Grossbritannien und der Ukrainekrieg - Andres Kropf - E-Book

Grossbritannien und der Ukrainekrieg E-Book

Andres Kropf

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Beschreibung

«Das Monatsbuch» ist eine Publikationsreihe, die zur kritischen Auseinandersetzung mit der medialen Berichterstattung anregt. Statt die tägliche Informationsflut passiv zu konsumieren, werden die Leser ermutigt, Nachrichten als Ausgangspunkt für eine eigenständige Analyse zu nutzen. Die Informationen sollen im Kontext ihrer Entstehung betrachtet werden: Welche Interessen und politischen Agenden prägen die Berichterstattung? Welche alternativen Perspektiven bleiben möglicherweise unberücksichtigt? Am Beispiel des Ukraine-Krieges zeigt die Reihe, wie eine solche kritische Reflexion zu neuen Erkenntnissen über komplexe politische Dynamiken führen kann. Besonders beleuchtet wird dabei das strategische Zusammenspiel der verschiedenen politischen Akteure. Die eigene Analyse ermöglicht es, vergangene Berichte aus heutiger Perspektive kritisch zu reflektieren, alternative Sichtweisen zu berücksichtigen und neue Erkenntnisse über die komplexen Dynamiken am Beispiel des Ukraine-Krieges zu gewinnen. Diese Ausgabe bietet eine Zusammenstellung zum Teilaspekt der Rolle der drei Regierungen Grossbritanniens seit Kriegsbeginn, basierend auf einer Selektion aus über 200'000 deutschsprachigen Pressemeldungen. Der Fokus liegt auf der Berichterstattung aus Deutschland, welches als zentraler europäischer Akteur politisch, wirtschaftlich, sozial und militärisch direkt vom Konflikt betroffen war und ist. Als Quellen dienten sieben führende deutsche Medien sowie zwei renommierte schweizerische Tageszeitungen. Es wurden keine Illustrationen wie Bilder oder Tabellen verwendet. Die vorliegende Publikation konzentriert sich auf die Entwicklungen seit Februar 2022, ohne die vorhergehende Entstehungsgeschichte des Konflikts zu behandeln. Der Fokus liegt auf der medialen Darstellung und nicht auf einer reinen militärischen Sichtweise.

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Seitenzahl: 185

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Einleitung

«Das Monatsbuch» ist eine Publikationsreihe, die zur kritischen Auseinandersetzung mit der medialen Berichterstattung anregt. Statt die tägliche Informationsflut passiv zu konsumieren, werden die Leser ermutigt, Nachrichten als Ausgangspunkt für eine eigenständige Analyse zu nutzen. Die Informationen sollen im Kontext ihrer Entstehung betrachtet werden: Welche Interessen und politischen Agenden prägen die Berichterstattung? Welche alternativen Perspektiven bleiben möglicherweise unberücksichtigt? Am Beispiel des Ukraine-Krieges zeigt die Reihe, wie eine solche kritische Reflexion zu neuen Erkenntnissen über komplexe politische Dynamiken führen kann. Besonders beleuchtet wird dabei das strategische Zusammenspiel der verschiedenen politischen Akteure.

Die Publikationsreihe «Das Monatsbuch» fordert auf, die Informationsflut der Medien nicht unreflektiert zu übernehmen, sondern als Ausgangspunkt für eine eigene differenzierte Analyse zu nutzen. Sie ermutigt den Leser, aktuelle Nachrichten nicht nur zu konsumieren, sondern im Kontext zugrunde liegenden Interessen und politischen Agenden zu verstehen, und eigenständig zu bewerten.

Die eigene Analyse ermöglicht es, vergangene Berichte aus heutiger Perspektive kritisch zu reflektieren, alternative Sichtweisen zu berücksichtigen und neue Erkenntnisse über die komplexen Dynamiken am Beispiel des Ukraine-Krieges zu gewinnen.

Diese Ausgabe bietet eine Zusammenstellung zum Teilaspekt der Rolle der drei Regierungen Grossbritanniens seit Kriegsbeginn, basierend auf einer Selektion aus über 200’000 deutschsprachigen Pressemeldungen. Der Fokus liegt auf der Berichterstattung aus Deutschland, welches als zentraler europäischer Akteur politisch, wirtschaftlich, sozial und militärisch direkt vom Konflikt betroffen war und ist. Als Quellen dienten sieben führende deutsche Medien, sowie zwei renommierte schweizerische Tageszeitungen. Es wurden keine Illustrationen wie Bilder oder Tabellen verwendet.

