Hedwig Courths-Mahler Großband 6 - Sammelband - Hedwig Courths-Mahler - E-Book

Hedwig Courths-Mahler Großband 6 - Sammelband E-Book

Hedwig Courths-Mahler

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Beschreibung

10 spannende Liebesromane lesen, nur 6 bezahlen!

Über 800 Seiten voller Romantik und Herzenswärme in einem Band!


Hedwig Courths-Mahlers "Märchen für Erwachsene", wie sie ihre Romane selbst nannte, sind ebenso zeitlose Klassiker wie die Themen, die sie behandeln: die Liebe, ihre Gefährdung und deren Überwindung, die Verwirrung der Gefühle und der Weg zum Glück.

Seit über 100 Jahren verzaubert sie ihre Leserinnen und Leser mit ihren wundervollen Geschichten immer wieder neu, und mit einer Gesamtauflage von über 80 Millionen Exemplaren gilt Hedwig Courths-Mahler heute als DIE Königin der Liebesromane.


Großband 6 enthält die Folgen 51 - 60.


Zehn Geschichten, zehn Schicksale, zehn Happy Ends - und pure Lesefreude!

Jetzt herunterladen und sofort eintauchen in eine heile Welt, in der die Liebe noch regiert.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 1710

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotiv: shutterstock/Irinia Alexandrovna ISBN 978-3-7325-6941-0

Hedwig Courths-mahler

Hedwig Courths-Mahler Großband 6 - Sammelband

Inhalt

Hedwig Courths-MahlerHedwig Courths-Mahler - Folge 051Als der reiche Franz Hagen seine Tochter Melanie bittet, den Erben seines Geschäftspartners zu ehelichen, bricht für das junge, bildhübsche Mädchen eine Welt zusammen. Es ist ihr unmöglich, einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebt, nie lieben wird - weil ihr Herz eben schon längst einem anderen gehört, von dem sie aber nicht weiß, wer er ist und wo er lebt. Verzweifelt wehrt sich Melanie gegen die geplante Verbindung - doch umsonst. Ihr strenger Vater beharrt auf seinem Willen. Und so steht sie eines Tages vor dem Mann, den sie mehr zu hassen glaubt als alles auf der Welt ...Jetzt lesen
Hedwig Courths-Mahler - Folge 052Um die väterliche Firma vor dem Ruin zu retten, heiratet Lothar Hochberg die schöne Traude, Tochter des reichen Kommerzienrats Falkner. Er schätzt ihre Güte und Anmut, aber lieben kann er sie nicht. Denn mit jeder Faser seines Herzens zieht es ihn zu Maria Kastner und ihrem gemeinsamen Kind Lori. An seinem Hochzeitstag erhält Lothar dann die schreckliche Nachricht, dass seine über alles geliebte Maria sich das Leben genommen hat. Nur die kleine Lori ist ihm geblieben. Jeden Donnerstag geht er heimlich seine Tochter besuchen, ohne zu wissen, dass Traude sein großes Geheimnis kennt. Doch mit unendlicher Geduld und Kraft nimmt sie den Kampf um die Liebe ihres Mannes auf ...Jetzt lesen
Hedwig Courths-Mahler - Folge 053Als Doktor Rudolf Hagmeister sein neues Domizil bezieht, kann er es immer noch nicht recht fassen, dass er nun der stolze Besitzer von Gut Lengwitz ist. Bis vor wenigen Wochen musste er jede Arbeit annehmen, um ein wenig Geld zu verdienen. Da erhielt er plötzlich die überraschende Nachricht, dass sein verstorbener Onkel ihn zum Alleinerben bestimmt hat. In nächster Nachbarschaft von Rudolfs Besitz liegt das Herrenhaus von Glützow, das in der ganzen Umgebung nur "die Jungfernburg" genannt wird. Herrin dieses Anwesens ist Mona von Glützow, an die Rudolf schon bald sein Herz verliert. Auch die schöne Mona findet Gefallen an dem jungen Doktor - bis eines Tages ein Gerücht zu ihr dringt, das sie an Rudolfs Ehrlichkeit zweifeln lässt ...Jetzt lesen
Hedwig Courths-Mahler - Folge 054Die Stiefschwestern Nora und Ruth Rupertus leben in einer eleganten Villa in Berlin. Sie sind beide noch unverheiratet. Dabei hat sich vor allem um Nora schon mancher Mann beworben, denn sie gilt allgemein als reiche Erbin. Niemand ahnt, dass in Wahrheit Ruth von ihrer Mutter unermesslich viel Geld geerbt hat. Die Schwestern selbst tun nichts, um den Irrtum aufzuklären, auch nicht, als der völlig verarmte Gutsherr Arnold von Rautenau in ihr Leben tritt. Er ist nach Berlin gekommen, um sich eine reiche Frau zu suchen...Jetzt lesen
Hedwig Courths-Mahler - Folge 055Jahrelang hat Erika Valsen ihre kranke Mutter pflegen müssen. Deshalb war es ihr unmöglich, einen Beruf zu erlernen. Nun aber ist die Mutter gestorben, und Erika muss sich nach einer Stellung umsehen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Eines Tages liest sie ein Inserat, in dem eine Haushaltshilfe gesucht wird. Sie bewirbt sich - und wird angenommen. Als Erika zum ersten Mal das Haus Riedinger, in dem sie in Zukunft leben und arbeiten soll, betritt, ahnt sie noch nicht, dass sie schon bald im Mittelpunkt dramatischer Ereignisse stehen wird ...Jetzt lesen
Hedwig Courths-Mahler - Folge 056Auf der Reise nach Rosenhof, wo sie eine neue Stellung antreten wird, teilt die bezaubernde Astrid Holm ihr Abteil mit einem Mann, der sie sofort fasziniert. dass ihn ein Geheimnis umgibt, erfährt das junge Mädchen bald nach der Ankunft. Der Mann ist Harald Rodeck, Schlossherr von Rautenfels. Die Dorfbewohner nennen ihn "Ritter Blaubart", seit er eines Nachts zwei verschleierte Frauen in sein Schloss brachte und sie darin verborgen hält. Hat er sie aus Indien, wo er viele Jahre lebte, mitgebracht? In welchem Verhältnis steht Rodeck vor allem zu der einen, deren Schreie zeitweilig durch den stillen Schlosspark dringen? Je mehr sich Astrid bewusst wird, dass sie Rodeck liebt, desto brennender beschäftigen sie diese Fragen - bis sie eines Tages Zeugin eines erschütternden Vorfalls wird ...Jetzt lesen
Hedwig Courths-Mahler - Folge 057Für Wolf von Gernrode bricht eine Welt zusammen, als er miterleben muss, wie das elterliche Gut unter den Hammer kommt. In fremden Diensten muss er nun sein Dasein fristen. In Gestalt der schönen, verarmten Sibylle von Niederhoff scheint das Glück zu ihm zurückzukehren. Doch diese skrupellose und geldbesessene Frau fügt ihm tiefen Schmerz zu. Wie dankbar ist Wolf da seinem Schicksal, als es ihm die junge, liebreizende Liselotte von Schönburg-Buchenau zuführt. Wird er an ihrer Seite das ersehnte Glück finden? Oder wird Sibylle es nicht ertragen, dass Wolf für sie für immer verloren ist? Wird sie Rache suchen?Jetzt lesen
Hedwig Courths-Mahler - Folge 058Einst war die Fürstin Ranzow eine umschwärmte Frau. Nun aber ist sie alt geworden, und keiner kümmert sich mehr um sie. Da sie sehr wohl fühlt, dass sie auf niemanden mehr anziehend wirkt, sucht sie einen Menschen an sich zu fesseln, der die Aufmerksamkeit und das Interesse der Gesellschaft wieder auf sie lenkt. Diesen Menschen findet sie in der bezaubernden Lottemarie Dörner, die schon bald ihre Gesellschafterin wird. Fürstin Ranzow liebt Sensationen und Intrigen über alles. Deshalb soll ihr Neffe, Fürst Egon Ranzow, Lottemarie kennenlernen. Wird der skrupellose Lebemann sich für das hübsche Mädchen interessieren? Ob die junge Lottemarie bei diesem Spiel in Gefahr gerät, ihr Herz zu verlieren, ist der Fürstin dabei völlig gleichgültig...Jetzt lesen
Hedwig Courths-Mahler - Folge 059Bettina Störrensen hat schon viel Schweres erlebt. Ihr Vater starb sehr früh, ihr Bruder erschoss sich, weil er eine Ehrenschuld nicht einlösen konnte und schließlich ging auch die Mutter von ihr. Nun lebt das schöne junge Mädchen im Haus der reichen Kaufmannsfamilie Aßmann. Aber leicht hat Bettina es dort auch nicht. Sie wird ausgenutzt und beschimpft, vor allem von der Herrin des Hauses, Adolfine Aßmann. Kein Wunder, das Bettina manchmal an ihrem Leben verzweifeln möchte, gäbe es da nicht ein sehr gütiges Herz, zu dem sie sich heimlich flüchten kann...Jetzt lesen
Hedwig Courths-Mahler - Folge 060Bei einer Reise durch Indien lernt Ronald Rittner die bezaubernde Tänzerin Maja Ravi kennen, die sehr schnell Gefallen an dem stattlichen Deutschen findet. Doch Ronald hat sein Herz bereits an die schöne Djuna Dana verloren, die er bald darauf heiratet. Kurz nach der Hochzeit erkrankt Djuna an Tuberkulose. Nun ist für Maja der Zeitpunkt gekommen, sich an dem Deutschen zu rächen, der sie einst verschmäht hat. Sie besorgt ihm ein Mittel, das Djuna retten soll. Doch zwei Monate später stirbt Ronalds Frau und Maja gesteht dem verzweifelten Mann, dass das angebliche Heilmittel Gift war. Verbittert und von Schuldgefühlen gepeinigt, kehrt Ronald nach Deutschland zurück - in der vergeblichen Hoffnung, in der Heimat Vergessen zu finden...Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Ich liebe einen anderen

Vorschau

Ich liebe einen anderen

Ein spannender Roman um die Lüge eines enttäuschten Mädchens

„Du kennst nunmehr meinen Willen, Lanie, und wirst dich danach richten.“

Verzagt sah Lanie zu ihrem Vater auf, dessen Gesicht weder väterliche Güte noch Liebe verriet, sondern nur seine despotische Energie.

