Gwendolyn & Mortimer 3 - Barbara Bilgoni - E-Book

Gwendolyn & Mortimer 3 E-Book

Barbara Bilgoni

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Beschreibung

Dies ist der dritte Teil meiner Gwendolyn & Mortimer Trilogie. Die pelzigen Freunde Mortimer und Gwendolyn erfahren, dass zwei Bewohner Rosemounts wie vom Erdboden verschluckt sind. Sergeant Weaver zeichnet sich einmal mehr nicht durch Umsicht und Können aus. Im Gegenteil, er ist unfähig, die Vermissten zu finden. Da taucht eine mysteriöse Fremde auf vier Pfoten mit außerordentlichen Fähigkeiten im Ort auf und bringt den Katzenzirkel zum Staunen.

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EPUB
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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Für Tini und Lucy

Barbara Bilgoni

Gwendolyn & Mortimer 3

Madame Luminita

© 2025 Barbara Bilgoni

Umschlag, Illustration: Barbara Bilgoni/canva

Lektorat, Korrektorat: Carolin Kretzinger

Druck und Distribution im Auftrag von Barbara Bilgoni

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

ISBN

Paperback978-3-384-52087-6

e-Book978-3-384-52088-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist Barbara Bilgoni verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag von Barbara Bilgoni, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Die Personen (sowie auch alle Katzen und Hunde) und die Handlung des Buches sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

1

Gwendolyn & Mortimer 3

Madame Luminita

O

ktober. Die Fanfaren erklangen laut und tosend und gleichzeitig begann Lord Plumeaus wütende Hundemeute aufgebracht zu bellen, schier rasend vor angestautem Jagdfieber. Der Lärm der wilden Schar war mörderisch und steigerte sich zu einem hysterischen Furioso voller Übereifer und aufs Höchste erregt. Nun würde es gleich losgehen! Die Tiere waren außer sich vor Freude und extrem angespannt, denn Hatz bedeutete immer Spiel und Spaß und Wettbewerb. Aber ebenso harte Arbeit und bei ein bisschen Glück auch den Sieg. Ja, Triumph sogar! Es galt immerhin, die bedauernswerten erlegten Tiere der erlauchten Jägertruppe schnellstens aufzuspüren, zu apportieren und dafür das gebührende Lob der Waidmänner einzuholen. Natürlich gab’s dann ein kleines Leckerli als Belohnung. Und selbstverständlich gab es dann abends, wie in jeder Jagdsaison, ein ordentliches Mahl für die dreiunddreißig Beagles und Corgis. Das hatten sie sich immerhin redlich verdient und Fleischabfälle fielen an so einem Tag ohnehin zur Genüge an. Das war ein Schmausen und Schlemmen, ein Rangeln und Drängen.

All dies tobte den Tieren jetzt schon durch die Köpfe. Sie kannten ja den üblichen Ablauf, über die Jahre hinweg eingeübt und praktiziert. Ohnehin gab es für sie zwischen den verschiedenen Hatzen sonst nicht viel Interessantes zu erleben. Da war ihr Leben eher beschaulich und sogar eintönig. Ruhen, fressen, ein wenig herumspazieren, schlafen. Und nun waren knapp hintereinander die Fasane, Rebhühner, Rehe und die Wildschweine dran. Und von denen gab es im Umfeld des Castles unzählige. Es war wieder Jagdzeit! Endlich! Halali!

Plumeau Castle lag im Herzen Cornwalls, unweit des Dörfchens Rosemount. Einen Katzensprung entfernt bloß. Zumindest zu Pferd.

Die Familie Plumeau, ein alter Clan aus der pittoresken Region, hatte ihren Sitz seit fast fünfhundert Jahren am Plumeau Place. Ihre Ursprünge reichten beinahe ein Jahrtausend bis in die Zeit der normannischen Eroberung zurück. Das Gebäude war in den Achtzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts nicht zuletzt wegen der exorbitanten Erhaltungskosten für Besucher zugänglich gemacht worden. Es war nun ein international bekannter Drehort für Film und Fernsehen, der viele berühmte Schauspieler aus aller Welt an die Küste Cornwalls gebracht hatte. Vor allem wurde es häufig für die Verfilmung der Geschichten von Rosalinde Schilcher genutzt, zum Beispiel für den Streifen Das Geheimnis der weißen Pferde.

