Godwin - Freund der Götter, Teil 7-9: Sammelband - Pete Hackett - E-Book

Godwin - Freund der Götter, Teil 7-9: Sammelband E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Godwins fantastische, schlachtenreiche Abenteuer in einer barbarischen Welt - drei Folgen in einem Buch. Ein dramatisches Epos um Schwert und Magie Der Umfang dieses Ebook entspricht 153 Taschenbuchseiten. Dieses Ebook beinhaltet folgende Teile: Teil 7: Godwin und der Bund der Stämme Teil 8: Godwin und die große Schlacht Teil 9: Heimkehr unter schlechtem Stern Cover: STEVE MAYER

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Pete Hackett

Godwin - Freund der Götter, Teil 7-9: Sammelband

Drei Folgen der Cassiopeiapress Fantasy Serie in einem Buch

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Godwin – Freund der Götter (Sammelband 3)

Teil 7 bis 9

von Pete Hackett

 

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

 

Der Umfang dieses Ebook entspricht 153 Taschenbuchseiten.

 

Dieses Ebook beinhaltet folgende Teile:

Teil 7: Godwin und der Bund der Stämme

Teil 8: Godwin und die große Schlacht

Teil 9: Heimkehr unter schlechtem Stern

 

 

 

Godwin und der Bund der Stämme – Teil 7

Als der Morgen graute, wurde zum Angriff geblasen. Die Chauboi schleuderten mit den Katapulten schwere Steine und Brandsätze in die Stadt, Pfeilhagel verdunkelten den Himmel, viele der Pfeile prallten an den Mauern ab oder bohrten sich in die mit Stroh gedeckten Dächer, einige fanden aber auch ihr Ziel, verwundeten oder töteten. Sturmleitern wurden an der Stadtmauer angelehnt, die Angriffstürme wurden dicht an sie herangeschoben, und die Bogenschützen auf den Plattformen zwangen die Verteidiger der Stadt hinter die Zinnen in Deckung. Erste Brände loderten, dunkler Rauch zog durch die engen Straßen und Gassen und wölkte zum Himmel. Am Haupttor der Stadt standen zwei Rammböcke, und es war nur eine Frage der Zeit, bis das eisenbeschlagene, solide Tor aus Eichenholz nicht mehr standhielt.

Die Murdocks leisteten heftigen Widerstand. Mit langen Stangen stießen sie die Sturmleitern um, siedendes Baumharz schoss aus den Pechnasen und übergoss die Angreifer, Steinbrocken und Balken wurden von der Mauer geschleudert, und die Bogenschützen jagten ihre Pfeile in die Masse der Angreifer hinein. Bald wälzten sich vor den Mauern ganze Knäuel von ineinander verkeilten, brüllenden und kreischenden Angreifern, und viele von ihnen standen nie wieder auf. Brandpfeile bohrten sich in die Wände der Angriffstürme und Gerüste der Katapulte, aber die Chauboi hatten ihre Kriegsmaschinen mit nassen Fellen behängt, so dass die kleinen Brandherde schnell erloschen.

Brüllendes Angriffsgeschrei vermischte sich mit den Todesschreien Sterbender und dem Wimmern und Wehklagen der Verwundeten. Chauboi stürzten von den Leitern und Angriffstürmen in die Tiefe. Und mit jeder Minute, die verstrich, wurde der Angriff verbissener, denn der Hass wuchs und die tödliche Leidenschaft steigerte sich mehr und mehr zu einem wahren Rauschzustand.

Der Tod hielt reichlich Ernte.

Godwin und die Kasnarier standen bereit, in die Stadt zu stürmen, sobald das Tor aufgebrochen war. Anspannung zeichnete die Gesichter, keiner der Krieger konnte sicher sein, den Abend zu erleben. Aber sie wussten, dass ihnen die Aufnahme in Valaskjalf gewiss war, wenn sie hier im Kampf fielen. Und nichts war erstrebenswerter als ein Leben im Palast der Götter mit allen Freuden und Annehmlichkeiten, die man sich nur vorstellen konnte.

