Herz über Kopf - Kate Franklin - E-Book
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Herz über Kopf E-Book

Kate Franklin

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Beschreibung

»Es tut weh, wenn das Herz in Stücke reißt. Aber am Ende sorgen diese Risse dafür, dass wieder Licht hinein gelangen kann.« Seit sie ihren Liebsten ausgerechnet am Valentinstag in flagranti mit ihrer besten Freundin im Bett erwischt hat, steht für Emma eines fest: Ihr Herz bleibt zukünftig unter Verschluss. Für eine gewisse Zeit gelingt ihr das hervorragend. Bis ein spontaner Kurzurlaub sie aus San Francisco in das winterliche Portland führt, wo sie einem geheimnisvollen und noch dazu überaus gutaussehenden Fremden begegnet. Viel zu häufig kreuzen sich ihre Wege, wobei all ihre Vorsätze ins Wanken geraten. Hin- und hergerissen wehrt sie sich gegen die aufkeimenden Gefühle und sieht ihr Herz in großer Gefahr. Aber sich nicht zu verlieben kann man eben nicht planen … Was passiert, wenn alte Wunden wieder aufreißen? Kann man ein gebrochenes Herz überhaupt reparieren? Herz über Kopf – wie würdest du dich entscheiden?

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch:

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Epilog

Danke

Die Autorin

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Kennst du schon …

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Leseprobe „(Never) Kiss Santa Claus – Weihnachten in Maple Falls“:

Impressum

Kate Franklin

Herz über Kopf

Miss Valentine und die Liebe

Roman

Über das Buch:

»Es tut weh, wenn das Herz in Stücke reißt. Aber am Ende sorgen diese Risse dafür, dass wieder Licht hineingelangen kann.«

Seit sie ihren Liebsten ausgerechnet am Valentinstag in flagranti mit ihrer besten Freundin im Bett erwischt hat, steht für Emma eines fest: Ihr Herz bleibt zukünftig unter Verschluss.

Für eine gewisse Zeit gelingt ihr das hervorragend. Bis ein spontaner Kurzurlaub sie aus San Francisco in das winterliche Portland führt, wo sie einem geheimnisvollen und noch dazu überaus gutaussehenden Fremden begegnet.

Viel zu häufig kreuzen sich ihre Wege, wobei all ihre Vorsätze ins Wanken geraten. Hin- und hergerissen wehrt sie sich gegen die aufkeimenden Gefühle und sieht ihr Herz in großer Gefahr.

Aber sich nicht zu verlieben kann man eben nicht planen …

Was passiert, wenn alte Wunden wieder aufreißen?

Kann man ein gebrochenes Herz überhaupt reparieren?

Herz über Kopf – wie würdest du dich entscheiden?

Ein winterlicher Liebes(kurz)roman – über das Loslassen, das Fallenlassen und den Mut, neue Wege zu gehen … weil Schreiben Liebe ist.

Manchmal ist es wichtig,

sich auf eine Reise zu begeben,

loszulassen und mutig zu sein.

Prolog

14. Februar 2016

»Mach Feierabend, Emma«, hörte ich die Stimme meiner Chefin durch die Regale donnern. Die burschikose Mittfünfzigerin war ziemlich klein und rund, dafür umso lauter. »Susan übernimmt den Rest deiner Schicht, damit du mit deinem Süßen den Valentinsquatsch feiern kannst.«

Ich wusste, dass sie nichts davon hielt. Schließlich war sie seit Jahren geschieden und seitdem Single. Aus Überzeugung, wie sie immer wieder betonte. Susan, meine Kollegin, war drei Jahre jünger als ich und hatte zwar einen Freund, doch dieser arbeitete in Los Angeles und sie sahen sich oftmals nur an den Wochenenden. Das musste die Hölle sein.

Joe und ich waren jetzt seit fast vier Jahren ein Paar und sahen uns jeden Tag. So eine Beziehung auf Distanz, wie Susan sie führte, war für mich unvorstellbar.

Ich liebte Joes Nähe, seine Küsse, die er jeden Morgen schlaftrunken auf meiner Stirn verteilte. War hin und weg, wenn er am Abend seine Gitarre auspackte und mir ein Ständchen spielte. Wir waren ein gutes Team, wenn es darum ging, den Alltag zu meistern. Wir stritten uns wenig und hatten traumhaft schönen und vor allem viel Sex.

