Grenzgang Fotokunst. Werkportraits zeitgenössischer Fotokünstler. - Alexander Glück - E-Book

Grenzgang Fotokunst. Werkportraits zeitgenössischer Fotokünstler. E-Book

Alexander Glück

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Beschreibung

Das Ausloten von Grenzen in der Fotokunst führt meistens in einen sehr persönlichen künstlerischen Bereich, denn es sagt viel darüber aus, wo der Künstler die Grenze wahrnimmt, wo er sie also subjektiv bereits übertritt oder wo er beobachtet, wie andere dies tun. Für den Betrachter kann die Grenze auch ein Stück näher oder weiter weg sein. Der Grenzgang wird dadurch auch zum Dialog, zur Auseinandersetzung zwischen Künstler und Betrachter. Das Medium Fotografie übernimmt dabei eine Mittlerrolle, es ermöglicht dadurch schon in der Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Werk einen Grenzgang.

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Ähnliche


Die Fotografen Reinhard Berg und Frank Deubel – Begründer der Wiesbadener Fototage

INHALT

Grußwort – Axel Imholz – Kulturdezernent

Grußwort – Dr. Helmut Müller – Kulturfonds Frankfurt RheinMain

Grußwort – Dr. Verena Titze-Winter – SV Sparkassen Versicherung

Vorwort – Alexander Glück – Wenn Bilder Grenzen sprengen

Vorwort – Katja Maria Nyman – Finnische Fotografie als Grenzgang

AUSSTELLUNGSORTE

Kunsthaus Wiesbaden

SV SparkassenVersicherung

Rathaus Wiesbaden

Ministerium für Wissenschaft und Kunst

frauen museum Wiesbaden

Viten der Fotokünstler

GRUSSWORTAxel Imholz – Kulturdezernent

Die Wiesbadener Fototage, 2002 von den Fotografen Reinhard Berg und Frank Deubel ins Leben gerufen, stehen nach wie vor unter deren Leitung und befinden sich seit der Auftaktveranstaltung in einem dynamischen Entwicklungsprozess. Das Festival in Wiesbaden bildet den Auftakt zur Foto-Triennale mit Darmstadt und Wiesbaden.

Die thematische Klammer des Festivals zeitgenössischer Fotografie lautet: GRENZGANG FOTO-KUNST. Grenzgänger verbinden Gegensätze. Sie betreten unbekanntes Terrain, überschreiten und erweitern es und lösen die Grenzen gegebenenfalls auf. In allen Fällen geben sie uns Einblicke in Lebenswelten, die wir ohne die Künstlerinnen und Künstler nie betreten könnten. Für diese spannende Perspektive danke ich den Fotografinnen und Fotografen.

Durch eine bundesweit offene Ausschreibung wählte die Jury über 50 Künstlerinnen und Künstler für die Ausstellungen an mehreren Orten in Wiesbaden aus, eingeladen waren zudem Positionen aus dem Gastland Finnland. Einen weiteren Schwerpunkt stellen die Fotoarbeiten von blinden Fotografen dar.

Zur Jury gehörten Reinhard Berg, Frank Deubel, Katja Nyman aus dem Gastland Finnland, Andreas Trampe, langjähriger Bild-Chefredakteur beim Magazin „Stern" und meine ehemalige Mitarbeiterin, Dr. Isolde Schmidt vom Kulturamt Wiesbaden, denen ich allen herzlich danke.

Zu besichtigen sind die Arbeiten im frauen museum Wiesbaden, im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, im Kunsthaus Wiesbaden, im Rathaus-Foyer und in der SV Sparkassen-Versicherung. Ein umfangreiches Rahmenprogramm, u. a. mit Künstlergesprächen, Führungen und Filmbeiträgen im Caligari, ergänzt das Festival.

Mein Dank geht an die Institutionen, die sich dem Projekt angeschlossen haben, und allen Förderern, die sich finanziell und ideell an der Realisierung beteiligen. Hervorheben darf ich die SV SparkassenVersicherung, die neben ihrer sachlichen und fachlichen Unterstützung den mit je EUR 1.500.- dotierten Publikums- und den Jurypreis auslobt.