„Aber, lieber Vater, ich kenne diesen Herrn Gunter doch gar nicht, habe ihn noch nie gesehen und weiß nichts von ihm, und er weiß nichts von mir.“

„Das wird alles nachgeholt werden. Er ist ein ehrenwerter, sehr ansehnlicher und hochgebildeter Mann, das habe ich dir schon gesagt. Und das genügt vollständig. Du kannst dich schon auf mich verlassen, ich habe dir wirklich einen Gatten ausgesucht, mit dem du zufrieden sein kannst.“

Sie wurde immer blasser und verzagter.

„Herr Gunter wird sich, wenn er wirklich so ehrenwert ist, wie du sagst, dafür bedanken, sich eine Frau aufnötigen zu lassen, von der er nichts weiter weiß, als dass sie die Tochter eines reichen Mannes ist.“

Ein kühles Lächeln flog über das Gesicht des Vaters.

„Du irrst dich, er kennt dich ganz genau, schon lange und – er liebt dich.“

„Das ist doch unmöglich, ich bin nie mit ihm zusammengetroffen. Wie könnte er mich da lieben? Das sagt er wohl nur, um nicht zugeben zu müssen, dass er mich aus Berechnung zu seiner Frau machen will.“

„Unsinn, Berechnung von seiner Seite kommt ebenso wenig in Frage wie von der deinen. Er weiß, dass seinem Onkel an einer Verbindung zwischen ihm und dir viel gelegen ist; er hat gleich mir den Wunsch, dass sein Neffe dich heiratet, weil unsere beiderseitigen Unternehmungen dann zusammengelegt werden können. Darein würde er sich vielleicht auch fügen, wenn er dich nicht liebte. Er ist seinem Onkel außerordentlich verpflichtet, weil er ihm alles zu verdanken hat. Zum Überfluss liebt er dich noch.“

„Zum Überfluss?“, fragte sie leise, klagend.

„Nun ja, nach meiner Ansicht. Er kennt dich schon lange, wie er mir gesagt hat.“

Sie schüttelte den Kopf.

„Wie könnte das sein?“

„Das lass dir gelegentlich von ihm selber sagen. Für mich ist das ziemlich unwichtig.“

„Aber ich liebe ihn doch nicht, Vater, kenne ihn nicht. Du wirst mich doch nicht zu dieser Heirat zwingen wollen!“

„Ich hoffe, du wirst vernünftig genug sein, ohne Zwang einzuwilligen. Was du in deiner idealen Schwärmerei, einem Erbteil deiner verstorbenen Mutter, für Ansprüche stellst, ist Unsinn! Es genügt, dass zwei Menschen gesund sind, auf der gleichen Bildungsstufe stehen und den guten Willen haben, sich einander zu fügen. Damit sind alle Möglichkeiten für ein ersprießliches eheliches Verhältnis gegeben. Solche Ehen gehen zumeist besser aus als die aus übergroßer Leidenschaft geschlossenen. Deine Mutter und ich heirateten gleichfalls auf Wunsch unserer Eltern und haben eine sehr gute Ehe geführt, wenn wir auch ziemlich verschiedene Charaktere waren.“

Lanies Augen sahen groß und ernst zu dem Vater auf. Es schwebte ihr auf der Zunge, ihn zu fragen: Hast du wohl eine Ahnung, wie unglücklich und unbefriedigt meine arme Mutter in ihrer Ehe war, weißt du, dass sie so früh gestorben ist, weil ihre Lebenskraft in dieser Ehe gebrochen wurde, in der nur du Befriedigung fandest; weil dein hartes, kaltes Herz nicht mehr verlangte? Aber sie hielt diese Frage zurück. Nein, das konnte sie dem Vater nicht sagen, dazu fehlte ihr der Mut, denn er hatte auch ihre Lebensenergie gebrochen durch seine Härte, und die Mutter hatte sie gelehrt, den Vater zu fürchten.

Einen Moment wurde ihr Vater unsicher unter den großen, ernsten Blicken seiner Tochter. Als sie aber stumm blieb, richtete er sich jäh auf. „Also, die Sache ist erledigt. Geh jetzt in dein Zimmer, sei vernünftig und denke, dass ich dein Bestes will. Reichtum ist gleichbedeutend mit Macht, und wenn mein Vermögen sich mit dem des Onkels deines zukünftigen Gatten paart, dann werdet ihr eines Tages zu den reichsten Leuten der Stadt gehören. Morgen Vormittag kommt Werner Gunter und hält um deine Hand an, und du wirst ihm dein Jawort geben.“

Lanie wollte etwas antworten, aber unter dem harten, drohenden Blick ihres Vaters schlossen sich ihre Lippen, und sie ging still hinaus.

In ihrem Zimmer angelangt, fiel sie wie kraftlos in einen am Fenster stehenden Sessel und starrte mit leeren Augen in den großen, schönen Garten hinaus, der von allen Seiten das vornehme Haus ihres Vaters umgab.

Ihre Gedanken irrten angstvoll umher. Was sollte sie beginnen? Wie konnte sie diesem Verhältnis entgehen? Gegen den Willen des Vaters etwas zu tun, war sie ganz und gar nicht gewöhnt! Immer war im Haus alles nur nach seinem Willen gegangen, auch als die Mutter noch lebte. Dass sie ihr so früh genommen wurde – wie traurig war das! Bei der Mutter hätte sie Verständnis gefunden, auch wenn sie ihr nicht hätte helfen können. Aber es war doch unmöglich, dass sie einen Mann heiratete, den sie nicht liebte, nie würde lieben können – weil ihr Herz eben schon längst einem anderen gehörte. Mit diesem anderen hatte sie freilich noch niemals ein Wort gewechselt, sie kannte nicht einmal seinen Namen, wusste nicht, wer er war und wo er lebte.

Mit der Mutter hatte sie kurz vor ihrem Tod ein Ostseebad aufgesucht, weil sie dort ihre Nerven kräftigen sollte. Und diese vier Wochen an der Ostsee waren die schönsten, herrlichsten ihres jungen Lebens gewesen, weil sie täglich den Mann sehen durfte, dem ihr Herz gleich beim ersten Sehen entgegengeflogen war, dessen Augen sie jedes Mal mit einem seltsamen Aufleuchten gegrüßt hatten und der ihr, sozusagen, überall begegnet war. Da sie aber mit der Mutter sehr zurückgezogen gelebt hatte, war es nie dazu gekommen, dass sie einander vorgestellt wurden. Aber eines Morgens, kurz bevor sie mit der Mutter abreiste, hatte ein Rosenstrauß in ihrem Strandkorb gelegen, und daran war ein Zettel befestigt gewesen, auf dem nichts weiter stand als: auf Wiedersehen!

Sie wusste sofort, dass diese Rosen von „ihm“ kamen und dass „er“ diese Worte geschrieben hatte. Leise hatte sie die Lippen auf die Blumen und auf den Zettel gedrückt, und beides hatte sie aufbewahrt. Und jetzt erhob sie sich und holte ein kleines Kästchen herbei, in dem sie Rosen und Zettel verwahrt hatte. Tränen schossen ihr in die Augen, als sie auf diese einzigen Zeichen einer großen, heimlichen Glückseligkeit herabsah. Und mit diesem Gefühl im Herzen sollte sie einem anderen Mann angehören? Was konnte sie tun, um diesem Schicksal zu entgehen?

Der Unbekannte war aus ihrem Leben verschwunden seit jenem Tag, an dem sie die Rosen gefunden hatte. Sicherlich war er abgereist! Und nie mehr hatte sie etwas von ihm gehört.

Bald darauf war sie mit der Mutter heimgekehrt. Deren Zustand hatte sich nicht viel gebessert, weil sie eben nicht den Willen zum Leben hatte. Schon auf der Rückreise hatte sie sich eine Erkältung zugezogen, und wenige Tage darauf war sie an einer Lungenentzündung gestorben. Mutter und Tochter hatten einen schmerzlichen Abschied voneinander genommen, aber die Mutter war gleichsam wie erlöst von dieser Welt gegangen, und als Lanie in ihr wachsbleiches Antlitz gesehen hatte, dünkte es sie, als spräche dieses Totengesicht: „Gönne mir den Frieden!“

Über der Trauer um die Mutter hatte sie alles andere zunächst vergessen. Der Mann, dem ihre Liebe gehörte, erschien ihr nur zuweilen im Traum. Seitdem aber der Schmerz um die Mutter ein wenig gemildert war, dachte sie wieder oft an ihn. Sie klammerte sich gleichsam an die Worte: Auf Wiedersehen!, die er ihr zurückgelassen hatte.