Ich wusste, dass er mich liebte. Er sagte es mir jeden Tag. Außer heute Morgen. Aber gut, das war wohl meine eigene Schuld. Ich war viel zu spät dran gewesen und Zuspätkommen war nicht gern gesehen in dem Baumarkt, in dem ich arbeitete, um mein Kunststudium zu finanzieren. Es machte wirklich nicht viel Spaß, Regale ein- und umzuräumen, doch der Job wurde außerordentlich gut bezahlt und Rhonda, die Chefin, ließ mir die eine oder andere Freiheit. Aus irgendeinem Grund hatte sie einen Narren an mir gefressen und benahm sich zeitweise wie meine Mutter. Außerdem war heute ein besonderer Tag und sicher hob Joe es sich einfach nur für heute Abend auf, mir seine Liebe zu zeigen. Ein Kribbeln huschte durch meinen Magen und ließ mich schmunzeln.

»Emma? Hörst du schwer? Oder warum reagierst du nicht?« Rhonda brummte direkt neben mir, sodass ich den Kopf hob und sie schuldbewusst anblickte. »Nun guck nicht wie ein verstörtes Reh vor der Flinte des Jägers. Abmarsch, sonst wird das heute nichts mehr mit deinem Liebesdate.« Sie lachte dunkel auf und klang dabei ein bisschen wie ein Mann.

»Schon klar, Rhonda«, schmunzelte ich müde und blickte auf die Uhr. Es war gerade mal um zwei, und bis zu meinem Date mit Joe blieb noch massig Zeit. »Ich könnte noch die Regale mit den Farben neu sortieren.«

»Warum willst du das machen? Wen schert es, ob die sortiert sind? Hier findet jeder, was er braucht. Und jetzt mach dich vom Acker.«

»Ist ja schon gut. Keine sortierten Farben, habe verstanden.« Ich salutierte vor meiner Chefin, die sich daraufhin feixend auf die prallen Oberschenkel schlug.

»Zieh dir was Hübsches an heute Abend, und dann lass es krachen, Kleines.« Sie wackelte mit den Augenbrauen und ich wusste genau, was sie meinte. »Aber sei morgen pünktlich. Wir bekommen eine große Lieferung Werkzeug, das nicht den ganzen Tag auf dich warten wird.«

»Geht in Ordnung, Rhonda. Ich bin da, versprochen.« Ich nickte und löste die Schleife der schwarzen Schürze, die wir Angestellten alle trugen. »Und danke, dass ich eher gehen darf.«

»Kein Ding«, rief sie mir noch zu.

Den Weg nach Hause legte ich zu Fuß zurück. Es würde mich ungefähr eine Stunde kosten, aber das Wetter war einfach zu schön, um mit dem Bus zu fahren. Die milden Temperaturen und die lachende Sonne luden geradewegs dazu ein, sich an der frischen Luft aufzuhalten. Außerdem hatte ich so noch die Gelegenheit, in dem Unterwäsche-Geschäft, an dem ich vorbeikommen würde, etwas für heute Abend einzukaufen.

Ich wusste ziemlich genau, womit ich Joe überraschen konnte und griff zielsicher zu der schwarzen Spitze. Ein Bustier oder vielmehr ein Hauch aus Stoff, der meinen Busen spärlich aber sündhaft schick bedecken würde, sowie ein wirklich knapper String wanderten nur wenige Minuten später in eine Einkaufstüte. Ja, das war perfekt. Er würde es lieben, wenn er mich nach dem Date auspackte und diese heißen Dessous zu Gesicht bekam.

Der Sonne entgegen blinzelnd schlenderte ich die Straße entlang, als mein Handy verheißungsvoll brummte. Mein Herz machte einen Satz. Völlig euphorisch fischte ich es aus meiner Handtasche und nahm den Anruf an, ohne auf das Display zu sehen.

»Hi, Babe«, hauchte ich in das Mikrofon und hörte gleich darauf ein markerschütterndes Lachen. Hätte ich mal vorher nachgeschaut, wer mich da anrief.

»Du kannst es wohl kaum erwarten, deinen Toyboy flachzulegen, hm?«. Marla, eine meiner besten Freundinnen, war am anderen Ende und hörte nicht auf zu kichern.