Ich danke dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der einen beachtlichen Betrag zum Fotofestival beisteuerte.

Der Erfolg des Festivals ist vor allem dem enthusiastischen Festival-Team zu verdanken, weshalb mein besonderer Dank Reinhard Berg, Frank Deubel gilt. Sie alle bringen viel Engagement, Kennerschaft und Überzeugungskraft mit, um ein so umfangreiches Festival erfolgreich meistern zu können.

Axel Imholz Kulturdezernent

GRUSSWORTDr. Helmut Müller– Kulturfonds Frankfurt RheinMain

Liebe Besucherinnen und Besucher,

können die Wiesbadener Fototage schon bisher auf eine sehr dynamische und sehr erfolgreiche Geschichte zurückblicken, so eröffnet sich in diesem Jahr wieder eine neue Dimension. Für den Kulturfonds Frankfurt RheinMain ist es eine große Freude, dass damit eine völlig neue Art der regionalen Zusammenarbeit verbunden ist, denn die drei großen Fotofestivals der Region – die „Wiesbadener Fototage", die in Frankfurt beheimatete Ausstellung „RAY" und die „Tage der Fotografie Darmstadt" – haben verabredet, zukünftig triennal stattzufinden und sich auch thematisch auszutauschen. Für die Region ist es ein großer Gewinn, jedes Jahr wird hier nun verlässlich ein wichtiges Festival stattfinden, das weit über RheinMain hinausstrahlen wird.

Ich bin davon überzeugt, dass auch jede Veranstaltung und jede Stadt für sich von der neuen und weiter reichenden Strahlkraft profitieren wird. Dazu trägt auch die jeweils besondere Profilierung bei. Mich beeindruckt immer wieder, wie es die „Wiesbadener Fototage" verstehen, klare fotografische Konzepte und künstlerische Positionen zu zeigen, die uns die Chance eröffnen, gegenüber der uns täglich entgegen schwappenden Bilderfluten bestehen zu können.

Alte und neue Veranstaltungsorte wie das Kunsthaus, Rathaus, das Wissenschaftsministerium, frauen museum Wiesbaden, das Atrium der SV SparkassenVersicherung, die Caligari FilmBühne oder die BBK Schaustelle in der Nerostrasse werden in den nächsten Tagen nicht nur Orte der Begegnung mit exzellenten Arbeiten und für das Gespräch mit den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern sein, sondern auch Gelegenheiten, über spannende und auch kontroverse Diskussionen neue Zugänge zu dem höchst aktuellen Medium der Fotografie zu finden.

Für den Kulturfonds Frankfurt RheinMain danke ich herzlich den Organisatoren des Festivals und allen Beteiligten, allen voran Reinhard Berg und Frank Deubel für Ihr großes unermüdliches und ehrenamtliches Engagement und das Gespür für wichtige, oft erst subkutan sichtbare Entwicklungen.

Ich wünsche den diesjährigen Wiesbadener Fototagen viele begeisterte Besucherinnen und Besucher und die verdiente große Beachtung!

Dr. Helmut MüllerGeschäftsführer des Kulturfonds Franfurt RheinMain

GRUSSWORTDr. Verena Titze-Winter – SV SparkassenVersicherung

Die SV SparkassenVersicherung unterstützt seit 2013 die Wiesbadener Fototage, die in diesem Jahr zum 11. Mal stattfinden. Seit Langem sind sie nicht nur in der internationalen Fotoszene etabliert, sondern können sich als qualitativ hochwertige und konstante Veranstaltung für Fotografie im Kulturkalender des Rhein-Main-Gebietes behaupten. Dieses Engagement ist deswegen so erfolgreich, weil es mittlerweile auf einer 17 Jahre umfassenden Erfahrung und Zusammenarbeit beruht, die jede Wiesbadener Fototage zu einem einmaligen Ausstellungsevent aktueller Fotografie werden lässt. Da die Wiesbadener Fototage sich stets einem neuen Thema verschreiben, sind die zahlreichen künstlerischen Positionen mannigfaltig. Ferner werden die Bandbreite der Fotografie und der Umgang mit den technischen Möglichkeiten und Visualisierungen vorgestellt, so dass mit der kuratorischen Zusammenstellung immer wieder überraschende und spannende Eindrücke für den Betrachter entstehen.