Die vorliegende Publikation konzentriert sich auf die Entwicklungen seit Februar 2022, ohne die vorhergehende Entstehungsgeschichte des Konflikts zu behandeln. Der Fokus liegt auf der medialen Darstellung und nicht auf einer reinen militärischen Sichtweise.

In der digitalen Ära prägt die mediale Berichterstattung massgeblich die öffentliche Meinungsbildung und politische Entscheidungsfindung. Die Art der Nachrichtenpräsentation kann gezielt zur Steuerung von Narrativen und zur Beeinflussung des öffentlichen Diskurses eingesetzt werden. Propaganda ist die systematische Verbreitung von Informationen zur gezielten Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Sie wirkt sowohl in Kriegszeiten als auch im Alltag durch verschiedene Manipulationstechniken:

Die emotionale Ansprache nutzt gezielt Ängste, Hoffnungen oder Wünsche, um Reaktionen zu steuern.

Die bewusste Wahl von Begriffen und Bildern beeinflusst die Wahrnehmung komplexer Sachverhalte - beispielsweise erzeugen die Bezeichnungen «Flüchtling» oder «Asylant» unterschiedliche emotionale Resonanz.

Desinformation verbreitet gezielt irreführende oder falsche Informationen, um bestimmte Narrative zu stützen.

Die kontinuierliche Wiederholung von Botschaften verstärkt deren Wirkung und fördert ihre Akzeptanz als vermeintliche Wahrheit.

Die Berichterstattung zum Irakkrieg 2003 demonstrierte beispielhaft die Macht medialer Meinungsbildung: Basierend auf nicht verifizierten Geheimdienstinformationen berichteten führende Medien über angebliche irakische Massenvernichtungswaffen. Diese später widerlegte Darstellung diente als zentrale Rechtfertigung für die militärische Intervention.

Diese Art von Beeinflussung zeigt, wie wichtig es ist, kritisch mit Informationen umzugehen. Folgende Tipps können helfen, sich davor zu schützen:

Systematische Prüfung von Quellen und Kontexten

Nutzung verschiedener Informationskanäle für eine ausgewogene Perspektive

Faktentreue Verifizierung wichtiger Informationen

Bewusstsein für emotionale Beeinflussungsversuche

 

Impressum

Texte: © Copyright Andres Kropf

Andres KropfHöheweg 3eCH-3053 Münchenbuchsee (Schweiz)[email protected]

Herstellung: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Köpenicker Strasse 154a, 10997 BerlinKontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

 

Februar 2022+++ Russische Invasion und Johnsons scharfe Verurteilung +++

Als Russland Ende Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte, positionierte sich der britische Premierminister Johnson unmittelbar als einer der entschiedensten Kritiker des russischen Vorgehens auf internationaler Bühne. Johnson warnte bereits vor der offiziellen Invasion eindringlich vor dem, was er als den "grössten Krieg in Europa seit 1945" bezeichnete. Seine Rhetorik war von Beginn an kompromisslos: Harte Sanktionen würden verhängt werden, sobald "die erste russische Schuhspitze" ukrainischen Boden betrete, lautete seine unmissverständliche Botschaft an den russischen Präsidenten Putin.

Als Putin schliesslich die selbsternannten Volksrepubliken in der Ostukraine offiziell anerkannte, verurteilte Johnson diesen Schritt umgehend. Die britische Regierung bestellte als diplomatisches Zeichen des Protests den russischen Botschafter ein. Johnson kündigte in dieser ersten Eskalationsphase ein "erstes Sperrfeuer britischer Wirtschaftssanktionen" an und versprach, dass Grossbritannien die grösstmöglichen Sanktionen verhängen würde, um Russland für sein Vorgehen zur Rechenschaft zu ziehen.

In seiner Kritik an Putin wurde Johnson immer deutlicher. Er erklärte öffentlich, der russische Präsident habe sich für einen "Weg der Zerstörung" entschieden. Gleichzeitig versprach er der ukrainischen Regierung weitere militärische Unterstützung, um sich gegen die russische Aggression verteidigen zu können. Diese frühe und entschiedene Positionierung etablierte Grossbritannien unter Johnsons Führung als einen der wichtigsten Verbündeten der Ukraine in den ersten Kriegstagen.

