Heimat. Volk. Vaterland - Peter Zudeick - E-Book

Heimat. Volk. Vaterland E-Book

Peter Zudeick

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Beschreibung

Wir leben ganz offensichtlich in schwierigen und unsicheren Zeiten. Die Welt scheint auf dem Kopf zu stehen, zumindest ist sie aus den Fugen geraten. Damit ist die große Zeit der Betrüger, Lügner und Volksverdummer von rechts gekommen. Zu deren Strategie gehört auch die Besetzung von Begriffen, die zur emotionalen Grundausstattung vieler Menschen gehören. Worte wie "Volk", "Heimat", "Vaterland" werden - ideologisch aufgeladen und verkitscht - zu Kampfbegriffen gegen die Idee einer freiheitlichen, humanen, liberalen Gesellschaft. Dagegen tritt dieses Buch an: Wir dürfen den Rechten nicht das Begriffs-Arsenal überlassen, mit denen wir alle für dumm verkauft werden sollen.

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Seitenzahl: 222

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Ebook Edition

Peter Zudeick

Heimat. Volk. Vaterland

Eine Kampfansage an Rechts

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www.westendverlag.de

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

ISBN 978-3-86489-597-5

© Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2018

Umschlaggestaltung: Buchgut, Berlin

Satz und Datenkonvertierung: Publikations Atelier, Dreieich

Inhalt

Prolog: Wo sind unsre Lieder?
1 Heimat, süße Heimat
Heimatlieder
Linde, Bank, Brunnen
Heimatbewegung
Heimat bei den Nazis
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Das neue, alte Heimatlied
So schön war die Zeit
Heimat, neu betrachtet
Pop und Mundart
Gebündelte Zugehörigkeiten
Was allen in die Kindheit schien
Der neue Nazi
Linke Heimat
2 Süß ist der Name Vaterland
Kurzer Traktat über den Stolz
3 Das Volk ist nicht völkisch
Mythos ›Deutsches Volk‹
Volk und Nation
Nationalismus und Kaiserreich
Völkische Bewegung
Ein Volk – zwei Kriege (1914–1945)
Das Bett ist gemacht: Die Nazi-Zeit
Volkhaft, Volklich, Völkisch
Nach 1945: Zwei deutsche Völker
Kurzer Traktat über Werte und Leitkultur
Vorläufiger Befund
4 Anhaltendes Bocksgemurmel
Epilog: Wo wir uns finden wohl unter Linden
Literaturverzeichnis
Anmerkungen
Prolog: Wo sind unsre Lieder?
Kapitel 1: Heimat, süße Heimat
Kapitel 2: Süß ist der Name Vaterland
Kapitel 3: Das Volk ist nicht völkisch
Kapitel 4: Anhaltendes Bocksgemurmel
Epilog: Wo wir uns finden wohl unter Linden

Prolog: Wo sind unsre Lieder?

Es ist schon eine Weile her, 1968, da sang Franz Josef Degenhardt das Lied von unseren Liedern: »Wo sind eure Lieder, eure alten Lieder? Fragen die aus anderen Ländern, wenn man um Kamine sitzt, mattgetanzt und leergesprochen.« Wer Freunde »aus anderen Ländern« hat, kennt die Situation. Da wird gesungen, meist anglo-amerikanische Folklore, mal was Spanisches, was Französisches, und dann kommt die Frage nach unseren alten Liedern. Und man druckst rum. »Ja, wo sind die Lieder, unsre alten Lieder?«, fragt Degenhardt und antwortet: »Nicht für’n Heller oder Batzen mag Feinsliebchen barfuß ziehn, und kein schriller Schrei nach Norden will aus meiner Kehle fliehn.« Denn: »Tot sind unsre Lieder, unsre alten Lieder. Lehrer haben sie zerbissen, Kurzbehoste sie verklampft, braune Horden totgeschrien, Stiefel in den Dreck gestampft.«

Das gehörte zum Lebensgefühl vieler junger Menschen der Generation der Studentenrevolte: Was auch nur im Entferntesten von den Nazis kontaminiert war, konnte man nicht anfassen. Ein harmloses Studententrinklied wie Ein Heller und ein Batzen zum Beispiel erscheint nicht mehr so harmlos, wenn man weiß, dass es das Marschlied deutscher Soldaten war, die über europäische Nachbarländer herfielen. Wer einmal den Chant des Partisans der französischen Résistance in der Version von Yves Montand gehört hat, unterlegt mit Marschgeräuschen und dem »Heidi-Heido-Heida«-Gebrüll deutscher Soldaten, der kann das Lied nicht mehr unbefangen hören oder singen.

