Goethe alias die Leiden des jungen Werthers in der globalisierten Welt - Klaus Jans - E-Book

Goethe alias die Leiden des jungen Werthers in der globalisierten Welt E-Book

Klaus Jans

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Beschreibung

Der Autor hat ein Kunstwerk erschaffen. Durch eine kleine und feine Veränderung von Goethes Text, der selbst wiederum bereits in „unzähligen“ Versionen und Varianten existent zu sein scheint. Unterschiedliche Textzustände waren schon von Goethe selbst so akzeptiert, ja, auch so erstellt. Zusätzlich aber kam es zu Textänderungen durch (gewollte und auch ungewollte) Eingriffe von anderen Personen, also Herausgeber, Setzer, Schreiber, Raubdrucker und wer sonst noch immer. In diesem gewissen Textdurcheinander um den Werther finden wir nun noch die jetzigen und sehr neuen Eingriffe, Satz für Satz. Da wurde etwas eingefügt, welches dem Sprachgeist und Redestil dieser (heutigen) Zeit sehr entspricht. Es handelt sich demzufolge um die „Kunst der sprachlichen Intervention“, die Klaus Jans bei Goethe und dessen Werther hier kühn umsetzt. Beispielhaft für mögliche weitere Interventionen in bereits existente Bücher von unterschiedlichsten Autorinnen und Autoren. Eine geniale Kleinigkeit.

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Seitenzahl: 299

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INFO | TITEL

Klaus Jans

:::

Goethe

alias

die Leiden

des jungen Werthers

in der globalisierten Welt

Neo-Werther und Neo-Roman durch sprachliche Intervention

:::

INHALT

DER AUTOR

Klaus Jans wurde 1958 in Uerdingen am Rhein geboren. Er arbeitet heute nach diversen Lebenstationen (auch im Ausland) als Autor, Künstler, Verleger und Weltbeobachter in Königswinter.

IMPRESSUM

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek erfasst diesen Buchtitel in der Deutschen Nationalbibliografie. Die bibliografischen Daten können im Internet unter http://dnb.dnb.de abgerufen werden.

Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen und Medien – auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere neuartige Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

HINWEIS: Deutsch ist überaus vielschichtig und komplex. Der Verlag versucht, nach bestem Wissen und Gewissen alle Bücher zu lektorieren und zu korrigieren. Oft gibt es allerdings mehrere erlaubte Schreibweisen parallel. Da will entschieden werden. Zudem ergeben sich immer wieder Zweifelsfälle, wozu es oft auch keine eindeutigen Antworten gibt. Schlussendlich haben auch die Autorinnen und Autoren ureigene Sprachpräferenzen, die sich dann bis in die Kommasetzung, Wortwahl und manche Schreibung wiederfinden lassen können. Bitte behalten Sie das beim Lesen in Erinnerung.

Coverentwurf samt dem Bild mit dem Titel „Puntualis“ © Klausens | Lektorat: KUUUK |

E-BOOK-ISBN 978-3-96290-009-0

Erste Auflage E-BOOK April 2019

Es gibt dieses Buch auch als Papierbuch.

KUUUK Verlag und Medien Klaus Jans

Königswinter bei Bonn

K|U|U|U|K – Der Verlag mit 3 U

www.kuuuk.com

Alle Rechte [Copyright] © KUUUK Verlag | [email protected]

...

...

Es kommen derer, die in der globalisierten Welt nicht weiterwissen und auch nicht(s) Weiteres wissen. Leider.

Hartzo Baal

INHALTSVERZEICHNIS

[Eingreifend neu aufgeteilt in 2 Bücher, aber nun mit insgesamt 97 Unterteilen]

Hinweis für die hier vorliegende Ausgabe »Goethe alias die Leiden des jungen Werthers in der globalisierten Welt«: Ein Inhaltsverzeichnis gab es damals in den Werther-Druck-Ausgaben nicht. Aber wir machen es hier einfach dennoch mal. Für die E-Book-Version wird heutzutage sowieso am (linken) Rande eines Buches eine „Aufteilung“ des Buches in anzuklickende Teil-Elemente gewünscht. Wir erstellen also für das E-BOOK und das PAPIERBUCH ein Inhaltsverzeichnis, wenngleich an manchen Stellen die Zuordnung zu einem „Kapitel“ schwierig ist, zumal wenn man es mit den ersten (Faksimile-)Druck-Ausgaben 1774 ff. oder auch der von 1787 mal vergleicht. Denn es sind immer die Tage, an denen sich alles orientiert, gewiss, aber ganz manchmal fand sich eben doch ein „abends“ oder „nach eilfe“ (nach elf) etwas optisch zum Tag noch herausgehoben. Nicht zu vergessen die dezenten Unterteilungsstriche auf einigen Seiten, die oft kleine Zeitschnitte sind. Wir aber sind nicht mehr manisch werkgebunden, da wir ja mit dem Text voller Hintersinn „spielen“ wollen. Also gliedern wir als Inhaltsverzeichnis! – Und noch etwas fällt mir hier ein: In den ersten Ausgaben gab es auch den Johann Wolfgang von Goethe als Verfasser nicht angegeben. Die Bücher erschienen einst also anonym. (Es folgen 40 Unterteile für Teil 1, 57 Unterteile für Teil 2.)