Interessanterweise wies London zu diesem Zeitpunkt noch darauf hin, dass es keine "verifizierten Beweise für einen Einmarsch" gebe, was die Unsicherheit und das rasche Tempo der Ereignisse in diesen ersten Tagen des Konflikts widerspiegelte. Diese Position änderte sich jedoch rasch, als die russische Invasion offensichtlich wurde.

Johnsons harte Haltung gegenüber Russland wurde allerdings durch kritische Berichte über die Rolle Londons als Finanzplatz für russische Oligarchen getrübt. Medienberichte bezeichneten London als "Waschsalon für Putins Oligarchen", was auf eine gewisse Diskrepanz zwischen der rhetorischen Härte der britischen Regierung und ihrer tatsächlichen Politik gegenüber russischem Kapital hindeutete. Diese Kritik sollte in den kommenden Monaten immer wieder aufkommen und die britische Haltung gegenüber Russland begleiten.

Als die russische Invasion in vollem Gange war, zeigte sich Johnson unbeeindruckt von Putins nuklearen Drohungen, die er als blosse "Ablenkung" bezeichnete. Diese Einschätzung spiegelte Johnsons Bemühen wider, sich als unerschrockener Staatsmann zu präsentieren, der sich von russischen Einschüchterungsversuchen nicht beirren liess.

Die britische Regierung ging in ihrer Kritik so weit, Russland als "Paria-Staat" zu bezeichnen - eine Rhetorik, die die vollständige diplomatische Isolation Russlands zum Ziel hatte. Gleichzeitig begann London, gegen russische Medien in Grossbritannien vorzugehen, was die Konfrontation auf die Ebene der Informationspolitik ausweitete.

In dieser ersten Phase des Krieges etablierte Johnson bereits die Grundzüge seiner Ukraine-Politik: Entschiedene verbale Verurteilung Russlands, Versprechen militärischer Unterstützung für die Ukraine und das Bestreben, eine internationale Koalition gegen die russische Aggression zu schmieden. Diese Linie sollte er in den kommenden Monaten konsequent verfolgen und damit Grossbritannien als einen der entschlossensten Unterstützer der Ukraine positionieren.

Die britische Reaktion auf den russischen Angriff war somit von Anfang an von einer klaren Haltung geprägt: Johnson verurteilte die russische Aggression in den schärfsten Tönen, versprach der Ukraine Unterstützung und kündigte harte Sanktionen gegen Russland an. Damit etablierte er sich unmittelbar als einer der lautstärksten Kritiker Putins auf der internationalen Bühne - eine Rolle, die er in den folgenden Monaten noch ausbauen sollte.

 

März 2022+++ Johnsons Positionierung als Kiews engster Verbündeter +++

Im März 2022 intensivierte der britische Premierminister Johnson seinen Einsatz für die Ukraine und festigte seine Position als einer der entschlossensten Unterstützer des von Russland angegriffenen Landes. Bei einem Krisenbesuch in Polen formulierte er seine Position unmissverständlich: "Putin muss scheitern." Diese klare Haltung unterstrich Johnsons Überzeugung, dass eine russische Niederlage das einzig akzeptable Ergebnis des Konflikts sei.

Johnson ging in seiner Rhetorik noch weiter und erklärte, dass Putin kein "valider Gesprächspartner mehr" sei - eine Position, die deutlich machte, dass er keine diplomatische Lösung mit dem russischen Präsidenten für möglich hielt. Diese kompromisslose Haltung unterschied ihn von einigen anderen westlichen Führungspersönlichkeiten, die zu diesem Zeitpunkt noch vorsichtiger in ihrer Wortwahl waren.

Ein bemerkenswerter Moment ereignete sich während einer Pressekonferenz in Warschau, als eine ukrainische Aktivistin eine emotionale Wutrede vor Johnson hielt. Diese direkte Konfrontation mit dem menschlichen Leid des Krieges verstärkte möglicherweise Johnsons persönliches Engagement für die ukrainische Sache. Die britischen Medien berichteten ausführlich über diesen Vorfall, der die emotionale Dimension des Konflikts in den Vordergrund rückte.