Mit den verschiedenen Veranstaltungssorten, die über die Stadt Wiesbaden verteilt sind, erfährt der Besucher außerdem verschiedenste Bezüge zur räumlichen Inszenierung. Nicht nur aus diesem Grund hat die SV SparkassenVersicherung ihre AtriumGalerie erneut dem Team um Reinhard Berg und Frank Deubel zur Verfügung gestellt. Als ein in der Region verwurzeltes Unternehmen ist die SV ein zuverlässiger Partner sowie Mitveranstalter, wenn es um die Förderung der kulturellen Infrastruktur und kreativer Projekte in der Region und besonders am Standort Wiesbaden geht.

Somit ist diese Kooperation auch für unser Haus eine feste Größe im Veranstaltungskalender. Als Sponsor lobt die SV SparkassenVersicherung den Jurypreis und den Publikumspreis in Höhe von je 1.500 Euro aus. Die beiden Preisträger zum diesjährigen Thema „GRENZGANG" werden am 6. September 2019 in der SV AtriumGalerie bekanntgegeben.

Ich wünsche allen Besuchern der Wiesbadener Fototage und Lesern dieses Kataloges viel Freude am Festival. Außerdem danke ich dem Team der Wiesbadener Fototage für die gute Kooperation in diesem Jahr.

Dr. Verena Titze-WinterKulturförderung SV SparkassenVersicherung

VORWORTAlexander Glück – Wenn Bilder Grenzen sprengen

Seit ihren Anfängen lotet die Fotokunst Grenzen aus – sowohl technisch als auch ästhetisch. Technisch, weil sie, von der Malerei kommend, immer vom Wandel ihrer Medien geprägt wurde. Vor allem die Erhöhung der Filmempfindlichkeit und die Verbesserung der Objektive sorgten für immer kürzere Belichtungszeiten („Momentaufnahme") und damit für neue Bildwelten und Möglichkeiten, für einen Wandel der Darstellung und des Sehens. Die Einführung des Kleinbildformats stieß die Tür zur echten, schnellen Reportage auf. Der technische Umbruch der Digitalfotografie eröffnete völlig neuartige Gestaltungsmöglichkeiten. Doch auch materiell arbeitet sie stets an Grenzen verschiedener Art: zwischen Licht und Schatten, zwischen Bereichen der Schärfe und der Unschärfe, zwischen dem „Davor und Dahinter", sowohl räumlich als auch zeitlich – desweiteren zwischen Emulsionsschichten, sogar noch zwischen dem Silberhalogenkristall und seiner Umgebung.

Ästhetische Grenzen fanden und finden sich im Zeitgeschmack, im Kunstbegriff wie auch in der Selbstinszenierung beispielsweise im Portrait, in der Umdeutung des einst negativ besetzten Begriffs „Brillanz", in der zunehmenden Fokussierung auf natürliche und gesellschaftliche Randbereiche und damit auch in der politischen Aussage von Kunst, um ebenfalls nur einige Beispiele zu nennen.

Grenzen des Mach- und Denkbaren und ihre Überwindung liegen also in der Natur der Sache, inzwischen sind die Ergebnisse aktueller Fotokunst immer daran zu messen, inwieweit sie die Grenzen der Fotografie neu ausloten. Reale Grenzen der Welt und Sichtweisen gehören ebenso dazu wie ästhetische, physische und psychische Grenzen. Das betrifft sowohl reale als auch fiktive Grenzen. Dabei geht es um die grundsätzliche Fragestellung des „So noch nicht Gesehenen" – inmitten einer weltweit überbordenden Bilderwelt, von der man leicht annimmt, es sei bereits alles da. Wie falsch man mit dieser Annahme liegen kann und welche Überraschungen eine intensiv erlebte künstlerische Herangehensweise bereithält, kann man in der diesjährigen Ausstellung und darüber hinaus in diesem Katalog erleben, der für sich genommen auch wieder eine Grenze auslotet, indem er die einfache Abfolge eingereichter Künstlertexte überwindet und statt dessen als Autorenarbeit jedes Werk reflektiert vorstellt.

