Godwin - Freund der Götter, Teil 1 bis 3, Sammelband - Pete Hackett - E-Book
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Godwin - Freund der Götter, Teil 1 bis 3, Sammelband E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Dieses Ebook beinhaltet folgende Teile: Teil 1: Godwins Traum vom Bund des Friedens Teil 2: Godwins Pakt mit den Göttern Teil 3: Godwin und die Diener des Bösen Die Schlacht war vorbei, das Klirren der Schwerter und der letzte, grässliche Todesschrei waren verklungen, im letzten Licht des Tages lagen hunderte von Kriegern tot und sterbend im Gras. Ihr Blut versickerte im ausgetrockneten Erdreich, Myriaden von Fliegen, angezogen vom süßlichen Geruch des vergossenen Blutes, krochen auf den reglosen oder sich im Todeskampf windenden Körpern herum. Bei Godwin, dem Sohn des Fürsten Arnold, trat nach dem Blutrausch, der ihn bis vor wenigen Minuten voll und ganz im Klammergriff hatte und der ihn unerbittlich und mitleidlos töten ließ, die Ernüchterung ein und er schaute sich um wie ein Erwachender. Mit erschreckender Schärfe sprang ihm das Bild, das das Schlachtfeld bot, in die Augen. Der Tod hatte wieder einmal – unersättlich in seiner Gier - grausame Ernte gehalten. In der Gruppe von Kriegern, in der der Fürstensohn stand, herrschte Schweigen. Fast jeder der Männer hatte eine Wunde davongetragen, stellenweise war ihre Kleidung blutgetränkt, die Gesichter waren mit dem Blut der getöteten Feinde bespritzt, die Klingen der Langschwerter und die Blätter der Äxte in ihren Händen trieften vom Blut niedergemetzelter Gegner. Covermotiv: Steve Mayer

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Pete Hackett

Godwin - Freund der Götter, Teil 1 bis 3, Sammelband

Heroic Fantasy Serial

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Godwin – Freund der Götter (Sammelband)

Teil 1 bis 3

von Pete Hackett

 

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

 

Der Umfang dieses Ebook entspricht 156 Taschenbuchseiten.

 

Dieses Ebook beinhaltet folgende Teile:

Teil 1: Godwins Traum vom Bund des Friedens

Teil 2: Godwins Pakt mit den Göttern

Teil 3: Godwin und die Diener des Bösen

 

Godwins Traum vom Bund des Friedens – Teil 1

Die Schlacht war vorbei, das Klirren der Schwerter und der letzte, grässliche Todesschrei waren verklungen, im letzten Licht des Tages lagen hunderte von Kriegern tot und sterbend im Gras. Ihr Blut versickerte im ausgetrockneten Erdreich, Myriaden von Fliegen, angezogen vom süßlichen Geruch des vergossenen Blutes, krochen auf den reglosen oder sich im Todeskampf windenden Körpern herum.

Bei Godwin, dem Sohn des Fürsten Arnold, trat nach dem Blutrausch, der ihn bis vor wenigen Minuten voll und ganz im Klammergriff hatte und der ihn unerbittlich und mitleidlos töten ließ, die Ernüchterung ein und er schaute sich um wie ein Erwachender. Mit erschreckender Schärfe sprang ihm das Bild, das das Schlachtfeld bot, in die Augen. Der Tod hatte wieder einmal – unersättlich in seiner Gier - grausame Ernte gehalten.

In der Gruppe von Kriegern, in der der Fürstensohn stand, herrschte Schweigen. Fast jeder der Männer hatte eine Wunde davongetragen, stellenweise war ihre Kleidung blutgetränkt, die Gesichter waren mit dem Blut der getöteten Feinde bespritzt, die Klingen der Langschwerter und die Blätter der Äxte in ihren Händen trieften vom Blut niedergemetzelter Gegner.

„Ruft unsere Leute zusammen“, gebot Godwin. „Sie sollen sich hier sammeln. Wir werden die Nacht in den Bergen weiter westlich verbringen und morgen ziehen wir nach Hause.“ Seine eigene Stimme kam dem Fürstensohn fremd vor, denn er wollte diesen Krieg nicht, hatte aber nicht die Kraft, gegen diesen Strom aus vernichtender Brutalität und irrsinniger Gewalt anzuschwimmen. Er räusperte sich, bekam aber den Hals nicht frei; ein Kloß schien in seiner Kehle zu stecken.