Im Verlauf des Monats warnte Johnson wiederholt vor der Gefahr, die von Putin ausging. Er betonte, dass der russische Präsident nicht nur die Ukraine, sondern "ganz Europa gefährdet". Diese Einschätzung untermauerte sein Argument für eine entschlossene gesamteuropäische Reaktion auf die russische Aggression.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland wurden in britischen Medienberichten deutlich. Unter Überschriften wie "Leben ohne London: Russische Konzerne schreiben ihren liebsten Finanzplatz ab" und "In 'Londongrad' werden die Oligarchen nervös" wurde die besondere Rolle Londons als Finanzplatz für russisches Kapital beleuchtet. Diese Berichte zeigten, wie die von Johnson unterstützten Sanktionen auch Auswirkungen auf die britische Wirtschaft hatten, insbesondere auf den Finanzsektor Londons, der über Jahre hinweg russisches Kapital angezogen hatte.

Ein symbolischer Einschnitt war die Ankündigung des russischen Geschäftsmanns Roman Abramowitsch, seinen Fussballverein FC Chelsea London zu verkaufen. Dieser Schritt verdeutlichte, wie die Sanktionen und der wachsende öffentliche Druck das Geschäftsmodell russischer Oligarchen in Grossbritannien grundlegend veränderten.

Johnson selbst geriet wegen seiner Nähe zu russischstämmigen Medienmogulen wie Evgeny Lebedev unter Druck. Diese Verbindungen warfen Fragen bezüglich möglicher Interessenkonflikte auf und zeigten die komplexen Verflechtungen zwischen der britischen Elite und russischem Kapital.

In der Flüchtlingspolitik sah sich Johnson mit Kritik konfrontiert. Während er sich öffentlich mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj solidarisierte, beschrieben Medienberichte die Reise ukrainischer Flüchtlinge nach Grossbritannien als "bürokratischen Hürdenlauf". Paris kritisierte London wegen seines Umgangs mit Flüchtlingen, was auf Spannungen innerhalb der westlichen Allianz hindeutete.

Gleichzeitig warnte Johnson vor einer "Hexenjagd" auf Russen in Grossbritannien und versuchte damit, zwischen seiner harten Haltung gegenüber dem Putin-Regime und einem differenzierteren Umgang mit russischen Bürgern zu unterscheiden.

Im Verlauf des Monats intensivierte Johnson seine Warnungen vor weiteren russischen Aggressionen. Er warnte vor einem russischen Einsatz chemischer Waffen im Krieg und vor einer neuen "Einflusssphäre Moskaus in Europa". Diese Warnungen unterstrichen seine Überzeugung, dass der Konflikt in der Ukraine weitreichende geopolitische Implikationen habe.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan schlug vor, Immobilien russischer Oligarchen in der britischen Hauptstadt für ukrainische Flüchtlinge zu öffnen - ein Vorschlag, der die wachsende öffentliche Unterstützung für Massnahmen gegen russisches Eigentum in Grossbritannien widerspiegelte. In einigen Fällen kam es sogar zu direkten Aktionen, als Aktivisten eine russische Oligarchenvilla in London besetzten.

Johnson verschärfte seine Rhetorik weiter und erklärte, die Ukraine zahle den "Preis europäischer Tatenlosigkeit". Diese Aussage konnte als indirekte Kritik an anderen europäischen Führern interpretiert werden, die aus Johnsons Sicht nicht entschlossen genug gegen Russland vorgingen. Für Irritationen sorgte sein Vergleich des ukrainischen Freiheitskampfes mit dem Brexit, der von vielen als unangemessen empfunden wurde.

Der Kreml reagierte auf Johnsons entschiedene Haltung, indem er ihn als aktivsten "Anti-Russen" bezeichnete - eine Charakterisierung, die Johnson möglicherweise als Bestätigung seiner harten Linie wertete. Johnson selbst beschuldigte Putin, eine "rote Linie zur Barbarei überschritten" zu haben, womit er auf die zunehmenden Berichte über russische Kriegsverbrechen in der Ukraine reagierte.

Gegen Ende des Monats begannen Johnson und andere westliche Führungspersönlichkeiten, über mögliche Auswege aus dem Konflikt nachzudenken. London deutete an, dass die Russland-Sanktionen bei einem Rückzug der russischen Truppen gelockert werden könnten - ein erstes vorsichtiges Signal für mögliche Bedingungen einer Deeskalation.

