Love me, Mr. Bachelor - Kate Franklin - E-Book

Love me, Mr. Bachelor E-Book

Kate Franklin

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Beschreibung

Meet the Boston Brothers - Teil 2 der brandneuen Boston-Passion-Reihe von Kate Franklin Sich in Bruce Chambers zu verlieben, glich einem Sprung vom Hochhaus. Während mein Hirn sagte, es sei keine besonders gute Idee, flüsterte mein Herz leise: „Flieg!“ Olivia Gardner Der kleine Buchladen in einem der ältesten Gebäude mitten in Boston ist mein Ein und Alles. Er ist ein einzigartiges Kleinod und stadtbekannt. Als meine herrische Mutter gegen meinen Willen mit wilden Umbauplänen um die Ecke kommt, gerät mein Leben von einer Sekunde auf die andere völlig aus den Fugen. Aber ich werde dagegen ankämpfen, dass sie das Erbe meiner Großmutter zerstört. Würde mich nur nicht dieser fremde, höllisch gutaussehende Typ davon ablenken, der neuerdings ständig in meinem Laden auftaucht und seltsame Fragen stellt. Bruce Chambers Man bezeichnet mich zwar als einen der begehrtesten Junggesellen in ganz Boston, doch für mehr als unverbindliche Affären fehlt mir die Zeit. Schließlich habe ich als Architekt eine große Firma zu leiten. Der Umbau eines in die Jahre gekommenen Gebäudes ist eine große Herausforderung, aber genau das liebe ich an meinem Job. Dass dabei ein kleiner Buchladen dem Untergang geweiht ist, bricht mir dennoch fast das Herz. Erst recht, weil seine Inhaberin verdammt hübsch ist. Mit ihrer offenen und verträumten Art bringt sie mich von einer Sekunde auf die andere dazu, das gesamte Bauvorhaben infrage zu stellen. Und auf einmal gerät alles außer Kontrolle. Eine sexy CEO-Romance gespickt mit viel Humor und Leidenschaft. Alle Teile der Boston-Passion-Reihe sind unabhängig voneinander lesbar, aber durch wiederkehrende Figuren miteinander verbunden. Empfohlene Lese-Reihenfolge: Teil 1 - Hold me, Mr. Millionaire Teil 2 - Love me, Mr. Bachelor Teil 3 - Marry me, Mr. Manager

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Vorwort

Kapitel 1- Olivia

Kapitel 2- Bruce

Kapitel 3- Olivia

Kapitel 4 – Bruce

Kapitel 5 - Olivia

Kapitel 6 – Bruce

Kapitel 7- Olivia

Kapitel 8 – Bruce

Kapitel 9 – Olivia

Kapitel 10 – Bruce

Kapitel 11 – Olivia

Kapitel 12 – Bruce

Kapitel 13 – Olivia

Kapitel 14 – Bruce

Kapitel 15 – Olivia

Kapitel 16 – Bruce

Die Autorin

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Impressum

Kate Franklin

Love me, Mr. Bachelor

Boston Passion 2

Über das Buch

Sich in Bruce Chambers zu verlieben, glich einem Sprung vom Hochhaus. Während mein Hirn sagte, es sei keine besonders gute Idee, flüsterte mein Herz leise: „Flieg!“Olivia GardnerDer kleine Buchladen in einem der ältesten Gebäude mitten in Boston ist mein Ein und Alles. Er ist ein einzigartiges Kleinod und stadtbekannt. Als meine herrische Mutter gegen meinen Willen mit wilden Umbauplänen um die Ecke kommt, gerät mein Leben von einer Sekunde auf die andere völlig aus den Fugen. Aber ich werde dagegen ankämpfen, dass sie das Erbe meiner Großmutter zerstört. Würde mich nur nicht dieser fremde, höllisch gutaussehende Typ davon ablenken, der neuerdings ständig in meinem Laden auftaucht und seltsame Fragen stellt.Bruce ChambersMan bezeichnet mich zwar als einen der begehrtesten Junggesellen in ganz Boston, doch für mehr als unverbindliche Affären fehlt mir die Zeit. Schließlich habe ich als Architekt eine große Firma zu leiten. Der Umbau eines in die Jahre gekommenen Gebäudes ist eine große Herausforderung, aber genau das liebe ich an meinem Job. Dass dabei ein kleiner Buchladen dem Untergang geweiht ist, bricht mir dennoch fast das Herz. Erst recht, weil seine Inhaberin verdammt hübsch ist. Mit ihrer offenen und verträumten Art bringt sie mich von einer Sekunde auf die andere dazu, das gesamte Bauvorhaben infrage zu stellen. Und auf einmal gerät alles außer Kontrolle. Eine sexy Millionärs-Romance gespickt mit viel Humor und Leidenschaft. Alle Teile der Boston-Passion-Reihe sind unabhängig voneinander lesbar, aber durch wiederkehrende Figuren miteinander verbunden.Empfohlene Lese-Reihenfolge: Teil 1 - Hold me, Mr. Millionaire Teil 2 - Love me, Mr. Bachelor Teil 3 - Marry me, Mr. Manager

Vorwort

Liebe ist nicht das, was man erwartet zu bekommen, sondern was man bereit ist, zu geben.