Das Horn erklang, der Ton war lang gezogen und durchdringend. Nachdem er verhallt war, näherten sich von allen Seiten die Krieger des Stammes der Harier, die an diesem Tag einen blutigen Sieg über die Ansibarii errungen hatten; sie kamen über die Kuppen und Kämme der Hügel ringsum, aus den Hügellücken, erhoben sich aus dem kniehohen Gras, in das sie sich nach dem Kampf einfach fallen gelassen hatten, weil sie sich vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten konnten.

Es waren Männer mit langen Haaren, die unter ihren Helmen aus Leder und Eisen hervorquollen. Wilde Bärte wucherten in den verkniffenen Gesichtern, ihre Kleidung bestand aus engen Hosen und hemdähnlichen Kitteln, einige trugen darüber Mäntel in den verschiedenen Farben. Die einen waren mit Schwertern, andere mit zweischneidigen Äxten, einige mit schweren Keulen oder kurzen Lanzen bewaffnet.

Die untergehende Sonne warf ihre Schatten über die nebeneinander und übereinander liegenden Toten. Das Wimmern, Stöhnen und röcheln der Sterbenden rührte sie nicht. Sie stiegen über die leblos daliegenden oder zuckenden Körper hinweg, nicht die Spur einer Gemütsregung in den Augen und in den wie versteinert anmutenden Gesichtern.

Der Krieg kennt keine Gefühle – im Kampf gab es weder Gnade noch Erbarmen. Nur der Starke war anerkannt, nur der Sieger wurde respektiert. Der Krieg forderte aber auch einen hohen Tribut, denn nicht nur Ansibarii waren gestorben, sondern auch viele, viele Harier.

Verstreut herumstehende Pferde wurden eingesammelt. Die Krieger, die das Horn gerufen hatte, durchbohrten mit ihren Schwertern und Lanzen auf ihrem Weg zum Sammelpunkt verwundete Ansibarii oder erschlugen sie mit ihren Äxten oder Keulen, unerbittlich und mit unmenschlicher Brutalität. Ihr Hass auf den Feind kannte kein Entgegenkommen und kein Mitleid, sie wollten nur töten und vernichten.

Godwin war anders. Ihm drehte sich der Magen um, doch er konnte das bestialische Morden nicht stoppen. Es widerte ihn an und er wusste nicht, wen er mehr hasste und verachtete – die Feinde, die ihnen, seinem Stamm, den Krieg aufgezwungen hatten, oder seine eigenen Leute, die sich wie den niedrigsten Trieben gehorchende Bestien benahmen.

Im Westen versank die Sonne hinter den Hügeln, die Schatten lösten sich auf, der Widerschein des Gestirns färbte den Himmel blutrot und legte einen rötlichen Schein auf das Land. Von Osten her schob sich die Dämmerung näher, der Himmel dort hatte eine graue Färbung angenommen.

Die Krieger der Harier zogen zwischen die Hügel, und in einer Senke, die von sandigen und Geröll übersäten Hängen begrenzt wurde, erteilte Godwin den Befehl zum Lagern. Feuer wurden entfacht; verdorrtes Strauchwerk stand in ausreichender Zahl herum, sodass es an Feuerholz nicht mangelte. Die wenigen Pferde, die das blutige Gemetzel überlebt hatten, wurden angebunden und rupften an den Büscheln vertrockneten Grases, das den Boden der Senke bedeckte. Nachdem die Unterführer der Harier die Wachen eingeteilt hatten, setzten sie sich zu Godwin ans Feuer. Licht- und Schattenreflexe huschten über sie hinweg, die düsteren Schatten ließen die Linien und Furchen in den Gesichtern dunkel und scharf erscheinen, das Licht spiegelte sich in den Augen der Männer. Über ihren Köpfen zogen Fledermäuse mit lautlosem Flügelschlag ihre Bahnen auf der Jagd nach Mücken.

„Ein grandioser Sieg, Godwin“, sagte einer kehlig. „Dein Vater wird stolz auf dich sein, und die Ansibarii werden erzittern, wenn dein Name genannt wird.“

Einige der Unterführer nickten zustimmend. Rumpeln und Poltern ertönte, als aus einer Hügellücke drei schwere Fuhrwerke, die jeweils von vier Ochsen gezogen wurden, rollten. Peitschen knallten, die rauen Rufe der Wagenlenker erklangen.

