Guten Morgen, Tel Aviv! - Katharina Höftmann - E-Book

Guten Morgen, Tel Aviv! E-Book

Katharina Höftmann

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Beschreibung

Israel für Anfänger

Israel. Land der Heiligen, Kleinod religiöser Fanatiker, Zentrum politischer Diskussionen. Es ist ein Land, das die Massen spaltet – und seit kurzem das neue Zuhause von Katharina Höftmann. Hier lebt sie mit ihrem israelischen Freund, lernt hebräisch und arbeitet als Journalistin. Und sie wundert sich, wie man plötzlich zur deutschen Fußballexpertin mutiert, warum sie in Israel vermutlich den Kältetod sterben wird und wieso die Israelis immer in Gruppen auftreten. Und natürlich ringt sie immer wieder mit der israelischen Mischpoke ihres »wunderbaren Lebensbegleiters«. Ihre Geschichten bilden ein buntes Potpourri vom Alltag im Holy Land: bissig und ironisch, süffisant und melancholisch – aber immer mit einem liebevollen Blick auf das Land und seine Leute.

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Seitenzahl: 206

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Katharina Höftmann

GutenMorgen, TelAviv!

Geschichten aus dem Holy Land

Wilhelm Heyne Verlag

München

Für Nahum und Britta

Die mit Sternchen gekennzeichneten Texte erschienen bereits in Katharina Höftmanns Blog bei der »Welt Online«.

Copyright © 2011 by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

www.heyne.de

Umschlaggestaltung: Büro Überland, München

Satz und eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-641-06521-8

Inhalt

Ausgerechnet Israel*

Laut, lauter, Israel*

Hochzeit Down Under*

Freier-Frei

Ich, Es und Über-Ich

Cats and the City*

Kälteeinbruch

Falscher Alarm

Die Gretchenfrage

Tot und Meer

Olé

Der israelische Informalismus

Das Spielmannszug-Syndrom

Die Empfehlung

Die Deutschen*

Die Sache mit der Mischpoke

Handyolismus*

Grün

Die Spezies Ars

Königreich der Kühlschränke*

Kriegsveteranenland*

Parallelwelten: Die Orthodoxen

Raum*

Die Sprache

Die Synagoge

Modeerscheinung

Das Wetter

Die israelische Frau

Wiedergeburt contra Leben

Weihnachtswunder*

Land der unbegrenzten Sonderangebote*

Teilen und Heilen

Der Tag, an dem ich nicht Angela Merkel traf

Golocaust

Gegen jede Regel

Hightech-Mittelalter

Identitätsamok

Hoffnung to go-go

IS-REAL

Keine Panik

Hatiul hagadol

Kleine Freiheit

Der Philosemiten-Bus

Die Sozialen

Das Bauchtanztrauma

Tel Aviv I: Vom Habima bis Ajami – Im Geschwindigkeitsrausch durch eine wilde Stadt

Tel Aviv II: Vom Elektro-Garten bis zur Hochzeitsstraße – Der messianische Teil

Zeit

Der Aberglaube

Trance-Aufgang

Der Anschlag

Kater koscher

Matateh

Der Durchschnittsdeutsche

Cluburlaub

Nomen est omen

Der Schwiegerfriseur

Saunabesuch

Schweizer Parabel

Freundschaft

Dank

Ausgerechnet Israel

Alle ziehen nach Berlin. Ich ziehe weg. Nach Israel.

In das Land der Heiligen, das Kleinod religiöser Fanatiker und anderer Spinner, Zentrum politischer Diskussionen von Pasewalk bis Gummersbach.

Wenn schon wegziehen, dann spektakulär. Jeder hat eine Meinung zum Nahoststaat. Das Land spaltet die Massen.