ERSTES BUCH

1. Unterteil-01 – 4. Mai 71

2. Unterteil-02 – 10. Mai 71

3. Unterteil-03 – 12. Mai 71

4. Unterteil-04 – 13. Mai 71

5. Unterteil-05 – 15. Mai 71

6. Unterteil-06 – 17. Mai 71

7. Unterteil-07 – 22. Mai 71

8. Unterteil-08 – 26. Mai 71

9. Unterteil-09 – 27. Mai 71

10. Unterteil-10 – 30. Mai 71

11. Unterteil-11 – 16. Juni 71

12. Unterteil-12 – 19. Juni 71

13. Unterteil-13 – 21. Juni 71

14. Unterteil-14 – 29. Juni 71

15. Unterteil-15 – 1. Juli 71

16. Unterteil-16 – 6. Juli 71

17. Unterteil-17 – 8. Juli 71

18. Unterteil-18 – 10. Juli 71

19. Unterteil-19 – 11. Juli 71

20. Unterteil-20 – 13. Juli 71

21. Unterteil-21 – 16. Juli 71

22. Unterteil-22 – 18. Juli 71

23. Unterteil-23 – 19. Juli 71

24. Unterteil-24 – 20. Juli 71

25. Unterteil-25 – 24. Juli 71

26. Unterteil-26 – 26. Juli 71

27. Unterteil-27 – 26. Juli 71, zweiter Eintrag

28. Unterteil-28 – 30. Juli 71

29. Unterteil-29 – 8. August 71

30. Unterteil-30 – Abends, auch 8. August 71

31. Unterteil-31 – 10. August 71

32. Unterteil-32 – 12. August 71

33. Unterteil-33 – 15. August 71

34. Unterteil-34 – 18. August 71

35. Unterteil-35 – 21. August 71

36. Unterteil-36 – 22. August 71

37. Unterteil-37 – 28. August 71

38. Unterteil-38 – 30. August 71

39. Unterteil-39 – 3. September 71

40. Unterteil-40 – 10. September 71

ZWEITES BUCH

1. Unterteil-41 – 20. Oktober 71

2. Unterteil-42 – 10. November 71

3. Unterteil-43 – 24. Dezember 71

4. Unterteil-44 – 8. Januar 72

5. Unterteil-45 – 20. Januar 72

6. Unterteil-46 – 8. Februar 72

7. Unterteil-47 – 17. Februar 72

8. Unterteil-48 – 20. Februar 72

9. Unterteil-49 – 15. März 72

10. Unterteil-50 – 16. März 72

11. Unterteil-51 – 24. März 72

12. Unterteil-52 – 19. April 72, Zur Nachricht

13. Unterteil-53 – 5. Mai 72

14. Unterteil-54 – 9. Mai 72

15. Unterteil-55 – 25. Mai 72

16. Unterteil-56 – 11. Juni 72

17. Unterteil-57 – 16. Juni 72

18. Unterteil-58 – 18. Juli 72 [... oder doch 18. Juni 72? ...]

19. Unterteil-59 – 29. Juli 72

20. Unterteil-60 – 4. August 72

21. Unterteil-61 – 21. August 72

22. Unterteil-62 – 3. September 72

23. Unterteil-63 – 4. September 72

24. Unterteil-64 – 5. September 72

25. Unterteil-65 – 6. September 72

26. Unterteil-66 – 12. September 72

27. Unterteil-67 – 15. September 72

28. Unterteil-68 – 10. Oktober 72

29. Unterteil-69 – 12. Oktober 72

30. Unterteil-70 – 19. Oktober 72

31. Unterteil-71 – 26. Oktober 72

32. Unterteil-72 – 27. Oktober 72

33. Unterteil-73 – 27. Oktober 72 abends

34. Unterteil-74 – 30. Oktober 72

35. Unterteil-75 – 3. November 72

36. Unterteil-76 – 8. November 72

37. Unterteil-77 – 15. November 72

38. Unterteil-78 – 21. November 72

39. Unterteil-79 – 22. November 72

40. Unterteil-80 – 24. November 72

41. Unterteil-81 – 26. November 72

42. Unterteil-82 – 30. November 72

43. Unterteil-83 – 1. Dezember 72

44. Unterteil-84 – 4. Dezember 72

45. Unterteil-85 – 6. Dezember 72

46. Unterteil-86 – Der Herausgeber an den Leser

47. Unterteil-87 – 12. Dezember 72

48. Unterteil-88 – 14. Dezember 72

49. Unterteil-89 – 20. Dezember 72

50. Unterteil-90 – [... TEXT: Was in dieser Zeit ...]

51. Unterteil-91 – [... OSSIAN-Beginn ...]

52. Unterteil-92 – Colma

53. Unterteil-93 – Ryno

54. Unterteil-94 – Alpin

55. Unterteil-95 – [... NACH DEM OSSIAN | TEXT: Ein Strom von Tränen ...]

56. Unterteil-96 – nach eilfe

57. Unterteil-97 – [... TEXT: Ein Nachbar sah ...]

Vorbemerkung des Sprachinterventionisten

Goethes »Werther« hatte eigentlich ganz zu Anfang in der ersten Auflage mal einen guten alten s-Genitiv (Wort »Genetiv« mit 2 e ist übrigens die ältere Schreibweise) am Namen dran, geschrieben deshalb als »... des jungen Werthers« mit jenem extra-s als starke Flexion des Namens.