„Der Krieg, den wir mit den Ansibarii und all den anderen Stämmen führen, ist irrsinnig“, murmelte Godwin und jedes Wort schien tonnenschwer zu wiegen in seinem Mund. Nach einer kurzen Pause, in der ihn seine Unterführer betroffen fixierten, fuhr er fort: „Wir sind alle ein Volk, die Harier, die Ansibarii, die Aduatuker, die Angriouarioi und wie sie sonst noch alle heißen. Warum schlachten wir uns gegenseitig ab? Jenseits des großen Flusses stehen die Legionen der Heboniter, sie haben begonnen, erste Brücken zu bauen, um den Fluss zu überqueren und in unser Land einzufallen. Unsere Stämme sind uneins, und jeder Stamm hat für sich allein auf sich gestellt keine Chance.“

„Es geht um fruchtbares Land, Godwin“, gab einer der Männer in dem Kreis zu bedenken, „um Wasser und um die Schätze im Boden. Wir brauchen Erz für unsere Waffen, wir müssen Getreide anbauen können, damit wir selbst und unsere Tiere nicht hungern, wir benötigen Wasser, um …“

Godwin winkte fast etwas ungeduldig ab. „Wenn die Heboniter in unser Land einfallen, brauchen wir das alles nicht mehr, denn sie machen keine Gefangenen. Und dann gehört das, wofür wir Krieg führen und Schlachten schlagen, ihnen, unsere verrottenden Körper werden den Boden düngen und sie werden reiche Ernten erhalten.“

„Ich kann mir denken, wovon du träumst, Godwin“, sagte ein anderer der Unterführer. „Aber das wird wohl ein Traum bleiben, denn niemand wird es je gelingen, die Stämme auf dieser Seite des großen Flusses zu vereinen.“

„Wahrscheinlich hast du recht, Degenar“, versetzte Godwin mit lahmer Stimme und hob den Blick, denn von den Fuhrwerken her näherten sich einige Männer mit Brot und gebratenem Fleisch und Krügen voll Wein und Met. Nach kurzer Überlegung erhob der Fürstensohn noch einmal die Stimme und sagte: „Viele Ansibarii sind in die Hügel geflohen. Sie werden sich sammeln, und wie ich sie einschätze, werden sie versuchen, aus dem Hinterhalt zuzuschlagen. Wir müssen also auf der Hut sein, wenn wir uns auf dem Marsch befinden.“

„Sie sollen nur kommen!“, stieß er einer der Krieger grimmig hervor. „Wobei ich nicht glaube, dass sie sich trauen, uns zu attackieren, denn ich denke, dass wir ihnen heute den nötigen Respekt eingeflößt haben.“

Godwin verzog skeptisch den Mund. Zwei Männer traten in ihren Kreis und begannen, Brot und Fleisch zu verteilen. Ein anderer brachte Krüge und verteilte sie. Als auch Wein und Met eingeschenkt waren, aßen die Männer schweigend.

Godwin hing seinen bohrenden Gedanken nach. Er war stolz, zum Stamm der Harier zu gehören, und bis vor kurzer Zeit hielt er die Harier auch für den von den Göttern bevorzugten Stamm. Doch heute Mittag, als sich die Heere gegenüberstanden, hatte er zu zweifeln begonnen. Die Harier unterschieden sich durch nichts von den anderen Stämmen, die östlich des großen Flusses, der das Land teilte, seit vielen Jahrhunderten lebten. Sie glaubten sogar an dieselben Götter und feierten dieselben Feste. Es gab keinen Unterschied. Und dennoch schlachteten sie sich gegenseitig ab, und schuld daran waren Habgier, Machtbesessenheit, Arroganz und Ignoranz.

Die Völker und Stämme westlich des großen Flusses waren von den Hebonitern, die sich im Laufe der Jahrhunderte ein Weltreich geschaffen hatten, brutal unterworfen worden. Und nun waren die Heboniter drauf und dran, den Fluss zu überschreiten und Eroberungsfeldzüge im Land östlich des großen Flusses zu unternehmen.