Am meisten überraschte mich mein alter Kumpel A., mit dem ich als Backfisch um die Häuser zog. Damals beschränkten sich unsere Gespräche auf Anabolikakonsum und seine Mädchengeschichten. Als er erfährt, dass ich wegziehe, schweigt er. Und sagt schließlich: »Ach ja, der Nahostkonflikt. Da habe ich neulich eine Reportage gesehen. Wie siehst du das denn dort politisch?«

»Wie ich das sehe? A., wir haben uns noch nie über etwas anderes als Steroide und Bräute unterhalten. Und plötzlich machst du einen auf Maischberger?«

Ja, Israel liegt jedem am Herzen. Oder schwer auf dem Herzen. Und jeder verlangt im Gegensatz zu Neu-Heimaten wie New York oder Potsdam eine Rechtfertigung, warum man denn jetzt ausgerechnet da hinzieht. Israel. Das macht verdächtig.

Ich sag dann immer, mein Freund ist Israeli. Das stimmt natürlich auch und unterbindet zumindest für die folgenden zehn Gesprächsminuten Diskussionen jedweder politischer Art. Eine Art Feuerpause vor dem großen antiisraelischen Angriff. Besonders in Berlin ein beliebter Volkssport in Kneipen, Bars und auf Heimatfesten. Einmal habe ich im Wahn von Berliner »All you can do«-Attitüde einen »I-Herz-Israel-Anstecker« im In-Club getragen. Natürlich sollte das nicht unbemerkt bleiben. Kurz hinter der Garderobe fragte mich ein Klüngel-Bubi in Cordhosen und Steppjacke, ob ich mich eigentlich nicht schäme, diesen Pin zu tragen. Ich wollte nicht unhöflich sein und stellte mich vor. Er sagte, er sei ein moderner Antisemit, der alle Israelis hasst. Mein israelischer Freund drohte, den Anstecker in seinen Kopf zu bohren. Und meine Freundin B. war besorgt, dass wir jetzt aus dem Club fliegen. Das erlebt man natürlich mit einem »I love New York«-T-Shirt nicht.

Manchmal wünsche ich mir, ich wäre nach Ruanda gezogen. Dafür interessiert sich wenigstens keiner. Aber es ist so schwer, ruandische Männer kennenzulernen.

Und nun bin ich also in Israel. Hier angekommen, fühle ich mich verpflichtet, die top drei der meistgestellten Fragen an einen Auswanderer wie mich zu beantworten.

Viele Menschen glauben ja, Israel sei pures Kriegsgebiet. Und fragen besorgt:

Ist es da nicht gefährlich?

Ja, das stimmt. Es ist gefährlich hier. Israelische Autofahrer zum Beispiel befinden sich Tag für Tag in einem kriegsartigen Ausnahmezustand. Zebrastreifen halten sie für Safari-Deko, Schulterblicke nutzen sie lediglich, um auf der Rückbank zu wühlen, und Krankenwagen lassen sie aus Prinzip nicht vorbei. Wäre ja noch schöner, wenn die sich vordrängeln.

Hast du nicht Angst vor Terroranschlägen?

Ja, natürlich habe ich Angst. Diese Angst vor Terroristen wird aber durch die Angst, im Straßenkrieg – der Schlacht zwischen Autofahrer und Mensch – das Zeitliche zu segnen, überschattet.

Und schließlich die Frage, die trotz des »Was hab ich denn damit zu tun?«-Mantras meiner Generation immer wieder gestellt wird:

Wie reagieren die Israelis darauf, dass du aus Deutschland kommst? Wegen des Holocausts und so.

Wenn sie hören, dass ich aus Berlin komme, sagen sie mir, dass sie Berlin lieben und dort unbedingt hinwollen. Am liebsten für immer.

Und dann fragen sie mich, warum ich um Gottes willen von Berlin nach Israel gezogen bin.

Laut, lauter, Israel

Wenn jemand von Israel als dem Ach-so-Heiligen-Land spricht, war er noch nie da. Oder nur in Jerusalem (was wohl ungefähr auf das Gleiche rauskommt). Ich würde es eher das schreiende Land nennen. Manchmal auch das brüllende. Keifende. Rumschnauzende. Blaffende. Oder wie meine Mutter es beim ersten Besuch ausdrückte: »Ich konnte heute Morgen gar nicht mehr schlafen. Selbst die Vögel zwitschern hier lauter.«