Die Lyrikerin Mascha Kaléko empfand ähnlich: »O Röslein auf der Heide, dich brach die Kraftdurchfreude. Die Nachtigallen wurden stumm, sahn sich nach sicherm Wohnsitz um, und nur die Geier schreien hoch über Gräberreihen.«

Diesen Gefühlen entspringt auch eine Neigung, alle möglichen anderen Traditionen unter Verdacht zu stellen, nur weil die Nazis sich ihrer bemächtigt hatten. Waren nicht alle alten Volkslieder irgendwie verdächtig, sämtliche Märchen und Mythen, die alten Erzählungen, die Begriffe für Hergebrachtes, die schönen Traditionen? Eben weil die Nazis sie so fabelhaft in ihre Ideologie einbauen konnten und weil sie so merkwürdig gut zu missbrauchen waren?

Das würde freilich heißen, sich von den Nazis das Sprechen und Denken vorschreiben zu lassen. Der Philosoph Ernst Bloch hatte als einer der Ersten auf die Gefahr einer solchen Haltung hingewiesen. »Warum sind die Nazis an die Macht gekommen?«, fragte er. Seine Antwort: Aufgrund ihrer erfolgreichen Propaganda. Und die Linken, die Kommunisten zumal, scheiterten im Kampf gegen die Nazis nicht zuletzt wegen ihrer ungeschickten, hölzernen Rhetorik. Das ist Blochs Kernthese.

1974, als Bloch fast 90 Jahre alt war, erinnerte er sich an ein Erlebnis im Berliner Sportpalast 1933, kurz vor dem Sieg Hitlers. Zwei Redner traten an, ein Kommunist und ein Nazi. Der Kommunist »fing an zu reden. Da kam alles vor: der Grundwiderspruch und die Durchschnittsprofitrate, die schwierigsten Partien aus dem ›Kapital‹ und immer neue Zahlen. Die Versammelten aber verstanden kein Wort und hörten ihm sehr gelangweilt zu. Der Beifall war mäßig und mehr als matt. Dann kam der Nazi, der sprach am Anfang sehr höflich: ›Ich danke dem Herrn Vorredner für seine lichtvollen Ausführungen. Und daraus können Sie schon etwas gelernt haben, bevor ich gesprochen habe. Was tun Sie denn, soweit Sie zum Mittelstand, zum kleinen Mittelstand gehören, in Büros arbeiten, z.B. als Buchhalterinnen oder Buchhalter – was tun Sie denn den ganzen Tag? Sie schreiben Zahlen, addieren, subtrahieren usw., und was haben Sie heute gehört von dem Herrn Vorredner? Zahlen, Zahlen und nichts als Zahlen. Sodass der Satz unseres Führers wieder eine neue Bestätigung gefunden hat, von einer unerwarteten Seite: Kommunismus und Kapitalismus sind die Kehrseiten der gleichen Medaille.‹ Dann eine wohleinstudierte Pause. Als die zu Ende war – sie hat ziemlich lange gedauert –, reckte sich der Bursche auf, in Nachfolge Hitlers hat er das gemacht, warf mit einem Mal die Arme in die Höhe und schrie mit Stentorstimme ganz langsam ins Publikum hinein: ›Ich aber spreche zu euch von Deutschlands Glück und Größe, und ich spreche in höherem Auftrag!‹ Sofort war der Stromkreis geschlossen: der Übergang zu Hitler.«1

Kennzeichen der linken Propaganda wäre demnach: viel Analyse, aber wenig, was in die Fantasie greift. Und das Erfolgsrezept der Nazi-Propaganda, davon ist Bloch überzeugt, war die Besetzung von Symbolen und Begriffen der Arbeiterbewegung. Bis ins hohe Alter hatte er noch beklagt, dass die Linke den Rechten ureigene Symbole und Begriffe kampflos überlassen habe.

Zu den Symbolen gehören: Rot als Farbe der Revolution, der 1. Mai als Weltfeiertag des Proletariats, der Maibaum, ursprünglich ein jakobinisches Freiheitszeichen, die Straße, der Aufmarsch und die aufsässigen Lieder – alles wird von rechts vereinnahmt, umgedeutet. »Was die roten Frontkämpfer begonnen hatten: den Wald von Fahnen, den Einmarsch in den Saal, genau das machten die Nazis nach.«2