Katherine Hepburne

Kapitel 1- Olivia

»Bücher sind das Tor zu einer anderen Welt. Wenn du die Schwelle einmal überschritten hast, willst du nie mehr zurück.« Das waren die Worte meiner Großmutter, als ich zum ersten Mal in ihrem Laden ein Buch gekauft hatte.

   Ich musste sieben oder acht Jahre alt gewesen sein, als ich mein Taschengeld zusammengekratzt hatte und in den kleinen Buchladen in der Cambridge Street marschiert war. Damals hatte ich nicht einmal gewusst, dass Granny dieses Geschäft gehört hatte. Ich hatte nur durch Zufall von dem Laden erfahren, als Mom und Dad sich über etwas gestritten hatten. Mom hatte über die Bücher geschimpft und was für eine blöde Idee so ein Buchladen doch war.

   Bereits beim Betreten des Ladens war ich fasziniert gewesen. Ich würde nie vergessen, wie ich mit geschlossenen Augen in der Mitte des Verkaufsraumes gestanden und den Geruch der Bücher inhaliert hatte. Die Atmosphäre des kleinen Ladens, der sehr verwinkelt und bis unter die Decke vollgestopft mit alten und neuen Büchern gewesen war, war sofort auf mich übergesprungen.

   Noch am selben Nachmittag hatte ich »Die Chroniken von Narnia« voller Stolz an meine Brust gedrückt, um zu Hause bei meiner Mutter auf völliges Unverständnis zu stoßen. Aber das war mir egal gewesen. Ich hatte das Tor zu einer anderen Welt betreten und wollte nie wieder zurück. Fast war es, als hätte ich diesen Zauberschrank geöffnet, auf dessen anderer Seite sich etwas Riesengroßes offenbart hatte.

   Ab da hatte ich gewusst, dass Bücher in mein Leben gehörten. Als Granny vor fünf Jahren gestorben war, hatte ich den Buchladen einfach übernommen. Noch heute war ich unheimlich traurig über ihren Tod, doch so konnte ich ihr Lebenswerk fortführen. Abbys Books war nach wie vor eine gefragte Adresse im Financial District, wenn es um Bücher ging. Im Großen und Ganzen war das Konzept des Ladens so geblieben. Es gab wenig Schnickschnack, ich konzentrierte mich auf die Bücher. Doch diese hatte ich im Sortiment etwas erweitert und bot nun auch Fachliteratur für diverse Bereiche an, um auch die Menschen anzulocken, die hier arbeiteten und keine klassischen Leseratten waren.

   »Hey, Liv, hör auf zu träumen und hilf mir lieber«, hörte ich Norah rufen. Sie war eine meiner besten Freundinnen und half mir hin und wieder aus. Gerade kämpfte sie damit, die Herbstdeko aus den Schaufenstern abzubauen, und balancierte einen großen Kürbis durch die Regale. Sie taumelte so verdächtig, dass ich fürchtete, sie würde jeden Moment stürzen und das orangene Fruchtfleisch des Kolosses würde sich zwischen all den Büchern verteilen. »Wohin soll das Ding?«

   »Am besten ins Büro. Den nehme ich mit nach Hause und koche was Schönes. Warte, ich öffne dir die Tür.« Mit Schwung stieß ich die Tür zu dem kleinen Raum im hinteren Bereich des Ladens auf, der kein Fenster hatte und deswegen immer etwas muffig roch. Auch darin stapelten sich Bücher, die noch in die Regale einsortiert werden mussten. Es gab einen Schreibtisch, auf dem sich ein Laptop befand. So ziemlich alles war so geblieben, wie damals, als es noch Grannys Laden gewesen war.

   »Du musst auch aus allem was machen, oder?« Mit einem lauten Stöhnen hievte sie den Kürbis auf meinen Schreibtisch, stemmte dann die Hände in die Hüften und sah mich lächelnd an. »Ich bin gespannt, wie du den nach Hause transportieren willst. Der ist so schwer.«

   »Keine Ahnung, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.« Schulterzuckend löschte ich das Licht, während sie an mir vorbei durch die Tür schlüpfte.

   »Woran hast du eben gedacht? Es hatte den Anschein, als wärst du ganz woanders. Gibt es da etwas, das ich wissen sollte? Vielleicht ein heißer Typ oder so?«

   Lachend gingen wir gemeinsam zurück zum Schaufenster, um die restliche Deko abzunehmen. »Als ob ich dir so etwas verschweigen könnte. Nein, kein heißer Typ. Mal im Ernst, wann genau sollte ich das noch bewältigen? Ich habe mit dem Laden genug zu tun und gar keine Zeit dafür. Aber wie sieht es bei dir aus?« Freundschaftlich knuffte ich sie in die Seite, weshalb sie erschrocken eine Blättergirlande fallen ließ.

