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Meine Bilder sind Teil einer Geschichte, die erst durch meine Gedanken gehen mussten, bevor sie entstanden. Sie haben meine Gefühle durchforstet, die aus der Farbkraft den Schatten spürte. Ich gebe dem Versuch freien Raum und male sehr konzentriert, um das Unsichtbare sichtbar zu machen. Aquarellstifte erfüllen meine differenzierten Farbkompositionen, aus denen ein Bild seine Aussagekraft bekommt. In mir lebt eine Sehnsucht, aus der ich der leeren Farbfläche ein gewisses Motiv gebe. Ein Motiv, das die verlorene Poesie findet und zeigt, wie es lebt. Es drängt sich in mir eine ständige Unruhe auf, ich folge meinem Gespür und wähle eine Farbe, die meiner Fantasie entspricht einer Fantasie, die keinen Namen kennt. In einer Vielzahl von Ausstellungen haben die mehr als 1400 Aquarellbilder und Leinwände die Menschen berührt.
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Seitenzahl: 61
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Für Menschen, die sich selbst entdecken möchten.
Vorwort
Meine Aquarelle
Großformatige Aquarelle
Nachwort zu den Bildern
Angaben zu den Aquarellen
Einige Gedanken zur Literatur
Meine veröffentlichten Bücher
Noch ein letztes Wort
Was ich in diesem Vorwort beschreibe, wird der Vielfalt meiner Ideen eigentlich nicht gerecht. Ich ruhe in mir und suche die noch unbekannten Farben, um seidige Linien und zarte Formen auf ein Aquarellpapier tropfen zu lassen. Nun, wie sehen diese Linien und Formen aus? Ich kann sie nicht beschreiben; und daher suchte ich für mich einen Weg, überhaupt ein Bild zu malen.
Die Fantasie ist mein Begleiter. Gerade dieser unbeschreiblichen Fantasie habe ich es zu verdanken, dass ich fast zu jeder Tageszeit ein Motiv zum Malen habe. Ja, ich hatte die Möglichkeit Bilder zu malen, die jahrelang in mir verborgen waren. Kein „Alter Denker“ aus der brutalen Gesellschaft konnte mir die Hand reichen und mir sagen, was für ein Mensch ich wirklich bin. Heute ist die Antwort klar und eindeutig.
Doch sie konnten mich nicht enträtseln oder einer menschlichen Wesensart zuordnen. Nur ich selbst war dazu in der Lage herauszufinden, woher ich komme und wohin mein Weg mich führt. Diese Reise musste ich allein gehen. Auch die Erfahrungen, die mich einst als Kind geprägt haben und später zu einem Erwachsenen reifen ließen, musste ich allein machen. Und – ich darf schreiben – ich musste scheitern, denn nur so habe ich das Malen für mich entdeckt.
Es gab „Alte Denker“, die davon sprachen, dass das Malen mein Schicksal sei. Sie hatten recht. Ich hatte keine andere Wahl, meinem Schmerz eine Sprache zu geben. Der Schmerz in mir fand jahrelang keine Ruhe. Das geschriebene Wort konnte mir am Tag ein wenig die Schmerzen lindern, doch in der Nacht ...
Erst im Sommer 2005 lernte ich die Farbennuancen kennen. Sie befähigten mich nun, die undurchsichtigen, nicht erklärbaren Motive in meinem Schmerz zu entziffern. Bleistiftzeichnungen waren der Anfang. Sanft und etwas oberflächlich habe ich die Substanz meiner Angst ansatzweise nachempfunden. Aber ich spürte, dass die Malerei mein Weg war. Ich folgte einfach meinem Instinkt. Aus Inspirationen wurden Ideen, bis ich die Angst in mir erkannte. Aber ich wusste schon beim Entstehen der ersten Bilder, dass ich mich nur für eine kurze Zeit dem Malen widmen würde. Ich mochte nämlich nicht die Bezeichnung „Kunstmaler“. Diese „Wichtigtuerei“ lehne ich heute noch ab. Deshalb entschied ich mich für einen neutralen Namen, der mich so widerspiegelt, wie ich bin: ein Mensch, der begreifen will, warum sich die Erde dreht. Mir war klar, dass die Malerei für mich eine abgeschlossene Geschichte werden und ich der Anerkennung und dem Ruhm nicht hinterherlaufen würde. Mein Weg sollte nicht in den Abgrund führen oder nach dem Beifall betteln, der nichts mit der Wahrheit zu tun hat.
