Gwendolyn & Mortimer 1 Katzengeschichten - Barbara Bilgoni - E-Book

Gwendolyn & Mortimer 1 Katzengeschichten E-Book

Barbara Bilgoni

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Beschreibung

Ein illustres Kaztenpärchen, Gwendolyn und Mortimer, ermitteln in einem Raubfall. Trotz Irrungen und Wirrungen und einer bösen Hundegang gelingt es den beiden mit Hilfe des Katzensenats letztendlich, das Verbrechen zu klären.

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Seitenzahl: 134

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Für meine Cornwall-Freundin

Barbara Bilgoni

Gwendolyn & Mortimer 1

Katzengeschichten

Der Tod des Fleischers

© 2024 Barbara Bilgoni

Umschlag, Illustration: Barbara Bilgoni/canva

Lektorat, Korrektorat: Carolin Kretzinger

Druck und Distribution im Auftrag von Barbara Bilgoni

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

ISBN

Paperback978-3-384-16440-7

e-Book978-3-384-16441-4

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist Barbara Bilgoni verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag von Barbara Bilgoni, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Die Personen (sowie auch alle Katzen) und die Handlung des Buches sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

Inhalt

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Epilog

1

Gwendolyn und Mortimer

M

üde und kraftlos schleppte er sich die sich dahinschlängelnde Straße entlang. Eine Straße gewunden, an saftig grünen Wiesen, auf denen weiße Lämmer weideten. Ein malerisch idyllischer Anblick. Pittoresk!

Ein neuer Lebensabschnitt würde für ihn nun beginnen. Er hatte keine Ahnung, wie der aussehen würde. Es wäre auf alle Fälle ein Abenteuer. Das stellte er sich so vor.

Die Beine schmerzten ihn, waren wund vom Laufen. Die Gelenke knackten und knirschten. Der Magen grummelte und rumorte so laut, dass sogar ein paar kleine Spatzen, die sich frech und geschwätzig an der Hinterlassenschaft eines Pferdes vergnügten, panisch aufflogen.

„Ach, wär das fein, jetzt etwas Essbares zu finden. Es müsste auch gar nichts Besonderes sein. Reste vielleicht.“

Er konnte im Moment nicht wählerisch sein. Seine letzte Mahlzeit lag lange zurück. War das gestern gewesen? Vorgestern? Egal. Irgendwann würden die Zeiten auch für ihn wieder besser werden. Das hoffte er zumindest. Und die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt. Das hatte schon seine Oma immer gesagt. Und Oma hatte allerhand dieser klugen Lebensweisheiten parat gehabt: ,Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!´ oder ,Wenn die Katze aus dem Haus ist, haben die Mäuse Kirtag.´

Ach, die liebe Oma Penny! Sie hatte ihr tragisches Ende damals ziemlich abrupt unter einem schicken roten Postbus gefunden. Gott sei ihrer armen Seele gnädig! Der Chauffeur, der natürlich auch einen gehörigen Schreck bekommen hatte, warf die platte Großmutter einfach in den Straßengraben und weg war er. Fahrerflucht! Weil er keine Scherereien hatte haben wollen.

Er selbst hatte seine liebe Omi leider am nächsten Tag dort gefunden und sie pietätvoll mit Grasbüscheln und, ja, man mochte ihn ruhig sentimental nennen, einigen Blümchen zugedeckt. Penny hatte zu Lebzeiten die kleinen Gänseblümchen so geliebt.

Ermattet warf er sich neben das Bankett, immer darauf bedacht, volle Deckung zu haben. Auf gar keinen Fall wollte er im Schlaf überrascht werden. Da wäre er nahezu wehrlos und das könnte böse enden. Man konnte ja nie wissen! Lichtscheues Gesindel trieb sich zuweilen hier auf den Landstraßen herum, immer auf der Suche nach leichter Beute. Nun, ihm könnten sie nicht viel abnehmen, denn er hatte ohnehin nichts. Aber eine Tracht Prügel wäre auch ziemlich übel. Ihn graute. Ein Schüttelfrost überkam ihn und beutelte ihn ordentlich durch.