»Sorry, ich hatte gedacht, es wäre Joe.«

»Was du nicht sagst«, prustete Marla weiter. »Dass ihr nach all der Zeit noch so schwer verliebt seid, ist schon der Wahnsinn.«

Damit hatte sie vollkommen recht und es gab Momente, in denen konnte ich es selbst kaum glauben. Aber dann kam Joe, strich sich verlegen durch seine blonde Surfermähne und nahm mich in seine Arme, um an meinem Ohrläppchen zu knabbern und mir zu sagen, wie sehr er mich liebte.

»Ja, das stimmt«, bestätigte ich daher und spürte das Lächeln, das auf meine Lippen huschte. »Aber deswegen rufst du doch bestimmt nicht an, oder?«

»Nein, natürlich nicht. Ich wollte dich eigentlich fragen, was du dir zum Geburtstag wünschst. Wollen wir gemeinsam wegfahren? Ein Wochenende in der Stadt der Engel? Was meinst du?«, plapperte Marla.

»Ähm, du weißt schon, dass ich erst im April Geburtstag habe?«, wies ich meine Freundin darauf hin, dass ihre Frage völlig verfrüht war.

»Natürlich, Süße. Aber so was bedarf ja einer genauen Planung. Also dachte ich, ich frage dich schon mal.«

»Gute Idee«, stimmte ich zu. »Hast du Libby schon gefragt? Macht doch einfach etwas aus, ich lass mich überraschen.«

»Lässt dein Traumprinz dich überhaupt für ein paar Tage aus seinen Fängen?«, gluckste es am anderen Ende.

»Natürlich. Warum sollte er das nicht tun?«

»Stimmt auch wieder, schließlich gehörst du ihm ja nicht. Aber sag mal, weißt du, wo Libby steckt? Ich kann sie nirgendwo erreichen.«

»Nein, keine Ahnung. Ich muss jetzt auch Schluss machen. Rhonda hat mir eher Feierabend gegeben, den will ich nutzen, um mich aufzuhübschen für heute Abend.«

»Ah, ich verstehe, das große Valentinstagsdate. Viel Spaß, Süße. Bis dann«, verabschiedete sich Marla und ich konnte förmlich hören, wie sie mit den Augen rollte. Sie hielt ebenso wenig von diesem Tag wie meine Chefin.

»Bis dann«, sagte ich, wobei ich mir sicher war, dass Marla das nicht mehr hörte, weil sie längst aufgelegt hatte.

Mit leichten Schritten lief ich nach Hause und wunderte mich, als ich Joes alten Buick auf der anderen Straßenseite erblickte. Normalerweise kam er erst am späten Nachmittag nach Hause. Aber ich freute mich, dass er schon da war, so hatten wir viel mehr Zeit füreinander. Voller freudiger Erwartungen angelte ich nach dem Wohnungsschlüssel und öffnete die Tür. Die Geräuschkulisse war ungewöhnlich. Für einen Moment lauschte ich in die Stille, die sich im nächsten Augenblick als alles andere als leise entpuppte. Zwar freute ich mich, dass Joe schon zuhause war, aber die Laute, die er von sich gab, hörten sich merkwürdig an. Ein dumpfes Grunzen drang an mein Ohr, gefolgt von einem hohen Quietschen. Mit einem Mal hielt ich inne. Mein ganzer Körper versteifte sich und ein Schwall Adrenalin rauschte durch mich hindurch. Ich bekam Angst. Gänsehaut kroch über meinen Rücken. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und schmerzhaft bohrten sich meine Fingernägel in die Haut der Handflächen. Einbrecher?

Plötzlich schien es, als wäre mein Hörsinn um einiges schärfer. Mein Magen rebellierte und ich setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Ganz langsam. Leise stieß ich den Atem aus, da schlug es mir wie eine Faust mitten ins Gesicht: »Yeah, Baby, du machst mich so geil.« Mein Freund grunzte vor Geilheit und ich, seine Freundin, stand im Wohnzimmer. Wen zur Hölle vögelte er da gerade in unserem Bett? Gott, das durfte doch alles nicht wahr sein. Verzweifelt schlug ich eine Hand auf meinen Mund, um das Schreiben zu unterdrücken, das in meiner Kehle steckte. Tränen bahnten sich den Weg und liefen mir siedend heiß über die Wangen. Er hatte eine andere? Wen? Wie lange schon? Plötzlich wusste ich nicht mehr, ob es real war, was ich da eben gehört hatte.