Zu den originär linken Begriffen zählt Bloch: ›Arbeiter‹ und ›Arbeiterschaft‹, ›Heimat‹, ›Nation‹ und ›Vaterland‹. Ausdrücke wie diese versucht er immer wieder aus den Fängen der Reaktion zu retten, um mit den Begriffen nicht auch die Inhalte preiszugeben. Von Nazis besetzte Sprachräume, so sein Credo, müssten zurückerobert werden. Und er schreckt auch nicht vor ›Blut und Boden‹ und ›Führer‹ zurück. »Welch ein Magnet liegt für das Volk in dem Wort ›Blut und Boden‹, in dem Wort ›Führer‹, in der Unterscheidung der Menschen nach Rang, nicht allein nach dem Kapital.«3 Und schließlich: »Der ›Führer‹ ist eine kommunistische Parole gewesen. Spartakus ist doch ein Führer gewesen, zum Donnerwetter. Warum lässt man sich das Wort stehlen? Verdorben sind diese Worte durch Nazis.«4

Sogar das ›Dritte Reich‹ erklärt Bloch zu heimatlichem Gebiet, das die Linke wieder zurückerobern sollte: »Das bloße Wort schon hüllt den Kleinbürger ahnend ein.«5 Alte Bilder leuchten dabei auf, so Bloch, unvergessene Traditionen: »Der Terminus ›Drittes Reich‹ hat fast alle Aufstände des Mittelalters begleitet, er war ein leidenschaftliches Fernbild, und führte ebenso viel Judentum wie Gnosis mit sich, ebenso viel Revolte der Bauernkreatur wie vornehmste Spekulation.«6

Das schreibt Bloch noch in der Anfangszeit der faschistischen Herrschaft in Deutschland. Über dreißig Jahre später, in seinem Buch Atheismus im Christentum, schreibt er in anderem Zusammenhang: »Ein schädlich gewordener Name soll gewiss nicht mehr verwendet werden. Er erweckt sonst falsche, verwechselnde Meinungen, macht überflüssige Arbeit, diese wegzuschaufeln.«7

Das gilt mit Sicherheit auch für einige Begriffe, die Bloch ursprünglich vor dem Zugriff der Faschisten ›retten‹ wollte. Sie sind nicht mehr zu retten, sind längst zu Markenzeichen von Faschismus und Reaktion geworden, schleppen so viel Unrat mit sich, dass kein ›Wegschaufeln‹ mehr hilft. Das gilt ohne Zweifel für ›Blut und Boden‹8 und für das ›Dritte Reich‹. Ob es für den Begriff ›Führer‹ gilt, ist vermutlich eine Generationenfrage. Für viele ist das Wort so fest mit der Figur Adolf Hitler verleimt, dass auch da nichts mehr zu retten ist. Andere haben da weniger Probleme.

Aber was ist mit ›Heimat‹, ›Nation‹ und ›Vaterland‹? In solchen Begriffen steckt für Bloch nicht nur eine verzuckerte, verklärte und damit ›falsche‹ Vergangenheit, in die man sich angesichts der Bedrohung durch den Allesfresser Kapitalismus flüchtet, hinein in die Schwärmerei von den ›guten alten Zeiten‹, die von Linken verlacht und verspottet wurde, sondern: »Der Mensch ist nicht von heute oder gestern, sein Stamm ist alt. In diesen … sind Bilder eingekerbt, Reste aus fossiler Erfahrung oder verschollenem Aberglauben, doch sie verstehen von unten herauf zu glühen.«9 Das schrieb Bloch 1937. Später, im Jahre 1974. erklärte er dann: »Das haben die Nazis … auszubeuten gewusst. … Die Nazis … haben an die Vergangenheit appelliert: Das waren noch Zeiten, das waren noch Kerle, das waren Männer, die gehandelt haben, im Gegensatz zu den Dreckskerlen von Proletariern und der Schwatzbude in Berlin.«10

Die Parallelen zur heutigen Zeit sind offensichtlich. Es ist nicht so, dass wir es mit einer Wiederkehr der Nazis aus den Dreißigerjahren zu tun hätten. Die AfD ist insgesamt keine Nazipartei, auch wenn die wenigsten ein Problem damit haben, dass es Nazis in ihren Reihen gibt. Und es ist auch keine Katastrophe, dass eine rechtsgewirkte Partei in Landtagen und im Bundestag vertreten ist. Wenn AfD-Funktionäre ihren Erfolg als Anfang vom Ende der Ära Merkel und als Einstieg in eine andere Republik interpretieren, dann ist das aus ihrer Sicht verständlich. Und wenn manche Beobachter, Kommentatoren und Kritiker vom drohenden oder erhofften Ende der Politik raunen, wie wir sie kennen, dann muss auch das niemanden erschrecken.

Wenn damit nämlich gemeint ist, dass die AfD sich als dauerhafter Faktor am rechten Rand des politischen Spektrums eta­blieren wird, dann ist dem kaum zu widersprechen. Und das muss man auch nicht schrecklich finden. In gewisser Weise könnte die Bundesrepublik sich damit ehrlich machen. Denn die Verächter der Demokratie – ob nun tatsächlich politisch rechts oder nur verwirrt – wurden bislang gerne weggelogen, so als gehörten sie nicht zur Gesellschaft. Und nun wundert man sich, dass sie schon immer da waren.