Godwin sorgte sich. Stämme wie die Harier, Ansibarii, Aduatuker, Angriouarioi und all die anderen, die bis zu dem fernen Gebirge, das unüberwindlich war und das noch niemals ein Mensch überquert hatte, das Land besiedelten, drohte die Unterwerfung durch die Heboniter; das bedeutete Tod oder Sklaverei, die weitaus schlimmer war als der Tod.

Aber die Feindschaft zwischen den Stämmen war tief verwurzelt, der Hass wahrscheinlich unauslöschlich und stärker als die Vernunft.

In der Zwischenzeit war es finster geworden. Am Himmel flimmerten einige Sterne. Die Krieger unterhielten sich raunend, die Zungen wurden zunehmend schwerer, weil Wein und Met ihre Wirkung nicht verfehlten, der eine oder andere kippte dort, wo er saß, einfach um und begann zu schnarchen. Ab und an erklang der schauerliche Ruf eines Raubvogels wie ein Schrei aus einer anderen Dimension, immer wieder schoben sich Wolken vor Aurycume, einen der drei Monde, der kurz nach Einbruch der Nacht im Osten aufgegangen war und der die Dunkelheit etwas lichtete; Wolkenschatten huschten durch das Tal, in dem die Harier lagerten.

Godwin hielt sich mit dem Genuss des berauschenden Gebräus zurück. Viele seiner Unterführer hatten sich schon zur Seite gelegt und schliefen. Die anderen unterhielten sich flüsternd, einige starrten nur in die Flammen des kleinen Feuers, in dem das trockene Holz knackte und nach und nach zu Asche verbrannte und zerfiel.

Godwin Gedanken arbeiteten. Daran, dass die Ansibarii in dieser Nacht zurückkehrten, um einen Überfall zu wagen, glaubte er nicht. Sie hatten ihnen empfindliche Verluste zugefügt, die Überlebenden waren Hals über Kopf geflohen, und nun hatten sie sich sicher irgendwo im Gewirr der Hügel und Felsen verkrochen, um ihre Wunden zu lecken und über Racheplänen zu brüten.

„Schläfst du schon, Degenar?“, fragte er leise, den Blick auf den Freund gerichtet, der sich vor wenigen Minuten zurückfallen hatte lassen und die Hände hinter dem Kopf verschränkte.

„Nein.“ Degenar richtete sich wieder auf, strich sich mit den gespreizten Fingern seiner Linken durch die struppigen, blonden Haare, die ihm auf die Schultern und weit auf den Rücken fielen, und blinzelte Godwin an. „Du möchtest sprechen, nicht wahr?“

Godwin nickte, beugte sich vor, nahm ein paar Holzstücke und warf sie in die Glut. Funken sprühten. „Du denkst, es ist ein Traum, wenn ich von einem Zusammenschluss aller Völker auf dieser Seite des großen Flusses spreche, Degenar.“

„Es ist undurchführbar. Zu tief sitzt die Feindschaft zwischen den einzelnen Stämmen, eine Feindschaft, die seit Jahrhunderten besteht und die sowohl in den Herzen als ich in den Gemütern tief verwurzelt ist.“

„Feindschaft kann man in Freundschaft umwandeln“, wandte Godwin ein.

Fast bedächtig schüttelte Degenar den Kopf, dann erwiderte er: „Es ist eine Blutsfeindschaft, Godwin, die Stämme haben sich gegenseitig Schmach zugefügt – eine Schmach, die seit Jahrhunderten mit Blut abgewaschen wird. Man hat uns – dich, mich und all die Männer hier, die heute kämpften, die gestorben sind oder verwundet wurden, die getötet und verwundet haben -, in diesem Sinne erzogen, und bei den anderen Stämmen werden die Kinder ebenfalls in diesem Sinne geprägt. Es ist nicht zu ändern, wir müssen damit leben und es an unsere Kinder weitergeben.“

„Das ist verrückt, angesichts der Gefahr, die uns von Westen droht. Die Heboniter werden einen Stamm nach dem anderen überrennen, sie werden die Männer, Frauen und Kinder abschlachten oder versklaven, unsere Dörfer werden sie niederbrennen und unsere Ernten stehlen.“

„Die Harier werden sich wehren“, erklärte Degenar im Brustton der Überzeugung.