Aber mehr und mehr kam sie zu der Überzeugung, dass sie ihn nie wiedersehen würde. Und sie resignierte klaglos. Ihr wollte es scheinen, als werfe jene Begegnung zwischen ihr und ihm immerhin warme, helle Sonnenlichter auf ihren Weg. Ihr Vaterhaus erschien ihr nicht mehr so trostlos und öde, wie es durch die harte, kalte Art des Vaters geworden war, seit die Mutter nicht mehr als belebendes und wärmendes Element darin waltete. Einmal wenigstens war sie glücklich gewesen, mochte es sich auch nur um ein sehr bescheidenes Glück gehandelt haben.

Und nun sollte sie eines fremden Mannes Frau werden! Sie wusste, der despotische Wille des Vaters würde ihr keine Wahl lassen. Aber wie sollte sich ihr Leben in Zukunft gestalten? Von welcher Art war dieser fremde Mann, von dem sie nichts wusste, als dass er seit kurzem in das Geschäft seines Onkels eingetreten war, nachdem er die Handelshochschule besucht und eine Reise um die Welt gemacht hatte, um seine Kenntnisse zu erweitern? Jener Werner Gunter wollte sie lieben?

Das hatte er wohl nur vorgegeben, um nicht den Anschein kalter Berechnung zu erwecken. Immerhin war es ja möglich, dass er sie von weitem gesehen hatte, ohne dass er ihr aufgefallen wäre.

Aber genügte das, um jemanden lieben zu lernen?

Doch, wenn sie es recht bedachte, liebte nicht auch sie einen Mann, den sie bloß von weitem gesehen hatte, dem sie während einiger Wochen allerdings täglich begegnet war?

Also war es immerhin möglich, dass er sie liebte.

Aber gerade das war vielleicht das Allerschlimmste! Denn ganz gewiss würde sie ihn niemals lieben können, weil ihr Herz einzig und allein dem Mann gehörte, der ihr die Rosen geschenkt hatte.

Was sollte sie tun? Sie grübelte lange darüber nach, und plötzlich kam ihr ein Gedanke. Wie, wenn sie an Werner Gunter schrieb, noch ehe er vor sie hintrat, sie um ihre Hand zu bitten? Wenn sie ihm mitteilte, dass ihr Herz einem anderen gehöre? Wenn sie ihn ersuchte, von seiner Werbung abzusehen, weil sie ihn nicht lieben könne? Entschlossen richtete sie sich auf, ging an ihren kleinen, eleganten Schreibtisch und legte Papier bereit. Dann schrieb sie:

Sehr geehrter Herr!

Verzeihen Sie, wenn ich einen etwas ungewöhnlichen Schritt tue, indem ich diese Zeilen an Sie richte. Mein Vater hat mir gesagt, dass Sie morgen kommen würden, um mich um meine Hand zu bitten. Leider bin ich meinem Vater gegenüber sehr feige; ich wage nicht, mich gegen seinen despotischen Willen aufzulehnen. Aber ich kann nicht Ihre Frau werden, ohne Ihnen mitzuteilen, dass ich Sie nie werde lieben können. Da ich Sie nicht kenne, kann Sie das nicht kränken. Ich bitte, ich beschwöre Sie, von Ihrer Werbung abzusehen, ich appelliere an Ihre Ritterlichkeit. Wenn Sie mir nicht helfen, werde ich gezwungen sein, Ihre Hand anzunehmen, und – wir werden dadurch beide unglücklich werden. Bitte, verraten Sie meinem Vater nichts von diesem Schreiben; ich wusste mir nicht anders zu helfen. Meinen Dank im Voraus.

Melanie Hagen

Sie kuvertierte das Schreiben und rief dann die alte Dienerin herbei, die schon lange Jahre im Dienst ihrer Mutter gestanden hatte und die ihr treu ergeben war. Genau orientierte sie sie, dass sie sich in das Geschäftshaus Gunter begeben und dort nach Herrn Werner Gunter fragen solle.

„Du gibst nur an ihn persönlich diesen Brief ab, Emilie, und wartest auf Antwort. Falls er sagt, dass keine Antwort nötig sei, ist alles erledigt. Nimm dir gleich ein Mietauto, liebe Emilie, damit du nicht zu lange fort zu sein brauchst. Vater darf von nichts wissen. Vielleicht hängt mein Lebensglück davon ab, dass du alles gut besorgst.“

Emilie versprach alles und machte sich sogleich auf den Weg. Lanie wartete mit nervöser Unruhe auf ihre Wiederkehr.

***

Werner Gunter saß seinem Onkel in dessen Privatkontor gegenüber. Die beiden Herren hatten über die bevorstehende Werbung Werners um die Hand Lanie Hagens gesprochen. Nun erhob sich Werner, fasste die Hand seines Onkels und sagte herzlich:

„Jedenfalls danke ich dir sehr, lieber Onkel, dass du mir Gelegenheit gabst, Lanie Hagen erst einmal zu sehen, ehe du meine letzte Entscheidung fordertest. Bei allem Dank, den ich dir schulde, wäre es mir unmöglich gewesen, mir eine Frau an die Seite zu stellen, die mir unsympathisch gewesen wäre. Das ist aber bei Lanie ganz und gar nicht der Fall. Und deshalb gehe ich also morgen durchaus nicht widerwillig zu dieser Werbung, sondern freue mich sehr, dass ich mein Herz sprechen lassen und dir zugleich einen lange gehegten Wunsch erfüllen kann. Ich bin immerhin Kaufmann genug, um verstehen zu können, dass meine Verbindung mit Lanie für dich sowohl als für ihren Vater mit großen Vorteilen verbunden ist.“

Der alte Herr hatte mit ernsten Augen seinen Neffen angesehen.

„Ja, Werner, die Fusion unserer beiden Fabriken wird uns beide mit einem Schlag zu den leistungsfähigsten Unternehmen unserer Branche machen. Statt uns, wie bisher, Konkurrenz zu machen, vereinigen wir uns. Wir brauchen uns nicht mehr zu unterbieten, sondern können geschlossen vorgehen. Das ist für beide Teile sehr vorteilhaft. Aber zu alledem kommt noch ein anderer, rein ideeller Grund, der es mir lieb sein lässt, Lanie Hagen als Familienmitglied begrüßen zu können. Du sagtest mir, als ich dir zuerst meinen Wunsch offenbarte, du empfändest wenig Sympathie für Franz Hagen und wärst in Sorge, dass auch seine Tochter dir nicht sympathischer sein würde. Du batest mich, dich nicht eher entscheiden zu müssen, ehe du Lanie Hagen nicht wenigstens von Angesicht zu Angesicht gesehen hättest. Ich stimmte dir bei und freue mich sehr, dass sie dir nicht nur sympathisch, sondern sogar lieb geworden ist. Für ihren Vater hege ich, das sage ich dir ganz offen, gleichfalls keine Sympathien. Als Mensch gilt er mir nichts, er zählt für mich nur als Geschäftsmann. Es gab sogar eine Zeit, da ich ihn bitter hasste, denn er ist schuld daran, dass ich ein alter Hagestolz geworden bin und niemanden mehr auf der Welt besitze als dich, den einzigen Sohn meines Bruders.“

Überrascht sah Werner auf.

„Wie ist das gekommen, Onkel Georg?“

Der alte Herr zögerte eine Weile, dann sagte er heiser:

„Ich liebte Lanies Mutter; schon ehe sie die Gattin Franz Hagens wurde, gehörten unsere Herzen einander. Ich war damals ein armer Schlucker, hatte gerade erst versucht, mir eine Existenz zu gründen und steckte bis über den Hals in Schulden. Lanies Mutter wäre trotzdem gern die Meine geworden, denn wir liebten uns. Aber sie war schwach und sanft, und ihre Eltern brachten es fertig, uns zu trennen und sie mit Franz Hagen zu verheiraten, weil er schon damals ein reicher Mann war. ‚Reich sein, nur reich’ – das war der Wahlspruch von Lanies Großeltern. Dass ich es jemals dazu bringen würde, mich auf die gleiche Stufe zu erheben wie Franz Hagen, hätte man damals nicht geglaubt. Und Lanies Mutter hatte nicht die Kraft, sich gegen eine Verbindung mit Franz Hagen zur Wehr zu setzen. Obwohl ihr das Herz fast darüber gebrochen ist, wurde sie seine Frau und ist seit jenem Tag tief unglücklich gewesen. Lanie Hagen ist das treue Ebenbild ihrer Mutter, und sie ist meinem Herzen lieb und teuer geworden. Deshalb wird es mich glücklich machen, wenn sie als deine Frau in meinem Haus leben und mir die Zeit meiner Jugend in Erinnerung bringen wird, da ich mit ihrer Mutter einstmals auf ein gemeinsames Glück hoffte. Ich weiß, dass ihr Vater auch ihr gegenüber ein harter, kalter Egoist ist. Sie wird sich daher fügen müssen, ob sie will oder nicht, und deshalb wird sie dir morgen ihr Jawort nicht vorenthalten. An dir wird es sein, sie trotz alledem glücklich zu machen.“

Werners Augen glänzten auf.