Jenes Werthers mit s blieb eigentlich noch bis 1825 (dann nämlich: Neue Ausgabe, von dem Dichter selbst eingeleitet, also durch Goethe. Diese Edition kennzeichnete die eigentliche große und dann dauerhafte Werther-s-Abkehr, die sich bekanntlich bis heute meist hält!), auch wenn es bereits 1787 schon einmal einen ersten Werther ohne s gab.

Der Werther hat(te) sein Genitiv-s fortan nach 1825 fast immerzu verloren, bis in die aktuelle Moderne, deshalb natürlich auch in der Ausgabe bei RECLAM, Heftchen Nr. 67, auch Universalbibliothek (UB) genannt. – Lediglich die (unterschiedlich editierten) Nachdrucke der Ur-Werther-Ausgabe von 1774 legen noch Wert auf das extra s.

Jener Werther (bzw. ... des jungen Werther bzw. ... des jungen Werthers) durchlief und durchläuft (bis heute, auch dieses Buch hier beweist es) unzählige Änderungen, Versionen, Fortsetzungen, Zusatzdichtungen, Abweichungen, Umtextungen, Verfremdungen, eingebaute Fehler und vieles mehr.

Man sprach damals auch noch (zusätzlich zu den unzähligen Druckausgaben mit ihren Kleinveränderungen) von »Wertheriade«, wenn das Werk (oder Elemente daraus) in etwas anderes noch umgesetzt oder umgearbeitet wurde: ein Lied, die Oper, Filme, Theater ... oder gar ein Stück Mode(?): die neue Gelbweste vielleicht, aber einen Tick verändert? Eine Wertheriade war es wohl auch, wenn man sich an dem Werk orientierte und dann vielleicht eine ganz neue Erzählung schrieb, zu dem, was danach passierte, eine Ergänzung ... durchaus also auch eine mögliche Fortsetzung der Geschichte. Auch eine Persiflage war und ist immer möglich. Werther, und als Zusatztextgruppe die Wertheriade, diese Kombi von Möglichkeiten macht die Um-den-Werther-Textmenge noch umfangreicher. (Zu den vielen Wertheriaden gibt es eine Dissertation von Ingrid Engel, Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft, Band 13, von 1986.)

Das hier nun vorliegende Werk steht gewiss in dieser Gesamt-Tradition des Änderns – aber, was dann gleich auf den späteren Seiten passiert, ist wesentlich radikaler, vom Eingriff und von der so stattfindenden Veränderung her, wenngleich der Briefroman auch noch fast wie vordem existent zu sein scheint. Frage: Ist das hier Folgende ein Sehr-Eingriff oder ein Kaum-Eingriff? Die hier vorzufindende sprachliche Intervention nimmt ein x-fach verändertes Werk und kombiniert dieses mit einer Sprechblase der modernen Zeit, die wie folgt lautet: »in der globalisierten Welt«. Ein Ausdruck, den man zu Goethes Zeiten wohl kaum genommen hätte. (Man spricht bei solchen Kombinationen übrigens auch von festen Verbindungen, analog zu »Tag der offenen Tür«, auch das ist eine feste Verbindung. Oder »Kritik üben«; gemeint sind also mit »fester Verbindung« Wortkombis, die gerne zusammen im Deutsch auftauchen.)

Auch wenn man zu Goethe-Zeiten Bücher aus fernen Ländern in Übersetzungen bekommen konnte, so war doch das Reisen (bei Nichtseeleuten zumindest) schon von Deutschland nach Italien etwas sehr Besonderes. Die Idee der Globalität war also so nicht wirklich im Lebensalltag vorhanden. An Medien wie Telefon, Fernschreiber, Radio, Fernsehen, Internet, Smartphone samt aller heutigen Übertragungswege (Satelliten!) [und alles noch eingedenk aller nun im dritten Jahrtausend unserer Zeitrechnung erreichten Geschwindigkeit von Informationsübermittlung] war damals nicht zu denken. Auch erste im Meer verlegte Kabel gab es in der Goethe-Zeit noch nicht. Ab 1850 ging es damit los.

Kommen wir wieder zum über zwei Jahrhunderte vor dem Web entstandenen Werther, gehen wir zum Druck-Ausgaben-Beginn: Goethe und die Ausgabe der Buchhandlung Weygand in Leipzig also, angeblich von Goethe (als Buch-Text) in wenigen Wochen verfasst.

Lesen wir dazu ein Goethe-Zitat, aus »Dichtung und Wahrheit«, dritter Teil, dreizehntes Buch: Unter solchen Umständen, nach so langen und vielen geheimen Vorbereitungen, schrieb ich den »Werther« in vier Wochen, ohne dass ein Schema des Ganzen oder die Behandlung eines Teils irgend vorher wäre zu Papier gebracht gewesen.