Die AfD sammelt die ein, die immer schon gegen alles waren, aber selten einen Ort fanden, das zu artikulieren. Die immer die Faust in der Tasche gemacht haben. Die tatsächlichen oder vermeintlichen Verlierer, die Zukurzgekommenen; die Schlaumeier, die überall die Verschwörung derer ›da oben‹ gegen den kleinen Mann wittern. Leute, die früher entweder gar nicht oder aus Protest Splitterparteien gewählt haben.

Dazu kommen die klassischen Alt- und Neu-Nazis, Reaktionäre, Ultra-Konservative, denen das alles schön in den Kram passt, die ja auch nicht weniger werden. Dieses Potenzial reicht, um die AfD als Partei mit zweistelligen Ergebnissen zu stabilisieren, im Osten gerne auch mal über 20 Prozent.

Das ist aber nicht das Kernproblem. In den Parlamenten sind AfD-Politiker nämlich Regularien unterworfen, die weder für die üblichen Hasstiraden noch für den heldenhaften Kampf gegen ›das System‹ Raum lassen. Die Großkotz-Attitüde, das haben die Erfahrungen in einigen Landtagen gezeigt, wird schnell klein oder macht sich zusehends lächerlich.

Das Problem ist vielmehr ein mit Hass und Intoleranz aufgeladenes gesellschaftliches Klima, das den parlamentarischen Betrieb nicht weiter berührt, aber den Alltag der Menschen massiv beeinflusst. Das wirkliche Leben spielt sich nicht im Bundestag ab, sondern in Städten und Gemeinden, in Stadtvierteln, auf dem Land. Hier werden gleichermaßen die Pro­bleme mit der Integration von Flüchtlingen, Fremdenhass und Rassismus virulent. Wenn Flüchtlingshelfer permanent bedroht werden und wenn Bürgermeister entnervt und verängstigt ihre Ämter aufgeben müssen, weil sie von rechten Hetzern bedrängt werden, dann sind wir auf dem Weg in eine andere Republik.

Anstifter, Resonanzräume und Diskussionsforen für Hass und Hetze sind völkische und rassistische Organisationen wie beispielsweise die Identitären, die Ein-Prozent-Bewegung, die Patriotische Plattform, die Pro-Bewegung, die Reichsbürger und Pegida nebst zahlreichen Ablegern. Unterstützt werden sie von Zeitschriften wie Junge Freiheit und Compact und Internet-Portalen wie Politically Incorrect. Das heißt: Die Unzufriedenen und Verdrossenen, denen als Erklärung für ihre Situation der Hinweis auf den Sündenbock ›Flüchtling‹ ausreicht, haben mittlerweile ein weites Feld von Anregung und Bestätigung. Dabei sind die Räume zur massenhaften Selbstbestätigung – wie Twitter, Facebook und andere – noch nicht mitgerechnet.

Das Bemerkenswerte an dieser ›geistigen Situation‹ unserer Zeit ist dies: Trotz zunehmend unsicherer Verhältnisse im globalen Turbokapitalismus lebt ein Großteil der Deutschen – noch – in einigermaßen sicheren Umständen. Gleichwohl sind viele Menschen verunsichert. Terroranschläge, internationale Krisen und innere Sicherheit sind die Hauptgründe. Und die Flüchtlingskrise. Was auch sonst? Es wäre ja höchst merkwürdig, wenn eine solche gesellschaftliche Herausforderung die Bürger nicht verunsichern würde. Aber aus Unsicherheit folgt nicht, dass die Mehrheit der Bürger Flüchtlinge aus dem Land jagen will. Das sind nur diejenigen, die sich von Krisen oder Krisenpropagandisten dumm machen lassen und deren Ratlosigkeit im Zweifelsfall in Rassismus mündet.

AfD-Funktionäre, ihre Wähler und Sympathisanten mögen von der drohenden oder schon bestehenden Herrschaft der Scharia schwafeln, vom Kampf gegen das Kalifat in Deutschland, von der akuten Gefahr eines allgemeinen Verschleierungszwangs und dergleichen mehr. Solche Sorgen hat tatsächlich hat nur ein sehr kleiner Teil dieses Volkes.

Dieser droht aber zu wachsen, nicht zuletzt, weil traditionelle Begriffe rechts liegen gelassen werden. Aber nicht nur rechts. Wir müssen uns auch gegen den Missbrauch politischer Begriffe im Zuge des globalisierten, digitalisierten Kapitalismus wehren. Gerade weil wir in unsicheren und schwierigen Zeiten leben. Die Welt scheint auf dem Kopf zu stehen, sie ist aus den Fugen geraten, großes Durcheinander in Köpfen und Herzen. Es ist die hohe Zeit der Betrüger, Lügner und Volksverdummer.