   »Äh, ja, ich weiß nicht so genau. Ich treffe mich mit diesem einen Typen, aber dem geht es glaube ich nur um Sex. Also, der ist gut. Weltklasse sogar.«

   »Wer jetzt?«, hakte ich neugierig nach. »Der Typ? Oder der Sex?«

   »Beides irgendwie. Aber er will nichts Festes.« Sie presste die Lippen aufeinander und ich ahnte, dass sie längst ihr Herz verloren hatte. Wie schon so oft.

   »O Mann, Norah, es tut mir so leid. Du verliebst dich immer in die falschen Typen. Aber eines Tages wird dein Märchenprinz vor dir stehen.«

   »Du alte Büchertante«, lachte sie so laut auf, dass sich einige Ladenbesucher zu uns umdrehten, die das Geschäft in der Zwischenzeit betreten hatten. »Es könnte dir selbst nicht schaden, dich mal wieder zu verlieben.«

   Okay. Damit hatte sie nicht ganz unrecht. Es war eine gefühlte Ewigkeit her, dass sich mein Herzschlag wegen eines Mannes vervielfacht hatte.

   Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. »Keine Zeit. Du siehst ja, was hier los ist. Kommst du einen Moment allein klar? Ich muss an die Kasse.«

   »Ja, ja, kein Ding.« Norah war noch immer dabei, die Blättergirlande zusammenzulegen. An der Seite standen schon die Kartons mit der Weihnachtsdeko. Dieses Jahr waren wir spät dran, es war bereits Ende November.

   Schnell eilte ich zum Kassenbereich, der sich seitlich im Laden befand. Ein alter Holztisch diente als Tresen, auf dem eine noch ältere Registrierkasse stand, die ich hegte und pflegte, weil sie einzigartig war. Ein älterer Herr legte zwei Bücher auf den Tisch.

   »Oh, da haben Sie eine hervorragende Wahl getroffen«, stellte ich fest und drehte die Schmuckausgabe von Jane Austens Stolz und Vorurteil in meinen Händen hin und her.

   »Ist ein Geschenk für meine Frau. Sie liebt ihre Geschichten«, erwiderte er.

   »Kann ich gut verstehen. Ich liebe sie auch sehr. Und das hier? Ah, ein Krimi. Der ist dann sicher für Sie, oder?« Ich tippte die Preise beider Bücher ein, steckte sie in eine Papiertüte mit unserem Logo und kassierte den Gesamtbetrag ab, während mir der Herr von seiner Krimileidenschaft erzählte.

   Ich liebte es, mich mit den Kunden zu unterhalten. Man erfuhr hier so manche Geschichten, Schicksale und den Gossip der Stadt. Es gab Tage, so wie heute, wo weniger los war und ich dazu kam, die Regale abzustauben und aufzuräumen. Aber ich wusste, dass die Ruhe bald vorbei sein würde. In wenigen Wochen war Weihnachten und dann war hier die Hölle los, sodass Norah mir wieder häufiger aushelfen musste. Heute war sie nur da, um umzudekorieren, in der Weihnachtszeit half mir meine Freundin auch regelmäßig beim Verkauf. Der Umsatz würde hoffentlich wieder so rasant ansteigen wie in den letzten Jahren. Das schaffte ein kleines finanzielles Polster, um magere Zeiten zu überbrücken. Ich machte mit dem Geschäft keine Unmengen an Geld, aber es reichte, um über die Runden zu kommen. Ich konnte die Kosten decken, die der Laden verursachte, und hatte noch genug Geld, um meine Miete zu zahlen und nicht zu verhungern.

   Dass das Haus, in dessen Erdgeschoss sich der Buchladen befand, meiner Mutter gehörte, war Fluch und Segen zugleich. Segen, weil sie meine Miete nicht erhöht hatte, so wie viele Immobilieneigentümer es hier ständig taten. Fluch, weil sie Grannys und meine Leidenschaft für Bücher nie verstanden oder gar geteilt hatte. Und weil sie das Geschäft als Liebhaberei abtat, anstatt es ernst zu nehmen. Noch immer hatte sie nicht akzeptiert, dass ich seit fünf Jahren ebenso eine Unternehmerin war wie sie. Nur eben in einem anderen Business. Während meine Mutter sich in der Immobilienbranche einen Namen gemacht hatte, waren es bei mir eben die Bücher.

   Kurz vor Ladenschluss schob Billie ihren blonden Wuschelkopf zur Tür hinein. Sie war meine zweite beste Freundin seit der Schulzeit und hatte es drauf, immer im richtigen Moment aufzutauchen. Mit etwas zu essen. Oder zu trinken. Oder einfach guter Laune. Sie war ein Wirbelwind, mit den Gedanken immer woanders, aber unheimlich liebenswert und warmherzig. Und sie war handwerklich begabt, sodass ich immer, wenn ich etwas umgebaut oder nachgerüstet haben wollte, auf sie zurückgreifen konnte.