Willkommen im Land der Schreihälse. Ob Mensch oder Tier, wer hier nicht mindestens einmal am Tag die 100-Dezibel-Schwelle überschreitet, ist kein lebendes Wesen. Zumindest keins mit israelischer Identität. Und das sage ich nicht als Fahrstuhl-Schweiger, als in öffentlichen Verkehrsmitteln nach Ruhe suchende Deutsche. Denn in meinem Heimatland gehörte ich einst der schreienden Klasse an. Ich brüllte, wo ich konnte. Als Kind gen Balkon im fünften Stock nach einer Decke oder Stullen. In der Schule im Zickenkrieg pubertierender Mädchen. Ich habe jahrelang Theater gespielt (die Ausrede für übermäßiges Schrei-Sprechen) und kann locker ein Gespräch über drei Straßen oder quer durch Schallschutzfenster aufrechterhalten. Kaum ein Tag, an dem ich nicht am Telefon, in der Berliner S-Bahn oder durch die Schallschutzscheibe die Worte »Schrei doch nicht so« gehört habe.

Ich bin eine Brüll-Liese, die nun an ihre Grenzen stößt. Ich kann nicht mehr mithalten. Wie ein in die Jahre gekommener 100-Meter-Jahrhundertläufer, der nur noch traurig im Schotter sitzt und den agilen, gepardenartigen Jamaikanern hinterherschaut. So laufe ich nun mit hängendem Kopf durch die Gassen meiner neuen Heimat und erkenne: Sie sind einfach lauter als ich. Bereits als ich vor fünf Jahren das erste Mal am Esstisch der israelischen Familie meines Liebsten saß, dünkte mir, dass Dinge sich ändern würden. Ein riesiger Streit schien sich direkt vor meinen Ohren abzuspielen. Ältester Bruder und Vater schrien sich unverhohlen ins Gesicht. Begleitet von ausladenden Gesten und bedrohlicher Mimik so furchterregend, dass ich mich tief und tiefer in den Lederstuhl duckte. Heute weiß ich, einer wollte das Salz, der andere den Pfeffer.

Es ist nicht einfach für mich, mit dieser israelischen Eigenart des kunstvollen und wenig freundlich wirkenden Brüllens klarzukommen. Und das, obwohl ich nicht verwöhnt bin. Ich komme immerhin aus Mecklenburg-Vorpommern. Und habesechs Jahre Berliner Ämter überlebt. Aber das freundliche Berliner Amtsdeutsch à la »Wat wollnse denn hier. Ick jeb ihnen nicht den Osweis. Könn se nich kieken – den kriejen se nebenaahan« – ich vermisse es. Hier begrüßen mich im Presseamt israelische Brülljinskis, die erst nach beherztem, stimmenüberschlagendem, kreischendem SHAAAAAALOOOOOOOM meinerseits für eine Millisekunde innehalten und ärgerlich fragen. »Was willst du?«

Ja, zu dem Lärm gesellt sich noch eine Direktheit und, sagen wir es doch ganz direkt, Unfreundlichkeit, die die Israelis Chuzpe nennen. Und dessen Gegenwörter wohl Höflichkeit und Zuvorkommenheit sind. Nun, Herr Höflich oder Frau Zuvorkommend sind mir hier noch nicht begegnet. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn mein guter Freund O. hat mir schon den entscheidenden Tipp zur Problembewältigung gegeben: »Sei nie freundlich, Gott bewahre höflich. Höflich sein bedeutet, Schwäche zu zeigen.«

Und so schreie ich mich nun durch meinen Alltag, immer ein Kreischen auf den Lippen, mit gurgelnder Kehle allzeit bereit. Bissig wie ein alternder 100-Meter-Jahrhundertläufer, der es noch einmal wissen will.

Hochzeit Down Under

Die israelische Hochzeit ist ein Spektakel für sich. Einmal an dem Punkt angekommen, einen heiratswilligen anderen gefunden zu haben, scheuen Israelis weder Kosten noch Mühen, das Ereignis zu würdigen. Dabei haben alle Hochzeiten eine wesentliche Gemeinsamkeit: Sie verfügen über eine mindestens dreistellige Gästezahl, und nach der religiösen Zeremonie wird Trance-Musik gespielt. Braut und Bräutigam springen dann wie angestochene Kängurus mehr oder weniger engagiert über die teuer angemietete Tanzfläche.