Die Rammböcke beim Tor waren überdacht und boten den Kriegern, die die schweren, an Ketten aufgehängten Balken mit den bronzenen Rammköpfen in kurzen Abständen voller Wucht gegen das Tor prellten, Schutz vor den Pfeilen der Murdocks. Es krachte, knirschte, barst und splitterte, die Flügel der Tore erbebten unter den Rammstößen.

Unermüdlich griffen die Chauboi an. Die Fallbrücken der Angriffstürme wurden geöffnet, die zwergenhaften Krieger stürmten auf die Mauerkrone und wurden von den Murdocks in Empfang genommen. Schwerter klirrten, Äxte blitzten, Schilde wurden regelrecht zerschmettert und Blut spritzte.

Das Tor flog krachend auf. Die Riegel waren zersplittert, schief hingen die Torflügel in den schweren Scharnieren. Godwin riss den Arm mit dem Schwert in die Höhe. „Mir nach!“, brüllte er mit sich überschlagender Stimme und rannte los. Brüllend folgten ihm die Kasnarier. Murdocks warfen sich ihnen voll Wut und ungebändigter Mordlust entgegen. Godwin schlug, trat und rempelte und bahnte sich voll tödlicher Entschlossenheit einen Weg durch die Rotte der Wolfsmenschen, die knurrten, fauchten und kreischten.

Das Schwert des Hariers wirbelte. Abgeschlagene Köpfe rollten über den Boden, er musste über die getöteten Gegner hinwegsteigen, seine Arme schienen nicht zu ermüden und es war, als führte eine höhere Macht sein Schwert. Die breite Klinge war rot vom Blut der Murdocks. Godwin schlug eine richtige Bresche in die sich drängenden Verteidiger, in die die wie besessen kämpfenden Kasnarier wie ein Keil stießen und die Rotte der Wolfskrieger regelrecht sprengten.

Bald war die Straße übersät von reglosen Kriegern und vielen, die sich im Todeskampf wanden oder sterbend zuckten. Hauptsächlich waren es Murdocks, aber auch Kasnarier brachen zusammen, und ihr Blut versickerte zwischen den großen, grob gehauenen Pflastersteinen.

Auf den Wehren wurde jetzt überall gekämpft. Ein seltsamer Anblick, denn von weitem sah es aus, als wehrten sich die Wolfsmenschen gegen ein Heer von Kindern. Und immer mehr Chaubois kamen über die Mauer. Ihre körperliche Unterlegenheit glichen sie mit ihrer Überzahl aus, dazu kam die kalte Entschlossenheit, die Rasse der Wolfsmenschen aus dem Angesicht der Erde zu tilgen – eine Entschlossenheit, die an mörderischen Fanatismus grenzte. Die Brutalität auf beiden Seiten kannte keine Grenzen. Töten oder getötet werden – das war das Gesetz des Krieges, das mitleidlose Gesetz der brutalen Gewalt. Freund und Feind wurden in diesen tödlichen Strudel gezogen und wie von einer alles verschlingenden Flut mitgerissen.

Plötzlich sank ein Rabe aus der Luft herab und schlug dicht vor Godwins Gesicht aufgeregt mit den Fittichen, dazu krächzte er durchdringend, und als sich Godwins Blick mit dem des Vogels kreuzte, glaubte der Harier die Aufforderung darin zu lesen, ihm zu folgen.

Der Rabe drehte ab, stieg etwas höher und flog voraus. Godwin war nicht mehr zu halten. Dieses Zeichen der Götter war an Eindeutigkeit kaum zu überbieten. Der Rabe führte ihn. Godwin und seine Leute kämpften sich hinter dem großen, schwarzen Vogel her bis zum Marktplatz durch und eine beachtliche Gruppe von geharnischten und schwer bewaffneten Murdocks, die ein großes Gebäude bewachten, stellte sich in Position, um das Eindringen der Feinde in den wuchtigen Bau, in dem sich wahrscheinlich die Führer der Murdocks verschanzt hatten, zu verhindern.

