Güdelmäntig - Thomas Hürlimann - E-Book

Güdelmäntig E-Book

Thomas Hürlimann

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Beschreibung

Sargtoni, der Sargschreiner, hat vor dem Tod keine Angst, schon gar nicht im Sommer – Sargschreiner, glaubt er, sterben zur Fastnachtszeit. Aber kaum hat er diese Gewissheit an einem heißen Augustabend ausgesprochen, tauchen aus der Unterwelt drei sonderbare Figuren auf: ein Teufel, eine Katze namens Hoffmann und der Schwarze Geiger, der Sargtoni zum Verwechseln ähnlich sieht. Die drei Unterweltler beginnen den Sargschreiner zu verfolgen und zetteln im Dorf plötzlich eine »unzeitige« Fasnacht mitten im Sommer an. Nach vielerlei komödiantischen Verwicklungen und Liebeshändeln sieht sich Sargtoni genötigt, in seinem letzten und schönsten Werk, einer venezianischen Gondel, Platz zu nehmen und überzusetzen in eine andere Welt. Er stirbt, von Masken umringt, an einem Güdelmontag – dem Schweizer Rosenmontag –, im August.

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Seitenzahl: 58

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Thomas Hürlimann

Güdelmäntig

Eine Komödie

 

 

Über dieses Buch

 

 

Sargtoni, der Sargschreiner, hat vor dem Tod keine Angst, schon gar nicht im Sommer – Sargschreiner, glaubt er, sterben zur Fastnachtszeit. Aber kaum hat er diese Gewissheit an einem heißen Augustabend ausgesprochen, tauchen aus der Unterwelt drei sonderbare Figuren auf: ein Teufel, eine Katze namens Hoffmann und der Schwarze Geiger, der Sargtoni zum Verwechseln ähnlich sieht. Die drei Unterweltler beginnen den Sargschreiner zu verfolgen und zetteln im Dorf plötzlich eine »unzeitige« Fasnacht mitten im Sommer an. Nach vielerlei komödiantischen Verwicklungen und Liebeshändeln sieht sich Sargtoni genötigt, in seinem letzten und schönsten Werk, einer venezianischen Gondel, Platz zu nehmen und überzusetzen in eine andere Welt. Er stirbt, von Masken umringt, an einem Güdelmontag – dem Schweizer Rosenmontag –, im August.

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de

Impressum

 

 

Erschienen bei FISCHER E-Books

 

© 2018 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main

Die Originalausgabe erschien 1993 im Ammann Verlag, Zürich

Covergestaltung: Nicole Lange, Darmstadt

 

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.

ISBN 978-3-10-490864-9

 

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Inhalt

[Personen]

I Heisser Nachmittag

II Es nachtet ein

III Im Chriesiwasserland

IV D Fasnacht isch im Dorf

V Der Kampf gegen die Fasnacht

VI Güdelmäntig

VII D Fasnacht bigrabe bigrabe bigrabe

GÜDELMÄNTIG Komödie von Thomas Hürlimann

Die Unterwelt

KATZE HOFFMANN

DER TEUFEL

DER SCHWARZE GEIGER

Das Dorf

SARGTONI

(wird vom selben Darsteller gespielt wie der Schwarze Geiger.)

ZITA

seine Frau

MÖRI

sein Geselle

ELIANE SCHÖNBÄCHLER

mit Möri verlobt

URSI LAGLER

 

LAGLER

ihr Mann

HORAT

dessen Gehilfe

ZUNDLER

Totengraber

ROSI OCHSNER

Gastwirtin im Paracelsus

GEORGES

ihr Kellner

LILI KURELLA

Gemüslerin

FRAU GÜPF

 

FRAU GNEPF

 

KORNER

Gemeindeanamann

BISIG

Lehrer

MUTZ

Metzger

BRISTEN-DOMINIS DOMINI

 

IHeisser Nachmittag

I, 1

Auf dem Friedhof.

Sargtoni kauert auf einem verwilderten Grab und lauscht nach unten, ins Totenreich.

Lagler, der Dorfpolizist, mit einer Flasche Bier. Im Schatten döst Horat, der Hilfspolizist, und hinter einem Grabstein schläft Zundler, der Totengraber.

SARGTONI

Entweder, ich han e Stich. –

LAGLER

Oder?

SARGTONI

Oder es rodt sich da unne e Lych.

LAGLER

E Lych. Wo sich rodt. Prost!

SARGTONI

Zundler! He, Zundler!

ZUNDLER

(erwacht.) Scho Fyrabig?

SARGTONI

Lauf i d Wärchstatt, Zundler, lauf gschnell, hol mer de Möri, my Gsell! Lauf!

(Zundler humpelt davon, ab.)

LAGLER

(zu Horat.) Er ghört öppis geiste.

HORAT

Er wird zvill Sunne gfange ha, üse Sargtönel.

SARGTONI

Nüd Sunne!

(Er packt die beiden Polizisten im Genick und hält ihre Köpfe übers Grab.)

Ghöred ers chrose?! Kristall bricht und Ys!

Ursi Lagler kommt.

URSI

Mer glaubtis nid!

HORAT

(zu Lagler.) Dyni Alt!