Ganze 4 Wochen ab Februar 1774 also, laut Goethes Angaben in »Dichtung und Wahrheit«, wo der geneigte Leser und die kluge Forschung sich jeweils fragen, was Goethe da dann rückretouschiert haben könnte. Stimmt es so wirklich? 4 Wochen ... oder doch länger? Ging es wirklich so zügig von der Hand? Oder nur die reine Auf-Schreib-Phase? Wie wahr ist die Wahrheit oder später dann in »Dichtung und Wahrheit« die von Goethe post-aufgeschriebene Wahrheit? Und: Wie ist es mit den Fakten, den Scheinfakten, den Fake-Fakten? Da wird gern getäuscht, manipuliert, verändert, in dieser Welt. Das kann bewusst geschehen, unbewusst, es können auch Fehler und Fehlleistungen sein, wie hier in diesem Werther-Fall ja auch. – Wer wolle behaupten, fehlerfrei zu sein? – Ein kleiner Tippfehler, weil die Fliege auf der Backe saß oder weil die Müdigkeit kam, und schon hat man etwas in der Welt, was man so nicht mehr hinausbekommt. Eine schlechte Lesebrille! Man muss also immer nach den bewussten und gewollten Interventionen gucken – und immer auch nach den ungewollten. Zudem sollte man auch prüfen, ob vielleicht Bösartigkeit am Werke war, wie es Menschen und »Bots« (diese von Menschen [mit oft schlechten Absichten] computerautomatisierten Prozesse im Internet) tun, die dann falsche »Wahrheiten« (gern als Kommentare, zum Beispiel bei Facebook) in die Welt senden, um vielleicht auch bedeutsame Wahlen zu manipulieren ... oder insgesamt die Hirne.

Aber den Druck der allerersten Werther-Ausgabe in 2 Teilen, damals mit Th als Theile, den kann man sich zum Beispiel hier (online) im Faksimile angucken: www.deutschestextarchiv.de | Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 1. Leipzig, 1774, und Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 2. Leipzig, 1774. Ja, diese Werther-Buch-Ausgabe existiert eingescannt im Internet. (Von den Handschrift-Vorlagen dieser Werther-Erstausgabe scheint ja nur noch ein Blatt aus dem Text vorhanden zu sein, in Goethes Schreibschrift: ein, 1!, einziges Blatt!) Aber wir wollen das damals gedruckte Buch als Scan vom Original betrachten: Danach hat man schon etwas mehr von der Werther-Sache verstanden. Man muss noch etwas darüber hinaus lesen, sich also über den Werther ein paar Details und Kenntnisse aneignen – zumindest sich in die Publikationsproblematik hineinfinden.

Ich nehme alleine mal die 6 Werther-Ausgaben, die man 2019 bei Reclam bekommen kann, kaufen kann, laut RECLAM-GESAMTVERZEICHNIS für das Frühjahr 2019

Goethe: Leiden d. jungen Werther UB 67 3,00

Goethe: Leiden d. jungen Werther XL 19124 4,80

Goethe: Leiden d. jungen Werthers. 1. Fass. von 1774 HC 10688 9,95

Goethe: Leiden d. jungen Werthers. 1. Fass. von 1774 XL 19235 4,80

Goethe: Leiden d. jungen Werthers. 1. Fassung v. 1774 UB 18632 4,00

Goethe: Leiden d. jungen Werthers. StA UB 9762 8,00

UB steht für: Universal-Bibliothek, HC steht für: Hardcover, XL steht für: Reclam XL / Lektüreschlüssel XL ... und StA steht für: Studienausgabe.

Der »reine« Werther also. Dazu hat RECLAM noch Zusatz-Ausgaben zum Thema »Werther«, weil man damit Geld verdienen kann ... bei den Schülern zum Beispiel. Zu Goethes Die Leiden des jungen Werther gibt es bei Reclam auch noch einen Lektüreschlüssel für Schülerinnen und Schüler (Nr. 15312), Erläuterungen und Dokumente (Nr. 8113) oder eine Interpretation als E-Book (Nr. 950014) etc. (Vielleicht vergaß oder übersah ich ja etwas.) Dann gibt es natürlich noch viele weitere Verlage, die einen Werther veröffentlichen. Und vielleicht ebenfalls Zusatzbände dann auch bringen, gern für die Schüler. Ich nenne mal Königs Erläuterungen, Stark, Suhrkamp/Insel (nur Roman-Text, dafür aber diverse Ausgaben), Klett Lerntraining GmbH, Schöningh Verlag (in der Westermanngruppe), Oldenbourg Schulbuchverlag, Cornelsen Verlag usw.

Dieser Werther! – Sehen wir es mal insgesamt, das Publikationsthema, fern von den heutigen Ausgaben, die sich zuerst an Schüler*innen richten. Werther: Erstausgabe, Neuausgabe, veränderte Ausgabe, veränderter Text, manipulierter Text, unrechtmäßig nachgedruckter Text, geschändeter Text, gewollt anderer Text, vom Autor legitimierter Text, vom Autor aber real gewollter Text: eine endlose Debatte, gerade bei diesem Werther-Buch. Zu all solchen kleinen Sprach-Varianten und Schreib-Fragen samt Orthographie-Diskussionen bis hin zum Gebrauch der Sprache in der heutigen Politik und Wissenschaft und Medienkultur und ... und ... und ... Ja, dazu bietet Goethes »Werther« sehr viel Anlass, zudem Material. Wieso und wie?

