Right beside You - Kate Franklin - E-Book

Right beside You E-Book

Kate Franklin

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Beschreibung

„Liebe ist Herzklopfen und Schmerz gleichermaßen. Aber sie ist nichts, wovor man Angst haben muss.“ Ein peinliches Missgeschick bringt Louisa Campbell in die Notaufnahme, wo sie diesem arroganten, aber unfassbar gutaussehenden Arzt begegnet, der ihr fortan nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Zufällig sieht sie ihn wieder und sogleich fliegen die Funken. Immer mehr verfällt sie dem Charme des attraktiven Mannes. Als sich jedoch ihre Familie erneut in ihr Leben einmischt und ihr Vater eine für sie folgenschwere Entscheidung trifft, verliert Louisa den Boden unter den Füßen. Als Unfallchirurg ist Dr. Adrian Hardman einer der Besten. Trotzdem hat er den Glauben an sein Können und sich selbst verloren. Erst als eine Patientin mit pikanter Diagnose in seiner Notaufnahme auftaucht, erwacht er endlich aus seiner Starre. Im Nu verdreht ihm die aufgeweckte junge Frau den Kopf, und schnell empfindet er mehr für sie als geplant. Doch als ihn seine Vergangenheit einholt, steht alles auf dem Spiel. Und plötzlich hat das Schicksal das letzte Wort …

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Inhaltsverzeichnis

Playlist

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

DANKE

Die Autorin

Newsletter

COMING SOON

Kennst du schon …

Kennst du schon …

IMPRESSUM

Kate Franklin

Right beside YOU

Für immer mit dir

Roman

KATE FRANKLIN

Playlist

Sophie B. Hawkins – Right beside you

Consoul Train - Don’t say a word

George Ezra – Hold my girl

Cash Cash – I found you

Ella Henderson – Hold me close

Rohn Dahlberg – Believe in Love

Ed Sheeran – Thinking out loud

Rihanna – Love on the brain

James Arthur – Say you won’t let go

Lady Gaga, Bradley Cooper – Shallow

John Legend – All of me

Lewis Capaldi – Someone you loved

James Bay – If you ever want to be in love

Camo Columbo – Cold Nights

LP – Lost in You

U2, Mari J. Blige – One

Jack Johnson – Better together

Niall Horan – Put a little love on me

Keane – Somewhere only we know

James Blunt – You’re beautiful

U2 – With or without you

Lewis Capaldi – Hold me while you waite

James Morrison – You give me something

Jamie Cullum – Everlasting love

Michael Bublé – Lost

Dermot Kennedy – Power over me

Lady A – Need you now

Freya Ridings – Lost without you

Surf Mesa – ILY

Liam Payne, Rita Ora – For you

Lewis Capaldi – Before you go

Es gibt ein Bleiben im Gehen,

ein Gewinnen im Verlieren.

im Ende einen Neuanfang.

(unbekannt)

Kapitel 1

Louisa

»Dann wollen wir mal«, flüsterte ich, während mein Blick ehrfürchtig an der Glasfassade des Liberty Tower hinaufwanderte. Zigtausend Fensterscheiben reflektierten das Licht der Spätsommersonne in den schillerndsten Farben. Ein beeindruckendes Schauspiel, das meine innere Unruhe jedoch nicht eindämmen konnte.

Es war fast fünf Jahre her, seit ich das letzte Mal einen Fuß in dieses Gebäude gesetzt hatte. Damals hatte mich mein Vater unter einem Vorwand eingeladen, nur um mir mitzuteilen, dass er mich aus dem Testament gestrichen hatte, weil ich nicht gewillt war, seinen Wünschen zu entsprechen und das Leben zu führen, das er für mich vorgesehen hatte. Mir wurde heute noch übel, wenn ich daran zurückdachte. Nicht des Testaments wegen. Sein Vermögen war mir ehrlich gesagt egal. Die Art und Weise, wie er mir die Neuigkeit damals mitgeteilt hatte, hatte mich bis ins Mark erschüttert. So abgebrüht und kaltherzig hatte ich ihn nie zuvor erlebt gehabt.

Innerlich schüttelte ich mich und atmete noch einmal tief durch, bevor ich die riesige Drehtür passierte, durch die gefühlt hundert Menschen auf einmal wuselten, als wären sie Ameisen. Der Geräuschpegel war enorm, Absätze klackerten, Lachen drang an meine Ohren, ebenso hitzige Diskussionsfetzen. Irgendwie schaffte ich es, mich in den Strom einzuordnen, der mich förmlich mit in das Innere des Gebäudes riss.

Im Foyer empfing mich eine angenehme Kühle, die mich frösteln ließ.

Zielsicher steuerte ich den Tresen an, der in der Mitte thronte, und hinter dem drei Sekretärinnen mit ihrer Arbeit beschäftigt waren, Gäste empfingen und freundlich Fragen beantworteten. Sie waren alle gleich gekleidet – weiße Bluse, schwarzer Rock mit passenden schwarzen Blazern. Selbst die Mimik glich sich so auffallend, dass es fast schon gespenstisch war.

»Willkommen im Liberty Tower. Was kann ich für Sie tun?«, flötete eine der drei Damen, die sich mir zugewandt hatte.

»Guten Tag. Mein Name ist Louisa Campbell. Ich habe einen Termin bei meinem Vater«, antwortete ich, woraufhin mich alle drei auf einmal anstarrten. Gleich darauf umschwirrten sie mich wie Bienen einen Honigtopf.

»Oh, Ms. Campbell. Schön, dass Sie da sind.« Eine der drei lächelte mich an, nachdem sie in einer Art Terminkalender nachgesehen und wohl meinen Namen gefunden hatte.

»Folgen Sie mir.« Die Zweite griff nach meinem Arm.

»Ihr Vater erwartet Sie bereits.« Die Dritte war vorausgegangen und hatte schon den Fahrstuhl gerufen, in den sie mich gleich darauf verfrachteten. Völlig geplättet ließen sie mich zurück. Nur gut, dass ich nie zugestimmt hatte, hier zu arbeiten. Das war nicht meine Welt. War es nie und würde es auch nie sein.

Mit einem leisen Zischen öffneten sich die Fahrstuhltüren, nachdem der Lift im einundsechzigsten Stock angehalten hatte. Mir war ein wenig schwindelig und ich wusste nicht, ob es daran lag, dass der Fahrstuhl in irrsinniger Geschwindigkeit hier raufgefahren war oder weil ich gleich meinen Vater wiedersehen würde. Nach fünf Jahren, in denen wir kaum Kontakt hatten.

Am Ende des Ganges befand sich eine Glastür. Der Eingang zu einer Welt, die ich auch heute noch nur widerwillig betrat. Der groß darauf gedruckte Firmenname fiel mir sofort ins Auge, schließlich war er damals der Grund des Streits. Campbell Luxury Estate Corp. Mein Herz schlug bis zum Hals, sodass ich kaum noch atmen konnte.

»Ms. Campbell, schön, dass Sie da sind«, begrüßte man mich, nachdem ich den Empfangsbereich betreten hatte. Eine der Sekretärinnen, die für meinen Vater arbeiteten, sprang auf und eilte um den Tresen herum. »Folgen Sie mir. Ich bringe Sie zu ihm.«

Es schien ganz so, als hätte er das halbe Gebäude aufgescheucht, um mich so warmherzig wie nur irgend möglich zu empfangen. Fast wäre ich geneigt, ihm zuzugestehen, dass es ihm gelungen war.