Vor allem der Verdummungsstrategien der Rechten. Im Zuge der rechten Kritik am Kapitalismus werden hier Geschütze aufgefahren, die altbacken und reaktionär daherkommen, aber in Wahrheit nichts weiter als dreiste Besetzungen von Begriffen sind. Worte wie ›Heimat‹, ›Volk‹ und ›Vaterland‹ werden – ideologisch aufgeladen und verkitscht – zu Kampfbegriffen gegen die Idee einer freiheitlichen, humanen und liberalen Gesellschaft.

Ausgrenzung und Fremdenhass werden so zu Leitmotiven einer politischen Agenda, die behauptet, ›das Volk‹ zu vertreten. Sätze wie »Wir sind das deutsche Volk« und »Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen« hätten noch vor Kurzem als Ausgeburten eines wirren Geistes gegolten. Es sind die Kampfparolen von Alexander Gauland, der Führungsfigur der AfD.

Wir müssen – und wollen – nun nicht wie Ernst Bloch in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts auch Begriffe wie ›Blut und Boden‹ oder ›Führer‹ wieder positiv besetzen. Es gibt Wörter, die von den Nazis derartig beschmutzt wurden, dass sie nicht wiederverwendbar sind. Es ist nicht möglich, sie wieder reinzuwaschen. Aber es gibt – im Sinne Blochs – ›Kategorien des Irrationalen‹, die vor dem Zugriff der Rechten gerettet werden können. Immer eingedenk des richtigen Satzes: »Hat doch der Nazi nicht einmal das Lied erfunden, mit dem er verführt.«11

Heimat, Volk, Vaterland: Wir haben es mit Begriffen zu tun, die aus dem Bereich der Selbst-Verständlichkeit ins Mythisch-Irrationale gedrängt und so zu politischen Kampfbegriffen gemacht werden sollen. Bloch schreibt: »Nichts befreit vom Untersuchen der Begriffe, die der Nazi zum Zweck des Betrugs so verwendet wie entwendet hat.«12 Ob wir es nun mit wirklichen Nazis oder ›Beinahe-Nazis‹, ›So-gut-wie-Nazis‹, ›Nicht-entschieden-genug-von-Nazis-Distanzierern‹ oder mit marktradikalen Feinden der humanen Gesellschaft zu tun haben: Wir dürfen ihnen nicht das Begriffs-Arsenal überlassen, mit denen das ›Volk‹ für dumm verkauft werden soll.

1Heimat, süße Heimat

heimat,der geburtsort oder ständige wohnort;

das land oder auch nur der landstrich,

in dem man geboren ist oder bleibenden aufenthalt hat.

Brüder Grimm, Deutsches Wörterbuch

Das Wort ›Heimat‹ hat es in sich: Es tönt, es schmeckt, es riecht. Für jeden anders. Es verströmt und weckt Gefühle, Sehnsüchte. Es ist darin ganz persönlich, ganz privat. Und es kann muffig riechen, ranzig schmecken, bedrohlich spießig tönen. Dann wird es gleichsam öffentlich. So harmlos die Definition im Grimm’schen Wörterbuch auch klingen mag: ›Heimat‹ ist alles andere als harmlos. Emotional hoch aufgeladen, für ideologische Schlachten jederzeit einsetzbar, als politischer Kampfbegriff sowieso. Zur bayerischen Landtagswahl 2018, schrieb die Süddeutsche Zeitung, setzten alle Parteien auf Heimat: »Selbst die Grünen, die sich noch vor ein paar Jahren lieber den Mund zugeklebt hätten, als das Wort ›Heimat‹ auszusprechen.«1 So zugeklebt können die grünen Münder freilich nicht gewesen sein. Denn die Süddeutsche war schon sieben Jahre zuvor auf einen unerhörten Ausspruch des kulturpolitischen Sprechers der grünen Landtagsfraktion gestoßen: »Wir Grünen sind der politische Kern einer neuen Heimat-Bewegung!« Das war für die SZ höchst verwunderlich, denn: »Vor etlichen Jahren hätte sich ein bayerischer Grüner wohl eher die Zunge abgebissen, als das Wort Heimat in den Mund zu nehmen.«2 Ob nun zugeklebt oder abgebissen – irgendwie scheint die Wahrnehmung, dass von Heimat lieber nicht geredet werde, nie so ganz zu stimmen. Genauso wenig wie die, dass ›Heimat‹ nun ›plötzlich‹ ein Riesenthema sei.

