Der Friedhof von Sankt Marx. Vollständiger Reprint in Originalgröße. - Alexander Glück - E-Book

Der Friedhof von Sankt Marx. Vollständiger Reprint in Originalgröße. E-Book

Alexander Glück

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Beschreibung

Der Friedhof von Sankt Marx ist der letzte der Wiener Biedermeierfriedhöfe und eine Art Zeitblase inmitten des Großstadttrubels. Auf diesem Friedhof läßt sich die Bestattungskultur des 19. Jahrhunderts studieren wie nirgendwo sonst. Die Bilddokumentation vereint nüchtern-sachliche Aufnahmen mit Infrarotbildern, die den magischen Zauber dieses Ortes authentisch wiedergeben. Dazu gibt es ein ausführliches Nachwort über die Geschichte dieses Friedhofs und seine heutige Bedeutung.

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Seitenzahl: 33

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Inhaltsverzeichnis

Infrarot

Gräber

Skulpturen

Perspektiven

Zerfall und Restaurierung

Der Sankt Marxer Friedhof

Infrarot
Gräber
Skulpturen
Perspektiven
Zerfall und Restaurierung

NACHWORT

Der Sankt Marxer Friedhof

VON

ALEXANDER GLÜCK

Zwischen Schlachthof und Autobahnbeton, abseits der Touristenströme klemmt ein letzter Rest vom alten Wien, einst unter Josef II. als einer von fünf „communalen Leichenhöfen“ eröffnet und seinerzeit weit außerhalb der Stadtmauern gelegen. Ab 1784 war der Friedhof neunzig Jahre lang in Betrieb. Im Jahre 1874 gründete man den gewaltigen Zentralfriedhof und machte die meisten der städtischen Friedhöfe zu Parkanlagen. Ein Großteil der Gräber des Sankt Marxer Friedhofs sind original erhalten und geben einen Eindruck von der Bestattungskultur der Biedermeierzeit. Für den Bau der A 23, dem heute meistbefahrenen Autobahnabschnitt Europas, schnitt man freilich ein gutes Stück des einzigartigen Friedhofs ab: Vekehr hat Vorrang.

Es gibt überall viele alte Friedhöfe, teilweise sind sie verfallen, teilweise wurden sie zu Parkanlagen gemacht, teilweise werden sie bis heute gepflegt und von den Lebenden besucht. Die werden dort still, denken an ihre Verstorbenen und daran, daß das Leben eigentlich viel zu kurz ist; sie werden sich der eigenen Endlichkeit bewußt, die dem Menschen ein so unerträglicher Aspekt des Erdendaseins ist, daß alle höheren Kulturen auf ein ewiges – das eigentliche – Leben nach dem Tod verweisen. Das tröstet den, der daran glaubt, und erleichtert ihm den letzten Weg. Ob es wirklich stimmt, spielt für den Verstorbenen keine Rolle mehr, und die Hinterbliebenen wissen es genausowenig. So schreibt sich die Grabstelle als Mal in die Landschaft; die der Fürsten und Pharaonen bleiben deutlicher, auch wenn sie schon alt sind; von Hügelgräbern bleibt nur der Hügel, und der ist leicht zu übersehen. Der große, moderne städtische Friedhof hingegen hat eine eigene Lebendigkeit, er ist eine betriebsame Nekropole mit einem regen Besuchswesen, pulsierender Infrastruktur, Öffnungszeiten und Hundeverbot, vor allem aber sehr viel Ruhe – mehr, als sich mancher dort Bestattete zu Lebzeiten wünschen wollte, wenn er sich über den Lärm spielender Kinder aufregte. Das Stadtleben in der Totenstadt vollzieht sich in der Stille oder im sehr gedämpften Ton.

So ein Friedhof kann auch sterben, und dann – wieder so ein Fall von „Negation der Negation“ – beginnt er zu leben. Aus zufällig herübergewehten Samenkörnern entstehen Sträucher und Bäume, es siedeln sich Wiesenblumen an und mit unterirdischen Ausläufern erobern besonders explorative Pflanzen Grabreihe um Grabreihe. Die Steine waren da längst von den Frühformen des Pflanzenlebens besiedelt, den Flechten und Moosen. Sie beziehen ihre Nahrung aus dem Material, auf dem sie siedeln, und daher spalten sie es auf und zerstören so, was einmal ein adretter Grabstein war.

Und auch um den alten Friedhof her greift das Leben Raum: Hatte er einst noch weit draußen zwischen Äckern und Wiesen gelegen, wo es nachts unterm Vollmond gruselig war und die Totenkutsche sich durch