Die Sekretärin führte mich durch das Großraumbüro, das für einen Montagnachmittag noch gut besetzt war. Es war laut. Überall wurde telefoniert. Drucker ratterten. Hatten die alle keine Freizeit? Keine Familien? Oder forderte mein Vater wie immer viel zu viel?

»Bitte sehr«, riss mich die die junge Frau, die kaum älter war als ich, aus meinen Gedanken. Erst jetzt sah ich, dass wir am Büro meines Vaters angekommen waren und sie schon die Tür zum Vorzimmer geöffnet hatte, in dem noch immer Roberta saß. Sie musste inzwischen schon über sechzig sein. Ich kannte sie schon so viele Jahre. Wenn mein Dad mich früher mit zur Arbeit genommen hatte, war es immer Roberta gewesen, die auf mich aufgepasst hatte. Mir wurde warm ums Herz, als sie mich erkannte und sofort mit offenen Armen auf mich zukam.

»Louisa Melinda Campbell«, begrüßte sie mich überschwänglich und zog mich in eine Umarmung. Sie roch noch genau wie damals nach diesem pudrigen Parfum, das ich schon als Kind so mochte. Ihre Frisur versetzte mich direkt zwanzig Jahre zurück, auch wenn sie inzwischen ergraut war, die Dauerwelle saß noch immer perfekt. »Dass ich das noch erleben darf.«

»Roberta, ich freu mich so, dich zu sehen«, flüsterte ich und kämpfte mit den Tränen, als ich begriff, was ich nach dem Streit weggeworfen hatte. »Es tut mir so leid, dass ich mich nie gemeldet habe.«

Lachend schob mich Roberta zurück. »Ach was, Herzchen, warum hättest du den Vorzimmerdrachen deines Vaters anrufen sollen?« Mit einem Augenzwinkern ließ sie von mir ab und ging wieder zu ihrem Schreibtisch.

»Wie geht es dir?«, wollte ich wissen und zur Antwort lächelte sie milde.

»Gut, Louisa. Es geht mir gut. Aber nun geh rein. Dein Vater wartet schon auf dich. Er hat für heute alle Termine abgesagt und redet den ganzen Tag von nichts anderem als deinem Besuch.« Mit dem Kopf nickte sie in Richtung der Tür, die ihr Büro von dem des CEO trennte.

Innerlich wappnete ich mich gegen den Sturm, bevor ich langsam die Klinke herunterdrückte und die Tür öffnete.

»Hi«, sagte ich, nachdem ich den riesigen Raum betreten hatte. Mir war flau im Magen, meine Handflächen waren schweißnass. Ich hatte keine Ahnung, was mich gleich erwarten würde, und so blieb ich vorerst stehen.

Mein Vater saß an seinem großen, alten Schreibtisch. Hatte ich bei Roberta eben noch das Gefühl, in die Vergangenheit zu reisen, fühlte es sich hier an wie eine Reise in die Zukunft. Nichts erinnerte mehr an das Büro von vor fünf Jahren, als ich zum letzten Mal hier war. Alles war modern und spärlich eingerichtet, einzig der antike Schreibtisch stach aus er Einrichtung hervor. An der Wand neben seinem Platz hingen unzählige Bildschirme, auf denen Nachrichten und Börsenkurse flimmerten. Gerahmte Zeitungsartikel, Interviews in Hochglanzmagazinen sowie Fotos mit den Großen der Branche zierten die Wände ebenso wie ein großes Bild mit dem Bürgermeister, was die Macht und den Einfluss meines Vaters bestens demonstrierte.

»Hallo, Louisa. Komm rein«, sagte er, als hätten wir uns gestern erst zum Essen gesehen und nicht vor fünf Jahren. »Setz dich doch.« Er stand auf und knöpfte sein Jackett zu, bevor er auf einen der Sessel deutete, die zu einer Sitzgruppe an der Fensterfront gehörten. Von hier oben aus hatte man einen fantastischen Blick über Chicago und den Lake Michigan, der einem direkt zu Füßen lag. Würde ich hier arbeiten, wäre ich vermutlich nur damit beschäftigt, aus dem Fenster zu schauen und die Schönheit der Stadt zu bewundern. Die Sonne funkelte durch die Glasfassaden der Wolkenkratzer, die das Ufer des Sees hier am Lake Shore Drive säumten. Auf dem Wasser sah man Segelboote, einige Surfer, die den Herbstwind nutzten, und hier und da eine Fähre. Ich liebte es, in dieser Stadt zu wohnen.

»Erzähl. Wie geht es dir, mein Kind?«, wollte mein Vater wissen und holte mich damit ins Hier und Jetzt. Er sprach mit mir, als hätten wir das allerbeste Verhältnis zueinander. Ich war sein Kind, seine Tochter, ja. Aber seit ich eigene Wege ging, hatte er mir immer das Gefühl gegeben, eher ein lästiges Übel zu sein.

»Ähm, gut, danke. Wie geht es dir und Mom?« Noch immer fragte ich mich, warum er mich am Freitagabend aus heiterem Himmel angerufen und herbestellt hatte, nachdem wir einige Jahre kaum etwas voneinander gehört hatten.

Er lehnte sich zurück und sein Blick wurde ernst. »Es geht uns gut. Aber du fehlst uns«, kam er ohne Umschweife zum Thema und packte mich damit an einer Stelle, die mir richtig wehtat. Ich vermisste meine Eltern auch. Dennoch war es unverzeihlich, was sie mir vor fünf Jahren antun wollten.

Ich schluckte trocken. »Kann ich ein Glas Wasser haben? Bitte?« Obwohl ich mir alle Mühe gab, mein Selbstbewusstsein aufrechtzuerhalten, spürte ich die Unsicherheit in mir. Meine Handflächen waren feucht und mein Herz raste.

»Natürlich.« Mein Vater sprang auf, umrundete seinen Schreibtisch und teilte Roberta per Gegensprechanlage mit, dass sie uns doch bitte Getränke und einen Snack bringen sollte.

»Ein Glas Wasser hätte gereicht«, sagte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich mochte es nicht, mich von vorne bis hinten bedienen zu lassen. Roberta war schließlich keine Kellnerin.

»Ist schon gut. Sie bringt dir gleich etwas zu trinken. Aber nun erzähl, wie ist es dir ergangen?« Er setzte sich wieder zu mir und lächelte mich an. Ich überlegte, welche Art Lächeln es wohl war, das mich hier anstrahlte. Zwar hatten sich seine Mundwinkel nach oben verzogen, doch in seinen Augen funkelte noch immer diese Kälte.

Wie damals, dachte ich und spürte die Abwehr in mir. Alles in mir sträubte sich, eine normale Konversation mit dem Mann zu führen, der mir vor fünf Jahren klar und deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass wir fertig miteinander waren. Und das nur, weil ich zum ersten Mal nicht das getan hatte, was von mir erwartet wurde. Weil ich mit Anfang zwanzig das tun wollte, was alle anderen in meinem Alter auch getan hatten – meinen eigenen Weg gehen.

Wie konnte er jetzt so tun, als wäre nichts gewesen?

Kapitel 2

Adrian

Es war inzwischen vier Uhr morgens. Ich war fertig. Fix und fertig, und es hörte nicht auf.