„Ich hoffe, dass mir das gelingen wird, lieber Onkel, es wird mir Herzenssache sein. Und nun, da ich weiß, wie du ihr innerlich gegenüberstehst, dass du nicht nur geschäftlicher Vorteile halber danach trachtest, sie mit mir zu verheiraten, ist mir das Herz um vieles leichter. Wir wollen sie lieb haben, die arme, kleine Lanie, sie soll ein warmes Plätzchen an deinem Herd finden, soll die kalte Atmosphäre ihres Vaterhauses vergessen lernen.“

Die beiden Herren reichten sich mit einem guten, warmen Lächeln, das sie plötzlich einander sehr ähnlich machte, die Hände, worauf Werner seinen Onkel verließ und sich in sein eigenes Arbeitszimmer begab.

Gerade als er es betreten wollte, kam der Fahrstuhl herauf und hielt auf dieser Etage des großen Geschäftshauses. Der Liftjunge trat heraus und hinter ihm eine ältere Frau. Werner sah auf die beiden, und da meldete der Junge, dass die Frau Herrn Werner Gunter persönlich zu sprechen wünsche und ihm etwas übergeben wolle.

Forschend und etwas erstaunt öffnete Werner die Tür zu seinem Zimmer und machte eine Handbewegung, die die Alte zum Eintreten aufforderte. Sie folgte diesem Wink.

„Sie wünschen mich zu sprechen?“, fragte Werner ruhig.

„Ja, gnädiger Herr, ich soll Ihnen persönlich diesen Brief übergeben, und wenn Sie eine Antwort erteilen wollen, gleich darauf warten.“

Werner fasste nach dem Brief, ohne zu ahnen, von wem er kam, und lud Emilie durch eine Handbewegung ein, Platz zu nehmen. Dann trat er mit dem Brief ans Fenster, öffnete ihn und sah zuerst nach der Unterschrift.

Leicht zuckte er zusammen und las, was Lanie ihm geschrieben hatte. Eine Weile sah er nachdenklich auf das Briefblatt herab. Aber dann reckte er seine schlanke Gestalt straff empor und trat zu seinem Schreibtisch, um die Antwort abzufassen. Schon hatte er die Feder in der Hand, da warf er sie wieder hin und setzte sich vor seine Schreibmaschine, in die er einen Bogen einspannte. Und dann tippte er kurz entschlossen einige Zeilen, setzte seinen charakteristischen Namenszug darunter und kuvertierte den Brief.

„So, bringen Sie das dem gnädigen Fräulein mit einer Empfehlung von mir!“

Emilie erhob sich sogleich, sah noch einmal wie prüfend in das interessante, gut geschnittene Gesicht des jungen Mannes, das ihr sehr gefiel, und entfernte sich mit einigen Dankesworten.

Lanie hatte sie schon mit Ungeduld erwartet; als Emilie bei ihr eintrat und ihr den Brief reichte, fasste sie hastig danach.

„Ich danke dir, Emilie, du kannst gehen, ich bedarf deiner jetzt nicht weiter.“

Sobald Lanie allein war, öffnete sie mit zitternden Fingern das Kuvert. Sie wunderte sich nicht darüber, dass der Brief mit der Maschine geschrieben war. Unruhig flogen ihre Augen darüber hin und sie las:

Mein sehr verehrtes gnädiges Fräulein!

Bitte seien Sie mir nicht böse, wenn ich auf Ihren Wunsch nicht eingehen kann. Ich habe meinem Onkel mein Wort gegeben, morgen um Ihre Hand anzuhalten. Das muss ich also tun. Und wenn Sie nicht die Kraft haben, mir auf meine Werbung mit einem Nein zu antworten, so verspreche ich Ihnen, irgendwie dafür zu sorgen, dass Sie später von einer Verbindung mit mir zurücktreten können, ehe das letzte Wort gesprochen worden ist. Seien Sie dessen versichert, dass mir nichts höher steht als Ihr Glück, denn ich liebe Sie und hoffe, dass es mir gelingt, Ihre Liebe zu erwerben. Mit ergebenster Empfehlung

Ihr Werner Gunte

Lange starrte Lanie auf diese Zeilen herab. Es war seltsam, seine Versicherung, sie zu lieben, klang ihr trotz allem wahr und aufrichtig. Aber umso schlimmer! Sie musste ihm dann weh tun. Immerhin beruhigten sie diese Worte, und das war wohl Werner Gunters Absicht gewesen.

Tief atmete sie auf. Er wollte ihr wenigstens helfen, dass es nicht wirklich zu einer Verbindung zwischen ihnen kam, auch wenn sie morgen in Gegenwart ihres Vaters nicht die Kraft haben würde, ihn abzuweisen. Sicherlich hatte sie nicht umsonst an seine Ritterlichkeit appelliert. Dass es seine Pflicht war, das seinem Onkel gegebene Wort zu halten, sah sie ein.

Sie musste darüber nachgrübeln, ob es wirklich wahr sei, dass er sie liebe und wie das möglich sein könnte und wie und wo er sie gesehen haben wollte. Sie kam zu keinem Resultat. Aber sie sah nun dem kommenden Tag immerhin mit etwas mehr Ruhe entgegen. Ihrem Vater verriet sie selbstverständlich nichts von diesem kurzen Briefwechsel. Als sie mit ihm wie sonst beim Abendessen zusammensaß, rührte sie mit keinem Wort an die Unterredung, die er wegen ihrer bevorstehenden Heirat mit ihr gehabt hatte. Wohl aber schickte er sie zeitiger als sonst zu Bett.

„Du sollst morgen frisch aussehen, wenn dein Freier kommt. Und kleide dich entsprechend an! Dass du noch immer im Haus Trauerkleider trägst, ist wohl nicht mehr nötig.“

„Es war mir ein Bedürfnis, Vater.“

„Nun ja, ich habe dich auch gewähren lassen, wenn es für mich auch kein schöner Anblick war, dich immer wieder in schwarzen Kleidern zu sehen. Das Trauerjahr um deine Mutter ist nunmehr ja vorüber. Darum nimm etwas Rücksicht auf mich und kleide dich deinem Alter entsprechend. Zudem ist es nicht nötig, dass du deine Verlobung in Trauerkleidern absolvierst.“

Sie war sehr blass geworden. Aus seinem unerbittlichen Ton entnahm sie sehr wohl, dass ein Wehren gegen seinen Willen zwecklos sei. Sie war jedenfalls nicht der Mensch, einen offenen Protest zu wagen. Er machte ihr auch schon ein Zeichen, sich zu entfernen, und seufzend ging sie davon.

In ihrem Zimmer blieb sie wie kraftlos sitzen und starrte vor sich hin. Wie war es nur möglich, dass der Vater jede Willensregung in ihr unterdrückte! Sie war doch sonst nicht feige, aber ihm gegenüber versagte ihre Kraft wie unter einem machtvollen hypnotischen Einfluss. Wieder holte sie dann das Kästchen herbei, in dem sie die verwelkten Rosen und das Zettelchen von der Hand des Unbekannten verwahrte. Ach, warum konnte sie nicht vergessen, was sie für diesen fremden Mann empfand!

Mit brennenden Augen sah sie herab auf die beiden Worte: auf Wiedersehen! Über ein Jahr war nun schon vergangen, seit sie die Rosen und den Zettel in ihrem Strandkorb gefunden hatte. Und nie hatte sie wieder etwas von dem Mann gehört und gesehen, dem sie beim ersten Sehen schon ihr Herz geschenkt hatte. Wenn es ihm wirklich um ein Wiedersehen zu tun gewesen wäre, hätte er vermutlich längst Mittel und Wege gefunden, sie wiederzusehen und – sie kennen zu lernen. Was für sie ein schicksalbestimmendes Ereignis gewesen war, galt ihm wahrscheinlich nur als eine kleine, amüsante Episode; er hatte gelegentlich Blicke mit ihr gewechselt, ihr zuweilen auch ein Lächeln geschenkt. Einmal hatte er ihr sogar aus dem Wasser geholfen. Aber auch dabei war kein Wort zwischen ihnen gewechselt worden. Und doch war sie sich in jener Minute wunderbar beschützt und behütet erschienen. Ach, wie viel Sonne hatte in jenen Wochen ihr Leben erhellt! Aber das musste nun alles vorbei sein – sie musste, dem harten Willen des Vaters gehorchend, einem anderen Mann ihr Jawort geben und war ganz auf die Ritterlichkeit Werner Gunters angewiesen.

Müde und ergeben in ihr Schicksal ging sie zur Ruhe, aber ihre Gedanken suchten sehnsuchtsvoll den Mann ihrer Liebe.

Am nächsten Morgen erhob sie sich mit schweren Gliedern und müden Augen. Gehorsam suchte sie unter ihren Kleidern eines hervor, das dem Wunsch des Vaters entsprach. Es war ein schlichtes Kleid von blauer Farbe. Sie wusste nicht einmal, dass gerade diese Farbe sie vortrefflich kleidete. Lanie war keine klassische Schönheit; dazu war das Näschen etwas zu kurz und der blassrote Mund vielleicht ein wenig zu groß, aber die samtbraunen Augen waren wunderschön und gaben ihr einen beseelten Liebreiz. Die meisten Menschen, denen Lanie begegnete, hatten das Gefühl, als müsse man diesem jungen Geschöpf irgendetwas zuliebe tun, um das ihr eigene, reizende Lächeln zu wecken, das geradezu bezaubernd wirkte. Leider sah man es nur selten auf ihrem feinen Gesicht. Fast immer lag ein trauriger Ernst auf ihren weichen Zügen.