Insgesamt zeigte der März 2022, wie Johnson seine Position als einer der entschlossensten Unterstützer der Ukraine ausbaute und dabei eine härtere Linie gegenüber Russland vertrat als viele andere westliche Führungspersönlichkeiten. Gleichzeitig kamen die Widersprüche in der britischen Position zum Vorschein, insbesondere hinsichtlich der historischen Rolle Londons als Finanzzentrum für russisches Kapital und der restriktiven Flüchtlingspolitik gegenüber Ukrainern.

 

April 2022+++ Johnsons Überraschungsbesuch in Kiew und vertiefte Allianz mit Selenskyj +++

Der April 2022 markierte einen Wendepunkt in Johnsons Unterstützung für die Ukraine, als er mit einem überraschenden persönlichen Besuch in Kiew seine Solidarität mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj demonstrierte. Dieser mutige Schritt, der ohne umfangreiche Sicherheitsankündigungen erfolgte, festigte Johnsons Rolle als einer der entschlossensten westlichen Verbündeten der Ukraine und hob ihn von anderen europäischen Führungspersönlichkeiten ab.

Der britische Premierminister nutzte seinen Besuch in Kiew für ein starkes visuelles Symbol der Unterstützung: Er spazierte demonstrativ mit Selenskyj durch die Strassen der ukrainischen Hauptstadt. Dieses Bild ging um die Welt und wurde als mutiges Zeichen der Solidarität interpretiert, besonders zu einem Zeitpunkt, als der russische Angriff auf die Ukraine noch in vollem Gange war. Johnson sicherte bei diesem Treffen weitere militärische Unterstützung zu und versprach dem ukrainischen Präsidenten fortgesetzte britische Hilfe im Kampf gegen die russische Aggression.

Die britischen Medien kommentierten, Johnson "inszeniere sich als Selenskyjs treuster Verbündeter" - eine Rolle, die der britische Premier offensichtlich bereitwillig annahm. Diese persönliche Verbindung zwischen den beiden Politikern sollte in den kommenden Monaten ein wichtiger Faktor in den britisch-ukrainischen Beziehungen bleiben.

Im Kontrast dazu stand der Antrittsbesuch des deutschen Bundeskanzlers Scholz bei Johnson, der unter der Überschrift "Scholz bei Johnson - Antrittsbesuch im Zeichen des Ukrainekrieges" stattfand. Die unterschiedlichen Ansätze der europäischen Führungspersönlichkeiten zur Ukraine-Krise wurden hier deutlich sichtbar, wobei Johnson eine aggressivere Linie gegenüber Russland vertrat als viele seiner europäischen Amtskollegen.

Die britischen Geheimdienste lieferten regelmässig Lageberichte zur Situation in der Ukraine, die oft ein optimistischeres Bild zeichneten als Einschätzungen anderer westlicher Dienste. London meldete, die "ukrainische Armee sei weiter auf dem Vormarsch" und später, dass "russische Truppen ganz aus der Nord-Ukraine abgezogen" seien. Diese Berichte unterstrichen die britische Überzeugung, dass die Ukraine militärische Erfolge gegen Russland erzielen könne, wenn sie ausreichend unterstützt würde.

Politische Beobachter bemerkten, dass Johnson durch den russischen Krieg gegen die Ukraine innenpolitisch gestärkt wurde. Der Konflikt lenkte die Aufmerksamkeit von seinen innenpolitischen Schwierigkeiten ab und ermöglichte es ihm, sich als starker internationaler Führer zu präsentieren. Diese Dynamik war wichtig für Johnson, der zu dieser Zeit mit den Nachwirkungen des "Partygate"-Skandals zu kämpfen hatte.

Die britische Unterstützung für die Ukraine umfasste auch eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland. London sperrte unter anderem das Vermögen von Geschäftsfreunden des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch und kündigte weitere Waffenlieferungen an die Ukraine an.

Russland reagierte auf die britische Unterstützung für die Ukraine mit einem Einreiseverbot für Johnson, den es als "unfreundlich" bezeichnete. Johnson wurde zur "unerwünschten Person in Russland erklärt" - eine Massnahme, die seine Position als entschlossener Gegner des Putin-Regimes nur unterstrich und ihm möglicherweise sogar zusätzliches politisches Kapital im eigenen Land einbrachte.