Langsam ging ich zur Schlafzimmertür und legte die Hand auf die Klinke, da hörte ich erneut das Quietschen. »Ja, Joe, gib’s mir, du Hengst.« Ich kannte die Stimme und die Erkenntnis darüber, dass Joe gerade dabei war, eine meiner besten Freundinnen flachzulegen, sickerte zähflüssig wie Ahornsirup in meine Hirnwindungen.

Wut grollte in mir und ich riss die Schlafzimmertür so schwungvoll auf, dass sie laut krachend gegen den Schrank dahinter donnerte. Das Szenario, das mich erwartete, war Ekel erregend. Meine beste Freundin lag in meinem Bett und ließ sich von meinem Freund mit der Zunge befriedigen?

Das war der falscheste Film, den ich je gesehen hatte.

Die aufsteigende Übelkeit schluckte ich hinunter und versuchte zu atmen. Ein. Aus. Ganz mechanisch. Und derweil zerbrach mein Herz in tausend Stücke.

Auf einmal erfasst mich eine seltsame innere Ruhe, mein Atem ging in gleichmäßigen Zügen.

»Emma?«, kreischte und grunzte es gleichzeitig, begleitet vom Rascheln der Bettdecke. »Scheiße«, stieß Joe zusätzlich aus.

»Emma?«, wiederholte Libby, die die längste Zeit eine meiner besten Freundinnen gewesen war. »Emma, sag doch was.«

Anstatt darauf einzugehen, stand ich nur da. Ich stand im Türrahmen wie festgewachsen, angewidert von diesem surrealen Schauspiel. Und wütend. Ich war so verdammt wütend, dass ich es nie bemerkt hatte. Welche Anzeichen hatte ich übersehen? Oder hatte ich sie nur nicht sehen wollen?

»Wie lange geht das schon mit euch?«, fragte ich leise und fixierte Joe mit meinen zusammengekniffenen Augen.

»Honey, es ist nicht, was du denkst«, begann Joe sofort, diese Sache zu rechtfertigen.

»Natürlich, das ist es nie, nicht wahr.« Ich lachte bitter auf und spürte der Galle nach, die sich in meiner Speiseröhre emporarbeitete.

»Nein, Emma. Es war ... es ist ... Ach, verdammter Mist«, stieg nun auch Libby mit ein, während sie damit beschäftigt war, ihre Blöße zu bedecken.

»Emma, hör mir zu«, bat Joe und erhob sich. Er war nackt und kam auf mich zu. Ich kam nicht umhin, einen Blick auf seine schlaffe Männlichkeit zu werfen. Der Gedanke daran, dass er damit gerade in meiner Freundin gesteckt hatte, verschaffte mir noch mehr Übelkeit. Warum hatte ich das nicht gemerkt? Wie zur Hölle hatte er es geschafft, mich Tag für Tag zu belügen? Ich konnte kaum glauben, was ich hier sah und hörte und wusste nicht, ob ich traurig sein oder ihn einfach umbringen sollte.

Joe breitete die Arme aus und wollte seine Hände beschwichtigend auf meine Schultern legen, die ich jedoch voller Wucht wegschlug. Ich konnte nicht aufhören, ihn zu schlagen. Immer wieder trommelten meine kleinen, viel zu schwachen Fäuste auf seinen muskulösen Brustkorb.

»Du elender Scheißkerl. Du machst alles kaputt«, schrie ich endlich, dass Libby hinter ihrer Bettdecke, nein, hinter meiner Bettdecke in Deckung ging. »Du Mistkerl. Du Arschloch. Fick dich und hau ab! Verschwinde!«

»Emma.« Joe packte meine Handgelenke, sodass ich innehielt und ihm für einen Moment in die Augen sah. Sein Blick war leer. Genauso leer wie jedes Wort, das er jetzt von sich geben würde. »Hör mir zu. Das mit uns, das lief doch schon lange nicht mehr so gut, oder?«

»Bitte was? Ich hatte nicht den Eindruck, dass es schlecht lief.« Mit der flachen Hand wischte ich über meine Wange. »Aber das ist nun auch egal. Es spielt keine Rolle mehr. Verschwinde einfach. Aus dieser Wohnung und aus meinem Leben.«

Ich befreite meine Handgelenke aus seiner Umklammerung und sah, wie sein irritierter Blick zu Libby glitt.