Noch früher als die bayerischen Grünen haben sich die Bundesgrünen mit dem Thema Heimat beschäftigt, im großen Rahmen zum Beispiel auf der Kulturkonferenz der Bundestagsfraktion 2009 zum Thema ›Heimat. Wir suchen noch‹. Und auch in den aktuellen Debatten ist das Thema nicht vom Himmel gefallen. Nicht erst Anfang 2018, sondern schon bei den Landtagswahlen 2016 war Heimat ein Thema der Grünen, im Bundestagswahlkampf 2017 erst recht. Da hatte Bundespräsident Steinmeier in seiner Rede zum Tag der deutschen Einheit erklärt: »Die Sehnsucht nach Heimat, nach Sicherheit, Entschleunigung, Zusammenhalt und Anerkennung, dürfen wir nicht den Nationalisten überlassen.« Heimat müsse mehr sein als »Wir gegen die« und der »Blödsinn von Blut und Boden.« Und: »Wer sich nach Heimat sehnt, der ist nicht von gestern. Heimat weist in die Zukunft, nicht in die Vergangenheit.« Grünen-Chef Cem Özdemir lobte den Bundespräsidenten ebenso wie Katrin Göring-Eckardt. Mit einem kleinen Unterschied: Sie sprach von Liebe. »Wir lieben dieses Land. Das ist unsere Heimat. Diese Heimat spaltet man nicht. Für diese Heimat werden wir kämpfen.« Und handelte sich eine aufgeregte Debatte darüber ein, ob eine Grüne denn so etwas sagen dürfe. »Wer den Rechten ideologisch hinterherläuft, macht sie nur stärker. Das fängt bei der Sprache an«, twitterte der Sprecher des grünen Berliner Justizsenators. Die Grüne Jugend forderte »Solidarität statt Heimat« und schrieb: »Heimat ist ein ausgrenzender Begriff. Deshalb taugt er nicht zur Bekämpfung rechter Ideologie.«3

Eine muntere Debatte im Internet folgte, die zweierlei deutlich machte: Zum einen ist die Neigung, möglicherweise ›kontaminierte‹ Begriffe lieber zu vermeiden, nicht ohne Weiteres mehrheitsfähig. »Wer sich in seinem Denken und Reden davon abhängig macht, was Rechte geredet und gedacht haben, wird bald nichts mehr haben, was er denken und reden kann, weil die alles okkupieren«, heißt es da zum Beispiel. Und zum anderen gehen solche Diskussionen vielen einfach auf die Nerven: »Sonst haben diese Grünen keine Probleme? Macht mich fassungslos! Eine Heimat hat jeder. Das ist der Ort, an dem der Mensch sich wohlfühlt, geborgen fühlt.«4

Aber auch wenn solche Diskussionen nicht eben neu sind: Neu ist die Heftigkeit und Intensität, mit der sie geführt werden. Was eindeutig daran liegt, dass die Grünen – genau wie die anderen alteingesessenen Parteien – im Bundestagswahlkampf 2017 von AfD-Parolen wie »Unser Land, unsere Heimat« und »Hol Dir Dein Land zurück« kalt erwischt worden waren. Plötzlich glaubte man, sich irgendwie ›bekennen‹ zu müssen. Robert Habeck, inzwischen Vorsitzender der grünen Partei, erklärte, es reiche nicht zu sagen: »Wählt nicht die AfD!« Vielmehr müssten auch die Grünen sich trauen, »über Begriffe wie Heimat und Patriotismus zu reden, sie für uns zu reklamieren und sie zu definieren. Heimat ist der Raum, in dem wir leben, den wir gestalten, gleich, woher wir kommen. Heimat ist unser Zusammenleben.«5

Ja, eben. Sie müssen sich trauen. Denn obwohl die Grünen ihre eigene Geschichte, den Kampf für die Erhaltung der Lebensgrundlagen, gegen fossile Energieträger, gegen die Atomenergie als Kampf für die Heimat interpretieren könnten, haben sie am Ende doch überwiegend lieber die Finger davon gelassen. Das ›Wir suchen noch‹ war durchaus ernst gemeint und gilt für viele im Prinzip bis heute.

Für einige Aufregung sorgte im Dezember 2017 auch Sigmar Gabriel mit einem Beitrag im Spiegel mit dem Titel ›Sehnsucht nach Heimat‹. Er schreibt: »Ist der Wunsch nach sicherem Grund unter den Füßen, der sich hinter dem Begriff ›Heimat‹ hier in Deutschland verbindet, etwas, was wir verstehen, oder sehen wir darin ein rückwärtsgewandtes und sogar reaktionäres Bild, dem wir nichts mehr abgewinnen können?«6 Auch hier reichte schon die Tatsache, dass ein Sozialdemokrat den Begriff ›Heimat‹ (und dann gleich auch noch die ›Leitkultur‹) positiv definieren wollte, für Abwehrreflexe. Was aber in erster Linie daran lag, dass Gabriel diesen Artikel zur Generalabrechnung mit seiner eigenen Partei, zur Kritik an deren ›Abgehobenheit‹ nutzte.