Ganz mechanisch kleidete sie sich an, und ihr war zumute, als sei sie ein Opfer, das sich selbst schmücken musste.

Wie immer nahm sie das Frühstück in Gesellschaft des Vaters ein, aber selbst heute nahm er kaum mehr Notiz von ihr als sonst. Sein kalter Blick flog nur kritisch über sie hin, aber anscheinend hatte er nichts an ihrer Erscheinung auszusetzen. Selbst er musste zugeben, dass seine Tochter einen lieblichen Eindruck machte. Aber es erfüllte ihn durchaus nicht mit väterlichem Stolz; er betrachtete sie eben wie ein Kaufmann seine Ware, die er günstig anbringen will. Er empfand nur eine gewisse kühle Zufriedenheit, dass diese Ware sich günstig präsentieren würde und er einen entsprechenden Preis fordern konnte.

Stumm und bedrückt nahm Lanie ihr Frühstück ein, und es überkam sie plötzlich der Wunsch, das Haus des Vaters verlassen zu können; für alle Zeit, um nicht mehr seinen kühl-wägenden Blicken ausgesetzt zu sein und nicht mehr in sein strenges, kaltes Gesicht sehen zu müssen. Hätte sie ihr Herz nicht an jenen fremden Mann verloren, würde sie sich vielleicht bedingungslos in eine Ehe mit Werner Gunter gefügt haben. Ach, sie sehnte sich so sehr nach ein wenig Liebe und Wärme.

Der Vater las, wie jeden Morgen beim Frühstück, seine Zeitung. Lanie musste ihm seine Weißbrotschnitten bestreichen, seine Tasse füllen und ihm überhaupt alles zurechtmachen, wie er es wünschte. Sie tat das auch gewissenhaft wie jeden Morgen, denn nichts fürchtete sie so sehr wie einen Tadel.

Als das Frühstück eingenommen war, erhob sich Franz Hagen, legte seine Zeitung zusammen und sah zu seiner Tochter hinüber.

„Du kannst dich vorläufig in deine Zimmer zurückziehen, bis ich Werner Gunter empfangen und das Nötigste mit ihm besprochen habe. Ich werde heute Vormittag zu Hause bleiben. Gib in der Küche Bescheid, dass wir zu Mittag zwei Gäste haben, denn es ist selbstverständlich, dass wir auch Herrn Georg Gunter zu Tisch bitten, um euer beider Verlobung vorläufig einmal im engsten Kreis zu feiern. Sobald du Werner Gunter dein Jawort gegeben hast, werde ich seinen Onkel anrufen und ihn zu uns bitten, denn es wird noch allerlei zwischen ihm und mir zu erörtern geben. Du kannst dich dann inzwischen mit deinem Verlobten über alles aussprechen, was dir nötig erscheint.“

Lanie krampfte die Hände zusammen.

„Vater, kann dich denn nichts bewegen, mir das zu ersparen?“, fragte sie leise.

Er zuckte die Achseln.

„Junge Mädchen müssen oft zu ihrem Glück gezwungen werden. Sei doch nicht so töricht! Ich habe dir doch bereits erklärt, dass und warum diese Verbindung stattfinden muss. Es steht zu viel Wichtiges auf dem Spiel, was du nicht einzusehen vermagst, und was ich dir auch nicht auseinander setzen kann. Es ist ausgeschlossen, dass ich mich durch eine törichte Mädchenlaune von meinem Ziel abbringen lasse. Lange genug habe ich meinen Plan, dich mit Werner Gunter zu verheiraten, schon hinausschieben müssen. Der sehr zur Unzeit eingetretene Tod deiner Mutter hat alles verzögert. Denn während der Trauerzeit wollte Werner Gunter aus übergroßer Rücksichtnahme nicht um dich anhalten. Deshalb hat sein Onkel ihn noch ein Jahr auf Reisen geschickt. Nun ist er endlich wieder zurück, und nichts steht mehr der Verwirklichung unserer Pläne im Weg. Glaubst du wirklich, dass ich mich durch törichte Mädchengrillen von meinem Weg abbringen lasse! Ich habe schon Angst gehabt, dass Werner Gunter durch dieses lange Hinauszögern von der Verbindung zurücktreten könnte, denn schließlich ist er eine begehrenswerte Partie. Aber, gottlob, er hat fest an dir gehangen, und du wirst einsehen, dass es nun kein Wenn und Aber mehr geben kann. Also – ich lasse dich rufen, wenn es soweit ist.“

Lanie wagte keine weiteren Einwendungen mehr, aber sie ging davon, als trage sie eine schwere Bürde auf den Schultern.

***

Werner Gunter hatte noch eine längere Unterredung mit seinem Onkel gehabt. Er hatte ihm Lanies Briefchen zu lesen gegeben, und die beiden Herren hatten sich mit großen, ernsten Augen angesehen. „Du ersiehst aus diesen Zeilen, lieber Onkel, dass Lanie Hagen sich zu einem für sie sehr gewagten Schritt entschlossen hat, indem sie mir diese Zeilen sandte. Jedes Wort darin atmet Angst und ist eine Bitte um Hilfe. Du wirst zugeben, dass sie nicht vergeblich an meine Ritterlichkeit appellieren darf. Noch hoffe ich ja, dass es mir gelingen wird, wenigstens ihr Vertrauen zu gewinnen, ich hoffe sogar, dass sie mir nicht gleichgültig gegenüberstehen wird. Denn in ihren Augen habe ich gelesen, dass auch sie mir gut ist. Ich war dir damals von Herzen dankbar, dass du mich nach jenem Ostseebad schicktest, in dem sie mit ihrer Mutter weilte, damit ich sie mir erst einmal ohne jede Verpflichtung ansehen könnte. Kaum hatte ich sie gesehen, so saß sie mir auch schon im Herzen, obwohl ich erst zwei Tage später in Erfahrung brachte, dass ausgerechnet sie diese Lanie Hagen war, die ich nach deinem Wunsche heiraten sollte. Sie lebte mit ihrer leidenden Mutter jedoch dermaßen zurückgezogen, dass es mir unmöglich war, auf unverfängliche Weise ihre Bekanntschaft zu machen. Und sie gehört, gottlob, nicht zu den jungen Damen von heute, die man ungeniert ansprechen kann. Als ich abreisen musste, legte ich ihr einen Rosenstrauß in ihren Standkorb und dazu einen Zettel, auf den ich schrieb: „Auf Wiedersehen“. Das erschien mir ihr gegenüber schon ziemlich kühn, aber ohne jedes Zeichen meines Interesses vermochte ich nicht von ihr zu gehen. Hoffentlich hat sie meine Blumen gnädig aufgenommen. Dass sie von mir kamen, musste sie wissen, meine Augen haben ihr oft genug verraten, wie lieb sie mir geworden war, und ich glaubte auch in den ihren zu lesen, dass ich ihr nicht gleichgültig war. Das Blut stieg ihr immer verräterisch ins Gesicht, sooft sie mich erblickte. Hoffentlich war das nicht Unwillen! Man kann das bei so zurückhaltenden Damen niemals wissen.“

Der alte Herr lächelte.

„Nun, ich kann mir schon vorstellen, dass ein junges Mädchen dich wohlgefällig ansieht. Schade, dass der Tod ihrer Mutter uns einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, ich hätte aufrichtig gewünscht, dass sie es noch erlebt hätte, ihre Tochter als Gattin meines Neffen zu sehen. Nun, es sollte nicht sein. Und das Wartejahr ist nun ja auch zu Ende gegangen und hat dir immerhin einen Gewinn gebracht.“

„Ja, Onkel Georg, die Weltreise, die ich machen durfte, hat mich außerordentlich gefördert. Ich habe viel gelernt und meinen Blick erweitert. Auch dafür bin ich dir Dank schuldig. Aber ich muss gestehen, dass ich in großer Sorge war, Lanie Hagen könnte inzwischen ihr Herz einem anderen Mann schenken.“

„Die Gefahr bestand wohl kaum, Werner. Wenn du Lanie kenntest wie ich, würdest du ganz unbesorgt gewesen sein. Während der Trauerzeit um ihre Mutter lebte sie völlig zurückgezogen, und ihr Herz ist von dieser Trauer so erfüllt gewesen, dass nichts anderes darin Raum hatte. Nun wollen wir nur hoffen, dass es ihr ergangen ist wie dir, dass sie ihr Herz an dich gehängt hat.“ „Wenn ich nur daran glauben könnte, Onkel Georg! Jetzt, nach Erhalt ihres Briefes, erscheint es mir plötzlich sehr zweifelhaft, ob ich sie für mich gewinnen kann, und das sage ich dir schon jetzt, Onkel: Habe ich mich in der Annahme geirrt, ich sei ihr ebenso lieb geworden wie sie mir, dann bin ich außerstande, sie zu zwingen, mir anzugehören. Du darfst mir dann nicht zürnen, aber unglücklich soll sie in keinem Fall werden, so, wie ihre Mutter unglücklich geworden war.“

Der alte Herr hob sein blasses, durchgeistigtes Gesicht zu ihm auf.