Endlich schlief er ein und träumte von gebratenen Tauben und Leberwurst, warmer Milch und Wurstzipfeln. Mhm … Er schmeckte das gute Essen auf dem Gaumen und beinah’ konnte er es riechen. Fast wie im richtigen Leben. Aber nur fast!

Doch dann: Plitsch, platsch, plitsch, platsch. Was war da los? Abrupt öffnete er seine Augen. Ihm war arg unangenehm kalt. Nässe hatte ihn aus seiner herrlichen Schlaraffenlandschwelgerei geweckt. Das auch noch! Es hatte begonnen zu regnen und dabei war der Traum grad sooo schön gewesen.

Was sollte er nun tun? Seine vorher schon strubbeligen, verknoteten Haare waren jetzt auch noch ganz durchnässt. Vertrauenerweckend sah er bestimmt nicht aus. Und der Geruch! Bäh! Er roch nach nassem Straßenköter. Wenn er nun jemanden treffen würde, könnte er nur mehr als Vogelscheuche durchgehen.

Er musste dringend einen Unterstand finden und auf alle Fälle etwas Nahrung! Natürlich! Nahrung! Aber wo hernehmen, wenn nicht stehlen? Ha, das wäre allerdings eine Möglichkeit! Einfach wo etwas mopsen. Aber zuerst einen Unterschlupf finden!

Mutlos trottete er weiter auf der gewundenen, regennassen Straße und hatte keine Ahnung, wo sie ihn hinführen würde. Menschen wollte er vorläufig, so zottig, wie er nun aussah, keine treffen. Zu oft hatten diese ihn schon enttäuscht.

In einer Pfütze sah er plötzlich sein Spiegelbild und erschrak zu Tode. Seine Haare standen in alle Richtungen vom Kopf ab und die Augen lagen tief in den Höhlen, glanzlos und trüb. Das mussten wohl der Hunger und die Strapazen sein.

Da! War da vorne nicht ein kleines Brücklein? Zumindest schien es ihm so. Darunter würde er fürs Erste ein trockenes Plätzchen finden. Das mit der Nahrung würde sich dann so Gott will auch fügen. Hoffentlich! Denn wo ein Steg war, war sicher auch ein Bächlein. Und dort gab es, wenn er Glück hatte, Fische, Frösche und allerhand sonstiges Getier. Also schnell! Schnell!

Und er begann zu laufen, obwohl seine geschundenen Beine ihn schrecklich schmerzten, so, als wollten sie seinen Körper

nicht mehr länger tragen. Er setzte hurtig eines vor das andere: eins, zwei, drei, vier … Eins, zwei, drei, vier …

*

2

R

osemount war ein wunderschönes verschlafenes Dörfchen in Cornwall. Es bestand lediglich aus siebenundzwanzig nieder hingeduckten Cottages, einem Postamt, ein paar kleinen Lädchen und der Town Hall, also dem Rathaus. Ach ja, eine kleine Schule gab es ebenso. Die musste sein, denn hier lebten auch Kinder.

Die winzigen ebenerdigen Häuschen waren in grauer Vorzeit zumeist aus Naturgestein gefertigt worden, zusammengeklebt und verschmiert mit Mörtel. Viele davon waren sogar noch strohgedeckt, wie man es aus den beliebten Fernsehfilmen kennt.

Alles in allem floss das Leben der Bewohner in dem Dörfchen beschaulich dahin. Großstadthektik, Gehupe, Rushhours und Menschenansammlungen gab es dort nicht. Wenn trotzdem einmal vier Leute gleichzeitig durch ein verwinkeltes Gässchen promenierten, waren die Bewohner über

dieses „Gedränge“ schon entsetzt und sprangen erschrocken zurück in ihre Häuser.

Ach ja, ich vergaß! Es gab in dem Dörfchen natürlich noch das Pub The Cornish Cliff, ein ziemlich altes Gemäuer mit geöltem Holzboden, kleinen, fast blinden Fenstern, aber fröhlich-bunten Blumenkistchen davor. Offenbar legte man auf den Pflanzenschmuck mehr Wert als auf die Klarheit der Glasscheiben. Den Pubbesuchern war’s egal. Man durfte jedoch die Bedeutung des Lokals keinesfalls gering schätzen. Es war das Herz und der Mittelpunkt der Gemeinde. Hier wurden alle „staatstragenden“ Entscheidungen getroffen, mehr als im Rathaus, und so gut wie alle Familienfeste abgehalten.