Schon 1775 hatte es aber (jenseits von zudem noch existenten illegalen Drucken) eine kleine, echte Änderung schon mal gegeben: Die Neu-Auflage bei Weygand, 1775, Weygand, Leipzig 1775, 224 S. (Zweyte ächte Auflage), ja, ächte im Sinne von echte, wegen der Raubdrucke wohl schon so betont: der Verweis auf Echtheit. Diese echte/ächte Auflage bringt neben Druckfehlerkorrekturen schon etwas neu, nämlich Goethes MOTTO-VERSE stehen plötzlich da (... werden aber in späteren Drucken bald auch wieder verschwinden!):

Vor dem 1. Buch/Teil liest man 1775:

Jeder Jüngling sehnt sich, so zu lieben,

Jedes Mädchen, so geliebt zu sein.

Ach, der heiligste von unsern Trieben,

Warum quillt aus ihm die grimme Pein?

Vor dem 2. Buch/Teil liest man 1775:

Du beweinst, du liebst ihn, liebe Seele,

Rettest sein Gedächtnis von der Schmach;

Sieh, dir winkt sein Geist aus seiner Höhle;

Sei ein Mann und folge mir nicht nach.

1785 wurde außerdem schon etwas in einen der Briefe des Briefromans eingefügt, etwas Neues, und zwar mitten in den Brief vom 13.7.1771. Der war dann dadurch länger. Offenbar ebenfalls noch von Goethe selbst alles so gewollt.

Dann aber 12, 13 Jahre später, 1787 gedruckt da, bezogen auf den Werther: Die besagte Göschen-Gesamtausgaben-Sache. Goethe also geht zuvor hin und will für eben diese geplante 8-Band-Schriftensammlung seines Goethe-Tuns beim Verleger Göschen noch mal an seinen (alten) Werther ran. (Unter anderem auch hatte der real lebende Kestner gedrängt, an der Albert-Figur aus dem Buch Korrekturen vorzunehmen, damit die lebende Figur etwas besser und reeller dastünde. Denn reale und fiktive Personen gingen beim Werther schnell zusammen. Und der reale Herr Kestner, im April 1773 per Heirat Ehemann der Charlotte Buff [alias Charlotte/Lotte S. im Werther], sah sich in dem Roman falsch dargestellt.)

So nimmt und nahm aber ein Werther-Chaos seinen Lauf. Nur diese dritte, offenbar so arg schon veränderte, Himburg-Ausgabe und -Auflage konnte Goethe via Charlotte von Stein noch bekommen. Davon sollte er sich eine Abschrift (ja: von Hand) machen lassen ... und dann diese Abschrift-Handschrift mit seinen (wieder handschriftlichen) Zusätzen und Änderungen versehen haben. So ungefähr könnte es damals hinsichtlich des Göschen-Projektes mit Goethe gewesen sein. Schreiber waren aber auch beteiligt. Und das dazu von Goethe beackerte Hand-Schrift-Dings liegt heute in der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek zu Weimar. Oha. – Die (andere) Vorlage zu 1774, zum Erstdruck, die haben wir aber leider bis auf 1 (ein!) handschriftliches Werther-Text-Blatt nicht mehr.

Als diese Neo-Handschrift vom Werther dann 1787 schlussendlich gedruckt / abgedruckt / in Lettern gedruckt werden sollte, dieser neue »Werther« bei Göschen als Band 1 jener 8-Band-Ausgabe, da war Goethe selber in Italien. Verreist!

1786 Juli–August: Goethe erst mal in Karlsbad. Sein zweiter Karlsbad-Aufenthalt übrigens. 3. September 1786: Heimliche Abreise von Karlsbad nach Italien. 29. Oktober 1786: Ankunft in Rom. Februar 1787 bis Juni 1787: Reise nach Neapel und Sizilien. 1788 am 23. April: Goethes Abschied von Rom. 18. Juni 1788 geschah erst die Rückkehr nach Weimar, da aber war das Werk längst gedruckt.

Goethe ließ in seiner Abwesenheit Verlag, Setzer, Korrektoren und sonstwen dennoch gewähren. Offenbar. Man dürfe Änderungen bzw. Angleichungen machen, war wohl die seinige Botschaft an die Buchmachenden. Und so wurde der Handschrift-Werther, der neue Text, fein in (bzw. im Großraum) seiner Nun-Heimat Weimar von anderen Menschen dezent noch etwas redigiert und an die aktuellste Rechtschreibung der Zeit (Stichwort: Adelung, »Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart«) angepasst. Das aber soll dann doch noch zu 1040 geänderten Interpunktionen geführt haben, darunter 900 zusätzliche Kommata, die man in der Druckwerkstatt dann noch (er)setzte. Wir haben also diverse Eingriffe und Veränderungen bezogen auf diese 1787-Werther-neu-bei-Göschen-Ausgabe. Gewollte, zufällige ... und auch noch letzte von Goethe vielleicht nicht so gekannte. Weil er ja in Italien war. Oder weil er zuvor ja jemanden aus Karlsbad in die Heimat sandte, mit der Handschrift, aus der dann von anderen der Druckstock und der Druck selbst gestaltet und umgesetzt wurde. (Internet, E-Mail, WhatsApp ... um so aus des Ferne die Texte des geplanten Druckes nochmals abzugleichen und sich die erneute und letzte Zustimmung des Autors Goethe zu holen, das gab es ja damals nicht.)