Zudem wurden jährlich zwischen April und September Führungen durch das Gebäude angeboten, das bereits seit vierzehn Generationen im Besitz des besagten Adelsgeschlechts war. Wenn man Glück hatte, dann erschien der Hausherr, Lord Plumeau, „himself“ und zeigte sich huldvoll, aber nur kurz den staunenden Gästen. Wer hatte sonst schon daheim die Gelegenheit, so einen hocherlauchten Grafen von Angesicht zu Angesicht zu treffen? Von weit her kamen die Besucherscharen und die treuen Anhänger sowie Leser der berühmten Rosalinde Schilcher und ihrer Herz-Schmerz Romane.

Sogar Cream-Tea-Nachmittage wurden zur seelischen und körperlichen Erbauung der neugierigen Gäste angeboten. Man wollte schließlich nicht kleinlich sein. Dabei konnten sich die Besucher dann auch fast wie Adelige fühlen und ihrer Fantasie freien Lauf lassen.

Aus der hervorragenden Schlossküche wurden dafür Scones nach einem traditionellen britischen Rezept mit Clotted Cream und Marmeladen, herzhafte Sandwiches mit Gürkchen sowie exquisite Desserts aufgetragen. Begleitet wurden diese kulinarischen Köstlichkeiten von hochwertigen Teesorten sowie Rosé-Champagner. Ein Schnäppchen war diese „Jause“ für die Gäste natürlich nicht. Aber wer ließ sich bei so einer royalen Teaparty schon lumpen? Da griff man doch gerne etwas tiefer ins Portemonnaie. Die Instandhaltung des Castles war eben exorbitant aufwendig und kostspielig. Man munkelte, dass der Schlossherr mit den Einnahmen zusätzlich auch seine exquisiten Hobbys finanzierte. So eine große Hundemeute kostete ja einiges.

Oftmals wurde er auch bei Pferderennen gesehen, wo er leidenschaftlich Wetten abschloss, und ein Liebhaber erlesener Weine aus Frankreich war er ebenso. Die ließ er einmal im Jahr in großen Kisten ins Castle liefern. Er war eben ein Mann von Welt und seinem Stand etwas schuldig.

2

M

abel saß bei Abby in deren kleiner gemütlichen Wohnküche im idyllischen Örtchen Rosemount, wo die Straßen noch mit Pflastersteinen belegt waren. Wie so oft plauderten die beiden „Old Girls“ über Gott und die Welt. Das war ihnen zum täglichen, lieb gewordenen Brauch geworden, auf den sie keinesfalls mehr verzichten wollten. Beide waren alte Schulfreundinnen und seit ewigen Zeiten verwitwet und die Tage in dem kleinen Dorf konnten mitunter lang und öde sein. Da war man um jede Neuigkeit froh, die man aufschnappte und weitererzählen konnte.

In der Nähe von Rosemount, unweit der Ortsgrenze, sollte ein kleines, aber feines Einkaufszentrum erbaut werden. Das Noble-Center, geplant und finanziert von Lord Plumeau, dem piekfeinen Adeligen und Schlossherrn. Daher auch der Name, denn „noble“ bedeutet so viel wie adelig, prächtig oder edel. Offenbar hatte der Graf ein wenig Geld übrig und wollte gern investieren. Sicher wegen der Steuer und der Absetzbarkeit beim Finanzamt!

Wer brauchte denn aber so ein neumodisches Zentrum? Abby und Mabel schüttelten bloß die Köpfe ob dieses Hirngespinsts. Es gab doch eh den guten alten Hank mit seinem Gemischtwarenladen. Okay, der war klein, fast hätte man ihn winzig nennen können, wenn man ein wenig zu Übertreibungen neigte. Alles in allem umfasste der Geschäftsraum etwa dreißig Quadratmeter, das vollgeräumte Lager nicht mitgerechnet. Aber dieses hatte ohnehin lediglich das Ausmaß einer Telefonzelle, so man solche überhaupt noch kannte.