Mindestens ein SPD-Spitzenpolitiker konnte Gabriels Argumenten einiges abgewinnen: NRW-Bauminister Michael Groschek bekannte, er sei »schon lange ein Fan des Begriffs Heimat«, den man – diese Argumentation hat sich inzwischen eingebürgert – nicht den Falschen überlassen dürfe. Und er kam auf die erstaunliche Idee: »Wir müssen die linke und fortschrittliche Heimatpartei sein.«7

Ein weiteres Zeichen für die Konjunktur von Heimat ist die Einrichtung von Heimatministerien. In Bayern gibt es seit 2013 eine Abteilung des Finanzministeriums mit dieser Bezeichnung, und da geht es zwar auch um Blasmusik und Trachtenvereine, aber eher noch um die Förderung und Stärkung des ländlichen Raums. Also um Strukturpolitik und um die Herstellung gleicher Lebensbedingungen in ganz Bayern. In erster Linie aber war das Heimatministerium ein Machtinstrument für Minister Söder. Er war jahrelang fleißig in der Provinz unterwegs, hat sich Bürgermeister und Landräte gewogen gemacht und ein CSU-Netzwerk geknüpft, das im Kampf um das Amt des Ministerpräsidenten ausgesprochen hilfreich war.

Als die nordrhein-westfälische Heimatministerin Ina Scharrenbach im Juni 2017 ins neue Amt kam, war sie in großer Verlegenheit, wenn sie gefragt wurde, was das denn sein soll, ein Heimatministerium. Um das herauszufinden, fuhr sie sechs Tage mit einer ›Heimattour‹ durchs Land, ließ Prominente wie den Volkstümler Heino als ›Heimatbotschafter‹ für NRW werben, veranstaltete einen Heimatkongress unter dem Motto ›Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen‹, bei dem sich prompt zeigte, in welche schwierige Nachbarschaft man bei diesem Thema geraten kann. Der ›Heimatbotschafter‹ Heino wollte sich nämlich erkenntlich zeigen und schenkte der Ministerin seine Platte Die schönsten deutschen Heimat- und Vaterlandslieder, 1981 erschienen, längst vergriffen.

Dummerweise finden sich auf dieser Rarität auch Schlager aus dem SS-Liederbuch, zum Beispiel das SS-Treuelied und das schauerlich-martialische Vaterlandslied von Ernst Moritz Arndt, in dem es unter anderem heißt: »Wir wollen heute Mann für Mann mit Blut das Eisen röten, mit Henker- und mit Knechteblut, o süßer Tag der Rache! Das klinget allen Deutschen gut, das ist die große Sache.« Das Lied war zwar ursprünglich eine Art Hymne in den Befreiungskriegen gegen Napoleon, aber es war bei den Nazis dann derart unter die Räder gekommen, dass eine demokratische Wiederbelebung schlicht unmöglich ist. Ein Musterbeispiel für ›zersungenes Erbe‹, so der Titel eines frühen Aufsatzes von Jost Hermand über das Deutschlandlied.8

Natürlich verwahrte sich die Ministerin entschieden dagegen, »in irgendeiner Weise mit der nationalsozialistischen Ideologie in Verbindung gebracht zu werden«. Was soll sie auch sonst tun? Das Problem ist nur, dass man sich beim Thema Heimat dreimal überlegen sollte, mit wem man sich ins Boot setzt.

Und natürlich betonte sie bei dem Kongress, dass Heimat nicht ausgrenzen dürfe, dass Zugezogene nicht ausgesperrt werden dürfen, sondern selbstverständlich dazugehören. Immerhin ist das ja nicht für alle Unionspolitiker selbstverständlich.

Dem soll auch die eigentliche Arbeit dieses Ministeriums dienen. Ein Investitionsprogramm heißt ›Integration im Quartier‹ und soll Städte und Gemeinden – es geht nicht nur um ländliche Räume – dabei unterstützen, ›Orte der Begegnung‹ zu schaffen, zu modernisieren und aufzuwerten. Das hört sich zwar immer noch sehr nach Verlegenheit an, aber es muss ja nicht schädlich sein. Ob es nützt, zum Beispiel als Heilmittel gegen AfD-Fieber, ist fraglich: Die Umfragewerte für die Rechtsfront stiegen zuletzt auch in NRW und in Bayern.