   »Hey, Billie«, rief ich freudig und legte die Bücher, die ich noch in die Regale einsortieren wollte, zur Seite, um sie zur Begrüßung zu umarmen. Ich fiel ihr so stürmisch um den Hals, dass die Tüten, in denen sich vermutlich unser Abendessen befand, raschelten.

   »Wieder chinesisch?«, murrte Norah im Hintergrund, nach wie vor mit der Deko kämpfend.

   »Japp. Und hi, ich freu mich auch, dass ich da bin und dass ich was zu futtern mitgebracht habe.« Billies trockenen Humor liebte ich und drückte ihr einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange.

   »Jetzt komm erstmal rein. Ich habe tatsächlich einen Mordshunger. Und Norah auch, deswegen ist sie …«

   »Ist sie nicht. Sie hat nur keinen Bock, zum dritten Mal diese Woche chinesisch zu essen«, unterbrach meine Freundin mich. Doch als ich zu ihr blickte, sah ich ihr Augenzwinkern. Sie hatte es geschafft, die letzten weihnachtlichen Dekoelemente im Schaufenster zu arrangieren. Um die Bücherauslagen würde ich mich morgen kümmern. Jetzt wischte Norah sich die Hände an den Oberschenkeln ab und begrüßte Billie ebenso.

   Während ich noch einen letzten Kunden bediente, machten es sich die Zwei bereits in der Leseecke gemütlich, die ich erst vor Kurzem eingerichtet hatte. Norah saß auf einem alten, senfgelben Ohrensessel, der sichtlich in die Jahre gekommen war und an den Lehnen schon etwas mitgenommen aussah. Vor ihr stand ein kleiner Tisch aus dunklem Holz, auf dem sich inzwischen die Packungen mit dem Essen stapelten. Billie hatte einen Stuhl ergattert. Davon gab es drei, die vom Stil her überhaupt nicht zusammenpassten. Alles war etwas zusammengewürfelt, fügte sich aber hervorragend ins Gesamtkonzept des Ladens ein.

   »Auf Wiedersehen«, rief ich dem Kunden noch hinterher und verschloss hinter ihm die Tür. Dann setzte ich mich zu meinen Freundinnen, schnappte mir eine der Verpackungen und ein Paar Stäbchen und genoss die ersten Happen.

   »Mh, himmlisch«, nuschelte ich mit vollem Mund. »Könnte ich jeden Tag essen.«

   Billie nickte und biss beherzt in eine Frühlingsrolle, während Norah mit den Stäbchen kämpfte. »Glaubt mir, wenn ich nur noch mit diesen Dingern essen müsste, würde ich verhungern. Das ist ja ein Krampf, etwas in den Mund zu bekommen.«

   Billie lachte auf und musterte sie. »Ist ja ganz klar. Du hältst sie völlig falsch.« In kurzen Schritten erklärte sie ihr, wie man die Essstäbchen korrekt halten musste, damit es auch funktionierte. Ich bekam das ganz gut hin, auch wenn mir hin und wieder das Essen von den runden Stäbchen rutschte.

   »Siehst du, und nun kannst du sie so zusammendrücken und deine Nudeln damit festhalten. Ist doch ganz einfach.«

   Norah mühte sich weiter ab. »Ist doch ganz einfach«, wiederholte sie und ihre Fingerknöchel traten weiß hervor, weil sie die Stäbchen so fest zusammendrückte und damit keinen Bissen in den Mund bekam. Verzweifelt warf sie das fremde Besteck auf den Tisch und sprang auf. »Ich hole mir jetzt eine Gabel. Noch irgendjemand?« Fragend blickte sie in unsere kleine Runde, bevor sie in den hinteren Teil des Ladens verschwand, wo sich gegenüber meines Büros eine kleine Teeküche befand.

   Schnell war sie wieder da und konnte endlich ihr Abendessen genießen. Während Norah und Billie miteinander plauderten, beobachtete ich meine Freundinnen. Wir kannten uns schon eine gefühlte Ewigkeit. Norah und ich waren zusammen zur Schule gegangen und schon immer beste Freundinnen gewesen. Es hatte einfach von Anfang an gepasst. Billie war zwei Jahre jünger als wir und daher erst später an unsere Schule gekommen. Ich hatte keine Ahnung, wieso, aber sie war damals heftig gemobbt worden und hatte erst begonnen, sich wohlzufühlen, nachdem wir sie aufgesammelt hatten. Zwar hatten wir nicht viel Einfluss in der Schule gehabt, aber eine Ansage beim Schülersprecher hatte geholfen, sodass man sie ab da in Ruhe gelassen hatte. Billie war schon ihres Namens wegen kein typisches Mädchen. Alle hielten ihn für eine Abkürzung oder einen Spitznamen, doch sie hieß einfach Billie. Dazu ihr Haar, das sie schon immer kurz getragen hatte, während andere Mädchen in der Schule ständig damit beschäftigt gewesen waren, sich gegenseitig die schönsten Flechtfrisuren zu verpassen. Heute war Billie ziemlich taff. Sie war klug und gebildet. Und sie arbeitete im Handwerksbetrieb ihres Vaters.