Die britischen Geheimdienste lieferten weiterhin detaillierte Einschätzungen zur Lage in der Ukraine. Sie berichteten, dass die Russen bei ihrem Rückzug Landminen verstreuten und schätzten die russischen Verluste auf etwa 15’000 Soldaten - eine hohe Zahl, die die Schwierigkeiten Russlands bei der Erreichung seiner militärischen Ziele unterstrich.

Johnson zeigte sich zunehmend selbstbewusst in seinen öffentlichen Äusserungen zum Konflikt. Er erklärte, dass London Grossbritannien die Lieferung von Panzern an Polen prüfe, um die Verteidigungsfähigkeit der NATO-Ostflanke zu stärken. Zudem forderte er, russische Truppen aus der gesamten Ukraine zurückzudrängen - eine maximalistische Position, die über die defensiven Ziele mancher europäischen Partner hinausging.

Gegen Ende des Monats ergab sich eine leichte Verschiebung in der britischen Rhetorik. Johnson deutete an, dass ein "gesichtswahrenden Rückzug" Putins möglich sei - ein vorsichtiges Anerkenntnis, dass irgendeine Form von Verhandlungslösung nötig sein könnte. Diese Nuancierung suggerierte, dass trotz seiner harten öffentlichen Linie Johnson möglicherweise begann, über potenzielle Auswege aus dem Konflikt nachzudenken.

Die britische Regierung bestätigte ausserdem den Tod eines Briten in der Ukraine - ein Hinweis darauf, dass trotz fehlender offizieller britischer Kampftruppen in der Ukraine britische Staatsbürger auf eigene Faust am Konflikt teilnahmen. Diese Nachricht unterstrich die komplexen menschlichen Dimensionen des Krieges und die Schwierigkeit, den Konflikt vollständig zu kontrollieren.

Johnson und der indische Premierminister Narendra Modi riefen gemeinsam zu einem sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine auf - ein Beispiel für Johnsons Bemühungen, eine breitere internationale Koalition zur Unterstützung der Ukraine aufzubauen, auch mit Partnern, die nicht zum traditionellen westlichen Bündnissystem gehörten.

Der April 2022 stand somit im Zeichen von Johnsons persönlichem Engagement für die Ukraine, symbolisiert durch seinen mutigen Besuch in Kiew und seine demonstrative Solidarität mit Präsident Selenskyj. Seine harte Linie gegenüber Russland, gepaart mit konkreten Unterstützungszusagen für die Ukraine, festigte seine Position als einer der entschlossensten Verfechter der ukrainischen Sache auf der internationalen Bühne. Gleichzeitig zeigten sich erste vorsichtige Anzeichen dafür, dass Johnson auch über mögliche Verhandlungslösungen nachdachte, ohne dabei von seiner grundsätzlich kompromisslosen Haltung gegenüber der russischen Aggression abzuweichen.

 

Mai 2022+++ Johnsons Rede vor dem ukrainischen Parlament und Eskalation der Rhetorik +++

Im Mai 2022 intensivierte Johnson seine Unterstützung für die Ukraine mit einer historischen Ansprache vor dem ukrainischen Parlament. Als erster westlicher Regierungschef wandte er sich per Videoschalte direkt an die Abgeordneten der Werchowna Rada in Kiew. Diese symbolträchtige Rede markierte einen Höhepunkt in Johnsons Engagement für die ukrainische Sache und wurde von der Ankündigung weiterer Waffenlieferungen begleitet.

Johnson nutzte in seiner Parlamentsrede historische Anspielungen, um die Verteidigung der Ukraine gegen Russland in einen breiteren geschichtlichen Kontext zu stellen. Er beschwor den "Geist des Blitzes" - eine Referenz darauf, wie London im Zweiten Weltkrieg den deutschen Luftangriffen trotzte. Damit zog er eine direkte Parallele zwischen dem ukrainischen Widerstand gegen Russland und dem britischen Widerstand gegen Nazi-Deutschland. Diese historische Analogie unterstrich die existenzielle Bedeutung, die Johnson dem Konflikt beimass.