»Und du gleich mit, du Bitch«, zischte ich feindselig, was sie zusammenzucken ließ.

»Es tut mir so leid, Emma«, heulte sie. »Ich wollte nicht, dass das passiert.«

»Ach ja? Ist das so? Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Und jetzt raus hier, alle beide.«

Die letzten Worte schrie ich fast schon panisch, während Libby zitternd aus dem Bett stieg und sich – ebenfalls nackt, klar – in Joes Arme flüchtete, bevor sich beide in Windeseile anzogen und die Wohnung verließen.

»Schönen Valentinstag, ihr Arschlöcher!«, schrie ich hinterher und schlug die Wohnungstür heftig zu.

Erschöpft und tränenüberströmt sank ich an Ort und Stelle auf dem Fußboden zusammen. Auf einen Schlag hatte ich zwei der wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren und keine Ahnung, ob sich diese Lücken jemals wieder füllen lassen würden.

Ich fühlte mich miserabel wie nie zuvor. Und das was der beschissenste Valentinstag, den ich je erlebt hatte.

Mein Herz war in abertausend Stücke zersprungen. Jede einzelne Scherbe zerfetzte mein Innerstes und hinterließ bitteren Schmerz, der sich durch meinen ganzen Körper grub.

Kapitel 1

Drei Jahre später

»Wie lange arbeitest du jetzt schon für mich, Emma?«, wollte Owen wissen und ich überlegte, während ich dabei war, ein paar neue Künstlermappen zu sichten. Mit dem Zeigefinger an der Unterlippe rechnete ich zurück.

»Hm, warte ... zwei Jahre, neun Monate und ziemlich genau dreißig Tage, wenn man den heutigen mitrechnet«, antwortete ich und war wirklich stolz, das in so kurzer Zeit im Kopf ausgerechnet zu haben.

Owen Benett lachte auf. Mein Chef war Inhaber der Galerie, in der ich also vor knapp drei Jahren einen neuen Job gefunden hatte. Nachdem Joe und Libby ... nachdem sie ... argh, dieser Gedanke sorgte auch heute noch für ein schmerzhaftes Grollen in meinem Magen. Also nachdem sich mein Leben komplett geändert und ich mein Kunststudium abgeschlossen hatte, war ich bei ihm gelandet.

»Du bist ja flink im Kopfrechnen. Eins, setzen«, feixte er und legte seine Hand auf meine Schulter. Owen sah umwerfend aus. Er war irgendwas um die Anfang bis Mitte vierzig, so genau wusste das keiner, weil er ein Geheimnis drum machte. Sein Haar war dunkel, die Schläfen grau meliert und stets korrekt frisiert. Der stechende Blick seiner unverwechselbar blauen Augen konnte hier und da schon mal dafür sorgen, dass man vergaß, was man eben tun wollte. Noch dazu war er groß, stattlich gebaut und immer gut gekleidet.

Demonstrativ, als hätte er gewusst, was ich gerade dachte, warf er seinen dunkelgrauen Cashmereschal über die linke Schulter.

»Wann hattest du das letzte Mal Urlaub, hm?«, fragte er und beugte sich zu mir hinab.

»Keine Ahnung, warum fragst du? Noch nie, seit ich hier bin?« An meinen letzten Urlaub wollte ich lieber nicht erinnert werden, denn ich wollte um keinen Preis an die Vergangenheit denken. Schon gar nicht an Joe. Unweigerlich blitzte jene bizarre Szene vor meinen Augen auf, die sich damals am Valentinstag in unserem Schlafzimmer abgespielt hatte, und ich holte tief Luft. Seit damals zog ich es vor, auf freie Tage oder gar Urlaub zu verzichten.

»Alles in Ordnung? Geht es dir nicht gut?«, wollte Owen besorgt wissen.

»Doch, alles bestens«, log ich und setzte mein Lächeln wieder auf. »Also, sagst du mir jetzt, warum mein Urlaubsverlauf für dich so wichtig ist?«

»Natürlich«, rief er freudig aus und ich glaubte, so etwas wie Abenteuerlust in seinen Augen aufblitzen zu sehen. »Was hältst du davon, wenn wir beide Urlaub machen? Über den Valentinstag? Ich weiß, wie sehr du diesen Tag hasst. Ich mag ihn auch nicht besonders, also was liegt näher als San Francisco einfach für ein paar Tage den Rücken zu kehren?«

Ich wich einen Schritt zurück. Mein Blick glitt hinauf in sein Gesicht und so wie er mich ansah, hatte er das eben ernst gemeint.