   Norah war das genaue Gegenteil. Ihre langen, haselnussbraunen Haare ergossen sich glatt und glänzend über ihre Schultern. Immer wieder warf sie ihre Haarpracht zurück, damit sie nicht versehentlich im Essen landete. Sie war der verlässlichste Mensch, den ich kannte, hatte ein großes Herz und war immer ehrlich. Mit ihr konnte ich über einfach alles reden, sie war immer für mich da. Und als hätte sie geahnt, dass es mir förmlich auf der Zunge brannte, schnitt sie ein Thema an, das mir neuerdings Bauchschmerzen bereitete. »Wie läuft es denn eigentlich zwischen dir und deiner Mom?«

   Das Verhältnis zwischen mir und meiner Mutter war schon immer etwas unterkühlt gewesen. Warmherzigkeit und Empathie waren Fremdworte für sie. Nach der Scheidung von Dad hatte sie sich so verändert, dass ich manchmal glaubte, sie gar nicht mehr wirklich zu kennen. Ich war dreizehn, als sich meine Eltern getrennt hatten, und ich hatte furchtbar darunter gelitten, dass mein Vater uns verlassen hatte. Joe Gardner leitete damals eine der größten Immobilienfirmen in ganz Boston. Nach dem Vorfall witterte Mom ihre Chance, mitzumischen – etwas, das er ihr jahrelang verwehrt hatte. In einem wahrhaftigen Rosenkrieg erkämpfte sie vor Gericht die Hälfte der Firma und verklagte ihn auf eine horrende Geldsumme. Selbst die Zeitungen hatten damals darüber berichtet, was mir so peinlich gewesen war. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, dass ich tagelang keinen Bock gehabt hatte, in die Schule zu gehen, aus Angst, mich würde jemand darauf ansprechen, was meine Eltern da abzogen. Es war immer Norah, die mich aufgefangen und getröstet hatte.

   Inzwischen hatte meine Mutter ihr eigenes Immobilien-Imperium aufgebaut. Ihr gehörte halb Boston. Auch das Gardner House, in dem sich mein kleiner Buchladen befand. Abbys Books war fester Bestandteil dieses Viertels und nicht wegzudenken.

   Das Gardner House war eines der wenigen aus dem alten Bestand im FinancialDistrict. Es war ein altehrwürdiges Gebäude mit unvergleichlichem Charme. Dass es einer Renovierung bedurfte, war keine Frage. Aber Mom wollte alles umkrempeln.

   In den Etagen über mir befanden sich Büros und ein kleines Hotel. Alles sollte einem neuen Konzept weichen, von dem sich meine Mutter das große Geld versprach. Neuerdings war sie auf dem Trip, unbedingt Hotelier werden zu müssen. Also sollte hier alles umgebaut werden und mein geliebter Buchladen fand dabei keine Berücksichtigung. Wir hatten uns deswegen schon so oft gestritten, dass ich es leid war und am liebsten nach neuen Geschäftsräumen suchen würde. Leider waren diese viel zu teuer und es wäre eben nicht mehr mein Laden, sondern immer ein neuer.

   »Wie immer«, antwortete ich also knapp auf Norahs Frage und stellte das Essen beiseite.

   »Was ist mit dem Laden?« Billie hob ihren Kopf und sah mich mitfühlend an. »Habt ihr noch einmal darüber gesprochen?«

   Verbittert lachte ich auf. »Es ist unmöglich, mit ihr darüber zu reden.«

   Meine Freundinnen schüttelten die Köpfe. Norah beugte sich vor und stützte sich mit den Ellenbogen auf ihren Oberschenkeln ab. »Wie ist dein Plan, Süße? Können wir dir irgendwie helfen?«

   Ich presste die Lippen fest zusammen. Das Thema ging mir wirklich an die Nieren und verursachte so viel schlechte Laune in mir.

   Traurig rieb ich mir mit den Händen über das Gesicht. »Ich habe keinen Plan.«

Kapitel 2- Bruce

Das kleine Café gegenüber des Gardner Houses war der perfekte Platz, um weiter an den Entwürfen für den Umbau zu feilen. Gedankenverloren nippte ich an meinem lauwarmen Kaffee, während draußen der Regen an die Fensterscheiben peitschte.