Es gab zudem den Willy, den Biobauern, mit seiner Frau Hazel ein Stückchen außerhalb von Rosemount. Dort bekam man Gemüse, Erdäpfel, Kohl, Marmelade und manchmal auch ein Suppenhuhn. Wachteln züchteten die beiden ebenso. Diese süßen kleinen Vögel, die so nett herumwuselten und winzig kleine gesprenkelte Eier legten. Über all das diskutierten die beiden Ladys nun angeregt. Es gab ja sonst nicht viel, das man diskutieren konnte.

Bald würde Stan, der freundliche Postmeister, mit der Werbung und den Briefen erscheinen. Auch das war ein kleines tägliches Highlight der Damen, ganz besonders, weil der gute Stan ja auf Freiersfüßen ging und daher ebenfalls ein wunderbares Gesprächsthema bot. Er und Susan, die Lehrerin, planten im nächsten Frühjahr zu heiraten. Das würde wohl ein Riesenfest werden. Man konnte sich jetzt schon freuen.

Gwendolyn, die orangerote Katze, lag auf Abbys Schoß und ließ sich genießerisch die pelzigen Öhrchen kraulen. Sie folgte dem Gespräch bloß halbherzig, denn eigentlich waren ihr der Lord und das Center und die Plauderei der beiden „Old Girls“ vollkommen egal. Wen interessierte schon so ein neumodischer Einkaufsladen? Katzen, die etwas auf sich hielten, hatten Personal, das ihnen pünktlich ihr Futter zur Verfügung stellte. Hin und wieder fingen sie zwar selbst eine Maus. Aber das eher nur zum Spaß und zur sportlichen Ertüchtigung, denn die konnten laufen, die winzigen Biester, wie verrückt. Da blieb kein Auge trocken. Und auch keine Stirn … Puh! So döste Gwendolyn halt ein wenig vor sich hin und freute sich ihres Lebens.

Da vernahm man plötzlich in weiter Ferne die Schlossgesellschaft bei der Jagd. Offenbar hatte der Wind das Getöse hergeweht. Der infernalische Lärm der Jagdhörner war kaum zu überhören.

Gwendolyn kannte das schon. Sie verabscheute die geifernden Hunde. Wenn die in Jagdlaune waren, musste man um sein Leben rennen, denn dann kannten die kein Pardon und keinen Unterschied zwischen Wildsau und Katze. Sie waren wie im Fieberwahn.

„Ach, die feinen Pinkel jagen ja schon wieder! Vor lauter Langeweile müssen die immer die armen Tiere hetzen und erlegen. Ich hasse das so sehr.“ Mabel biss missmutig in ein frisches Scone mit Clotted Cream, das ihr die Nachbarin und beste Freundin zurStärkung angeboten hatte. Es plauschte sich doch gleich viel netter, wenn man dabei einen kleinen Leckerbissen zu essen und ein Schlückchen wunderbaren Tee dazu hatte. Ja, so war das Leben fein und ließ sich aushalten!

Abby erwiderte: „Ich versteh dich so gut. Stell dir bloß die Angst der armen …“

Da platzte holterdiepolter, wie von Furien gehetzt, der graue Mortimer, der seit einiger Zeit bei Mabel Willowbee wohnte, die ihn eines Tages aus dem Fluss gerettet hatte, in die behagliche Küche. Gwendolyn hob alarmiert sofort ihren orangeroten Kopf und wollte wissen, was den klein gewachsenen Freund so dermaßen echauffierte, dass sein zerzauste Haarschopf noch mehr als sonst zu Berge stand. Sie sprang von Abbys Schoß und bedeutete dem Kater per Blickkontakt mit nach draußen zu kommen. Katzen verstehen sich nämlich auch ohne Worte. Sie versteckten sich unter dem Rosenstrauch Abraham Darby mit gefüllten, schalenförmigen Blüten changierend von Apricot bis Gelb-Orange. Es war ein wunderschöner Herbsttag und sogar jetzt am späten Vormittag waren die beiden Fellnasen froh über ein lauschiges Schattenplätzchen. Und man wollte ja auch keine Mitlauscher.