»Ich soll mit dir in den Urlaub fahren?«, wiederholte ich leise und glaubte selbst nicht, was ich da sagte. Owen war nett und attraktiv, wirklich, aber er war nun so gar nicht der Typ Mann, mit dem ich mal eben so aus lauter Langeweile in den Urlaub fuhr. Außerdem war er mein Boss!

»Na gut, ich löse es auf. Entspann dich, Emmalein.«

Ich atmete hörbar aus und war beruhigt. »Nun sag schon, Owen. Für einen Moment dachte ich wirklich, du willst mit mir wegfahren. Also so richtig, du weißt schon ...«

»Gib zu, du bist ganz schön ins Schwitzen gekommen«, lachte er auf und ich stimmte ein, denn er hatte recht.

»Schwitzen, Panik – irgendwie so was, ja«, kicherte ich, bevor er wieder ernst wurde. Ich war erleichtert, dass sein Vorschlag rein beruflicher Natur war.

»Pass auf, Emma. Natürlich möchte ich, dass du dir mal eine kleine Auszeit nimmst, denn die hast du verdient. Seit du bei mir angefangen hast, arbeitest du hart und gibst Tag für Tag dein Bestes. Da ist es einfach mal an der Zeit, dass ich dir ein paar Tage freigebe. Aber da ich dich nur schwerlich entbehren kann, ist das an eine kleine Bedingung geknüpft.«

Ich wusste es. So lief es doch irgendwie immer. »Raus damit«, brummte ich.

»Am vierzehnten Februar ist eine Ausstellungseröffnung in Portland. Ich werde vor Ort sein und ich möchte, dass du mich begleitest und Dwayne kennenlernst.« Seine Stimme hatte sich verändert, er klang geheimnisvoller. »Ich bin nur über das Wochenende da, möchte aber, dass du ein paar Tage länger bleibst. Du hast es dir mehr als verdient, mal rauszukommen. Und Portland ist einen Besuch wirklich wert. Muss man einfach mal gesehen haben.«

»Dwayne? The Rock Johnson?«, hakte ich mit fragendem Blick nach, denn der Name des Schauspielers war das Einzige, was bei mir hängengeblieben war.

»Scherzkeks. Natürlich Dwayne Bonnaire«, sagte er und klang sehr geheimnisvoll.

»Ach so, deeer«, staunte ich gespielt und brachte ihn damit zum Lachen.

»Ja, genau der. Er ist der Inhaber der Galerie, die wir besuchen.«

Wir. Er kalkulierte also eine Absage meinerseits gar nicht erst ein. »Was ist? Kann ich auf dich zählen?«

»Ähm, okay. Ich muss darüber nachdenken«, entgegnete ich leise.

»Darfst du. Gib mir morgen Bescheid«, sagte Owen und wandte sich von mir ab, um gleich darauf wieder in seinem Büro zu verschwinden.

»Morgen?«, quiekte ich überrascht und ein Ruck ging durch meinen Körper. »Bis morgen soll ich mich entscheiden?«

»Ja, einmal drüber schlafen sollte reichen, oder nicht?« Feixend schloss er die Tür und ich stand allein in der großen Galerie, die mir jetzt noch viel größer vorkam. Oder ich mir viel kleiner.

Das war doch nicht sein Ernst.

Den Rest des Nachmittags, an dem Owen mich größtenteils in Ruhe ließ, verbrachte ich mit Nachdenken. Wie kam er nur auf die Idee, dass ich Urlaub bräuchte? Und dann noch ausgerechnet in Portland? Florida hätte ich gerade noch gelten lassen. Hawaii schon eher. Aber Urlaub und Portland hörte sich schon so gegensätzlich an, dass ich unweigerlich die Augen verdrehte.

Nachdem ich die letzten Künstleranfragen für meinen Chef aufbereitet hatte, fuhr ich meinen Laptop herunter und schnappte mir meinen Mantel.

»Ich bin weg. Mach’s gut«, rief ich Owen durch die halbgeschlossene Bürotür zu.