Was ein Heimatministerium im Bund soll, erscheint besonders rätselhaft. Im Internet wird kräftig gespottet: »Zum Mittagessen empfiehlt das Heimatministerium heute deutsche Hausmannskost!«, liest man da und: »Muss ich jetzt Dirndl tragen?« Zwar heißt das Ministerium gar nicht so, sondern immer noch Innenministerium, dem die Ressorts Bauen und Heimat zugeschlagen worden sind. ›Heimat mit Zukunft‹ steht im Koalitionsvertrag. Soll heißen, man will ›gleichwertige Lebensverhältnisse‹ in Städten und auf dem Land schaffen, in Ost und in West.

Das klingt sehr nach Volker Kauder, der im Frühjahr 2017 die Aufgaben eines Heimatministeriums so definiert hatte: den ländlichen Raum fördern, attraktiver machen, mit schnellerem Internet, mit Stipendien für Lehrer oder Ärzte, mit Führerschein für 16-Jährige, die ohne Auto nicht zu ihrem Ausbildungsplatz kommen könnten. »Das Land muss Heimat bleiben«, erklärte Kauder, es dürfe nicht nur in den Ballungsräumen aufwärtsgehen. Ulkigerweise kam er nicht auf die Idee, die Revitalisierung des öffentlichen Nahverkehrs in ländlichen Räumen zu fordern. Das wäre nämlich eine wirklich sinnvolle Maßnahme.

Vernünftigerweise müsste ein solches Ressort Struktur- oder Infrastrukturministerium heißen. In diese Richtung argumentiert Horst Seehofer auch. Es gehe nicht nur um Lederhosen und Dirndl, sondern eher »um die gleichwertigen Lebensbedingungen in allen Regionen Deutschlands.« Dagegen wäre natürlich nichts zu sagen. Nur ist das Etikett ›Heimat‹ dann umso mehr ein netter, kleiner Schwindel. Zumal die Förderung des ländlichen Raumes dort geblieben ist, wo sie hingehört: im Landwirtschaftsministerium. Denn es ist ja offensichtlich, dass hier ein Zauberwort im Kampf gegen die AfD gesucht wird. Den entsprechenden Spitznamen hat Seehofers Ministerium schon: ›AfD-Abwehrministerium‹ oder ›Volksberuhigungs- und Gegenwartsängstebekämpfungsministerium‹9. Es soll ein schönes Gefühl vermitteln, ein bisschen Schollenverbundenheit, ein bisschen »Seht her, wir überlassen die Heimat nicht den rechten Verführern«. Und der Minister muss jetzt mit dem Beinamen ›Heimat-Horst‹ leben.

Man will die besänftigen, die sich im Stich gelassen fühlen, und sieht in einem Heimatministerium »eine gute Antwort auf die Sorgen der Bürger in Ost und West, die sich abgehängt fühlen«, wie es der Thüringer CDU-Fraktionschef Mohring formulierte. Als ob ein Ministerium denen das Heimatgefühl zurückgeben könnte, die es verloren haben; als ob Heimat verordnet und politisch organisiert werden könnte.

Die Chance läge woanders. Da der Innenminister künftig auch fürs Bauen zuständig ist, könnte er zum Beispiel für mehr Sozialwohnungen, für erschwingliche Mieten, für anständiges Wohnen insgesamt sorgen. Das wäre schon mal ein Element, das Heimat ausmacht: ein Ort, an dem man sich wohlfühlt, weil man das Wohnen bezahlen kann. Eines unter vielen.

Linke Politiker befürchten dagegen, dass ein Heimatressort im Bundesinnenministerium eher für eine noch schärfere Flüchtlingspolitik zuständig sein soll. Ein Innenminister, der für sichere Grenzen zuständig ist, wäre als Heimatminister eben auch eher für Abgrenzung anstatt für Integration zuständig. Und dann wäre ›Heimat‹ genau auf den Sinn zurückgeführt, der von Rechtsaußen gemeint ist: Als Behauptung einer völkischen Identität und als Ausgrenzung der anderen. »Heimat grenzt nicht aus, sondern schließt ein und ist etwas Verbindendes«, erklärt dazu NRW-Ministerin Scharrenbach. »Heimat ist für alle – auch für Zugewanderte – da und richtet sich nicht gegen irgendwen.« Horst Seehofers Parolen hören sich anders an: »Wir werden uns gegen Zuwanderung in deutsche Sozialsysteme wehren – bis zur letzten Patrone.« Das war einer seiner stärksten Sprüche beim politischen Aschermittwoch 2011. Und als Seehofer dann im neuen Amt war, machte er mehrmals deutlich, dass ›Heimat‹-Politik für ihn sehr wohl alle ausgrenzen soll, die in seinen Augen nicht dazugehören.