„So, jetzt sag, was dir so auf der Seele brennt, dass du derart Hals über Kopf und völlig atemlos in Abbys Küche stolperst. Warum bist du denn gar so außer Atem, du kleiner Schlingel? Man möchte meinen, die Wilde Jagd ist hinter dir her. Und schau dir deinen Haarschopf an. Du gehörst zum Friseur.“

Gwendolyn war stets um das Wohl ihres Freundes besorgt, den sie gern ein wenig in Schutz nahm.

„Um Himmelswillen! Ich bin so erschrocken, als die Fanfaren zum Aufbruch getrötet haben und dann noch dieses schreckliche Gebell! Da muss ich immer an die widerliche Gang denken. Diese drei unseligen Halunken Zerberus, Baldwin und Liliput, das Hundepack des Ortes, das hier sein Unwesen treibt. Immer wollen sie uns jagen und zu Brei zermalmen. Du weißt es ja eh selbst. Wenn die eines Tages jemand entführen würde, hätte ich rein gar nix dagegen. ,Zieht mit Gott’ würde ich ihnen nachrufen! Und würde ihnen obendrein noch die Stinkekralle zeigen.“ Mortimer konnte sich bei diesem Thema in Rage reden.

Dazu muss man Folgendes wissen: Zerberus, Baldwin und Liliput waren verwilderte Hunde, die seinerzeit einmal irgendwo entkommen waren und sich in Rosemount zu einem Clan vereinigt haben. Zerberus, der Chef der Bande, war ein Rauhaardackel und führte ein strenges Regiment, grausam und unerbittlich. Eine schiere Gewaltherrschaft. Baldwin, ein riesiger Bernhardiner, etwas einfältig zwar trotz des großen Kopfes und nicht sehr flink, war dessen Kammerdiener und sorgte getreulich für die Ausführung der Befehle seines doch eher kleinen Bosses. Liliput, der absolut Böseste, Hinterhältigste und Blutrünstigste, eine Bestie, war ein Chihuahua und der Hund fürs Grobe. Mit ihm war gar nicht gut Kirschen essen. Aber das nur so am Rande. War schon ein illustres Trio diese Gang. Aber es hatte das ganze Dorf fest im Würgegriff.

Morty seufzte laut auf und bebte immer noch ein wenig am ganzen Körper. Er konnte sich nur schwer beruhigen.

„Ach, Schätzelchen! Hier bei unseren Frauchen sind wir doch eh in Sicherheit. Da kommen die drei niemals rein. Und sollten wir die Bösewichte einmal draußen treffen, haben wir als Katzen immer noch den enormen Vorteil, dass wir uns flink auf Zäune, Mülltonnen und Bäume retten können. Da ziehen sie auf alle Fälle den Kürzeren, die halbstarken Tölpel. Und Grips haben wir als Stubentiger allemal mehr. Die drei punkten doch nur durch Brutalität und Grausamkeit. Auch so kann man regieren! Diktatur nennt man das. Das hab ich schon einmal wo gehört. Aber ich schweife ab! Also, jetzt schnauf einmal durch, reg dich wieder ab und erzähl mir in aller Ruhe, was es sonst Neues gibt. Übrigens: Das von dem geplanten Einkaufszentrum weiß ich schon von den Ladys. Das kümmert mich nicht die Bohne. Also lass dir was Besseres einfallen.“

„Ich weiß in der Tat etwas, das ich soeben erst gehört habe. Du kennst doch Charly, oder?“, fragte Morty neugierig.