Aber selbst diese erneuerte und textlich nun (bekanntlich) so deutlich veränderte Göschen-Druck-Ausgabe von 1787 (die 1787-Ur-Neo-Ausgabe!) scheinen wir heute nicht mehr so ganz genau zu kennen, denn es folgten andere, wieder etwas veränderte Goethe-Ausgaben, ganz bald ... bis 1830 noch. (Goethe starb bekanntlich am 22.3.1832.) Das müssen dann schon um die 30 diverse Werther gewesen sein, bereits 1830 (!) gab es schon so viele Ausgaben als Druckausgaben jeweils irgendwie anderer Art, und das auch noch unabhängig davon gezählt, dass man dann auch mal fürs Design eines Druckes einfach mal das Schmuckbild am Anfang des Buches änderte – das käme zähltechnisch dann auch noch extra hinzu. Noch mehr jeweils unterschiedliche Drucke also. Nach Goethes Tod ging es mit den Drucken noch weiter und weiter. Bis heute wird gedruckt und gedruckt. Und morgen wird es auch noch weitergehen, mit dem Werther.

Also: Wir haben über die Zeit hinweg Änderungen, Abwandlungen, Fälschungen, Verfälschungen und eben auch schon/noch von Goethe selbst größere Eingriffe in seinen eigenen Werther. (Aus unterschiedlichsten Gründen!)

Also: Etwas wie Neo-Goethe seitens der Nachgeborenen entstand. Das ist ein ganz weites Feld der Änderungen und Zurückänderungen und Vermischungen, und dann auch der Behauptungen, dieses oder jenes sei nun der »echte« Goethe-Text, wo es oft jedoch ein Verschnitt geworden ist. Zu fragen ist eben auch (noch): Wenn der Autor seinem Verlag Freiheit gibt, Dinge zu korrigieren, weil er selber auf Reisen ist, erst in Karlsbad, später in Italien, hat dann der Verlag am Ende auch Recht, wenn er diese Aufgabe sehr ernst nimmt und sich an eine damals neuere, modernere Rechtschreibung hält? Oder doch ausschließlich der Autor mit seiner abgegebenen bzw. nach Weimar per Boten übermittelten Handschrift, obwohl er die letzten Änderungen »in principo« ja offenbar auch schon vorab genehmigt hatte? Das sind sehr komplexe Fragen.

Liebe Leserinnen und Leser dieser nun hier vorgelegten neo-modernen Ausgabe des »Werther«, ich will mich nun auf diese Versions-Debatten nicht noch länger und tiefer einlassen – auch deshalb, weil es dazu eines allerhöchsten Wissensstandes und vieler Jahre von Archivstudium bedürfte. Hinzu käme die fachliche Debatte über diese oder jene (Gesamt-)Ausgabe, weil es bekanntlich noch eine Frankfurter Ausgabe (FA) gibt, wo der Werther drinsteht, die Hamburger Ausgabe (HA), die Münchner Ausgabe (MA), die Akademie-Ausgabe (AA) oder eine Ausgabe von Hanna Fischer-Lamberg, die aber nur den »jungen Goethe« neu bearbeitet hatte. (Der junge Goethe. Hrsg. von Hanna Fischer-Lamberg. HIER für den Werther: siehe Bd. 2. Berlin 1963. Oder dazu wiederum eine unveränderte Neuausgabe von 1999.)

Und jetzt schauen Sie mal bei all diesen hier kurz angesprochenen Ausgaben, welchen Text oder neuen Hybridtext die Herausgeber*innen da benutzt oder erfunden haben! – Ja, so geht es mit den Texten. Selten ist etwas rein und gut, und hier ist es besonders dramatisch, weil Goethe seinen eigenen Text von 1774 hin zu 1787 ja auch schon überdeutlichst bearbeitet und verändert hatte. In der 1787-Göschen-Druckausgabe sollen dann viele Sachen auch noch recht oft verändert worden sein. BEISPIEL: Das Wort Kerl/Kerlchen verschwand (von 15-maliger Nennung noch im Text 1774) und wurde nur einmal dann in dem Druck 1787 genannt. Stattdessen tritt »Mensch« im neuen Werther des Jahres 1787 viel öfter hervor. Goethe (oder einer bei und um das Göschen-Projekt) wollte es nun reifer, durchgehangener. Weniger frischjugendlich. Von Kerl zu Mensch eben. Klassischer eben. Wir schauen mal auf die ganz kleinen Veränderungen, zuerst nur die ganz kleinen, dann versteht man schon viel von den editorischen um-den-Werther-Problemen, die bis heute andauern:

1774 beginnt als Datum mit »am 4. May 1771« | 1787 aber mit »am 4. May«, also »am« klein und ohne Jahreszahl

1774 heißt es »gesammlet« | 1787 aber »gesammelt«

1774 heißt es »Lieblingspläzgen« | 1787 aber »Lieblingsplätzchen«

1774 heißt es »Mädgen« | 1787 aber »Mädchen«

1774 heißt es »davon befinden« | 1787 aber »dabey befinden.« ODER: »Verzükkung« wird zu »Zückungen.«

»weis Brod« wird zu »Weiß-Brot«, »hüpsche« zu »hübsche« ... oder »Juny« zu »Junius«, und der »Juli« wird »Julius.«

1774 heißt es »ihre Bersorgniß zu benehmen« | 1787 aber »ihre Besorgniß zu nehmen«

1774 heißt es »ergözzen« | 1787 aber eher »ergetzen"

1774 finden Sie einen Monat abgekürzt, »October« ist dann »Oct.« | 1787 aber als »October« nun ausgeschrieben

Man könnte vieles, vieles finden. Wir sind ja erst bei den Worten, bei den Schreibungen. Dann kommen die Satzzeichen.