Medizin war meine Leidenschaft. Ich war Arzt geworden, weil ich Menschen helfen und Leben retten wollte. Doch manchmal, so wie heute, wuchs mir mein eigener Enthusiasmus über den Kopf.

Schon wieder wurde die Eingangstür der Notaufnahme aufgerissen.

»Junge Frau, um die zwanzig«, kamen die Rettungssanitäter mit der nächsten Lieferung. So nannten wir hier scherzhafterweise die Patienten, die mit den Rettungswagen eingeliefert wurden. Prekär. Aber schon während der Zeit als Assistenzarzt wurde mir ziemlich schnell klar, dass alles Elend, was ich hier tagtäglich erlebte, von mir abprallen musste. Man brauchte einen Panzer, um sich vor den Emotionen zu schützen. Andernfalls wäre ich schnell ein Fall für die Psychiatrie geworden. »Sie klagt über Schmerzen im Abdomen. Druckempfindlich. Blutdruck hundertzehn zu achtzig. Allerdings ist sie ...«, stockte der Sanitäter.

»Was?«, herrschte ich ihn an und warf mir einen neuen Kittel über. Ich hasste es, wenn man mir kryptische Fakten vor die Füße warf und die Hälfte in Hitchcock-Manier hinter vorgehaltener Hand mitteilte. Gut, das betraf selten Fälle in der Notaufnahme. Schließlich ging es hier nur allzu oft um Leben und Tod. »Was denn nun?«, hakte ich etwas höflicher nach, denn der neue Fall schien nicht lebensbedrohlich zu sein.

»Sie ist sturzbetrunken. Sieht nach einer Alkoholvergiftung aus«, klärte mich ein anderer Sanitäter auf und schob die Liege in einen der freien Behandlungsräume, der ihm zugewiesen wurde.

Alle Handgriffe erfolgten in gewohnter Routine. Das Team war eingespielt, und jeder wusste, was er zu tun hatte. Blutdruckwerte und Sauerstoffsättigung wurden geprüft, Pulsmessung veranlasst. »Was wissen wir noch über sie?«, fragte ich, bevor die Sanitäter sie uns überließen und wieder aufbrachen.

»Nichts. Wir haben sie in einer Bar aufgelesen, in der sie wohl hyperventilierend zusammengebrochen ist.« Der Sanitäter zuckte mit den Schultern.

»Hatte sie etwas bei sich?«

»Außer ihrer Freundin, die noch halbwegs bei Sinnen war und uns gerufen hat, und der kleinen Tasche hier, nichts weiter.«

Für einen Augenblick verdrehte ich leise stöhnend die Augen. Diese Fälle waren mir ja die liebsten.

»Wobinisch?«, lallte die junge Frau und gab dabei merkwürdig schmatzende Geräusche von sich. Zwar wirkte sie damit auf absurde Weise drollig, doch ich wusste, welchen Kampf ihr Körper gegen diese viel zu hohe Dosis Alkohol ausfocht.

Mit der kleinen Taschenlampe leuchtete ich abwechselnd in ihre Augen, um die Pupillenreflexe zu testen. Standard. Sie reagierten zwar etwas verzögert, aber ansonsten unbedenklich.

»Miss«, sprach ich sie an. »Miss ...« Okay, noch einmal etwas lauter, was immerhin schon eine schnaufende Reaktion bei ihr hervorrief. Eine der Schwestern kramte derweil in der Tasche und fand eine Geldbörse. In nächster Sekunde hielt sie mir einen Personalausweis entgegen. Die junge Frau kam aus England.

»Ms. Miller. Hören Sie mich?«, fragte ich etwas lauter.

»Mhmhpf«, murmelte sie mit halbgeschlossenen Augen. »Einbischen.«

»Ms. Miller, Sie sind im Chicago Memorial Hospital. Ich bin Dr. Hardman, ich kümmere mich um Ihre Bauchschmerzen. Wie viel haben Sie getrunken?«

Plötzlich riss sie die Augen auf. »Schigago?« Augen wieder zu. Ein donnerndes Stöhnen verließ ihren Mund und im Augenwinkel registrierte ich den einen oder anderen belustigten Blick des Personals, den ich nur allzu gut verstand.

»Haben Sie Drogen genommen? Fehlt Ihnen sonst noch etwas?«

»Nee ... sch hab alles. Is nur der Bauch«, murmelte sie halb weggetreten.

Es war mir unbegreiflich, wie man sich so verantwortungslos volllaufen lassen konnte. Bis an den Rand der Bewusstseinsgrenze.

Mit einer Geste gab ich der Schwester zu verstehen, dass sie Blut abnehmen sollte, was sie sofort tat und damit ins Labor eilte.

»Ich werde jetzt Ihren Bauch abtasten, damit wir herausfinden, was mit Ihnen los ist, okay?«, fragte ich, während ich ihr Shirt nach oben raffte und die Hose aufknöpfte. Ihr Bauch war gewölbt und als ich ihren Slip ein wenig nach unten zog, sah ich des Rätsels Lösung. Da waren drei Narben. Relativ frisch und mit einer Wundheilungsstörung, wie es schien.

»Verdammt. Sieht aus, als hätte sie kürzlich erst eine Laparoskopie gehabt«, grollte ich düster. »Ms. Miller, wann wurden Sie operiert?«

»Häh?«

»Wann? Wurden? Sie? Operiert? Sie haben Narben am Bauch, eine davon hat sich entzündet. Möglicherweise ist das die Ursache für den Schmerz.« Gott, die kleine Engländerin war so sturzbesoffen, dass sie vermutlich nicht einmal mehr ihren Namen wusste.

»Opa ... Was?« Immerhin schaffte sie es inzwischen, ihre Augen geöffnet zu halten.

»Ms. Miller«, versuchte ich es erneut und holte tief Luft. Mein Feierabend, den ich heute dringend nötig hatte, rückte in weite Ferne, wenn das hier so weiterging. »Ihre Narbe. Am Bauch.« Ich übte ein wenig Druck an der Stelle aus, was sie zischend die Luft einatmen ließ. »Tut das weh?«

»Auaaa«, jaulte sie und funkelte mich böse an. Aha, ein paar Bewusstseinsfetzen schienen zurück zu sein.

»Wann wurden Sie operiert und weswegen?«

»Isch weiß nisch mehr«, wimmerte sie und begann zu zittern. Unter meinen Händen spürte ich, wie sich ihr Magen zusammenzog, was sie kurz aufheulen ließ wie einen hungrigen Wolf.

»Eimer!«, schrie ich, der gerade rechtzeitig kam, als sie sich erbrach. Scheiß Alkohol. Schweiß trat auf ihre Stirn und sie würgte wieder und wieder, bis sie völlig erschöpft auf die Pritsche fiel.

Die Überwachungsgeräte schlugen plötzlich laut piepend Alarm.

»Ihr Blutdruck fällt!«, rief eine der Schwestern, die parallel schon damit beschäftigt war, einen Venenzugang zu legen, damit die Patientin ausreichend mit einer Elektrolyt-Flüssigkeit versorgt werden konnte.

