Knochen, führt das zu Schmerzen.

Für ein grundlegendes Verständnis der Funktionen einer Körperregion ist es wichtig, etwas über die einzelnen Bestandteile dieser Körperregion zu wissen.

Wie arbeitet das Kiefergelenk?

Für die Kiefergelenke, die als mechanischer Komplex stets beidseitig arbeiten, sind zunächst die folgenden, in der Tabelle oben dargestellten Strukturen relevant. Nur wenn alle beteiligten Strukturen optimal zusammenarbeiten, ist eine reibungslose und normale Funktion der Kieferregion möglich. Eine normale Funktion kann so aussehen:

Die Nerven müssen die Informationen über geplante Bewegungen und Aktionen von der Zentrale (vom Gehirn) an die Zielorgane, die Muskeln und das Bindegewebe, transportieren. Diese Muskeln müssen das Gelenk optimal mit dem richtigen Krafteinsatz und der für die Bewegung erforderlichen Geschwindigkeit bewegen und steuern.

Zentrale Bestandteile der Kiefergelenke

Bestandteile der Kiefergelenke

Bauteile

Kiefergelenke

knöcherne Gelenkpfanne

knöchernes Gelenkköpfchen des Unterkiefers

Gelenkkapsel

Discus articularis als Gelenkpuffer (Schutz für die Knorpelflächen)

Muskeln

Kaumuskeln

Mundbodenmuskeln

Gesichtsmuskeln

Nerven

N. trigeminus (der Kiefergelenksnerv), der mit seinen drei Ästen die Gesichtsregion und vor allem das Kiefergelenk mit den Kaumuskeln versorgt und steuert.

N. facialis (der Gesichtsnerv), der die Gesichtsmuskeln steuert.

Von diesen zwei Nerven gehen viele kleine Verästelungen aus, die in viele Kopf- und Gesichtsbereiche reichen und somit viele Verbindungen zum Kiefergelenk schaffen.

So ist das Kiefergelenk aufgebaut.

Ist ein Schritt in dieser Funktionskette nicht optimal auf den Rest abgestimmt, sind Störungen oder sogar auch Verletzungen in der Kieferregion möglich: Unter ruckartigen Bewegungen wie Gähnen oder langem Mundöffnen beim Zahnarzt entstehen vielleicht Risse in der Gelenkkapsel. Wenn sich der Diskus (Faserknorpel, der wie eine Scheibe zwischen den Flächen im Gelenk liegt und die Reibung der Flächen aneinander mindert) nach vorne verlagert, ergibt sich häufig ein Gelenkknacken bei Mundbewegungen. Eine Verhärtung der Muskeln oder auch deren Verletzung, etwa durch Zerrungen oder Risse, kann wiederum die Beweglichkeit und Kraft des Gelenks einschränken. Sind die Nerven mechanisch gereizt, z. B. durch verhärtete Muskeln oder Bewegungsstörungen, kann diese Irritation Fehlversorgungen und Schmerzen auslösen.

Welche Muskeln helfen beim Kauen und verbinden das Zungenbein mit dem Schultergürtel?

Ein Blick in und auf das Kiefergelenk

Im Querschnitt lassen sich die fein aufeinander abgestimmten Strukturen und deren Funktionen besser erkennen und erahnen. Einige