Neulich war es also mal wieder Zeit für einen solchen Ausflug nach Australien. Die israelische Hochzeit stand an. In diesem Fall handelte es sich um eine Vermählung der besonderen Art. Eine nordisraelische Mafiafamilie lud Heerscharen dazu ein, der Eheschließung ihrer Nummer zwei beizuwohnen. Die Mutter der Braut trug stilecht ein schwarz glänzendes Netzgewand. Die Schwester des Bräutigams war schon beim ersten Tanz besoffen. Zumindest glaube ich das, denn beim Känguru-Tanz sind wir alle gleich. Und vielleicht sah auch ich etwas besoffen aus, wie ich, die einzige echte Blondine unter all den Mizrachi (aus arabischen Ländern eingewanderte Juden), versuchte, meine Hüften zum Bauchtanz-Trance zu schwingen.

Die Zeremonie selbst glich einer RTL Fight Night. Der DJ, eine Art Michael Buffer ohne Haare, moderierte alle Hochzeitsteilnehmer, inklusive Rabbi, auf Box-Art an. Es hätte mich nicht überrascht, wenn er auch noch »Let’s get ready to rumble« gebrüllt hätte und der Bräutigam im Bademantel zu »Eye of the tiger« aufmarschiert wäre. Nachdem alle im Ring, äh, unterm Hochzeitsdach (genannt Chuppa) eingetroffen waren, rappte der Rabbi los. Und wer ihn dreimal hörte, war nicht betrunken, sondern wurde Zeuge eines faszinierenden Echoeffekts, den man sonst nur von Propagandaveranstaltungen der Hamas kennt. »Willst du uh uh uh, Eyal al al al, die hier ir ir ir …«

Da es für Israelis zu viel verlangt ist, länger als zwei Minuten konzentriert zuzuhören, wurde die Zeremonie immer wieder von lauter Partymusik unterbrochen, die Gelegenheit zu unkontrollierten Bewegungen bot. Die Braut sah währenddessen aus, als müsste sie sich übergeben, und der Bräutigam schwitzte in sein silbernes Glitzerhemd. Um die Tanzfläche herum saßen junge Männer, die Goldketten und leicht bekleidete Mädchen angelegt hatten. Mein wunderbarer Lebensbegleiter tänzelte mit vorgetäuschtem Mafiosoblick zwischen ausladend mit Essen eingedeckten Tischen hin und her, für ihn war ein Traum wahr geworden. Der Rabbi rappte immer weiter. Die Situation hätte trotzdem normaler nicht sein können, denn israelische Hochzeiten sind mitunter so.

Ich war schon auf einigen und habe einiges gesehen. Von der betrunkenen Braut, die in den Pool fiel, bis zum jemenitischen Volkstanz. Hochzeiten sind ein groß geplantes Business hier, fast jeder hat einen Wedding Planer. Und natürlich orientiert man sich in der Umsetzung des Events, wie mit allem, an der amerikanischen Art. Eines jedoch ist einzigartig: Wenn sich der erste Gast in ein Känguru verwandelt, weiß man, wo man ist. Es ist fast wie nach Hause kommen. Beim nächsten Mal werde ich statt einer Handtasche ohne Henkel ein Didgeridoo mitnehmen. Und dann mache ich einen Bauchtanzkurs.

Freier-Frei

Die größte Angst der Israelis: ein Freier sein. Oder wie Benny Ziffer von der israelischen Zeitung Haaretz es ausdrückt: »Kein Freier zu sein ist das elfte Gebot der Israelis.« In einem bekannten Lied der berühmten israelischen Hip-Hop-Band »Hadag Nachash« heißt es »Wir sind ganz sicher, ganz sicher keine Freier.« Freier sein ist die Todsünde!