   Ich saß an einem der Tische mit Blick auf die Kreuzung und mein Laptop stand geöffnet vor mir. Es war ein klassischer Montagmorgen, an dem ich mich gern aus dem Büro verpisste, um dem Trubel zu entgehen, der dort herrschte. Außerhalb konnte ich in Ruhe denken und arbeiten und vor allem entwerfen. Denn das war es, was ich liebte. Mir Gedanken darüber zu machen, wie Gebäude aussehen konnten. Welche Baumaterialien am besten verarbeitet werden sollten. Welche Formen und Farben gut zur Geltung kamen. Mit dem ganzen Bürokram hatte ich nichts am Hut. Zwar war ich nach Dads Tod CEO der Chambers Construction geworden, hatte aber schnell gemerkt, dass mir alles außerhalb der Architektur über den Kopf wuchs. Daher hatte ich meinen Kumpel Edward Thompson mit ins Boot geholt, damit wir uns den ganzen Stress teilten. Wir hatten zusammen am BACA Architektur studiert und uns schon damals super verstanden, da lag es nahe, dass wir gemeinsam arbeiteten. Ed war sofort Feuer und Flamme gewesen, als ich ihn gefragt hatte, und direkt mit in die Firma eingestiegen. Er war ein Segen für uns. Besser gesagt für mich, weil ich dadurch wieder freier war und kreativer sein konnte.

   Jetzt saß ich hier und grübelte, wie ich Altes und Neues am besten verbinden konnte. Das Gardner House war gut einhundert Jahre alt und sah dementsprechend aus. Die letzten Modernisierungsmaßnahmen lagen Jahrzehnte zurück. Der Putz bröckelte von der Fassade ab, die Fenster waren alt und entsprachen mit Sicherheit nicht mehr den heutigen Standards. In weniger als zwei Jahren würde dieses Gebäude in völlig neuer Optik erstrahlen. Es würde sich hervorragend in die Umgebung integrieren und doch ganz anders aussehen als jetzt. Nur noch ein paar Elemente würden an die alten Zeiten erinnern.

   Mein Blick glitt zwischen meinen Entwürfen und dem alten Haus hin und her, das direkt an der gegenüberliegenden Ecke lag. An der Kreuzung war einiges los. Menschen mit Regenschirmen hasteten ohne Herz und Verstand über die Straße, Autos hupten. Aus irgendeinem Grund blieben meine Augen am Eingang zu dem Geschäft hängen, das sich im Erdgeschoss des Hauses befand. Es war der einzige Laden, ansonsten waren dort nur Büros und in den oberen Etagen ein Hotel, das aber zu wenig Einnahmen generierte, wenn man Ms. Gardner Glauben schenken wollte. Und das sollte man tun, denn ihrem Immobilienimperium gehörte die halbe Stadt und eine Zusammenarbeit mit ihr war förmlich eine Goldgrube.

   Natürlich liebte ich meinen Job des Entwerfens wegen. Deswegen hatte ich Architektur studiert. Allerdings musste ich auch das Geschäft im Auge behalten und dafür sorgen, dass wir unsere Mitarbeiter und all die horrenden Kosten bezahlen konnten, die monatlich anfielen. Da kamen Projekte wie das Gardner House gerade recht.

   Vielleicht konnte man die Tür des Geschäfts so lassen? Sie war wirklich alt, aus Holz und Glas, mit alten Klinken, soweit ich das von hier aus sehen konnte. Auch die Schaufenster hatten diesen Charme aus alten Zeiten. In ihnen funkelte es bereits weihnachtlich. Es war ein Buchladen und in den nächsten Tagen musste ich mir diesen auch von innen ansehen. Ms. Gardner hatte ziemlich genaue Vorstellungen, was den Umbau betraf, und hatte mir schon zu Beginn ans Herz gelegt, dass dieser Laden wegmusste. Sie war knallhart und ließ keinerlei Verhandlungsspielraum zu.

   Mein Handy klingelte und riss mich aus den Gedanken, die mir durch den Kopf spukten.

   »Hey, Rylan, was gibt‘s? Langeweile zum Montagmorgen? Warte, ich weiß es. Du und Savannah wollt ein Haus auf dem Land bauen und braucht dafür meine Dienste? Sorry, aber für so kleine Projekte stehe ich gerade nicht zur Verfügung.« Mein großer Bruder hatte seit neuestem eine Freundin, was für uns alle noch sehr ungewöhnlich und neu war, da er nie auf eine Beziehung aus gewesen war. Doch Savannah hatte ihm ordentlich den Kopf verdreht und seitdem war er nicht mehr der Alte.

   Rylan lachte am anderen Ende der Leitung. »Na klar, Bruce. Träum weiter. Aber hör mal, weswegen ich eigentlich anrufe: Aaron ist auf Jobsuche. Du hast nicht zufällig einen Platz für ihn bei euch in der Firma?«

   Aha. Daher wehte der Wind. Rylan war neuerdings so fürsorglich geworden und nun wohl auf Jobsuche für Aaron. Ich schüttelte den Kopf, trank einen Schluck von dem Kaffee, der noch immer vor mir stand, inzwischen aber kalt geworden war. »Sag mal, spinnst du jetzt total? Aaron wird nicht bei uns arbeiten! Als was sollte er auch? Wir sind Architekten, er hat Wirtschaft studiert.«

   »Ach komm, als ob ihr niemanden bräuchtet, der euren Laden verwaltet«, erwiderte mein Bruder.