Godwin und seine Männer ließen sich nicht beirren. Ehe die Wachen sich versahen, waren sie niedergekämpft und eine Gruppe der Kasnarier trampelten über ihre entseelten Leiber hinweg in das Verwaltungsgebäude, während die meisten der Krieger draußen blieben um nachdrängende Murdocks zurückzuschlagen.

Eine breite Treppe führte in die obere Etage, eine schmale Steintreppe in den Keller. Auf ihr drängten jetzt drei Murdocks nach oben und stürmten mit erhobenen Schwertern Godwin entgegen, der unschlüssig auf dem breiten Flur stand und sich nicht entscheiden konnte, ob er nach oben oder in den Keller stürmen sollte.

Die drei Angreifer zwangen Godwin zum Handeln. Brüllend stieß er sich ab, flog regelrecht auf die drei zu, sein Schwert wirbelte, er spaltete einen Schädel, trat dem zweiten der Gegner in den Leib, dass er sich krümmte, ein Kasnarier sprang hinzu und köpfte ihn, dem dritten rammte Godwin die Klinge tief in die Brust. Er sprang über die Toten hinweg und rannte – immer drei Stufen auf einmal nehmend -, die Treppe hinunter. Unten gelangte er in einen engen Gang. An der rechten Wand steckten in eisernen Halterungen brennende und rußende Fackeln. Vor einer eisenbeschlagenen Holztür standen zwei Murdocks mit Lanzen, als sie Godwin sahen, nahmen sie sie an die Seite und griffen ihn sofort an. Ehe ihn die Spitzen berührten, fegte er sie mit einem Schwerthieb zur Seite, ein Schlag, von rechts oben schräg nach unten geführt ließ einen der Wachposten zusammenbrechen, sogleich zuckte die scharfe Klinge von links nach rechts quer durch die Luft und schnitt sich tief in die Taille des zweiten Murdocks, er knickte zur Seite ein, sein Fang mit den mörderischen Zähnen klaffte auf, die Zunge fiel ihm seitlich aus dem Maul, mit einem verlöschenden Gurgeln brach er zusammen.

Zwei Kasnarier waren schon bei der Tür und schlugen die beiden Riegel zurück, einer, der eine Fackel in der Hand hielt, riss die Tür auf und betrat den dahinterliegenden Raum. „Hier sind sie!“

Godwin betrat den Raum, penetranter, fauliger Geruch stieg ihm in die Nase und ließ ihn Augenblicke lang die Luft anhalten. Im zuckenden Fackelschein sah er seine Gefährten Landogar, Mutbrecht, Gaidemar und Ramgar im vermoderten Stroh am Boden sitzen, mit schweren Ketten an die feuchte, vom Schimmelpilz befallene Wand des Verlieses gefesselt.

Die vier Krieger starrten Godwin an wie eine außerirdische Erscheinung. Ihre Gesichter waren eingefallen, die wuchernden Bärte und Haare waren glanzlos, strähnig und verfilzt, die fiebrig glänzenden Augen lagen in tiefen, dunklen Höhlen, sie waren abgemagert und die Kleidung hing nur noch in Fetzen an ihnen.

Sie waren in diesem Verlies gewissermaßen lebendig begraben.

„Bei den Göttern!“, entfuhr es Godwin entsetzt. „Was haben diese Scheusale mit euch gemacht?“

„Bist – bist du es wirklich, Godwin, oder träume ich?“, krächzte Landogar und blinzelte. Als er sich ein wenig bewegte, rasselte die Kette, die von seinen Handgelenken zu dicken, rostigen Eisenringen an der Wand führte.

Noch immer drückten die Gesichter fassungsloses Staunen und Ungläubigkeit aus. Sicher hatten sich die vier Gefangenen selbst längst aufgegeben und mit ihrem Leben abgeschlossen.