Trotzdem kann man Freier sehen im Freier-freien Land: Touristen und Neu-Einwanderer. Freund A. zum Beispiel kommt aus New York. Er sagt »bitte« und »danke« – ein Freier! Bekannter F. kam aus Kanada und sagte immer »Entschuldigung«, bevor er jemandem ins Wort fiel – auch ein Freier! Freund T. wohnt eigentlich in Deutschland. Er versuchte mit seinem israelischen Arbeitgeber in ruhigem Ton ein Problem zu besprechen – Freier! Mein wunderbarer verdeutschter Lebensgefährte las neulich die Bedienungsanleitung für die Spülmaschine – Freier! Und als ich mich einst noch vernünftig in eine wartende Schlange stellte, sah ich in den Augen der Israelis nur einen Gedanken: Was für eine Freierit!

Das Wort kommt aus dem Jiddischen und hat weniger mit bezahlten Intimitäten zu tun. Nein, ein Freier ist ein Trottel. Jemand, der sich etwas gefallen lässt. Einer, der sich zum Narren halten lässt. In Israel nicht nur ein Wort, sondern ein kulturelles Symbol. Doch die meisten Immigranten verstehen das ganze Freier-Konzept anfangs nicht. Weswegen sogar im Sprachkurs »Ulpan«, wo alle Neu-Israelis früher oder später auflaufen, darüber gesprochen wird. Wenn ihr in Israel ankommen wollt, dürft ihr keine Freier sein. Für viele hier ist das ein Aha-Moment. Plötzlich verstehen sie die Verhaltensweisen der Alteingesessenen. Warum sie einen nicht aus dem Bus aussteigen lassen, warum sie in Flugzeuge und Theater drängeln, obwohl es doch Platzkarten gibt. Warum sie beschleunigen, wenn sie sehen, dass ein Auto vor ihnen einfädeln will. Das Freier-Phänomen zu begreifen und zu verinnerlichen ist der erste Schritt zur Integration.

Auch die israelische Wissenschaft beschäftigt sich mit dem Kuriosum. Dr. Linda-Renee Bloch von der Bar-Ilan-Universität hat sogar eine Erklärung für das komische Verhalten: In der Diaspora waren die Juden stereotypisch assimiliert, zurückhaltend und intellektuell. Sie saßen blass und unsportlich mit dicken Brillen hinter noch dickeren Büchern. Gebildet, aber nicht wehrfähig. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte der Zionist Max Nordau ein Gegenkonzept zu diesem »Talmudjuden«: das »Muskeljudentum«. Der Arzt rief die Juden dazu auf, mehr Sport zu machen. Nordau verstand das als einen wesentlichen Beitrag zur Realisierung des zionistischen Plans. Man sollte sich endlich wehren gegen all die Unterdrückung und Pogrome. Man sollte endlich kein Freier mehr sein!

Und so kam es, dass im frisch gegründeten Israel vor allem eins zählte: körperliche Kraft und Arbeit, während intellektuelle Eigenschaften erst einmal auf Eis gelegt wurden. Das ging natürlich gut mit dem Sozialismus einher, den viele Neu-Israelis in Kibbuzim realisieren wollten. Doch während dieser längst flächendeckend dem amerikanischen Kapitalismus gewichen ist, ist die Angst, ein »Talmudjude« zu sein, geblieben. Die tiefe Furcht vor Unterdrückung. Selbst israelische Politiker verhalten sich dementsprechend: »Wir sind keine Freier. Wir geben nichts, ohne etwas zu bekommen«, sagte Benjamin Netanjahu einst.

Die Freier-Angst ist längst im israelischen Alltag angekommen. Wichtigster Bestandteil des Freier-freien Lebens ist übrigens die Nutzung von »Kombina«. Kombina nennen die Israelis Abkürzungen jeder Art. Wenn sie etwas schneller, billiger oder unkomplizierter bekommen können. Wenn sie nicht der Trottel sind, der sich hinten anstellt.

Interessanterweise ist das Freier-Phänomen das Einzige, worin sich Amerikaner und Israelis komplett und bewusst unterscheiden, wie ich neulich von Freundin R. aus San Francisco lernte: »In Amerika bist du ein Freier, wenn du deine Stereoanlage aus irgendeinem Kofferraum in der Vorstadt kaufst. In Israel bist du es, wenn du nichts von diesem Kofferraum gewusst hast.«

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