„Und zugrunde gehen“, ergänzte Godwin. „Ebenso wie all die anderen Stämme bis zu den Bergen fern im Osten. Wir sind alle ein Volk, und der Gedanke, dass es uns in naher Zukunft vielleicht nicht mehr gibt, erschreckt mich.“

Wieder schüttelte Degenar den Kopf, dieses Mal aber weniger bedächtig, und mit Nachdruck stieß er hervor: „Nein, wir sind nicht alle ein Volk, Godwin. Zwischen dem Land der Halogit und dem der Kasnarier hausen die Murdocks, die Wolfsmenschen. Sie bringen jeden Fremden um, der es wagt, auch nur einen Fuß auf ihr Land zu setzen. Östlich der …“

Godwin winkte ab und Degenar schwieg. „Die Murdocks, die Chauboi und die Maiaten zähle ich nicht zu unserem Volk. Sie können die Heboniter meinetwegen auch vernichten und ausrotten. Es sind keine richtigen Menschen, es sind halbe Tiere, die sich von rohem Fleisch ernähren und von einer triebhaften Brutalität sind.“

„Du musst ihre Gebiete durchqueren, wenn du zu den Stämmen möchtest, die du vereinen willst. Sollen deine Gebeine irgendwo im Murdock-Land verrotten? Bei den Göttern – von den Hebonitern erschlagen zu werden ist sicher gnädig gegen das, was dich bei den Murdocks oder den Chauboi oder den Maiaten erwartet.“

„Du willst mir Angst einjagen, mein Freund“, kam es lahm von Godwin.

„Nein, ich versuche dir klarzumachen, dass der Plan, der sich in deinem Kopf mehr und mehr zu verfestigen scheint, von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Lass den Dingen ihren Lauf, Godwin. Wenn die Heboniter zu den Hariern kommen, dann kämpfen wir, und wenn es die Götter wollen, dann sterben wir. Dem Willen der Götter müssen wir uns beugen.“

„Ich werde, sobald wir in unser Dorf zurückgekehrt sind, mit meinem Vater, dem Fürsten sprechen“, stieß Godwin hervor.

„Du wirst Arnold verärgern“, prophezeite Degenar. „Du kennst die Einstellung des Fürsten.“

In düsteres Schweigen versunken starrte Godwin versonnen in die Flammen.

 

 

1

Das Krächzen der Aasgeier erfüllte die Senke, die unter einem flirrenden Hitzeschleier lag und vom süßlichen Geruch der Verwesung erfüllt war. Die hässlichen Tiere stritten sich flügelschlagend um das Fleisch, dass sie mit ihren scharfen Schnäbeln von den toten Körpern rissen.

Die Harier zogen am Rand der Senke nach Norden. Voraus ritten Godwin und seine Unterführer in loser Ordnung. Die schweren Rosse stampften, schnaubten und prusteten, manchmal erklang ein nervöses Wiehern, weil der Geruch des Todes die Pferde beunruhigte. Die Soldaten marschierten in Dreierreihe hinter ihren Führern her. Die Lanzenträger hatten sich ihre Waffen auf die Schulter gelegt, ebenso jene, die mit schweren, zum Teil doppelschneidigen Äxten bewaffnet waren. Das Blut auf den Klingen war eingetrocknet, Staub, den der heiße Wind über die Hügel und Felsen herantrug, verklebte die kleinen Wunden. Hinter den Soldaten fuhren die drei Fuhrwerke mit den Vorräten und den Verwundeten, die zu schwach waren, um zu marschieren.

Sie würden zwei Tage unterwegs sein, um ihr Dorf zu erreichen. Zwei Tage, in denen jeden Moment das Unglück über sie hereinbrechen konnte, wenn sich die versprengten Ansibarii wieder zusammengerottet hatten und ihnen einen Hinterhalt legten. Die tödliche Gefahr war allgegenwärtig.

Godwin ließ der Gedanke, die Stämme zu vereinen und mit einer starken Gemeinschaft den Hebonitern die Stirn zu zeigen, nicht mehr los. Er gab sich aber keinen Illusionen hin; sein Vater war ein unduldsamer, unerbittlicher und unbeugsamer Mann, der mit Hass im Herzen aufgewachsen war und der keinem, außer den Mitgliedern seines Stammes, das Recht auf ein freies Leben zubilligte.