»Zwei Komma eins Promille«, kam die Schwester mit dem Ergebnis der Blutprobe zurück. »Sollen wir ihr den Magen auspumpen, Dr. Hardman?«

»Ja. Das eben war sicher noch nicht alles. Verabreichen Sie Ihr weiterhin die Infusion. Sie soll ihren verdammten Rausch ausschlafen.«

»Okay, Doc.«

»Alkoholvergiftung, ts. Was treibt einen nur dazu, solche Unmengen zu saufen, dass man in der Notaufnahme landet?« Meine Frage war rein rhetorischer Natur, dennoch zuckten die Schwestern mit den Schultern.

»Kontrollieren Sie die Herzfunktionen, den Blutdruck sowie die Sauerstoffsättigung. Ich sehe später noch mal nach ihr.«

»Geht klar, Doc. Ruhen Sie sich erstmal aus. Sie sehen müde aus«, sagte Alice, die jüngere der beiden Schwestern, die mir hier gerade Gesellschaft leisteten und schöne Augen machten.

Müde sah ich nicht nur aus, das war ich auch. Ich liebte meinen Job. Aber an Tagen wie diesen war er mehr Fluch als Segen.

Während der morgendlichen Visite sah ich noch einmal nach der englischen Patientin, die anscheinend gerade aufgewacht war und mich irritiert ansah, als ich an ihr Bett trat.

»Guten Morgen, Ms. Miller. Wie geht es Ihnen?« Ich checkte die Werte auf den Monitoren. Der Blutdruck war in Ordnung, die Sauerstoffsättigung ebenso. Es schien bergauf zu gehen.

Beschämt lenkte sie ihren Blick auf die Decke. »Es tut mir leid«, murmelte sie mit erstickter Stimme.

»Was genau tut Ihnen denn leid? Dass Sie sich haben volllaufen lassen als gäbe es kein Morgen und nun ein Bett in der Notaufnahme blockieren?« Es stand mir nicht zu, über sie zu urteilen, das wusste ich. Und doch war es grenzwertig.

Sie nickte.

»Muss es nicht. Sie haben hoffentlich etwas daraus gelernt.«

»O ja, das habe ich«, seufzte sie und fuhr sich mit der flachen Hand über die Stirn.

»Was genau haben Sie eigentlich getrunken, das Sie dermaßen ins Nirwana befördert hat?«

»Wodka«, krächzte sie und verdrehte die Augen. »Mach ich nie wieder, versprochen!«

»Na, das will ich hoffen. Was war der Grund?« Allein die Tatsache, dass sie versucht hatte, mit Komasaufen einen Ausweg für irgendwas zu finden, war besorgniserregend und ich überlegte für einen Moment, einen Psychologen hinzuzuziehen.

Ms. Miller schniefte wenig elegant und griff nach einem Taschentuch. »Er hat mich verlassen. Dieses Arschloch hat mich einfach verlassen, weil ich nicht schwanger werden kann«, weinte sie. »Wir hatten es schon so lange versucht, aber die Bauchspiegelung brachte den Aufschluss, dass es auf natürlichem Weg nicht funktionieren wird. Und da ist er einfach abgehauen.« Inzwischen wurde sie regelrecht von Heulkrämpfen geschüttelt.

»Das tut mir sehr leid. Aber Alkohol wird das Problem nicht lösen. Sie können heute Mittag nach Hause«, sagte ich, schenkte ihr ein mildes Lächeln, das sie erröten ließ, und drückte ihr noch eine Tube mit Wundschutzcreme in die Hand. »Hier ist noch etwas gegen die Wundheilungsstörung für Ihre Narbe. Tragen Sie das zwei Mal täglich auf, dann sollte das schnell besser werden. Wenn nicht, suchen Sie bitte einen Arzt auf. In Ordnung?«

Abermals nickte sie. »Danke«, schniefte sie, bevor sie mit den flachen Händen über ihre Wangen fuhr und die Tränen wegwischte.

»Alles Gute für Sie, Ms. Miller. Und schauen Sie nach vorne. Auch andere Mütter haben hübsche Söhne.« Mit einem Augenzwinkern erhob ich mich und setzte zum Gehen an.

»Danke, Mister ... äh, Doctor ...«

»Hardman. Dr. Adrian Hardman.«

Kapitel 3

Louisa

Seit über einer halben Stunde saß ich meinem Vater nun gegenüber. Er war genauso, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Ein sportlicher Endsechziger mit kurzem, ergrauten Haar, gekleidet in einen sündhaft teuren, aber perfekt sitzenden Maßanzug. Ein Mann, der sich und sein Unternehmen mehr liebte als alles andere auf der Welt.

»Warum genau bin ich hier?«, wollte ich endlich wissen, nachdem ich geduldig seinen Ausführungen zugehört hatte. Dabei vermied ich es tunlichst, ihn mit Dad anzusprechen. Denn eine Vaterfigur war weiß Gott nicht das, was er für mich verkörperte. Zeit meines Lebens hatte ich ihn, wenn überhaupt, nur morgens gesehen, manchmal auch abends, höchst selten an den Wochenenden. Er war wie besessen vom Erfolg und von der Macht, die mit seinem Job einhergingen. Sicher hatte er anfangs hart dafür arbeiten müssen. Dem zollte ich durchaus Respekt. Aber dass er sich weigerte, meine Abneigung gegenüber einer Mitarbeit in seinem Unternehmen zu akzeptieren, machte die Sache nicht besser.

Auch heute, nachdem wir uns nach fünf Jahren zum ersten Mal wieder gegenübersaßen, war er noch der unnahbare Mensch, den ich in Erinnerung hatte.

»War es Moms Idee?«, hakte ich nach, als seine Antwort ausblieb.

»Weißt du, wir stehen kurz vor einer wichtigen Fusion, die ich vor meinem runden Geburtstag gern unter Dach und Fach wüsste«, sinnierte er weiter, anstatt meine Frage zu beantworten.

So war es damals schon gelaufen. Immer nur ausweichende Phrasen. Es würde sich wohl nie ändern. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich gerade, wie meine Mutter es mit ihm aushielt.

»Dad, was willst du? Hat Mom dich dazu überredet, mich einzuladen?«

Für einen Moment sah er aus dem Fenster und ich befürchtete, er würde gleich über das Wetter reden. Langsam wurde ich ungehalten und hatte das Gefühl, meine Zeit zu vergeuden. Dabei hatte ich so viel zu tun. Noch mindestens zwei Blogartikel warteten darauf, auf meiner Homepage hochgeladen zu werden. Die dazu passenden Fotos musste ich vorher noch bearbeiten. Ich sah mich schon bis spät in die Nacht arbeiten.

Schließlich erhob ich mich kopfschüttelnd, was ihn wohl aufrüttelte.

»Louisa, warte«, sagte er mit kratziger Stimme. »Ja, es war die Idee deiner Mutter, dich anzurufen und dich zu fragen ob ... ob ...«

Seitdem sich mein Vater am Freitag aus heiterem Himmel gemeldet hatte, grübelte ich, was er von mir wollen könnte, und hatte bis jetzt keine Antwort gefunden.

»Ob was?«, fragte ich viel zu barsch, setzte mich aber wieder auf den Sessel.

»Ich werde bald siebzig. Siebzig, verstehst du? Ich bin ein alter Knochen, der das Business der jüngeren Generation überlassen sollte ...« Sein Lachen wirkte aufgesetzt. Zwar kräuselten sich seine Lippen, doch seine Augen blieben davon unberührt.