„Charly? Wer soll das sein? Haben wir einen neuen Bewohner im Dorf. Nein, noch nie gehört.“

Nun war es an Mortimer, sich zu wundern. Er war ein wenig stolz, dass er Gwenny etwas Neues erzählen konnte:

„Charly heißt doch der neue Hund von Bürgermeister Greene und seiner Frau, der kurzbeinige Corgi. Denk einmal zurück an die Jubiläumsfeier unseres schönen Rosemounts. Da bekam doch der Dorfchef als Auszeichnung vom Königshaus dieses pelzige ,Geschenk’. Na, der hat damals vielleicht betropetzt aus der Wäsche geschaut. Weißt du das nicht mehr? Er hat sich wohl etwas Schöneres erwartet. Einen Pokal, einen Orden, eine Urkunde oder Ähnliches. Und dann kam der Delegierte aus Windsor und übergab ihm den Hund. Der Bürgermeister hat ihn dann ein wenig despektierlich Charly getauft, kannst dir schon denken nach wem, obwohl er eh einen sehr erlauchten Stammbaum-Namen hatte. Na jedenfalls, der Charly ist verschwunden, ausgebüxt, einfach weg! Ich bin grad auf dem Weg zum Flüsschen beim Haus der Greenes vorbeigelaufen. Du weißt schon, ich habe zum Frühstück für mein Leben gern ein köstliches flinkes Fischlein. Schmatz! Und da hab ich die beiden drinnen im Haus streiten gehört. Ganz arg und laut war das. Offenbar gibt der Bürgermeister seiner Frau die Schuld am Verschwinden des Tieres.“

Nun war es an Gwendolyn, sich zu wundern. Bedächtig strich sie sich über ihre Schnurrhaare. Ja, das mit dem hochwohlgeborenen Hunde-Präsent damals, das hatte sie sehr wohl mitbekommen, aber schon wieder vergessen. Sie war ja an diesem Tag auch bei dem großen Event am Dorfplatz dabei gewesen. Das Gesicht des Dorfchefs damals war Gold wert gewesen. Noch belämmerter konnten nur die drei Hunde der Gang dreinschauen, wenn ihnen ein Opfer entwischte. Sie grinste schadenfroh vor sich hin bei dem Gedanken.

„Ich hab den Charly seit damals nicht mehr gesehen. Es ist mir daher ziemlich egal, wo der sich aufhält oder auch nicht. Vielleicht läuft er ja gar zurück ins Königshaus, weil er hier sein Futter nicht aus goldenen Schüsseln kriegt.“ Gwendolyn grinste süffisant und machte aus ihrem Desinteresse am Ergehen des Hundes kein Hehl.

„Ach, Gwenny, jetzt sei doch nicht so! Der Charly ist wirklich ein Netter. Ich hab ihn schon öfter gesehen. Besonders glücklich schaut er nicht aus der Wäsch’. Ich glaube, dem gefällt es hier nicht so ganz. Ihm ist auch langweilig, denn ins Bürgermeisteramt darf er nicht mit, weil Mr. Greene ja eine böse Hundehaarallergie hat. Zumindest am Tag möchte d er Bürgermeister seine Ruhe ohne Triefnase und Niesen. Die Yvonne, die Sekretärin, würde sich zwar über seine Gesellschaft freuen, aber es ist halt leider so. Und wenn einem fad ist, dann macht man schon die absonderlichsten Sachen. Vielleicht geht er bloß spazieren oder er treibt sich im Wald herum. Ich hab keine Ahnung, was solche ,herrschaftlichen’ Hunde für Vorlieben haben.“

Da ertönte in der Ferne wieder das frenetische Gebell der Jagdmeute.

„Mich gruselt es richtig, wenn ich das hör“, meinte Gwendolyn und machte sich unter dem Rosenbusch gleich noch viel kleiner. Nicht, dass sie auch zur Beute wurde!

3

I

n der Schule wollte der Lehrer der Parallelklasse, Mr. Winston, mit Susans Schülern Romeo und Julia einstudieren. Dies sollte dann im Frühling zur Hochzeit der Lehrerin mit Stan aufgeführt werden. Sie lasen daher erst einmal mit verteilten Rollen den Text, was ein schwieriges Unterfangen war, denn die Kinder kicherten die ganze Zeit. Mit Liebe hatten sie noch nichts am Hut, da waren sie zu jung. Sie fanden das nur peinlich.