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P. D. Ouspensky war zeit seines Lebens der Meinung, Gurdjieff hätte eine umfassende Lehre zurückgehalten und seinen Schülern immer nur ein paar Brocken hingeworfen – Fragmente einer unbekannten Lehre. So kam auch der Titel von Ouspenskys Buch zustande: „Auf der Suche nach dem Wunderbaren“ bzw. „IN SEARCH OF THE MIRACULOUS. Fragments of an unknown Teaching“
Und so lässt sich auch der Untertitel dieses Buches verstehen: „Eine Suche nach der unbekannten Lehre“. Der Titel kann nur „eine“ Suche heißen, denn es handelt sich, wie eingangs zitiert, um einen der vielen Versuche, Gurdjieff auf die Spur zu kommen. Der Meister hat es seinen von ihm sicher antizipierten Spurensuchern zugleich leicht und schwer gemacht. Leicht, weil sich in seiner Lehre Spuren so ziemlich aller wichtigen spirituellen bzw. esoterischen Traditionen finden. Schwer, weil sich in seiner Lehre Spuren so ziemlich aller wichtigen spirituellen bzw. esoterischen Traditionen finden…
Aber ist seine Lehre wirklich ein Produkt aus den verschiedensten Ingredienzien, verschmolzen im Destillierkolben von Gurdjieffs Geist? Oder gibt es die eine entscheidende Quelle, aus der Gurdjieff geschöpft und deren Wasser er lediglich modifiziert und angereichert hat?
Die drei Essays "Gurdjieff denudatus I, II und III" versuchen, auf diese Frage eine Antwort zu finden.
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Veröffentlichungsjahr: 2017
Wolfgang W. Liebelt
Gurdjieff
denudatus
I
Eine Suche nach der
unbekannten Lehre
Denudatus: Eine Anspielung auf H. P. Blavatsky‘s „Isis unveiled“ („Die entschleierte Isis“) sowie auf die „Kabbalah denudata“
„Es (das Enneagramm, meine Anm.) war vorher (vor seiner Präsentation 1916 in Sankt Petersburg, meine Anm.) nie in der Öffentlichkeit erschienen. Seitdem hat es die Leute immer wieder gefesselt und verärgert, weil niemand fähig gewesen war, seine Ursprünge in irgendeinem traditionellen System zu finden.
James Webb (The Harmonious Circle, London 1980, Anm. d. Autors) konnte es nicht im westlichen Okkultismus finden. John G. Bennett fand es nicht bei den Sufis, ausser eines fragwürdigen Diagramms im nördlichen Indien.
Idries Shah beanspruchte es, ohne Belege zu haben, für seinen Naqshbandi-Sufi-Orden und Oscar Ichazo behauptete, dass es von einem neoplatonischen Talisman ableitbar ist, der angeblich aus Alexandrien um das zweite Jahrhundert v. Chr. stammte.“ (aus: Anthony G.E. Blake, Kap. 2 „Eine Enneagramm-Skizze“ in „Das intelligente Enneagramm“, 1993)
Auch Ouspensky war zeit seines Lebens der Meinung, Gurdjieff hätte eine umfassende Lehre zurückgehalten und seinen Schülern immer nur ein paar Brocken hingeworfen – Fragmente einer unbekannten Lehre. So kam auch der Titel von Ouspensky’s Buch zustande: „Auf der Suche nach dem Wunderbaren“ bzw. „IN SEARCH OF THE MIRACULOUS. Fragments of an unknown Teaching“
Und so lässt sich auch der Untertitel dieses Buches verstehen: „Eine Suche nach der unbekannten Lehre“.
Der Titel kann nur „eine“ Suche heissen, denn es handelt sich, wie eingangs zitiert, um einen der vielen Versuche, Gurdjieff auf die Spur zu kommen. Der Meister hat es seinen von ihm sicher antizipierten Spurensuchern zugleich leicht und schwer gemacht. Leicht, weil sich in seiner Lehre Spuren so ziemlich aller wichtigen spirituellen bzw. esoterischen Traditionen finden. Schwer, weil sich in seiner Lehre Spuren so ziemlich aller wichtigen spirituellen bzw. esoterischen Traditionen finden…
Aber ist seine Lehre wirklich ein Produkt aus den verschiedensten Ingredienzien, verschmolzen im Destillierkolben von Gurdjieffs Geist? Oder gibt es die eine entscheidende Quelle, aus der Gurdjieff geschöpft und deren Wasser er lediglich modifiziert und angereichert hat? Vielleicht ist es ein hoffnungsloses Unterfangen, diese Fragen zu beantworten. Letztlich könnte das nur Gurdjieff selbst abschliessend tun. Da er aber bereits seit 1949 nicht mehr zur Verfügung steht, müssen die Schriften von ihm und über ihn Herrn Gurdjieff als Interviewpartner ersetzen.
Bevor die Detektivarbeit beginnt, soll noch die Frage gestellt werden, was man denn eigentlich gewinnen würde, fände man tatsächlich die besagte Quelle? Mag auch hier das oft zitierte und meistens missverstandene Motto „der Weg ist das Ziel“ seine Berechtigung haben, so ist das Ziel, das erreicht werden soll, doch klar: Wer die Quelle von Gurdjieffs Lehre findet (sofern eine solche existiert), hat den Schlüssel in der Hand, seine Botschaft zu verstehen. Ja, und dann?
Vielleicht ist das Erlebnis, den Schlüssel gefunden zu haben, vergleichbar mit dem euphorischen Gefühl eines Heinrich Schliemann, als er Troja fand. Oder dem „Heureka!“ des Albert Einstein, als er „e=mc2“ formulierte. Gemeint ist die pure Lust des Schatzjägers am Suchen und Finden, wie sie die fiktive Gestalt des Indiana Jones in Reinkultur verkörpert.