URSI

Mer traumtis nid! S isch no nid emal Fyrabig, und die Manne sind scho wieder vollträsteret. Ufstah!

LAGLER

De Sargtoni will öppis vernoh ha vo dunne.

URSI

So. Was?

LAGLER

(zu Sargtoni.) Sägs!

SARGTONI

Ja. Heiss hütt.

LAGLER

(zu Sargtoni.) Fecker!

URSI

Mer chas nid ei Minute usem Aug lah! Los, jetz ghörid iher uf de Poste, muess go choche.

(Ursi, Lagler und Horat ab.)

SARGTONI

Ich ghörs lärme da unne, als tätid Hummel schwärme. Trichler trichlid, Chatze miauid!

Zundler führt Möri, den Gesellen, auf den Friedhof.

ZUNDLER

Dett hockt er, dy Chef. Abelose muess er, abelose!

MÖRI

Üsi beste Stuck sind halt verlochet.

ZUNDLER

Hähä, de Töckter gahts nid anders.

MÖRI

Was gits?

SARGTONI

E Hühenerhuut hani, mer chönnt Chäs dra ryble.

MÖRI

Das macht d Hitz.

SARGTONI

Ghörsch nid?

(Er packt ihn im Genick und hält seinen Kopf über das Grab.)

Ich muess es jetz wüsse! Ich muess es wüsse!

ZUNDLER

Werum verstrudlet s Badwannewasser rächtsume furt? Und z Nüüseeland unne umgekehrt?

SARGTONI

Hä?

ZUNDLER

Nüüseeland! Und werum, Chef, gseht de Atompilz über Hiroshima wenes Hirn uus?

SARGTONI

Bi nur e Sargschryner.

ZUNDLER

Iher chönnd meh als Brot ässe.

SARGTONI

(geschmeichelt; steckt ihm eine Zehnernote zu.) Nid zum Versuufe, gäll.

ZUNDLER

Iher sind ä Wältsma!

(Er versteckt sich, ab.)

MÖRI

(deutet auf das Grab.) Ich ghör nüd.

SARGTONI

Schwörsch mers?

MÖRI

Ja. – Us Zink müsst mers äbe mache.

SARGTONI

D Särg? us Zink?!

MÖRI

Au üsi Kunst will ewig sy.

SARGTONI

Vergiss es!

(Er stapft davon, ab.)

Zita kommt, Sargtonis Frau.

Dann Eliane Schönbächler.

ZITA

Chunnts ächt no go wättere hütt?

MÖRI

De Chef isch hie. –

ZITA

My Ma?

(Sie lacht.)

Was ächt, Möri. D Sargschryner und Töckter machid e Boge ume Friedhof ume.

MÖRI

Er het mi lah cho.

ZITA

Uf de Friedhof?

MÖRI

Ja. Weiss de Tüüfel, werum. Ei Schikane jagt die ander.

ZITA

Go bade simmer gsy. Vo de Manne hemmers gha. Wenn iher wüsstid, Möri! De no d Sunne dezue … und vom See här das Windli. Ha schier gmeint, es gramsli öppis über myni Huut.

MÖRI

Chäfer.

ZITA

Vo de Hitz villicht.

MÖRI

Villicht was?

ZITA

Isch d Libido verwachet.

MÖRI

Bisch giggerig?

ZITA

Du nid?

MÖRI

Nänei, halt immer es bizzeli.

ZITA

Also. Gib mer de Schmutz!

MÖRI

D Eliane!

(Möri und Zita ab.)

Zundler taucht wieder auf.

ELIANE

(tritt hervor, blickt ihnen nach.) Wär ich de Sargtoni, ich tät där Gsell zum Tüüfel jage!

ZUNDLER

Was hätsch devo? En Verlobte ohni Arbet.

ELIANE

No hütt wird si glöst, die Verlobig. No hütt!

ZUNDLER

Das hesch scho mängisch gseit.

ELIANE

Jetz isch gnueg Heu dunne. Mit de Chefi go schmuuse! Am heiterhelle Namittag! Uf em Chilehof!

Sargtoni.

SARGTONI

Isch er furt?

ELIANE

Wer?

SARGTONI

My Gsell.

ELIANE

Mier doch egal.

SARGTONI

Hend er wieder krieget, iher zwee?

ZUNDLER

Wenns no lang eso wytergaht, gahts nümme lang eso wyter.

SARGTONI

(schmeisst einen Stein nach ihm.)

Cheib!

ZUNDLER

Er ghörts gwittere.

ELIANE

Gwittere?

ZUNDLER

Jaja! Aber dunne! dunne!

(Ab.)

SARGTONI

Wotsch nid au emal lose?

ELIANE

Wo –

SARGTONI

Da!

(Er packt sie und will ihren Kopf nach unten drücken, hält aber inne.)

ELIANE

Sargtoni! –

SARGTONI

Bring mi uf Oberwil!

ELIANE

I d Astalt?

SARGTONI

Id Gummisäl. Stimmeghöri. Stimme!

ELIANE

Nid da unne settid Iher lose.

SARGTONI

Wo suscht?

(Sie schweigt.)

Use mit de Sproch!