Es sind aber nun auch ganze Textpassagen verändert worden, und es sind ganze Dinge und einige Seiten Text in der ganz neugemachten Ausgabe 1787 hinzugekommen. Vieles auf Wunsch und Korrektur Goethes. (Beispiel: Neue Briefe, u.a. der mit der sogenannten »Bauernburschenepisode«, wurden eingefügt.)

Wir vergleichen nur mal einen kleinen Textblock:

Der Herausgeber an den Leser, Ausgabe 1774, 1. Absatz | »Die ausführliche Geschichte der lezten merkwürdigen Tage unsers Freundes zu liefern, seh ich mich genöthiget seine Briefe durch Erzählung zu unterbrechen, wozu ich den Stof aus dem Munde Lottens, Albertens, seines Bedienten, und anderer Zeugen gesammlet habe.«

Der Herausgeber an den Leser, Ausgabe 1787, 1. Absatz | »Wie sehr wünscht’ ich, dass uns von den letzten merkwürdigen Tagen unsers Freundes so viel eigenhändige Zeugnisse übrig geblieben wären, dass ich nicht nötig hätte, die Folge seiner hinterlaßnen Briefe durch Erzählung zu unterbrechen.«

HINZU KAM für die 1787-er Ausgabe auch jener berühmte Satz, der in keiner Aphorismensammlung fehlen darf: »Ja wohl bin ich nur ein Wandrer, ein Waller auf der Erde! Seid ihr denn mehr?«

Die 1787er-Werther-Ausgabe von Göschen verzeichnete mehr Text, zudem mehr Text- und Briefmenge, teils längere Einträge zu einem Tag, oder: ganze Einträge zu Tagen kamen hinzu. 8. Februar 72 /// NEU !!! – und 16. Juni bzw. 16. Juli 72 (war Juni gemeint? war Juli gemeint? DIESER TAG KAM JEDENFALLS NEU HINZU.) /// NEU !!! – und 4. September 72 /// NEU !!! – und 5. September 72 /// NEU !!! – ... und andere Einträge mehr. Zugleich verschwanden die Tage 8. und 17. Dezember 72, die in der Ausgabe von 1774 noch existierten. Der Inhalt dazu wurde aber teils umgestellt, auch anders datiert. – Also war nach dem ersten Werther nun, im Druck-Jahr 1787, ein zweiter und gewiss anderer Werther innerhalb der Göschen-8-Band-Ausgabe entstanden. Ohne Zweifel.

Dabei ging der Ärger (oder die Ungewissheit | oder das Durcheinander | oder die Willkür) schon mit dem Druckfehlerteufel der allerersten Ausgabe 1774 los, weil man da direkt Korrekturen schon am Ende mit in den Teil 2 (»Zweyter Theil«) von zweien hineindruckte, wie das damals wegen der mühsamen (handgearbeiteten) Technik des Buchdrucks (Lettern von Hand einzeln zu Sätzen, Texten und Satzrahmen zusammenstellen, die dann in einer Handpresse gedruckt wurden) allgemein üblich war: Zum Schluss noch anführen, was bei den Seiten zuvor nun an Fehlern aufgefallen war. Denn: Änderungen an und in dem Druckstock direkt an den betreffenden Stellen hätten zu viel an Zeit, Arbeit und Geld gekostet. Also schien es praktischer und schneller, dass man es so hielt: hinten noch schnell an den Text »drangeklatscht«, diese Fehler. Und dann so gedruckt. Fehlerverzeichnis als Teil des Druckes, aber ganz hinten.

Wir nennen sie hier mal schnell: die offiziellen und damit auch eingestandenen Druckfehler. Zu finden im Werther. THEIL 2. ABER: aus der Erstausgabe von 1774. Man findet besagte Seite 224 zu Teil 2, direkt nach dem Schlussatz des Briefromans. Achten Sie, liebe Leserinnen und Leser meines Neo-Werthers bitte jetzt gleich auf den anderen Schriftschnitt (Fraktur-Schrift) des s in der damaligen Zeit. Das sah sah eher wie ein Strich aus, das s, und noch einen kleinen Bogen hatte es oben dran, ein Bogen-Häkchen am Strich. Und das ü war ein ue damals, wobei das e klein drüberstand. So wurden die Druckfehler damals dann gelistet:

S. 9. Z. 14. ſtatt: als, lis: all.

— 27. — 3 — ſchwerer — ſchwer.

— 31. — pen. nach Vetter ſetze ein? Desgleichen.