„Ich bin es“, stieß Godwin hervor, dann wies er die Kasnarier an, seine Kameraden von den Ketten zu befreien. Währenddessen wütete in den Straßen der Stadt der Tod mit aller Brutalität und all seinen widerlichen Facetten, ohne Gnade, ohne Erbarmen und mitleidlos. Feuersbrünste stießen fauchend durch die Stadt, Dächer brachen mit viel Getöse ein und dichter Qualm nahm den Kämpfenden sowohl die Luft als auch die Sicht. Funkengarben sprühten, der Himmel über der Stadt war rot vom Widerschein des Feuers.

Auf dem Marktplatz verteidigten sich die Kasnarier gegen anstürmende Gruppen von Murdocks. Der Lärm war infernalisch, die Krieger beider Seiten befanden sich wie im Blutrausch, sie kreischten gellend und brüllten und alles war ein Gewirr von Leibern, eingehüllt von dunklem Qualm und wirbelnder Asche, die das Grauen verhüllten. Es war ein mörderischer Kampf, Mann gegen Mann, gekennzeichnet von mörderischem Vernichtungswillen, die Kämpfenden hatten sich regelrecht ineinander verbissen, die Gesetze der Fairness galten nicht.

Landogar, Mutbrecht, Gaidemar und Ramgar konnten sich kaum auf den Beinen halten, doch sie boten allen Willen auf, überwanden sich und folgten Godwin nach oben, nahmen die Waffen der toten Murdocks und verließen im Pulk der Kasnarier das Gebäude. Auf dem Marktplatz wogte noch immer der Kampf. Godwin ließ den Blick schweifen, konnte aber von dem Raben nichts mehr entdecken. Er dachte jedoch nicht länger darüber nach, er und die Gruppe der Kasnarier, die mit ihm in dem Bau gewesen war, warfen sich voll Todesverachtung in das Getümmel. Und sogar die geschwächten, ausgemergelten Männer, die bis vor wenigen Minuten noch in dem stinkenden Verlies im Keller angekettet gewesen waren, wurden von der tödlichen Leidenschaft mitgerissen.

Es gelang ihnen, die Murdocks niederzukämpfen. „Wir schlagen uns zum Haupttor durch!“, brüllte Godwin und rannte in die Straße, durch die sie gekommen waren, als sie zum Stadtkern vordrangen. Die Kasnarier und seine eben befreiten Gefährten folgten ihm. Doch plötzlich tauchten vor Godwin zwergenhafte Krieger auf. Sie kamen ihm und seinen Leuten entgegen, und Godwin, der in ihnen Verbündete sah, riss den Arm mit dem Schwert in die Höhe. „Halt!“, brüllte er und – jetzt sah er überall aus den Seitenstraßen und Gassen die Zwerge strömen.

Godwin spürte fast körperlich den Anprall der tödlichen Gefahr, die von den Chaubois ausging, und er begriff. Es war, als fielen ihm Scheuklappen von den Augen. Denn die Zwerge griffen an. Godwin überwand innerhalb eines Augenblicks seine Bestürzung. „Verrat!“, brüllte er und stürmte mit erhobenem Schwert den Chauboi entgegen. In ihm war eine unbezwingbare Wut, und sie entlud sich geradezu eruptiv. Und wieder schien nicht er es zu sein, der seinen Schwertarm führte. Wie ein Schnitter mit seiner Sense die Halme fegte er die Chauboi, die sich ihm in den Weg stellten, geradezu hinweg.

Fuß für Fuß, Schritt für Schritt kämpften sich Godwin und seine Gefährten in Richtung Haupttor durch. Jene Murdocks, die sich hinter ihm wieder erheben wollten, wurden gnadenlos von seinen Leuten niedergemacht. Sein Atem ging schwer und stoßweise, sein Herz raste, ihm brach der Schweiß aus.