„Nein, Werner, das werde ich nicht von dir verlangen; mir liegt doch selbst daran, dass Lanie glücklich wird. Wir werden dann beide versuchen, ihr irgendwie zu helfen. Jedenfalls hältst du um ihre Hand an. Sie wird sie dir nicht verweigern, da sie durch deinen Brief beruhigt worden ist. Und ist sie erst einmal deine Braut, dann werden wir weitersehen. Wir haben dann gewissermaßen beide ein Recht, uns um ihr Wohl und Wehe zu kümmern. Dabei könnt ihr euch erst einmal gründlich kennen lernen, und, will’s Gott, gewinnst du doch noch ihre Liebe.“

Das hatten die Herren am Abend vorher besprochen. Nun machte Werner Gunter sich auf den Weg. Das Auto seines Onkels stand bereit, um ihn zum Ziel zu bringen. Mit klopfendem Herzen fuhr Werner am Portal der Hagenschen Villa vor und wurde ohne weiteres zu dem Hausherrn geführt.

Franz Hagen begrüßte den jungen Mann mit der liebenswürdigen Gewandtheit, die ihm, wenn er wollte, zur Verfügung stand. Schnell war alles Nötige gesagt, und Franz Hagen führte seinen Gast hinüber in den kleinen Salon.

„Bitte, nehmen Sie Platz, lieber Werner, ich werde Lanie jetzt herbeirufen lassen, und Sie können dann auch bei ihr Ihre Werbung vorbringen. Ich werde sie eine Weile mit Ihnen allein lassen, denn es ist wohl das Beste, wenn Sie ohne Zeugen Ihre Sache führen. Ein Dritter ist in einem solchen Fall immer lästig.“

Werner verneigte sich artig, und Franz Hagen schickte einen Diener zu seiner Tochter hinauf.

„Sagen Sie dem gnädigen Fräulein, Herr Werner Gunter bittet, ihr seine Aufwartung machen zu dürfen.“

Dann verabschiedete er sich lächelnd von Werner.

„Ich erwarte Sie nachher mit Ihrer Braut drüben in meinem Arbeitszimmer, lieber Werner. Alles Gute bis dahin!“

Damit ließ er den jungen Mann allein.

Werner war sehr froh, Lanie zuerst ohne Zeugen sehen und sprechen zu können, denn er wusste ja nicht, wie es auf die junge Dame wirken würde, wenn sie in ihm ihren Blickflirt aus dem Ostseebad erkannte. Mit brennenden Augen sah er nach der Tür, durch die er ihren Eintritt erwarten durfte. Er stellte sich so, dass alles Licht auf Lanie fallen musste, wenn sie ihn begrüßte, während sein Gesicht im Schatten blieb.

Endlich wurde die Tür geöffnet. Der Diener ließ Lanie eintreten und schloss die Tür wieder. Lanie war durch das volle Sonnenlicht, das ins Zimmer fiel, für den ersten Moment ein wenig geblendet, sie sah nur die hohe Männergestalt wie eine von hellem Lichtschein eingerahmte Silhouette.

Werner trat ihr entgegen, verneigte sich vor ihr und sagte herzlich:

„Mein hochverehrtes gnädiges Fräulein, ich danke Ihnen, dass Sie mir gestatten, Sie endlich persönlich kennen zu lernen.“

Zaghaft reichte sie ihm die Hand, noch immer durch die Lichtfülle geblendet.

„Ich habe zu danken, Herr Gunter – dafür – dass Sie meinen Brief so verständnisvoll aufgenommen haben.“

Er hatte sich über ihre Hand gebeugt und richtete sich nun, sich zugleich etwas zur Seite wendend, straff empor. So konnte sie ihn nun erkennen. Unwillkürlich zuckte sie zusammen und wurde totenblass. Mit großen Augen starrte sie ihn an, als träume sie, als fasse sie es nicht, dass er, der Mann, dem ihr Herz gehörte, ihr gegenüberstand.

„Ich habe mich gefreut, dass Sie mir Ihr Vertrauen entgegenbrachten gnädiges Fräulein“, sagte er mit leiser Erregung, denn er fühlte, wie fassungslos sie über seinen Anblick war.

Lanie machte eine hilflose Bewegung nach einem Sessel hin, ihn damit zum Platznehmen auffordernd, und sank selbst, wie aller Kraft beraubt, in einen anderen. Werner merkte, wie mühsam sie nach Fassung rang, und das erfüllte ihn mit froher Hoffnung. Nach Gleichgültigkeit sah ihr Verhalten jedenfalls nicht aus.

„Ich hoffe, mein gnädiges Fräulein, dass Sie mich wiedererkennen – und dass Sie mir verziehen haben, dass ich so kühn war, Ihnen als Abschiedsgruß eine Rosenstrauß in Ihren Strandkorb zu legen.“

Mit zitternder Hand strich sie sich über die Stirn. Wachte oder träumte sie? War das derselbe Mann, dem ihr junges Herz gleich beim ersten Sehen entgegengeflogen war? Saß er wirklich hier vor ihr?

Sie krampfte die Hände zusammen und wusste nicht, ob sie glückselig aufjauchzen oder in heiße Tränen ausbrechen sollte. Ihre Stimme zitterte, als sie leise sagte:

„Sie sehen mich allerdings sehr überrascht. Wie hätte ich denken können, Sie seien identisch mit dem Neffen des Herrn Gunter, des lieben, alten Freundes unseres Hauses.“

„Ich kann mir schon denken, dass es Sie überrascht, mein gnädiges Fräulein. Und ich will gleich ganz offen sein: Mein Onkel hatte, schon vor mehr als Jahresfrist, den Wunsch geäußert, ich möchte mich um Ihre Hand bewerben. Ich machte den Einwand, dass ich Sie ja gar nicht kenne. Da schrieb er mir: Die junge Dame reist mit ihrer Mutter an die Ostsee, dort kannst du sie unverfänglich kennen lernen oder sie wenigstens sehen. Und – ich reiste daraufhin umgehend an die Ostsee.“

Lanie war plötzlich zumute, als würde ihr Herz mitten durchgerissen. Sie glaubte, Werner Gunter habe sich die Braut, die man ihm aufdrängen wollte, erst einmal ohne jede Verpflichtung ansehen wollen. Mit einem Mal war ihr holder Traum zu Ende, dass der Zug des Herzens ihn und sie zusammengeführt habe, dass dieser Zug des Herzens seine Augen habe aufleuchten lassen, so oft er ihr begegnete.

Welch furchtbare Enttäuschung!

Er hatte sich lediglich die Ware betrachten, hatte sie erst kritisch prüfen wollen, ehe er sie kaufte. Gerade weil sie ihn liebte mit der ganzen Innigkeit ihres Herzens, erfüllte sie diese Erkenntnis mit einer tiefen Bitterkeit. Von keinem Mann wäre ihr das so demütigend, so beschämend erschienen wie gerade von ihm! Statt dass ihr Herz aufgejauchzt hätte bei der Erkenntnis, dass Werner Gunter, den ihr Vater ihr zum Gatten bestimmt hatte, der Mann war, den sie liebte, der, nach dem sie sich gesehnt hatte, erfüllte sie eine tiefe, schmerzvolle Traurigkeit, weil sie sich sagen musste, dass er sie nur als Objekt eines nüchternen Handels beaugenscheint hatte. Sie konnte nicht daran glauben, dass er sie lieb gewonnen habe, und sie hatte nur das eine heiße Bestreben, ihn nicht fühlen, ihn nicht merken zu lassen, dass sie ihn liebte. Die Scham darüber hätte sie vernichtet. Mit Aufwendung ihrer ganzen Willenskraft richtete sie sich auf und sagte kühl und ruhig:

„Soso – Sie kamen an die Ostsee, um mich unverbindlich zu betrachten. Nun kann ich mir allerdings erklären, was Sie mir immer wieder in den Weg führte. Ich verstehe nun auch, warum Sie mir die Rosen in meinen Strandkorb legten mitsamt dem verheißungsvollen: ‚Auf Wiedersehen!’ Ich konnte mir das gar nicht erklären.“

„Aber Sie zürnen mir nicht, mein gnädiges Fräulein?“

Ihr war, als müsse ihr das Herz brechen, aber sie sagte kühl:

„Wie sollte ich? Zwischen meinem Vater, Ihrem Herrn Onkel und Ihnen war ja längst abgemacht, dass durch eine Heirat zwischen uns … nein … erlassen Sie mir das Weitere!“ Sie schwieg eine kleine Weile und fuhr dann fort: „Ich habe mich, weil ich mir nicht anders zu helfen wusste, in meinem Schreiben an Ihre Ritterlichkeit gewandt und – tue das jetzt nochmals. Ich bitte Sie, helfen Sie mir dazu, dass nichts aus dieser Verbindung wird, denn ich – ja, ich muss es Ihnen sagen mein Herz gehört einem anderen Mann.“

Sie sah bei diesen Worten, die sie ihrem Mädchenstolz abrang, nicht auf und konnte also auch nicht bemerken, dass er tief erblasste. Ihr ging es nur um eines – sie konnte um keine Preis die ungeliebte Frau gerade dieses Mannes werden. Denn an seine Liebe glaubte sie jetzt weniger denn je.

Da es ganz still im Zimmer blieb, sah sie endlich zu ihm auf, aber da hatte er sich schon wieder in der Gewalt. Zwar war ihm plötzlich eine süße Hoffnung genommen worden. Aber zugleich wusste er auch, dass er jetzt nicht an sich denken durfte, dass er ihr helfen musste, um sie vor einer unglücklichen Ehe zu bewahren.