Das Land zwischen dem großen Fluss und dem gigantischen Gebirge, das viele für das Ende der Welt hielten, war riesig. Auch westlich des großen Flusses dehnte es sich unendlich weit und es endete am Ozean, der die Erde nach Westen begrenzte. Tief aus dem Süden des riesigen Kontinents kamen die Heboniter, die sich die halbe Welt unterworfen hatten und die nun die Hände nach der anderen Hälfte ausstreckten.

Nachdem sie eine Stunde marschiert waren, hatten sie die Senke, die am Tag zuvor Schauplatz einer blutigen Schlacht gewesen war, verlassen und sie zogen zwischen den Hügeln dahin. Das Land, das sie umgab, hatte den Charakter einer Wüste; Sand, Staub, Geröll, Felsen und dorniges Strauchwerk, das ein kümmerliches Dasein fristete. Vereinzelte Windböen rissen den gelben Staub vom Boden in die Höhe und die Staubwolken hüllten die Männer ein. Auf ihrer Haut vermischte sich der Staub mit dem Schweiß und bildete bald eine dünne Schicht, die Augen entzündeten sich und brannten.

Die Hitze nahm zu, die Luft schien zu kochen. Nur selten gab es Schatten. Für die Tiere und Menschen wurde bald jeder Schritt zur Tortur, die Waffen, die die Soldaten trugen, schienen mit jedem Schritt an Gewicht zuzunehmen.

Degenar trieb sein Pferd neben das Godwins, ritt eine ganze Weile schweigend neben ihm, musterte ihn aber immer wieder von der Seite und brach endlich das Schweigen, indem er hervorstieß: „Es ist alles von den Göttern vorbestimmt, Godwin. Du solltest nicht versuchen, das Schicksal ändern zu wollen.“

„Kannst du meine Gedanken lesen, Degenar?“, fragte Godwin, ohne den Kopf zu drehen, um Degenar anzusehen.

„Was du denkst steht dir ins Gesicht geschrieben, mein Freund“, antwortete der blonde Krieger. „Alles was kommt – es ist Vorhersehung und wir müssen es hinnehmen, wenn wir die Götter nicht erzürnen wollen. Wenn es die Bestimmung ist, dass die Heboniter den Kontinent vom Ozean bis zum Gebirge übernehmen, dann müssen wir es akzeptieren, selbst wenn es unseren Tod bedeutet.“

„Die Heboniter glauben nicht an unsere Götter“, gab Godwin zu bedenken. „Warum also sollten die Götter sie zu den Herren des gesamten Kontinents erheben.“

„Die Götter sind die gleichen“, versetzte Degenar. „Sie haben lediglich andere Namen.“

„Die Heboniter sind Räuber und Mörder!“, knirschte Godwin. „Wenn ihre Götter dieselben sind wie meine, und wenn diese Götter die Heboniter bevorzugen, dann will ich mit den Göttern nichts mehr zu tun haben!“

„Vorsicht!“, mahnte Degenar. „Was du sagst, ist frevlerisch. Die Götter werden dich strafen.“

Godwin verzog den Mund. Obwohl seine Gedanken immerzu um dasselbe Thema kreisten, waren seine Augen unablässig in Bewegung. Er rechnete mit einem Hinterhalt, und so ließ er die gebotene Vorsicht nicht außer Acht, sicherte nach vorne und nach beiden Seiten, und eine seltsame Ungeduld begann Besitz von ihm zu ergreifen – die Ungeduld eines Mannes, der sich wünschte, dass bald etwas geschah, das die Nerven zermürbende Anspannung von ihm nahm.

Aber da war nichts, außer totem Gestein und dem wirbelnden Staub, außer dem blauen Himmel, der sich ungetrübt von einem Horizont zum anderen spannte und der sengenden Sonne, die ihren höchsten Stand erreicht hatte und senkrecht über den Hariern stand.

Jeder Schritt, den sie machten, brachte sie der Heimat näher. Dort warteten die Ehefrauen und Mütter, die Kinder und die Väter der Kämpfer und die Trauer in den Familien, die einen oder gar mehrere Tote zu beklagen hatten, würde groß sein. Zur Totenklage aber würde sich der Stolz gesellen und die Hoffnung, dass die im Kampf gefallenen Männer von den Göttern wohlgefällig in ihren Palast aufgenommen wurden und in Valaskjalf kämpfen und feiern durften.