»Dad, nicht schon wieder eine Diskussion darüber, dass ich dein Imperium übernehmen soll. An meiner Meinung von damals hat sich nichts geändert.«

»Nein, nein, darum geht es nicht. Eigentlich wollte ich dich nur zu meiner Geburtstagsparty einladen. Aber wenn du nicht kommen kannst, verstehe ich das. Es ist viel vorgefallen zwischen uns, was ich nicht rückgängig machen kann. Es tut mir leid und ich möchte es wieder gutmachen, mein Kind. Also kommst du? Kann ich dich auf die Gästeliste setzen?«

Endlich erkannte ich eine Art Gefühlsregung in seinen Augen. Die akkurate Fassade, die diesen Mann umgab, schien ein wenig zu bröckeln. Und mein innerer Widerstand mit.

Hatte er mich tatsächlich herbestellt, um sich zu entschuldigen und mich zu seinem Geburtstag einzuladen? Vielleicht war doch noch etwas zu retten an unserer Vater-Tochter-Beziehung. Doch auch wenn ich mir nichts sehnlicher wünschte, als eine intakte Familie, fiel es mir schwer, dem Frieden zu trauen. Aber ich beschloss, es zu versuchen und ihm eine Chance zu geben. Wenn er mal nicht mehr da war, wollte ich mir nicht vorwerfen müssen, es nicht wenigstens versucht zu haben.

Wortlos nickend nahm ich seine Einladung an und ging auf ihn zu. Er erhob sich, wischte sich über die Augen und nahm mich in die Arme. Genauso, wie ich es mir immer erträumt hatte. Als Kind. Als Teenager. Als junge Erwachsene. Und doch fühlte es sich steif an. Unwirklich.

»Heißt das, du kommst zu meiner Party?«, fragte er mit zittriger Stimme.

»Natürlich.«

»Und würdest du am Wochenende zu uns zum Essen kommen? Mom macht extra Lasagne.«

Die Lasagne, die meine Mutter zauberte, war anbetungswürdig und mit nichts auf der Welt vergleichbar. Es war die beste im ganzen Universum.

»Wie könnte ich mir das entgehen lassen«, lachte ich und löste mich aus der Umarmung.

»Ich freue mich. Und Mom auch. Leider ruft die Arbeit wieder. Verzeih mir, aber wir sehen uns ja in ein paar Tagen wieder.« Er zeigte auf die Papierberge, die auf seinem Schreibtisch lagen.

»Na klar, bis dahin«, sagte ich und hielt für einen Moment inne, bevor ich sein Büro verließ.

»Danke, mein Kind. Familie ist eben alles und durch kein Geld der Welt zu ersetzen. Ach, eine Sache noch. Hast du einen Freund?«

»Äh, nein«, erwiderte ich und drückte bereits die Türklinke nach unten.

»Schade, so ein hübsches Mädchen wie du sollte einen Freund haben«, sagte er und verabschiedete mich mit einem Augenzwinkern, woraufhin ich mit einem lauten Seufzer sein Büro verließ.

Es sollte sich gut anfühlen, dass die Fronten geklärt waren. Und doch hinterließ das Gespräch einen faden Beigeschmack. Ich wusste nicht, ob es richtig war, ihm so schnell zu verzeihen. Mein Vater war ein Sturkopf und ich hatte es noch nie erlebt, dass er einlenkte, sich entschuldigte oder gar eigene Bedürfnisse hintanstellte. Ich kam also nicht umhin, zu glauben, dass er ein Ziel verfolgte, das ihn so handeln ließ. Oder wie konnte es sein, dass er aus heiterem Himmel so liebenswert war? Fast hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich das hinterfragte und Zweifel an seinen Absichten hatte.

Meine kleine Wohnung befand sich in der Hill Street in Old Town, einem kleinen Stadtteil von Chicago, der sich als recht gemütlich erwiesen hatte. Er lag nördlich vom Financial District, wo sich auch das Restaurant befand, in dem ich arbeitete. Trotz des Gesprächs mit meinem Dad wusste ich nicht, ob er es inzwischen guthieß, dass ich einen anderen Weg eingeschlagen, als er für mich vorgesehen hatte. Er hatte schließlich immer gewollt, dass ich in sein Immobilienimperium einstieg und es eines Tages übernahm. Doch dieses Business lag mir so gar nicht.

Nachdem ich mein Wirtschaftsstudium abgebrochen hatte, war ich im The Boulevard gelandet. Anfangs hatte ich gekellnert, inzwischen war ich eine der Empfangsmitarbeiterinnen, die Reservierungen entgegennahm und die Gäste platzierte. Ich hatte lange versucht, etwas zu finden, was meinen Ansprüchen gerecht wurde, bis ich begriffen hatte, dass ich damit genauso wie mein Vater wäre. Ganz sicher war das nicht mein Traumjob und die Arbeit weit unter meinen Möglichkeiten, aber inzwischen mochte ich sie wirklich gern.

Nebenbei hatte ich einen Lifestyle-Blog aufgebaut, in dem ich über alles Mögliche und Unmögliche schrieb und das mit erheblichem Erfolg. Ich stellte Rezepte und Bücher vor, berichtete von hippen Cafés in der Stadt. Inzwischen florierte das so gut, dass ich fast davon leben konnte, denn mittlerweile bekam ich regelmäßig Anfragen für den Test neuer Produkte, bevor diese auf den Markt kamen. Es machte mir unheimlich viel Spaß, darüber zu berichten, wie ich beispielsweise das neue Fitnessgetränk fand oder den BH, der angeblich kein Stückchen Haut einquetschte, sondern vierundzwanzig Stunden am Tag perfekt saß.

Ich testete so ziemlich alles, doch das Päckchen, das heute vor meiner Tür stand, ließ mich kurz aufkeuchen. Es war von einer Firma namens Sugar Whip. Nevio Moretti und Eric Porter, zwei junge ambitionierte Typen, hatten es sich zur Aufgabe gemacht, kleine Helfer zur weiblichen Lusterfüllung zu konstruieren. Das kleine Start-up-Unternehmen war auf meinen Blog aufmerksam geworden und hatte angefragt, ob ich deren Neuheiten testen und darüber berichten wollte. Es war ungewohnt, denn solche intimen Themen standen bisher nicht auf meiner Liste. Aber meine Neugier hatte gesiegt, sodass ich gar nicht anders konnte, als den Auftrag mit einem Kribbeln im Bauch anzunehmen.

Und nun hatte ich dieses Päckchen, das ich voller Aufregung sofort aufriss. Es enthielt eine wirklich edle Verpackung aus matt-schwarzem Karton. Goldene Prägeschrift zierte den oberen Teil. Allein die Bezeichnung des Freudenspenders ließ mich schmunzeln. Pleasure Rabbit. Wer dachte sich so etwas aus? Aber als ich es ganz auspackte, erwies sich der lustbringende Hase als ziemlich ansehnlich. Er war genauso schwarz wie seine Verpackung, hatte eine seidenweiche Oberfläche und versprach höchstes Vergnügen in Windeseile. Eine vollkommen neue Druckwellenstimulation der Klitoris sollte in Überschallgeschwindigkeit für Ausnahmezustände sorgen. Allein beim Lesen der Produktbeschreibung begann mein Unterleib zu kribbeln und ich konnte es kaum erwarten, das Ding auszuprobieren. Ich war gespannt, ob es sein Versprechen hielt. Nämlich multiple Orgasmen der Superlative. Das war genau die Ablenkung, die ich nach diesem Tag brauchte.