Trüben Blicks sah er sie an.

„Ich will nicht davon sprechen, mein gnädiges Fräulein, wie hart mich dieses Bekenntnis trifft, aber – wenn Sie einen anderen Mann lieben, muss ich mich bescheiden und meine Hoffnung, Ihre Liebe zu erringen, zu Grabe tragen. Sie sollen mir Ihr Vertrauen nicht umsonst geschenkt haben, ich werde mein Versprechen halten und werde Ihnen helfen, keine Ehe eingehen zu brauchen, zu der Sie wider Willen gezwungen werden sollen. Nichts liegt mir ferner, als mich Ihnen aufzudrängen, dazu – ja, dazu sind Sie mir viel zu lieb geworden. Verzeihen Sie, wenn ich dem noch einmal Ausdruck gab.“

Sie hielt seine Worte für eine schöne Redensart; zu ihrer Qual vermochte sie nicht an seine Liebe zu glauben.

„Ich danke Ihnen, dass Sie mir helfen wollen. Aber wie soll das geschehen? Ich bin mir bewusst, eine große Bitte damit auszusprechen, aber – ich weiß sonst keinen Weg.“

Er sah sie mit einem Blick an, der sie erzittern ließ.

„Wenn mir weiter kein Gewinn von dem allen bleibt, so doch der, dass ich Ihnen nützen, Ihnen helfen kann. Und ich bitte Sie, mir zu glauben, dass ich alles tun werde, was in meinen Kräften steht, um alles nach Ihren Wünschen zu ordnen. Ich hätte vielleicht daran zweifeln müssen, ob ich Ihnen zu helfen vermöchte – eben, weil ich meinem Onkel mein Wort gegeben habe, um Sie zu werben. Aber seit gestern weiß ich, dass mein Onkel in dieser Angelegenheit nicht nur das Geschäftliche berücksichtigen wird. Ihm liegt vor allen Dingen daran, Sie glücklich zu machen. Er hat sie sehr lieb.“

Sie sah ihn forschend an.

„Auch ich habe früher allerdings geglaubt, dass Herr Georg Gunter mir liebevoll gegenübersteht. Seit ich aber weiß, dass er mich mit meinem Vater zusammen einer geschäftlichen Sache opfern will, musste ich an dieser Liebe zweifeln.“

„Das dürfen Sie nicht tun – Sie sollten nicht so schnell an den Menschen zweifeln, die es gut mit Ihnen meinen.“

Das drang ihr wie ein schwerer Vorwurf ins Herz. Wahrscheinlich ahnte er, dass sie auch an ihm zweifelte, dass sie nichts als kalte, nüchterne Berechnung in seiner Handlungsweise sah. Und einen Moment tat es ihr Leid, ihn belogen zu haben, indem sie ihm sagte, dass sie einen anderen liebe. Aber dann presste sie doch die Lippen fest aufeinander. Was sollte er von ihr denken, würde sie ihm plötzlich ein solches Geständnis machen! Nein, nein, mochte er ruhig annehmen, dass sie einen anderen liebte, dann wusste er wenigstens, dass er sich keine Hoffnung mehr auf sie machen durfte. Vielleicht war er nicht so schuldig, wie sie annahm, vielleicht hätte sie sogar vertrauensvoll ihre Hand in die seine legen können – wenn sie ihn eben nicht so sehr geliebt hätte, dass sie lieber gestorben wäre, als seine ungeliebte Frau zu werden.

„Sie glauben also, dass Ihr Herr Onkel mir nicht so sehr zürnen wird wie mein Vater, wenn nichts aus unserer Verbindung wird?“

Er atmete tief auf.

„Sowohl mein Onkel als auch ich haben nur den einen Wunsch, Sie vor Unglück zu bewahren. Darin sind wir uns einig, davon dürfen Sie überzeugt sein!“

Das wäre sie nur allzu gern gewesen. Was hätte sie darum gegeben, an seine Liebe glauben zu dürfen! Wie wunderbar hätte sich dann ihr Schicksal gestaltet! Leider aber fehlte ihr dieser Glaube. Gleichwohl war sie nicht imstande, ihm ihre Hochachtung zu versagen, weil er sich so großmütig zeigte.

„Wenn Sie wüssten, wie froh es mich macht, dass Ihr Herr Onkel mir so gegenübersteht, wie Sie sagen! Ich hätte in Bezug auf ihn nur ungern umgelernt, denn meine Mutter hielt große Stücke auf ihn. Noch auf ihrem Totenbett sagte sie zu mir: Wenn du einen Menschen brauchst, der es treu und ehrlich mit dir meint, dann gehe zu Georg Gunter, grüße ihn von mir und sage ihm, dass ich dich zu ihm schicke. Er wird dir dann helfen, soweit es in seiner Macht steht.“

Er nahm sich vor, das seinem Onkel mitzuteilen, es würde ihn erfreuen.

„Ich glaube beinahe, mein gnädiges Fräulein, Ihre Frau Mutter hat meinen Onkel besser gekannt als Sie.“

Lanie lächelte ein wenig, und dieses zaghafte Lächeln stahl sich ihm ins Herz. Forschend sah er sie an.

„Um Ihnen wirklich ehrlich helfen zu können, gestatten Sie mir eine Frage: Steht zwischen Ihnen und dem Mann, dem Ihre Liebe gehört, noch ein anderes Hindernis als der Heiratsplan Ihres Herrn Vaters?“

Sie errötete tief, und er fand dieses Erröten so reizend, dass er es noch mehr als bisher bedauerte, sie nicht besitzen zu können.

„Ich – will Ihnen offen sagen, dass es, auch wenn – ich meine – zwischen mir und jenem Mann kann es niemals eine Verbindung geben wenn – ja – wenn ihm auch mein Herz gehören wird bis in den Tod“, erwiderte sie leise.

Irgendwie wurde ihm durch diese Worte das Herz etwas leichter. Er ersah daraus, dass Lanie nie einem andern angehören würde. War es nicht trotzdem möglich, sich mit der Zeit ihre Liebe zu erwerben? Er verneigte sich und sagte anscheinend ruhig:

„Dann braucht also auf diesen Mann keine Rücksicht genommen zu werden?“

Sie richtete sich wie in jäher Abwehr auf.

„Nein – er weiß gar nicht, dass ich ihn liebe, und wird es auch niemals erfahren. Bitte, sprechen wir nicht mehr von ihm!“

Wieder verbeugte er sich.

„Also gut, schalten wir ihn aus“, sagte er erleichtert. „Aber was soll nun geschehen? Ihr Herr Vater erwartet uns als Brautpaar in seinem Arbeitszimmer.“

Ein gequälter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht.

„Mein Gott, dass ich solche Angst vor meinem Vater habe“, stieß sie hervor, und was jetzt in ihren Augen stand, rührte ihn und weckte seine ganze schutzbereite Ritterlichkeit. Er beugte sich vor und erfasste ihre Hand. Dass sie leise in der seinen zuckte, spürte er sehr wohl, hielt es aber nur für einen Ausdruck von Furcht.

„Vertrauen Sie mir! Ich halte also jetzt in aller Form um Ihre Hand an, so, wie ich es meinem Onkel versprochen habe und wie Ihr Herr Vater es von mir erwartet. Wir müssen vor allen Dingen Zeit gewinnen. Geben Sie mir, bitte, vertrauensvoll ihr Jawort, so dass wir uns Ihrem Herrn Vater als Brautpaar vorstellen können. Ich werde ihn dann unter irgendeinem glaubhaften Vorwand bestimmen, unsere Verlobung vorläufig geheimzuhalten. Dadurch gewinnen wir Zeit, und ich kann mit meinem Onkel beraten, was geschehen muss und geschehen kann, um Ihnen trotzdem Ihre Freiheit zu erhalten. Ich bitte Sie, vertrauen Sie nicht nur mir, sondern auch meinem Onkel! Beherzigen Sie die Worte Ihrer sterbenden Mutter. Sie hat sehr wohl gewusst, dass Georg Gunter Ihres Vertrauens wert ist.“

Sie atmete tief auf.

„Ich will es tun, Herr Gunter, ich bin in der Tat von Herzen froh, dass ich dem alten Herrn erneut mein Vertrauen schenken darf. Wenn man so arm an Freunden ist wie ich, dann verliert man nicht gern einen davon.“

„Und – darf ich Sie bitten, auch mich wenigstens Ihrer Freundschaft wert zu halten?“

Einen Moment zögerte sie, aber dann huschte ein süßes Lächeln um ihren Mund. Ja, ach ja, ihn wenigstens zum Freund zu haben – das war schon Glück. Sie ahnte nicht, wie ihr Lächeln ihn entzückte, und streckte schnell die Hand nach ihm aus.

„Ja, o ja, ich spüre doch, dass Sie es gut mit mir meinen – ich danke Ihnen, dass Sie mir ein Freund sein wollen.“

Er küsste ihre Hand, und sie wusste nicht, ob sie vor Schmerz darüber, dass er sie nicht liebte, oder vor Glück über seine ihr gebotene Freundschaft weinen sollte. Nur eines wusste sie genau – dass sie jetzt vertrauensvoll ihr Schicksal in seine Hände legen durfte.