— 32. — 2 nach dem Worte ſeyn, auch ein?

— 90. — 12 ſtatt annahmen — annehmen

— 116. — vlt. — cheint — ſcheint.

— 118 — 7 — warme große — wahre warme.

— 119 — 1 — und, — Und.

— 194 — 11 — Salmar — Salgar.

— 199 — 11 — uͤrer — uͤber.

— — — 13 — Huͤgel — Huͤgeln.

Nun noch zur besseren Vorstellung, alles auch noch faksimiliert, zwar verkleinert und auch etwas abgeschnitten, die besagte Seite von der Weygand-Erstausgabe 1774, wo man die Fehler zum Schluss aufführte:

An dieser Stelle folgt jetzt eine (etwas überspitzte) Behauptung von mir: Goethe ist also gar nicht der Goethe!

Das sind editorische Feindebatten, aber die Weimarer Ausgabe leidet bezogen auf den Werther doch daran, dass hier eine Goethe-Fassung mit einem alten Goethe-Buch letztlich neu fusioniert wurde, weil man sagt(e): Der Goethe hatte damals, bei seiner Neuabfassung für Göschen, nicht sein Echt-Vorwerk, den 1774-Werther, an der Hand, sondern nur den schlimmen 3.-Auflage-Raubdruck von Himburg. Und wir tun jetzt mal lieber so, als wäre dem nicht so! Wir stellen uns Goethe und seine Absichten vor, damals. So die Herausgeber-Denke. Wir nehmen also dennoch die 1774-Erstausgabe des Werther herbei und machen so die Neuausgabe von 1787 anders neu, ziehen die Goethe-II-Handschrift noch dazu, vereinen (vermengen?) alles mit der Erstausgabe 1774 wieder anders neu, indem wir da was so oder so mit 1787 verschmelzen. Resultat kann u. a. sein: jene Weimarer bzw. Sophien-Ausgabe, aus den Jahren 1887-1919. 1. Abteilung (55 Bde.): Werke 2. Abteilung (13 Bde.): Naturwissenschaftliche Schriften 3. Abteilung (15 Bde.): Tagebücher 4. Abteilung (50 Bde.): Briefe ... und was dazu noch an Nachträgen und Erschließungen folgte. Der Werther ist übrigens in 1. Abteilung, Band 19 dann drin. In der WA.

Nebenbei sei erwähnt ... eine andere Goethe-Veröffentlichung, aus ähnlicher Zeit wie die 8-Band-Göschen-Ausgabe: Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790. Auch da: Es existieren zwei Drucke des »Versuchs« von 1790, zwei Ausgaben, die zueinander anders sind. Nach Waltraud Hagen*umfasst die Erstausgabe der Metamorphosen 86 Seiten und die Zweit-Ausgabe der gleichen Metamorphosen 79 Seiten. Welche Ausgabe zählt für uns? Welche ist wahr? Welche wahr-wahr? Welche ist Goethe-wahr, also in Goethes Sinne wirklich dann wahr? Und wie ist alles das beim Werther dann?

ALSO, HIER EINFACH MAL EINE KLEINE UND SEHR GROBE ZEITLEISTE, UM DIESE WERTHER-VERÄNDERUNGEN SCHON AM ANFANG SEINER BUCH-EXISTENZ ZU REKAPITULIEREN: ALLES MUSS NICHT 100 % SO STIMMEN, DER QUELLEN (AUCH ZUR DRUCKGESCHICHTE) SIND ES JA ETLICHE, ABER DIE VERÄNDERUNGSGRUNDIDEE ALS GRUNDPROBLEM DES WERTHER-TEXTES WIRD UNS NUN DURCH DAS AUFLISTEN BEWUSSTER. ES GEHT MIR UM DAS PRINZIP.

B) Schon ab 1774 diverse andere Drucke, auch Raubdrucke zu und von diesem Werther-Urbuch, gerne mit Veränderungen. (Achtung: Der erste Erst-Druck aus 1774 hat auf der Seite 39 die falsche Seitenzahl 36 statt einer zu erwartenden 39, ja, ja, gut zu identifizieren!) Es gibt jene 1774-er-Ausgabe mit Fehlerverzeichnis am Schluss, aber auch eine andere, spätere mit Vignette statt Fehlerverzeichnis. (Unterschiedliche Drucke gibt es demgemäß bereits vom Jahr 1774 durch Erst-Verleger Weygand.) – Oder die neue Weygand-Ausgabe 1775, wo schon 2 x ein Motto dazukam ... und ein Brief vom Text länger wurde.

C) Etwas anders offenbar auch die Himburg-Version, erste Auflage, auch schon etwas war nun am Ur-Erstdruck-Text der Weygandschen Version verändert. 1775. Die Himburg-Ausgabe ist einer jener damals so oft aufkommenden Raubdrucke.

D) Himburg, zweite Auflage, wohl noch anders verändert. 1777.

E) Himburg, dritte Auflage, 1779, offenbar noch mehr und mehr anders verändert. Mit diesem Buch/Band, das/den er von der Frau Stein bekam (die „Schriften“ hatten da 4 Bände), arbeitete Goethe aber später dann für die Werther-Göschen-Neuauflage im Rahmen der 8-Band-Gesamtausgabe für 1787.