Wenn man ein Kind nach dem Weg zum Bürgermeister fragte, so wusste es den mit Sicherheit nicht auf Anhieb zu beschreiben. Wo es allerdings zum Pub ging, das konnte es sofort sagen. The Cornish Cliff galt als Nabel der Welt oder eben des Örtchens Rosemount.

Die Straßen waren schmal, steingepflastert und holprig. Die meisten Einwohner waren auf ihren klapprigen Fahrrädern unterwegs.

Die Entfernungen sind in so einem Dörfchen ja nicht allzu weit. Man kannte sich und besuchte die Nachbarn auch gerne. Gegen einen kleinen Tratsch hatten die wenigsten etwas einzuwenden. Man konnte meinen, dass hier die Zeit stehen geblieben war.

Eine der angesehensten Personen war Stan Barnaby, seines Zeichens Briefträger. Mit seiner schmucken Uniform rangierte er in puncto Würde und Ansehen gleich nach dem hochgewachsenen Polizeiwachtmeister.

Er kam auf seiner täglichen Runde, die er oftmals auf dem Dienstrad absolvierte, bei allen Einwohnern vorbei. Somit war er auch gleich der dorfinterne Nachrichtenfunk von Rosemount. Die Buschtrommel, wenn man so will und immer früher und ausführlicher unterrichtet als die Tageszeitung. Die kam nämlich hier im Örtchen erst zu Mittag an und wurde beim Krämer aufgelegt.

Natürlich gab es auch einen Bürgermeister, Mr. Greene, der konnte aber Stan in puncto Bekanntheitsgrad und Beliebtheit nicht im Mindesten das Wasser reichen. Er war ein wenig unsympathisch und roch leider aus dem Mund. Aber er gehörte zu den Honoratioren, genauso wie der Herr Pfarrer Mills und regierte Rosemount mit strenger, aber gerechter Hand.

Sein Domizil war das Rathaus im Zentrum des Dorfes. Ein graues kleines Amtshaus mit der etwas rundlichen, aber umso freundlicheren Sekretärin Yvonne. Diese wachte mit Argusaugen über das Wohl ihres Chefs und ließ niemand vor, der nicht zumindest dreimal schriftlich und rekommandiert um einen Termin angesucht hatte.

3

M

ortimer, der kleine, struppige und völlig durchnässte Kater war endlich unter dem hölzernen Brücklein angekommen. Nun schüttelte er sich erst einmal kräftig, um das Wasser aus seinem triefenden grauen Fell zu entfernen. Dann folgte eine ausführliche Wäsche so richtig nach Katzenart. Man kennt das ja. Wer hat nicht schon mal einen Stubentiger bei der Morgentoilette beobachtet? Das hatte ihm und seinen sieben Geschwistern einst seine Mama beigebracht und ebenso Oma Penny. Die Großmutter war in dieser Hinsicht noch strenger gewesen als ihre Tochter. Eine echte Patriarchin.

Und so machte er es heute noch. Katzen sind von Natur aus sehr reinlich. Und diesen Zustand wollte er nun schnell wiederherstellen. Er war ein eitles Bürschchen, nicht groß, eher mickrig, aber meistens sehr gepflegt. Bloß seine Frisur, die saß nie so richtig. Die etwas längeren und widerborstigen Haupthaare hatte er wohl einem seiner Urahnen zu verdanken.

Dann legte er sich auf die Lauer und duckte sich nach Katzenart ganz tief ins Gras. Er brauchte Deckung. Wär doch gelacht, wenn hier keine flinke Forelle, ein fetter Karpfen oder ein schlanker Aal vorbeikam. In Bächen war immer Leben vorhanden. Hoffentlich!

Der Regen prasselte unaufhörlich vom Himmel und er war froh, dass er nun einen Unterschlupf gefunden hatte. Der Steg war zwar schmal und auch ein wenig klapprig, aber als Obdach war er trotzdem noch immer gut zu gebrauchen. Der Kater wartete und wartete.