Die britische Militärhilfe für die Ukraine wurde weiter ausgebaut. Johnson kündigte die Lieferung zusätzlicher Waffen an, während die britischen Geheimdienste weiterhin regelmässige Einschätzungen zur Lage an der Front veröffentlichten. Diese Berichte zeichneten oft ein detailliertes Bild der russischen Truppenbewegungen und Strategien. London berichtete unter anderem, dass russische Bataillonsgruppen die "Nordachse des Donbass erobern" wollten und dass pro-russische Behörden eine "Annexion von Cherson" anstrebten.

Die britische Regierung verschärfte ihre Massnahmen gegen Putins Umfeld. Unter der Überschrift "Zwielichtig und luxuriös" ging Johnsons Regierung gegen Putins Familie vor, was die persönliche Dimension der britischen Sanktionspolitik unterstrich. Dieser Ansatz zielte darauf ab, nicht nur den russischen Staat, sondern auch Putins persönliches Netzwerk unter Druck zu setzen.

Die britischen Einschätzungen zur militärischen Lage blieben oft optimistischer als die anderen westlichen Beobachter. London meldete einen "wahllose Artilleriebeschuss" durch russische Truppen und sprach von einem "Weltrekord" russischer Verluste. Diese Darstellungen betonten die Schwierigkeiten Russlands und die Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Streitkräfte.

Johnsons harter Kurs gegenüber Moskau wurde in den Medien ausführlich analysiert. Seine kompromisslose Haltung unterschied sich deutlich von der vorsichtigeren Positionierung mancher europäischen Partner. London rechnete mit einem "weiteren Kräfteverschleiss" der russischen Armee und prognostizierte langfristige Schwierigkeiten für die russische Kriegsführung.

Die britische Unterstützung erstreckte sich auch auf Nachbarländer der Ukraine. London schlug vor, Moldau "nach NATO-Standard auszustatten", um dem Land zu helfen, sich gegen potenzielle russische Bedrohungen zu schützen. Diese Initiative zeigte, dass Johnson den Konflikt in einem breiteren regionalen Kontext betrachtete und Massnahmen zur Stärkung der gesamten östlichen Flanke der NATO befürwortete.

Ein innenpolitischer Erfolg für die britische Regierung war die Zustimmung zum Verkauf des Londoner Fussballvereins Chelsea, der zuvor dem sanktionierten russischen Oligarchen Roman Abramowitsch gehört hatte. Dieser Schritt symbolisierte die praktischen Auswirkungen der britischen Sanktionspolitik auf prominente russische Vermögenswerte in Grossbritannien.

Die britischen Geheimdienstberichte zeichneten ein zunehmend kritisches Bild der russischen Kriegsführung. London berichtete von "bemerkenswerten taktischen Fehlschlägen" der russischen Luftlandetruppen und meldete, dass Russland "50 Jahre alte Panzer ins Gefecht" schicke - Informationen, die die logistischen und materiellen Probleme der russischen Armee hervorhoben.

Johnson setzte sich auch für die Lieferung fortschrittlicherer Waffensysteme an die Ukraine ein. Er forderte die Lieferung von Mehrfachraketenwerfern, was eine Eskalation der westlichen Militärhilfe darstellte. Diese Forderung deutete auf Johnsons Überzeugung hin, dass die Ukraine nur mit schwerem Gerät in der Lage sein würde, dem russischen Angriff standzuhalten.

Gegen Ende des Monats räumte Johnson ein, dass Russland "spürbare Fortschritte im Donbass" mache. Diese realistischere Einschätzung zeigte, dass trotz aller ukrainischen Erfolge die russischen Streitkräfte in bestimmten Bereichen vorankamen - eine wichtige Nuancierung in der ansonsten oft optimistischen britischen Darstellung.

London sah die russische Strategie zunehmend auf die Einkesselung von Grossstädten in der Ostukraine ausgerichtet. Die britischen Geheimdienste berichteten, die Russen wollten sich auf die Stadt Lyman konzentrieren und verzeichneten "verheerende Verluste" bei ihren Offizieren. Diese detaillierten Einschätzungen unterstrichen die enge nachrichtendienstliche Zusammenarbeit zwischen Grossbritannien und der Ukraine.