»Du auch, Emma. Und sag mir morgen bitte Bescheid, ja. Nicht vergessen!«

»Geht klar, Boss«, bestätigte ich. In Wahrheit behagte es mir so gar nicht, dass mein Chef mir diesen Urlaub, wie er es nannte, einfach so verordnen wollte. Wie ein Arzt, der einem die volle Antibiotika-Dröhnung verschrieb, weil man einen Schnupfen hatte.

Gut, mein Schnupfen dauerte nun schon etwas länger. Ich war es einfach leid, mich ständig und überall dafür rechtfertigen zu müssen, weshalb ich keinen Freund hatte. Ich wäre ja so hübsch. Und so klug. Ja, und genau deswegen hatte mein Ex es vorgezogen mit meiner besten Freundin zu schlafen anstatt mit mir.

Auf dem Heimweg besorgte ich mir etwas zum Abendessen bei Lu Wang, dem Chinesen meines Vertrauens.

»Bist spät heute«, brummte er über den Tresen, bevor er mir die mit Essen gefüllte Bambusschale hinüberreichte.

»Hm, hatte viel zu tun in der Galerie«, murmelte ich und suchte das Geld passend zusammen. Wann genau hatte es sich eigentlich eingebürgert, dass ich jeden Freitag hierher kam, um mir die überaus leckeren gebratenen Nudeln mit Gemüse abzuholen?

»Immer Arbeit, immer Arbeit«, sagte Lu ernst, zählte das Geld nach und nickte. »Bis nächsten Freitag, Emma.«

Ich nahm das Essen vom Tresen und verließ das kleine Restaurant, um nach Hause zu gehen, wo ich nur wenig später die Tür aufschloss.

Drinnen war es ganz still. Wie jeden Tag. Niemand wartete auf mich. Niemand wollte wissen, wie mein Tag war. Niemand fragte mich, ob ich etwas zum Abendessen haben wollte. Niemand sagte mir, dass er mich liebte.

Das Essen stellte ich in der Küche ab und ließ es unangetastet. Mit einer Flasche Wein fiel ich nebenan im Wohnzimmer auf die graue Couch, deren Farbe perfekt zu meiner Stimmung passte, grau.

Seufzend entkorkte ich den Supermarkt-Fusel und nahm den ersten Schluck direkt aus der Flasche. Ich hatte wirklich die Hoffnung, dies würde den Schmerz der Einsamkeit lindern.

Als ich den nächsten Schluck nahm, spürte ich schon die Tränen, die feuchte Spuren auf meinen Wangen hinterließen.

Ich war allein. Einsam. Und ein gottverdammtes Wrack, das es vorzog, in Selbstmitleid und Arbeit zu versinken, anstatt das Leben zu genießen.

Müde rieb ich mir die Augen, bevor ich nach meinem Handy griff, um Owen eine Nachricht zu schreiben.

Ich: Ich komme mit.

Owen: Das ist gut. Ich habe nämlich schon alles gebucht.

Seine Antwort kam prompt, als hätte er die letzten Stunden nur darauf gewartet, dass ich mich meldete.

Ein Ruck ging durch meinen Körper und ich setzte mich auf. Dieser Halunke. Das war doch alles ein abgekartetes Spiel. Ein wenig freute ich mich darüber, dass er den Mut besaß, mich aus meinem Schneckenhaus herauszulocken. Gleichzeitig jagte er mir damit jedoch eine Heidenangst ein.

Es wäre das erste Mal seit langem, dass ich verreisen würde.

Kapitel 2

Todesmutig durchbrach ich meine Tradition und ging schon am Mittwoch zu Lu Wang ins Restaurant. Erschrocken schaute er erst zu mir, dann zu seinem Kalender, der neben dem Tresen an der Wand hing, dann wieder zu mir.

»Heute ist Mittwoch«, stellte er pragmatisch fest und ich stimmte ihm nickend zu.

»Japp. Trotzdem nehme ich einmal wie immer.«

»Wie immer gibt es nur freitags. Heute ist Enten-Tag.« Noch immer sah er mich erstaunt an. Sein Restaurant war winzig und in der Regel hatte er nicht mehr als zwei Gerichte auf der Speisekarte stehen. Es hatte sich allerdings schnell rumgesprochen, wie ausgesprochen lecker seine Speisen waren. Inzwischen kamen die Gäste sogar aus anderen Stadtvierteln hierher. Doch Lu hatte nicht die Ambitionen, sich zu vergrößern. Er war ganz allein, kochte, verkaufte, erledigte die Buchhaltung. Ich hatte größten Respekt vor dem, was er hier leistete.