Ich verkroch mich ins Bad und brachte mich in Stimmung. Auf das Gleitgel konnte ich getrost verzichten, denn allein die Vorstellung mehrerer Höhepunkte hintereinander hatte mich feucht werden lassen. Ein Bein auf dem Wannenrand stehend, führte ich den Pleasure Rabbit mühelos in meine Spalte ein, die vor lauter Vorfreude euphorisch zuckte. Dieses kleine unscheinbare Ding brachte mich so schnell in Ekstase, dass ich kaum bis drei zählen konnte. Stöhnend schaltete ich die Vibrationen höher und ...

Ach du ... O Gott ...

Schnell griff ich haltsuchend nach dem Duschvorhang, an dem ich mich krampfhaft festklammerte. Die inneren Vibrationen gepaart mit den Druckwellen an meiner Perle waren ... einzigartig.

Stürme puren Verlangens peitschten durch meine Adern, als ich noch eine Stufe höher schaltete. Mein eigenes Keuchen füllte den Raum, während der erste Orgasmus mich rasend schnell überrollte wie ein Tsunami.

»Ach du meine Güte«, stieß ich aus, ließ das Ding aber an Ort und Stelle, denn ich wollte mehr. So viel mehr. Dieses Teil war der Himmel auf Erden. Mutig brachte ich den Vibrator immer mehr auf Touren. Die Druckwellen massierten meine empfindlichste Stelle, während von innen mein G-Punkt unnachgiebig stimuliert wurde.

Es war gigantisch. Heiß und kalt lief es mir den Rücken hinab. Schweiß trat mir auf die Stirn und ich spürte den nächsten Höhepunkt, der sich einer Sturmflut gleich in mir aufbaute und mich im nächsten Moment wegreißen würde wie einen Strohhalm im Wind.

Ekstatisch kreischend klammerte ich mich fester an den Duschvorhang, während ich so hart kam wie noch nie zuvor in meinem Leben. Sterne tanzten vor meinen Augen und meine Herzfrequenz war fernab von gesunden Bereichen.

Das Geräusch von reißendem Stoff konnte ich erst nicht zuordnen und war umso überraschter, als der Duschvorhang nachgab und mir damit meinen Halt nahm, den ich so bitter nötig hatte. Ich griff ins Leere und verlor das Gleichgewicht, taumelte, als wäre ich betrunken. Der Vibrator glitt aus mir heraus und fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden.

Mein ganzer Körper kam ins Wanken. Das Bein, das bis eben noch auf dem Rand der Badewanne stand, rutschte ab und glitt in die Wanne hinein, während das andere auf dem Boden zur Seite grätschte.

Ungebremst rumste ich mit meiner unsagbar empfindsamen Körpermitte auf den Badewannenrand, bevor ich umkippte und benommen auf den Badezimmerboden fiel.

»Auaaaa«, jammerte ich und krümmte mich vor Schmerzen, während ich mich auf dem Fußboden hin und her wälzte. Der Schmerz war gewaltig. Als hätte man mir einen Felsbrocken in meine Mitte gerammt, hämmerte diese, was ich bis in die Haarspitzen spürte. Ein dumpfes, schmerzendes Klopfen verteilte sich in meine Zellen und ließ mich benommen zurück. Vermutlich hatte ich mir soeben das Becken gebrochen.

Geistesgegenwärtig und unter allergrößter Anstrengung angelte ich nach meiner Jeans, in deren Hosentasche mein Handy sein musste. Ich brauchte Ally, sofort.

»Was ist los?«, ging sie sofort ran, als hätte sie nur auf meinen Anruf gewartet.

»Ich ... Also ... Du musst«, ächzte ich, immer noch gekrümmt vor Schmerzen. »Kannst du mich ins Krankenhaus bringen?«

»Um Gottes willen, was ist passiert? Kommt das Baby etwa schon?«, brüllte sie hysterisch in den Hörer, um im nächsten Augenblick in schallendes Gelächter auszubrechen.

»Ally, das ist nicht witzig. Ich hab mich verletzt. Kannst du also bitte herkommen und mich ins Chicago Memorial bringen? Und lass deinen Sarkasmus zu Hause, ja. Den kann ich gerade nicht gebrauchen«, wimmerte ich und legte auf.

Knapp eine Stunde später lag ich auf einer Pritsche in der Notaufnahme des Chicago Memorial Hospitals und wartete darauf, dass sich endlich jemand meine Verletzung ansah. Der Schmerz ließ kaum nach und strahlte inzwischen bis in meine Oberschenkel ab, sodass ich Mühe hatte, mich in eine sitzende Position zu begeben. Ach, eigentlich tat mir alles weh. Es tat höllisch weh, um genau zu sein, und ich war mir sicher, dass ich mir etwas gebrochen hatte.

Ally hatte sich bereits im Auto über mein Missgeschick amüsiert, nachdem ich ihr gebeichtet hatte, was passiert war.

»Beim Masturbieren verunfallt. Das muss dir erst einmal jemand nachmachen«, feixte sie. »So wird es auf deinem Blog jedenfalls nicht langweilig.«

»Spinnst du?«, hatte ich sie angeherrscht. »Das geht niemanden etwas an.« Nie im Leben würde jemand davon erfahren. Ich wusste es. Ally wusste es. Maximal noch eine der hier anwesenden Krankenschwestern und die Ärztin, die mich behandeln würde, wären in meinem engsten Mitwisserkreis.

»Süße, ich fürchte, du hast keine Wahl. Du wirst dafür bezahlt, zu testen und deine Erfahrungen zu teilen.« Ally hob die Schultern und sah mich unschuldig an.

»Jaaa, ich weiß«, gab ich klein bei. »Aber ich werde ganz bestimmt nicht ins Detail gehen. Nicht bei diesem Beitrag.«

Wo blieb überhaupt die Ärztin?

Meine beste Freundin saß auf dem Stuhl, der neben der Pritsche stand und scrollte sich auf ihrem Handy durch die sozialen Medien.

»Untersteh dich«, zischte ich durch meine zusammengepressten Zähne. »Wehe, ich lese irgendwo etwas davon.«

»Ach Herzchen«, lächelte sie und legte ihre Hand auf meinen Unterarm. »Keine Sorge, das bleibt natürlich unter uns«. Mit einem Augenzwinkern widmete sie sich wieder ihrem mobilen Endgerät.

»Sie warten draußen und Sie ziehen Sie das an«, herrschte mich die Krankenschwester an, die im selben Moment den blauen Vorhang zur Seite riss und zu mir ans Bett trat. Mit einem strengen Blick bedachte sie meine Freundin, bevor sie mir gelangweilt einen dieser potthässlichen Kittel aufs Bett warf.

Ungläubig starrte ich sie an. Ich war zwar verletzt, aber ich musste doch nicht operiert werden. »Bitte?«

»Anziehen. Das werden Sie ja wohl noch schaffen«, sagte sie, ohne mich eines Blickes zu würdigen. »Dr. Hardman wird gleich bei Ihnen sein und sich die Sache ansehen.«

»Ja, okay«, murmelte ich und gab mich geschlagen, während Ally folgsam nach draußen ging, um auf mich zu warten. Mit einem Ruck war der Vorhang wieder zu. Unter gequältem Stöhnen zog ich mich aus und legte diesen überaus sexy Krankenhausfummel an. Ich zog scharf die Luft ein, als ich mich wieder auf die Pritsche legte. Die Schmerzen waren unerträglich und machten jede Bewegung fast unmöglich.