Auch Kasnarier starben. Und als sie erschöpft beim Tor ankamen, waren es nicht einmal mehr hundert Getreue, die sich verbissen gegen die unbeirrbar auf sie einstürmenden Chauboi wehrten. Sie folgten ihnen vor das Stadttor, und die Entschlossenheit, die sie verströmten, ließ nur einen einzigen Schluss zu: Nicht nur die Murdocks sollten bis auf den letzten Mann vernichtet werden, sondern auch Godwin und seine Leute.

Aber mit derselben Entschlossenheit, wie die Chauboi sie töten wollten, verteidigten sich der Fürstensohn, seine Gefährten und die noch lebenden Kasnarier. Und es gelang ihnen, sich von den Chauboi zu lösen und sich auf eine Anhöhe zurückzuziehen. Und jetzt stürzte eine ganze Gruppe schwert- und axtschwingender und brüllender Murdocks aus dem Stadttor und fielen den Chauboi in den Rücken. Diese ließen von Godwin und seinen Männern ab und warfen sich den Wolfskriegern entgegen. Eisen klirrte, Schilder brachen unter wuchtigen Axtschlägen entzwei, sowohl Chauboi als auch Murdocks sanken blutüberströmt zu Boden und starben.

Godwin ordnete mit gellender Stimme den Rückzug an. Sie rannten den Abhang hinunter, hinein in einen düsteren Wald und sammelten sich, als sie völlig atemlos nur noch dahintaumelten und ihre Beine sie kaum noch tragen wollten.

Viele der Krieger bluteten. Die Gesichter waren verkrampft von der Anspannung, die Männer ließen sich dort, wo sie anhielten, zu Boden sinken. Keiner sagte etwas, aber nach und nach regulierte sich bei jedem von ihnen Atmung und Herzschlag wieder und Godwin presste hervor: „Diese elenden Zwerge! Die Götter mögen sie für ihren schändlichen Verrat bestrafen. Sie haben uns benutzt, damit wir ihnen helfen, die Stadt zu erobern – und zum Dank dafür sollten wir sterben.“

„Dein Einsatz und der der kasnarischen Krieger hat uns das Leben gerettet“, murmelte Landogar. „In diesem Verlies wären wir langsam aber sicher vor die Hunde gegangen. Schau uns an, wir sind halb verhungert und verdurstet.“

„Ich danke den Göttern, dass ich euch lebend angetroffen habe und befreien konnte. Ohne ihre Hilfe wäre es nicht möglich gewesen.“

„Ja, wir verdanken dir und den Kasnariern unser Leben“, erklärte Ramgar, der junge Ansibarii.

„Wir waren nur das Werkzeug“, schränkte Godwin ein und es klang sehr bescheiden.

„Wie soll es nun weitergehen?“, fragte Gaidemar mit lahmer, klangloser Stimme, die erahnen ließ, wie sehr der junge Krieger am Ende war. Er war abgemagert bis auf die Knochen.

„Wir müssen versuchen, uns zu den Halogit durchzuschlagen, die das Massaker durch die Murdocks überlebt haben“, erwiderte Godwin. „Denn ich glaube nicht, dass die Chauboi uns so einfach ziehen lassen. Durch uns würde ihr niederträchtiger Verrat bald im gesamten Ostreich bekannt werden, und König Arvandus muss befürchten, dass sämtliche Stämme zwischen dem großen Fluss und dem Gebirge im Osten, die sich gegen die Heboniter vereinigen, gegen sein Volk ziehen, sobald sie die hebonitischen Truppen über den großen Fluss zurückgeworfen haben.“

„Das ist ein weiter Weg“, knurrte Gaidemar, „es ist Winter, wir verfügen über keine Pferde und keinen Proviant. Ich glaube nicht, dass es viele von uns schaffen. Doch nun erzähl, Godwin: Wie hast du es geschafft, die Kasnarier zu erreichen? Und was hat es mit den Chauboi auf sich? Du hattest doch niemals vor, zu ihnen zu reisen und mit ihnen ein Bündnis einzugehen wie mit den Stämmen unseres Volkes.“

1

Sie stapften durch den tiefen Schnee und legten eine deutliche Spur. Die Verwundeten waren, so gut es gegangen war, versorgt worden. Wenn sie sich umsahen, konnten sie die schwarzen Rauchschwaden sehen, die über der brennenden Stadt, in der der Tod grausame Ernte gehalten hatte, den Himmel verdunkelten.