   »Stell du ihn doch ein, in der Bank ist doch ganz bestimmt ein Plätzchen für ihn frei. Oder Savannah. Notfalls muss er sich umorientieren und macht in Mode.«

   Rylan lachte erneut. »Nicht dein Tag heute, oder wie?«

   Mit Daumen und Zeigefinger rieb ich mir über die Nasenwurzel und sog geräuschvoll die Luft ein. »Sorry, das neue Projekt verlangt mir viel ab. Ich mache mir Gedanken dazu, okay? Aber jetzt habe ich wirklich keinen Kopf dafür.«

   Während ich mit meinem Bruder telefonierte, hatte ich den Buchladen gegenüber genau im Blick. In meinem Kopf formten sich Entwürfe, in denen man einiges davon erhalten konnte. Rylan sprach indes weiter und berichtete von seinem Wochenendausflug mit Savannah. Ich konnte ihm nicht wirklich folgen, weil sich in dem Moment die Eingangstür des Geschäfts öffnete und eine junge Frau herauskam. Sie zog sich eine quietschgelbe Mütze tief ins Gesicht und stellte den Kragen ihres Mantels auf. Dann schloss sie die Tür ab, ging die wenigen Schritte über den Gehweg und blickte nach links und rechts, um gleich darauf die Straße zu überqueren. Sie kam genau auf das Café zu, und wenn ich mich nicht täuschte, hatte sie mich sogar eben kurz angesehen. Wow, sie war echt hübsch. Ob das die Inhaberin des Buchladens war?

   »Bruce, bist du noch da? Was ist los mit dir, Mann?«

   »Ja. Äh, ja, natürlich bin ich noch da.« Sie brachte mich aus dem Konzept, denn gerade, als ich weitersprach, betrat sie das Café und schüttelte den Regen ab. Dunkle, kinnlange Locken kringelten sich aus ihrer Mütze und ihr dunkelroter Mantel war auf dem kurzen Stück ganz nass geworden. Sie führte ihre Hände zum Mund und blies warme Atemluft darauf. Die Spitze ihrer Himmelfahrtsnase war rot von der ungemütlichen Kälte da draußen.

   Zielgerichtet ging sie zum Tresen und stellte sich in die Schlange. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich nicht weiter mit meinem Bruder sprechen konnte. »Ry, hör mal, ich muss Schluss machen. Ich melde mich später noch einmal, okay?«

   »Häh? Was ist denn auf einmal los? Hast du mir überhaupt zugehört? Aaron möchte mit uns sprechen und wollte wissen, wann wir Zeit für ihn haben.«

   Ups. Das hatte ich tatsächlich nicht mitbekommen. Der hübsche Lockenkopf forderte stattdessen meine ganze Aufmerksamkeit, was mir ein Schmunzeln über mich selbst entlockte. Es war eine Weile her, dass mich eine Frau so fasziniert hatte.

   »Sorry, Großer, es passt gerade wirklich nicht. Ich sitze über den Entwürfen für das Gardner House und muss noch eine Vorort-Begehung machen.«

   »Vor-Ort-was?« Mein Bruder lachte am anderen Ende auf.

   »Natürlich muss ich mir ein Bild von den Gegebenheiten machen. Ms. Gardner hat ziemlich genaue Vorstellungen.«

   »Und du hast dieses Mal nicht deine eigenen?«

   Die Schönheit rückte in der Schlange weiter nach vorn.

   »Doch, na klar. Aber jetzt muss ich wirkl…«

   »Ja, ja, ich versteh schon. Ich mache was mit Aaron aus und du kommst einfach dazu. Am besten kommt ihr zu uns zum Essen. Savannah kann ihr Thaicurry für euch kochen, das ist zum Niederknien.«

   »Geht klar, schick mir den Termin einfach. Mach’s gut, Rylan.«

   »Cherio, Bro.«

   Dann legte ich auf. Die ganze Zeit hatte ich wie gebannt zum Tresen gestarrt. Worüber wollte Aaron mit uns reden? Hatte Rylan das erwähnt und ich hatte es einfach überhört?

   »Hey, machst du mir einen Pumpkin-Spice…«

   »Latte. Ich weiß, wie immer, Liv. Kommt sofort.«

   Mit ihren schlanken Fingern strich sich die Schönheit von Gegenüber die ungezähmten Locken aus dem Gesicht, bevor sie ein paar Geldscheine aus ihrer Manteltasche fischte. Sie stand also auf dieses Kürbiszeug mit all den weihnachtlichen Gewürzen. Ich hatte davon gehört, es aber noch nie probiert. Allerdings mochte ich Weihnachtsgebäck.

   Viel zu schnell hatte der Typ hinterm Tresen ihr Getränk fertig, schrieb ihren Namen auf den Becher, als wäre hier die Hölle los, und schob den Pappbehälter über den Tresen.

   »Hier, bitte schön. Heute schon viel verkauft?«, wollte er wissen und es wurmte mich, dass er anscheinend mit ihr flirtete. Diese Blicke, die er ihr zuwarf … Doch sie stieg nicht darauf ein und antwortete ziemlich neutral.

   »Geht so, das Weihnachtsgeschäft kommt ja erst noch. Da geht nochmal was. Aber nächstes Jahr dann …« Ein trauriges Seufzen kam über ihre Lippen.