Ich erinnere mich an die Biografie von Amedeo Modigliani, der in Paris 1920 bitterarm verstarb. Er war ein wahrer Maler. Diese Seele von Mensch war beim Malen in sich geblieben. So konnte er malen, wie er sich fühlte. Er war ein Kind geblieben und wollte dennoch die Anerkennung der Gesellschaft. Ich erinnere auch an den bedeutenden französischen Maler Paul Gauguin. Sie alle wollten die große Anerkennung und Liebe erfahren. Aber das Leben ist anders. Sie haben durch das Malen nicht erfahren die Welt so zu akzeptieren, wie sie ist. Daher der Drang weiter zu malen in der Hoffnung, eines Tages das große Ding zu machen. Heute sind ihre Werke kostbar und fast nicht mehr bezahlbar. Aber gerade diese beiden Maler ermahnen mich, zu erkennen, dass ich Anerkennung nur mir selbst geben kann. Jedes Bild hat eine Geschichte und kann in der Vergangenheit verschwinden. Im Prozess des Malens entstand die wirkliche Auseinandersetzung in mir, und das konnte ich akzeptieren. Und so kam das Jahr 2018. Ein Jahr von Umbrüchen und Chaos. Meine Seele fand keinen Frieden und mir wurde bewusst, dass die Zeit nahte, mit dem Malen aufzuhören.
In diesem ersten Band werde ich etwas über 500 Werke vorstellen, die mein Gefühl der absoluten Verletzbarkeit offenbaren. Es ist intim, ein Stück Leben aus einer Zeit, als ich begreifen wollte, was die Poesie mit mir macht, wenn ich sie zulasse. Die Angst beherrscht mich weiterhin und ich kann sie nur dann verstehen lernen, wenn ein neues Kapitel in meinem Leben aufgemacht wird. So habe ich das letzte Bild gemalt, als wäre es mein einziges Bild.
Matthias Hartje
Mai 2018
Es fiel mir schwer, die für die unterschiedlichen Bilder notwendigen Bildgrößen auszuwählen. Da ich kein Atelier zur Verfügung hatte und auch keines wollte, blieb mir nur die Auswahl von A4 bis A2 übrig. A3 war für mich eine Plattform, von der aus ich meine Ideen verwirklichen konnte. Das Motiv der jeweiligen Zeichnung sollte prägnant sein, aussagekräftig. Die Struktur des Bildes sollte das menschliche Auge täuschen, aus dem Zentrum herausführen. Das war der eigentliche Grund, zu beweisen, dass ich kein Genie im Malen war. Trotzdem war mir die Mitte auf dem Aquarellbogen wichtig, denn ich wollte damit die Botschaft meines Schmerzes senden.
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Tatsächlich war das Malen für mich nur eine kleine Nebenbeschäftigung. Ich wollte meinem Geist die Erholung geben, die es braucht, die innere Angst wahrzunehmen. Ich ahnte, dass es dabei nur um meine Angst ging.
Der Augenblick, der mich bewog meiner Angst nachzugehen, war entscheidend, sodass ich Farben brauchte. Die Wellenlänge der einzelnen Farben ließ meine Fantasie in große Höhen aufsteigen. Jeder Moment in meinen Gedanken öffnete sich mir und ich sah ein latentes Bild, das ich glaubte malen zu können. Das Ausmaß dessen, was ich malen wollte, war mir da noch gar nicht bewusst.
Ich wollte nicht kopieren, nicht nachzeichnen. Meine Identität war mir wichtig. Wenn ein Aquarellbild fertig wurde, sollte es wie ein Klangkörper wirken, der gleich einem Aufschrei meine innere Zerrissenheit und Verzweiflung zum Ausdruck brachte. Ich suchte einen Ausweg, suchte nach einer Lösung, die es mir erlaubte, die Dinge so zu sehen, wie ich sie als Kind nie sehen durfte. Das brachte meine Depression zum Einsturz. Ich sah plötzlich alles deutlich vor mir und konnte mit den Farben die Motive sichtbar machen. Wie beispielsweise die Sonnenstrahlen mit einem Felsen verschmolzen oder Bäume von heißer Lava umschlossen werden. Ein dürres Feld erschien mir, als würde ich die trockenen Lippen mit Fischschuppen benetzen, um nur für eine Sekunde lang mich zu spüren.
Malen war und ist in meinem Leben nur ein winziger Abschnitt in einem Gesamtpuzzle, das mein ICH darstellt. Ja, manchmal war es ein Blitzgedanke, der mich dazu veranlasste – vor allem wenn mir die Worte fehlten –, ein Aquarellbild zu malen, um einen boshaften Traum widerzugeben, der auf satanische Weise alles widerlegen möchte. Ich musste dagegen vorgehen. Mir blieb keine andere Wahl als nach einem Pinsel zu greifen, die Farben zu mischen und dann das erscheinen zu lassen, was viele „Denker“ als Kunst bezeichnen. Darüber kann ich nur schmunzeln. Was ist denn Kunst und wer bin ich?
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