»Okay. Dann nehme ich gebratenen Reis mit Gemüse.«

»Heute ist Enten-Tag«, wiederholte er stur und rührte sich nicht vom Fleck.

»Gut, dann gehe ich eben ohne Essen nach Hause.« Ich zuckte mit den Schultern und ging in Gedanken schon den Inhalt meines mickrig gefüllten Kühlschranks durch.

»Warte«, lenkte Lu doch noch ein und während er etwas auf Chinesisch vor sich hin murmelte, bereitete er mir eine Portion Reis mit Gemüse zu. Ich fand das unheimlich lieb von ihm und legte zum eigentlichen Preis ordentlich Trinkgeld dazu.

»Stimmt so. Ich danke dir«, sagte ich und verließ das Restaurant.

Zuhause würde ich es mir gemütlich machen. Mit meinem Essen und Ingwerwasser. Ich hatte nämlich beschlossen, damit aufzuhören, meinen Kummer in billigem Wein zu ertränken. Schließlich wollte ich eine gute Figur machen, wenn ich nächste Woche nach Portland reisen würde.

In der Galerie gab es zwar viel zu tun, aber Owen war der Meinung, dass das alles warten könnte. Die nächsten großen Ausstellungen plante er erst für den Sommer. Bis dahin würden wir mit einzelnen Künstlern zusammenarbeiten. Es machte mir Spaß, die Anfragen durchzugehen. Sie waren so verschieden und vielseitig wie die Kunst selbst. Und ich mochte es, dass Owen Wert auf meine Meinung legte, wenn es darum ging, jemanden für eine Ausstellung auszuwählen.

Nachdem ich für die Reise zugesagt hatte, eröffnete er mir, dass es sich bei der Ausstellung in Portland um eine Vernissage handelte, bei der die Werke eines recht neuen Künstlers ausgestellt wurden. Owen war überzeugt, dass er einmal groß rauskommen würde und er witterte natürlich auch ein Geschäft, denn er wollte ihn zu uns holen. Diesen Künstler.

Ich mochte die Arbeit in der Galerie von Anfang an. Nicht nur, weil ich einiges an Wissen aus meinem Kunststudium einbringen konnte. Nein, vielmehr eröffnete sie mir ungeahnte Möglichkeiten, brachte mich mit der Kunst in Einklang. Dazu mochte ich die ganze Organisation und den Trubel rund um die Ausstellungen, die ich gemeinsam mit Owen ins Leben rief. Ebenso hatte ich ein gutes Händchen, wenn es um die Vermittlung zwischen Künstler und Käufer ging. Und ja, natürlich stimmte auch die Bezahlung.

Immerhin war es mir dank dieses Jobs möglich, eine Wohnung in Daly City zu beziehen. Ein Ort südlich von San Francisco und weit genug weg von Oakland, wo ich früher gewohnt hatte. Bei der Suche nach einem neuen Appartement hatte ich akribisch darauf geachtet, dass die Entfernung zu meinem alten Leben groß genug war, damit ich nicht aus Versehen Joe oder Libby über den Weg lief.

Mit der Liebe war es seitdem so eine Sache. Ich traute Männern einfach nicht mehr über den Weg. Keinem. Zwar hatte ich hier und da meinen Spaß. Aber so oft kam das nicht vor. Es fiel mir einfach viel zu schwer, mich auf jemanden einzulassen.

Joe hatte dafür gesorgt, dass kein Mann mehr in mein Herz blicken konnte. Ich ließ keinen Mann mehr näher an mich heran, als gut für mich war. Niemals wieder wäre ich so verletzbar wie damals.

Mit einem dumpfen »Hmpf« rollte ich mich auf die Couch. Das Essen war lecker und Lu hatte es wirklich gut gemeint, was die Menge betraf. Dafür, dass Ententag war, hatte er mir reichlich gebratenen Reis eingepackt. Erst während des Essens war mir aufgefallen, wie hungrig ich war, weil ich über den Tag vergessen hatte, etwas zu mir zu nehmen.

Immer mehr kam ich zu der Erkenntnis, dass es mir vermutlich guttäte, den Alltag für ein paar Tage hinter mir zu lassen. Ob Portland dafür nun unbedingt geeignet war, hielt ich allerdings für fraglich.

---ENDE DER LESEPROBE---