Neue Hoffnung regte sich in seiner Brust, dass es ihm in absehbarer Zeit vielleicht doch vergönnt sein könnte, Lanies Herz zu gewinnen.

Ach, was für eine Liebe mochte es sein, die sie für jenen „anderen“ empfand?

Jedenfalls war er ernstlich gewillt, den Kampf um ihren Besitz mit jenem anderen aufzunehmen. Er behielt ihre Hand in der seinen.

„Wollen Sie mich jetzt, als meine Braut, zu Ihrem Vater begleiten?“

Sie erhob sich sofort.

„Ich lege mein Schicksal vertrauensvoll in Ihre und Ihres Onkels Hand.“

Er musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um sie nicht in seine Arme zu reißen, sie an sein Herz zu nehmen. Aber ihr Vertrauen durfte nicht getäuscht werden.

Und so gingen sie beide zu Lanies Vater hinüber, stellten sich ihm als Brautpaar vor und nahmen, ohne mit einer Wimper zu zucken, seine Glückwünsche entgegen. Franz Hagen gönnte seiner Tochter sogar ein Lächeln, er war froh darüber, dass sie sich ohne jede Gegenwehr gefügt hatte.

Und dann ging er zum Telefon und klingelte Georg Gunter an.

„Lieber Freund, das Brautpaar und ich laden Sie herzlich ein, heute Mittag mit uns zu speisen.“

Georg Gunter sagte sofort zu. Wie Werners Werbung abgelaufen war, wusste er freilich nach diesen Worten Franz Hagens nicht, aber so viel stand wenigstens fest, dass Lanie jetzt in ein näheres Verhältnis zu ihm gekommen war. Er konnte und durfte sie nun mit Liebe und Fürsorge umgeben, und das war ihm zunächst die Hauptsache. Alles andere würde er später von Werner erfahren und mit ihm besprechen.

So erschien er dann zu Tisch in der Hagenschen Villa und war glücklich, das Kind seiner verlorenen Geliebten in seine Arme, an sein Herz nehmen zu dürfen. Dass sie ihn mit etwas bangen und unsicheren Augen ansah, merkte er wohl und entnahm daraus, dass noch nicht alles in Ordnung war. Auch ein verstohlener Blick, den er mit Werner tauschte, bestätigte ihm das.

Als dann bei Tisch der Hausherr davon sprach, dass nun die Verlobungsanzeigen versandt werden müssten, bat Werner dringend um vorläufige Geheimhaltung der Verlobung. Er habe besondere Gründe dafür und werde sie später seinem Onkel und auch seinem künftigen Schwiegervater mitteilen. Auch dabei sah Werner seinen Onkel bedeutungsvoll an. Der alte Herr begriff sofort und sagte ruhig:

„Selbstverständlich werden alle eure Wünsche berücksichtigt werden.“

Franz Hagen war verstimmt darüber und fragte, ob das unbedingt nötig sei. Man habe wegen des Trauerfalls die Verlobung schon lange genug hinausschieben müssen. Es sei nötig, dass nun sofort die geschäftliche Verbindung in die Wege geleitet werde, um die neuen Preistabellen schon gemeinsam ausarbeiten zu können. Darauf erwiderte Georg Gunter, der so gut wie Werner Lanies angstvollen Blick bemerkte, dem stehe absolut nichts im Weg, man könne gleich anfangen, gemeinsam zu arbeiten, es sei ja alles in Ordnung. Aber als Werner ihm wiederum einen warnenden Blick zuwarf, fügte er rasch hinzu: „Darüber sprechen wir morgen, lieber Hagen, es soll dann alles erledigt werden. Heute wollen wir nur an das Glück des jungen Paares denken.“

Da musste sich Franz Hagen zufrieden geben. Er vermutete im Stillen, dass Werner vielleicht noch irgendein Liebesverhältnis aus seiner Junggesellenzeit abbauen müsse und dass er deshalb die Geheimhaltung der Verlobung wünschte. Im Grunde war ihm das gleichgültig, wenn nur seine geschäftlichen Interessen nicht geschädigt wurden. Und so hatte er nichts mehr einzuwenden.

Georg Gunter hatte sehr wohl bemerkt, dass Lanie bei dieser Debatte abwechselnd rot und blass geworden war, und sah mit liebevoller Sorge in ihr Gesicht. Und als dabei ihr Blick flehend den seinen traf, wurde ihm das Herz warm. Ihm war, als sitze ihm seine verlorene Geliebte aus der Jugendzeit gegenüber.

Am Nachmittag verabschiedeten sich Onkel und Neffe, sich mit wichtigen Geschäften entschuldigend. Georg Gunter hielt Lanies Hand in der seinen, sah sie liebevoll an und sagte:

„Du wirst mir nun immer ein liebes Töchterchen sein, Lanie, und ich bitte dich, mich recht oft zu besuchen. Da du mit Werner in Zukunft in meinem Haus wohnen sollst, das viel zu groß ist für mich alten Mann, musst du dir alle Räume ansehen und bestimmen, wie sie für dich eingerichtet werden sollen. Morgen ist Sonntag, da bin ich den ganzen Tag zu Hause. Werner wird dich, wenn es dir recht ist, um elf Uhr abholen. Wir führen dich dann durch das ganze Haus, damit du dir alles recht überlegen kannst. Dein Vater kommt später, um mit uns zu speisen; ist es Ihnen recht, lieber Hagen, wenn ich diese Bestimmung treffe?“

„Gewiss, ich werde mich einfinden. Aber eines noch: Wir gehen jetzt ganz enge Verbindungen ein, und da meine ich, wir sollten im Verkehr untereinander das vertrauliche „Du“ gebrauchen.

Auch Werner hat mich bisher immer mit Sie angeredet, Das, meine ich, soll fortan aufhören.“

Es kostete Georg Gunter große Überwindung, den Mann, der ihn, wenn auch unwissentlich, um sein Lebensglück betrogen hatte, du zu nennen, doch er sah ein, dass das nicht zu umgehen war.

Werner hatte sowohl Franz Hagen als auch Lanie gegenüber jede direkte Anrede vermieden. Das ging nun nicht mehr. Auch er musste das Du anwenden; als er Lanies Hand zum Abschied in der seinen hielt, sah er sie bittend und zugleich beruhigend an.

„Also auf Wiedersehen morgen, liebe Lanie, ich hole dich pünktlich ab.“

Sie wurde dunkelrot, brachte es aber mit einiger Anstrengung ebenfalls fertig, ihn du zu nennen.

„Auf Wiedersehen, Werner, ich erwarte dich“, sagte sie leise.

Er drückte ihre Hand fest und warm in der seinen, so dass ihr wunderbar wohl und weh zugleich ums Herz wurde. Ein beruhigendes Gefühl, das ihr das Vertrauen zu diesem Mann einflößte, nahm von ihrer Seele Besitz. Sie wusste, ihre Sache war in seinen Händen gut aufgehoben. Ach, wie wunderbar wäre es gewesen, wenn sie hätte von seiner Liebe überzeugt sein dürfen! Dann wäre alles, alles gut gewesen. Aber gerade daran vermochte sie nicht zu glauben.

Als die Herren fort waren, verabschiedete sie sich schnell von ihrem Vater, ohne noch ein weiteres Wort für ihn zu haben. Bitter stieg es in ihrer Seele auf, dass er sie ungefragt seinen geschäftlichen Zwecken geopfert hatte. Immer hatte sie gewusst, dass der Vater sie nicht liebte, aber heute kam es ihr doppelt quälend zum Bewusstsein, dass sie nichts für ihn war als eine Ware, ein Ding ohne Seele, das man beliebig in andere Hände geben konnte.

***

Georg Gunter und sein Neffe hatten die Fahrt nach Hause schweigend zurückgelegt. Wegen des Chauffeurs, der durch die Glaswand vielleicht ein Wort hätte auffangen können, hatten sie nichts von Wichtigkeit besprechen wollen. Das Haus Georg Gunters lag am Flussufer; es war noch geräumiger als die Hagensche Villa. Es war im Barockstil erbaut und hatte einen großen Mittelbau und zwei ausgedehnte Seitenflügel. Georg Gunters Wunsch ging dahin, Werner solle mit seiner jungen Frau den westlichen Flügel bewohnen, während er selbst im östlichen Flügel blieb. Der Mittelbau enthielt im Erdgeschoss die Gesellschaftsräume. In der ersten Etage lagen die Gästezimmer, und im Obergeschoss befanden sich die Vorratsräume und Dienstbotenzimmer. Hier wohnte auch Frau Anna Viereck, die Haushälterin Georg Gunters, die schon seit zwanzig Jahren im Haus schaltete und waltete, denn sie hatte schon dem vorigen Besitzer gedient. Als Haus und Grundstück vor zehn Jahren in Georg Gunters Hände übergegangen waren, war Frau Anna Viereck gern auf ihrem Posten geblieben.

Und Herr wie Wirtschafterin hatten es keinen Moment bereut, sich aneinander gebunden zu haben. Sie kamen gut miteinander aus, wenn auch Frau Viereck sich gern etwas darauf zugute tat, dass ihr früherer Herr ein Baron und der ganze Zuschnitt seines Hauses vornehmer gewesen sei als jetzt. Gunter neckte sie zuweilen gutmütig mit ihrer „Vornehmheit“, was aber der gegenseitigen Freundschaft keinen Abbruch tat.