War das langweilig! Aber was sollte er machen? Der Hunger tat weh, der Magen rumorte und es war nun allerhöchste Zeit, dass er was zwischen seine Beißerchen bekam, so schwach, wie er schon war. Beinah kam es ihm so vor, als würde er bereits halluzinieren.

Ein dicker Wels schwamm endlich gemächlich vorbei. Leider war der aber so groß, dass es der etwas kleinwüchsige Kater mit der Angst zu tun bekam, und außerdem schwamm das Riesentier viel zu weit vom Ufer entfernt. Dorthin reichte seine Tatze nicht und ins Bächlein stürzen wollte er keinesfalls, jetzt, wo er endlich trocken war. Katzen mögen Wasser nicht so gern. Schließlich ist das ziemlich nass und kalt. Brrr!

Geduld war gefragt. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Na, immerhin war das Plätzchen nicht zu verachten, fast konnte man es gemütlich nennen. Er musste nur darauf schauen, dass keine andere Katze vorbeikam und es ihm streitig machte. Dies hier war nun sein Futterplatz und basta!

Plötzlich perlten Luftblasen hoch und kräuselten die Wasseroberfläche. Da! Eine Forelle kam elegant und ahnungslos daher. Eine herrlich schillernde Regenbogenforelle. Er duckte sich noch weiter hinunter ins Gras, darauf achtend, dass der Fisch ihn nicht erspähen konnte. Flach wie eine Flunder lauerte er nun seiner Beute in spe auf. Und patsch! Seine Tatze zuckte pfeilschnell nach vorne, fuhr noch in der Bewegung die scharfen Krallen aus und zack: Der ahnungslose Fisch war an der Angel, äh, natürlich an der pelzigen Pfote.

Vorsichtig zog er seinen kostbaren Fang näher. Heraus ans Ufer. Nicht dass sich der im letzten Moment noch blitzartig losriss und in den kalten Fluten entschwand. Die Forelle zappelte noch ein Weilchen, aber da machte ihr der hungrige Kater auch schon blitzartig den Garaus.

Ein herrlich warmes Glücksgefühl durchströmte den kleinen pelzigen Körper. Mit einem schnellen Biss war der Kopf vom Rumpf abgetrennt und sogleich auch im Mäulchen des kleinen Jägers verschwunden. Happen um Happen verschlang er nun. Der Kater hatte fürs Erste einmal genug. Man solle es auch nicht übertreiben, hatte seine Mama immer gesagt. Und allzu viel sei ungesund!

4

M

rs. Mabel Willowbee, eine nette alte englische Lady, jätete Unkraut in ihrem wunderschön pittoresken Blumengarten. Sie war von kleiner Statur mit weißem Haarknoten und einer runden Nickelbrille.

Die cornischen Gärten suchten an Schönheit weltweit ihresgleichen. Da wuchs beinahe alles. Das war dem wohltemperierten Golfstrom zu verdanken, dem Hauptgrund, warum hier sogar mediterrane und subtropische Pflanzen gediehen. Aber auch die heimische Flora konnte mit ihrer Schönheit und Farbenpracht locker mithalten. Das wunderbare, fast mediterrane Klima machte den Südwesten Englands zu etwas Einmaligem und einer herrlich bunten Region.

Mabel liebte ihr stilles Refugium. Ihr kleines beschauliches Glück. Es duftete hier nach allen Wohlgerüchen des Orients. Rosenbüsche überall, soweit das Auge reichte. Hier gediehen die Abraham Darby mit gefüllten, schalenförmigen Blüten in Apricot bis Gelb-Orange, die Benjamin Britten mit gefüllten Blüten in Lachsrosa bis Rot, die Crocus Rose mit rosettenförmigen, apricotfarbenen Kelchen, die Molineux in sattem Gelb, die Sharifa Asma mit dem Flair des Morgenlandes und die englische Ramblerrose Malvern Hills in Zartgelb, die bis drei Meter hoch wuchs. Dieser Kletterrose gehörte Mrs. Willowbees ganzes Herz. Sie hatte das Gewächs noch als junge Frau links neben ihrer Eingangstür auf einem Spalier hochgezogen. Die Ausläufer wuchsen jetzt, Jahrzehnte später, bereits waagrecht weiter und über die beiden Küchenfenster. Diese verliehen dem Cottage fast so etwas wie eine heitere gelbe Augenbraue.