Johnson engagierte sich auch auf multilateraler Ebene. Er erklärte, die G7-Staaten arbeiteten mit "Hochdruck an einer Lösung für den Export von Getreide aus der Ukraine", um eine weltweite Nahrungsmittelkrise zu vermeiden. Dieses Engagement zeigte Johnsons Bemühen, die breiteren geopolitischen und humanitären Auswirkungen des Konflikts anzugehen.

Der Mai 2022 markierte somit eine weitere Intensivierung von Johnsons Unterstützung für die Ukraine, symbolisiert durch seine historische Rede vor dem ukrainischen Parlament. Seine kompromisslose Rhetorik, gepaart mit konkreten Zusagen weiterer militärischer Unterstützung, festigte seinen Ruf als einer der entschlossensten Verbündeten der Ukraine im Westen. Gleichzeitig begann er, den Konflikt verstärkt in einen breiteren historischen und geopolitischen Kontext zu stellen, indem er Parallelen zum Zweiten Weltkrieg zog und die regionalen Sicherheitsimplikationen für Länder wie Moldau betonte.

 

Juni 2022+++ Johnson als entschlossener Verbündeter der Ukraine +++

Im Juni 2022 rückte die Rolle Grossbritanniens im Ukraine-Konflikt unter der Führung von Premierminister Johnson deutlich in den Vordergrund der Berichterstattung. Johnson profilierte sich als einer der entschiedensten Unterstützer der Ukraine im Westen und bemühte sich, diese Position durch konkrete Aktionen zu unterstreichen. Die britische Regierung verfolgte dabei eine doppelte Strategie: einerseits die militärische und politische Unterstützung der Ukraine zu intensivieren, andererseits vor diplomatischen Zugeständnissen an Russland zu warnen.

Anfang Juni standen besonders die von prorussischen Separatisten in der Ostukraine verhängten Todesurteile gegen zwei britische Kämpfer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Johnson äusserte sich "entsetzt" über diese Entscheidung und bezeichnete sie als "Scheinurteil". Die britische Regierung geriet dadurch in eine schwierige Lage, da sie einerseits ihre Staatsbürger schützen wollte, andererseits aber keine direkten Verhandlungen mit den nicht anerkannten Separatistengebieten führen konnte, ohne deren Status implizit anzuerkennen. Diese Episode verdeutlichte die komplexen diplomatischen Herausforderungen, mit denen westliche Länder im Kontext des Ukraine-Krieges konfrontiert waren.

Mitte Juni unternahm Johnson überraschend eine weitere Reise nach Kiew, um dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj persönlich die anhaltende Unterstützung Grossbritanniens zuzusichern. Bei diesem Besuch machte Johnson ein bemerkenswertes Angebot: Grossbritannien erklärte sich bereit, innerhalb von 120 Tagen 10’000 ukrainische Soldaten auszubilden, was einer bedeutenden Ausweitung der militärischen Unterstützung gleichkam. Johnson betonte dabei die Notwendigkeit, der Ukraine "strategische Ausdauer" zu verschaffen, was seine langfristige Perspektive auf den Konflikt unterstrich. Diese Ausbildungsmission stellte einen wichtigen Schritt dar, um die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine nachhaltig zu stärken.

In seinen öffentlichen Äusserungen warnte Johnson wiederholt vor einem "schlechten Frieden" mit Russland. Er befürchtete, dass angesichts der wirtschaftlichen Folgen des Krieges, insbesondere der steigenden Energie- und Lebensmittelpreise, der europäische Druck auf die Ukraine zunehmen könnte, einem Friedensabkommen zuzustimmen, das nicht in ihrem Interesse läge. Johnson vertrat die Position, dass Zugeständnisse an den russischen Präsidenten Putin "nichts als ein Desaster" wären und dass ein russischer Sieg letztlich teurer käme als die aktuellen wirtschaftlichen Belastungen.

In bemerkenswerten Äusserungen verglich Johnson die Unterstützung für die Ukraine mit dem historischen Kampf gegen Nazi-Diktator Adolf Hitler. Diese rhetorische Parallele unterstrich die moralische Dimension, die Johnson dem Konflikt zuschrieb, und sollte vermutlich die Notwendigkeit einer entschlossenen westlichen Haltung gegenüber Russland hervorheben. Johnson warnte auch vor einer möglichen "Müdigkeit" bei den Sanktionen gegen Russland und betonte die Wichtigkeit, den Druck aufrechtzuerhalten.