Es waren nicht nur die äußeren Umstände, die Godwin zu schaffen machten. Der Verrat der Chauboi nagte und fraß in ihm und vergiftete sein Denken und er fing an, Rachegedanken zu hegen. Denn die Tatsache, dass sich die Chauboi entschlossen hatten, eine Invasion in das Land der Murdocks zu unternehmen, um es zu erobern, ließ den Schluss zu, dass sie ihre schmutzigen Hände auch nach anderen benachbarten Ländern ausstrecken wollten, zum Beispiel nach dem Land der Halogit, die durch die blutigen Überfälle der Murdocks geschwächt waren und daher ein leichtes Opfer sein würden. Oder nach dem Land der Kasnarier, deren meiste jungen Krieger auf dem Weg zur Stadt der Murdocks, im Kampf um die Stadt und aufgrund des schäbigen Verrats durch die Chaubois auf der Strecke geblieben waren.

Das darf nicht sein!, durchfuhr es den Fürstensohn vom Stamm der Harier. Und ich werde dafür sorgen, dass der Expansionsdrang des skrupellosen, hundsgemeinen Zwergenkönigs und seiner niederträchtigen Berater ein jähes Ende findet.

Es war wie ein Schwur, den Godwin in diesen Augenblicken, in denen er sich keuchend, schwitzend und verbittert durch den Schnee kämpfte, ablegte.

Stunde um Stunde marschierten sie. Landogar, Mutbrecht, Gaidemar und Ramgar taumelten nur noch willenlos dahin. Ihre Muskeln arbeiteten nur noch automatisch, von keinem bewussten Willen geleitet. Die wochenlange Gefangenschaft hatte ihn sehr viel Kraft und Energie gekostet. Jeder von ihnen war nur noch ein Schatten seiner selbst.

Der Tag neigte sich seinem Ende zu und der Abend dämmerte. Als Godwin einmal einen Blick über die Schulter warf, sah er den Widerschein der Feuersbrünste, die in der Stadt nach wie vor wüteten, am dunkler werdenden Himmel. Godwin hatte keine Ahnung, wie der Kampf ausgegangen war, doch er vermutete, dass kein einziger Murdock mehr lebte. Unter der Prämisse, die Wolfsmenschen auszurotten, waren die Chauboi zu der Stadt gezogen.

Weit vor ihnen begann wieder dichter Wald, der Hügel mit steilen Abhängen bedeckte und der hier und dort sogar von turmartigen Felsen überragt wurde. Eine Viertelstunde später stapften sie zwischen die alten, knorrigen Stämme.

„Ich kann nicht mehr“, stöhnte Mutbrecht und ließ sich einfach zu Boden sinken. „Lasst mich hier zurück, lasst mich sterben. Der Tod kann nur noch eine Gnade für mich sein.“

Godwin gab den Befehl zum Anhalten und zum Lagern. Der Schnee am Boden war knietief. Die Krieger setzten sich auf umgestürzte Bäume und teilten den wenigen Proviant auf, den sie in den Leinenbeuteln, die sie umgehängt hatten, mit sich führten. Gegen den Durst aßen sie Schnee.

Godwin teilte einige Kasnarier ein, zum Waldrand zurückzukehren und nach Osten zu sichern, denn er vermutete, dass sie verfolgt wurden. Dann ging er zu Mutbrecht hin, bei dem Landogar, Gaidemar und Ramgar kauerten. Die Gesichter waren von den Strapazen gezeichnet und von der Anstrengung gerötet, die Augen blickten fiebrig, sie atmeten stoßweise und rasselnd.