Der Begriff der Grenze und des Grenzgangs wird ganz unabhängig von der künstlerisch-ästhetischen Entwicklung seit einigen Jahren leidenschaftlich diskutiert, umgedeutet und umgeprägt. Verband man früher mit Grenzen Schutz, Sicherheit, Identität und den Geltungsbereich von Rechtsnormen, so werden Grenzen heute mehr und mehr mit Abschottung und Argwohn konnotiert, die Grenze selbst wird angefochten, ihre Überwindung – geografisch wie politisch – als erstrebenswert erklärt. Das kann man gut oder schlecht finden, jedenfalls liegt auch darin ein Grenzgang besonderer Art, nämlich die Destruktion einer politischen und gesellschaftlichen Struktur, die sehr lange eine der Grundlagen unserer heutigen Lebensweise war. Schafft man sie ab, bilden sich über kurz oder lang neue, wenig vorhersehbare Strukturen.

Das Ausloten von Grenzen in der Fotokunst führt meistens in einen sehr persönlichen künstlerischen Bereich, denn es sagt viel darüber aus, wo der Künstler die Grenze wahrnimmt, wo er sie also subjektiv bereits übertritt oder wo er beobachtet, wie andere dies tun. Für den Betrachter kann die Grenze auch ein Stück näher oder weiter weg sein. Der Grenzgang wird dadurch auch zum Dialog, zur Auseinandersetzung zwischen Künstler und Betrachter. Das Medium Fotografie übernimmt dabei eine Mittlerrolle, es ermöglicht dadurch schon in der Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Werk einen Grenzgang.

Die Wahl dieses Themas erweist sich als sehr geschickter Griff der Veranstalter, denn einerseits beschäftigt es zur Zeit breite Bevölkerungskreise, andererseits kann man damit künstlerisch aus dem Vollen schöpfen, denn unter den angesprochenen Künstlern haben sich viele mit diesem Aspekt ihrer Arbeit auseinandergesetzt. Die Einreichungen zeigen das eindrucksvoll, sie sind sehr heterogen und beleuchten das Thema von sehr unterschiedlichen Standorten her. Ihnen allen ist gemeinsam, Grenzgänge und Grenzüberschreitungen festzustellen und zu dokumentieren, auch wenn diese nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind. Sie können gesellschaftlicher, ästhetischer oder auch technischer Natur sein.

Eine besondere Grenzüberschreitung erfolgt auch durch die Ausstellung selbst, die in einem Schwerpunkt die Werke blinder Fotografen zeigt. Sie fordern jeden Betrachter unmittelbar heraus und veranlassen ihn, einige seiner eigenen Überzeugungen und Urteile neu auszuloten.

Mit dem Länderschwerpunkt Finnland wird das Thema Grenzgänge auf subtile Weise auch noch einmal auf einer anderen Ebene behandelt. Das uns in mancher Hinsicht unbekannte Land hat die längste Grenze eines europäischen Landes mit Rußland und verbindet unsere Klimaregion mit der des Polargebiets. Finnischen Fotografen sagt man nach, sie seien stark vom Licht inspiriert. Die gezeigten Beiträge geben jedoch viele Beispiele für eine sehr heterogene finnische Fotokunst, die sich vorschnellen Etikettierungen entzieht. Eine wirklich treffende Charakterisierung ist wahrscheinlich nur jemandem möglich, der selbst aus Finnland stammt. Wir konnten für einen gesonderten Einleitungstext die in Deutschland lebende finnische Fotografin Katja Maria Nyman gewinnen, die auch selbst mit einem Beitrag bei den Wiesbadener Fototagen 2017 vertreten war.