Es dauerte keine dreißig Sekunden, bis der Stationsdrachen wieder bei mir war und mir etwas an den rechten Zeigefinger klippte, was mit einem Monitor verbunden war.

Strengen Blickes sah sie abwechselnd zu mir, dann wieder zu dem Bildschirm, auf dem nun Kurven und Zahlen sichtbar waren. »Sie atmen mir etwas zu schnell«, stellte sie fachmännisch fest. »Versuchen Sie, sich zu beruhigen.«

Na, die hatte ja tolle Tipps auf Lager. Beruhigen. Ja, klar. Ich musste nur schnell mal googeln, wie man das überhaupt machte.

Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich zurück. Es war laut hier. Überall Stimmen. Türen wurden aufgerissen und wieder zugeknallt. Ein wirres Durcheinander von medizinischem Fachchinesisch, hier und da ein Schluchzen und aufgebrachte Menschen. Viel zu laut.

Doch da war eine Stimme, die meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Direkt nebenan. Warm und satt arbeitete sich der tiefe Bass, der anscheinend gerade mit einem Patienten sprach, in mein Hirn, um sich dort festzusetzen. Mit Fantasie war ich schon immer gesegnet, und so gab ich mich schnell einem Hirngespinst hin, wie wohl der Rest zu dieser unfassbar erregenden Stimme aussehen könnte. Auch wenn ich es nie erfahren würde, aber es lenkte wunderbar von den Schmerzen ab.

Erneut ging der Vorhang auf, etwas sanfter dieses Mal. Das Geräusch erinnerte mich an meinen Duschvorhang und ich verdrehte die Augen.

Endlich kam diese Ärztin.

Kapitel 4

Adrian

Fast alle Betten waren belegt. Mir blieb kaum Zeit für eine Pause und das, obwohl ich seit mehr als sechzehn Stunden im Dienst war.

Ich liebte meinen Job. Wirklich. Aus tiefster Überzeugung heraus war ich Arzt geworden. Chirurg besser gesagt. Unfallchirurg, um ganz genau zu sein. Als man mir den Chefarztposten in der Notaufnahme des Chicago Memorial Hospitals angeboten hatte, hatte ich nicht lange überlegen müssen.

Aber manchmal, so wie gerade jetzt, hätte ich gern einen Job, der es mir gestattete, den Abend ganz gepflegt mit meinen Freunden in einer Bar zu verbringen.

Diese eine Patientin noch, dann würde ich mich erst einmal aus dem Betrieb nehmen. Die Assistenzärzte sollten auch etwas zu tun haben. Schließlich wollten sie ja noch etwas lernen.

»Was haben wir hier?«, fragte ich in gewohnt schroffem Ton, nachdem ich den Vorhang zur Seite gezogen und hinter mir wieder geschlossen hatte.

Mein erster Blick galt den Monitoren neben dem Bett. Parallel streckte ich die Hand aus, um von der Schwester das Tablet mit allen Informationen zu übernehmen.

»Doctor Hardman«, sagte sie mit weicher Stimme. Herrgott, ich stand so gar nicht drauf, wenn mich das weibliche Personal anhimmelte. Also doch, ja, irgendwie pushte es mein Ego auf gewisse Art und Weise. Aber nicht im Dienst. Während der Pausen, in einem der Verbandszimmer gerne, aber nicht, wenn ich all meine Konzentration brauchte, so wie es gerade eben der Fall war.

Ich bedachte sie mit einem strengen Blick, der sie sofort die Augen niederschlagen ließ. Geht doch, dachte ich und studierte die Patientenakte auf dem Display.

»Doctor Hardman?«, drang ein dünnes Stimmchen an mein Ohr und ich riss meinen Kopf herum, um zu sehen, wohin es gehörte. Viele Möglichkeiten gab es nicht. Hier waren nur ich, die Krankenschwester und ... Mein Blick wanderte zum Bett und blieb an der blonden Schönheit hängen, die mich völlig entsetzt anstarrte. »Sie sind Doctor Hardman?«, wiederholte sie ungläubig.

»Japp«, erwiderte ich kurz und knapp und verwies mit dem Zeigefinger auf das Namensschild, das an der Brusttasche meines Arztkittels befestigt war.

»O-k-a-y.« Sie atmete hörbar ein und setzte sich auf. Ein schnaufendes Geräusch verließ ihre ... Verdammt, ihre Lippen waren so perfekt geschwungen und rosig voll, dass ich ... Shit. Hardman. Konzentration! »Aaahhh«, stieß sie aus.

»Haben Sie ein Problem damit, dass ich Dr. Hardman bin, Miss ...?«, fragte ich sie mit provokativem Unterton.

»Campbell«, blitzte sie mich aus ihren zusammengekniffenen Augen an. »Louisa Campbell und nein, ich habe kein Problem damit. Ich dachte nur ...«

»Was dachten Sie? Dass der Medicus höchstpersönlich Sie behandelt?«, feixte ich ein wenig zu offensichtlich, denn das Funkeln in ihren Augen wurde stärker. Wahnsinn, die waren so dunkel, dass ich das Gefühl hatte, in zwei Schokoladenbrunnen zu schauen. Belustigt registrierte ich, wie sich ihre Atmung beschleunigte.

»Ich dachte, Sie wären ... Na, ich ging davon aus, Sie sind weiblich. Weil, also wegen der Art meiner Verletzung dachte ich ...«

Ich traute meinen Ohren nicht und verkniff es mir im letzten Moment, in schallendes Gelächter auszubrechen.

»Entschuldigen Sie, aber Sie sind echt witzig. Treten Sie irgendwo als Stand-up-Comedian auf?«, frotzelte ich, bevor ich mich zur Raison rief und wieder ernst wurde. »Haben Sie ein Problem damit, dass ich entgegen Ihrer Erwartungen nicht weiblich bin?« Ich war näher ans Bett getreten und fixierte sie mit meinem Blick. Es schien ganz so, dass das, gepaart mit meiner Stimme, die ein paar Oktaven tiefer wurde, Wirkung zeigte. Sie schnappte nach Luft und zupfte an der Bettdecke herum, wobei eine Seite des Patientenhemdes verrutschte und ihre linke Schulter zum Teil freigab, was mich sofort einlud, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Dunkle Flecken auf ihrem Schlüsselbein irritieren mich, entpuppten sich aber beim genauen Hinsehen als kleine Vögel, die in typischer Formation bis auf ihre Schulter gezeichnet waren. Es war wunderschön. Unbemerkt inhalierte ich den Duft, der von ihr ausging. Sie roch verdammt gut, nach Sommer und lauen Nächten im Park. Verboten gut.

»Dr. Hardman?« Die Krankenschwester riss mich aus meinen Gedanken.

»Was stehen Sie hier so rum, Schwester Alice«, meckerte ich, wenngleich ich wusste, dass sie keine Schuld für die Verzögerung traf.

»Starke Schmerzen am Schambein nach einem Unfall. Blutdruck normal, Puls leicht erhöht«, ratterte sie sofort brav herunter.