Eigentlich hatte sie sich ja die Sorte Lady Di ebenfalls zulegen wollen, aber mit Betrüben hatte sie festgestellt, dass ihr kleiner Garten nicht mehr den nötigen Platz und Rahmen für diese Prachtblume geboten hätte. Sie hatte ja auch noch andere Pflanzen. Prächtige Sorten, wohlduftend und in den herrlichsten Farben. Akelei in dunklem Blau, Funkien in Creme-weiß und Gelbgrün, der purpurrote Fingerhut und blaue Glockenblumen schaukelten sanft im Morgenwind.

Es herrschte friedliche Stille, während die betagte Gärtnerin ihrer kontemplativen Arbeit nachging. Sie liebte ihre Pflanzen, jede einzelne, und sprach auch mit ihnen. Ja, man darf das nicht belächeln. Die Pflanzen liebten es. Mabel hätte auch die Beikräuter von Herzen gern sprießen lassen, aber das mochten die aristokratischen Rosen gar nicht gern die mussten schon immer hofiert und verhätschelt werden. Das stand ihnen einfach zu. Sie hatten ja so etwas Majestätisches, Würdevolles an sich.

Früher, als ihr lieber Wilbur noch gelebt hatte, der Mann ihres Lebens, da hatten die beiden jeden Tag gemeinsam gewerkelt. Aber nun, da er schon zwanzig Jahre nicht mehr an ihrer Seite war, blieb alles an ihr hängen. Aber sie tat es ja gern.

Und so rutschte Mrs. Mabel Willowbee auf den Knien über den Rasen und rupfte alles aus, was ihrer Meinung nach nicht hierhergehörte und die wunderbare Ansicht ihres kleinen Paradieses störte. Rücken und Gelenke taten ihr bereits sehr weh. Ach, es war ein Kreuz mit dem Kreuz! Immer schwerer und schwerer tat sie sich mit dem Hochkommen nach der Gartenarbeit.

Bald schon würde sie rüberlaufen zu Abby. Nicht wirklich schnell, sondern eher in gebückter Haltung dahinschleichen. Abby war ihre Freundin, Abigail Stanton, die im Nachbarcottage wohnte. Auch sie lebte allein.

Es war bald Teatime, die Zeit für den geliebten Afternoon Tea. Und dieses urenglische Ritual pflegten die beiden Old Ladys fast täglich mit Hingabe. Man konnte dabei so herrlich dem Dorftratsch frönen. Hin und wieder wurde auch einmal jemand ausgerichtet. Doch die beiden waren niemals bösartig. Das entsprach nicht ihrem Gemüt. Die Gespräche waren stets höchst wohlwollend und empathisch. Stan, der freundliche Briefträger, versorgte sie immer mit Neuigkeiten, sodass es täglich etwas zu bereden gab.

Aber zurück zum Tee: Die englische Teezeremonie hat ihren Ursprung im Überseehandel Mitte des siebzehnten Jahrhunderts, als Tee in großen Mengen hauptsächlich aus China importiert wurde. Er war damals nur für die betuchte Oberschicht leistbar und galt daher als Statussymbol. Um 1750 wurden dann Teegärten auch für das gemeine Volk eröffnet, die im Gegensatz zu den Kaffeehäusern gleichwohl Damen besuchen durften. Später konnte sich dann auch die Mittelschicht sowie Arbeiter und Familien das begehrte Getränk leisten. Der Afternoon Tea wird einer Hofdame von Königin Victoria zugeschrieben.

Briten trinken fast ausschließlich schwarzen Tee, vorzugsweise unaromatisiert, obwohl der bekannte Earl Grey Tea nach einem Engländer benannt ist und mit dem Öl der Bergamotte aromatisiert wird.

Die beiden Nachbarinnen hatten da also dieses feste Tee-Ritual. Dabei gedachten sie ihrer geliebten Queen Elisabeth, die ihr großes Idol gewesen war. Manchmal gab es Shortbread oder Scones dazu. Dies ist ein flaches Gebäck und wird traditionell warm mit Butter, Konfitüre oder Honig gegessen zum Tee, vor allem mit Clotted Cream auch Streichrahm genannt.