   Ihre Stimme war so warm und süß wie heiße Schokolade mit Sahne an einem frostigen Wintertag.

   »Na dann«, erwiderte der Kaffeemann. »Bis morgen, Liv.«

   Sie hatte sich schon zum Gehen umgewandt, winkte ihm jedoch noch einmal über die Schulter zu. »Bis morgen.« Dann nippte sie an ihrem Getränk, und bevor sie den Laden verließ, sah ich den weißen Rand vom Milchschaum auf ihrer Oberlippe.

   Mit den Fingern fuhr ich mir über den Mund, schüttelte den Kopf, um mich zu sammeln. Keine Ahnung, was das eben gewesen war. Aber es hatte mich für einen kurzen Augenblick dazu gebracht, den Fokus zu verlieren. Und der lag eindeutig auf der Renovierung des Gebäudes gegenüber.

   Ich schaffte es schließlich, mich noch für weitere dreißig Minuten zu konzentrieren, und feilte an den Entwürfen. Dann hielt ich es nicht mehr aus, packte den Laptop in meine Tasche und alle Papiere, die inzwischen verstreut auf dem Tisch lagen. Dann bestellte ich den ersten Pumpkin-Spice-Latte meines Lebens und hoffte auf eine Geschmacksexplosion.

   »Dein Name?«, wollte der Typ hinterm Tresen forsch wissen. Hätte ruhig ein bisschen freundlicher sein können. Aber das war er wohl nur bei der Buchladenfrau, weil sie sich kannten. Klar, unmittelbare Nachbarschaft und so.

   »Bruce. Aber du kannst mir den Becher auch einfach so geben, ich weiß ja, wie ich heiße.«

   Er zog die Augenbrauen hoch, sah zwischen mir und dem Becher hin und her, zuckte mit den Schultern und schob das Getränk schließlich zu mir.

   Noch bevor ich das Café verließ, nippte ich an dem heißen Milchschaum, der mit Gewürzen bestreut war, deren aromatischer Duft in meine Nase stieg.

   Okay, war gar nicht so schlecht. Mit dem Becher in der Hand ging ich nach draußen, wo mir ein kalter Herbstwind um die Nase wehte. An der roten Fußgängerampel wartend trank ich immer wieder kleine Schlucke. Wirklich gut.

   Wie ferngesteuert lief ich geradewegs auf den Eingang des Buchladens zu. Klar, eine Begehung vor einer anstehenden Renovierung war nicht ungewöhnlich. Aber heute war der Beweggrund ein anderer und ich hatte keinen blassen Schimmer, wie ich das einzuordnen hatte.

   Zur Genüge hatte ich mit dem weiblichen Geschlecht zu tun gehabt. Aber es war nie von Dauer gewesen, weil die Frauen entweder auf mein Geld aus gewesen waren oder auf einen meiner Brüder. Ich war immer ziemlich nüchtern an die Sache herangegangen, hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich nicht auf der Suche nach etwas Festem war. Zumal auch keine der Damen es je geschafft hatte, mein Herz höher schlagen zu lassen.

   Noch einmal nippte ich an meinem Getränk und betrat schließlich den Buchladen. Wärme umfing mich, sobald ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Die muss man definitiv erhalten, schoss es mir durch den Kopf. Leise Weihnachtsmusik war im Hintergrund zu hören und es roch nach Zimt, was jedoch den typischen Geruch von Büchern nicht überlagerte.

   »Hi«, hörte ich die süße Schokoladenstimme aus dem hinteren Bereich des Geschäfts. »Einen Moment, ich bin gleich bei Ihnen.«

   »Okay«, rief ich zurück und sah mich um. Alte Bücherregale säumten die Wände, ein paar standen in der Mitte des großen Raumes und rechts entdeckte ich eine gemütliche Leseecke mit einem alten Ohrensessel, mehreren Holzstühlen, die nicht zueinander passten und einem kleinen Tisch. Schräg, aber sehr charmant.

   Alles schien thematisch sortiert zu sein, dennoch fühlte ich mich für einen Moment überfordert. Buchläden waren nicht mein Ding. Was ich las, beschränkte sich auf Fachmagazine oder Artikel im Internet. Aber letztlich hatte alles, was ich diesbezüglich konsumierte, mit Architektur zu tun oder mit Fotografie. Mit Romanen hingegen konnte man mich jagen, dafür fehlte mir die Zeit.

   Wie aus dem Nichts tauchte der Lockenkopf plötzlich neben mir auf. Ich hätte sie ohne Mantel und Mütze fast nicht erkannt.

   »Hi, sorry, dass Sie warten mussten. Suchen Sie etwas Bestimmtes?«

   Während sie sprach, nutzte ich den kurzen Augenblick, um sie anzusehen. Sie war einen knappen Kopf kleiner als ich, trug ein bunt gemustertes Kleid mit einer Strickjacke darüber.

---ENDE DER LESEPROBE---