»Okay.« Mein Gott, diese Ms. Campbell war wirklich anbetungswürdig. Ihr blondes, schulterlanges Haar war leicht gewellt und sah etwas wirr aus, ganz so, als wäre sie gerade erst aus dem Bett gefallen. Sie war dezent geschminkt und hatte sich heute anscheinend für den Waschbär-Look entschieden. Ihre Wimperntusche war mehr im Gesicht verteilt als da, wo sie eigentlich hingehörte. Trotzdem tat es ihrem wirklich makellosen Aussehen keinen Abbruch. Noch immer schaute sie mich verwirrt an.

Unter meiner Hand wäre dein Blick ein anderer, dachte ich für einen Moment und rief mich erneut zur Vernunft. Immer schön professionell bleiben.

»Gut, Ms. Campbell«, brummte ich und trat näher an sie heran. »Dann erzählen Sie mir bitte, was genau passiert ist. Welche Art Schmerz ärgert Sie?«

»Also ich habe ... Schmerzen ... Ja, genau«.

»Fein. Damit sind wir jetzt schon ein ganzes Stück weiter«, sagte ich und gab mir gar nicht erst die Mühe, meinen Sarkasmus zu verbergen. »Im Schambein, richtig?«

Die süße Ms. Campbell nickte unter Aufbietung all ihrer Kräfte. Denn so peinlich berührt, wie sie war, musste es sie alles an Überwindung gekostet haben, überhaupt hergekommen zu sein.

»Nehmen Sie Medikamente?«, begann ich mein Programm abzuspulen, während ich sie nicht aus den Augen ließ. Noch immer schielte sie betreten auf die Decke, die sie mit ihren Fingern malträtierte. »Vorerkrankungen?« Kopfschütteln.

»Irgendwelche Allergien?«

»Nein.«

»Wie fühlt sich der Schmerz an? Stechend oder dumpf? Drückend oder brennend?«

»Ähm, dumpf. Drückend ... Keine Ahnung.«

»Bis wohin strahlt er?«

»Oberschenkel«, ächzte sie bei dem Versuch, sich in eine andere Position zu verlagern.

»Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von eins bis zehn?«, wollte ich von ihr wissen.

»Dreizehn«, antwortete sie und sah mir zum ersten Mal, seit ich hier stand, direkt in die Augen. Damit erwischte sie mich eiskalt. Und sie hatte Humor, das gefiel mir.

»Okay, Ms. Campbell. Sie kennen es bestimmt aus Grey´s Anatomy: Jetzt kommt die Stelle, an der Sie mir erzählen müssen, wie der Unfall passiert ist.« Ganz der Helfer in Weiß schnappte ich mir ihr Handgelenk und fing ihren erschrockenen Blick auf, um ihn mit meinem zu fixieren. Es gelang ihr nur schwer, wegzusehen. Der Versuch, mir ihr Handgelenk zu entziehen, war zwecklos, ich hielt es fest und suchte ihren Puls.

»Fahrradunfall?«, fragte ich schmunzelnd, nachdem ich das ungestüme Puckern mit Zeige- und Mittelfinger an der Innenseite ihres Handgelenks ertastet hatte. Eigentlich zeichneten all die medizinischen Geräte um uns herum solche Daten auf. Aber aus irgendeinem Grund hatte ich das tiefe Bedürfnis, sie zu berühren. Ihre Haut unter meiner zu spüren. Den Widerstand, der in ihrem Inneren tobte, zu brechen.

Unter meiner Berührung schoss ihr Puls kräftig in die Höhe. Wobei, so wie sie mich ansah, war nicht ich allein der Grund dafür. »Kein Fahrradunfall, hab ich recht?«, zwinkerte ich ihr zu und war gespannt, wie man es schaffte, sich dermaßen das Schambein zu verletzen, dass man sich kaum noch bewegen konnte.

Die kleine Ms. Schüchtern brachte allerdings kein Wort heraus und ließ mich weiter im Dunkeln tappen. In meinem Blick gefangen, schüttelte sie den Kopf, doch ihre Lippen bewegten sich kein bisschen. Stattdessen atmete sie hektisch, dass ich Angst bekam, sie würde jeden Moment kollabieren.

»Sie müssen mir schon sagen, was passiert ist, damit ich Ihnen helfen kann«, sagte ich mit klarer Stimme und merkte selbst, wie autoritär ich klang.

»Duschen«, presste sie mühsam hervor. »Ich bin ausgerutscht.«

Etwas an ihrer Körperhaltung und ihrer Gestik verriet mir, dass sie sich in Grund und Boden schämte. Ich wollte ihr zwar nichts unterstellen, aber ich vermutete, dass das eben nur ein Bruchteil der tatsächlichen Geschehnisse war. Aber ich beließ es dabei, auch wenn es mir sehr gefiel, wie sie sich unter meinen Blicken wand.

»So, Ms. Campell.« Jetzt war die Stunde der Wahrheit und damit meine Chance, die Kleine aus der Reserve zu locken. Ich beugte mich über ihr Bett, sah sie unerbittlich an und flüsterte: »Ich müsste mir die Verletzung jetzt mal ansehen.«

»Niemals«, keuchte sie leise und zog die Bettdecke bis unter die Nasenspitze. Sie hatte eine wirklich entzückende Stupsnase, stellte ich fest.

»Kommen Sie, so schlimm wird es nicht sein. Aber ich muss mir ein Bild davon machen. Es geht ganz schnell.«

Energisch zog ich ihr die Bettdecke weg und hielt kurz die Luft an. Auch wenn sie in einen dieser hässlichen Kittel gekleidet war, ihre Beine waren schier endlos und so ... Wow ... Es passierte mir nicht oft, dass Patientinnen mich aus dem Takt brachten. Aber ich spürte, wie der Deckmantel meiner Professionalität Risse bekam.

Sie schaffte es, mein Gleichgewicht für einen Moment aus den Angeln zu heben, als ich meinen Blick von ihren Füßen über ihre Beine gleiten ließ. Diese Frau hatte etwas an sich, was mich reizte. Was mich in ihren Bann zog, dem ich kaum widerstehen konnte. Mit den Fingerspitzen griff ich nach dem unteren Saum des Kittels, um diesen ein wenig hochzuschieben, sodass ich einen Blick auf ihr Schambein werfen konnte. Das Gefühl ihrer Haut unter meiner versetzte mir eine Art Stromstoß, der direkt in meine Lenden schoss und dafür sorgte, dass es eng wurde in meinem Schritt.

Resigniert schloss sie die Augen, lehnte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück und ließ mich gewähren.

»Tut das weh?«, fragte ich, als ich auf die Innenseite ihrer zarten Oberschenkel drückte, was sie sofort aufheulen ließ.

»Ja, verdammt«, bäumte sie sich auf. »Das tut höllisch weh.«

»Und das hier?« Ich war direkt an ihrem Schambein. Ich war Arzt, ich durfte sie da anfassen. Ich musste sogar, wenn ich etwas über ihren Gesundheitszustand erfahren wollte. Im Normalfall war ich abgebrüht genug und hatte schon häufiger solchen Situationen gegenübergestanden, als mir lieb war. Nur jetzt und hier war alles anders.

Die kleine Ms. Campbell brachte mich gehörig aus dem Takt, und ich hatte genug damit zu tun, meine Fassung zu wahren. Sie war heiß. So verdammt heiß und beim Anblick ihrer Scham, die lediglich durch einen knappen Slip bedeckt wurde, war ich versucht, mir gierig über die Lippen zu lecken.

---ENDE DER LESEPROBE---